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Nagold«» TagblattDer Eejelljchaster*

Mittwoch, 21. März 1S28

Neueste Nachrichten

Schiele über da» lnudnnrlschafttiche Notprograium

Berlin, 20. März. Die Beratung des landwirtschaftlichen Nvtprogramms im Haushaltsausschuß des Reichstages lei­tete Reichsernährungsminister Schiele mit einer Rede ein, in der als das wichtigste Problem auf dem Gebiete der Kredilversorgung die Konsolidierung derschwe- benden Schulden bezeichnete. Der Minister verwies auf die Ermächtigung für den Reichsfinanzminister, kurz­fristige Vorschüsse bis zur Höhe von 100 Millionen den Instituten zu geben, die Kredite zur Umschuldung gewäh­ren wollen, soweit rationelle Fortführung der Betriebe zu erwarten ist. Wenn man die hohe Verschuldungsziffer, die zurzeit eine Belastung von 60 Mark für den Hektar ergebe, in Verbindung mit den Preisen für die wichtigsten Land­wirtschaftserzeugnisse betrachtet, dann zeige sich, daß eine maßgebende Hilfe nicht von der Kreditseite allein herkom- nem könne. Entscheidende Hilfe müsse von der Absatzseite Herkommen. Es würde sicherlich keine volle Befriedigung schaffen, wenn man die Summen auf die Länder verzetteln würde. Ein befriedigendes Ergebnis sei vielmehr durch eine zentrale Regelung zu erwarten. Hierauf stellte Abgeordn. Thomsen (Dntl.) mit Unterstützung der übrigen bisheri­gen Regierungsparteien einen Antrag, wonach die Auf­wendung der im landwirtschaftlichen Notprogramm vorge­sehenen Mittel nach Maßgabe von Richtlinien erfolgen soll, die mit Zustimmung des Reichsrates und eines 28gliedrigen Ausschußes des Reichstags erlassen werden. Reichsernäh­rungsminister Schiele stimmte diesem Antrag zu,

Deutschland-Polen weiter vertragslos

vertin, 20. März. Zu der polnischen Grenzverordnung wird gemeldet. In politischen Kreisen sieht man nunmehr keine Möglichkeit mehr, die deutsch-polnischen Handelsver­tragsverhandlungen in absehbarer Zeit wieder aufzuneh- men. Der vertragslose Zustand zwischen Deutschland und Polen wird also weiterdauern. Die Zusagen des polnischen Außenministers Zaleski an Dr. Stresemann in Genf sind ohne Erfolg geblieben.

Maßnahmen des Reichs und Preußens gegen die Steuer­streikaufforderungen

Berlin, 20. März. Das Reichskabinett ist gestern zu einer Sitzung zusammengetreten. Wie dieVossische Zeitung"' wissen will, stand auf der Tagesordnung als wichtigster Punkt die Beratung von Maßnahmen gegen die Auffor­derungen zum Steuerstreik und zur Steuersabotage an die Landbevölkerung.

Ausschreitungen bei landwirtschaftlichen Zwangs- Versteigerungen

Nimptsch, 20. März. DerLandsmann" meldet. Anläß­lich der in Langenöls (Kreis Nimptsch) veranstalteten Zwangsversteigerungen auf landwirtschaftlichen Betrieben hatten sich etwa 1000 Bauern aus den Kreisen Reichrnbach und Nimptsch angesammelt, die durch Singen von Liedern auf den Versteigerungsplätzen die Abgabe von Geboten zu verhindern suchten. Der Landrat des Kreises Nimptsch hatte ein Schutzpolizeikonrmando von 20 Mann nach Langenöls enIHandt, die mit dem Gummiknüppel gegen die Bauern vorgingen. Es gab mehrere Leichtverletzte. Als sich der Tumult immer mehr steigerte, weil ein bekannter Führer der Landwirte verhaftet werden sollte, ließ der be- fehlshabenÄe Offizier die Mach,nengewehre auffahren und Die Karabiner laden. Angesichts dieser ernsten Lage wur­den di« weiteren Zwangsversteigerungen abgebrochen. Nur dem besonnenen Verhalten des Offiziers und dem Eingrei­fen der anwesenden Landbundführer ist es zu verdanken, daß noch im letzten Augenblick ein Blutvergießen vermieden wurde.

Schlichtung^Verhandlungen bei der Reichsbahn

Berti«, 20. März. Die Schlichtungsverhandlungen in der Lohndifferenz der Reichsbahnangestellten beginnen heute nachmittag um 3/; Ahr-

Rückkehr der russischen MrtschastsdeiegaLion aus Berlin nach Moskau

Moskau, 20. März. Die sowjetistifche Delegation für die Wirtschaftsverhandlungen mit Deutschland ist heute wieder in Moskau ««getroffen.

