Mit der landwirtschaftlichen Wocheabeilage Haus-, Garten- u. Landwirtschaft"

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Mit den illustrierten Untcrhnttui'.gsbeilagen Feierstunden" n.Unsere Heimat"

Sczugspreise: Nionatlich einschließlich Trägerlohn -.Ä 1.66. Einzelnummmer 16 Z. Erscheint ar jedem Werttage. Verbreitetste Zeitung im O.A.-Bezirk Nagold. Schriftleitung, Druck und Verlag von G. W. Zaiser (Karl Zaster) Nagold

Anzeigenpreise: Die Ispaltige Borgiszeile oder deren Raum 15 Familten-Anzeigen 12 Reklamezeile 45 Z, Sammelanzeigen 56 Aufschlag Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telephonische Aufträge und Chiffre-Anzeigen wirk keine Gewähr übernommen. : : : : :

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ge. 53 «.'^gründet 1827 Samstag, den 3 . März 1 d 28 Fernsprecher Nr. 29 102 . gahrHaNA

iWesspiegel

Die Regierung der Veremiglen Skaalen beabsichtigen, eiuen Gesandten in Aegypten zu ernennen. Die ägyptische Regierung wird, wie verlauket, die englische« Vorschläge, die das Verhältnis zwischen England nnd Aegypten regeln sollen und nach denen Aegypten «veiler in Abhängigkeit bleiben würde» abiehnen.

Die Wbus-Anzelegeliheik

Berlin. 2. Mürz. Das Reichskabmett hat gestern die vom Haushaltsausschuß verlangte Veröffentlichung des Be­richts über die Phöbus-Angelegenheit abgelehnt. Das Reichskabmett ist der Meinung, daß die Untersuchungen über die Angelegenheit noch nicht abgeschlossen seien. Es wird sich daher zunächst damit begnügen, heute im Haushalt- ausjchuß eine formulierte Erklärung abzugeben. Im An­schluß an eine Aussprache unter den Mitgliedern des Kabinetts wurde eine Besprechungmitden Parte i- führern «bgehalten. Sicherm Vernehmen nach beabsichtigt das Reichskabinett, die mit dem Namen des Kapitäns Lohinann verknüpften Angelegenheiten einem Unteraus­schuß des Hauprausschusses zur Bearbeitung zu übergeben. Offenbar will das Reichskabmett auf diese Weise eins gewisse Vertraulichkeit der Verhandlungen und des Berichts sicher­stellen. Die Parteiführer erklärten sich damit einverstanden, daß der Reichskanzler Dr. Marx persönlich sich die Weiter­führung der Angelegenheit oorbehält. In diesem Sinn gab auch heute der Reichswehrminister Grüner eine Erklärung im Haushaltausschuß ab. Von allen Parteien wird verlangt, daß das Ergebnis der bisherigen Untersuchung restlos mit­geteilt werde

Daß da? Reichskabinett entschlossen ist, alle diese Ge- schäfe Lohmanns endgültig zu liquidieren, wird in parla­mentarischen Kreisen ausdrücklich betont. Für das Kabinett liegt daher keine Veranlassung mehr vor, mit den Tat­sachen noch länger hinter dem Berg zu halten, um so weniger, als es damit der Gefahr neuer unerquicklicher Gerüchte und Darstellungen von sich aus Vorschub leistet. Spricht man doch jetzt schon in parlamentarischen Kreisen davon, daß der Schaden, den das Reich erleidet, alles in allem auf 30 Millionen zu berechnen sei. Neben der Phöbus-Gesellschaft werden vom 8-Uhr-Abendblatt noch folgende Unternehmungen aufgezählt, die Kapitän Loh­mann gegründet un^ unterstützt hat: Navis, Trajag, Caspar, Berliner Bankverein, Sereabz Otwi, Hans, Bacon. Diese Liste soll jedoch noch nicht einmal sämtliche Unternehmungen umfassen.

Der Beschluß des HaushÄlsausschvsses

Im Haushaltausschuß des Reichstags wurde gestern schon die Phöbus-Angelegenheit be­sprochen. Es wurde verlangt, daß alle Verträge mit den in Frage kommenden Gesellschaften vorgelegt werden. Volle Offenheit sei schon deshalb nötig, damit den Lumpen, die darum gewußt haben und die die bedauerliche An­gelegenheit zu Erpressungen ausnützen, das Handwerk ge­legt werden könne. Der Ausschuß nahm mit 12 gegen 7 Stimmen einen kommunistischen Antrag an, daß der Be­richt des Sparkommissars Sämisch, den der Reichskanzler für sich vom Spatkommissar eingefordert hatte, dem Aus­schuß sofort vorgelegt werde.

