Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Freitag, IS. Juni 1928

Freitag, 15. Juni 1928

Seite 3 Nr. 138

autverbrenmrng beson- ungen sogar den Tod r auch unter Jnneha^ ln in der Sonne baden allen Umstanden dem 'behalten bleiben; denn ilung Verschlimmerung »ten Sonnenbades sein, iz. Die früheren Be- badisch-schweizerischen s Randen, des Ilnker- rrg gefallen. Mit den Schwierigkeiten überall daß man keine Waren, ich hak und im Besitz n jeder Zollstelle auch llken.

In diesem Jahr nach t mitgeteilt wird, sind Juni, dem Schluß der 3107 Personen dürfen he.

denverkehr. Nach rmdenverkehr seit dem :m er in den Jahren ickgegangen war. Auch n diesen Jahren eine iste (einschl. Passanten ischl. Passanten 1391) rchtungen betrug 1923 santen, 1927 4129 für kemerkenswert ist der :end 1923 240 lleber- zeichnet werden, weist uf.

ück. Heute vormittag iedrich Dreher, das nden war. Es riß sich e Böschung über dem ahr bemerkte, war es e das Tier so unglück- r mitten auf den har­zen blieb. Das Pferd ns könnte es zur Ar- t der Besitzer sich ent-

l l e. Der Mechaniker beim Kirschenpflücken h, so unglücklich vom lenverletzung von der ung gebracht werden nicht ernsterer Natur g erlitt ein Fräulein n epileptischen Anfall ine, von wo sie blut- lf einer Motorradtour runglückte vorgestern ;tal bei Forbach. Die nd sein mitfahrender r Natur.

Einweihung der älfte des Juli findet, ffnung der Murgtal- ) statt.

aller Veil

)iekramszell. Wie aus der Reichspräsident ein mehrwöchentlichen : Frau von Schilchner

Lewald-Karlsruhe f.

igender Verwaltungs- badlschsn Landes be- ; a l d, von 1900 bis unasaerichtshofes, ge-

r anspinnen, lange, Ikariengarn auf den

die Prinzeß Frederike ! Gisela dazwischen, rockenen Blätter sorg­ten."

-reizt."

ein hartes Schicksal." r von Freunden um- eradezu unfreundlich.

Offiziere in Schutz hweht es die Villa lesprochen wird. Und m Sturz des Wesfen-

von mir, Mathilde, ährend der Einquar- Königseck angelobt

rigseck trennt nichts neister geworden ist.

würdest mich niemals

ie kleine Erzherzogin n hätte ich das sonst mehr allein an und verfügen. In einer rbenden und Toten, >en fürs Leben. Solch

I. Ich weiß nur, daß v wenn du zwanzig

ig wären ein bißchen inzig treue Seele, jG ten Verwandten mich einziger Bruder!"

)

porben. Lewald war auch Mitglied der früheren badischen ersten Kammer.

Deutsche Auszeichnung für den Vorsitzenden des Neu­yorker Empfangskomitees. Der deutsche Generalkonsul von Lewinski gab im Deutschen Verein ein Essen zu Ehren Grover Whalens, des Vorsitzenden des ständigen Empfangs- komitees der Stadt Neuyork. Im Verlaufe der Festlichkeit überreichte der Generalkonsul Grover Whalens als Aner­kennung für seine Bemühungen beim Empfang der Bre­menflieger das Ehrenzeichen des deutschen Roten Kreuzes.

Mozartfestspiele in Paris. Die Mozartfestspiele sind nunmehr bei den Aufführungen angelangt, die in französi­scher Sprache erfolgen. Gestern abend wurde dieEnt­führung aus dem Serail" unter Leitung von Bruno Wal­ter gegeben und kommende Woche werden die Festspiele mit der Aufführung vonFigaros Hochzeit" zu Ende gehen. Tie gestrige Vorstellung brachte dem deutschen Kapellmeister wiederum einen großen Erfolg.

Flugzeugunglück bei Frankfurt a. M. Heute vormittag um 10 Uhr wurde ein Verkehrsflugzeug ,Tnp Junkers k^ 13, der schweizerischen Luftverkehrsgesellschaft Ad Astra in der Mhe des Frankfurter Borortes Niederrad durch einen Wirb ei sturm zu einer Notlandung gezwungen. Die drei Fahrgäste wurden ziemlich schwer verletzt. Es handelt sich um ein Ehepaar Dr. Raabe aus Goslar und ei­nen Musikdirektor Richter aus Hagen i. W.

