Nagolder Tagblatt «Der Gesellschafter"
Donnerstag, 12. Juli 1988
rstag. 12. Juli 1988
Seite 3 - Nr. ISl
Zur Vorbeugung > empsiehlt sich außer idung zu starker Son- r Mittagszeit, die An- tropfen, die man. so- >ie Zunge träuselt, ge- Hitze erschlafften Le- läufige Abkühlung des uschen. Bäder und den lenwasser zu sorgen.
liche Bezirksrindvieh-
ifse des Preisgerichts: lt): Gebrüder Adlung, ingen 3 Preis Jung- emeinde Mötzingen 2b. aslach 3. Altfarren Kl. tt 1. Preis. Gemeinde e ^ (3-5 Jahre) Ehr. r, Affstätt 3g. Domäne- Adlung, Sindlingen 2b. >br. Adlung, Sindlingen ;en 3k. Martin Reichen, Altersklasse der Kühe ltin 2e, 1c, 2c, 3s, 2s,
>, 2ck. Wilhelm Unsöld, »sringen 3ck. Gutsbesitzer
an 60 Jahre. Mit dem ld unseres Bezirks, Herr nsjahr. In den Jahren 25 an hat Landrat Rivp- in sehr verdienter Weiie und aufrechte Wesensart is Vertrauen seiner Unterdes Bezirks erworben.
Verkehrs Unfall.
^es Mädchen von einem irde von dem Wagenin das Bezirkskranken-
;rbrand. 3m Hause nkag eine Bewohnerin sen abgestellt zu haben, rds, nach der Sache zu Dichter Rauch schlag rk wurde der Löschzug ugreifen brauchte, weil rr. Es war nur das innk.
uch Dr. Stresemanns.
der zurzeit zur Kur nn sie gestern Freudenstadt, n Sohn, der behandelnde en Amtes. Das Mittag- ommen; später wohnten s Marktplatzes dem Kon- nach Bühlerhöhe erfolgte
rversammlung. Bei der abgehaltenen Amtsver- der Amtskörperschaft für nahmen belaufen sich auf auf 1066 487 was .LF ergibt. Unter Ver- Lufwertungsfonds an die körperschastsumlage noch jenen Jahre 462 000 srsammlung angenommen. ,g der Oberamtssparkasie.
Jahren von 272000 ^ ie Bilanzsumme von einer lionen Mark. Gegen die fteudenstadt, die im näch- ritte unternommen.
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studentenhilfe Heidelberg t für Leibesübungen in er hoch, ein Universitätshaus mit acht Räumen. Höchstsatz.
z-Studenken in Deutsch-
z in Berlin ist jetzt dazu i amerikanischen Studen- lnd zu ermöglichen. Sie mter der amerikanische" nn zu werben. Das 3"" euyork ist von der Kan veils diejenigen Studen- um des Deutschen beson- halten dann als PrAm« er erste Trupp der Kan > in Hamburg eingetrof- Stettin nach Danzig un» md und dem Rhein.
it nun nach einem Hk auf die W-ndeck misonstadt Kehl.
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lowie zahlreiches Kleinvieh kam in den Flammen um. Aon dem Inventar konnte nichts gerettet werden.
Russische Lustfahrlspionage. Ein Angestellter der Deut- lcken Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof hat M von sowjetrussischen Agenten bestechen lassen, gewisse Betriebsgeheimnisse zu verraten. Die Angelegenheit wird nnn eine weitere Untersuchung nach sich ziehen, da zu ermitteln ist ob der ungetreue Beamte, ein Regierungsbaumeister Ludwig aus Berlin-Wilmersdorf, auch in seinen früheren Stellungen bei den Junkerswerken in Dessau und bei den Dorm'erwerken in Friedrichshafen Verrat geübt bat. Mit Ludwig wurden zwei weitere Angestellte verhaftet. Sie haben von Moskau mehrere hunderttausend Mark erhalten.
