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Nagolder Tagblalt „Der Gesellschafter-

Donnerstag, 28. Juni 1S28

Was wieder einmal alles glücklich abgelaufen ist!

Gestern nachmittag kurz nach 6 Uhr entstand in einem kleinen Schuppen neben der Scheune des Landwirts und Koh­lenhändlers Schuon auf der Insel durch zündelnde Kinder ein kleiner Brand, der beim llebergreifen auf die anstoßende Scheune wohl schwerlich einzudämmen gewesen wäre. Die in der ersten Aufregung alarmierte Weckerlinie wurde wieder ab­gesagt, da der Brandherd durch schnell zugreifende Nachbarn zerstört wurde. — Dieses Beispiel zeigt uns wieder von neuem, wie die Eltern die Pflicht haben, auf ihre Kinder bester aufzupaffen, im besonderen, wenn sie sie mit Streichhölzern spielen sehen. Darum sollte dieses kleine, aber für Kinderhände so gefährliche Werkzeug stets gut und sicher verwahrt sein. — Ein anderes Beispiel zeigt uns ebenfalls wieder die Unhalt- darkett der Etfenbahnführung ans einer Landstraße. So scheute vorgestern abend vor dem Aliensteiger Zug in der Nähe von Gärtner Reule das Pferd eines Landwirts, das einer landw. Maschine vorgespannt war. Die Maschine wurde dabei um­geworfen, Pferd und Führer in große Gefahr gebracht, die nur durch das sofortige Halten des Zuges beseitigt wurde. — Nun, liebe Reichseisenbahn, ist dieser Vorfall auch so leichthin auf: mangelnde Vorsicht, in zu geringem Maße vorhandene Dis­ziplin usw. zurückzuführen?

Die Finanzierung der diesjährigen Ernte. Ueber dis heute im Reichsernährungsministerium unter Beteiligung -er zentralen Kreditinstitute abgehaltenen Beratung über die Finanzierung der diesjährigen Ernte wird mitgeteilt, daß Uebereinftimmung darüber erzielt wurde, daß für die Fi­nanzierung und Bewegung der Ernte in ähnlicher Weise wie im Vorjahr gesorgt werden wird.

Zselshausen, 27. Juni. Kinderfest Anschließend an den Be,. Kriegertag fand am Montag 25. Juni ein Kinderfest statt. Um V-2 Uhr versammelten sich die festlich geschmückten Kinder, die Festdamen, die Eltern der Schüler u. der Krieger- uerein auf dem schönen, schattigen Platze vor dem Schulhaus, ,oo der Festzug aufgestellt wurde. Höher schlugen die Herzen der Kinder, als sie mit ihren geschmückten Bögen dastanden u. die Kapelle zum Abmarsch blies. Auch unsre Festreiter fehlten nicht und so bewegte sich ein recht stattlicher Zug durch das Dorf hinaus auf den Festplatz. Da sah man den kleinen Ger­negroß, der mit Vaters Stock und Hut einhermarschierte; auf einem netten Festwagen zogen die 7 Zwerge das schöne Schnee­wittchen. Draußen angekommen, sammelten sich die Kinder auf der Tribüne u. nun wechselten Gedichtoorträge und Lieder mit­einander ab. Herr Hauptlehrer Wolf hatte das Programm entsprechend der Feier des Vortags auf die Liebe zum Vater­lande abgestimmt. In seiner Festrede führte er u. a. folgendes aus: Wir feierten gestern ein Fest, das uns in die Vergangen­heit zurückführte, denn wir überblickten im Geiste ein halbes Jahrhundert, das hinter uns lag. Heute feiern wrr sozusagen ein Fest der Zukunft, denn die Jugend, die wir heute vor uns haben, ist Deutschlands Zukunft. Es gilt,^ diese Jugend zum Vaterlande hin zu erziehen, zu einer richtig verstandenen, aus dem Herzen kommenden Liebe zum Vaterland. Es ist nötig, dieser Jugend Gemeinsinn einzupflanzen, daß sie mit dem Dich­ter einst singen kann: „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt". Aber nicht so, daß etwa Deutsch­land über alles in der Welt herrschen soll, sondern wie der Dichter es meinte, daß uns Deutschland über alles gehen soll, über allen Parteihader und Stammesstolz. Erst das Vater­land das große und dann erst alles andre. Wenn wir unsre I e d so erziehen, daß sie in den andern zuerst den deutschen Bruder steht und dann erst den anders denkenden Parteimann, dann wird es in der Zukunft auch einmal wieder für unser jetzt so schwer ringendes Volk einen Aufstieg geben.

