Leite 2 Nr. 59

Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Mrlleniberg

Stuttgart. 9. März.

TNysterienspiele. Am 20., 21. und 22. März wird eines der hervorragendsten Eckertschen Mysterienspiele,Das Heil der Welt", im Kuppelsaal des Kunstgebäudes in Stuttgart aufgeführt. Eckert war Jahre hindurch Spielleiter einer Theaterschule in Freiburg und nachher im Stadttheater in Mainz. Die teilweise Entartung des modernen Theaters führte ihn in die Gebiete der mittelalterlichen Mysterien­spiele. deren Geist er so in sich aufnahm, daß er aus der Ideenwelt dieser Spiele Neues und wirklich Modernes zu schaffen verstand. Die Stuttgarter Aufführungen sind oer- anstastet vom Katholischen Frauenbund, die Spieler sind aus sämtlichen katholischen Gemeinden Groß-Stuttgarts ge­nommen.

Südd. Verbandsmusikfest. Das nächste (VI.) Verbands- musiksest des Süddeutschen Musiker-Verband E. V, der größ­ten Musikeroereinigung Süddeutschlands, umfassend Bayern, Baden Württemberg und Hohenzollern, findet erstmals in Bayern, und zwar am 14./16. Juli in Weißenburg statt. Alle übrigen Musikfeste sind nur Bezirks- und Lokal-Musikfeste. Nach den vorläufigen Anmeldungen werden wieder viele Kapellen, nicht nur Blas-, sondern auch Streichmusik um Wertungsspiel teilnehmen, das in mehrere Abteilungen ein­geteilt ist. Das V. Verbandsmusikfest fand, wie erinnerlich, vor zwei Jahren in Gmünd statt. Es war das größte Fest in seiner Art, das je in Deutschland abgehalten wurde. 42 Sonderzüge waren damals nötig, den riesigen Verkehr zu bewältigen. Der Süddeutsche Musiker-Verband ist in der Zwischenzeit wesentlich größer geworden: im letzten Jahr stieg der Mitgliederstand um nahezu 660.

Unterrichkskurs für Rotariakskandidaken. Zur Vorbe­reitung der Notariatskandidaten auf die Prüfung für den mittleren Justizdienst wird von Mitte November d. I. an wieder ein staatlicher Nnterrichtskurs in Stuttgart abge- halt-m.

Stuttgart, 9. März. Staatliche Rindviehschar im Jahr 1928. Die staatl. Bezirksrindviehschauen wer den im Jahr 1928 abgehalten: 1. im oberschwäb- Fleckviehzuchtverband: in Biberach, Ehingen Göppingen, Giengen a. Br., Langenau, Münsingen, Ra venÄmrg, Saulgau, Tettnang, Waldsee: 2. im Fleck- v j eh z u ch t o e r b a n d des Schwär zwald kreise s: m Balingen. Freudenstadt, Herrenberg, Horb, Reutlinaem Spa.ch.ngen Sulz. Tuttlingen: 3. ,.n Fränkisch. Hohenloheschen Fleckvieh zuchtverbund: in Crailsheim, Blaufelden, Gmünd, Hall, Heilbronn, Kochen­dorf OA. Neckarsulm: 4. im F l e ckv i e hzu ch t v e r b a n d des wurtt- Unterlandes: in Böblingen, Bracken- Helm Großbottwar OA. Marbach. Leonberg,' Neuenbürg, Nürtingen, Schorndorf, Vaihingen a. E.: 5. im w ü r t t. Braunviehzuchtverband: in Biberach, Laupheim, Ravensburgs Tettnang, Waldfee: 6. im Zuchtverband lur das Limpurgervieh: in Gmünd.

Reukliuge^ 9. März. Tagung. Der Landesverband der evang. Arbeitervereine Württembergs gedenkt seine diesjährige Jahresversammlung in Reutlingen abzuhalten. S,e findet herkömmlicher Weise in den Pfingsttagen statt, »ieses Jahr also vom 22.28. Mai. Di? Eröfsnungspredigt wird der Gründer und Ehrenvorsitzende des hiesigen Vereins Prälat l). Dr. Schöll halten.

Tübingen, 9. März. Von der Universität. Dem Assistenten an der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der relUs- imd wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni- versitat Tübingen, Dr. Hans Peter, ist die Lehrberechti- guna für Volkswirtschaftslehre an dieser Fakultät erteilt worden.