De« Reichskanzler behäli sich die Weiterbehandlung vor

In der heutigen Ausschußsitzung erklärte Reichswehr- minister Gröner, bei der politischen Bedeutung der An­gelegenheit lege der Reichskanzler Wert darauf, daß Ihre parlamentarische Erledigung auch weiterhin im engsten Ein­vernehmen mit ihm persönlich erfolge. Die Reichsregierung bitte daher mit Rücksicht auf den derzeitigen Gesundsheits- zustand des Herrn Reichskanzlers, die Beratung der An- gAegenheit im Ausschuß für einige Tage zurückzustellen.

selbst (Gröner) mißbillige die Unternehmungen des Kapi­täns Lohmann und er werde Vorsorge treffen, daß sich der­artige Vorkommnisse nicht wiederholen. Allerdings ver­spreche er sich nichts von Zeitungserörterungen und Ver­sammlungsreden. Er bitte zunächst um eine gewisse Zurück. Haltung.

Neueste Nachrichten

Gröner fordert das Panzerschiff

Derkin, 2. März. Im Haushaltausschuß des Reichstages trat Reichswehrminister Gröner für den Bau des Pan­zerkreuzers ein. Es sei durchaus irrig, wenn behauptet worden sei, man könne nur mit Kreuzern auskommen. Die leichten «eestreiffräste brauchen einen Rückhalt an Kampf­schissen, sonst se, die Seeknegssührung nichts anderes als eine Flucht in den schützenden Hasen, aus dem sie dann nicht mehr herauskommen dürfe. Ein Blick aus die Karte beweise die Wichtigkeit der freien Ostsee und ihre leichte Gefährdung. Die Aufgaben unserer Flotte seien- 1 Schutz der Küsten;

2. die Sicherung für uns lebenswichtiger Verbindungen über die Ostsee: 3. das Offsnhalien der Ostseehäfen Königsberg, Stettin. Lübeck und Kiel-, 4. km- Sicherung unserer Verbin­dung mir Ostpreußen und 5. die Sicherung unserer Reu- i

tralität. Der Einwand, man könne Ostpreußen besser auf wirtschaftlichem Gebiete helfen, sei nicht stichhaltig: denn j wirtschaftliche Maßnahmen allein können die Gefahr nicht beseitigen, die durch kriegerische Verwicklung orohe, ohn» / daß wir daran aktiv beteiligt seien. Zum Schutze Ost­preußens sei das Zusammenwirken von Landheer unb Marine erforderlich. Ostpreußen werde auf den Schutz seiner Seeverbindungen nicht verzichten können. Die schwierige finanzielle Lage dürfte Notwendiges nicht verhindern. Wir dürften uns freiwilliig nicht noch mehr entwaffnen, als wir dazu gezwungen seien. Wenn das Panzerschiff jetzt nicht ge­baut werde, dann würden wir zu sehr erheblichen, unpro­duktiven Ausgaben in den nächsten Jahren gezwungen sein. Jkdes Jahr der Verzögerung steigere die Kosten. Alle Gründe militärischer, politischer und wirtschaftlicher Art sor- derren den Bau. Der Minister bat zum Schluß dringend um die Genehmigung des Panzerschiffes.

Große Veränderungen ln der preußischen Schutzpolizei Verliu, 2. März. Im Offizierkorps der preußischen Schutzpolizei werden auf Grund eines Beschlusses der Land­tagsmehrheit zahlreiche Offiziere auf 1. April ausgeschieden werden. Andererseits sollen 8 Obersten, 14 Oberstleutnants und eine große Zahl von Majoren und anderen Offizieren neu ernannt werden.

Abrüstung in Norwegen

Oslo, 2. März. Die norwegische Regierung hat im Land­tag einen Gesetzentwurf eingebracht, nach dem die Heeres­auslagen um 868 000 Kronen herabgesetzt werden.

Deutsch-rumänische Verständigung Bukarest. 2. März. DerAdeverul" meldet aus San Remo, das Ergebnis der Besprechungen zwischen Strese - mann und Titulescu müsse als befriedigend bezeichnet werden und berechtige zu Hoffnungen auf einen baldigen Abschluß der deutsch-rumänischen Verhandlungen. Die ru­

mänische Regierung sei nicht mehr ganz abgeneigt, daß die rumänischen Forderungen aus dem Krieg von Deutschland nicht ausschließlich in bar, sondern zum Teil in bar, zum andern in Sachlieferungen zum jeweiligen Marktpreis be­friedigt werden.

lieber eine Genugtuung für die Greuel der Rumänen, die im Krieg im Gefangenenlager von Sipote 4000 deut­sche Kriegsgefangenen zu Tode marterten, scheint in San Remo leider nicht gesprochen worden zu sein.

Das große Hindernis für die Abrüstung

London. 2. März. Der Genfer Berichterstatter des Daily Chronicle" schreibt, Lord Cushendun habe ihm in einer Unterredung erklärt, die Ansicht, daß das große Hindernis für die Abrüstung das System der allgemei - nenDien st Pflicht sei, treffe völlig zu. Die Herabsetzung der militärischen Dienstzeit bedeute keine Abrüstung» da« stehende Heer werde vielmehr immer mehr aum Untervttie- zierskorps für das mobile Heer. Er glaube nicht, daß "bei den Arbeiten des Sicherheitsausschufses etwas Nützliches herauskomme.

