Das Kor« reift.

Unter der heißen Lonne der letzten Wochen ist das Ge­treide der Neise entgegengegangen. Wie uns aus Gech rü­ge n berichtet wird, ist dort bereits der erste Garbenwagen eingeführt worden; es handelte sich um sehr gut gediehene Wintergerste, welche auf der Gemeindemarkung allerdings nur wenig gepflanzt wird. Bald werden auch Roggen und Sommergerste den Reifegrad erreicht haben. Der Roggen, welcher Heuer selbst auf den geringsten Aeckern ausnahms­weise gut gediehen ist, beginnt schon zu bleichen. Jetzt ist es eine Lust, einen Gang durch rvogende Aehren zu tun, und Dank erfüllt das Herz über den reichen Stand der Frucht. Auch Dinkel, Weizen und Haber, wenngleich stellenweise durch starke Regengüsse etwas gelagert, stehen prächtig; ebenso ist der Stand der Hackfrüchte ein zufriedenstellender, der gestrige ausgiebige Regen hat hier besonders wohlgetan.

Alte Calwer Gesellenbriefe.

Das Calwer Heimatmuseum hat von zwei historisch wertvollen, in Schabmanier gearbeiteten Kupfertafeln, die sich in seinem Besitz befinden, eine Anzahl Abzüge Herstellen lassen. Die Platten stammen aus der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts und wurden zum Druck von Ge­sellenurkunden angefertigt, wie sie sich ihrer damals die Zünfte zu bedienen pflegten. Auf beiden Urkunden befin­den sich neben den Schrifttexten interessante Abbildungen d«S alte» Calw mit den früheren Befestigungsanlage«. Während der Verfertiger des einen Kupferstichs — vermut­lich deS älteren — nicht bekannt ist, findet sich im Gerichts­protokoll von 1774 folgender Aufschluß über die andere, sehr sorgfältig ausgeführte Arbeit: »Der Herzog!. Brigadier Kretschmar zu Ludwigsburg hat vor einiger Zeit eine Kupferblatten anherogebracht, worauff die Stadt Calw mit einer Kundschaft vor die Hanüwerckspursch gestochen ist, und verlangt, die Stadt soll« sie um 45 fl. erkauffen. Die Stadt bietet 40 fl. Es sollen sofort 1200 Stück Kundschafften abge- bruckt und solche unter die Handwerksladen ausgeteilt wer­den. Bon jedem Stück derselben soll von den Laden 4 Kr. etngezogen werden. Die Platte soll auf dem Rathaus auf- bewahrt werden. Die Kerzenmetster haben für jede Kund­schaft von den Hanüwerckspursch 0 Kr. einzuziehkn." Die mit viel Liebe gefertigten Dokumente einer längst verklun­genen Zeit dürfte» allgemeines Interesse finden, und viele Freunde unserer Stadt und ihrer reichen historischen Ver­gangenheit werden gerne die Gelegenheit wahrnehmen, ein wohlfeiles Faksimile der schönen alten Urkunden zu erwer­be«. (Das Nähere ist aus dem Anzeigenteil zu ersehe».)

Wette« für Sonntag «ud Montag.

Die Depressionen im Norden und Süden beeinflusse« stär­ker die Wetterlage. Bet Irland liegt noch Hochdruck. Für

Sonntag und Montag ist mehrfach bedecktes, unbeständiges Wetter zu erwarten.

SCB. Alteusteig OA. Nagold, 11. Juli. Zu den gestern gemeldeten Fleischvergiftungsfällen in einem benachbarten Kurort wird noch berichtet, daß es sich dabei um den Luft­kurort Berneck bei Nagold handelt. Nach dem Genuß von Hackbraten fühlten sich 8 Personen unwohl, auch die Tochter des Hauses erkrankte an den gleichen Vergiftungserschei­nungen. Eine Reutlinger Dame ist sofort ins Bezirkskran­kenhaus nach Reutlingen übergeführt worden, eine andere befindet sich im Bezirkskrankenhaus in Nagold. Das Be­finden beider Erkrankter soll zu besonderen Befürchtungen keinen Anlaß geben. Ein anderer Erkrankrngsfall ist in­sofern besonders tragisch, als eine Dame bis vor kurzem neun Monate lang in einem Caunstatter Krankenhaus au einer schweren inneren Erkrankung gelegen hat und nun nach Berneck zur Erholung gekommen war.

SCB. Stuttgart, 11. Juli. Am Donnerstag abend hat sich ein schwerer Zusammenstoß zwischen zwei Motorrädern auf der Solitude-Rennstrecke ereignet. Mehrere Leute hatten sich aufgestellt, sie wollten die Fahrer für das Rennen trainie­ren sehen. Als einer der Zuschauer mit seinem Motorrad wegfahren wollte und eben von dem Nebenweg in die Strecke einbog, raste ein Motorradfahrer mit 110 Kilometertempo heran und fuhr gerade in das andere Rad hinein. Als die Staubwolke niedergegangen war, sah man di« Fahrer von den Rädern geschleudert daliegen, einer von ihnen bewußtlos. Der Beifahrerin wurden die Kleider buchstäblich vom Körper von einem Privatauto ins Krankenhaus gebracht, wo einer der Fahrer seine« Verletzungen erlag.