Biel Freude bereiteten Jungen und Alten die Spiele der Kinder. Eierlragen, Sackhüpfen und Topfschlagen und nicht zum Wenigsten das originelle Wurstschnappen lösten viel Lachen aus. In dankenwener Weise hatte die Gemeinde reichliche Mittel zur Verfügung gestellt, sodaß alle Kinder mit schönen Gaben bedacht werden konnten. Das von der Gemeinde ge­stiftete Vesper mundete allen Kindern trefflich. Ein reges Leben und Treiben herrschte auf dem schön gelegenen Festplatze bis die Dunkelheit hereinbrach. Dann brachte ein Fackelzug die Unentwegten unter Vorantritt der Musikkapelle ins stille Dorf zurück. Alles in allem, es war ein schöner Tag, der den Kin­dern ihr ganzes Leben lang eine freudige Erinnerung sein wird

und der der ganzen Gemeinde zur Ehre gereicht. Herrn Schult­heiß Raus er und dem Gemeinderat sei daher auch hier noch­mals herzlicher Dank gesagt, daß sie ihrer Schuljugend solch einen Freudentag ermöglicht haben.

Wildberg» 28. Juni. Stadtschultheißenwahl. Sicherem Vernehmen nach hält Schultheiß Berkhemer von Affaltrach seine Bewerbung um die hiesige Ortsvorsteherstelle aufrecht. Er wird voraussichtlich am Donnerstag Abend im .Schwarz­waldsaal" noch einmal zu den Wählern sprechen.

Obertalheim, 27. Juni. Todesfall. Nach einem seit Dezember dauernden Krankenlager, das durch einen Unglücksfall hervorgerufen wurde, verstarb am vergangenen Samstag der weit über seine Heimat hinaus bekannte frühere Gutsbesitzer Josef Dettling im Alter von erst 53 Jahren. Der Verstor­bene war als aufrechter Mann mit festen Zielen beliebt und als fleißiger, unermüdlicher und tüchtiger Landwirt in seinen Kreisen geachtet. Als solcher ist er auch an die Öffentlichkeit getreten, besonders als Vorstandsmitglied des Landw. Bezirks­oereins, als Bezirksratsmitglied während 4 Jahren und als Schöffe. Die Teilnahme an der Beerdigung war eine äußerst zahlreiche aus nah und fern. Nach der Andacht des Geglichen in der Kirche und am Grabe widmete H. Landwirt Kleiner- Ebhausen im Namen des Landw. Bezirrsvereins dem nimmer­müden, langjährigen Vorstandsmitglied Worte des treuen Ge­denkens und den wohlverdienten Lorbeerkranz. Unschätzbare Dienste haben die große Erfahrung und die reichen praktischen Kenntnisse der Landwirtschaft und somit dem Verein geleistet. Doch nicht nur Landwirt sei er gewesen, sondern auch ein lieber Freund und Ratgeber allen seinen Mitmenschen. Er ruhe im Frieden.

Neuenbürg, 27. Juni. Dom Bezirksrat wurde u. a. in der letzten Sitzung die Anstellung des Dr. med. Zimmer am Bezirkskrankenhaus als weiterer Assistenzarzt und eine ge­ringe Erhöhung der Verpflegungs- und Gebührensätze im Be­zirkskrankenhaus für einzelne Punkte vom 1. Juli an genehmigt.

Breitenberg, 27. Juni. Brandfall. Gestern nachmittag brach in dem großen Wohnhaus neben dem Bürkle'schen Gast­hof zum „Hirsch" hier, das von drei Familien bewohnt war, ein Brand aus, welcher das gesamte Anwesen nebst angebau­ter Scheuer in Asche legte. Nur unter Ausbietung aller Kräfte gelang es, den stark bedrohten Gasthof zum „Hirsch" sowie eine auf der andern Seite der Brandstätte befindliche Scheuer vor dem verheerenden Element zu bewahren. Die Bewohner des betroffenen Anwesens, es sind die Landwirtsfamilien Mi­chael und Philipp Burkhard! und Jakob Gjr e u l e, sollen durch Mobilarversicherung nicht gedeckt sein; hingegen ist das Gebäude versichert. Die Ursache des Brandes wird in Kurz­schluß vermutet.