De. Eduard Ludwig entstammt einer alten Stuttgar- t e r Beamtenfamilie. Er ist 27 Jahre alt. Vor einigen Jahren führte ihn eine seiner Reisen nach Moskau. Er hat bereits ein Geständnis abgelegt.
Der Danziger Zollschwindel vor Gericht. Der Oberzoll- fekrekär Julius Obermeik, der im Verein mit keinem Schwager Paul Schulz die Danziger Oberzollkasse durch Schwindeleien mit Zollquittungen um eine halbe Million Gulden (407 000 Mark) geschädigt hatte, wurde vom Schöffengericht in Danzig zu 3 Jahren Zuchthaus, 5000 Gulden Geldstrafe und 3 Jahren Ehrverlust, Schulz zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurkeilt. Drei Geschäftsleute erhielten Zuchthausstrafen.
Schweres ExplosionsunMck. 3m Borork Engelsseid bei Budapest ereignete sich im Keller eines eben fertigen Hauses. in dem zwei Arbeiter damit beschäftigt waren, eine größere Menge Erbsen von den darin enthaltenen Würmern mit Kohlendisulfit zu säubern, eine furchtbare Explosion. die das ganze Haus in einen Trümmerhaufen verwandelte. Die im Hause befindliche Frau des Besitzers, ihre Tochter, ein Dienstmädchen und zwei Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben.
Sauftod. In Oslo sind nach einem Trinkgelage drei Männer und eine Frau gestorben.
Afghanistan und die Türkei. Aus Kabul, der Hauptstadt Afgbamstl ns, wird gemeldet, der türkische Staatspräsident Mustapha Kemal Pascha habe das ernste Bestreben, die freundschaftlichen Bestrebungen zwischen Afghanistan und der Türkei noch enger zu gestalten. Wie verlautet, hat Kemal Pascha während des Besuches des Königs Aman Ullah in Angora diesen um die Hand seiner Schwester gebeten. Aman Ullah soll Kemal Pascha nach Rücksprache mit seinen Ratgebern eine günstige Antwort gegeben haben.
Hartnäckiger Ausstand in den Bereinigten Staaten. Am 16. April d. 3. traten 28 000 Textilarbeiter in den Baum- wollfabriken von Reubedford im Staat Massachusetts in den Ausstand, weil ihre Löhne um 10 v. H. herabgesetzt worden waren. Die Verwaltungen von 27 Textilfabriken versuchten nun am 9. 3uli zum erstenmal, den Bekrieb wieder aufzunehmen. Bon den ausständischen Arbeitern kehrten jedoch nur 18 zur Arbeit zurück. Die Fabriken werden von Streikposten umgeben, welche die Wiederaufnahme des Betriebs zu verhindern suchen.
Der Bandenkrieg in Chicago. Bei einem berüchtigten Mitglied einer der Schmugglerbanden, deren Kämpfe untereinander seit längerer Zeit Chicago in Atem halten, hat die Polizei eine Haussuchung abgehalten und einen seltsamen Fund gemacht. Es war ein seidener Handschuh, dessen fünf Finger als Aufbewahrungsort für fünf mit Gift gefüllte Geschosse dienten. Wie ein Polizeibeamter erklärte, muß die Wirkung dieser Geschosse furchtbarer sein als die der sogenannten Dum-Dum-Kugeln.
Me Zahl der Opfer beim Untergang der „Angamos" wird nunmehr auf rund 200 angegeben. Es wurden noch 8 Lebende gefunden» insgesamt sind also 14 Pcr'onen gerettet worden.
Schifsbruch. In der Nähe von Puento Perier (Uruguay) ist der 2000 Tonnen große Dampfer Teiton mit 123 Personen auf ein Riff gelaufen und mußte leck auf Strand gesetzt werden. Fahrgäste und Besatzung konnten gerettet werden. ^
Bei einer Wettfahrt von Neuyork nach Santan (Spanien) ist eine der beteiligten Segeljachten untergegangen. Die 6 Insassen sollen von einem Dampfer ausgenommen worden sein.