SCB. Kirchentellinsfurt, O.-A. Tübingen, 11. Juli. Einen tragischen Unfall erlitt am Sonntag Wilhelm Schenk von hier. Er weilte mit dem hiesigen Radfahrerverein bei einem Rad­fahrerfest in Würtingen. Auf der Heimfahrt stürzte er so unglücklich, baß er ins Krankenhaus nach Reutlingen über- geführt werden mußte. Für Schwenk ist es um so tragischer, da er nur noch ein gesundes Auge hatte und dasselbe nun nach dem Unfall auch noch verloren sein dürft«.

SCB. Reutlingen, 11. Juli. Unter den fünf Personen, die bei dem Unglück des Dornier-Flugbootes in der Ostsee zu Beginn dieser Woche auf so tragische Weise ums Leben ge­kommen sind, befindet sich auch der aus Böblingen gebürtige Otto Virk. Er war seit November v. I. beim Oberamt Reut­lingen als Verwaltungspraktikant beschäftigt und hielt sich im Urlaub bei seinem Bruder in Berlin auf, von wo aus er die verhängnisvoll« Fahrt angetreten hat. Otto Birk stand Im 24. Lebensjahre und erledigte auf dem Reutlinger Ober­amt bi« Berstcherungsangelegenheiten.

SCB. Giengen «. Br., 11. Juli. Trotz wiederholter Ein­sprache des Oberamts gegen die vom Gemeinderat bephlos- sene Umlage beschloß der Gemeinderat, die Umlage aus 10 Prozent zu belassen und beim Innenministerium Verwal- tungsbeschwerde gegen die Einsprache des Oüeramts zu er­heben.

SCB. Jngerkingeu OA. Bibcrach, 11. Juli. Gesten, abend ereignete sich auf der Staatsstraße Biberach—Ehingen an der sogenannten Ehinger Brücke bei Jngerkingen ein überaus folgenschwerer Zusammenstoß zwischen einem Per­sonenlieferwagen und einem Radfahrer. Das Auto, das aus Erlenmovs OA. Biberach stammte, befand sich auf der Fahrt nach dem Kirschengebtet. Als es die „Ehinger Brücke"' passierte, sah es auf der etwas steil abfallenden, kurvigen Straße zwei Radfahrer daherkommen. Es waren Forstwarl Römer und Oberholzmacher Sonntag, die von ihrer Ar­beitsstätte nach Hause fuhren. Oberholzmacher Sonntag fuhr dabei auf den rechten Kotflügel des Wagens auf und wurde gegen das Scharnier der rechten Wagentüre geschleu­dert, ivas seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Wen die Schuld an dem traurigen Unfall trifft, wird die Unter­suchung ergeben. Römer entging mit knapper Not demsel­ben Schicksal. Der Verunglückte ist Vater von 10 Kindern.

Geld-, Volks- und Landwirtschaft

100 holl. Gulden 168,71

100 sranz. Franken 16,50

100 fchweiz. Franken 81,48

Börsenbericht.

SCB. Stnttgart, 11. Juli. Die Börse hatte ruhiges Ge­schäft bei wenig veränderten Kursen.

L. C. Berliner Produktenbörse vom 11. Jnli.

Weizen, märkischer 284—287; Roggen, märkischer 172—177; Futtergerste 170—100; Wintergerste, neue ISS—170; Hafer, märkischer ISA—ISO; Weizenmehl 32,50—40,50; Roggenmehl 22,96—25,25; Weizenkleie 10,25—10,75; Roggenklete 0,75 bis 10,50; Viktoriaerbsen 22—20; kleine Speiseerbsen 21—25; Futtererbsen 18—10; Peluschken 21—22^0; Ackerbohnen 17 bis 18,50; Wicken 20—23; Lupinen, blaue 10—20; dto. gelbe 23,50 bis 25; Rapskuchen 10M—11,60; Leinkuchen 15,80—16,50; Trockenschnitzel 8—0; Soyaschrot 18,80—15. Allgemeine Ten­denz: Uneinheitlich.

Di« gedrückte Lage am Banmarkt ist nach dem Bericht des Instituts für Konjunkturforschung durch folgende Daten gekennzeichnet: Die Zahl der Bauer­laubnisse für Wohnungen ist in den ersten vier Monaten 1030 um rund 36 Prozent unter derjenigen für 1029 geblieben. Die Zahl der begonnenen Wohnungsbauten war in der gleichen Zeit um 26 Prozent geringer als 1020.

Calw, den 12. Juli 1930

Gott dem Allmächtigen hat e« gefallen, meine liebe Gattin, Misere teure Mutter, Tochter, Schwester und Schwägerin

Frau Emma Mayer«.». M-i«

nach längerem, mit Geduld ertragenem Leiden, ln die ewige Hei­mat abzurusea.

Für die trauernden Hinterbliebenen: Heinrich Mayer mit Kind Lore Beerdigung am 14. Juli, nachmittags 3" Uhr.

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