Die Ausschreitungen gegen dasVorwärls"-Düro in Rom vor Gericht

Rom. 20. März.Lavoro d'Jtalia" meldet, daß die drei jungen Faszisten, di« im November 1926 nach dem Atten­tat aus Mussolini in die Wohnung der Frau Lerde, der römischen Korresondentin desVorwärts", und in die Lo­kale des sozialistischen Oroans der Amsterdamer Inter­nationale eingedrunaen waren und dort als Repressalien MRiel und andere Dinge zerstört haben, heute vor Gericht sich verantworten mußten. Der Verteidiger der drei jungen Faszisten wies auf den Umstand hin, daß kein Verg hen varkege, well den jungen Leuten die böse Absicht gefehlt habe Das Gericht sprach dl« Angeklagten frei.

Wrliemberg

ep. Stuttgart. 20. März. Die Gründung eines Landesverbandes für Säuglings s ch utz und Jugendfürsorge. Unter der Teilnahme von Vertre­tern aus den verschiedensten Teilen des Landes fand am Montag die sehr gut besuchte Mitgliederversamm­lung des Landesverbandes für Jugendfürsorge und des Landesausschusjes für Säuglings- und Kleinkinderschutz statt. Aus Gründen der Organisationsvereinfachung wurden diese beiden Verbände, deren gemeinsamer Vorstand schon bisher Staatsrat Rau war, zusammengelegt unter dem neuen Namen einesLandesverbandes für Säuglingsschutz und Jugendfürsorge in Württemberg E. V." Nach den Tätig­keitsberichten der Geschäftsführerinnen Frl. Baßler und Schw. H. Will ich ist gegenwärtig ein Ueberangebot an Pflegstellen für sürsorgebedürftige Kinder vorhanden. Im Jahr 1926/27 kamen 358 neue Vermittlungsfälle zur Be­handlung. 1927/28 bis jetzt 345. Im vergangenen Winter wurden 70 Kinderpflegekurse und 23 Kurse in häuslicher Krankenpflege mir insgesamt 1938 Teilnehmerinnen gehal­ten. In einem anschließenden Vortrag über dengegen­wärtigen Stand der Säuglingssterblichkeit, ihre Ursachen und ibre Bekämpfung" teilte der Chefarzt an der Säuglingsheil­

stätte Stuttgart-Berg, Dr. Camerer, mit, daß die Säuglings­sterblichkeit in Deutschland von 19011926 zwar um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist, daß aber für uns gegen­über anderen Kulturländern noch viel nachzuholen bleibt.

Reutlingen. 20. März. Tagung des Süddeut­schen Mufikeroerbands. Am letzten Samstag und Sonntag fand in der Bundeshalle hier die Bertrekerversainm- lung des Süddeutschen Musiker-Verbandes, der größten Mu- stkerorganifation Süddeutfchlands, statt unter Teilnahme von über 200 Vertretern aus Baden. Bayern und Württemberg. Nach dem Geschäftsbericht zählt der Verband nahezu 5500 Mitglieder: er kann im letzten 3ahr einen Zuwachs von bei­nahe 800 Mitglieder verzeichnen- 3m 3ufi d. 3. findet das 6. Derbandsmuflkfest mit Werkungsspiel für Blas- und Streichmusik in Weißenburg in Bayern statt.

LudwigSburg, 20. März. Ein Klettermaxe ab- gestürzt. Bon der Fassadenkletkermanie wurde auch ein hiesiger 20jähriger Kaufmann L. angesteckt, der es den groß­städtischen Klettermaxes gleich tun wollte und also nachts in der Geisterstunde ein Haus in der Asverger Straße er­kletterte. Er schwang sich keck an der Dachrinne entlang von Stock zu Stock und hatte beinahe das Dach erreicht, als er ausgkitt und abstürzte. Mit einigen Rippenbrüchen blieb er auf dem Gehsteig liegen.

Besigheim, 20. März. Scillablüte. Es dürfte wenig bekannt fein, daß In den Wäldern des Enztales ein Gegen­stück zu dem berühmten Hafener Wäldchen besteht. Auch hier findet sich, weit verbreitet, die liebliche Scillablüte, deren blaue Sterne einen herrlichen Schmuck des sonst noch win­terlichen Waldbodens bilden.