Riesiges Schadenfeuer in Bingen. Auf dem Lagerplatz der Holzfirma Gebrüder Himmelsbach in Gaulsheim, Kreis Bingen, entstand heute nachmittag ein Großfeuer, das sich mit rasender Schnelligkeit über das ausgedehnte Holz­lager ausbreitete. Der Himmel der ganzen Umgebung war auf weite Strecken von mächtigen schwarzen Rauchwolken bedeckt, da das Feuer an den mit Teer imprägnierten Höl­zern reiche Nahrung fand. Die Eisenbahnzüge aus der Strecke BingenMainz erlitten große Verspätungen. Der Rheingoldzug mub> vorübergehend anhalten, da die Bahn­strecke durch den ^rond zeitweise stark gefährdet war. Der Bahnhof von Eauisheim und die anliegenden Gebäude wur­den dauernd unter Walser gehalten, um ein weiteres Um­sichgreifen des Feuers zu verhindern.

^ E'.senbahnunfaü bei Dresden. Am Vormittag ist auf dem Bahnhof Mosel ein auf falschem Gleise ankommender Gü­terzug einem Arbeitszug in die Flanke gefahren. Bei dem Unfall wurden zwei Bedienstete des Arbeiterzuges getötet und zwei andere verletzt. Beide Hauptgleise sind gesperrt, doch wird der Zugverkehr durch Umleitung über Merane und Gößnitz aufrecht erhalten.

3LW Mark Belohnung. Wie die Staatsanwaltschaft II Freiburg mitteilt, ist die Belohnung für zweckdienliche An­gaben in Sachen des Doppelmords an den Lehrerinnen Gersbach nunmehr aus 3000 Mark erhöht worden. Gleich­zeitig fordert die Staatsanwaltschaft dazu auf, daß sich alle Personen, die an dem Vormittag der Tat (Donnerstag, den 31. Mai) vormittags vom Turner aus über den Höhenweg Richtung Weißtannenhöhe nach Titisee bezw. von dort aus zurück gewandert sind, bei ihr zu melden, bezw. sofern es sich um Personen handelt, die außerhalb Freiburgs woh­nen, bei den zuständigen Polizei- oder Gendarmeriestationen.

Neues Verfahren gegen Max Holz? Wie dasBerliner ^ 'geblakt' aus Leipzig meldet, hak der Oberreichsanwalt, d in in diesen Tagen der Antrag auf Wiederaufnahme des

Verfahrens gegen Max Holz vorlag, diesem Anträge statt­gegeben Die endgültige Entscheidung siege in den Händen des vierten Strafsenats, dessen Stellungnahme noch nicht bekannt sei.

Letzte Nachrichten

Sine sozialdemokratische Entschließung zur Regierungs­umbildung in Preußen

Berlin, 15. Juni. Die sozialdemokratisch« Reichstags- scaktion hielt am Donnerstag abend in Anwesenheit des preuß. Ministerpräsidenten Braun eine Sitzung ab, die mehrere Stunden dauerte. Heber den Verlauf wurde von der Fraktion folgender Bericht ausgegeben: Die Sozialdemokratische Reichstagsfraktion nahm den Bericht ihrer Unterhändler über die Verhandlungen »nt den Parteiführern entgegen. Im Laufe der Verhandlungen ivurde die Mitteilung gemacht, dag die Fraktion der Deutschen Volkspartei einmütig nach wie vor auf der gleichzeitigen Um­bildung der preußischen Regierung besteht. Die Sozialdemo­kratische Fraktion faßte einstimmig folgenden Beschluß:

Die Sozialdemokratische Reichstagsfraktion lehne es aus staatsrechtlichen Gründen ab, daß die preuß. Regierung und auch die preuß. Parlamente einen Druck zur Umbildung der preuß. Regierung ausüben.

Zu den deutsch-rumänischen Verhandlungen.

Bukarest» 15. Juni. DerAdeverul" schreibt, daß die Nachricht der deutschen Zeitungen, wonach die rumänischen Unterhändler in Berlin gesonnen seien, die Anleihefrage von der Banca-Eenerale-Noten zu trennen, unmöglich richtig sein könne, da sich die rumänische Regierung der Gefahr aussetze, aus dem Gläubiger ein Schuldner Deutsch­lands zu werden. Deswegen versuche man, zu einem Uebereinkommen zu gelangen, in dem sämtliche Streit­fragen zwischen Rumänien und Deutschland geregelt wür­den. Man müsse hoffen, daß die Reichsbank im Rahmen eines solchen Abkommens an der Stabilisierung teil­nehmen werde. Demgegenüber meldet derCuvantul", daß die Regierung Verhandlungen mit Deutschland als ge­scheitert anfehe und die rumänische Delegation beauftragt habe, Berlin zu verlassen, wenn im Laufe des Donnerstag rein Uebereinkommen zu Stande komme.