- Tomerdingen OA. Blaubeuren, 9. März. Altes Ge­mälde. Den Kennern der Werke unseres berühmten Lands­mannes, des Rokokomalers Josef Wonnenmacher, erschien es »als Tatsache, nicht bloß als Vermutung, daß in einem Zim­mer des hiesigen Pfarrhauses ein Fresko-Deckengemälde von Meister Wannenmacher, die heiligste Dreifaltigkeit darstel- lerch, unter einer dicken Kolktünche sein Dornröschendasein luhrz. Dieser Tgge hat sich nun der Prinz gesunden, der schlummernde Dornröschen zu neuem Leben wecken, d. h. das Bild wieder blohlegen wollte: der Kunstmaler Konrad Albert Koch. Leider mußte die Arbeit bald als wenig aus­sichtsreich oder wenigstens als äußerst schwierig wieder ein­gestellt werden. Es hat sich zwar als richtig gezeigt, daß das vermeintliche Gemälde tatsächlich vorhanden ist, aber man hat es vor Zeiten nicht einfach übertüncht, sondern man hat mit einem spitzen Hammer oder mit einem ähnlichen Mord­instrument ein Loch neben das andere in das Bild geschlagen, damit der Putz besser halten sollte. Eine ärgere Barbarei läßt sich kaum denken.

Ravensburg, 9. März. DerKassenraubinKell- münz. Die beiden Kassenschrankeinbrecher von Klein-Kell- münz. der 33 I. a. Hermann Huber und der 20jähr. Anton Kiebler, die in der Nacht zum 26. November 1927 den mit Lohngeldern gefüllten Kassenschrank der Arbeitsgemein­schaft Säger und Wörner und C. Barsel in stundenlanger, schwerer Arbeit erbrochen hatten, standen am Donnerstag wegen schweren Diebstahls, bei Huber war es außerdem Rückfall, vor dem Schöffengericht Ravensburg. Von den etwa 10 bis 15 anderen Einbrüchen, die die Angeklagten teils allein, teils zusammen verübt hatten, war Anklage nur erhoben wegen des am 11. November zum Nachteil einer Händlerin in deren Verkaufsbude ausgeführten Einbruchs­diebstahls und wegen des Einbruchs in das Geschäfts­gebäude in Kleinkellmünz. Während im zweiten Fall die Angeklagten nur Waren in verhältnismäßig geringem Wert erbeuteten, fiel ihnen bei der Eröffnung des Kassenschranks die Summe von 15 010 RM. in die Hände. Damit lebten sie in München in Saus und Braus. Als die Angeklagten gefaßt wurden, konnte man ihnen noch etwa 6000 RM. in bar abnehmen. Kiebler erhielt unter Zubilligung mildernder Umstände 2 Jahre Gefängnis, der rückfällige Huber drei Jahre Zuchthaus.

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Aus Stadl und Land

Nagold, 10. März 1928

Tischrücken? Warum soll der Tisch nicht rücken?

Der Klügere gibt nach.

Alex, von Humboldt.

Entsagung

Zum Sonntag

Fastenzeit! Das Wort Fasten hat einen lebenswichtigen Sinn, wenn man es nur innerlich, als Willen zur freudigen Entsagung ausfaßt.

Entsagung das ist freilich aus der Mode gekommen. Eine Welle ungehemmten Gehenlassens hat unser Geschlecht erfaßt: das Recht zu nehmen, wo man nur nehmen kann, sich auszuleben, wie es einen immer treibt, gilt für selbst­verständlich. Millionen von Händen recken sich empor mit dem Schrei:Ich will haben, ich ... ich . . .!" Man kämpft um seine Bewegungsfreiheit, ungeachtet der Fuß­stapfen, die man auf des andern Acker hinterläßt. Darum ist auch das Bild vieler Ehen so unendlich traurig, weil der zügellose Jchhunger die unausgesprochene Vereinbarung zei­tigt, eigene Wege zu gehen. Darum werden Kinder zu Mördern, weil sie sich keinen Trieb versagen gelernt haben, und weil sie keine Eltern besitzen, an denen ihnen die schöpferische Kraft der Entsagung aufgeht.

Freilich, kein Geringerer als der Weise von Weimar, hat gesagt:Nur mit dem Entsagen beginnt das Leben". We­nigstens das menschenwürdige Leben; Triebhaftigkeit ist tierisch. Lehre dein Kind auf eine Nascherei, auf eine Wider­rede, auf eine Bequemlichkeit verzichten, ein Opfer bringen dir oder einem seiner Geschwister zulieb du aber lebe ihm das alles vor und du hast einen Keim tiefster Lebens­kraft in seine Seele gesät. Freilich,Worte belehren, Bei­spiele reißen mit", sagten schon die alten Römer. Der große Schotte Carlyle, der jenes Wort Goethes anführt, geht noch einen Schritt weiter:Setze deinen Anspruch auf Gleich mit Null an und du hast die Welt zu deinen Füßen". Das ist ein Weg zur vielgesuchten Freiheit. Aber wer kann ihn zu Ende gehen? Wohl nur, wer ein höchstes, alle Welt an Wert überlegenes Kleinod kennt. Einer hat, als er sei­ner Passionszeit entgegenging, seinen Jüngern gesagt:Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es find-m". Das ist der tiefste Sinn der Fastenzeit.