Freudenstadt, 27. Juni. Freigesprochen. In der

Nacht vom 5./6. Mai d. I. wurde der 25jährige W. Reichert, Kaufmann von Dornstetten auf der Straße zwischen Hall­wangen und Ach von einem Auto überfahren und ist dabei tödlich verunglückt. Der Chauffeur Adam Frey von hier wurde nun vom erweiterten Schöffengericht Freudenstadt bei der gestrigen Verhandlung von der Anklage wegen fahrlässiger Tötung freigesprochen.

Letzte Nachrichten

Der Beschluß des Zentrums Berlin, 28 . Juni Die Zentrumsfraktion des Reichstages nahm am Mittwoch abend nochmals den Bericht ihrer Unterhändler über de» Stand der Regie­rungsoerhandlungen gegen IS Ahr entgegen. Die Zen­trumsfraktion billigt einmütig das Verhalten ihrer Unterhändler und hält einmütig an der Auffassung fest, daß das Zentrum auf ein politisches Ministerium im Kabinett nicht verzichten kann. Darnach ist, wie die TA aus Zentrumskreifen erfährt, die Zentrumsfraktion bereit, unter Preisgabe des Reichsarbeitsministeriums ! auf den Bizekanzlerposten und das Reichsverkehrs- > Ministerium zu verzichten, fordert dafür aber außer j den beiden ihr angebotenen Ministerien ein politisches > Ministerium. !

Chamberlain über die Frage der Rheinlandsräumung London, 28. Juni. Außenminister Chamberlain wurde Mittwoch nachmittag im Unterhaus gefragt, ob angesichts der '

Erklärungen des polnischen Außenministers Verhandlungen über weitere Garantien nötig seien, bevor das Rheinland ge­räumt würde. Chamberlain antwortete, die britische Regierung habe wiederholt erklärt, daß Großbritannien keine weiteren Garantien übernehmen oder seine Verpflichtungen aus dem Versailler Vertrag erweitern könne. Die britische Regierung besitze vollständig freie Hand hinsichtlich der Räumung des Rheinlandes. Verhandlungen über die Räumung seien gegen­wärtig nicht im Gange.

Zur Berhaftung des dänischen Hanptmanns Lembouru Leipzig, 28. Juni. Zu der Verhaftung des dänischen Hauptmanns Lembourn erfährt die TU. vom Oberreichsanwalt: Seit einiger Zeit ist eine Voruntersuchung im Gange gegen eine dänische Stenotypistin in Berlin, wegen Verrats militäri­scher Geheimnisse. Die Stenotypistin hat im Verlauf der Unter­suchung angegeben, sie sei von einem angeblichen Engländer veranlaßt worden, Nachrichten über Verhältnisse bei der Reichs­wehr mitzuteilen. Dieser Engländer war vorläufig nicht zu ermitteln. Der Berliner Polizei ist es nun gelungen, festzu- itellen, daß oer angebliche Engländer der jetzt auf deutschem Boden verhaftete dänische Hauptmann Lembourn ist. Der Fest­genommene gibt zu, daß er sich mit der Stenotypistin in Ver­bindung gesetzt hat, um für den Nachrichtendienst zu werben. Der Haftbefehl ist vom Amtsgericht in Flensburg erlaffen worden.

Der amerikanische Arbeiterführer Murphy ermordet London, 28. Juni. Der amerikanische Arbeiterführer Murphy ist nach Meldungen aus Chicago von unbekannten Tätern erschossen worden. Die Verbrecher konnten im Automo­bil flüchten.

Sande! und Verkehr

Berliner Dollarkurs, 27. Juni. 4,1795 G., 4,1875 B.

6 v. ft. Dt. Reichsanleihe 1927 86.75.

Dt. Abl.-Anl. 1 50.75.

Dt. Abl.-Anl. 2 58.

Dt. Abl.-Anl. ohne Ausl. 18.

Franz. Franken 123.99 zu 1 Pfd. St.. 25.43 zu 1 Dollar.

Berliner Geldmarkt, 27. Juni. Tagesgeld 5,5—7 v. ft., Mo- natsgeld 7,75—8,50 r>. ft.. Warenwechsel 7 v. ft., Privatdiskont 6,75 v. ft. kurz und lang.