Gmünd, 20. März. Tragischer Tod. Ein eigen­artiger Todesfall hal sich in der Familie des Bierbrauers Josef König zugetragen. Dieser war am Samstag früh mit seiner Frau auf dem Weg zur Arbeitsstätte. Beide kamen unweit des Platzes in der Uferstraße vorbei, wo der an einem Herzschlag verschiedene Druckschriftenreisende aus dem Gehweg iag. Die Frau regte sich dabei derart auf. daß sie einen Schwächeanfall erlitt und nach Hause verbracht werden mußte. Dort starb die erst 36 Jahre alte Frau gegen 10 Uhr vormittags.

hall. 20. März. Pferdemarkt. Der Sonntag stand ganz unter dem Zeichen des Pferdemarktes. Während in den Vormittagsstunden der Zustrom von auswärts noch schwach war, schwoll er in den Nachmittagsstunden zu fast beänstigender Flut an. Ununterbrochen rasselten Motor­räder und Autos, und auf dem Haatplatz und dem Unter- wöhrd schoben sich die Massen. Größtes Interesse wurde den Ausstellungen entaegengebracht.

Hechinoen, 20. März. Schließung von Schulen. Wegen Erkrankung mehrerer Schülerinnen ist ärztlicherseits die Schließung der Töchterschule für die Dauer von 8 Tagen unoeordnek worden- Auch die evangelische Volksschule ist

gpsch*eks»I7 iveT-deri.

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ist seit 166 Jahren allen Bewohnern des Na­golder Bezirks und weit darüber hinaus ein täglicher, treuer Berater?

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setzt sich so für die Belange und Interessen der Oberamtsbevölkerung einerseits und der Be­hörden andererseits ein?

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bietet neben den neuesten wirtschaftlichen und politischen Meldungen, die auch keine Eroß- stadtzeitung früher und besser in Händen hat» neben der landwirtschaftliche« und der Bilder- Beilage ein solch getreues Spiegelbild der Hei­mat wie Ihre

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Aus Stadt und Land

Nagold. 21. März 1928

Nur darum scheint manchem der gute Ton zu feh­len, weil feine Umgebung eine schlechte Akustik hat.

A. Christoph Wilsmann.

«s

Die Bedeutung der Nagoldbahn als wichtige Verkehrsader wird sich erheblich steigern, wenn erst einmal die beiden Spitzkehren im Süden Badens bei Jmmendingen und Singen beseitigt find, die erstere im Verkehr nach dem Bodensee, die zweite auch im Verkehr nach der Zentralschweiz. Run ist bekanntlich die deutsche Reichsbahn bereit, gleichzeitig mit dem zweigleisigen Aus­bau der Strecke OsterburkenJmmendingen auch die Spitzkehre bei Immendingen durch den Bau einer Bahn HattingenMöhringen zu beseitigen und dadurch die Zu­fahrt zum Bodensee wesentlich zu verbessern. Ueber die Beseitigung der zweiten Spitzkehre auf dem Wege zur Schweiz gingen die Ansichten seither noch erheblich aus­einander. Drei Pläne, nämlich der verlängerten Hegau­bahn, der Bibertalbahn und der Randenbahn standen sich hier gegenüber. In einem ausführlichen Gutachten, das die Schweizer Bundesbahnen erstattet hatten, kamen die Begutachter zu dem Schlüsse, daß die Linie der Hegaubahn die vorteilhafteste Lösung darstelle. Die Angelegenheit ist jetzt wieder einen Schritt weiter gekommen dadurch, daß sich der seitherige Randenbahn-Ausschuß aufgelöst hat. Es wird ein schweizerischer Hegaubahn-Ausschuß gegründet. Schon der kommende Fahrplan wird den Nachweis er­bringen, daß die Bestrebungen des Nagoldbahnausschusses um eine bessere Fahrplangestaltung berechtigt sind. Wenn erst einmal die beiden Spitzkehren beseitigt sind, wird dies eine weitere Ersparnis an Fahrzeit bedeuten, die die un­parteiischen Schweizer mit einer Stunde berechnen, und dann wird auch die Nagoldbahn das erreichen, was ihre Anhänger anstreben, nämlich die Einbeziehung in den durchgehenden Verkehr vom Rhein und Frankfurt nach der Schweiz und zum Bodensee, an dem sie jetzt nur an etwa achzig Tagen des Jahres einen allzu bescheidenen Anteil hat.

