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Mit deu illustrierten Unterhaltungsbeilagen Feierstunden" u>Unsere Heimat"

Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn -A l.; Einzelnummmer 10 Erscheint ar

jedem Werktage. Verbreitetste Zeitung im O.A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und Verlag von E. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

Mit der landwirtschastltchen Wochenbciloge Haus-, Garten- u. Landwirtschaft"

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Gegründet 1827

öainslaH, den 18. März 1828 Fernsprecher Nr 29 102. )ahrqantz

Tagessmeyel

Der schweizerische Rationalra! hat den Antrag, die Todes­strafe in das neue Strafgesetzbuch auszunehmen, mit 144 gegen ZI Stimmen abgelehnt.

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In Gens wird es viel bemerkt, daß es Briand gelungen zu sein scheint, eine Investigation gegen Ungarn auf Um­wegen durchzusehen, obgleich der Rat beschlossen hatte, daß die Waffenangelegenheit nur durch Zivilpersonen geprüft werden solle.

Rach dem Voranschlag des Sriegsministers Evans soll das englische Heer um 13 000 Wann auf 153 000 Wann Offiziere und Wan.«schaften verstärkt werden. Jeder Reiler- brigade soll ein Panzerwagenregimenk zugekeilt und zwei Reiterregimenter sollen statt der Pferde Panzerwagen er­halten.

Die Vereinigten Staaten haben Italien einen ähnlichen Schiedsverkrag angeboren wie mit Frankreich.

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Rach einer Ageniurmeidung hat der japanische Winister des Aeutzern den vom Handelsministerium vorbereiteten Entwurf eines deutsch-japanischen Abkommens be'r. die Far­ben zum Färben von Stoffen nicht genehmigt, da durch den Entwurf die japanische Farbinduftrie geschädigt würde.

Politische Wochenschau.

Der doppelseitige Mussolini mit dem großen und dem kleinen Mund. / Die Deutschen in Polen wehren sich. / Polen auf eiuem aufsteigendeu Ast. / Was wird wohl beim 4L Mal herauskommen? /Zugunsten" der Landwirtschaft, ein dehnbarer Begriff. / Ein Wunsch für die kommenden Monate: Einigkeit macht stark!

Wir können Las Uebermaß von Kränkung und Unter­drückung nicht mehr ertragen. Merkt es, deutsche Mütter. Im deutschen Südtirol wird dem deutschen Volkst-rm die größte Schmach angetan. Ruft die Schande Italiens hinaus in die Welt, die taub und blind ist gegen die em­pörendste Seelenoerwüstung dieses Jahrhunderts!" So die Sudtiroler Frauen in einem erschütternden Verzweiflungs­schrei an ihre reichsdeutfchen Schwestern:

Aehnlich, aber viel milder und zurückhaltender die Be­schwerde, die der österreichische Bundeskanzler Dr. Seipel im Nationalrat gegen die italienische Regierung erhob. Und darauf hin eine brutale Antwort Mussolinis mit einer fürchterlichen Drohung. Keine Kunst, wenn ein Großer einem Kleinen droht. Warum macht der Mann nicht ebenso­weit den Mund auf gegen das mächtige Amerika, wo die Italiener und davon leben in der Union 3,4 Millionen ganz miserabel als eineuntergeordnete Rasse" mit weniger edlen Eigenschaften" behandelt und in der Ein­wanderung gehemmt werden? Und hat Mussolini vergessen, wie vor dem Weltkrieg die italienische Presse gegen Oester­reich losdonnerte, wenn nur auch im geringsten die Rechte derIrridenta", derunerlösten Brüder", verletzt wurden? Die heutigen 230 000 deutschen Südtiroler würden sich glück­lich schätzen, wenn sie es so hätten wie ehemals die Italiener m Oesterreich!Was du nicht willst, das man dir tu', das sug' auch keinem andern zu!"

Nicht viel besser haben es unsere deutschen Brüder und Schwestern in Polen. Aber die können sich doch wenig­stens mit dem Stimmzettel in der Hand wehren. Und das haben sie am letzten Sonntag wacker befolgt. Bis jetzt waren unter den 444 Sejm-Abgeordneten in Warschau 17 Vertreter des Deutschtums. In Zukunft werden es deren ^1 sein. Nur allein in P o m e r e l l e n, P o s e n und W e st- st^ußen sind 5 weitere Mandate den Deutschen zu- aus O st - O b e r s chl e s i e n, das uns der Vvtkerbundsrat Gott sei ihm gnädig dafür geraubt Yw werden künftig 6 statt bisher 5 deutsche Abgeordnete in den polnischen Reichsag emziehen.

