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Rngolder Tngblatt »Der Sesellsch»ster-

föoch mit einem guten Dreivierkelherbst rechnen. Leider geht -er Bestand an Weinbergen auch in unseren Bezirken stetig zurück.

Heilbronn, 30. August. Das dritte Todesopfer. Mun hat das Bihfelder Autounglück ein drittes Todesopfer gefordert. Heute früh um 6 Uhr ist der 51 3- a. Schneider- jmetster Hermann Söhner im Krankenhaus den schweren -Verletzungen erlegen. Wie man hört, ist bereits eine An­klage wegen fahrlässiger Tötung gegen den ebenfalls schwer- iverlehten Führer des Autos, Iooß, in Vorbereitung.

' Remmingsheim OA. Rottenburg, 30. August. Unfall sbei der Hopfenernte. Die eben begonnene Hopfen­ernte hat bereits ihr erstes Opfer gefordert. Bitzer, ein Kiesiger Bürger, stieg von der Leiter und trat unglücklicher­weise auf eine am Boden liegende Baumschere. Diese drang Durch das Schuhleder und schnitt ihm eine schwer blutende Wunde in den linken Fuß.

Friedrichshofen, 30. Aug. N e u e I u g e n d h e rb e r g e. Eine Jugendherberge wurde schon jahrelang vermißt. Es wurde für diesen Zweck ein Hintergebäude in der Eugen- straße 3 zur Verfügung gestellt, in dem sich einige größere Echlafräume mit Betten befinden, die vorläufig für 80 Per­sonen Unterkunft bieten. Die notwendigen Schlafdecken wur­den von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt. Für Koch-, Aufenthalts- und Waschgelegenheit ist vorläufig ge- forgt.

Zur lleckarmrfchiuntziW

Stuttgart, 30. August.

Die Kleine Anfrage der Abgeordneten Schüler und Keil, betreffend die Verunreinigung des Neckars, hat das Innenministerium wie folgr beantwortet:

Die Verunreinigung des Neckars, die ober- und unier- halb der Stuttgarter Kläranlage bei Mühlhausen im Lauf dieses Sommers austrat, ist eine Folge nicht bloß der zeit­weiligen Einleitung von ungereinigten Abwassern, sondern der lange Zeit zurückreichenden dauernden Einleitungen von nicht oder nicht genügend gereinigten Abwassern in den ganzen Neckar, hauptsächlich aber auf der Strecke von Eß­lingen his Hoheneck. Eine sofortige Beseitigung oder Milderung der zutage getretenen Mißstände läßt sich durch augenblickliche Maßnahmen nicht erreichen, ist vielmehr nur pon dem Eintreten einer kühleren Witterung und einer längeren Regenzeit zu erhoffen. Zu einer künftigen gründ­lichen Abhilfe bedarf es einer durchgreifendenVer- besserung der Abwasserverhältniffe aus der ganzen in Betracht kommenden Flußstrecke. Eine solche Verbesserung ist seit Jahrzehnten von den Staats- und Gemeindebehörden vorbereitet und eingeleitet, aber, zum Teil aus finanziellen Gründen, zum Teil wegen des^ Zusammenhangs mit andern Fragen noch nicht in dem erwünschten Umfang durchgeführt.

In rechtlicher Hinsicht ist zu würdigen, daß ein unmittelbarer Zwang, schädliche Abwasser in ein öffentliches Gewässer nicht einzuleiten oder vorher genügend zu klären, nach dem Wassergesetz nur gegen die einzel­nen Einleitenden, die Privaten und Gewerbetreibenden ausgeübt werden kann, daß die Einzelkläranlagen aber kei­nen genügenden Erfolg haben und daß deshalb anzustreben ist, daß die Gemeinden Sammelkläranlagen erstellen und betreiben. Im einzelnen besteht folgende Sach­lage:

1. Die Stadtgemeinde Stuttgart leitet nahezu sämt­liche häuslichen und gewerblichen Abwasser von Groß- Stuttgart und neuerdmgs auch von M e tti n g e n, Ober- e ß l i n g e n, durch Sammelkanäle in die Stuttgarter Klär­anlage bei Mühlhausen und von da in den Neckar. In der Erlaubnisurkunde vom 3. September 1913 wurde vor­geschrieben, daß sämtliche Abwasser mechanisch ge­reinigt werden müssen und daß nach Anschluß von mehr als 4000 Gebäuden eine die Fäulnisfähigkeit vollständig beseitigende (biologische), Reinigung des gesamten Ab­wassers, vorzunehmen sei. Die Voraussetzungen für die bio­logische Reinigung sind im Jahr 1927 eingetreten, worauf die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschafts­verwaltung im Benehmen mit dem Medizinischen Landes­untersuchungsamt auf die Durchführung der bio­logischen Reinigung drängte und zunächst er­reichte, daß zurzeit ein Drittel der Gesamtwasssr auch biologisch gereinigt wird; wegen der biologischen Reinigung der übrigen zwei Drittel hat sie die nachgesuchte Fristverlän­

gerung bis zum 1. November 1928 gewährt. Der Verrieb selbst wird durch das Amtsoberamt Stuttgart ständig über­wacht und durch die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung und das Medizinische Landes­untersuchungsamt mindestens einmal im Jahr eingehend untersucht.

2. Die Abwasser der Stadtgemeinde Eßlingen wer­den, abgesehen von kleineren in Einzelkläranlagen gereinig­ten Mengen, dem Neckar ungereinigt zugeführt. Die Stadtverwaltung Eßlingen will nun einen Anschlußkanal an den Stuttgarter Kanal in Mettingen bauen, was e'ne Erweiterung der Stuttgarter Kläranlage zur Folge hätte. Aber auch im günstigsten Fall wird die vollständige Durch­führung des Anschlusses vor 3 Jahren nicht zu erreichen ss'.n.

3. Die Abwasser von Feuerbach und Zuffen­hausen werden zum Teil in Einzelkläranlagen gereinigt, allein diese Reinigung ist ungenügend; die Zuführung ungereinigter Abwasser überladet den Feuerbach mit Unrat und belastet den Neckar bei Mühlhausen in starkem Grad. Die behördlichen Bemühungen, diesen Uebelständen abzuhel­fen, gehen auf lange Zeit zurück und begegneten besonderen Schwierigkeiten. Nunmehr ist die Durchführung der Rei­nigung der Abwasser von Zuffenhausen durch eine Auseinandersetzung mit der Stadtgemeinde Stuttgart ge­legentlich der Exerzierplatzfrage anscheinend erleichtert, die Lösung der Abwasserfrage in Feuerbach' begegnet grö­ßeren Schwierigkeiten, ist aber durch schriftliche und münd­liche Verhandlungen angebahnt.

4. Der Thälesbach, der unterhalb der Neckarbrücke bei Neckarweihingen in den Neckar einmündet, führt die ungereinigten Abwasser von Ludwigsburg in den Neckar. Auch hier schwebt das Verfahren wegen Erstellung einer Kläranlage.

5. Der Vollständigkeit halber ist die Murrverun­reinigung hauptsächlich durch die Gerbereiabwasser in Backnang zu erwähnen, da sich dieselbe bis in den Nek- kar unterhalb Benningen nachteilig auswirkt. Auch be­dürfen Einleitungen von Abwasser oberhalb von Eßlingen, z. B. diejenigen von Reutlingen und Schwennin­gen, einer gründlichen Verbesserung und Regelung.

Von der vorgesehenen und bereits vorbereite­ten Erweiterung der biologischen Reini­gung der Stuttgarter Abwasser kann schon im nächsten Jahr eine wesentlicheMilderungder Ver­unreinigung des Neckars in Aussicht genommen werden. Eine gründliche Abhilfe ist aber erst von der Lösung der Abwasserfragen in Eßlingen, Feuerbach, Zuffenhausen und Ludwigsburg zu erwarten. Die Staatsverwaltung wird diese Lösung mit allen Mitteln fördern.

Aus Stadt uud Land

Nagold, 31. August 1928.

Der Mensch soll nicht denken, der andere sei zu schlecht. Im Himmel hat jeder das nämliche Recht. Der Himmel läßt wandern den ein' hoch geehrt und führt auch den andern tief unter die Erd'.

Raimund.