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Stuttgarter Börse. 27. Juni. Auf bessere Allslandsbörsen und auf die Festigkeit in Berlin kam auch hier eine freundlic^re Stiim mung zum Durchbruch. Die Kurse konnten anziehen, ohn« jedoch größer« Veränderungen aufzuweilen: man blieb bis zum Schluß behauptet. Württ. Vereinsbank. Filiale der Deutschen Bank.

Märkte

Schlachtviehmarkk Pforzheim. Auftrieb: 12 Ochsen. 2 Kühe, 34 Rinder, 19 Farren, 7 Kälber, 348 Schweine. Preise: Ochisen 1. 56-59, 2. 52—54, Farren 1. 50—52, 2. und 3. 40-28, Rinder 1. 59—62, 2. 55—57, Schweine 1. und 2. 68—70. 3. 63—66 -4t.

Diehpreise. Drackenheim: Kühe 550—760, Kalbinnen 550—700. Rinder 330—550, Kleinvieh 130—310. — Leonberg: Kalbeln 600, Kleinvieh 200 -4t.

Schweinepreife. Aalen: Milchschweine 27—33. — Ludwlgs- burg: Milchschweine 24—36. — kirchheim u. T.: Milchschweine 25—35, Läufer 40—60. — Riedlingen: Milchschweine 23—34, Mutterschweine 143—165. — Schweninngen: Milchschweine 20—25. - Tuttlingen. Milchschweine 18—25 -4t d. St.

Fruchkpreise. Aalen: Kernen 14.70. — fteidenheim: Kernen 14.80, Seifer 13.30. — Nördlingen: Weizen 13.50—13.70, Roggen 14.50—14.70, Gerste 12.80, ftafer 12.50—13.50. — Tuttlingen: Weizen 14-16, ftafer 14—14.50. — Urach: Gerste 13. Hafer 13.76 bis 14, Weizen 14.75 -4t d. Ztr.

Gestorbene:

Nebringen: Christine Egeler Witwe, geb. Haarer 50 I. Unterjesingen: Tobias Schnaidt, Landwirt 80 I. Sprollenhaus: Wilh. Gottl. Seyfried, Fuhrmann 57 I, Neuenbürg: Marie Kölle geb. Hagenmayer 80 I. Hornberg: Marg. Seeger geb. Mauz 69 I.

Das Detter

Unter dem Einfluß einer von Großbritannien vordringenden Depression ist für Freitag und Samstag zeitweilig bedecktes, aber nur zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

Stadtgemeinde Nagold.

Nächsten Montag, den 2. Juli ds. Is. findet hier

Vieh-,

Schweine- u. Frachtmarkt

statt, wozu freundlichst eingeladen wird.

Der Fruchtmarkt am kommenden Samstag, den 30. Juni 1928 fällt aus. 2503

Ragold, den 27. Juni 1928.

Stadtschultheitzenamt.

lI.lI.VKl.

Der Verein beteiligt sich am Sonntag, den 1. Juli an dem

Bezirkskriegertag in Mötzingen.

n.Zahlreiche Beteiligung erwünscht. Sammlung im Lokal um 11»/. Uhr. Abmarsch punkt 12 Uhr. ^eremsabzeichen, sowie Orden u. Ehrenzeichen anlegen.

W_ Stellv. Vorstand.

lkk l» IN NNM NM

benütze folgende Karten und Führer: Dodeusee-Kart«, 4farbig, 1:10« 000 ^ 1.—

Ackers Reliefkarte vom Bodensee

1:125000 ^il I -

Wais, Bodeuseeführer ^ 4.80

» » kleine Ausgabe (neu) «4ll 1.60

dsrllfel», Der Bodensee 2 —

Ackückle-Miffenharter, Der Bodensee i.—

N»»h. Der Bodeuse« ^il 2 —

Vorrätig in der

einzelne Bettjtücke Bettbarchent ^ Bettfedern, Flaum

liefert unter gewiflenyafter Bedienung

Paul RSvchle, am Markt. Ealw.

Ueberlegen

sich heute schon, was Sie Ihrer Landkundschast zum Markttag am 2. Juli empfehlen wollen, denn Sie kennen ja aus eigener Erfahrung die Tatsache, daß sich Ihre Kundschaft andernfalls zu Ihrer inserie­renden Konkurrenz verläuft.

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23,3 abgepaßt und am Stück in großer Auswahl.

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