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Nag older Tagblatt „Der Ecjclljchafter
Freitag» S. März 1928
schaftsministers, die Wüstenroter Organisation auf die österreichische Landwirtschaft zu übertragen, verwirklicht werden kann.
Ausstellung „Die deutsche Schrift". Unter diesem Nomen haben der Bund für deutsche Schrift und die Ortsgruppe Stuttgart im Bildungsverband der deutschen Buchdrucker mit Förderung von staatlichen und städtischen Behörden im staatlichen Ausstellungsgebäude des Landcsge- werbeamts. Kanzleistr. 28. eine hochinteressante, wertvolle Ausstellung geschaffen, die die Bedeutung und die Verwendung der deutschen Schrift auf den verschiedensten Gebieten zeigt und den Beweis erbringt, wie leichtfertig es ist, die deutsche Schrift als veraltet abzulehnen. Deutsche Schrift in Schutz nehmen, heißt hohes Kulturgut verteidigen. In diesen Ausstellungsgegenständen tun es Künstler und Handwerker, Industrieller und Privatmann mit gleicher Liebe. Wir machen unsere Leser, besonders Schulen und Lehrer, aus die Ausstellung, die vom 10. bis 25. März d. I. dauert, aufmerksam. Bei freiem Eintritt täglich geöffnet von 10 bis 1 llhr und von 3—7 Uhr, Sonntags von 11 bis 1 Uhr.
Stuttgart, 8. März. Körperschaftspensions- -esetz. Der Berwaltungs- und Wirtschaftsausschuß des Landtags behandelte heute das Körperschaftspensionsgesctz. Di« Borberatung im Unterausschuß hat in den meisten strit- Agen Punkten zu einer Einigung geführt. In der heutigen Sitzung wurden die Anträge des Unterausschusses bzw. des Berichterstatters Schall angenommen.
höhere Prüfung für den Volksschuldienst. Die Höhere Prüfung für den Bolksschuldienst wird im April d. I. in Tübingen nach der Ordnung vom 1. Mai 1927 abgehalten werden.
Prüfung im Wasserbaufach. Bei der in der Zeit vom 10.—18. Februar d. I. abgehaltenen Prüfung im Wasserbaufach sind 16 Baumeister für befähigt erklärt worden und haben die Bezeichnung „Wasserbautechniker" erhalten.
Preisermäßigung für Gefrierfleisch. Der Gefrierfleischpreis wird mit Wirkung vom Samstag, 10. d. M„ an auf 60—70 Pfg. für das Pfund lbisber 65—75 Vlo.i ermäkiat
Uini, 8. März. Verleihung der Rettungsmedaille. Der Staatspräsident hat dem Schlosser August Wurst hier die Rettungsmedaille verliehen.
Kommerzienrat Hermann Magirus gestorben. Heute früh ist Kommerzienrat Hermann Magirus aus dem Leben geschieden. Eine Erkältung, die er sich vor 8 Tagen auf einer Reise zuzog, hatte ihn aufs Krankenlager geworfen, und eine Lungenentzündung in schwerer Form hat ihm nun den Tod gebracht. Mit Kommerzienrat Magirus ist einer der bedeutendsten Männer unserer Stadt dahingegangen. Aufs engste verknüpft mit seinem Namen ist das Aufblühen der Magiruswerke. Neben der aufreibenden Arbeit im eigenen Geschäft hat Komm.-Rat Magirus auch der Öffentlichkeit einen großen Teil seiner Zeit und Kraft geopfert. Schon 1895 wurde er als Vertreter der Industrie in die Handelskammer gewählt, und als der Kammervorsitzende Engel starb, wurde Komm.-Rat Magirus mit der Leitung der Leitung der Kammer betraut.
HindenburgalsPate. Bei dem 9. Kind, 7. Tochter, des Stadttaglöbners Karl Mayer auf dem Seelengraben hier hat Reichspräsident von Hindenburg die Ehrenpaten- ! schaft übernommen und gleichzeitig eine Ehrengabe von 30 j Mark für den Täufling in Aussicht gestellt.