. um so höher zu schätzen, als vor und während

e ^ " ^st allen möglichen und unmöglichen Schikanen

nationalen Minderheiten, namentlich gegen die w urschen gearbeitet wurde. Auch hatten unsere Brüder Jahren d- h Optionen und Abwanderungen rotoai viel Stimmen verloren, leider auch dadurch, daß deutschen Sozialdemokraten mit ihren pol­nischen Genossen sich verbunden hatten.

Polens allmächtiger Diktator, wird aller- gemischten Gefühlen aus den Ausfall der letzten blicken. Wohl ist die Regierungspartei mit Zahl, mit 135 Mandaten, aus dem Wahlkampf ^er der Erfolg entspricht nicht ganz dem .yochdruck, mit dem die amtliche Wahlmaschine arbeitete. ^ Kammermehreit hat Pilsudski nicht erzielt.

;wc>st der befriedigende Erfolg immerhin, daß seine Verdienste für d.e Wirtschaftsentwicklung Polens auch wirk­st» werden: Polens Staatseinnahmen sind ge-

b'f 2^gaben etwas zurückgegangen, der Außen- »n^ ^^ stch ,groben und namentlich genießt diepol- Mit ihrem sprichwörtlichen Ruf wieder mehr Vertrauen, so viel, daß sogar Amerika im Dezember

Das Zentrum gegen den Einheitsstaat

Berlin, 9. März. Der Parteivorstand des Zentrums hat folgende Richtlinien für das Verhältnis von Reich und Ländern aufgestellt: Aenderungen des derzeitigen Verhält­nisses müssen auf dem Weg organischer Fortentwicklung er­folgen. Gewaltsame gesetzgeberische Eingriffe sind abzulehnen. Die Zentrumspartei erstrebt die Herbeiführung eines echten Föderativ staats, der auf wirklich lebens­fähigen Ländern ausgebaut ist. Ein schematischer Einheitsstaat würde, wie jede zentralisierte Verwaltung, eine Verteuerung herbeiführen. Eine Wiederherstellung der alten preußischen Hegemonie ist unmöglich, ebenso eine verschleierte Hegemoniestellung Preußens durch eineVer- reichlichung". Auch eine Zerschlagung Preußens muß ab­gelehnt werden. Praktisch möglich ist zunächst nur der Weg, durch Anbahnung eines vertrauensvollen Verhältnisses zwi­schen Reichs- und preußischer Staatsgewalt Reibungen zu vermeiden und auf gemeinsame Arbeit zur Verwaltungsver­einfachung hinzustreben. Erste Vorbedingung hierfür ist die energische Inangriffnahme einer Verwaltungs­reform in Preußen. Unter dieser Voraussetzung kön­nen Länder, die zur Erfüllung ihrer staatlichen Aufgaben dauernd unfähig sind, nicht grundsätzlich aufrecht­erhalten werden, dagegen müssen an sich lebensfähige Staaten zur Erfüllung ihrer eisenstaatlichen und gesamt­deutschen Aufgaben erhalten bleiben. Dies« Forderung muß umso mehr betont werden, als die Erhaltung der Kulturzentren in den verschiedenen Ländern auße r- halb Berlins ein wesentlicher Aktivposten der geistigen und kulturellen Geltung Deutschlands ist. Eine klare Ab­grenzung der Aufgaben zwischen Reich, Ländern und Gemeinden muß mit größtmöglicher Beschleunigung erfolgen, um dann eine endgültige Steuerreform bzw.Ge- 'amtfinanzgebarung mit verantwortlicher finanzieller Eigenwirtschaft aller Betei­ligten aufzubauen. Versuche, auf dem Weg der Berfas» sungsänderung die Hoheitsrechte der Länder zu beschränken, sind abzulehnen.

Ankrag auf Auflösung der Familienfideikommisse

Berlin, 9. März. Die demokratische Fraktion hak im preußischen Landtag eine Entkchließuna ans Zerschlagung der

Familienfideikommisse und Erleichterung des Zugriffs der Gläubiger beantragt. Zur Zeit bestehen in Preußen noch 980 Familienfideikommisse mit einer Fläche von l cvonuv Hektar. Die Fideikommisse hakten den Zweck, den Familien einen gewissen Mindestgrundbesitz zu erhalten undihn vor Zerstückelung und llcbercmtwortimg zur freien Ware M sichern.

