tag, 16. April 1928
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Gegründet 1827
Dienstag, den 17. April 1928
Fernsprecher Nr. 29
192. Jahrgang
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sim Saal des früheren Herrer.kaüses in Berlin morde am Montag die driki'e interncrtcona'e Ankvrentagrmg durch Vizekanzler Dr. Hergt eröffnet. Vertreten sind 22 Länder. Den Borfitz führ! Senator Morelis-Now.
Me BölkcrbmrdSkommission zur llnlerscchung des ita- llenisch-nngarischen Wafsenschmuggels ist in Szenk-Gotihard einge.rofsen und hal die unter Berschlnsi gehallenen zerschlagenen Maschinengewehre geprüft. Parker Gilbert ist aus Nom wieder abgereisk.
Von der „Vremen"
Telegramm der Bremenbefahung an den Reichspräsidenten
Hauptmann a. D. Köhl und Baron von Hünefeld haben an den Reichspräsidenten v. Hindenburg nachstehendes Telegramm gerichtet, das sich mit dem Glückwunschtelegramm des Reichspräsidetnen gekreuzt Hot: Nach glücklich mit Gottes Hilfe beendetem ersten Ost-Westslug hat deutsches Flugzeug „Bremen" Zwischenlandung in Greenly Island auf amerikanischem Kontinent vorgenommen. Zugleich im Namen unseres irischen Kameraden Fitzmaurics entbieten wir Eurer Exzellenz ehrerbietige Grüße.
Lin Hilfsflugzcug auf Greenly Island eingetroffen
Von Neuyork aus unternahmen die amerikanischen Flieger Schiller und Cuisiner einen Flug nach Greenly Island, das sie trotz Blizzard und Nebel glücklich erreichten. Verschiedene andere Flugzeuge wurden durch das Wetter zur Umkehr gezwungen. Am 16. April soll ein Flugzeug mit Presseberichterst-attern und Photographen nach der Insel abgehen; die drei Ozeanflieger hätten also Gelegenheit, mit den beiden amerikanischen Flugzeugen nach Quebeck zu gelangen. Doch sollen sie, soviel aus den spärlich eingehenden Nachrichten zu entnehmen ist, beabsichtigen, mit der „Bremen" selbst, sobald sie notdürftig ausgebessert ist, in ein oder zwei Tagen abzufliegen. Mit der Ausbesserung wurde bereits begonnen.
Einzelheiten über den Transozeanflug
Den beiden Fliegern, die mit einem kanadischen Flugzeug Sonntag nachmittag zwischen S und 6 Uhr glücklich in Greenly Island gelandet sind, ist es inzwischen gelungen, die Fühlung mit der Bremenbesatzung herzustellen. Gleichzeitig treffen jetzt aus Blancfablom, der nächsten Telegraphenstation in der Nachbarschaft von Greenly Island, Einzelheiten über den Flug der „Bremen" ein. Darnach war durch Nebel und Temperaturwechsel das Vorwärtskommen der „Bremen"-Fliegsr so sehr erschwert worden, daß der Brennstoff nahezu erschöpft war und sie fast die Hoffnung aufgegeben hatten, als sie Land sichteten, das sie für Neufundland hielten. Um 5.30 Uhr Freitag nachmittag wurde der Beschluß gefaßt, auf einem kleinen See. den dis Flieger erblickt hatten, zu landen. Da aber die „Bremen" nicht für eine Landung auf dem Eise ausgerüstet war, brach trotz aller beim Niedergehen geübten Vorsicht das Flugzeug beim Auffetzen durch die Eisfläche des Sees, wobei das Hinterteil beschädigt wurde. Während der ersten 39 Stunden nach dem Start war der Flug günstig verlaufen. Schließlich hatten sich die Flieger aber wegen Nebels und Dunkelheit entschließen müssen, in ganz geringer Höhe zu fliegen. Der Kompaß soll versagt haben Die Besatzung der „Bremen" rühmt die freundliche Aufnahme und große Hilfsbereitschaft, die sie bei den wenigen Bewohnern der Insel gesunden hat.
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Als die Ursache der Noklandung wird ein Versagen deS Koinpasses vermuket.