Der Gewinner des Großen Loses ist ein Mitte der dreißiger 5ahre stehender verheirateter Lehrer in einem Ork bei Pforzheim. Der Gewinn stellt einen außerordentlichen Glücksfall dar. Der Gewinner hatte schon längere Zeit in der Lotterie gespielt, aber immer nur ein Achteloder Viertel-Los. Diese waren stets mit dem Einsatz beraus- aekommen, das Lotteriespiel war also für ihn fast kostenlos- Diesmal wagte er vier Viertel eines und desselben Loses — ein sehr seltener Fall, denn solche Vollose sind sonst kaum erbältlich — und gewann damit den Haupttreffer mit 500 000 Mark. Der Staat zieht von dem Gewinn 20 v. H. für sich ab, der Rest ist (seit 1825) steuerfrei. Der Gewinner wird also 400000 Mark ausbezahlt erhalten
18. Fortsetzung (Nachdruck verboten.)
Aber ein Rest von Verstimmung blieb, irgend etwas Un- eingestandenes, ein Gefühl, über das ich mir selbst keine klare Rechenschaft geben konnte. Erst viel, viel später kam ich zu der Erkenntnis, daß es seelische Vorahnungen gibt, psychische llnterströmungen, die sich in keine Schablone pressen lassen, die für Augenblicke den Schleier lüften, der uns die Zukunft verhüllt.
Ich warf den Rest meiner Zigarette in den Schnee, wo er leise aufzischend verlöschte, und schloß das Fenster.
„Ping!" - „Ping!"
Ein rascher Blick nach der kleinen Bouleuhr aus dem Kaminsims . . . lieber Himmel, schon um zwei Uhr, und morgen würde ein anstrengender Tag werden!
Wenige Minuten später lag das Zimmer in tiefem Dunkel. nur die sunkensprühenden Buchenscheite im Kamin warfen einen zitternden, blutroten Widerschein auf das bunte Muster des Teppichs.
Dann trat auch wieder der Mond hinter den Wolken hervor, geisterte mit bleichem Licht durch die kahlen Kronen der Parkbäume, »änderte seine urewige Bahn, und irgendwo tönte das schrille "Ku—u—wik! Ku—u—wik!" eines Käuzchens, mit langgezogenem, greinendem Heulen gab eine Ohreule Antwort — es waren die Stunden der Nacht, in denen die Mächte der Finsternis ihr Spiet treiben
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Ein Wintertag voll Licht und Glanz, voll flutendem Sonnengold und strahlender Bläue. Durch die traumhafte Stille schwebten Glockenklänge, und ein langer Zug bewegte sich hinüber nach der Dorfkirche, hindurch unter Ehrenbogen aus grünen Tannenreisern und leuchtend roten Ebereschenbeeren. Man mußte es dem Ritter von Molnar lassen, geknausert wurde wahrhaftig nicht in Keresz-Erdö? Und wie weit die Beziehungen des Leiters des magyari
Sigmarmqen. 8. März. Neues Landwappen. Der Zohenzollernsche Kommnnal-Landtag hat den Entwurf eines neuen Wapvens für den Landeskommunalverband (neu- vreußischer Adler mit den bohenzollernschen Landesfarben schwarz und silber) zugestimmk.
Aus Stadt und Land
Nagold, 9. März 1928
Wer den Reichtum verachtet, ist reicher, als der ihn besitzet. Ludwig II.
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Dienstuachrichten.
Der Herr Staatspräsident hat eine Reallehrerftelle an der Realschule in Ulm dem Reallehrer Köber an der Realschule in Altensteig übertragen.
Vom Rathaus
Eemeinderatssitzung vom 7. März.
Anwesend der Vorsitzende und 16 Gemeinderäte.
Abwesend niemand.
Mitteilungen: Von dem Ergebnis der in letzter Zeit stattgefundenen Brennholz- und Stammholzverkäufe wird ohne Erinnerung Kenntnis genommen. Die Einheitserlöse sind bereits an anderer Stelle veröffentlicht. Weiter wird bekanntgegeben die Nachprüfung der Farrenhaltung durch die Oberfarrenschaubehörde. Dabei haben 2 Farren ein anderes Klassenzeugnis erhalten. Ein unvermuteter Kassensturz hat bei der Stadtpflege stattgefundcn, der keinen Anstand ergab.
