Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

Samstag» 12. Mai 1828

Seite 2 Nr. 111

Die Borgänge bei der Handwerkskammer. Dem Ver­nehmen nach findet der Prozeß wegen der Vorgänge be> der Handwerkskammer im Juli statt. Die Anklage wird nor Staatsanwalt Gerok vertreten, Vorsitzender ist Land­gerichtsdirektor Dr. Tafel.

Tübingen, 11. Mai. 3300 Studierende. In die­sem Sommersemester sind ungefähr 1700 Neuanmeldungei. erfolgt. Vom letzten Semester sind 1600 Studierende hier «blieben, sodaß die Gesamtzahl der Studierenden in diesem Semester ungefähr 3300 sein dürfte.

Tübingen. 11. Mai. Von der Universität. Die außerordentliche Professur für bürgerliches und römisches Necht an der rechts» und wirtschaftswissenschaftlichen Fakul­tät der Universität Tübingen ist dem Prioatdozenten an der Universikät Gießen. Gerichtsassessor Dr. Georg Eißer, übertragen n-orden

Well im Schönbnch. 11. Mai. Die neuerbante Wasserleitung wurde am Mittwoch zum ersten Mal in Tätigkeit gesetzt

Salz a. R., 11. Mai Erfinder- Eine Erfindung von weittragender Bedeutung hat ein hiesiger Arbeiter, Alois Konrad, gemacht, indem es ihm gelungen ist, aus dem Blitz Elektrizität zu gewinnen und aufzusparen. die dann »iabe r als Licht- oder Krafkenergie Verwendung finden kann. Der Erfinder, dem zur Ausnützung feiner Erfindung die nötigen Mittel fehlen, sucht eine größere Firma, die sich htefiir interessiert. Auf eine selbsttätige Autvlustvnmpe, die ebenfalls eine Erfindung von Konrad ist. ist vom Patentamt bereits ein Musterschutz erteilt.

Vüht. OA. Rottenburg, 11. Mai. Großfeuer. Gestern vormittag brach im Sägwerk des Schlosses in dem mit Holz Acht gefüllten Schuppen Feuer aus. Der Schuppen ist mit ben Vorräten vollständig niedergebrannt. Die Brandursache sst noch nicht geklärt.

Biberach, 11- Mai. Schwere Bluttat. Am Mitt­woch abend versetzte der in der Saulgauerstraße wohnhafte 42 2. a. verh. Kraftfahrer Gloning seinem Schwieger­vater, dem 55 2. a. Händler Schelke mit einer Axt drei Hieb« aus den Kopf. Der Täter stellte sich der Polizei. Der schwerverletzte Schelk« war inzwischen in völliger Ver­wirrung trotz großen Blutverlustes auf der Landstraße nach Reute zu gegangen, wo er taumelnd aufgefunden wurde. Er wurde sofort ins Krankenhaus verbracht. Der Grund zur Tat liegt in Familienstreitigkeiten. Der Täter befindet sich in Haft.

Ans Stadt und Land

Nagold» 12. Mai 1928

Fast alles Große in der Welt ist durch das Genie und die Festigkeit eines einzelnen Mannes bewirk worden, der gegen die Vorurteile der Menge an­kämpfte oder ihr solche beibrachte. Voltaire

Der Liebe Tod

Lin Wort zum Wahlkampf.

Otto Fromme! hat einmal das Wort gesagt: »Der Par- tsigeist ist i'oerall und irnme m der Welt aller Liebe Tod." Dieses Wort gilt es ganz besonders zu Wahlzeiten zu beher­zigen: nirgends und nie feiert der deutsche Parteigeist wiche Triumphe wie da. Erst neulich hat einmal Graf von Keyser­ling geschrieben:Die neue Welt läuft eine Gefahr, über die sich die wenigsten klar zu sein scheinen. Diese Gefahr ist, daß die Liebe auf der Erde aussterben könnte."

Bielen wird es freilich weltfremd, ja geradezu lächerlich -erscheinen, wenn man das Wort Liebe im Blick aus das politische Leben überhaupt noch in den Mund nimmt. KampfistdochhierdieLosung. namentlich in deer Wahlzeit, Kampf der wirtschaftlichen Interessen, der poli- Kampf ist doch hier die Losung, namentlich in der Oefsentlichkeit, um die Wahlstrmmen» um die Macht im Staat.

Man mag alles Verständnis dafür haben, daß es Fragen im öffentlichen Leben gibt, die nur auf dem Wege des Kampfes ausgetragen werden können. Aber ist wirklich Kamps hier die einzig brauchbare Losung? Und ist es einerlei, in welchem Geiste, mit welchen Mitteln und um welche Ziele der Kampf geführt wird? Es muß doch ge­rungen werden um den Ausgleich, nicht um die Verewigung der Gegensätze, um ein gemein­sames Arbeiten im Dienst des Volkes, nicht um eine em- seitige Interessengemeinschaft. Sollte in diesem Zusammen­hang das Wort Liebe als innerste Beseelung des politischen Wirkens so ganz sinnlos sein?