Wie Boesmanns Telegraphen-Büro vom Norddeutschen hört, sind am 15. April Ersatzteile für die „Bremen" nach Quebeck verladen worden. Bei günstiger Witterung startet die Schwestermaschine der „Bremen" heute in Neu- Er wach Montreal, später eventuell nach Quebeck. Herr Schröder vom Norddeutschen Lloyd und Fräulein Herta Funkers sind gleichfalls unterwegs nach Montreal, um mit dem deutschen Generalkonsul dort und der kanadischen Regierung alles weitere zu besprechen.
von der kanadischen Regierung zu Hilfe gesandte Her „Montcalm" ist im Eis stecken geblieben.
Nach den neuesten Nachrichten scheint der Eisbrecher ,,-Utvntcalm etwa 60 Meilen von Greenly Island entfernt gewesen zu sein.
Junkers kündigte an, daß sie am 17. April nach gestatte fliegen werde, falls die Wetterlage es
Versuche, den Ozean zu überfliegen, haben bis jetzt pser an Toten und Verwundeten erfordert.
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" 6 E o n erregte die Nachricht von der Lan- re-br,-,^ > "^feinen" größte Begeisterung aus. Man öaß die Flieger nach Washington kommen, in glänzenden Empfang bereiten will. Auch
über herrscht aufrichtige Bewunderung und Freude
uoer bas Gelingen des Fluges.
Vorschlag Kelloggs
Unbedingte Aechlung des Kriegs
Da er mit Frankreich nicht zu Rands kam, Hai Kellogg jetzt durch Ueberreichung einer Note, eines Vertragsentwurfs und des bisherigen Schriftwechsels zwischen Washington und Paris seinen Vorschlag über die unbedingte Aechtung des Kriegs als Werkzeug staatlicher Politik den Regierung und damit den Völkern von Deutschland, England, Italien und Japan unterbreitet. Kellogg ist der Hoffnung, daß diese Mächte, die alle ebenfalls dem Völkerbund angrhören und von denen die zweite und dritte Bürgen des Vertrags von Locarno sind, mehr Verständnis für die Sicherung des Friedens bezeigen und durch ihre Zustimmung zu dem Plan bekunden werden, daß die Einwände, die Briand durch den Hinweis auf Frankreichs „Verpflichtungen aus der Mitgliedschaft im Völkerbund und aus seiner Anteilnahme an dem Vertrag von Locarno" erhebt, nichts sind als Ausflüchte, um die von ihm selber angeregten Verhandlungen, die allerdings in ihm unerwünschte Bahnen gelenkt worden sind, zum Scheitern zu bringen. Kellogg verhehlt seine Absicht, Frankreich diplomatisch einzukreisen, nicht. Die andern Mächte werden zu entscheiden haben, ob sie, wie Frankreich das vorgibt, sich durch eine unbedingte Aechtung jedes Kriegs ebenfalls in Widerstreit mit ihren Pflichten als Mitglieder des Völkerbunds setzen würden oder nicht, ob also die Zartheit des Dertragsgewissens Frankreichs nur Vorwand ist oder tatsächlich ihre Berechtigung hat. Auch bei strengster Auslegung der Völkerbundssatzung kann kein Zweifel bestehen, daß der Kelloggsche Vertrag jene in keiner Weise beeinträchtigt, daß er im Gegenteil deren gedankliche und praktischeFortentwicklung darstellt. Aber selbst, wenn haarspalterische Deutung ergeben sollte, daß ein Widerspruch besteht: die Satzung des Völkerbunds; st nicht unabänderlich, und die Vernunft und das Ideal, den Krieg grundsätzlich — und nicht nur bedingt wie in der Völkerbundssatzung — zu bannen, würden gebieten, das Gute dem Besseren zu opfern. Der Völkerbund ist eine amerikanische Idee gewesen, und, im Zweifelsfall, darf man annehmn, daß der Schöpfer eines Werks eher ein Urteil darüber hat, was Fortschritt, was Verbesserung ist als diejenigen, die das Werk als bloße dienstbare Maschinerie betrachten Wer außerhalb der in
zwischen übrigens durch ein militärisches Bündnissystem gründlich verfälschten Genfer Maschinerie steht, hat ein unbefangeneres Urteil über das, was ursprüngliche Absich war und was davon Wirklichkeit geworden ist, als die Nutznießer, die die Idee zu ihren besonderen Zwecken mißbraucht haben. Kellogg hat nicht verfehlt, aus diese Verschandelung hinzuweisen.