Unvorsichtiger Reichswehrsoldal. In Brück an der Ahr wurde von der französischen Gendarmerie ein Reichswehrsoldat verhaftet, der in Uniform auf einem Fahrrad in das besetzte Gebiet fuhr.
Massenvergiftung auf einer Rheinreise. Zahlreiche Teilnehmer an einer Rheinlandfahrt, die Ende des vergangenen Monats vom Deutschen Touring-Club unternommen worden war, haben sich schwere Vergiftungen zugezogen. In München sind von den erkrankten Teilnehmern zwei bereits gestorben. Der veranstaltende Klub hat bei den Teilnehmern der Fahrt, die in ganz Deutschland verstreut sind, sofort Erkundigungen eingezogen und festgestellt, daß insgesamt rund 200 Personen unter den 850 Fahrtteilnehmern oon Erkrankungserscheinungen betroffen worden sind. In München sind zur Zeit 10 Personen in ärztlicher Behandlung. Von der Münchener Polizei ist eine Untersuchung der Angelegenheit eingeleitet worden. Man vermutet Vergiftung durch Genuß von Fischen.
Letzte Nachrichten
Eine Unterredung Mussolinis über Südtirol Berlin, 12. Juli. Ein Redaktionsmitglied des Lokalan- -sigers hatte auf seinem Rundflug durch Europa eine Unterredung mit Mussolini. Den Danziger Korridor bezeichnet« Mussolini als eine in der Tat sehr ernste Angelegenheit für Deutschland, was man selbstverständlich verstehen könne. Zur Frage von Südtirol erklärte Mussolini u. a.: »Es gibt politische Fragen allererster Ordnung und solche anderen Grades. Ein Staatsmann wie Ihr Bismarck hätte das, was Ihr hartnäckig und vergeblich als „Südtiroler Frage" bezeichnet wahrscheinlich als eine solche niederen Grades betrachtet. Nicht mehr als ein Dutzend Namensänderungen sind vorgenommen worden; erst vorgestern hat ein alter Bauer, der nicht italienisch konnte, Zeutsch mit mir gesprochen. Ich will keine Märtyrer schaffen. Es sind nur die Gesetze durchgeführt worden, die für ganz Jta lien gelten. Man hat die Frage aufgegriffen von allen Feinden des Faschismus. Es ist nicht wahr, daß das Alto Adige leidet und ich will nicht, daß es leide, aber ich lasse mir nicht von den Feinden meiner Weltanschauung Schritte aufdrängen und lasse mir von ihnen keine Forderungen stellen. Der Präfekt von Bolzano ist nicht ein Mann, der seine Befugnisse überschreitet. Zie erhalten falsche Nachrichten. Diese Geschichte mit den Weihnachtsbäumen, welch ein Unding! — im ganzen sind 2 Männer verbannt worden, nicht weil sie Tiroler, sondern weil üe Antifaschisten waren! Einer wurde kurz darckuf wieder frei- gelassen. Ich gestehe Ihnen das Recht zu, Ihr Deutschtum miammenzufassen, wie es Ihre nationale Aufgabe erfordert. Ich würde nie hören auf Klagen von Wenden oder Polen oder undern Volkssplitlern in Ihrem Lande. Für Italien gibt es ernstere Probleme als Südtirol, die noch unerledigt sind. Meinen Freunden will ich freiwillig Gutes tun, aber vor Gewalt schrecke ich nicht."
Oberhaus uud Giftgasfrage London, 12. Juli. Im englischen Oberhause wurde am Mittwoch die Hamburger Giftgasangelegenheit besprochen. Für die Regierung erklärte Lord Salisbury, daß die Hamburger Phosgen-Explosion zur Zeit von der englisch-französischen Diplomatie behandelt werde. Die Bestimmungen des Friedensvertrages müßten beachtet werden. Der Reichsregierung sei der gute Wille nicht auszusprechen.