Ohne Liebe kein gegenseitigesVerstehen. In der heutigen Berufsspezialisierung, wo fast keiner mehr ein Ganzes überblickt, ist das gegenseitige Verstehen uns ohne­hin schwer genug gemacht. Man weiß zu wenig vom an­dern. von seinen Bedürfnissen und von seiner Not. Aber wenn die Liebe tot ist, will man nichts mehr von einander wissen und will sich nicht einmal mehr verstehen, und das ist das Schlimmste.

Und ^»hne Liebe auch keine Volksgemeinschaft

meyr. Es tft ein Verhängnis, wenn das System der poli­tischen und wirtschaftlichen Interessengruppen dazu führt, daß deren Vertreter nur noch die Lautsprecher einer fest­gelegten Meinung sind, aber nicht mehr den Gründen der Andersgesinnten Gebör schenken und sie für die eigene Stellungnahme erwägen können. Es gibt keine Gemein­schaft, auch keine Volksgemeinschaft mehh wenn man ein­ander nimmer Gehör schenkt.

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Feste und Veranstaltungen.

Samstag:

Nagold:

3 Uhr: Handpuppenspiele (für Kinder) im Seminar­

festsaal.

4 Uhr: Vollversammlung der Freien Schreinerinnung

imWaldhorn" j

8 Uhr: Handpuppenspiele (für Erwachsene) im Seminar- s festsaal. ,

8 Uhr: Wahlversammlung der Deutschen Demokratischen ' Partei in derTraube" (s. Anzeige).

Wildberg:

8 Uhr: Wahlversammlung der Deutschen Volkspartei imSchwarzwaldbräuhaus" (s. Anzeige) Sonntag:

Nagold:

10.36 Uhr: Ausflug der Museumsgesellschaft ins Monbach- tal-Liebenzell.

ZL2 Uhr: S. V. N. Sportplatz a. d. Calwer Str. / F. B. Calw S. V. N. Jugend

3 Uhr: S. V. N. Sportplatz a. d Calwer Str. / Sp. Vgg. Oberndorf S. V. N. 2.

5 Uhr: Wahlversammlung der Württ. Bürgerpartei und

des Württ. Bauernbundes in derTraube" (s. Anzeige).

Altensteig:

3 Uhr: Kirchenbezirksfest

Wildberg:

2 Uhr: Wahlversammlung der Deutschen Demokratischen Partei imBären" ls. Anzeige)

Haiterbach:

i^3 Uhr: Wahlversammlung der Deutschen Volkspartei im Lamm"-Saal (s. Anzeige)

5 Uhr: Wahlversammlung der Deutschen Demokratischen Partei imLamm"-Saal (s. Anzeige)

Ebhausen:

5 Uhr: Wahlversammlung der Deutschen Volkspartei imWaldhorn" (s. Anzeige)

Egenhausen:

8 Uhr: Wahlversammlung der Deutschen Volkspartei im Ochsen" (s. Anzeige)

Kirchenbezirks-Fest in Altensteig

Wie schon angekündigt, findet das diesjährige Kirchen­bezirksfest am morgigen Sonntag in Altensteig von 3 Uhr nachmittags ab statt. Es ist dieses Mal gedacht als Kir- chenbezirks-E esangfest unter Mitwirkung der Kirchen­chöre von Nagold, Ebhausen, Haiterbach, Jselshausen und des Musikvereins Altensteig. Sprechchöre, Eemeinde- Gesang, Massenchöre der vereinigten Kirchenchöre werden die Festpredigt des Kirchenmusikdirektors E ö l z-Tübingen, des bahnbrechenden Führers auf dem Weg liturgischer Neu­gestaltung unseres heimischen Gottesdienstes, umrahmen. Diese Festfeier soll die Gemeinden unseres Bezirks zu­sammenschließen in gemeinsamer Beugung und Erhebung und soll uns, in die Höhen und Tiefen unseres Glaubens weisend, dankbar, stark und fröhlich machen in gemeinsamer Erinnerung an den reichen Schatz, den unsere teure evan­gelische Kirche verwaltet.

Meisterprüfung

Den kürzlich veröffentlichten bestandenen Meisterprü­fungen ist Schreinermeister Johs. B l a i ch,Beuren, anzu­fügen.