Die Stellung Deutschlands zu dem Vertragsentwurf Kellogs kann nicht zweifelhaft sein. Deutschland stimmt ibm aus ideellen, aber auch aus realpolitischen Gründen zu. Dem „Sicherheits"-Taumel Frankreichs Rechnung tragend, ist es bereit, ihm jede Sicherheit zu gewähren, die mit seiner nationalen Ehre vereinbar ist, also nicht eine militärische oder politische Sonderüberwachung in sich schließt. Die mittelbare Sicherheitsleistung unter der Bürgschaft aller Mächte, die, auf das deutsch-französische Verhältnis bezogen, der Vorschlag Kelloggs darstellt, ist bedeutsamer und wertvoller als irgendwelche Kontrolle oder irgendein Jnvistigationsrecht. Aus dieser Leistung erhöhter Sicherheit folgt, daß das noch besetzte Rheinland geräumt und daß dieAbrüstung auch bei den Verbänds- mächten vollzogen werden muß.
Deutschland braucht keinen Hehl daraus zu machen, daß es, indem es Kelloggs Plan zustimmt und den Schieds- und Vergleichsverträgen, die er bei seiner Verwirklichung zwangsläufig im Gefolge haben muß, das Streben hat, auf Grund dieser Schieds- und Vergleichsverträge zu einer Aenderung des Friedensvertrags zu gelangen. Es gilt, den Geist Clemenceaus, Fachs und Poincares, den Geist der Gewalt und der Unterdrückung durch den Geist des Friedens und der Solidarität der Völker zu ersetzen. Frankreich freilich widersetzt sich diesem Geist. Der besondere Vorschlag, welchen den Mächten zuzuleiten Briand bereits angekündigt Hat, soll den Vorschlag Kellogas torpedieren und ihn im Sinn Frankreichs und seines Bündnis- und Vorherrschaftssystems unschädlich machen. Von welchem Geist der französische Vorschlag beseelt sein wird, davon geben eine Vorahnung bereits die Darlegungen Poincares zu dem Aufsatz Vermeils, die ücherlicki nicht nur zufällig gerade in diesem Augenblick veröffentlicht worden sind. Aus diese Darlegungen werden wir zurückkommen.
Das irische Verteidigungsnilnisterium beförderte den Kommandanten der irischen Lufiskreikkräfte, Fjtzmaurice, der am Bremenflug teilgenommen hat, zum Major.
Glücklich in Slolp gelandet
Der italienische Fliegergeneral Nobile ist zu seiner zweiten Nordpolsahrt am Samstag, den 14. April, abends 10.55 Uhr, mit dem Luftschiff „Jtalia", einer Halbstarren Nachbildung der Zeppeline, von Mailand abgeslogen. Wohl durch Witterungsverhöltnisse bestimmt, holte die „Jtalia" weit nach Osten aus. Aber auch auf diesem Wege hatte sie mit erheblichen Gegenwinden zu kämpsen. Nach einer anfänglichen Stundengeschwindigkeit von 70 Kilometer (die Leistungsfähigkeit wird aus 80 Kilometer angegeben) überflog das Luftschiff am Sonntag nachmittag 3 Uhr Wien, begrüßt von einem Flugzeug des österreichischen Fliegcr- verbands. Um 4.30 Uhr war Brünn erreicht. Aus der weiteren Fahrt durch Böhmen waren einige Gewitter zu bestehen, wobei der Funknpparat zerstört oder verloren gegangen sein soll. Nach einer anderen Meldung sei die Antenne nur eingezogen morden, und zwar wegen der Blitz- gesahr. Jedenfalls war das Luftschiff dadurch außerstand^, von unten Nachrichten einzuholen, und es scheint infolgedessen die Richtung verloren zu haben und kam über Oberschlesien (Eieiwitz 8 Uhr) bis nach Krakau (10.3k>), wo es umdrehte und nach Eleiwitz zurückkehrle. Durch zwei roteRaketen zeigte Nobile an, daß er eine Landung vornehmen wolle; während einer Stunde machte die „Jtalia" dann auch verschiedene Versuche, auf dem Flugplatz von Gleiwitz niederzugehen, plötzlich erhob sie sich aber wieder und setzte die Fahrt in nordwestlicher Richtung farr. Am Montag morgen 8.35 Uhr landete die „Jtalia" bei fast windstillem Wetter leicht aus dem Flugplatz Seddin bei Stolp (Pommern), von wo aus sie nach einigen Probefahrten und Ergänzung der Vetriebsstosfe die Nordpolsahrt antreten wird.
