nstag, 17. April 1828

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Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen Feierstunde«" u.Unsere Heimat"

Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn 1.6V; Linzelnummmer 1V L. Erscheint a« jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im O.A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und Verlag von E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage Haus-, Karte u- u. Laudwirtschast"

Anzeigenpreise: Die Ispaltige Borgiszeile oder deren Raum 15 Familren-Anzeigen 12 -Z; Reklamezeile 45 Sammelanzeigen 5V?L Aufschlag Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telephonische Aufträge und Chiffre-Anzeigen will keine Gewähr übernommen.

Telegramm-Adresse: Gesellschafter Nagold. In Fällen höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Postsch.-K1o. Stuttgart 5115

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Gegründet 1827

Der ästerreichPhe Brrkchrsministcr krifsl am 1s. April in Berlin ein, nm die Verhandlungen über die neue Der- kehrsordnang der Eisenbahn, durch die die deutsche und die österreichische Ordnung in Bebereinstimmung gebracht wer­den sollen, rum Abschluß zu bringen. Die neue Ordnung soll am 1. Oktober in Kraft treten.

Der Ecneraiagenr für Reparationszahlungen. Parker GMeek, ist xrslsra in Vsdsn-Bsdea MM Kuraufenthalt ein- gelrofsen.

Das belqifche Kömaspaar ist am Montag mit dem Prinzen Karl, der Prinzessin Maris und dem Außenminister Hymans zum Besuch des Königs Christian X. von Dänemark in Kopenhagen singetrosfen.

Nach demDaily Telegraph" hat die französische Regie­rung die Regierungen von England, Italien und Japan ersucht, ihr Artest über die amerikanische Note bekr. Aechtung des Kriegs überharwk so lange rurückzuhaiken, bi« die fran­zösische Regierung ihnen die französische Auffassung rnit- geicist hebe.

tzoimars über Ne Schuld am Krieg

In der PariserEurope Nouvelle" veröffentlicht seit einigen Wochen der Straßburger Universitätsprosessor Vermeil eine Zusammenstellung aus der großen Aktenverössentlichung des deutschen Aus­wärtigen Amts, um die Schuld Deutschlands am Krieg nachzuweisen. Daß er sich zu diesem Zweck auf einen Schmierer wie Maximilian Harden und ähnliche beruft, kann den Eindruck von einer tendenziösen wissenschaftlichen Untersuchung nicht verstärken.

In einer der letzten Nummern derEurope Nouvelle" hat nun Poincare persönlich das Vorwort geschrieben. Auch er sucht die von Karl Kautzky besorgte Veröffent­lichung, durch die die Schuld des alten deutschen Regimes klar erwiesen worden sei, der unter der Leitung Friedrich Thimmes erfolgten Ausgabe entgsgenzustellen, dieganz offen dazu bestimmt ist, die Unschuld der deutschen Bor- kriegspolitik zu erweisen und auf andere Mächte die Ver­antwortung für den Konflikt ab,zu laden".

Poincare beanstandet ferner, daß das Deutsche Reici weder die Dokumente aus den Archiven des Großen Ge ueralstabs noch diejenigen aus dem Militärkabinett de< Kaisers veröffentlicht habe. Bei der großen Aktenpublikatiol selbst habe man sich gezwungen gesehen, unter den Aktei der Wilhelmstraße eine Auslese zu treffen. Aber selbs wenn man von diesen Lücken absehe, bleibe immer nock der Eindruck, wie ungeschickt und unzusammenhängend d i « auswärtige Politik des Kaisers seit Bis marcks Fall gewesen sei. Wilhelm II. erscheine als ein« geradezu ärmliche Figur. Die Tatsache, daß Deutschland eine wirtschaftliche Versorgung ersten Ranges besessen, übe, die stärkste Armee der Welt und über eine gewaltige Flott« verfügt, aber nach außen eine verworrene Politik getriebei habe, der es an Zielen gefehlt habe, weil diese unaufhörlick verschoben worden seien, habe an sich schon die dadurch de drohten Mächte zu Annäherungen und zu Zusammensckiüs sen gezwungen, und so habe Deutschland unwidersiehück über kurz oder lang in die Versuchung geraten müssen, ,.di« Gewalt zu Hilfe zu nehmen" (!).

