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Dienstag, den 17. Juli 1S28

Nr. ISS

102. Jahrgang

Gegründet 1827

Fernsprecher Rr. 29

Tagesspiegel

Der österreichische BundeSpräsidenk Dr. Seipel empfing am Montag vormittag die deutschen Ozeanflieger Köhl und Hünefeld. Hierauf wurden die Flieger in Begleitung des deutschen Gesandten Grafen Lerchenfeld vom Bundespräsi- denken Hämisch empfangen.

Liner Privakmeldung zufolge hak der rumänische Ge­sandte ln Berlin. Lomnene, den Auftrag erhalten, die Be­sprechungen in Berlin zur Regelung der strittigen Fragen Zwischen Rumänien und Deutschland wieder aufzunehmen.

Die eine Berliner Korrespondenz vom Skrafvollzugs- amk Hort, ist Max Hölz bisher noch nicht aus der Hafk ent- lassen worden. Rach der Auffassung des Oberreichsanwalts OE ein halbes Jahr Gefängnis abzubüßen, ehe

für ihn die Amnestie in Anwendung kommt. Für die Ent­lassung der übrigen Amnestierten ist alles vorbereitet wor­den.

Verlängerle Lebensdauer -er lieichrbevölterang

Durchschnittsalter für Männer 56, für Frauen 58,8 Jahre

Die Sterblichkeitsverhältnisse, die durch die neue deutsche Sterbetafel für die Jahre 1924 bis 1926 dargestellt werden, können als verhältnismäßig günstig bezeichnet werden. Insbesondere haben die Sterbenswahrscheinlichkeiten aller Altersstufen im Vergleich zu dem Jahrzehnt 1901/1910 eine starke Verminderung erfahren. Im ersten Lebensjahr star­ben in den Jahren 1924 bis 1926 nur noch 115,4 bezw. 93,9 von je 1000 lebendgeborenen Knaben und Mädchen gegen­über 202,3 bezw. 170,5 im Jahrzehnt 1901/10 »nd 252,7 bezw. 217,4 in den 70er Jahren. Die Säuglings- sterblichkeit hat somit seit dem Beginn des 2 0. Jahrhunderts um rund 44 v. H. und seit Bestehen des Deutschen Reichs um mehr als die Hälfte abgenommen.

Noch weit stärker war der Rückgang der Sterblichkeit unter den Kleinkindern im Alker von 1 bis 5 Jahren. Von je 1000 Kindern, die die Gefahren des Säuglings­alkers überstanden haben, sterben im zweiten Lebensjahr mit 16,2 bezw. 14,9 jetzt nur noch zwei Fünftel soviel Kin­der wie vor 20 Jahren (von der Mitte des Jahrzehnts 1901/10 ab gerechnet) und nur noch ein Viertel so viel Kinder wie in den 70er Jahren. Im 3. bis 6. Lebensjahr ist die Sterblichkeit der Knaben und Mädchen sogar auf ein Fünftel bis ein Sechstel ihrer früheren Höhe gesunken. Die Wahrscheinlichkeit der 10jährigen, im nächsten Altersjahr zu sterben, hat bei den Knaben von 2,4 in den Jahren 1901 bis 1910 auf 1,4 auf 1000 und bei den Mädchen von 2,6 aus 1,2 aus 1000 abgenommen.

Erheblich schwächer ist die Verminderung der Sterbe- sälle in den Alters st ufen von 15 bis 25 Jahren: in diesem Alter macht sich die durch die Entwicklung der Ge­schlechtsreife bedingte Konstitutionsschwächung der jugend­lichen Personen in der Sterblichkeit stark bemerkbar. So ist die Sterbenswahrscheinlichkeit der 20jährigen männlichen und weiblichen Personen gegenwärtig mit 4,3 bezw. 3,3 auf 1000 nur um rund 15 bezw. 21 v. H. niedriger als im Durchschnitt der Jahre 1901 bis 1910.