Spork
Me Ozcanflieqer. Hcmptmann Köhl ist am Mittwoch nachmittag mit der „Europa" von Frankfurt nach Berlin abqeflogrn. Er soll einen Amroeg ütir Heidelberg machen, um über dem Grab Ebsrts zwei Kränze (für sich und Hüneseld) abzuwerfen. Hiiucfeld reist nach Dresden, wo ein von ihm verfaßtes Theaterstück aufgesührt werden soll.
Eine Antwort an Köln. Dis Stadtverwaltung von Köln hat den preußischen Landtag als Gast der Stadt zum Besuch der Presseausstsllung in Köln einaeladen. Die deutschnationale Landtagsfraktion hat darauf dem Oberbürgermeister Dr. Adenauer geantwortet: Angesichts des Verhaltens der Stadtverwaltung bei dem Besuch der Ozeanslieger lehnt die Fraktion die Einladung zur Prcssa ob. Die Fraktionsmitglieder behalten sich vor, zu gegebener Zeit die Einrichtungen der Ausstellung zu besichtigen, aber nicht als Gäste der Stadtverwaltung.
Ohne Motor von Schweden nach Dänemark. Me Kopen- hagener Zeitung .Politiken" hat für die Durchführung -es ersten Flugs ohne Motor von Schwe-en nach Dänemark o-er von Dänemark nach Schweden einen Preis von 1000 Kronen aus- aesetzt. Der -entsche Flieger Hans Richter wird in -en nächsten Tagen einen Gleitslug über -en Oerehmd vornehmen. Sein Flugzeug ist bereits mit -er Bahn auf dem Weg nach Dänemark.
Auf der Suche nach Amundsen. Am 10. Juli ist in St. Servan das französische Polarschiff „Pourquois pas?" ausgelaufen, um seine Polarfahrt anzutreten und nach Amundsen und dem französischen Flieger Guilbaud zu suchen.
Die italienische Gesandtschaft in Oslo erklärt. Ceccione sei nicht gestorben.
Berliner Dollarkurs. 11 Juli. 4,1895 G. 4,1975 B 6 o. H. Dt. Reichsanleihe 1927 86.75 B.. Dt Abl.-Anl. 1 50,50. Dt. Abl.- Anl. 2 53. Dt. Abl.-Anl. ohne Ausl. 17,50. 100 stanz. Franken 16,41 Mk. G.» 16.45 B.
Berliner Geldmarkt. 11. Juli Tagesgeld 6-8, Monatsgel- 7 5 8. Ware, .ochset 6.875. Prioatdiskont E7S o. H. kurz un- 6.75 o. H. lang.
Stand der deutschen Spareinlagen Ende Mai 1928. Ende Mai 1928 betrug der Bestand der Spareinlagen bei den deutschen Sparkassen 5780,3 Millionen RM. gegen 5645,6 Millionen Ende April 1928. Die Zunahme stellt sich mithin auf 134,6 Millionen RM. Die Giro-, Scheck-, Kontokorrent- und Depositeneinlagen stellten sich Ende Mai auk 1359,3 Millionen RM. gegen 1298,4 Millionen RM. Ende April 1928.
Weitere Ermäßigung der Aluminiumpreise. Bon Amerika werden -ie vor kurzer Zeit ermäßigten Wuminiumpreise des europäischen Aluminiumkartells, zu -em auch England gehört, unterboten. Es verlautet, -äs Kartell werde genötigt sein, seine Preise abermals herabzusehen.
Me Kreuzeckbahn AG. in Garmisch hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust von 16 578 Mk. Die Betriebsein- nahmen betrugen 411068 Mk. (im Borjahr 273 896 Mk.).