Der Frühling

begann (wegen des Schalttages einen Tag früher als sonst) genau gestern abend 9.45 Uhr, d. h. kalendermäßig mit dem Zeitpunkt, da der Mittelpunkt der Sonnenbahn auf den Aequator zu stehen kommt. An diesem Tage erfolgt Sonnenaufgang genau im Osten, dementsprechend liegt ihr Untergang genau im Westpunkt. Tag- und Nachtbogen sind einander gleich. Wir haben Frühlings-Tag- und Nachtgleiche. Dann rücken bis zum 21. Juni Auf- und Untergangspunkt der Sonne immer weiter gegen Norden, der Tagesbogen nimmt mit jedem Tag an Umfang zu und der lichte Tag, der am Frühlingsanfang eine Dauer von 12 Stunden 12 Minuten aufweist, wächst zu einer Länge von 16 Stunden 11 Minuten an.

Vorspielabend

Am Donnerstag Abend, 8)4 Uhr, wird im Seminar­festsaal die Vierte (romantische) Symphonie von Bruck­ner zu 4 Händen gespielt.

Der Ortsausschuß für Leibesiibung und Jugendpflege

hat für heute abend um 8 Uhr im Seminarfestsaal einen LichtbildervortragKörperpflege und Leibesübung" ange­setzt, zu dem alle Kreise unserer Bevölkerung und nicht nur die Jungen, sondern auch die Erwachsenen als Erzieher u. Führer der Jungen, eingeladen sind. Es ist heilige Pflicht eines jeden Deutschen, ohne Unterschied von Rang und Stand, durch Pflege seiner Gesundheit und seines Geistes seine allgemeinen Kräfte zu steigern, um als Frau und Mann, die unserem Vaterland so notwendige Volkskraft zu erhöhen. Von ärztlicher Seite Herr Dr. V e ck-Nagold hat sich dem Ortsausschuß in freundlicher Weise zur Ver­fügung gestellt soll nun an Hand von Lichtbildern die MaterieKörperpflege und Lerbesübung" behandelt wer­den und wir wollen hoffen, daß der Seminarfestsaal be­sonders auch von den sporttreibenden Vereinen bis auf das letzte Plätzchen besetzt sein wird.

Zusammenstoß.

Gestern abend kurz vor 7 Uhr gab es einen Zusammen­stoß zwischen einem Radfahrer, der die Calwer Straße hinunterfuhr und einem Lastkraftwagen, der von der Hirsch­straße her kam. Der Radfahrer kam mit dem Schrecken und einem demolierten Vorderrad davon. Die Schuld dürfte den Autolenker treffen, der die rechte Fahrseite nicht eingehalten hat.

Unsere Heimat

Zum König der Hegauberge, zum massigen stolzen Hohentwiel führt uns die heutige NummerUnsere Heimat" und legt dar Bedeutung und Schicksal dieses ur­alten Schwabenberges im Laufe der Geschichte, der im des. Sinne ein schwäbischer Berg.

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Die Arbeitsmarkllage in Südweftdeuischland. Die Ar­beitslosigkeit verringert sich langsam weiter. An der Bes­serung haben vorwiegend, jedoch keineswegs ausschließlich, die verschiedenen Saisonberufe, angefangen von der Land­wirtschaft bis zum Bekleidungsgewerbe, Anteil. Die Zahl der Arbeitslolenunterstübungsempfänger sank in der Zeit vom 8.14 März in Württemberg einschl. Hohen- zollern von 16 296 auf 14 652. in Baden von 34 030 auf 32171; diejenigen der Krisenunterstützunasempfänaer in Württemberg einschl. Hohemollern von 2730 auf 2621, in Baden von 6800 auf 6745. Am 14. März wurden in Wärt- temberg und Hohenwllern in beiden Unterstützungszweiqen, Arbeitslosenunterstützung und KrisenunterO'"'Kng. zusam­men 17 275, in Baden hingegen immer noch 38 916 Haupt­unterstützungsempfänger gezählt.

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Effringen, 20. März. Schlußfeier des Näh - kurses. Ein seit Mitte November v. I. währender Nähkurs, der von 24 Teilnehmerinnen besucht war, wurde gestern mit einer in allen Teilen wohlgelungenen Schluß- seier beendet. Die am Tage vorher im Schullokal veran­staltete Ausstellung war mit Wäsche- und Kleidungsstücken, sowie Näharbeiten aller Art beschickt und legte vom Fleiß und Können der Schülerinnen und der aufopfernden Ar­beit der Lehrerin. Frl. B r e i n i n g-Eßlingen, beredtes Zeugnis ab. Die Schlußfeier war von Chören, Aufführun­gen umrahmt; zur Stärkung der Gäste wurde Kaffee und feines Backwerk geboten.