In den nächsthöheren Altersstufen dagegen, in denen die Sterblichkeit durch die genannte Umstellung des Organis­mus nicht mehr beeinflußt wird, haben die Sterbenswahr- bheinlichkeiten beider Geschlechter, und zwar besonders die in--«.einen stärkeren Rückgang erfahren. Von 1000 40>ahrigen Männern starben nur noch 4,1 gegenüber 5,6 Durchschnitt der Jahre 1901 bis 1910 und die Sterblich­keit der 35- sowie der 40jährigen Männer hat mit 4,3 und 2? auf 1000 Lebende gegenüber 7,0 und 9,2 um rund ^ v. H. abgenommen. Im Alter von 30 bis unter 35 >myren insbesondere ist das Leben der Männer jetzt weniger gefährdet als in den jüngeren Altersstufen von 20 bis 25 fahren, während früher und selbst noch in den letzten Vor- legsjahren, die Sterbefälle von 30- bis 40jährigen Män- Zahlreicher waren als die von 20- bis 30jährigen. mim "^weiblichen Geschlecht hat die Sterblichkeit in den alsAltersstufen einen stärkeren Rückgang erfahren ^endlichen Altersjahren. Die beim männlichen Nils» s^abachtete Umkehrung der Sterblichkeitsverhält- scs>s »44 Altersgruppen hat jedoch beim weiblichen Ge- ioM» ^ "'Ä"" stattgefunden. Hauptsächlich wohl in- ietu Gefährdung durch Schwangerschaften sterben auch 8 noch weit mehr 30- und 35jährige Frauen.

4 5 - - §. t.e rbenswahrscheinlichkeitender

nakni»" " oOjäyrigen Männer haben mit einer Ab- 40- v. H. gegenüber den der letzten großen Sterbetafel zugrunde liegenden Sterblichkeits- sehr b""^?ahre 1901 bis 1910 einen verhältnismäßig daa»a°« l^en Stand erreicht. In den höheren Altersstufen M macht sich die Besserung der Sterblichkeitsverhält- Alter in immer geringerem Maß Nukuvnk "" Folgeerscheinungen der allgemeinen Ab­sein»» ^ menschlichen Organismus und der Abnahme üchen ANerationsfähigkeit durch die Fortschritte der ärzt- konnen "ur in begrenztem Maß hingehalten werden -rr erscheint die erreichte Verminderung

eialle der 70iäbriaen Männer und Frauen

von

StkichlW MrennW

Straßburg, 16. Juli. Das französische Parlament hat kurz vor der Sommerpause noch einen Gesetzentwurf an­genommen, wonach von dem Appellhof in Kolmar i. E. eine Kammer abgetrennt und nach Metz verlegt, also Lothrin­gen gerichtlich vom Elsaß getrennt wird. Die einzige Begründung für den Schritt war, man müsse der von Bismarck geschaffenenwillkürlichen" Verbindung der beiden Provinzen ein Ende machen, wie man überhaupt alle Erinnerungen an den Frankfurter Frieden beseitigen müsse. Der Siegerfanatismus bei allen Parteien hat also einen Triumph gefeiert, der gesunde Menschenverstand ist unterlegen. Denn gerade wie Bismarck die mit fran­zösischen Ueberlieferungen und Rechten erworbenen Gebiete von den altdeutschen sonderte, müßten die Franzosen die zurückeroberten Provinzen von den andern trennen, weil die fünfzig Jahre segensreicher deutscher Herrschaft eben nicht aus der Welt geschafft werden können. Und die fran­zösische Regierung erkennt es tatsächlich durch Fortführung der besonderen Einrichtungen an, in die sie nur eine nutz­lose Bresche geschlagen hat die Bevölkerung nimmt natürlich keine Notiz von dieser formalen Aenderung, die höchstens noch zweierlei Rechtsprechung bringen kann nur um einiger Parlamentarier willen, die man sich durch solche Mittelchen zu verpflichten glaubt.

