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Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilage» Feier stunden" u.Unsere Heimat"

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Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn 1.60; Einzelnummer 10 Erscheint au

jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Schriftteitung, Druck und Verlag von E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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Mit der landwirtschaftlichen WochenbeUage Hans», Garten, u. Landwirtschaft"

«uzeigenpreise: Die Ispaltige Borgiszeile oder deren Raum IS Familren-Anzeigen 12 ^; Reklamezeile 45 Eammelanzeigen SV?L Ausschlag Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telephonische Aufträge und Chiffre-Anzeigen wird keine Gewähr übernommen

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Nr. 178 s-g-ü»»-, »8» Mittwoch, de« 28. Juli 1928 z«-»!,--»«» 102. Jahrgang

Lagerspiegel

Der deutsche Gesandte übermittelte durch die Wiener Presse den Dank an die Stadt Wien für die brüderliche Aufnahme der deutschen Sänger. In Salzburg und Inns­bruck sind die zu Besuch kommenden reichsdeutschen Sanges­brüder mit ungeheurem Jubel empfange« worden. Beide Städte sind festlich geschmückt.

*

In Köln f-nd ein festlicher Empfang der deutsch-ameri­kanischen Turner statt.

Der Dawesagent Parker Gilbert Halle in Paris Be­sprechungen mit Poincare, mit dem Präsidenten der Bank von Frankreich und mit verschiedenen französischen und amerikanischen Fiuanzleuken.

Bei dem Putsch in Lissabon am Samstag wurden außer den gefangen genommenen Truppen 44 offiziere. 25 Unter­offiziere und 171 Zivilisten verhaftet.

H.

Me Nanking-Regierung hak den Einspruch Japans ge­gen die Kündigung des alten Handels- und Niederlassungs­vertrags durch die Nanking-Regierung abgelehnt.

Der Entwurf eines

Berlin, 23. Juli. Nachdem der Reichsrat seine Vorbera­tung des Entwurfs eines Schankstättengesetzes abgeschlossen hat, hat der Reichswirtschaftsminister diese Vorlage jetzt dem Reichstag zugeleitet. Gleich im ersten Abschnitt des Gesetzes, der zum Ausdruck bringt, daß das Betreiben einer Gastwirt­schaft oder der Kleinhandel mit Branntwein einer E r - Iaubnis bedarf und daß die Erlaubnis nur erteilt werde,, darf, wenn ein Bedürfnis nachgewiesen wird, ist eine Unstimmigkeit zwischen Reichsregierung und Reichsrat ausgetreten. Während nämlich die Re­gierungsvorlage festsetzt, daß die N e i ch s r e g i e r u n g mit Zustimmung des Reichsrats die Voraussetzungen für das Vorliegen eines Bedürfnisses bestimmen kann, und daß nur aushilfsweise die obersten Landesbehörden eintreten können, will der Reichsrat allein die oberste Landesbe­hörde als maßgebende Stelle dafür gelten lassen, unter welchen Voraussetzungen ein Bedürfnis für die Erlaubnis­erteilung anzuerkennen oder zu verneinen ist. Die Reichs­regierung beharrt jedoch auf ihrem Standpunkt und betont, daß es im allgemeinen Interesse liege, wenn eine m ö g- lichst einheitliche Regelung im ganzen Reichs­gebiet in dieser Frage durchgeführt werde.

Im übrigen regelt das Gesetz die Materie in insgesamt 35 Paragraphen. Im Abschnitt 1, der die Erlaubnisfraae

SchankstSttengefetzes

regelt, wird noch ausgesprochen, daß auch bei Vorliegen ei­nes Bedürfnisses die Erlaubnis zu versagen ist, wenn der Antragsteller unzuverlässig erscheint. Auch juri­stische Personen sowie nicht rechtsfähige Vereine können '.rm'chionen erhalten. Die Ausübung des Gast- oder Schank- nrerbes durch einen Stellvertreter ist nur mit besonderer Erlaubnis gestattet. Den Inhabern erlaubter Gast- oder Schankbetriebe kann vorgeschrieben werden, daß sie auch nicht geistige Getränke bereitzuhalten haben. Die Ge­werbebefugnus kann nach Abschnitt 2zurückgenommen werde,:, wenn sic auf unrichtigen Voraussetzungen beruht oder wenn nachträglich Tatsachen über den Charakter des Gewerbetreibenden bekannt werden, die einer Erlaubnis im Wege stehen. In solchem Fall ist die Erneuerung der Er­laubnis iür den betreffenden Betrieb erst nach einem Jahr möglich. Ln: AbschnittUmfang der Gewcrbebefugnis" wirD u.a. erklärt, daß der Ausschank geistiger Ge­tränke an Personen unter 18 Jahren ver­boten ist. Auch darf an Betrunkene nichts mehr aus­geschenkt werden, ebenso wie der Vertrieb geistiger Getränke durch Automaten oder der Zwang, das Verabfolge« von Speisen von der Bestellung von Getränken ab- hängig zu machen, verboten ist. Uebertretungen dieser Vorschrift werden mit Gefängnis bis zu drei Mona­ten oder mit Geldstrafe bedroht.

