Mit d«n illustrierten Unterhaltungsbeilagen Feierstunden" u.Unsere Heimat"

Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage Haus-, Garten- «. Landwirtschaft"

Bezugspreise: Monatlich einschließlich Trägerlohn -4t 1.60; Einzelnummmer 10 L. Erscheint ar jedem Werktage. - Verbreitetste Zeitung im O.A.-Bezirk Nagold. Schristleitung. Druck und Verlag von E. W. Z a i s e r (Karl Zaiser) Nagold

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Nr. 54 Gegründet 18L7

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Die deutsche Abordnung für die Tagung des Völker­bundsrats ist in Genf eingetroffen.

Der Verkehrsausschuß des Reichstags, der den vom Reichsverkchrsminlsterium vorgesehenen Reichszuschuß von 1,2 Millionen Mark gestrichen hat. hat nun den Minister ermächtigt, den Zeppelinwerken aus dem Dispositionsfond 700000 Mark zur Verfügung zu stellen.

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2m Fall einer ungünstigen Weinernte im Jahr 1928 sollen die fälligen Zinsen der Winzer-Rcichskredite um ein Jahr gestundek werden.

Der König von Dänemark traf auf -er Rückreise von Mailand in Berlin ein und fetzte alsbald seine Reise nach Kopenhagen fort.

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Rach dem LondonerDaily Expreß- soll Lord Lhilston in Kopenhagen als britischer Rheinlandkommisfar in Koblenz anserfehen sein.

Verzweiflungstat eines Kriegsgeschädigten

Am 2. März vormittags 10 Uhr kam ein ehemaliger Farmer aus Deutsch-Ostafrika, der jetzige Kaufmann Hein­rich Langkopp ins Reichsentschädigungsamt in der Rheinstraße Berlin-Friedenau. Er wartete, bis der Vize­präsident Dr. Bach allein in feinem Zimmer war, drang dann in dieses ein und verlangte die sofortige Auszahlung einer Entschädigung von 120000 Mark. Dabei stellte er einen Aluminiumtropenkoffer auf den Tisch mit dem Be­merken, der Sprengstofsinhalt des Koffers werde beide zer­reißen, wenn ihm das verlangte Geld nicht ausbezahlt werde. Nach langem Hin- und Herreden stellte Bach dem Fremden eine Zahlungsanweisung über 12000 Mark und einen Scheck über 90 000 Mark aus. Langkopp rief nun durch den im Amtszimmer befindlichen Fernsprecher einen Bekannten herbei und beauftragte ihn, den Scheck bei einer Dank einzulöjen. Da der Scheck aber fehlerhaft ausgestellt war, nahm ihn keine Bank an Als der Mann unverrich­teter Dinge zurückkam, suchte Di. Bach zu entfliehen unter dem Borgeden. aus der Kaffe Geld holen zu wollen. Lang­kopp feuerte einen Schuß ab, der nicht traf, und als nun ein anderer Beamter herbeieilte, gab er gegen die Decke weitere Schüsse. Schließlich wurde er überwältigt und der Polizei übergeben.

Der Koffer enthielt, wie die Untersuchung ergab, 15 Pfd. Schwarzpuloer, die vor der Mündung eines im Koffer ver­packten Heeresrevaloers lagen. Am Drücker des Revolvers war eine Schnur oder Zündschnur angebracht, die zum Koffer heraushing, so daß die Waffe von außen hätte zur Entla­dung gebracht werden können. Das Pulver entzündete sich jedoch nicht, anscheinend war es feucht geworden.

Der 51jährige Langkopp besaß früher in der Kolonie Deutsch-Ostafrika eine schöne Farm. Im Krieg wurde die Farm von den Engländern weggenommen und Langkopp im Sommer 1919 mit zahllosen deutschen Leidensgenossen aus der Kolonie ausgewiesen. Er kehrte mit Frau und einer jetzt 14jährigen Tochter in die deutsche Heimat zurück und ließ sich in Lauenstein (Hannover) nie­der. In der Inflationszeit 1920 gründete er mit einer kleinen Abschlagszahlung auf das Kriegsschädengesetz ein kleines Fuhrgcschäft, das aber nicht lohnend war. Seitdem lebte er von den kümmerlichen Zuschüssen, die das Reich bot. In letzter Zeit war ihm Gelegenheit geboten, ein Bauerngut um 90 000 Mark zu erwerben und zu diesem Zweck wollte er sich vom Reichsentschädigungsamt auf Grund seiner be­rechtigten Entschädigungsansprüche das erforderliche Geld »erschossen, nötigenfalls mit Gewalt. Langkopp ist ein durchaus klarer, nüchterner Mann, der die jetzt endlich zur Durchführung kommende Regelung der Kriegsschäden be­nützen wollte, um sich eine neue Existenz zu schassen. Er ist da» Opfer englischer Brutalität und der traurigen Finanz- Verhältnisse des Reiches.