Frankenstabilisierung am 23. Juni.

Paris, 15. Juni. Wie dieLiberte" mitteilt, wird der französische Franken am 23. Juni stabilisiert werden.

Das englische Gebetbuch zum zweiten Male abgelehnt.

Berlin, 15. Juni. DieVossische Zeitung" meldet aus London, daß das Unterhaus am Donnerstag nach stür­mischer Aussprache mit 266 gegen 220 Stimmen das Gebet­buch zum zweiten Male abgelehnt habe.

Die russische Hilfe für Nobile. Der EisbrecherMalygin" in Murmansk eingetroffen.

Kowno, 15. Juni. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist der russische EisbrecherMalygin" am Donnerstag abend in Murmansk eingetroffen, wo er neu bekohlt und den Flieger Babuschki an Bord genommen hat. Am 16. Juni soll der Eisbrecher nach der Insel Foyn aus- laufen, von wo aus Babuschki mit dem Junkersslugzeug zur Suche nach Nobile aufsteigen wird.

Spiel und Sport

Der Schwlmm-Länderkampf DeutschlandFrankreich in Biele­feld endete abermals mit einem Unentschieden. Frankreich, das 1S24 Olympiasieger im Wasserball wurde, gewann den Wasser­ballkampf nur knapp. 5:4 (Halbzeit 2:2). Dafür brachten die Deut­schen die 4mal AO-Meter-Freistilfiafsei in 1040,4 Min. überlegen an sich.

Handel «nd MMl

Berliner Dollarkurs, 14. Juni. 4,1815 G «.1898 V.

6 v. g. Dt. Reichsanleihe 1927 : 80.75.

Dt. Abl.-Anl. 1: 50.75.

Dt. Abl.-Anl. 2: 53. *

Dt. Abl.-Anl. ohne Ausl. 19.

Franz. Franken 124.20 zu 1 Pfd. St.. 25.44 zu 1 Dokkrr.

Berliner Geldmarkt, 14. Juni. Lagergeld 5 bis 3Z v. H.» Mo- nategeld 7.58.5 v. H.. Privatdiskont 0,5 o. H. kurz und lang, Warenwechsel 6,875 v. H.

Berlin, 13. Juni. Der Relchskohlenverband und der große Aus- schuß des Reichskohlenrats erhöhte die Kohlenpveise des Aachener Steinkohlensyndikats mit Wirkung vom 11. Juni an in dem Aus­maß, die einer Erlössteigerung von 1.10 Mk. je Tonne des Ge- samtabsahes entspricht.

Die landwirtschaftlichen Genossenschaften. Nach der Statistik des Reichsverbands der deutschen landroirtschafkllichen Genossen- schafien waren am 1. Juni 1928 vorhanden: 109 Aentralgenossen- schaften, 20 631 Spar- und Darlehenskassen, 4660 Bezugs- und Absatzgenossenschaften. 10 632 sonstige Genossenschaften. Der Ge­samtbestand hat sich gegenüber dem Vormonat um 33 Zugänge ge­hoben. Unter den Zugängen befinden sich u. a. 13 Geflügel und Eierverwertungsanstalten, " Tlektrizrläts-Licht- und -Maschinen sowie 7 Obst- und Gemüseverwertungsanstalten.

»

Stuttgarter Börse, 14. Juni. Die Börse zeigt« heute eine freund­liche Stimmung, ohne größeres Geschäft. Auf di« festeren ameri­kanischen Börse boten die heutigen Kurse eine kleine Enttäuschung. Das Poivatpublikum wartet ab und beteiligt sich nur wenig am Handel; die Grundstimmung bleibt jedoch fest.

Württembergische Bereinsbank. Filiale der Deutschen Bank.

Frankfurter Getreidebörse. 14. Juni. Weizen 26.2526.75; Roggen 28.50, Hafer inl. 27.7528.50, Mals für Futt-rzwecke 25, Mais für ander« Zwecke 25, Weizenmehl südd. Spez. 0: 37,2538. Roggenmehl 39,50-40, Weizenkleie 14,25, Roggenkleie 16,50 bi» 16.75. Haltung: flau.