Deutsche waren ins deutsche Haus!

An den Rundfunkprogrammen und besonders an den in ihrem Rahmen verzapften Vorträgen gibt es leider mit Recht viel auszusetzen. Um so mehr freut man sich, wenn man einmal den mächtigen Werbeappaart des Rundfunks für Anregungen verwendet findet, die unserem Volk dringend not tun. Dr. B r ö n n e r-Stuttgart, der vor einiger Zeit am Süddeutschen Rundfunk über denInneren Markt, die Grundlage unserer Wirtschaft", gesprochen hat, hat auch daran gut getan, daß er seinen Vortrag in Gestalt einer Broschüre der Vergänglichkeit des gesprochenen Worts ent­rissen und einem noch breiteren Publikum Gelegenheit zum gründlichen Nachdenken über eine Hauptfrage unserer wirt­schaftlichen Existenz und Zukunft gegeben hat. Denn sein Bortrag gibt in musterhafter Klarheit einen ausgezeichneten und höchst ansprechenden Ueberblick und enthält so viele be­herzigenswerte Fingerzeige und Hinweise auf die Bedeu­tung des inneren Marktes, daß man ihnen wirklich die al­lergrößte Beachtung schenken muß. Unseren Lesern ist diese Bedeutung, sind die Entwicklungseinrichtungen unserer Ein- und Ausfuhr, die Daweslasten und der Auslandsverschuldung bekannt. Dr. Brönner nimmt sich einmal mit gutem Grund die deutschen Frauen vor, die das meist von den Män­nern verdiente Geld auszugeben pflegen. Man hat berechnet, daß etwa 85 Prozent aller Einkäufe von den Frauen getätigt werden, wozu vor allem Käufe von Kleiderstoffen, fertigen Kleidern, Nahrungsmitteln, Süßigkeiten und ähn­lichen Dingen gehören. In Deutschland gehen im Jahre etwa 30 Milliarden Mark durch die Hände der ein kaufenden Frauen, und diese Niesensumme zeigt, welche Verantwortung auf der Frau beim Einkauf ruht. Ist sie sich ihrer nun so recht bewußt? Leider nicht, denn es würde um den Absatz deutscher Waren besser ste­hen, wenn nicht bei einem großen Prozentsatz der Einkäu­ferinnen immer noch die Voreingenommenheit bestände, daß Auslandsartikel besser oder billiger seien als die eigenen. Natürlich muß Deutschland, um im Ausland verlausen zu können, auch eine gewisse Einfuhr zulassen. Aber die H ö h e der Einfuhr wird schließlich doch bestimmt von der freien Nachfrage. Und diese Nachfrage bewegt sich eben, wie im­mer wiederkehrende Erfahrungen zeigen, zum großen Teil m falschen und gefährlichen Bahnen.

Wie wären sie nun richtig zu stellen? Außer von der Einsicht der Käufer bezw. Käuferinnen hängt natürlich auch sehr viel vom Handel ab, der durch seine mannig- laltige Reklame neue Vedürfnisse weckt, um neuartige Wa- ren zu verkaufen und sein Verdienst zu erhöhen. Seine Aus­gabe zur Stärkung des Jnnenmarktes besteht darin, mit der Anpreisung neuer Auslanüswaren zurückhaltend zu sein, «m Einkauf den inländischen Erzeugnissen den Vorzug zu ?sden und im Ladenverkauf mehr auf den Absatz inländi- iyer Waren hinzuarbeiten. So kann der Handel eine starke erzieherische Wirkung ausüben, derer zu entraten ein Motzer Teil des deutschen Publikums leider noch nicht oer- ."nstig und geschult genug ist. Weitere Möglichkeiten, den -tmandsmarkt zu stärken, liegen bei den Produzenten, e: Industrie und L a n d w , r t s ch a f t,-die durch uaiitätsware der ausländischen Konkurrenz noch allerhand °b,°Zen könnten.