Mihirauenserklärung gegen die Slreliher Regierung

Reustrelih. 9. März. Im Landtag von Mecklenburg. Strelitz wurde auf di« Regierungserklärung des Staats- Ministers Frhrn. v. Reibnitz (Soz.) ein deutschnationaler Antrag mit 19 gegen 16 Stimmen angenommen, dem Staatsministerium das Vertrauen zu versagen. Ein wer­terer Antrag, den beiden soz. Staatsministern die Weiter- führung der Geschäfte zu entziehen, wurde mit 19 gegen 16 Stimmen abgelehnt.

Das Programm der neuen Bauernpartei

Weimar. 9. März. Hier fand gestern die erste Vertreter- Versammlung der neugegründeten C h r i st li ch - n atio - na len Bauern- und Landvolkparter statt, die aus allen Teilen des Reichs besucht war. Es wurde eine Entschließung angenommen: Das Landvolk

Deutschlands will aus der Parteiwirtschaft

befreit sein. Es fühlt sich stark genug, in den gesetz­gebenden Körperschaften seine Interessen frei von parteipoli­tischen Bindungen in einer eigenen Fraktion durchzusetzen und daher im ganzen Reich eigene Wahllisten aufstellen. Listen, die auf Umwegen den politischen Parteien Wähler und den pcn : Apolitischen Fraktionen Abgeordnete zuführen, lehnt die Bauern- und Landvolkpartei aus Gründen der politischen Ehrlichkeit und Reinlichkeit ab.

Die Partei erstrebt u. a. den Aufbau des Staats auf berufsständiger Verfassung, sie bekämpft die Vernichtung des selbständigen Unternehmens durch den Staatssozialismus und die Versklavung der werte­schaffenden Arbeit durch das internationale über­persönliche Kapital.

Es scheint sich hier eine bäuersich-mittelständijch-anli- semitische Gruppe herauszubllden.

den Polen rund 70 Millionen Dollar pumpte, ein Erfolg, der bis jetzt trotz aller eifrigsten Versuche, die von Warschau aus gemacht wurden, nicht geglückt war. Damit soll nicht gesagt werden, daß Polenfein heraus" wäre. Nein, noch lange nicht. Noch sind di? Arbeiter recht übel daran, die Lebensmittel sehr teuer und das Verkehrswesen liegt immer noch im Argen. Aber Fortschritte sind da, und sie sind zweifellos auf das Konto Pilsudskis zu setzen.

In Genf ist wieder einmal der Völkerbundsrat und zwar zum 49. mal zusammengetretsn. Briand,

E h amberlain und Dr. StrcI e'm a n n, das euro­päische Kleeblatt, haben sich eingefunden, um mit anderen Mitgliedern des .Hohen Rats" die Geschicke Europas zu beraten. Zunächst lag ein Antrag derKleinen Entente" vor. Er betrifft dieIm v e st i g at i o n" U n g a r n s d. h.. daß Ungarn wegen der Waffenaffäre von Szent Gotthard einer außerordentlichen völkerkundlichen Visitation unter­zogen werde. In einer Vorbesprechung der Vertreter der fünf Großmächte ist der Antrag abgelehnt worden. Sogar Frankreich scheint diesmal mitgetan zu haben. Hütte sonst auch böses Blut in Ungarn gemacht. Man hat sowieso viel Zündstoff da und dort in Europa aufgestapelt. Man braucht wahrlich nicht noch einen weiteren Unzufriedenen. Damit soll aber keineswegs behauptet werden, daß die Ungarn, die bekanntlich in den Friedensverträgen ganz besonders schlecht abgeschnitten hatten, mit ihrem gegenwärtigen Besitz­stand zufrieden wären. Derehrenwerte" englische Lord Rothermere, der Bruder desnoch ehrenwerteren", zu seinen Vätern versammelten Northclifse, hat vor aller Welt erklärt, daß inan das so schnöde zerstückelte Ungarn un­möglich in seinem jetzigen bedauernswerten Zustand liegen lassen könne.