Zn seiner Vernehmung gab Langkopf an. er habe die Beamten mir erschrecken und dadurch zur Herausgabe des Gelds veranlassen wollen. Deshalb Hab« er nicht auf Bach, fondern in die Deck, geschossen. Er scheint ohne Mitwisser gehandelt zu habe».

Der ZeppelinlrenzerLos Angeles" vom Stvrm entfuhrt

Reuyork, 4. März. Ans Lakehurst wird mikgeteilt: Ws »Los Angeles" nach der Rückkehr vom Panamakanal und von Kuba in Lakehnrst in die Halle verbracht werden sollte, erhob sich plötzlich ein heftiger Wind und es gelang den Hilfsmannfchaften nicht, das Luftschiff festzuhalten. DaS Luftschiff wurde hochgerissen. Bier Mann der Bedienung konnten die Stricke nicht rechtzeitig loslassen und wurden m die Lost gehoben. Das Luftschiff ist in nordöstlicher Rich­tung mit großer Geschwindigkeit abgetrieben worden. Bis zur Stunde fehlt noch jegliche Nachricht über das Verbleiben des Luftschiffs sowie über das Schicksal der vier Bedienungs- k»*t».

Montag, den 5. März 1828

Fernsprecher Nr. 29

102. Jahrgang

Wrirh SWS des Mb seMer MM

Berlin, 4. März. Die koloniale Reichsarbeiksgemeinschafk veranstaltete eine Riesenversammlung, um gegen den Ver­such verschiedener ehemaliger Feindstaaten, besonders Eng­lands, Einspruch zu erheben, die seit 1922 vom Völkerbund als .Mandatsgebiete" verteilten deutschen Kolonien unter der Hand in ihren festen Kolonialbesitz überzuführen. England betreibt z. B. ganz offen die widerrechtliche Errich­tung einem .DomiNiums Oskafrika". Nach berichtenden Vor­trägen der früheren Gouverneure Meyer-Waldeck und Dr. Schnee wurde eine Entschließung angenommen, in der die Neichsregierung bzw. das Auswärtige Amt aufge- forderk werden, im Völkerbund mit Entschiedenheit gegen das bezeichnet« Bestreben der verschiedenen Staaten Ver­wahrung einzulegen.

Die Forderungen der Eisenbahner Das Schlichtungsverfahren beantragt Berlin, 4. März. Die Tarifgemeinschaften der Reichs- bahnarbeiter haben, wie bereits mitgekeilt, den Lohntarif- vertrag auf 31. März gekündigt. Sie fordern eine Erhöhung des Stundenlohns um 10 Pfg., außerdem höhere Entlohnung der Betriebs- und Verkehrsarbeiter (durchgehende Löhne), Erhöhung der UeberzeikznschlSge und eine besondere Lohn­erhöhung für die östlichen Gebiete. Ein Teil der Gewerk­schaften fordert« außerdem Dienstalterszolagen und Dienst- vramien. Dazu teilt die Reicksbcchnverwaltnng mit: die For­

derungen bedeuten eine Steigerung der Lohnausgaden um inehr als 250 MM. Mk. im Jahr. Die Verwaltung kann die Forderungen weder als eine geeignete Grundlage für wei­tere Verhandlungen ansehen, da sie mit der Finanzlage der Reichsbahn nicht in Einklang zu bringen sind, noch kan« sie anerkennen, daß nach der allgemeinen Lohnlage sie be­rechtigt seien. Die Verwaltung wird daher das Schlichtungs­verfahren beantragen

Ein Mischehe-Ankrag der Völkischen abgelehnt München, 4. März. Die völkische Fraktion stellte ins Verfaffnngsansfchlch des bayerischen Landtags den Antrag dle Regierung möge mit dem Zeisigen Stuhl Verhandlungen anfnehmen, daß die Bestimmungen für Bayern über dick Ehen zwischen Katholiken on- Protestanten gemildert und daß solche Ehen nicht als wlldes Zusammenleben behandelt, sondern als rechtmäßige Ehen anerkannt werden. Der Aus­schuß lehnte den Antrag mit großer Mehrheit ab. Der Kul­tusminister erklärte, es sei aussichtslos, bei der Kurie eine, Ausnahmestellung in dieser Frage erwirken zu wollen.