Die französische Antwort auf die Keiloggnote

Paris. 16. Juli. In seiner Antwort auf die Note Kel» loggs vom 23. Juni führt Briand u. a. aus:

Nichts in dem neuen Vertraa beschränke oder beein-

Lothringens vom EW

trächtige irgendwie käs Recht ker Selbstverteidi­gung. Jedes Volk enthalte in dieser Hinsicht stets die Befugnis, sein Land gegen einen Angriff oder einen Ein­fall zu verteidigen; es habe allein zu entscheiden, ob die Umstände es nötigen, zu seiner eigenen Verteidigung zum Krieg zu schreiten. Zweitens stehe keine der Bestimmungen des neuen Vertrags im Widerspruch zu den Bestimmungen der Völkerbundssatzung und ebensowenig zu denen der Locarnov ertrage oder der Neutralitätsverträge. Anderer­seits würde jede Verletzung einer Bestimmung des neuen Vertrags durch cmen der Vertragsmächte die anderen Ver­tragsmächte von selbst von ihren Verpflichtungen gegen die Zuwiderhandelnden befreien. Dank der Klarstellung, welche die neue Fassung gebracht habe und dank der im Vertrag gegebenen Auslegung sehe die französische Regierung, daß sich der neue Vertrag mit den Verpflichtungen aus be­stehenden Verträgen vereinbaren lasse, an denen Frankreich sonst als Vertragsmacht beteiligt ist und deren unein­geschränkte Achtung ihm Vertragstreue und guter Glaube zur unabweislichen Pflicht machen. Frankreich sei daher bereit, den Vertrag zu unterzeichnen.

Großbritannien und der kelloggvorfchlag

London, 16. Juli.Daily Chronicle" berichtet, man halte es in Washington für wahrscheinlich, daß Rumänien und Südslawien eingeladen werden, sich anderen Mächten 6ei der Unterzeichnung des Antikriegspaktes anzuschließen. LautDaily News and Westminstergazette" wird heute das britische Kabinett den Wortlaut der britischen Antwort aus den Kelloggvorfchlag beraten.

69,4 bzw. 62,1 auf 58,1 und 52,0 auf 1000 sowie die Ab­nahme der Sterblichkeit der 80jährigen Männer und Frauen sehr bemerkenswert.

Die starke Abnahme der Sterbenswahrscheinlichkeiten sämtlicher Altersjahre wirkt sich naturgemäß in einer er­heblichen Lebensverlängerung der Bevölke­rung aus. Diese Lebensverlängerung macht sich, entsprechend dem besonders großen Rückgang der Sterblichkeit im Säug­lings- und Kleinkinderalter, verhältnismäßig am stärksten in den ersten fünf Lebensjahren bemerkbar.

Von einer gleich großen Grundmasse Lebendgeborener erreichen jetzt 12 v. H. der Geborenen mehr das erwerbsmäßige Alter als in den Jahren 1901 bis 1910 und sogar 23 v. H. mehr als unter den Sterblichkeits­verhältnissen der Jahre 1871 bis 1880.

Diese Zunahme ist insofern von großer Wichtigkeit, als durch sie die Auswirkungen des starken Geburtenrückgangs auf die produktive Volkskraft zu einem beträchtlichen Teil «-geschwächt werden. Die Zunahme der Aufwuchs- ziss er des weiblichen Geschlechts hat ferner die Bedeu­tung, daß für die Erhaltung eines bestimmten Bevölkerungs­bestands unter den heutigen Sterblichkeitsverhältnissen eine beträchtlich geringere Gebärleistung der Frauen notwendig ist als vor 20 Jahren und noch mehr als vor 50 Jahren.

Will man die gesamten Sterblichkeitsverhältnisse eines Zeitabschnittes durch eine einzige Zahl ausdrücken, so be­dient man sich der aus der Sterbetafel ersichtlichen L e - benserwartung der neugeborenen Kinder oder der mittleren Lebensdauer. Es wurden nach den Sterblichkeits­verhältnissen der Jahre 1871 bis 1880 die neugeborenen Knaben durchschnittlich 35,6 Jahre und noch den Sterb-

lichkeitsverhälinissen der Jahre 1901 bis 1910 durchschnitt­lich 44,8 Jahre alt. Unter den gegenwärtigen Sterblich­keitsverhältnissen hingegen beträgt die mittlere Le­bensdauer der Knaben 56 Jahre.

Der gesamte Rückgang der Sterblichkeit seit den 70er Jahren kommt mithin einer Verlängerung des Lebens der neugeborenen Knaben um durchschnittlich 20,4 Jahre gleich. In gleichem Maß ist die Lebenserwartung der neugeborenen Mädchen von 38,5 aus 58,8 gestiegen.