Schuldaufnahme. Zur Bestreitung der Kosten der Nagold- und Waldachkorrektion sind bis zum Eingang der Staatsbeiträge weitere Schuldaufnahmen nötig. Eine solche wird bis zu -A 50 000.— zu 8A, auszahlbar zum Kurs von 96 und unkündbar bis 1932, bei der Württemb. Girozentrale genehmigt. Mit den später eingehenden Staatsbeiträgen ist ein Teil der alten Schuld abzutragen.
Verkehrsfragen. Gegen die beabsichtigten Sommerfahrpläne für die Post-Autolinien nach Haiterbach und Pfalzgrafenweiler wird nichts eingewendet. Die 17^-?Lige Beteiligung am etwaigen Abmangel der Autolinie Wildberg — Sulz — Herrenberg auf 2 Monate Probedauer wird zugesagt, vorausgesetzt, daß die Anschlüsse in Wildberg an die Nagolder Züge gewahrt sind.
Schulsachen. Der Frauenarbeitsschule wird zur Beschaffung von Lehrmitteln ein Betrag von 250.— für das Rechnungsjahr 1928 bereitgestellt, nachdem ihr Anteil an der Schülerwohlfahrtspflege von 20 A auf 10 herabgesetzt worden ist. Es sind Bestrebungen im Gange, an der Latein- und Realschule eine private 7. Klasse vorbehaltlich der Genehmigung der staatl. Schulverwaltung einzurichten im Anschluß an die Uebernahme der privaten 6. Klasse auf den Staat. Die Mehrkosten sollen durch eine wesentliche Erhöhung des Schulgeldes für die 7. Klasse gedeckt werden. Schullokal und Schutmöbel werden von der Stadt gestellt.
Sonstiges. Die städtische Kreuzertalwiese ist versumpft und muß nach der Anweisung des Kulturbauamts Reutlingen drainiert werden. Einige Gesuche, zur Instandsetzung baufälliger Wohnhäuser und Wohnungen, eine staatliche Beihilfe zu erhalten, werden befürwortet.
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Ferien-So,rdcrzüvc. Die Reichsbabndirettion teilt mit: Es ist in Aussicht genommen, dieses Jahr wieder Ferien- Sonderzüge im Umfang der letzten Jahre zu Beginn der großen Schulferien ouszuführen, und zwar am 21. Juli nach Berlin und Bremen, am 22. Juli nach München und Hamburg, am 23. Ju!i nach Köln und Berlin über Hof—Leipzig). Es ist fraglich, ob von den geplanten Zügen alle und an den vorgesehenen Tagen gefahren werden können, da die Wagenstellung durch das Zusammentreffen des Ferienbeginns mit dem deutschen Sängerfest in Wien vom 19.—23. Juli und dem deutschen Turnerfest in Köln vom 26.-29. Juli nicht sichergestellt ist. Die Ferien
schen Zuckerrübenkonzerns reichten, zeigte deutlich genug s die Tatsache, daß fast der gesamte ungarische Hochadel ver- s treten war: Fürst Esterhazy, Fürst Festetics, daneben die j Hünengestalt des Grafen Dionys Wenkheim, der alte Graf ! Erdödy, die Andrassys und Schönborns, Herr von Baltazzi und der Ritter von Landau. Da sah man weißgekleidete Malteserritter, Generalsuniformen, Bojarenröcke, die Insignien des Maria-Theresiaordens und des Eroßkreuzes der Eisernen Krone, Toiletten, für deren Schöpfung irgendeines der weltberühmten Schneiderateliers auf der rue de la paix verantwortlich zeichnete, Schmuck im Werte von ungezählten Millionen Kronen . . . Ueberall waren Teppiche und Matten gelegt, Kopf an Kopf standen die Zuschauer, begrüßten das Brautpaar mit „Eljen!"-Rufen . . .
Vinzenz von Andrian blickte geradeaus. In seinem straffen, hageren Gesicht zuckte keine Muskel, wie aus Erz gemeißelt waren die Züge, fest umschloß die Hand den Korb des schweren Dragonerpallaschs. Und neben ihm die Braut in schimmernder weißer Seide, die Flut des Eoldhaars umkränzt von grünender Myrte, umwogt von hauchfeinen, fpinnwebzarten Schleiern . . .