«ernrreurer raaoesverrmer

Leipzig, 4. März. Das Reichsgericht verurteilte de» MMeugsAhrer Muhlack aus Essen wegen Verrats torischer Geheimnisse und Spionage im Dienst der Sojen zu IX Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust.

Borschau auf Gens

Eia indianischer Ratspräsident

Genf, 4. März. In der am Montag beginnenden Ta­gung des Völkerbundsrates wird der Gesandte des ud- amerikanischen Freistaates Kolumbien, klrutia, den Vor­sitz führen, da die Vorstandschaft des Chinesen Tscheng Lo nunmehr abgelaufen ist. Urutia betont immer seine reine altindianischs Abstammung mit besonderem Stolz.

D»r Mittelpupnkt drr Ratsverhandkungen wird der un­garisch-rumänische und vielleicht der ungarisch-tschc-tni:. e Optanten st reit (die Entschädigung der ihres Eigen­tums beraubten Ungarn) und die Wasfensend u n g von Berona sein, welch letztere und das täppische, indessen von Briand veranlaßt« Eingreifen des Chinesen Tscheng Lo eine großpolitische Bedeutung erhalten hat. Die Tatsache, daß der Chinese von seinen Befugnissen als Vorsitzender des Völkerbundsrats und von der Wafsensendung so gut wie nichts verstand, benützte Briand, um durch den Chinesen einen außergewöhnlichen Vorstoß zu machen, den Briand selbst zu machen sich scheute. Es soll nämlich ein Vorgang für die Investigation des Völkersbundes ge- schafsen werden, den man sväter, wenn er jetzt vom Rat be­schlossen wird, auch gegen Deutschland anwenden kann. Zweitens will Briand den durch den Eigentumsraub ins

Unrecht gesetzten tschechischen und rumäivlchen Trabant«» Hilft bringen, indem die Waffengeschichte gegen das Unrecht im Optantenstceir ausgespielt und so womöglich ein fSe Tschechien und Rumänien erträglicher Vergleich erreicht wird.

Grevel der chinesischen Kommunisten

Hankau, 4. März. Kommunisten und entlassene Soldate« überfielen die Stadt Leijang und .zerstörten sie fast ganz, nachdem sie geplündert worden war. Die Eirnvohner wur­den gefoltert und dann ermordet. 300 buddhistische Mönche wurden in ihr Kloster eingeschloffen und dieses in Brand gesteckt. Alle sin- umgekommen. Die Kommunisten ^ehe» sich von der Provinz Kunan nach Kuangsi zurück. Sie ftllen sich auch der Stadt Kweiling bemächtigt baden.

Im Fremdengebiet von Schanghai wurde der Belagerungszustand nach einjährigem Bestehe» aufgehoben, obgleich Räubereien, Entführungen mit Löse­geldforderungen und andere Verbrechen an der Tagesord­nung sind Testern am Hellen Tag brach eine Bande be­waffneter Räuber in die mitten im Fremdenviertel gelegene» Geschäftsräume derChina-Transport-Gesellschaft^ ein und raubten 200000 in Gold- und Silberbarren und i» Banknoten.