Feste und Beranstaltungen

Samstag:

Nagold: 8 Uhr Versammlung des Reichsbundes der Kriegs­

beschädigtenEisenbahn"

8 Uhr Generalversammlung des Gewerbevereins Linde"

Jselshausen: 8 Uhr Sprechabend der N. S. D. A. P.Lamm"

Sonntag:

Nagold: 3 Uhr Vortrag im Homöopathischen Verein.Traube'

!43 Uhr Kreisligaspielan der Calwer Str."

S. V. N. 1. F. C. Jspringen 148 Uhr Eemeindeabend der ev. Kirchengemeinde Traube"

X-8 Uhr Lichtbildervortrag der Methodistengemeinde Kirchstraße 11.

Wildberg: 3 Uhr Zusammenkunft ehem. franz. Kriegsgefange­nerJägerhof"

Schietingen: 7 Uhr Sprechabend der N. S. D. A. P.Adler"

Diensterledigungen

Die Bewerber um die Vorstandsstellen der Lehrerbildungs- ? anstalten in Heilbronn und in Nagold haben sich binnen > 10 Tagen bei dem Evangelischen Oberschulrat zu melden. !

Schnee!

Mit dem Vollmond am Mittwoch wurde unser ganzes Hoffen auf einen sonnigen, endgültigen Frühling geraubt, denn mit beständig zurückgehendem Barometerstand und Westwind setzte trübes, regnerisches Wetter ein. Seit gestern abend nun, nach­dem wir wechselnden rauhen und kalten Ost- und Nordwind zu verzeichnen hatten, schneit es lustig vom grau-in-grauen Himmel und hat die Dächer, die Zäune, die Sträucher, Bäume, Hecken und jungen blühenden Frühlingsboten mit einer weißen Decke und die Straßen mit einer Sudelschicht überzogen. Lange wird diese winterliche Pracht sich ja nicht halten können, hat doch Märzensonne schon solche Kraft, um eine schwache Nachhut des Winters zu vertreiben. Hoffen wir nur, daß das Sprichwort mit den 40 Rittern während 40 Tagen das gleiche Wetter zu haben wie am 9. März sich nicht bewahrheitet.

Evangel. Eemeindeabend.

Am morgigen Sonntag, abends ^>8 Uhr wird die ev. Kirchengemeinde hier im Saal des Easthofs zurTraube" einen Gemeindeabend veranstalten, wie dies in vielen an­deren Orten schon seit längerer Zeit regelmäßig geschieht. Ein solcher Abend hat den Zweck, die Eemeindeglieder auch außerhalb der Gottesdienste miteinander in Fühlung zu bringen in geselligem Beisammensein und mit edler Unter­haltung. Dabei kommt die Zusammengehörigkeit der Ge­meinde als einer großen Familie zu schönem Ausdruck. Im Mittelpunkt stehen diesmal ein Lichtbildervortrag von Rektor Kirchner zum Gedächtnis Albrecht Dürers und ein Vortrag des früheren langjährigen Zuchthausgeistlichen Pfarrers Bertsch in Ludwigsburg überWas wir den Schuldigen schuldig sind." Näheres s. die Anzeige in dies. Blatt. Der Kirchengemeinderat, der den Abend veranstal­tet, läßt an alle Eemeindeglieder herzliche Einladung hiezu ergehen.

Der Strahenhilfsdienst des A. D. A. C. wird in Württemberg eingefiihrt.