soviel von Dr. Brönners Mahnruf. Wir können ihm ."r zustimmen, möchten aber doch der Vollständigkeit hal- h'"3ufügen, daß eine wirklich nationale Zoll- und Han- h ^ertragspolitik ihrerseits bereits Grenzen für den Ver- ber"/h Ebehrlicher Auslandswaren zu ziehen vermag und !>, "'En ist, die Gefahr einer zunehmenden Handelsverschnl- ->g Deutschlands wesentlich abzudämmen. All die Nach- egsjahre hindurch und heute noch hat man diese Grenzen >, ,, !u weit gesteckt, und die verantwortlichen Politiker unter anderem auch die Pflicht, als erste den Be- 7 >b ihrer besseren Erkenntnis von den Notwendigkeiten sj^^Nlands zu erbringen. Um so eher und leichter wird in- 8°".? beim Volk selbst die Einsicht «instellen, daß deutsche Haus deutsche Lare gehört. ,

Das Reichskabinett lehnt

Anrufung des Reichsbahngerichts

Berlin, 24. Juli. Das Reichstabinett ist in seiner letzten Sitzung zu der Auffassung gekommen, daß die bisher von der Reichsbahn gegebenen Unterlagen nicht hinrei­chend seien, um die Notwendigkeit einer Tariferhöh­ung darzutun, doch ist das Kabinett mit der Anrufung des Reichsbahngerichts durch die Reichsbahn einver­st a n d e n.

Die Reichsbahn wird nun Anfang der nächsten Woche das Reichsbahngericht anrufen, nachdem die notwendigen Unterlagen über die Notwendigkeit der von der Hauptverwaltung geforderten Tariferhöhung zusam­mengebracht sind. Das Reichsbahngericht wird unter Vor­sitz von Senatspräsident Meye. zusammentreten. Ts muß innerhalb dreier Monate sein Uneil gefällt haben. Fa<1s bei der Durchführung des Urteils der Zinsen- und Tilgunps- dienst der Dawesschuldoerjchreibungen gefährdet erscheint, >o habe - beide Parteien das Recht, das Haager Schieds­gericht anzurufen.

Severing entfernt deukschnationale Beamte

Berlin, 21. Juli. Im Verfolg der Erklärung des Reichs-. Innenministers Severing, daß das Ministeriumgesäu­bert" werden solle, sind der Leiter der Verfassungsabteilung, Ministerialdirektor von Kameke und Ministerialrat Otto von Keudell, der Bruder des früheren Innenministers, auf Urlaub geschickt worden, von dem sie nicht mehr zu­rückkehren.

Die Untersuchung des Münchener Eisenbahnunglücks

Berlin, 24. Juli. Nach demB. T." wird der Reichs- verkebrsminikter o.m Donnerstaa mit dem Generaldirektor

die Bahntariferhöhung ab

der Reichsbahn Dr. D orpmiiller eine Besprechung haben über die Fortführung der Untersuchung über das Münchener Eisenbahnunglück, zu der seitens der Reichs- wie der bayerischen Regierung Beamte entsandt worden waren.

Umbildungen im Reichslandbund

Berlin, 24. Juli. Im Reichsland bund geht eine Umbildung des Präsidiums und des Vorstands vor sich. Ausschlaggebend ist der Wunsch, eine einheitlichere, straffere Führung zu erzielen und angesichts der Vielheit der Aufgaben eine zweckdienlichere Verteilung der Geschäfte zu erreichen. An der Spitze soll in Zukunft ein Präsident und ihm zur Seite zwei Vizepräsidenten stehen. Als Vizepräsi­denten sollen weiterhin die bisherigen zwei Präsidenten Graf Kal ck reu th und Dr. He pp amtieren, während das Präsidium dem bisherigen Reichsernährungsminister Schiele angebvten worden ist. Die Annahme des ihm an- gebotenen Präsidiums durch Schiele steht noch aus, wird aber erwartet.

