Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Samstag, 14. April 1928
g. 11. April 1928
Leite 3 — Nr. 87
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häusern und Gefängnissen zugebracht hat. Die gleiche hat hier in früheren Jahren schon wiederholt Gastrollen gegeben. Obwohl sie bisher in Freudenstadt wenig Glück hatte, möchte sie immer wieder, allerdings auf ihre Art, auch hier einmal einen längeren Kuraufenthalt verbringen denn ihre Nerven seien derart angegriffen, daß sie sich kaum noch ihres richtigen Namens erinnern konnte.
Wilddad, 13. April. Schwere Brandwunden. Johann Eitel war damit beschäftigt, altes Farnkraut an der Mauer seines Ackers zu verbrennen. Dabei fingen plötzlich seine Kleider Feuer und der alte Mann erlitt so starke Brandwunden, daß er ins Vezirkskrankenhaus nach Neuenbürg übergeführt werden mutzte. Das Feuer drohte am den Wald 'überzugreifen, so daß Waldarbeiter zum Lchutze des Waldes Gräben auswerfen mußten.
Gerichtsfaal
Tübingen, 13- April. Kraftlinienfahrten ohne behördliche Genehmigung- Der Ort Agenbach OA. Calw liegt von der Bahn ziemlich weit ab, 22 Km. von Altensteig, 16 Km. von Calw und jeglicher andere Verkehr, denn der mittelst Kraftwagen, ist erschwert und nahezu unrentabel. So waren viele beteiligten Ortschaften zwischen Agenbach und Altensteig froh, als der 55 Jahre alte Johannes Wurster, Bäckermeister von Agenbach mit seinem 1 Tonnen-Lastkraftwagen, mit dem er Eüterstücke oder Waren zu den Kaufleuten der Gegend brachte, ab und zu auch Personen auf provisorischem Sitz mitnahm. Der Gemeindcrat Alteusteig war sogar so dankbar für diese Einrichtung, dag er dem Wurster, der 2mal vergebens um Genehmigung zur Errichtung der Kraftwagenlinie Agenbach- Oberkoll- wangen—Breitenberg—Neuweiler—Verneck—Altensteig nach
suchte, einen Monatszuschutz für den Fall der behördlichen Genehmigung versprach. Von diesem Versprechen wurde in einem Altensteiger Gemeinderatsbericht gesprochen und so kam das Oberamt Calw darauf, daß hier unerlaubter Verkehr vorliege und erstattete Anzeige gegen W. wegen Vergehen gegen das Kraftliniengesetz. In der Verhandlung vor dem Amtsgericht Calw kam es zur Verurteilung von 300 Geldstrafe. Die Anklage ging dahin, W. habe von Dezember 1926 bis Ende 1927 auf oben bezeichnet«! Strecke Personen geführt, ohne hiezu die Genehmigung zu haben. Hiegegen hat W. Berufung erhoben, die sich aber lediglich auf das Strafmaß beschränkte, denn er gab zu, Personen geführt zu haben und brachte vor, er habe wollen seinem durch den Krieg invalidierten Sohn, der des Vaters Beruf nicht mehr ausüben könne, eine Verdienstmöglichkeit schaffen, nachdem dieser seinen Beruf als Bäcker auf den eines Chauffeurs umgestellt habe. Tatsächlich ist auch der Sohn immer gefahren. Die Strafkammer hat der Berufung des W. stattgegeben, das Urteil des Amtsgerichts Calw aufgehoben und die Strafe von 300 Mk. auf 50 Mk. ermäßigt. Die Strafkammer ging in ihrer Verurteilung davon aus, daß zweifellos ein Bedürfnis, Personen mitzunehmen, bestehe, es handle sich hier um einen kleinen Wagen, mit dem Reichtümer nicht erworben werden könnten, dem Eemeinderat Altensteig habe übrigens ja daran gelegen, daß Personen befördert werden können. Andererseits habe es dem Angeklagten nicht widerlegt werden können, daß er damit seinem Sohn eine Beschäftigung schaffen wollte.
Letzte Nachrichten
Der Kriegsverzichtpakt vor dem Reichskabinett.
Berlin, 14. April. Wie die „Tägliche Rundschau" berichtet, wird sich das Reichskabinett bereits heute mit dem amerikanischen Kriegsverzicht-Pakt beschäftigen, über dessen einzelne Bestimmungen Ministerialdirektor Gauß berichten wird.
Deutsche Pfadfinder vom französischen Kriegsgericht zu Gefängnis- und hohen Geldstrafen verurteilt.