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Die Einweihung

des Neubaus der Kleinkinderschule

findet, wie aus der Anzeige in der heutigen Ausgabe her­vorgeht, am Samstag, 1. September 1928, nachm. 3 Uhr statt. Die Teilnehmer an der Feier sammeln sich beim Neubau an der Hohestraße. Die Kinder gehen mit den Kinderschwestern im Zug von den bisherigen Schulräumen zur neuen Schule. Es wird gebeten, einen Weg für sie frei zu lassen. Nach Uebergabe der Schlüssel durch den leitenden Architekten an den Vorsitzenden des Kirchengemeinderats und Oeffnung der Türe betreten die Gäste mit den Klü­vern den Bau. Dort werden zuerst die Kinder im Saal die Gäste grüßen, ihnen einiges vortragen und dann mit etwas Eßbarem nach Hause gehen. Hieran schließt sich die Feier für die Erwachsenen, wobei auch die Eröffnungsrede von Dekan Otto, Ansprachen des Vertreters des Ober­kirchenrats, des Stadtvorstands und anderen Herren folgen werden. Nach der Feier findet eine Führung der Gäste durch das Haus statt. Am darauffolgenden Sonntag ist die

_Freitag, 31. August 1828

neue Kleinkinderschule zur Besichtigung für jedermann ge­öffnet.

Nach de« Schlachtfelder«

Der Ausflugsoerkehr Benz L Koch-Nagold verwirklicht seine s. Zt. bei der Anschaffung des großen Luxusfernreiseom- nibuffes gefaßten Pläne immer mehr. Fahrten nach dem Rheinland, nach Oberbayern usw^ttzurden schon öfters ausge­führt. Nu» will man aber, nachdem die Grenzüberschreitung mit deutschen Omnibussen nach Frankreich gestattet ist, eine Rundfahrt über die Schlachtfelder im Westen unternehmen. Diese Gelegenheit wird sicherlich von vielen begrüßt, denn manch einen interessiert es doch, wie es heute da aussieht, wo er wäh­rend des Krieges für Monate, ja vielleicht Jahre seinen Wohn­sitz in Schlössern, Häusern Baracken, oder unter der Erde auf­geschlagen hatte. Andere werden die Fahrt gerne mitmachen, um bei dem Besuch der verschiedenen Maffenfriedhöfen, das Grab eines Angehörigen oder eines Kameraden aufzusuchen. Deshalb wird man auch nicht strikte an die in der Anzeige aufgezählten Orte gebunden sein, sondern es ist Zeit für Ab­stecher zum Besuch des einen oder anderen Friedhofs an dieser Strecke vorgesehen.

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Wenn -je Skeuerkarke fehlt. Der Reichsfinanzhof Hai entschieden, daß der Arbeitgeber zehn Prozent des unge­kürzten Lohns als Steuer einbehalken und abführen muß, wenn ihm der Arbeitnehmer seine Skeuerkarke nicht ans- händigt oder deren Rückgabe schuldhaft verzögert. Solange der Aeichsminister der Finanzen nicht nach Paragraph W. Absatz 3 des Einkommensteuergesetzes Ausnahmen zuge- lassen, besteht diese Verpflichtung auch dann, wenn der steuerfreie Einkommenskeil den Arbeitslohn übersteigt. Ohne die Vorlage der Skeuerkarke kann ja der Arbeitgeber nicht zuverlässig beurteilen, ob der Arbeitnehmer nur bei ihm beschäftigt ist und ob und inwieweit er überhaupt den ein- kommenskeuerfreien Te>l abziehen darf.

Gegen eine zu milde Bestrafung von Wilddieben. In letzter Zeit häufen sich die Klagen über eine allzu gelinde Bestrafung von Wilddieben durch die zuständigen Behör­den. Es sind nur Ausnahmefälle, wenn die Gerichte Stra­fen verhängen, die durch die Festsetzung des Strafmaßes erkennen lassen, daß die Jagd entsprechend ihrer hohen volkswirtschaftlichen Bedeutung geschützt werden muß. Der Wilddieb ist keineswegs, wie vielfach fälschlich angenom­men wird, ein mehr oder weniger harmloser unberechtigter Nutznießer fremder Rechte, sondern ein gefährlicher Ver­brecher. sim Interesse der öffentlichen Sicherheit richtete die Arbeitsgemeinschaft des Allgemeinen Deutschen Iagd- schutzvereins und des Preußischen Landesjagdverbands so­wohl an das Reichs- wie an das Preußische Justizmini­sterium eine Eingabe, in der sie einmal eine strengere, ab­schreckendere Bestrafung der Wilddiebe fordert, dann aber auch darum bat, daß bei Verhandlungen gegen Wilddiebe von den Gerichten mehr als bisher jagdliche Sachverstän­dige zu Rat gezogen werden.