Vor wenigen Wochen erst hat der Verwaltungsrat des A. D. A. C. beschlossen, mit einem Aufwand von vorläufig Mk. 250 000.- an die Verwirklichung des Straßen-Hilfsdienstes heranzutreten. Wer die Erfolge dieser Einrichtung, die be­sonders in England einen Höhepunkt sondergleichen erreicht hat, kennt, wird erfreut sein, daß nunmehr auch in Deutschland daran gegangen wird, eine solche Einrichtung zuschaffen. Trotz der Kostspieligkeit derselben hat nunmehr auch der Gau XII des A. D. A. C.. Gau Württemberg und Hohenzollern, in seiner letz­ten Ausschuß-Sitzung beschlossen, möglichst rasch an die Aus­führung des Gedankens heranzutreten. Der Straßenhilfsdienst ist so gedacht, daß Motorrad-Patrouillen, die mit altbewährten Kraftfahrzeugmechanikern besetzt und in ihren Seitenwagen mit den notwendigen Hilfsmitteln versehen find, ständig auf den Hauptstraßen anzutreffen sein werden. Es ist weiter gedacht, auch allmählich, wie in England, Telefonapparate aufzustellen, um diese Patrouillen möglichst rasch herbeizuziehen. Das aber ist natürlich mit großen Kosten verknüpft und so wäre in Würt-

Samstag, 10. März 1328

temberg der Anfang damit gemacht, daß lediglich die erwähnten Patrouillen eingeführt werden.

Dieselben werden den A. D. A. C.-Mitgliedern, soweit Hilfe­leistungen für diese in Betracht kommen, diese Hilfe kostenlos gewähren, während Nicht-A. D. A. C.-Mitglieder natürlich ebenfalls den Beistand des Straßen-Hilfsdienstes erhalten, dafür aber eine entsprechende Bezahlung zu leisten haben. Wer schon stundenlang von der nächsten Ortschaft entfernt mit einer von sachmänn. Seite vielfach leicht zu behebenden Panne draußen gelegen ist, wird am besten das Segensreiche dieser von dem A. D. A. C. nunmehr in Ansicht genommenen Einrichtung zu schätzen wissen.

UnsereFeierstunden"

Nachdem nun die hohen und höchsten Herrschaften aus Afghani­stan wieder abgereist sind und wir Deutsche ihnen nicht wenig den Hof gemacht haben, wollen wir auch das Königspaar in Begleitung unseres Hindenburgs unseren Lesern im Bild vor Augen führen. Von Stuttgart ausgehend, wo wir das neue Oberpostdirektionsgebäude bewundern dürfen, reisen wir dies­mal mit unserer Bilderbcilage in das Land der Ordensritter, nach dem Osten Deutschlands, nach Marienwerder, Hannover, nach Berlin in eine Schusterwerkstätte, in das Verkehrzentrun^ in den Zoo, dann weiter nach Newyork und Larcassono.

Erziehungsbeihilfen für Krieger-Waisen. Vom Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinter­bliebenen, Gau Württemberg und Hohenzollern, Stuttgart, Hasenbergstr. 20, wird uns geschrieben: Im Zusammenhang mit der Beratung des 5. Gesetzes zur Abänderung des Reichs­versorgungsgesetzes und anderer Versorgungsgesetze hat der Reichstag beschlossen, die Reichregierung zu ersuchen, zu Er­ziehungsbeihilfen einen jährlichen Betrag von 20 Millionen Reichsmark zur Verfügung zu stellen und die Erziehungsbei­hilfen bis zum 24. Lebensjahr zu gewähren. Die Reichsregie­rung ist diesem Ersuchen nachgekommen und der Herr Reichs­arbeitsminister hat eben an die Versorgungsämter Richtlinien erlassen, nach denen im HärteausgleichErziehungsbeihilfen" gewährt werden können. Darnach können Waisen, die Waisen­rente nach der Vorschrift des 8 41 RVG. beziehen oder be­ziehen würden, wenn sie die Altersgrenze noch nicht über­schritten hätten, auf Antrag im Falle des Bedürfnisses bis zum vollendeten 24. Lebensjahre eine laufende Erziehungsbeihilfe unter Anrechnung der Hinterbliebenenbezüge aus anderen Quellen, erhalten. An die Gewährung dieser Erziehungs­beihilfen ist die Voraussetzung geknüpft, daß sich die Waisen in der Schulausbildung oder in der Ausübung für einen Le­bensberuf im Sinne der Richtlinien für die Erziehung und Ausbildung von Kriegerwaisen und von Kindern Kriegsbe­schädigter vom 18. März 1921 bzw. 4. April 1921 befinden. Den Empfängern von Waisenrenten werden Empfänger von Waisenbeihilfe in voller Höhe der Waisenrente gleichgestellt.

Die Erziehungsbeihilfe beträgt Mk. 10.- monatlich. Sie kann, wenn das Kind das 15. Lebensjahr vollendet hat, bis auf 25 Reichsmark und in ganz besonders gelagerten Einzel­fällen mit Genehmigung des Hauptversorgungsamtes bis auf 35. Reichsmark monatlich erhöht werden. Der Vollendung des 15. Lebensjahres ist der Uebertritt aus der Schul- in eine Berufsausbildung gleich zu achten. Die Anträge auf Gewäh­rung von Erziehungsbeihilfen können bei den Fürsorgestellen eingereicht werden.