Der Reichstag ist wieder an der Arbeit. Dabei spielen augenolicklich die Wirtschaftsfragen eine wichtige Nolle. Reichswirtschaftsmimster Dr. Curtius hielt hierüber am letzten Dienstag eine Rede, in der er be­hauptete:Meine Industriepolitik, meine Bemühungen um Zollsenkungen haben nach meiner Ueberzeugung zu­gunsten der Landwirtschaft gewirkt." Anderer Ansicht ist allerdings die Landwirtschaft und der bekannte Groß- industrlevertreter Abg. Hugenberg, der forderte: Grenz­sperre und Einfuhrverbote für landwirtschaftliche Erzeug­nisse. Zollschutz und Zollabbau das sind überhaupt die beiden gefährlichen Wirtschastsklippen, zwischen denen unsere Wirtschaftspolitik steuern soll. Der Steuermann dabei ist wahrlich nicht zu beneiden, namentlich bei den gegenwär­tigen Handelsvertragsverhandlungen mit Polen, Wauen, der Sowjetunion und der Tschechoslowcck-i. Bald wird auch England daran klmim.'n. T-.-.n ü; bei dem

letzten englisch d.nusch.'N K.' . üsr.... 'g e ' , herein- gefallen. Die Regie: ung wO k.s'.m.'b abgegebener Gelegenheit demelben kündig.',:. '

Ueberzaupt bewegen wir ui; > ar>g --'nicküch wirt - , ickaktlick in einer kririi'clü'ii i.ü:' crsi.-e Ordnung. In s

diesen Monaten März und April sind sehr viele, vielleicht sogar die meisten Tarifordnungen fällig, d. h. fie werden gekündigt, müssen also erneuert werden. Das wird Siel Streit, vielleicht aus Streiks und Aussperrungen ab-, setzen. Man kann deshalb nur mit Sorge den nächsten Wochen entgegensehen, zumal gleichzeitig der Wahl­kampf losbrennen wird. Lauter Umstünde, die leider Gottes die Klassen- und Berufsgegensätze verschärfen wer­den. Und doch täte unserem geliebten Vaterland nichts mehr noi als eine festgeschlossene Volksgemeinschaft. Nur Einig­keit macht stark. " VV. bl.

Neueste Nachrichten

Vom Völkerbundsrat

Genf 9 März. In der heutigen öffentlichen Bormittags­sitzung sühne Chamberlain als Berichterstatter aus, bei der gegensätzlichen Haltung Rumäniens und Ungarns in der Optantenfrage erscheine eine Einigung unmöglich. Der Streit würde eine zurückbleidende Wunde in Mittel­europa sein, die eine dauernde Gefahr für den Frieden wäre. Er rufe den guten Willen der beiden Staaten an und schlage vor, dah der Völkerbundsrat das durch den Friedensvertrag von Trianon geschaffene ungarisch-rumä­nische Schiedsgericht durch zwei neutrale Per­sönlichkeiten ergänze. Rumänien, das seinen Richter aus dem Schiedsgericht zurückgezogen hat, solle ihn wieder ins Schiedsgericht entsenden.

Briand ließ durchblicken, daß er für Rumänien sei. Im übrigen sriminte er dem Vorschlag Chomberlains zu, ebenso Stresemann, der daran erinnerte, daß bereits Friedrich der Große entschieden einen internattona­len Schiedsgerichtshof verlangt habe.

Allgemein wird das geistesstarke und ehrliche Auftreten des 82jährigen Grafen Apponyi (Ungarn) bewundert.

Vor einer Investigation in Szent Gotthard?

Genf, 9. März. Die bisherigen Beratungen im Rats» ciusjchuß zur Prüfung der Investtgationsklage gegen Ungar» üaben. wie verlautet, eine Entwickln»« genommen, daß der Dreier-Ausschuß eine Untersuchung an Ort und Stelle vor. schlagen dürste, falls nicht noch in dieser Tagung einige von Budapest verlangte Auskünfte gegeben werden können. ^

Annunzios Antwort an den Vatikan

Rom. 9. März. Wie vor kurzem berichtet, hat der Papst die Fastenprediger angewiesen, vor den anstößigen Schrif­ten Annunzios. zu warnen, und die Index-Kongregation hat Annunzios Schrifren auf das Verzeichnis der verbotene» Schriften gesetzt. Annunzio hat nun an den Vatikan ein schreiben gerichtet, das sich in geringschätzigen Bemerkun­gen über den Papst und diegeschorenen Schreiber der Kongregation" ergeht. Er lache über das Verbot.