Mainz, 14. April. In dem Berufungsprozetz gegen 15 deutsche Pfadfinder aus Prümm (Eifel), der gestern vor
dem hiesigen französischen Kriegsgericht stattfand, stellte der Militärstaatsanwalt den Antrag, den 21 Jahre alten Hauptführer zu 30 Tagen Gefängnis ohne Strafaufschub und 100 Mk. Geldstrafe zu verurteilen. Er beantragte weiter gegen den zweiten Führer und zwei Unterführer je 100 Mk. Geldstrafe. Demgegenüber verurteilte das Berufungsgericht den Hauptführer zu 15 Tagen Gefängnis ohne Strafaufschub bei sofortiger Verhaftung, den zweiten Führer zu 500 Mk Geldstrafe und die übrigen Angeklagten zu 150 Mk. Geldstrafe. Ein Polizeibeamter wurde freigesprochen.
Von der finnländischcn Befreiungsseicr.
Helsingsors, 14. April. An dem Festessen anläßlich der finnländischen Befreiungsfeier, das nach einer Parade des Schutzkorps und der Garnison stattsand, nahmen u. a. Vertreter der Stadt, bekannte finnländische Politiker und Militärs teil. Aus Deutschland waren zahlreiche Vegrlltzungs- telegramme eingegangen, so von Eeneralfeldmarschall Makensen, dem Deutschen Offiziersbund, dem Nationalverband Deutscher Offiziere, dem Veerband deutscher Marineoffiziere und den vaterländischen Verbänden. Morgen verlassen die Deutschen Finnland wieder.
Der König hat Mailand verlassen.
Rom, 14 April. Wie aus Mailand gemeldet wird, hat der italienische König gestern mittag Mailand verlassen und hat sich nach Lecco am Eomersee begeben. Der König hal für die Familien der Opfer des Mailänder Attentats und die Verletzten 30 000 Lire gestiftet. Die Stadt Mailand hat für denselben Zweck eine öffentliche Sammlung eingeleitet, für die der Oberbürgermeister von Mailand bereits 100 000 Lire gestiftet hat.
Der Täter von Mailand verhaftet?
Paris, 14. April. Nach einer Meldung der Transalpinen Agentur aus Rom soll es der Polizei gelungen sein, den Täter von Mailand festzunehmen. Er habe anfangs zu leugnen versucht, hätte aber endlich die Tat eingestanden.
Sendefolge des Siidd. Rundfunk A.-E. Stuttgart.
Samstag, 1t. April:
12 M: Wettcrbrricht. Schallplattenkonzert. 13.33: Nachrichtendienst. 14.30: Jugendstunde, 13 33: Lcitcrer Nachmittag 18.38: Zeitangabe, Wetterbericht. I8.IS: Vortrag: Ein Besuch bei Eott'ried Kellers „Landvogt vom Ercifensee" iFreibu g!. >8.43: Vortrag: Die Musik und die Tiere. 19.1S: Vortrag'
Arbeits:echt:pHcge. 13.13: Zeitangabe, Wetterbericht, Sportiunkdienst. 2V KV: Kammermusik: bend. 21 lö: Schwäbisch-bayrische Schwänke und Schnurren. 1. Bayerischrr Teil. 2. Schwäbischer Teil 22.-12: Nachrichtendienst.
11 8!>: Morgense-.er. Anschliessend Pramenadckonzcrt. 1312: Schall- plaUcnkonzert. 13.33: Dichterslundc 13.33: Funkheinzclmann (Hamburg). 13.33: Unterhaltungskonzert lS.Ull: Die Not des Theaters tDreigcspräch). 13.08: Boris Eudunow. musikalisches Volkod ama (Darmstadt).
Montag. 18. April:
12 38: Wetterbericht, Schallplattenkonzert. 13.28: Nachrichtendienst, lg.12: Nachmittagskonzert. 18.38: Zeitangabe, Wetterbericht. 18.12: Vostelstunüe. 18.42: Vortrag: Das Gravitationsgesetz und seine Bedeutung sllr die Astro. uomie. 13.12: Zeitangabe, Wetterbericht. 13.38: Vortrag: Falschs und richtige Vcrkaufsgespräche. 28.12: Italienischer Abend (Frankfurt). „Die Geschichte vom veriorenen Spiegelbild". Anschließend: Nachrichtendienst.
Handel und Berkehr
Die Befestigung des südslawischen Dinars. Nach einem Vertrag zwischen der Regierung und der Südslawischen Nationalbank wird dem Dinar ein fester Wert in der Weise gegeben, daß 100 Dinar gleich 9.30 Schweizer Franken gelten.