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Haiterbach, 30. Aug. Der neue Ortsgeisttiche, Stadt- Pfarrer Weber, hat gestern von Schultheiß Bernhard in Anwesenheit des Gemeinderats, Kirchengemeinderats und zahlreicher Gemeindemitglieder herzlich begrüßt, feinen Einzug gehalten. Die Investitur findet am kommenden Sonntag statt.

Haiterbach, 30. Aug. Abschied der Ferienkinder.Weh, daß wir scheiden müssen", hieß es auch bei den 25 Ferien­kindern aus Stuttgart, die seit fünf Wochen im Gasthaus zumOchsen" gute Unterkunft und liebevolle Verpflegung gefunden hatten. Reichlich flössen die Tränen bei der sonst so fröhlichen Schar, die mit ihren lustigen Reigen so viel Zuschauer anlockten, als es ans Abschiednehmen ging. Waren sie doch bei der liebreichen Familie Engelhard im schmucken Gasthaus gut aufgehoben. Allzurasch verflog die sorgenlose Ferienzeit, an die wohl alle gerne zurückdenken werden.

Bösinge», 30 Aug. Preisschießen. Der Schützenverein hielt letzten Sonntag sein Herbstpreisschießen ab. Es fie­len folgenden Schützen Preise zu.

1. Gruppenschießen. 1. Preis Pfalzgrafenweiler mit 284 Rgen. 2. Preis Edelweiler mit 253 Rgen.

2. Einzelschießen 58 Meter. 1. Koch, Bösingen, 2. Spring­mann, Pfalzgw., 3. Müller, Bösingen, 4. Jeuter, Pfalz­grafenweiler, 5. Schaible, Ebershardt, 6. Kirn Fr., Pfalz­grafenweiler, 7. Bolz Ehr., Bösingen, 8. Hafner K., Bösin-

Äer Schmied von Murbary.

Noinan von Leontine o. Winterfeld-Platen.

Copyright bq Ereiner L Comp.. Berlin 3C

(Nachdruck verbot«.)

20. Fortsetzung.

Bruder Heiko zuckte die Achseln und schnellte ein gold­schuppiges Fischlein an seiner Schnur empor.

Da fragt die klugen Bürger von Gebweiler selbst, Ulrich Umfelder. Und vor allen den hochweisen Bürger­meister, der Stadt."

In Gedanken verloren saß der junge Waffenschmied nnk starrte ans die klaren, murmelnden Bergwasser, die sich unter Steinen und Rankwerk so silberhell dahin­schmiegten. Dann verrannen die Wasser wie ein flüssi­ger Morgentraum zwischen überhängenden Felsen und moosigen, gestürzten Baumriesen, die in wildem Durch, einander die enge Schlucht sperrten und wohl schon Jahr­zehnte hier moderten. Es hatte der Herbst an manchen Stetten Blätter und Rankwerk schon golden gefärbt, und die Morgensonne schaffte ein Farbenglühen ringsum, daß mau hätte die Augen geblendet schließen müssen, hätten die hohen Felsen ringsum nicht dunkelblaue Schatten ge­worfen und alles Licht gemildert und ernst trotzend zu­rückgehalten. Still saßen die Männer an ihrer Angel, in den liefen Herbsttraum ringsum versunken und ein­gesponnen. Und so in heiligem Schweigen, unter hundert­jährigen Baumkronen, lagen auch des gewaltigen Herren­klosters weitläufige Bauten. Es war eine große Stille ringsum, denn fast alle Mönche und Laienbrüder waren draußen in den Weinbergen an den sonnigen Wasgau- Hängen, wo die Oktobersonne die grünen und blauen Trauben gereift hatte und die fröhliche Weinlese in vollem Gange war. Nur Bruder Ebbo, der ernste, gelehrte An- grether Grafensproß, saß emsig schreibend in seiner Zelle, indes der Frühwind schmeichelnd durch das offene Fenster flog und liebkosend über seine Tonsur strich. Er legte für einen Augenblick den knirschenden Gänsekiel aus der Hand Und stützte sinnend das schmale Kinn in die Rechte. Aus dem Bogenfenster flog sein Blick in den träumenden