Sind Streikende schadenersatzpflichtig? Am Montag hat in Oslo ein Prozeß begonnen, den der norwegische Arbeitgeberverein gegen den Maurerverband und einige Gewerkschaften angestrengt hat. Es handelt sich um ein Nachspiel zu der wilden Streikbewegung im norwegischen Baugewrbe. Der Arbeitgeberverein mncht die Fachverbände sür die durch den Streik entstandenen Verluste verantwortlich und fordert einen ziemlich hohen Betrog als Schadenersatz. Am Dienstag gelang es, einen Vergleichsvorschlag des Gerichtes zur Annahme zu bringen Die Vertreter beider Parteien haben beschlossen, den Vorschlag ihren Verbänden mit einer Empfehlung vorzulegen, sosern die weiteren Verhandlungen von Erfolg begleitet sind.
Konkurse. Joseph Broghammer, Fabrikation von Bast- und Strohwaren in Lauterbach OA. Oberndorf. — Martin Gerne r, Landwirt und Müller in Unterstadion OA. Ehingen a. D. Anna Maria Gern er, geb. Ströbele, Ehefrau des Martin Ger- ner daselbst.
Märkte
Schlachlviehmarkt Ulm. Zutrieb: 2 Ochicn. 9 Fnrrcn. 14 Kübe. 17 Rinder. 153 Kälber. 164 Schweine. Preise: Ochsen 1. 52—54, Farren 1. 44-46, 2. 40-42, Kühe 1. 32—36. 3. 18—30, Rinder 1 54—56, 2. 50—52 -,K. Kälber 1. 68—70. 2. 64-66, Schweine 1. 58-60, 2. 54—56 -K.
Schlachtviehmarkt Pforzheim. Auftrieb: 11 Ochsen, 9 Kühe, 45 Rinder, 13 Farren, 8 Kälber. 390 Schweine. Preise: Ochsen 1. 56—59, 2. 52—54, Farren 1. 50—52, 2. und 3. 48—46, Kühe 2. und 3. 40—28, Rinder 1. 59—62, 2. 55—57, Schweine 1.—3. 67 bis 68, 4. 69-71, 5.-6. —. 7. 58—62 -K.
viehpreise. Lorch: Farren 445—490, Stiere 400—450, Kühe 440—510, Jungvieh 215—525. — Roseafeld: Kühe 27—580,
Kalbinnen 475—620, Jungvieh 150—450. — Waiblingen: Zufuhr: 22 Ochsen (Preis 1200—1330 d. P.). 3 Stiere (520 d. St.). 33 Kühe (410—435), 26 Kalbeln (550—610), 17 Jungrinder (190-280). Infolge der anbaltenden Trockenheit war der Handel flau. Wenig konnte verkauft werden.
Schweinepreise. Aalen: Milchscbweine 22—31. Läufer 46. — Lorch: Milchschweine 30—40. — Mergentheim: Milchschweine 22 bis 32. — Riedlingen: Mutterschweine 115—156. Milchschweine 20 bis 30. — Rosenseld: Milchschweine 19—35. — Schwenningen: Milchschweine 15—28. — Waiblingen: Zufuhr 67 Milchschweine (25—30 ^ d. St.). 5 Läufer (40 d. St.).
Frachtpreise. Aalen: Kernen 15, Weizen 14.30—15, Roggen 13.60—14.20, Gerste 14—14.50. Hafer 13.40—14.20. — Heiden- heim: Kernen 14.90. Weizen 13.60. Hafer 13.40. — Rördlinaen: Weizen 13—13,50, Roggen,13.70—14.50, Gerste 12.80. Hafer 13.20
Ae mlmue Kraiie
von Henriette von Meerheimb Roman (Margarete Gräfin von Bünau) dE
52. Fortsetzung
Jahre 1866 (Nachdruck verboten.)
Aus Giselas Augen schwand bei dem Anblick des entzückenden Kindes jeder Schatten. Sie breitete die Arme aus — nur Sonne, nichts wie Sonne galt es in ihrem Leben, ivrnn sie ihren Mann, ihr Kind ansah.