Die Einfuhr von Getreide, Butter und käse in Deutschland betrug im Monat März rund 130,5 Millionen, im ersten Vierteljahr 1928 403,27 Millionen Mark. Bei einer solchen Rieseneinfuhr, die deutsches Getreide und deutsche Molkereierzeugnisse unverkäuflich macht und die zum größten Teil ganz unnötig ist. ist es kein Wunder, wenn die Landwirtschaft trotz Notprogramm in immer größere Schwierigkeiten gerät.
Die Schwedische Zündholz A G. in Stockholm, die sich in verschiedenen Ländern Eurovas dos Zündbolzmonopol oder eine Art
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Monopol zu sichern gewußt hat, verzeichnet für 1927 einen Reingewinn von 40,5 Millionen Kronen (45.6 Mill. Mk.1. Einschließlich einer Dividende vom Herbst 1927 soll aus 18 Millionen Kronen eine Dividende von 10, zusammen 15 v. H. ousgeichüttet werden. Der Rest von 24,14 Mill. Kronen soll auf 1928 vorgetragen und in der zweiten Hälfte des Jahrs 1928 auf das erhöhte Aktienkapital von 270 Mill. Kr. wieder eine Dividende von 5 v. H. vorausbczahlt werden.
Die Reblaus im Rheingau. Wie aus Rüdesheim gemeldet wird, sind im Rheingauer Weingebiet folgende Gemarkungen von >r Reblaus verseucht: Rüd-sbeiiii. Geisenheim. Jobannisburg, Ahmannsbausen, Oestrich, Winkel, Hollgarten. Hattenheim, Kiedrich, Nauental, Erbach. Eltville und Hochheim am Main.
Schlachlviehmarkt Pforzheim, 12. April. Auftrieb: 1 Ochse. 1 Kuh, 1 Rind, 51 Kälber, 22 Schweine. Preise: Kälber b 82 bis 85, c 76—80 „K.
Viehpreise. Ealw: Ochsen 525—790. Stiere 405—510, Kühe 373—585, Kalbinnen 330—650. Jungvieh 180—310. — Möhringen a. F.: Farren 740—8-50. Kühe 450—820. trächtige Kalbinnen 745—810. Schlachtrinder 750. Jungrinder 180—350. — Pleidelsheim: Räuple 150-280, Rinder 250—450, Kalbeln 500-680, Kühe 300—500, Ochsen -550—750. — Vaihingen a. E.: Ochsen 600 bis 800. Stiere 425—575, Kühe und Kalbinnen 400—800, Rinder 200—470. — Waiblingen: Ochsen 600—650. Stiere 450—500, Kühe 300—500, Kalbeln 500—650. Jungrinder 200—250 „st.
Schweinepreise. Calw: Muser 30-42, Milchschweine 15—27. — Diberach: Läufer 40—45. 'Milchschweine 16 — 25. — Ludwigsburg: Milchschweine 17—32. — Möhringen a. F.: Milchschweine 38—42, Läufer 90. — Soaickingen: Milchschmeine 14—27. — Waiblingen: Milchschmeine 20—32. — Dernhausen a. F.: Läufer 30 bis 70. Milchschmeine 15-22. — Blaubcurcn: Mischschweine 20 bis 28. — Lreglingen: Milchschweine 17—25. — Eßlinqen a. R.: Milchschmeine 18—23. — Gaildorf: Milckpchweine 20—24. — Mengen: Milchschweine 17—25. — Niederstetten: Saugschweine 20—25. — Nürtingen: Läufer 55—58. Milchschmeine 16—26 „st.
Schafmarkt Rördlingen, 13. April. Zutrieb 1313 Stück, verkauft 370 Stück. Preise pro Paar: Hümmel 110, Lammschafe 135. Brackschafe 80, Jährlinge 75—92 „st.
Fruchlpreife. Diberach: Weizen 13.80, Roggen 13—14, Gerste 14.-50—15, Haber 11—11.80, Saotgerste 15.40—17. Saaihaber 12 bis 12.50, Wicken 15—16. Erbsen 15.50—16. — Wangen i. A.: Haber 12.80—13.20, Gerste 15—16, Weizen 15—16, Saathaber 15.50—16.50, Saatgerste 16—18, Saatwcizeu 16—18, Saatroggen 10—18 ,.st der Zentner.
Allgäuer Butter- und käsebärsc in Kempten. Butter 162 bis 168, Durchschnittspreis 165, Haltung abwartend: Weichkäse mit 20 v. H. Fettgehalt, grüne Ware 20—23. Haltung ruhig. Allgäuer Emmenthaler mit 45 v. H. Fettgehalt 115—130, Marktlage normal.
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