„Eljen!" — „Eljen!"
Ueber Treibhausblumen schritt der Fuß, Böllerschüsse krachten . . . dann Stille. Dämmerkühle war es drinnen in dem Gotteshaus, durch dessen hohe, bunte, spitzbogige Fenster gedämpftes Sonnenlicht fiel, Weihrauchwolken schwebten empor, und überall Blumen — Blumen .
Mit traumhaft leisen Akkorden begann die Orgel das Vorspiel, nun fielen ein weicher Mezzosopran, ein wundervoller Alt und ein klingender Bariton ein, das Engelterzett aus dem „Elias": „Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt . . ."
Am Altar kniete das Brautpaar, Hand, in Hand, die Ringe wurden gewechselt, und dann sprach der Geistliche die Worte der Heiligen Schrift: „Wo du hingehst, da will auch ich hingehen, dein Gott sei mein Gott, und nur der Tod soll uns scheiden!"
Wieder klangen und schwangen die Glocken, wieder brauste die Flut der Töne durch das Schiff der Kirche:
„So nimm denn meine Hände Und führe mich Bis an mein selig' Ende Und ewiglich.
Ich mag ohn' dich nicht gehen,
Nicht einen Schritt,
Wo du wirst gehn und stehen,
Da nimm mich mit?"
wonoerzuge werden sur oas ganze Reicysgeoiel anfangs Mai festgelegt, so daß eine Veröffentlichung in der 2. Mai- moche möglich sein wird. Die Sonntagsrückfahrkarten gelten zu Ostern: zur Hinfahrt am Gründonnerstag von mittags 12 Uhr an, am Karfreitag, am Sonnabend (Samstag) bis 9 Uhr vormittags, am Ostersonntag, am Ostermontag, am Dienstag bis 9 Uhr vormittags (s. gelber Taschenfahrplan Seite 195/196).
Horb, 8. März. Landtagskandidatur. In einer Vertrauensmännerversammlung des Bezirkes Sulz und in einer solchen des Bezirkes Horb des Wiirttembergi- schen Bauern- und Weingärtnerbundes wurde der bisherige Abgeordnete zum Landtag Herr Schweizer-Rohrdorf wieder als Spitzenkandidat ausgestellt.
Alpirsbach, 8. März. Gestürzt. Dienstag abend zwischen 5 und 6 llhr stürzte der Gerber und Eemeinderat Christ. Beck von hier mit seinem Fahrrad auf der Straße Aischfeld—Alpirsbach derart, daß er schwerverletzt mit einem Auto nach Hause gebracht werden mußte. Der Verunglückte fuhr auf eine Mauer auf, biß sich dabei die Zunge durch und erlitt schwere Kopfverletzungen.
Wildbad, 8 Macz. N e u e S ch i e ß b a h n. In einer Versammlung des Schützenoereins wurde der Antrag, gemeinsam mit dem Krieger- und Militärorrei» eine Schießbahn im Rennbachtal zu erstellen, angenommen.
Meine MchrWen aus Mer
Fritz Thyssen vc,rlävfi«r Vorsitzender der Rohskchl- gcmcinschü'st. Nach einer Meldung der „Kölnischen Bolks- zeitung" aus Paris soll an Sic-lle Scs tödlich verunglückten Präsidenten Mayrisch einstweilen Fritz Thyssen mit der Führung der Geschäfte der Rvhstahlgemeinscdaft bis zum Zusammentritt des Vmsian'ds und bis zur Neuwahl beauftragt werden.