Die politischen Leiter in Berlin und Wien hätten dami selbst den Taumel und den Strudel geschaffen, in den si« schließlich hineingezogen worden seien. Sie seien einem dop pelten Druck ausgesctzt gewesen, dem der preußischen Mili tärpartei und dem der Alldeutschen (!). Nach Serajewi seien sie nicht mehr fähig gewesen, zu widerstehen. Deutsch mnd befürchtete in Wirklichkeit die Auflösung oder Schwä chung Oesterreichs, dessen künstlicher Aufbau täglich auf fälliger geworden sei.

Km" einziger Deutscher sei tief in das Wesen der franzö suchen Demokratie eingcdrungen. In Frankreich habe de Präsident nichts ohne die dem Parlament verantwortlich« Regierung machen können. Das leidenschaftlich dem Frie den ergebene französische Bolk hätte keinen Präsidenten ode geduldet, der geneigt gewesen wäre, den Frieden zi !wren (!). Wenn der Kaiser weder Rußland noch Frankreick den Krieg erklärt hätte, dann hätte das französische Parla ment niemals zugestiinmt, daß Frankreich den Krieg erkläre und wenn der Kaiser sich begnügt hätte, Rußland den Krie

zu erklären, so wäre die französische Regierung gezwungei gewesen, vom - * - - -

,- v r u «i ai e auf eine Angriff

Politik aufgebaut gewesen sei, und der Kaiser habe oh den Reichstag über den Krieg entscheiden können.

Wenn Deutschland noch dem Krieg die Entschlossenst an den Tag gelegt hätte, jede Gemeinschaft m seinerfrüherenRegterungzurückzuweise n> hätte das die Wiederversöhnung bedeutend erleichte Aber es sehe im Gegenteil eine Art Ehre darein, die schle« Hirten von früher nicht tadeln zu wollen. Man j wünschen, daß Deutschland nicht etwa durch eine zu nachsi« , ^wkgiing öer Fehler, die seine früheren Regierung lener begangen haben, unzweckmäßigerweise interna 1 i

Mittwoch, den 18. April 1928 Fernsprecher Nr 29 102. IahrALMH

Der Streit um das russische Geld

Dem Zugriff Frankreichs entzogen

London, 17. April. In der Nacht zum 14. April sind im Kanal, 8 Kilometer von Falmouth, also außerhalb der eng­lischen Hoheitsgrenze, 160 Zentner russischer Goldbarren im Wert von nahezu 21 Mill. Mk. von dem deutschen Lloyd­dampferDresden" auf den LloyddampferReiter" umgela- >den worden. Der DampferDresden" brachte das Gold von Neuyork, wo es in verschiedenen Banken in Verwahrung geruht hatte, nach Europa. Die französische Regierung wollte das Gold beschlagnahmen lassen, sobald dieDresden" fahr­planmäßig in den Hafen von Cherbourg einlaufen sollte. Die Bank von Frankreich erhebt nämlich Anspruch auf das Gold mit der Begründung, sie habe während des Kriegs aus Gründen der Sicherheit, als die Deutschen schon nahe vor Paris standen, in russischen Banken Gold in Verwah­rung gegeben. Dort ist es nach der bolschewistischen Revo­lution angeblich verschwunden. Um nun der Beschlagnahme vorzubeugen, fuhr der DampferReiter" derDresden" entgegen, ging vor Falmouth vor Anker und wartete, bis dieDresden" auf ihrer Fahrt von Neuyork an der ver­einbarten Stelle eintraf. Dann beaaben lick die Beamten

des Norddeutschen Lloyds vom DampferReiter" an Vor­derDresden", Kiste um Kiste wurde in Boote geladen und dann nach dem DampferReiter" hinübergerudert. Trotzdem die See sehr bewegt war, war die Arbeit in einer Stunde ohne jede Störung getan. Dann dampfte dieDres­den" nach Cherbourg weiter undReiter" kehrte mit der werivollen Ladung nach Bremen zurück. Die Franzosen werden lange Gesichter gemacht haben, als sie auf derDres­den" keine Goldkisten inehr fanden

Dis Bank von Frankreich hatte bekanntlich vor dem ome.ikanischm Gericht gegen die Neuyorker Banken eine Klage aus Herausgabe der 52 Millionen Dollar russischen Golds angestrengt. Wie nun die PariserInformation" berichtet, wird die Dank von Frankreich die Klage fort- sührcn. da die amerikanischen Danken, die das Geld an Sowietrußland zurückgsgrden haben, für den Schaden haft­bar seien, den die Bank von Frankreich angeblich erlitten habe.