Waldschatten. Irgendwo in den Felsen klang ein Hift­horn, Wildtauben gurrten im Dümmer des dichtverschlun­genen Gezweiges. In den dunklen Augen des jungen Mönches war eine große Stille und Friedsamkeit. Wie sie den Menschen eigen ist, die den Schwerpunkt ihres Lebens nach innen verlegt haben in die Tiefen der eignen Seele, wo sie sicher sind vor allen Störungen und Widerwärtigkeiten der Welt. Wo sich ihnen in der Ar­beit des Tages und in den schweigenden Stunden der Nacht die Größe ihres Gottes wundersam offenbart und ihr Friede unversiegbar ist wie ein breiter, geruhiger, ewig fließender Wasserstrom. Es sind solche Menschen besonders begnadet und behütet, und man fühlt sich wohl nitd geborgen in ihrer Nähe. Bruder Ebbo war noch jung, nitd doch war er schon solch ein Mensch. Ja, eS kam vor, daß ältere Mönche mit ihren Sorgen und Küm­mernissen zu ihm kamen und ihn um Rat befragten. Graue Haare sotten Ernst und Erfahrung mit sich brin­gen. Und doch ist es nicht immer so. Es gibt Grauköpfe, die das Leben schon tüchtig geschüttelt und gezaust hat, und die dennoch nicht gelernt haben, sich zu beugen und ihre heiße Seele in beide Hände zu nehmen und sie still vor Gottes Füße zu legen. Solche Seelen sind voll Un­ruhe ihr Leben lang und machen es sich und anderen schwer.

Ueber den stillen Waldboden klang gedämpfter Huf- schlag. Frauenschleier wehten durch den goldflimmern­den Herbstmorgen. Frau Ermintrud und Edula Grantner kamen von den Weinbergen des Bürgleins zurückgeritten, die oben an den Südhängen lagen und wo die Lese in vollem Gange war. Sie hatten nach dem Rechten ge­sehen und Frau Ermintrud hatte in ihrer festen, energi­schen Art Anordnungen und Befehle erteilt. Jetzt waren sie auf dem Heimweg und hatten den Felspfad an der Lauch entlang gewählt. Da kamen sie auch an die stille Wasserbucht zwischen den Felsen, wo die beiden Angler saßen, die just ihr Gerät zusammenpackten und wieder heimgehen wollten.

Ei, Bruder Heiko," lachte Frau Ermintrud und klatschte in die Hände,das heiße ich ein schönes Plätz­chen hier im lauschigen Buschschatten. Komnj, heb' mich

vom Schimmel, so können die müden Pferde auch noch ei«> Weilchen der Ruhe pflegen."

Der Mönch war hinzugesprungen und fing seine Schwester in den Armen aus.

Das heiße ich ein frohes Zusammentreffen, Ermin­trud. Hier läßt sich's gut plaudern am kühlen Bach, denn draußen sticht die Sonne schon scharf und macht einem warm."

So schwätzend gingen sie ans moosige Ufer und hatten darüber der dunklen Grantnertochter nicht acht, die ein wenig langsamer hinterdreingeritten kam.

Groß und schlank stand der blonde Umfelder im Buchenschatten, ein wenig unschlüssig, was er tun sollte. Aber als er sah, daß die Grantnertochter sich suchend umblickte nach einem, der ihr aus dem Sattel half, warf er rasch sein Angelgerät zu Boden und war mit wemgen Schritten neben ihr. ^ ^ . .

Ein Knie beugte er und bot ihr die Hand hin, oasi sie den feinen Fuß hineinsetzte und so seine starke Linke als Sprungbrett benutzte. Einen Augenblick zögerre sie, als wisse sie nicht recht, was sie tun solle. Da schoß ein flammendes Rot in sein hübsches, gebranntes Ge­sicht, und er knirschte mit den Zähnen.

Ihr schaut Euch nach dem Mönchsbruber um, Jung­frau Edula", sagte er hart. <>Der Angrether Grafensohn wäre Euch lieber zu solchem Knappendienst als der arme Waffenschmied."

Sie sah ein wenig erstaunt auf ihn nieder und furchte die Stirn. Dann trat sie rasch auf seine Hand und sprang in das grüne Moos. ,

Schwätzt nimmer so törichtes Zeug, dummer Bus. Warnm haltet Ihr denn allweil die arme Edula Grant- ner für stolz?" .

Sie schlug ihm leicht mit der Hand aick die Schulter und ging dann an ihm vorüber, dem Felshang Zu. Neu­gierig blickte sie in den kleinen Holzkübel, der dort stano, H und auf das Angelgerät. -

Wieviel Forellen habt Ihr denn schon gefangen / Die armen Tierlein, wie sie auf- und uiederschnelten m. ihrem Bottich."^. . ,

(Fottsetzuug^sM).