Berliner Getreideprelse, 14. Juni- Weizen märk. 22.5025.70, Roggen 27.2027.40, Sommergerste 24.5027, Hafer 25.9026.40. Mais 2424.30, Weizenmehl 31.75-35.75, Roggenmehl 35.75 bi» 38,50, Weizenkleie 16,5016,75, Roggenkleie 18,50.

Breslauer Zuckerbörse, 14. Juni. Für Lieferung Juni gef. 26 25 bis 26.70, für Lieferung Juni-Juli gef. 26.75, für Lieferung Juli gef. 26.4026.80, für Lieferung August gef. 26.5526.90. für Lie­ferung Sept. es. 26.7027.10. Haltung: ruhig.

Magdeburger Zuckerbörse, 14. Juni. Nicht notiert Halt.: still.

Würkt. Edelmetallpreise vom 14. Juni. Feinsilber Grundpreis 83.20, Feinsilber in Körnern 82.20 G. 83.20 B.. Feingold 2800 G. 2814 B.. Aussuhrplatm 9.75 G. 10.75 B.

Bremen, 14. Juni. Baumw. Middl. Ilmo. Stand, loco 22.75.

Hamburger Banmwollrnarkt, 14. Juni. Bei ruhiger Haltung notierte Middling Universal Standard 28 Millimeter stark zirka 22.47 Dollarcenis.

Ostinbisckie Baumwolle: Au-»'-^ine scrirde loco 8.05 d., sine Oomrah loco 8,7 d. Haltung- ruhig. '

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Der junge Karl August

(Zu seinem 100jährigen Todestage am 14. Juni 1825.) Bon Jda Schwartz- Güttingen.

Wenn cs immer einen besonderen Reiz hat, den An­fängen nachzugehen, so ganz besonders bei einer so großen ! Natur, wie Carl August es war. j

Man war in Deutschland schon aufmerksam auf Earl August, ehe er 18jährig die Negierung antrat. Friedrich der Große hatte nach längerer Unterhaltung mit dem 14jäh- rwen Großneffen gestanden, daß er nie einen jungen Men­schen in diesem Alter gesehen habe, der zu so schönen Hoff­nungen berechtigte.. Nun stand Goethe, bald darauf Her­der neben ihm man erwartete den Anbruch eines neuen Tages.

Earl August selbst, erfüllt von den Idealen der Hu­manität und Aufklärung, brannte daraus, seine Unter­tanen glücklich zu machen. Aber welche Schwierigkeiten ver­bargen sich in dem jugendlichen Ungestüm, noch mehr in dem Reichtum seiner Naturanlagen. Bis jetzt war der Strom von anderen geleitet, wohl eingedämmt friedlich dahingeflossen. Jetzt überflutete er plötzlich freigelassen die User und toste in wilden Strudeln dahin; rat- und macht­los sah seine Umgebung zu. Die Gattin, herbe, verschlossen, als Gleichaltrige ihm an Eefllhlsreife überlegen, aber ohne die Wärme inneren Elücksgefühls, das unerläßlich ist, um den anderen zu beglücken.Die Herzogin ist gewiß liebens­würdig und vermag einen Mann anzuziehen und zu er- - "ur daß es bei ihr, wenn ich so sagen darf, immer av bleibt", schreibt Goethe an Frau v. Stein.

-Oie Mutter hatte sich in das neue Verhältnis zum re- gierenden Herzog zusinden; oft versagte jetzt selbst ihre "Ae Heiterkeit. Der Hof, der den Knaben hatte aus- wachsen sehen, kritisierte ohne Verständnis. Selbst Frau All unser Glück ist von uns gewichen: A c^ nicht mehr, was er war. Ein Herr, der mit !-! o ^ nnd mit aller Welt unzufrieden ist, der täglich !,Arn und sein bißchen Gesundheit aufs Spiel setzt, v«, r Htere zu stärken eine bekümmerte Mutter eine "M'"edene Gattin: alle zusammen gute Leute, aber stimmt''^ dieser unglücklichen Familie zusammen-

hatte Carl August um die Wahrheit zi uunpsen daß man sich selber finden muß, um anderen eil zu werden. Nur Goethe, der, durch Erfahrun, jDnd. diesen Kämpfen zusah und Carl August auf seine, Wegen nachging, verlor nicht den Glauben an ihr ^ « Herrschaft über sich und damit über den Herzog nwü'.'« hat mir anfänglich manche Not und Sorge ge Al-i« ' gesteht er später rückblickend. Er war wie ein edle Kim.» »"vH. in gewaltiger Gärung. Er wußte mi nen Kräften nicht wo hinaus, und wir waren oft seh Halsbrechen. Auf Parforcepferden über Hecken lana T^fen und bergauf bergein sich tage

k-imvi^A^ltend und dann nachts auf freiem Himme «rack ' Aiwa bei einem Feuer im Walde: das wa: -R i«mem Sinne. Ein Herzogtum geerbt zu haben, wai

ihm nichts. Aber hätte er sich eines erringen, erjagen und erstürmen können, das wäre ihm etwas gewesen."