Köhl startet heute morgen?

Neuyork, 17. April. Die Neuyorker Vertretung der Junkerswerke hat mit der Eisenbahn ein vollständiges Fahrgestell einschließlich der Achsen und Räder nach Que­beck abgesandt. Herta und Erhardt Junkers und der Flieger Melchior sind mit dem Junkersflugzeug F 13 nach Montreal geflogen. Die Ersatzteile für dieBremen" sollen in Montreal oder Quebeck auf ein mit Schneekufen versehenes Flugzeug verladen und nach Greenly Island ge­bracht werden.

Vom Norddeutschen Lloyd wurden für Köhl und Hüne­feld mit Flugzeug 500 Dollar abgesandt. Die Summe wird den Fliegern in Greenly Island oder Seven Island, wo sie beim Abflug voraussichtlich eine Zwischenlandung machen werden, übergeben werden.

Hauptmann Köhl meldete durch Funkspruch, er hoffe, am Mittwoch (18. April) abstiegen zu können. Der kana­dische EisbrecherMontcalm" ist nach einer Meldung aus Montreal nach schwieriger Fahrt bis Greenly Island vor­gedrungen; die Flieger wollen aber das Schiff nicht zum Verlassen der Insel benützen.

Frau Köhl und Frau Fihmaurice werden mit dem am 19. April von Bremerhaven abgehenden Doppel­schraubendampferDresden" nach Neuyork abreisen.

Die größte deutsche Leistung seit dem Tauchboot

Neuyork, 17. April. Der Jubel über das Gelingen des Ozeanflugs derBremen" wächst in den Vereinigten Staa­ten und in Kanada immer mehr. Ueberall werden Vor­bereitungen getroffen, um die Flieger würdig zu empfangen. Man sagt allgemein, seit dem Wunder des plötzlichen Er­scheinens des deutschen Handelstauchboots .Deutschland" ist Baltimore während des Weltkriegs sei der Flug derBre­men" die größte Leistm.g der Deutschen. Zweifellos hak das Gelingen des Flugs die Verbesserung der Stimmung in Amerika zugunsten Deutschlands wieder wesentlich gefördert.

Vorbereitungen in Neuyork

In Neuyork werden die Pläne für den feierlichen Emp­fang derBremen"-Besatzung bekannt. Wie beim Empfang Lindberghs werden auch diesmal alle SchiffeimHafen zur Begrüßung ihre Sirenen ertönen lassen. Ein Flug­zeuggeschwader wird über der Stadt kreuzen. Auf dem Platz vor dem Stadthaus wird Bürgermeister Walker und andere hervorragende Persönlichkeiten Neuyorks die Besatzung derBremen" mit einer Ansprache unter freiem Himmel willkommen heißen. 40 Radiostationen wer­den diele Feier über d>e ganze Welt verbreiten. An die

Ansprachen schließt sich der s e i e r i i ch e Marsch die fünfte Avenue hinauf. Am Madison-Square wird Halt gemacht werden, um einen Kranz am Denkmal für die Gefallenen des Weltkriegs niederzulegen. Die American Telephon und and Telegraph Company stellt den Gästen für den Tag des Eintreffens ihre drahtlose tele­phonische Verbindung mir Euivpa zur Verfügung, damit sie ihre Angehörigen in Europa anrufen können.

Fahnenflucht Fihmaurices?

Der irische Fliegermajor Fitzmaurice ist am Montag mit dem Flugzeug des kanadischen Fliegers Duke Schil­ler, das die Flieger von Greenly Island abhoien sollte, abgereist und in Natashkwan an der Nordküste des St. Lo­renz-Golfs geland-t. Köhl und Hünefeld wollten ihr Flugzeug nicht im Stich lassen; sie werden das Eintreffen der Ersatzteile aus Greenly Island abwarten und nach er­folgter Ausbesserung derBremen" den Flug fortsetzen.