Beerdigung Oberpostschaffner Reule

Gestern nachmittag wurde eine in hiesigen Kreisen ge­schätzte und bekannte Persönlichkeit zu Grabe getragen. Oberpostschaffner Reule. Seit dem Jahre 1895 an dem hiesigen Postamt tätig, hatte er es verstanden, als fleißi­ger und gewissenhafter Beamter sich allseitige Wert­schätzung, Achtung und Vertrauen zu erringen. Seinem Leben war aber nicht nur Sonnenschein beschieden, denn der unerbittliche Tod hatte auch in den Kreis seiner Fa­milie mit harter Hand gegriffen; so wurden ihm von seinen 7 Kindern die beiden ältesten Söhne im Alter von 20 und 21 Jahren und im Jahre 1925 seine Gattin genommen. Am 1. Mai ds. Js. durfte er noch seinen 70. Geburtstag erleben. Doch auch schon hier, ja schon seit Jahresfrist, hatte sich ein zusehender Kräfteverfall bemerkbar gemacht. Herr Dekan Otto hielt am Grabe die Predigt über Offenbarung 2,10Sei getreu bis in den Tod." Im Na­men des hiesigen Postamtes und der Ober-Postdirektion sprach Herr Oberpostmeister Hartmann einem fleißi­gen, getreuen und allzeit gefälligen Mitarbeiter den Dank aus und legte den wohlverdienten Lorbeer am Grabe nieder. Herr Postschaffner Renz gedachte des Verstor­benen im Namen des Reichsverbandes der Deutschen Post- und Telegraphenbeamten und Herr Schreinermeister Walz als Vorstand des Militär- und Veteranenvereins rühmte in dem Dahingeschiedenen den treuen Kameraden.

Der Ver. Lieder- u. Sängerkranz umrahmte die Feier mit Trauergesängen.

Unsere »Feierstunden"

stehen heute im Zeichen des Muttertages, denn zwei Arbei­ten sind unserer Mutter gewidmet:Das Bild der Mutter" undDer deutschen Jugend." Unter den Bildern finden wir Spielkameraden, Ein guter Fang, Eine nachahmens­werte Einrichtung, WalpuMsnacht, Reue Wasserflugzeuge, England will das Tote Meer ausdeuten, Danziger Bei­schläge, Annette von Droste-HLlsdorf, Käthe Kollwitz, die berühmte Graphikerin, Der Pflüger, Dr. Peltzer im Berufs­leben, Das Nordkap wird verpachtet und schließlich eine Arbeit in Wort und Schrift über die Mittelmeerinset Mallorcas.Ein neuartiges Schnellschiff" ist uns Zeuge von der stets fortschreitenden Technik.

Mötzingen» 11. Mat. Motorradunfall. Gestern mittag wollte Lammwirt Gauß von Oeschelbronn mit seinem Motorrad von hier nach llnterjettingen fahren. An einer starken Biegung der Straße in der Nähe des Ortes verlor er die Herrschaft über sein Rad und stürzte. Er erlitt starke Hautschürsungen und eine Quetschung am Kopf und wurde nach Anlegung eines Verbandes mit einem Auto nach Hause befördert.

Herrenberg, 11. Mai. ll n g l ü ck s.f a l l. Gestern nach­mittag 1.45 Uhr wurde in der Tübinger Straße ein lOjähr. Knabe von einem Personenkraftwagen, der einem ent­gegenkommenden ausweichen mußte, angefahren und zu Boden geworfen. Der Knabe erlitt starke Verletzungen.

Neueste Nachrichten

Bor der Eröffnung derPressa"

Köln, 12. Mai. Die Eröffnung der ersten Weltschau nach Kriegsschluß, die in ihrer Geschlossenheit der Welt ein Bild des Friedenswillens des Deutschen Volkes bieten soll, steht dicht bevor. In keinem der Kölner Hotels ist auch nur noch der bescheidenste Raum zu haben. Die Reichs­deutsche und Internationale Presse ist vollständig in der Metropole des Rheinlandes vertreten. In der Stadt herrschte bereits am Freitag abend ein buntbewegtes Trei­ben. Bei Eintritt der Dunkelheit erstrahlte der Dom im magischen Lichte und erhob sich majestätisch aus dem Häusermeer der alten Rheinstadt gen Himmel.

Der Donezprozeß beginnt am 18. Mai.

Kowno, 12. Mai. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist jetzt endgültig der Beginn des Prozesses gegen die deut­schen Ingenieure auf den 18. Mai festgesetzt worden.

Aus der Anklage gegen die deutschen Donezingenieurr.

Kowno» 12. Mai. Wie aus Moskau gemeldet wird, be­hauptet die Anklage gegen die deutschen Donezingenieure, daß die Siemens-Schuckertwerke erhebliche Beträge für die Bestechung russischer Angestellter aufgewendet haben. Die Führung der Bestechungsangelegenheit habe in den Hän­den von drei Russen gelegen; die sich jetzt im Auslande aufhalten. Ihre Namen seien Staruta,, Bojarinow und Rabinowitsch.

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