In Dänemark, England und Wales, Australien und Neuseeland erreichen die Neugeborenen, hauptsächlich in­folge einer niedrigen Säuglingssterblichkeit und Kleinkinder­sterblichkeit, durchschnittlich ein' noch höheres Alter als im Deutschen Reich.

Reichsverwaltungsgerichk

Berlin, 16. stuli. Der Gesetzentwurf über die Errichtung eines Aeicb-vcrwaliungsgerichts ist im wesentlichen fertig- gestellt und wird im Dezember den Reichstag beschäftigen.

Freilassung des Max Hölz

Berlin. 16. Juli. DieRote Fahne" meldet, der Kom­munistenführer Max Hölz werde anläßlich der Amnestie voraussichtlich heute mit al'M anderen politischen Gefan­genen entlassen werden. Hölz war bekanntlich wegen Mords, Raubs, Brandstiftung und Aufruhrs zum Tode bzw. lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden.

2 türkische Obersten vom Wachposten ersckwssen

Smyrna. 16. 3uli. Die zur Besatzung der Festung ge­hörenden Obersten Nihat und Zeki wurden gestern nacht, als sie auf die Anrufe der Wache im Festungsbereich mit ihren Automobilen nicht anhielten, von den Kugeln der Wachposten getötet-

Friedliche Einigung mit der Mandschurei

Peking, 16. stuli. Einer Bereinigung aller Truppen der nationalen Skreitkräfle zu einem großen Heeresverband haben nach einer Bekanntgabe des Obersten Kommandeurs der Kuomintang alle Militärgouverneure zugestimmt. Gleich­zeitig ist auch der Gedanke an eine militärische Expedition nach der Mandschurei aufgegeben worden, da man hofft, sich mit Mukden auf friedlichem Weg zu einigen.

Fühlungnahme chinesischer mit führenden englischen Per­sönlichkeiten

London, 16. Juli. LautTimes" werden Sun To, der Sohn Sunyatsens und General Hu Han Hin, der viele Jahre hindurch der enge Freund und Ratgeber Sunyatsens war, morgen in London eintreffen. Sie beabsichtigen, Fühlung mit führenden Persönlichkeiten Großbritanniens zu neh^ men, ehe sie zur Tagung des Nanking-Vollzugsrats im Herbst nach Cbina zurückkehren.

Württemberg

Stuttgart, 16. Juli.

Diamantenes Pcieslerjubilcium. In der St. Eberhards­kirche wurde gestern anläßlich des 60. Priesterjubiläums von Professor Dr. Konrad Miller eine Jubelmesse ge­feiert. Staatspräsident Dr. Bolz und Minister Dr. Beyerle waren anwesend.

Ausstellung religiöser Kunst. Im Kunstgebüude wurde im Beisein des Staatspräsidenten Dr. Bolz und des Justiz­ministers Dr. Beyerle, die aus Anlaß des Diözesan- jubiläums veranstaltete AusstellungReligiöse Kunst der Gegenwart Württembergs" eröffnet.

Luftpost nach Italien. Vom 16. Juli an wird der Lust­postverkehr mit Italien durch Eröffnung der Luftpost Mün­chen-Mailand verbessert, mit der gewöhnliche und ein­geschriebene Briefsendungen sowie Pakete Beförderung er­halten. Die Flüge finden werktäglich ab München 9 30, an Mailand 13.15, zurück ab Mailand 7.30, an München 11.15 Uhr statt. Nähere Auskunft bei den Postanstalten.

54. Hauptversammlung des Deutschen und Oesterrelchi- schen Akpenvereins. Die diesjährige 54. Jahresversammlung des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, die vom 13. bis 15. Juli hier stattfand, begann mit den Tagungen der verschiedenen Abteilungen. Der erste Abend vereinigte die Mitglieder mit ihren Stuttgarter Gästen zu einem Schwäbischen Abend im Festsaal der Liederhalle. Der erste Vorsitzende der Sektion Schwaben, Paul Dinkelacker- Stuttgart, begrüßte die Teilnehmer aus dem ganzen Reich, besonders aber aus dem Bruderland Oesterreich und aus dem vom Mutterland abgetrennten deutschen Sprachgebiet. Der erste Vorsitzende des Gesamtverbands, Staatsminister Exzellenz Dr. v. S y d o w - Berlin, dankte für den Will-