Mit derselben nachtwandlerischen Sicherheit, mit der er sich Goethe zum Freunde erlesen, machte Carl August ihn jetzt zum ersten Beamten seines Staates. Dem Wider­stande des alten erprobten Fritsch begegnete er mit dem bekannten Briefe, so reif, so ganz als Fürst geschrieben, trotz aller Ehrfurcht vor dem Alter. Kein Wunder, wenn Fritsch sich fügte und im Dienste blieb.

Das Hohenzollernblut in Carl Augusts Adern ver- leugnete sich nicht er bemühte sich redlich, im Verein mit Goethe und v. Kalb seinen Pflichten in der Regierung seines Landes nachzukommen und, wenn schon die Schläuche alt waren, wenigstens doch neuen Wein hinein zu gießen: Verbesserungen in der Rechtspflege, Ordnung im Steuer­wesen, Erleichterung der Abgaben. Glücklich und gut wollte Carl August sein Volk wissen, aber rasch sollte es gehen. Der Herzog pflanzt viel", schreibt Goethe an Frau v. Steinund möchte auch schon, daß es gewachsen wäre".

Die Enge des Landes, die Kleinheit aller Verhältnisse, der Schlendrian des täglichen Lebens in allen Verwal­tungszweigen, der passive Widerstand der Bevölkerung gegen Neuerungen wirkten wie unerträgliche Fesseln auf den Herzog. Unmut und tiefe Melancholie überfielen ihn, im wilden Hinausstürmen suchte er zu entrinnen.

Dann treibt die schmerzlich überspannte Regung Gewaltsam ihn bald da, bald dort hinaus,

Und von unmutiger Bewegung Ruht er unmutig wieder aus.

Und düster wild an heitern Tagen,

Unbändig, ohne froh zu sein,

Schläft er an Seel und Leib verwundet und zerschlagen. Auf einem harten Lager ein." (Ilmenau.)

Zum Schweizer Heilmittel wurde ihm die Schweizer Reise. Nur mit Goethe und v. Wedel im Spätherbst 1779 unternommen. Sie war Abschluß utld Beginn. Schon 1783 konnte Goethe es wagen, in dem GedichteIlmenau" ihn andiese Gestalt seiner früheren Jahre zu erinnern".

Tief und nachhaltig wirkte die Geburt des heißersehn­ten Erbprinzen am 2. Februar 1783. In der ersten Freude schrieb Carl August an Lavater:Ein Verewige!, ein Fortpflanzer, ein Endzweck, kurzum: ein Sohn ist mir diese Nacht von meiner Frau gebracht worden" und etwas später an Merck:Sie haben recht, wenn sie sich mit mir freuen. Denn wenn je gute Anlagen in meinem Wesen waren, so konnte sich Verhältnisse halber bis jetzt kein sicherer Punkt finden, wo sie zu verbinden waren. Nun ist aber ein fester Haken eingeschlagen, an welchem ich meine Bilder aufhängen kann. Mit Hilfe Eoethens und des guten Glücks will ich sie ausmalen."

Als Vermächtnis Friedrichs des Großen nahm Carl August 1786 die Arbeit für den Fürstenbund auf, zugleich rief es ihn zur Betätigung seines soldatischen Wesens. Während Goethe sichzur friedlichen Seite der Welt" be­gab, befand sich Carl August amkriegerischen Ende". Das erste Jahrzehnt seiner Regierung, esine Jugend war ab­geschlossen. lieber die Enge seines kleinen Landes hinaus gingen des Mannes Bestrebungen in die Weite des größeren Vaterlandes.

Märkte

Slukkgarler Schlachkviehmarkt, 14. Juni. Zugetrbeben werden: 4 Ochsen, 6 Bullen, 34 Jungbullen, 34 Jungrinder, 12 Kühe, 224 Kälber und 515 Schweine. Davon blieben 10 Jungrinder unver­kauft. Es wuichen folgende Preise erzielt:

Ochsen:

14 6.