Der Kleine hielt die Bewegung der Mutter für eine ihm Heltende Aufforderung. Er ließ sein Wägelchen stehen und sprang mit jauchzendem Schrei in ihre geöffneten Arme. Wie mir Klette hing er an ihrem Halse und drückte sein heißes Msichtchen an ihres. Gisela küßte das Kind zärtlich. Sie 'ckt sich auf einen mit dürren Nadeln dick bestreuten Sand- Hugel und hielt ihr Kind im Schoß.
c?" Kleine, müde vom Spiel und der Hitze, war zufrieden, «r schwatzte vom Papa, von dem neuen Pferd, von seinem -Punschen Bobby, seinem besonderen Freund. Antworten verlangte er nicht. Gisela war glücklich, das geliebte Sümmchen su. Horen, den kleinen, warmen Körper in ihren Armen zu fühlen. Ak wu rde es ja nie müde, mit ihrem Kinde zu spielen. Von «« ersten Stunde seiner Geburt an pflegte sie es allein. Die NAänkten Geldverhältnisse gestatteten ihr nicht, eine geschulte «arierin für das Kind zu mieten, und einer ungebildeten, vielleicht fahrlässigen Person hätten weder Königseck noch Gisela leinals ihren kostbarsten Schatz anvertraut. Wie in allen Din- gen st, waren sie auch darin ganz einig, daß es ihre erste und heiligste Pflicht sei, ihrem Kinde zu leben.
„ «schere dachten freilich weniger nachsichtig über Giselas ^Überspanntheit', die alleinige Pflegerin ihres Kindes zu sein. Las wußte sie sehr wohl. An Andeutungen, Ratschlägen, gut- oder auch scharfen Anspielungen fehlte es keineswegs, das beirrte weder Königseck noch sie selber. Er liebte leie Geistesfreiheit an ihr, mit der sie ihre eigene Pstichterkennt- s zur Richtschnur des Lebens nahm und nicht nach der Mei- W der Welt fragte. Die Welt! Ach, die „Welt" in einer bnien märkischen Kavalleriegarnison ist eng, so eng, daß
man
trotz aller Zurückgezogenheit täglich mit ihr in Berührungskom- men muß.
Das empfand Gisela vom ersten Augenblick an peinlick, seitdem sie als junge Frau die Schwelle ihres bescheidenen Häuschens in der Perleberger Gasse betreten hatte.
Vom Regimentskommandeur an bis zu ihrem Hauswirt, einem ehrsamen Schuhmacher, interessierte sich ganz M. sehr lebhaft für die „österreichische Gräfin", deren romantische Liebesgeschichte das Tagesgespräch in allen Salons, Kasinos, Wirtsstuben, ja sogar auf den Landgütern der Nachbarschaft bildete. Die guten Leute waren alle höchst gespannt, ihre Bekanntschaft zu machen, und fest entschlossen, ihr nicht nur mit großer Freundlichkeit entgegenzukommen, sondern sie auch wie eine Zitrone über alle ihre interessanten Lebensschicksale aus- zupreffen.
Diesen Bemühungen setzte aber Gisela eine so kühle Zurückhaltung und Königseck ein ebenso hartnäckiges Schweigen entgegen, daß man es endlich ausgab, diesen beiden, die sich selber vollkommen genug zu sein schienen, und ihren Verkehr daher nach Möglichkeit einschränkten, auszufragen.