Anträgen, die bis zum 1. Mai 1928 gestellt werden, kann mit Wirkung vom 1. Oktober 1927 ab entsprochen werden. In be­sonderen Fällen kann die Erziehungsbeihilfe mit der Geneh­migung des Herrn Reichsarbeitsministers festgesetzt werden. Auskunft erteilen die Funktionäre der Ortsgruppen des Rerchs- bundes der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Krieger­hinterbliebenen, Gau Württemberg und Hohenzollern.

Untcrjettingen, 9. März. Beerdigung von Metz­germeister Geltenbort.Rasch tritt der Tod den Menschen an, es ist ihm keine Frist gegeben, er reißt ihn mitten aus der Bahn, er reißt ihn fort vom vollen Leben." Dieses Dichterwort hat sich auch in hiesiger Gemeinde ein­mal wieder voll bewahrheitet, mußte sich doch schon zum dritten Mal in dieser Woche die Pforte des Friedhofs öffnen, um die sterbliche Hülle eines Menschen in sich auf­zunehmen. Einem weithin bekannten Manne galt es heute nachmittag das letzte Geleite zu geben: dem Metzgermeister Martin Geltenbort. In Stadt und Land, nah und fern, ja weit über die Grenzen Württembergs hinaus war der Verstorbene bekannt, geschätzt und geachtet. Ueberall hatte er sich treue Freunde erworben und durch seine reiche Lebenserfahrung nicht nur auf dem Gebiet seines Gewer­bes, sondern auch als Führer, als Praktiker, als Mensch, als Freund der Armen und als Beistand der Bedrängten, die Liebe und Achtung der Mitwelt errungen. Das unge­wöhnlich große Geleite zu seiner letzten Ruhestätte, ein Leichenzug, wie er hier noch nie gesehen wurde, legten Zeugnis hievon ab. Langjähriger Feuerwehrkommandant, stellte sich Geltenbort bei Kriegsausbruch als 52jähriger in froher mit nie endender Begeisterung mit seiner ganzen Kraft und Manneswürde dem Vaterlands zur Verfügung und hat als Vizefeldwebel im Garnisons-Lazarett und auch im Feindesland seinen Mann gestellt. Auf dem Friedhof sprach der Ortsgeistliche, nachdem der Gesangverein den Chor:Üeber den Sternen . . ." vorgetragen hatte, über das Textwort 2. Thim. 1 Vers 10Christus hat dem Tode die Macht genommen". Namens des hiesigen Militär- und Veteranenvereins legten Vorstand Strienz, für die Ver­einigung ehemaliger Olgagrenadiere Schultheiß Maier aus Gültstein, für die Be.-Jägervergg., deren 2. Vorstand der Verstorbene war, Fabrikant Gebert aus Herrenberg letzte Blumengrüße an seinem Grabe nieder. Nach Ab­schuß der drei üblichen Ehrensalven senkten sich die Fah­nen der Militärvereine von hier und Oberjettingen unter Trommelwirbel über dem Grab. Nicht ganz 66 Jahre alt, ist Geltenbort an den Folgen einer Blinddarmoperation am Dienstag früh im Nagolder Krankenhaus verschieden. Er hinterläßt drei erwachsene Töchter und zwei Söhne, die einen treusorgenden Vater verloren haben. Ja die ganze Gemeinde trägt Leid um diesen Mann und wird ihn in treuem ehr. Andenken bewahren, den Menschen, dessen ganzes Sein Leutseligkeit und übergroße Herzensgüte ge­wesen ist, zwei Eigenschaften, die ihm die Herzen aller ent­gegenführten.

Mötzingen. 9. März. Beerdigung. Eine große Trauerversammlung hatte sich am Mittwoch auf unserem Friedhof eingefunden, um dem im Alter von 77 Jahren verstorbenen Zimmermeister und früh. Eemeinderat Wuh Luginsland die letzte Ehre zu erweisen. Ist er doch in seinem langen, arbeitsreichen Leben eine weithin bekannte und geachtete Persönlichkeit gewesen. Nicht bloß seiner Familie galt seine Arbeit, auch im Eemeinderat waren seine sachkundigen Ausführungen stets geschätzt. Lange Jahre war er Rechner der Darlehenskasse und bis Au seinem Tode Leiter der hiesigen Milchgenossenschaft. Kränze wur-