Der kanadische Flieger Dr. Cuisinier und ein kana. bischer Mechaniker blieben auf Greenly Island zurück, um den Fliegern Köhl und Hünefeld bei der Ausbesserung der Bremen" zu helfen.

Die .Canadian Preß" meldet, Fitzmaurice werde nach seiner Ankunft in Quebeck dort die benötigten Ersatzteile aussuchen, die dann mit Flugzeug schnellstens nach Greenly Island gebracht werden. Es sei zu erwarten, daß die drei Flieger in Quebeck wieder Zusammenkommen, um von da gemeinsam den Flug nach Neuyork zu beenden.

Die LondonerTimes" meldet dagegen aus Washington, Fitzm-aurice werde von Kanada sofort mit der Bahn nach

Washington abreisen, um dem Präsidenten Coolidge ein Schreiben des irischen Staatspräsidenten Cosgrave zu über- bringen.

In Neuyork har die Nachricht von der vorzeitigen Ab­reise Fitzmaurices großes Aufsehen erregt und wegen der Empfangsfeierlichkeiten Verlegenheiten bereitet.

Der Neuyorker Bürgermeister Walker sandte in der Nacht folgendes Telegramm an Fitzmaurice: Sämtliche Bürger von Neuyork, gleichgültig welcher Rasse, Farbe und welchen Glaubens sie auch sein mögen, erwarten mit größ­ter Ungeduld, daß sämtliche drei Angehörige der Bremenbesatzung hier eintreffen. Das offizielle Empfangs- Programm ist auf dieser Basis, nämlich der eines gemein­samen Empfangs für Hauptmann Köhl, Baron Hünefeld und Sie sekbst aufgebout. Ich möchte bei'dieser Gelegen­heit noch einmal meine herzlichsten Glückwünsche wieder­holen.

na.!c Auseinandersetzungen (über und Aufhebung des Bersailler Beitrags) wachrufe. Wenn binnen kurzem die (inzwischen jedenfalls behutsam ausgelesc- nen) Dokumente der französischen Archive erscheinen werden, werde man Nachweisen können, daß die französische Politik zu keinem Zeitpmckt von einer kriegerischen Absicht be­seelt gewesen sei.

Zu den Behauptungen Poincares werden vermutlich deutsche und neutrale Geschichtsforscher manches zu sagen haben. Es ist im allgemeinen kein gutes Zeichen, wenn je­mand zu viel beweisen will, so z. B daß .niemals die fran­zösische Politik kriegerische Absichten" gehabt habe. Die Ge­schichte Frankreichs lehrt uns immerhin etwas andres. Poin­care verwendet das Mittel, zwischen Regierung und Bolk in Deutschland unterscheiden zu wollen, gleich als ob nicht auch in Frankreich, wie man immer wieder beobachten kann, zwischen einzelnen Regierungen und dem Bolk ein großer Unterschied Klassen würde. Die Absicht läuft daraus hinaus, daß das deutsche Bolk mit der Verleugnung ferner früheren Regierung mittelbar ein Schuldgesiändnis ablegen soll.

Neueste Aatzn-leu

Anklage gegen Bergmann und Staatsanwaltschostsrak Jacob!

Berlin, 17. April. In der Betrugssache des Lombard­hausbesitzers Gally Bergmann und dessen Mitbeschuldigte ist die Voruntersuchung abgeschlossen und von der Staats­anwaltschaft Anklage erhoben worden. Gegen Bergmann lautet die Anklage auf fortgesetzten Betrug und Konkurs­vergehen, gegen Staatsanwaltschaftsrat Dr. Jacobi auf Bei­hilfe. Beide bleiben in Haft.

Stolp als Etappe

Stolp i P., 17. April. Zu Ehren des italienischen Fliege»- generals Nobile und seiner 16 Mann starken Besatzung fand gestern aus dein Rathaus in Stolp ein Empsongsabend statt.

Heute vormittag begab sich General Nobile zu kurzem AufentlMl nach Berlin.