Stoff zum Reden aber gab Gisela nach wie vor. Das ganze erste Jahr ihrer Ehe lebte sie völlig einsam und ging nur in tiefer Trauerkleidung herum. Es hieß, sie könne den Verlust ihrer Freundin, der Erzherzogin Mathilde, nicht verwinden. Daß sie so tief und lange trauerte, hätte ihr kein Mensch verdacht — im Gegenteil, der Kummer um den Tod einer „Kaiserlichen Hoheit" kann sehr wohl auch äußerlich zur Schau getragen werden, aber daß sie nie eine Silbe von dieser unter so interessanten Umständen Verstorbenen erzählen wollte, sondern je Zer Frage absichtlich auswich — das verstimmte die meisten. Auch über den Hofstaat des entthronten Königs von Hannover äußerte Gisela sich niemals, obwohl sie alle wußten, wie intim sie dort verkehrt hatte. Auch ihres Vaters fürstliche Herrschaft in Böhmen erwähnte sie kaum, obgleich manch einer das prächtige historische Schloß Waldstein in Prag gesehen hatte.
Solche absichtliche Zurückhaltung konnte nur — einem unbändigen Hochmut entspringen, wenn auch dieser Annahme Giselas freundliche Art widersprach, mit allen zu verkehren und an ihren Interessen Anteil zu nehmen. Auch das Mädchen, das bei Königsecks diente, sprach sich im Kreise ihrer Freundinnen sehr lobend über ihre junge Herrin aus. Die stand sogar selbst am Plättbrett und plättete die eigenhändig genähten Kittelchen ihres Jungen, wenn Gnste dazu keine Zeit fand.
Eine Gräfin Waldstein am Plättbrett! Auch ihr Kind fuhr sie oft selbst im Sportwägelchen vor sich her dem Kieferwalde zu. Exzentrisch war das! Ein anderes Wort gab es nicht für solch Benehmen. Das konnte doch eine österreichische Gräfin, deren Vater fürstlichen Aufwand trieb, nicht nötig haben?
Freilich, mit diesem Vater war sie ihrer Heirat wegen ganz verfallen, nicht einmal das mütterliche Vermögen zahlte er ihr aus! Aber dagegen kann man doch klagen, statt sich füll ge- duldig wie eine Magd abzuplagen!
Ja. exzentrisch, überspannt mußte sie sein! Auch heute schleppte sie wieder bei der glühenden Sonne den dicken Jungen auf dem Arm herum. An den meisten Fenstern der Straße, die Gisela durchschreiten mußte, um vom Walde zu ihrer Wohnung zu gelangen, waren Fensterspiegel angebracht. Hinter jedem lauerte ein neugieriges Gesicht mit mißbilligendem Stan- nen der scklanken Gestatt in dem luftigen Sommerkleide nach.
Giselas Gang verlangsamte sich unwillkürlich, die kleine Last in ihren Armen wurde ihr schwer, denn die Steine brannten förmlich unter ihren müden Füßen. Ihr reizendes Gesicht unter dem weißen Florentiner Strohhut glühte, weil Bubi auch noch beide dicke, braune Aermchen um ihren Hals legte, eine Liebkosung, die bei 29 Grad im Schatten nur einer fanatisch zärtlichen Mutter erträglich sein kann.
Sie bemerkte denn auch wie gewöhnlich nichts von den Späheraugen hinter den Fensterscheiben und geschickt angebrachten Spionen, erwiderte daher ahnungslos manchen Gruß nicht — eine Unterlassungssünde die ihrem vermeintlichen Hochmut natürlich sofort wieder erbittert zur Last gelegt wurde. Nichts verletzt ja unbeschäftigte Menschen mehr, als das glückliche Ausgefülltsein eines anderen, der seine Zeit zu nützen weiß und dessen Geist immer fern von ihren alltäglichen Gedanken ins Weite Unbegrenzte schweift.
Die Sonne brannte wirklick unbarmherzig, aber da schimmerte auch bereits das kleine, weißgestrichene Haus mit den grünen Läden. Die Kapuzinerkresse, die an den Fenstern emporkletterte, schaukelte ihre langen Ranken in dem warmen Sommerwinde.
Der hart klappernde Trab eines Pferdes, das indie Straße einbog, erregte sofort Bubis Aufmerksamkeit und ließ seine Müdigkeit vergessen. Er löste die Arme von Giselas Hals und wandte rasch den Kopf um.
(Fortsetzung folgt) .,