Ein Nachklang zum Donez-Prozetz

Bochum, 24. Juli. Der Monteur Badstieb er von der Firma Knapp in Wanne-Eickel, der im Donez-Prozeß zu einem Jahr Gefängnis bei Bewährungsfrist verurteilt worden ist, hat durch seinen Stiefvater, einen Invaliden in Bochum, beim Bvchumer Arbeitsgericht eine Klage auf Weiterzahlung seines Gehalts von monatlich 350 Mk. vom 1. Juni an eingereicht. Der Firma Knapp kommt diese Klage sehr erwünscht, weil sie ihr Gelegenheit gibt, zu den Behauptungen Badstiebers vor einem deutschen Gericht Stellung zu nehmen nnd einem russischen Arteil ein deut­sches entgegenzusetzen.

Neueste Nachrichten

Der Schweizer Dundespräsident über Turnen und Volksheer

imzern, 24. Juli. In Luzern hat am Samstag das von erwa 20 000 Turnern beschickte 59. Eidgenössische Turnfest begonnen. 831 Sektionen aus der ganzen Schweiz messen sich im Wettkampf. Am Sonntag hielt der schweizerische Bundespräsident Schultheß eine großangelegte vaterlän­dische Rede, in der er das Turnen als die nötigste und beste Vorschule des schweizerischen Volksheers feierte. Er erklärte dabei:Die Schweiz ist das friedlichste Land der Erde, und seine erste Sorge ist, ihr den Frieden zu erhalten. Gerade deshalb müssen wir imstande sein, unsere Neutralität und Unabhängigkeit zu schützen. Ein geschultes und vorbereitetes Heer hat die Schweiz davor bewahrt, in den Weltkrieg hineingezogen zu werden. Es wird auch in Zukunft die sicherste Bürgschaft der schweizerischen Unabhängigkeit und des Friedens sein." Die Rede des Bundespräsidenten fin­det angesichts der antimilitaristischen Strömungen, die sich in der letzten Zeit in der Schweiz bemerkbar gemacht haben, große Beachtung.

Sängerbesuch in Budapest

Budapest. 24. Juli. Die gestern in Budapest ringetroffe­nen 3200 Teilnehmer vom Wiener Sängerbundesfest nahmen gestern abend auf der Margarethen-Insel an einem gemein­samen Essen teil, worauf die einzelnen Sängergruppen ein Konzert veranstalteten. Heute abend veranstalten die deut­schen Gäste ein Riesenkonzert im Tiergarten.

Eine litauische Rote an den Völkerbund

kowno, 24. Juli. Die litauische Regierung übersandte dem Generalsekretär beim Völkerbund eine Note, in der unter Hinweis auf Pressemeldungen über polnische mili­

tärische Manöver im Wilnagebiet an der Demarkationslinie im August als Antwort auf vor kurzem beendete litauische -Manöver in Varenai betont wird, daß in Varenai jeden Sommer Schießübungen der litauischen Artillerie stattfin­den. Die litauische Regierung habe aber stets hiervon die polnische Regierung benachrichtigt, um allen möglichen Mei­nungsverschiedenheiten vorzubeugen. Das Zusammenziehen polnischen Militärs in größerer Zahl an der Demarkations­linie würde für Litauen jedoch eine solche Gefahr Hervor­rufen, daß die litauische Regierung sich gezwungen sehen würde, sicherheitshalber die litauischen militäri­schen Punkte z» verstärken. Unter solchen Umstän­den können Zwischenfälle stattfinden, die den Frieden in Gefahr bringen würden. Zum Schluß ersucht die Note, diese Tatsachen nachzuprüfen und im positiven Falle die in der Entschließung des Bölkerbundsrats vom 10. Dezember 1927 vorgeno.nmenen Organe zur Vermeidung drohender Grenz­zwischenfälle in Tätigkeit treten zu lassen.

Russische Späherei in Lettland

Riga, 24. Juli. Das Kriegsgericht in Refekna verurteilt« in einem Späherprozeß 4 Angeklagte, darunter 2 Führer der lettischen Grenzwache, zum Tode, 4 zu lebenslänglicher wangsarbeit, 9 zu Zwangsarbeit von 5 bis 15 Jahren, ie Angeklagten hatten für Sowjetrußland Späherei be­trieben.

Abkehr der englischen Bergarbeiter vom Radikalismus London, 24. Juli. Auf den verschiedenen Kongressen und Dertreteroersammlungen der Gewerkschaft der englischen Bergarbeiter wurden starke Stimmenmehrheiten gegen den radikalen ersten Gewerkschaftssekretär Cook festgestellt, er wurde auch nicht mehr in einige wichtige Stellungen ge­wählt. In einer Versammlung in Northumberland deutete Cook «n, er wolle auch sein Hauptamt niederlegen.