Pakentstreil mik der Reichsdrnckerei. Vor der Zivilkammer des Landgerichts 1 in Berlin schwebt ein Zivilprozeß, den die Erfinderin und Inhaberin der Patente auf ein Verfahren, das Banknoten gegen Nachahmungen schützt, gegen den Reichsftskus wegen mißbräuchlicher Benutzung dieser Patente durch die Neichsdruckerei angestrengt hat. Die Patentinhaberin, Frau L a m p e l. beziffert den ihr erwachsenden Schaden zunächst auf sine Million Mark. Für die Durchführung der Klage ist ihr das Armenrecht zugebilligt worden. Die Reichsdrnckerei hat gegen die Patente der Frau Lampel vor dem Reich.-Patentamt die Nichtigkeitsklage erhoben, mit der jedoch do-> Reich bisher in allen Instanzen abgewiesen morden ist. Das ganze Verfahren findet unter Ausschluß der Oeffenclichkeit statt.
Verweigertes Wohlkätigkeitskcmzeri kws Prinzen Albrecht. Prinz Joachim Albrecht von Preußen, ein Sabn des Kaisers, wollte am 13. März in der M-lropal-Oner in Neuyork ein Wohltätigkeitskonzert geben. Der Stadtkommissar für das Wohltätigkeitswesen hat aber die Erlaubnis verweigert.
Lebensmüde. Aus Schwermut hak sich der 73jährige Major a. D. von Glasenapp aus dem Fenster seiner Wohnung in den Hof gestürzt. Er war sofort tot.
Radek verhaftet. Der kommunistische Führer und Anhänger Trotzkis, Radek-Sobelsohn, der Mitte Januar aus Moskau nach dem Norden verbannt worden ist, ist aus seinem Verbannungsort entflohen, aber in Smolensk von der politischen Polizei entdeckt und verhaftet worden. Er hatte seinen Backenbart abrasiert.
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Hochaufgerichtet schritt mein Freund an mir vorüber, nickte mir zu, seine dunklen Augen strahlten, um den Mund lag ein glückliches Lächeln . - .
Weiß heut' noch nicht, wie es kam, aber das Herz war mir damals seltsam schwer, schweigend bot ich der Brautjungfer den Arm. Wehende Wimpel, flatternde Fahnen, schmetternder Hifthornklang. Vor dem Schloß hatte die Jägerei Aufstellung genomen, in Galauniform, den Hirschfänger an der Seite. An jeden einzelnen trat die junge Frau heran, gab ihm die Hand, sprach ein paar freundliche Worte. Dann hoben sich die Hörner noch einmal, ein langgezogenes, wehmütiges Signal: „Jagd vorbei . . ."
Drinnen im „weißen Saal" war ein Büfett ausgestellt, Schaumwein, goldtopasfarbener Tokayer, kalter Aufschnitt.
Aber schon öffneten sich die Türen, Geigen- und Cymbal- klünge — der Brauttanz:
„Wir winden dir den Jungfernkranz Aus veilchenblauer Seide,
Wir führen dich zu Spiel und Tanz,
Zu lauter Lust und Freude . . .!"
Gerade vor mir blieb das Neuvermählte Paar stehen, der Vinzenz hakte mich unter, trat ein paar Schritte beiseite:
„Alterle, jetzt fahr'n ma — still! — daß de andern nix spannen, nur grab von dir wollt' i noch Abschied nehmen. Kommst d' mit auf mei' Zimmer'?"
Rasch gingen wir die Wendeltreppe hinab, über den Flur. Mein Freund zog die Tür hinter sich zu.
„Du, i hau gar net g'wußt, daß a Mensch so glücklich fein kann!"
Ich faßte seine Hand.
„Mögest du es immer, immer bleiben, mein lieber, guter Kerl!"
„Do feit st nix!" Er lachte: „Jessas, Bub', i muß mi za
umzieh'n . . ." Die Haken des Waffenrocks sperrten sich
„Hab' zuviel Feist ang'setzt!" .
„Schreib' öfters mal. Vinzenz, wenn s bloß eme Karte ist, und gib deine Adresse an!"
„Ja, ja . . ."
Wir sprachen aneinander vorbei, über gleichgültige Dinge, wollten uns beide die Rührung nicht anmerken lassen. ^ .
' „Fertig!" Mein Freund griff nach Hut und Handschuhen. „Jetzt woll'n ma 's Sopherl abholen, muaßt rhr doch auch noch Grüß Gott sagen!"
Aber alles Klopfen war vergeblich. Ein Stubenmadel huschte vorbei:
(Fortsetzung folgt.)