Stuttgart. 4 März. Die Besoldungsordnung im Finanzausschuß. Bei der Abstimmung über Gruppe 16 werden die Anträge auf Höherstufung der Kanz­leiassistentinnen, Maschinisten, Mechaniker, Pfleger und Pflegerinnen und Strafanstaltsweichtmeisterinnen von Gruppe 16 nach 15 angenommen. Strafanstaltswachtmeister und -Meisterinnen erhalten künftig die Amtsbezeichnung Strasanstaltsaufseher und -Aufseherinnen". Weibliche Be­amte, die am 31. März 1920 aus einer Kanzleistelle (Büro- stells) verwendet waren und die am 30. September 1927 planmäßig in Besoldungsgrupppe 4 oder 3 der alten Ge­haltsordnung eingeordnet waren, sind für ihre Person in Gruppe 14 der neuen Besoldungsordnung einzugruppieren. Gruppe 15 bildet die Eingangsstuse für den Kanzleidienst mit Grundgehältern von 1700 bis 2600 Mark. Die Guts­verwalter, die Oberhebammen. Oberpfleger und Oberpsleger- innen werden nach Gruppe 14 übergeführt. Gruppe 14 ist mit Grundgehältern von 2000 bis 2700 ausgestattet. Sie ist die Eingangsgruppe des Bürodienstes, der künftig vom Kanzleidienst getrennt wird. Die Anwärter haben die Sek­retärprüfung abzulegen. Die bisherigen Sekretäre im Alter von 45 und mehr Jahren werden nach der Erklärung der Regierung von der Prüfung dispensiert. Die Pflege-Bor­steher und -Vorsteherinnen und die Gutsinspektor werden in Gruppe 11 eingereiht. All» übrigen Beamten verbleiben in Gruppe 14.

Kein Besuch der König» von Afghanistan in Württem­berg. Mit einem Besuch des Königs von Afghanistan in Württemberg ist nicht mehr zu rechnen. Die württ. Re­gierung hat sich zwar bemüht, für den Fall, daß der König Söddeutschland aufsucht, auch einen Besuch der wichtigsten württembergischen Industriestädte zu veranlassen. In den letzten Tagen scheinen sich aber die Reiseverfügungen des Königs geändert zu Haber: Er hat sich offenbar entschlossen, seinen Aufenthalt in Deutschland entgegen seinen ursprüng­lichen Absichten abzukürzen.

Me diesjäbrioe Versammlung des Würkl. Haupkvereins , der Eustav-Adolf-Stistung findet am 15. und 16. Juli in I Urach und Metzingen statt.

Bürgermeister statt Schultheiß. Die Vereinigung württ. Ortsvorsteher vertritt dem Entwurf der Gemeindeordnun­gegenüber den Standpunkt, daß die seit Jahrhunderten in Württemberg übliche AmtsbezeichnungSchultheiß" für den Ortsvorsteher allgemein inBürgermeister" undOber­bürgermeister" umgewandelt werden soll, wie auch i« übrigen Reich die Bezeichnung lautet. In dieser Amts­bezeichnung bestehe in Württemberg eine seltsame Ver­wirrung: es gibt Schultheißen, Stadtschuttheißen. Bürger­meister und Oberbürgermeister, letztere beiden persönliche Titel. Es wird nun in einer der Regierung übergebenen Denkschrift verlangt, daß die Orts- oder richtiger Gemeinde­vorsteher überall als Bürgermeister bezeichnet werden wie die besoldeten (berufsmäßigen) Gemeinderäte. Ferner wird gefordert, daß den großen und mittleren Städten ohne Aenderung in der Zugehörigkett zum Amtskörperschasts- oerband die staatliche B er waltun gszu st än- digkeit der Oberämter übertragen und die Ab­grenzung dermittleren" Städte auf eine Einwohnerzahl von 5000 herabgesetzt werde.

Bor Jahren hat der damalige Landtagsabgeordnete Dr. Rübling die Aenderung der Amtsbezeichnung Schultheiß", die ursprünglich einen Finanz- oder Gerichts» beamten des Lehensherrn bezeichnete, in Bürgermeister beantragt, der Antrag fand aber weder bei der Regierung noch bei den Parteien Interesse.

Fordernng einer Milchpreiserhöhung. Am Freitag hielt die Milchproduzenten-Vereinigung für Stuttgart und Um­gebung ihre Hauptversammlung ab. wobei einstimmig der Beschluß gefaßt wurde, daß Milcherzenger und Milchieferan- ken ab 16. März eine Milchpreiserhöhung um 2 Pfg., als» einen Milchpreis von 23 Pfg. frei Rampe verlangen. Der Vorstand der Vereinigung wurde beaustrogk, die Ansprüche der Milcherzeuger und Milchlieferanten bei der Milchver­sorgung geltend zu machen.

Tübingen. 4. März. Bon der Universität. Praf. Dr. K n o o g - Freiburg hat den an ihn ergangenen Ruf für physiologische Chemie an di« Universität Tübingen an­genommen.

In Ttibinoen wurde «in Landesverband Württemb«»