Der von Mailand mitgenommene Gasolinbrennstofs war ausreichend bis Montag abend.
Nobile sah ermüdet aus, er äußerte sich aber sehr befriedigt über die Leistungsfähigkeil seines Flugzeugs. Auch die Instrumente liaben sich gut bewährt. Wirkliche Gefahr habe nur in den Gewittern in Oberschlesien bestanden. Die Besatzung habe sich ausgezeichnet bewährt. Als Begleiter hat Nobile auch seinen kleinen Terrier-Hund bei sich. Diesem scheint die Luftfahrt weniger zu behagen.
Auf dem Flugplatz würde Nobile von dem Ministerialdirektor im Neichsverkehrsministerinm, Brandenburg, vom Regierungspräsidenten Cronau und einigen andern Herren begrüßt.
neueste llachrichlen
Ausschuß für Verfassuugs- und Derwaltungsreform
Berlin, 16. April. Der Ausschuß für Verfassungs- und Verwaltungsr-form tritt am 4. Mai zusammen. Den Vorsitz führt der Reichskanzler. Von der Reichsregierung sind dazu abgeordnet: der Stellvertreter des Reichskanzlers und die Reichsminister des Innern, der Finanzen, der Wirtschaft und der Post, ferner Geheimer Justizrat Professor Dr. A n s ch ü tz. Geheimer Iustizrat Dr. Triepel, Dr. Brüning, Staatssekretär a. D. Busch, Reichsminister a. D. Hamm und Professor Nawiasky; von den Landesregierungen für Preußen Ministerialdirektor Dr. Brecht, von Bayern Ministerpräsident Dr. Held, von Sachsen Ministerpräsident Held, von Württemberg Staatspräsident Bazille, von Baden Ministerpräsident Remmele, von Anhalt Ministerpräsident Deist, von Hamburg Bürgermeister Dr. Petersen und andere.
Sozialdemokratischer Wahlsieg in Zürich
Zürich, 16. April. Bei den gestrigen Wahlen zum Stadtparlament und zum kleinen Stadtrat brachten die Sozialdemokraten 5 Mitglieder in den Rat, auch gum Stadtpräsidenten wurde ein Sozialdemokrat gewühlt. Die Wahlbeteiligung betrug 90 v. H.
Im Stadtparlament haben die Sozialdemokraten nunmehr als stärkste Fraktion 59 von 125 Sitzen. Sie haben drei kommunistische Sitze erobert.
Schweres Stragenbahnunglück in Berlin
Am Sonntag nachmittag entgleiste in der Nähe des Stadions im Westen Berlins ein aus dem Motor- und zwei Anhängewagen bestehender Straßenbahnzug, der dicht mit Leuten besetzt war, die den Fußballspielen angewohnt hatten, in der Biegung an der Kreuzung der Rennbahn- und der Heerstraße nach einer ziemlich abschüssigen Stelle. Die Wagen prallten auf die Bordschwelle des Wartesteigs und stürzten um. Fünf Insassen wurden getötet, 31 so schwer durch Glassplitter usw. verletzt, daß sie ins Krankenhaus verbracht werden mußten, 60 weitere Verletzte konnten sich nach Anlegung von Notverbänden in ihre Wohnungen begeben. Der Wagenführer hat einen Nervenschock erlitten und ist noch nicht vernehmungsfähig. Die Bremse war in Ordnung, die Schienen waren bei leichtem Schneefall schlüpfrig. Der Führer hat anscheinend die Gewalt über den Zug verloren, hat aber entgegen seiner Vorschrift Unterlasten, durch Notsignal die Schaffner zur Anziehung der Handbremsen zu veranlassen. Reichsverkehrsminister Dr. Koch hat der Stadt Berlin sein Beileid ausgesprochen.