12 6

ausoemästet

55-58

vollfleischig

47-53

fleisch!»

Bullen,

48-50

ousgemälter

48-51

vollfieischig

404/

4547

fleisch!»

Jungrinder:

ausgemäster

58-61

58-61

vollfleischig

52-56

52-56

fleisch!»

gering genSbrle

44-50

44-43

«llhe:

ausgemästel

42-48

42-48

vollsleischi»

32-40

32-40

Kühe;

14. 6.

12. 6.

fleischig

20-30

2030

gering genährt«

15-13

15-13

Kälber:

feinste Mast- und

beste Saugkälber

77-80

78-81

miitl. Malt, und

gute Sauakäldei

66-75

66-75

a«ringe Kälber

56-64

55-84

Schwein«:

über 300 Di».

83-64

6061

240-300 Pfd.

63-64

6062

200-240 Psd.

6364

62-63

180-200 Pfd.

6566

61-62

ISO160 Psd.

60-62

53-61

»er ISO Pfd.

60-62

53-61

Sauen

46-56

45-55

Schlachiviehinarkk hellbraun. Jungrinder 1. 5557, 2. 4851. Kühe 1. 3036, 2. 2427. Kälber 1. 75-78, 2. 68-72, Schweine 1. 6163, 2. 5659 ü. Ztr. Markverlauf langsam.

102. würlt. Zenkralhäuleversteigerung. Auf der heutigen 102. württ. Zentralauktion für Häute und Felle betrug das Angebot 10 885 Großviehhäute, 18033 Kalbfelle und 233 Hammelfelle. Der Besuch war regulär. Das Geschäft zog sich bei ob und zu leich­teren Stockungen in die Länge. Kalbfelle haben bis zu 6 v. H. verloren. Schwere Kalbfelle wurden dabei stärker in Mitleiden­schaft gezogen als die leichteren. Großviehhäute büßten in der Regel mehr ein. Ochsen- und leicht. Kuhhäute gaben bis zu 5 o. H. nach, während leicht. Rinderhäute bis zu 10 v. H., mittl. Klassen bis zu 15 v. H. nachgoben. Schwere Kuhhäute 10 v. H., mittl. Klassen (5079) ließen noch mehr nach. Die Senkung bei Bullen betrug 510 v. H.

bis rs Pfd.

»0-40 Pfd.

S0-SS Psd.!60-79 Pfd.

8V Pfd.u.m.

Ochsen häute to. Kopf)

110

SS

94

91-96

»7-90

S»aderhäut« to. Kopf)

11»

104-111

si-i»r

92-9»

»1

Kuhhäute to. Kopf)

94-SS

91-9»

»9-94

SIL

gurreuhaute to. Klopif)

114

SSL-SS

92-96

79-S4

79-7»

Tettnang, 13. Juni. Hopfenbauversammlung. Um die so wichtige Frage des sog. Hopfen-Provenienz-Gesetzes drehte es sich in der Hauptsache in der am Sonntag mittag imBären" stattgesundenen Versammlung des Hopfenbau - Zweigverbandes Donaukreis, Sitz Tettnang. Ueber die geplanten gesetzlichen Vor», schriften betr. dasHopfensiegel" referierte der Vorsitzende, Guts­besitzer Adorno-Kaltenberg. In diesem Jahre kann das Gesetz noch nicht in Wirksamkeit treten, denn es ist den maßgebenden Stellen erst der Entwurf über den Ursprung des Hopfens zu- gegongen. Das wesentliche an der ganze Sache ist. daß es den verschiedenen Hopfenbaugebieten frei steht, das Gesetz einzuführe« oder nicht. Es bleibt auch jedem Erzeuger noch unbenommen» ob er das Siegel anwenden will. Dann sprach der Vorstand der landw. Schule Tettnang, Landesökonomierat Dr. Stöhr, über da»j immer aktuelle Thema:Die Bekämpfung der Hopfenkrankheit Peronospora". In der schwebenden Frage betr. Verteilung d« Geldmittel über die Bekämpfung der Peronospora wurde bekannt- gegeben, daß für jeden zum Verein angemeldeten Stock ein halber Pfennig ausgezahlt werden soll. Für das Jahr 1927 stehen 4600 Mark zur Verfügung und für das laufende Jahr kommen 5000 Mark in Frage; diesmal sollen die Gelder aber nur zur Verbilli­gung der Hopfenspritzen verwendet werden.