Das Grubenunglück in Erkenschwick

Ueber das schwere Unglück auf der ZecheEwald" in Erkenschwick bei Recklinghausen wird weiter berichtet: In­folge Versagens des Teufenzeigers geriet der eine, nach oben gehende Forderkovb unter die Seilscheibe, wahrend der niedergehende Förderkorb in die Tiefe sauste und ettva 5 Meter über dem Sumpf des Schachts gegen die Aus­zimmerung des Schachts aufprallte. Durch den Anprall wurden die Dalken wie Streichhölzer geknickt. Von de» in Heiden Körben befindlichen insgesamt 48 Bergleuten wurden die Insassen des nach oben gehenden Korbs «nn schlimmsten betroffen. Die Förderkörbe haben übereinander liegend? Abteilungen. Die Bergleute, die in der obersten Abteilung sich befanden, wurden bei dem Anvrall des Korbs

Lin gebrochenes Königswort

Jahre hindurch hat das amtliche Oesterreich die Ver­tretung der Sache Südtirol dem Deutschen Reich überlassen. In diesem eigentümlichen Verhältnis ist neuerdings eine Wendung eingetreten, und das ist im Interesse des miß­handelten Deutschtums zwischen Brennerpaß und Salurner Klause nur zu begrüßen. Denn es mußte die öffentliche Meinung der Welt irreführen soweit in dieser Sache eine Irreführung überhauvt möglich war. wenn die Reichs­deutschen laut ihre Stimme erhoben, Oesterreich aber, von dem das Südtiroler Deutschtum doch unmittelbar losgerissen wurde, schwieg.

Zwar das amtliche Oesterreich, vertreten durch den Bundeskanzler Dr. Seipel, ist immer noch sehr auf Einer- seits-Andererseits eingestellt. Immerhin muß der Fortschritt anerkannt werden, der darin liegt, daß Herr Seipel heute doch wieder bis zumandererseits" durchgefunden hat. Er sah sich unter dem Druck seiner eigenen Partei neuerdings genötigt, dem leidenden Südtiroler Deutschtum nicht mehr nur die kalte Diplomaten-Schulter zu zeigen, sondern er machte sogar den Versuch, dem wild gewordenen Faszismus ins Gewissen zu reden. Wichtiger ist noch, daß er faszistischem Säbelgerassel, faszistischen Brandreden gegenüber fest bleibt und es ablehnt, die Meinungsfreiheit in der demokratischen Republik Oesterreich nach den Methoden des faszistischen Königreichs Italien zu schurigeln und zu knebeln.

Ein Staatsmann, so sollte man meinen, müßte begreifen, daß man fremden Minderheiten im eigenen Land nicht grundsätzlich die Rechte verweigern kann, die man für die eigenen Minderheiten in fremden Ländern so geräuschvoll fordert. Aber das ist ja die noch völlig ungeklärte Frage: Ist Mussolini ein Staatsmann, oder ist er einer von den Kurpfuschern der Staatskunst, die die Well vorübergehend blenden, um bei der Goldprobe kläglich zu versagen? Mög­lich, daß Südtirol der Prüfstein ist, woran sich die Echtheit seiner Staatskünft erst noch zu erweisen hat. Bisher sieht es so aus, als versuche der Diktator den Faszismus, den er mit Versprechungen künftiger Größe gefüttert hat, den er aber nicht zu europäischen Heldentaten führen kann, solange England dazu nicht die Erlaubnis gibt, mit der Nieder- trampelung des Südtiroler Deutschtumsheldenmäßig" zu beschäftigen.

Die Frage, worauf nur die Zeit antworten kann, ist also, ob diese Rechnung des faszistischen Diktators stimmt. Man darf doch nicht unbeachtet lassen, daß der Seelenmord am Südtiroler Deutschtum Mitschuldige hat, deren Ge­wissen sich ab und zu gegen das fortgesetzte Verbrechen und den Wortbruch, woraus es beruht, zu empören anfängt. Zwar Frankreich, das durch die Friedensdiktate selbst zum Nationalitätenstaat geworden ist, drückt darin ein Auge zu in der Hoffnung, den Tatendrang des Faszismus durch Südtirol von Tunis abzulenken. In England aber gibt es bereits eine starke Strömung in der öffentlichen Meinung, die eine Bar­barei auch dann eine Barbarei und eine Kulturschande nennt, wenn sie vom Faszismusnur" gegen Deutsche verübt und vom Duce mit pomphaften Reden verteidigt wird. In den Vereinigten Staaten kümmert man sich einstweilen nicht viel um ein so kleines Erdenstückchen, wie Südtirol. Aber auch das kann sich eines Taqs ändern, wenn den Amerikanern

die Mitschuld zum Bewußtsein kommt, die sie an der Mord- polittk des Faszismus zu tragen haben. Und daß hier eine schwere amerikanische Mitschuld vorliegt, ist von amerika- nischer Seite bereits anerkannt worden. In den Erinnerun­gen Wilsons ist im zweiten Band zu lesen:Unglücklicher­weise hatte der Präsident (Wilson) die Brennergrenze Or­lando zugesagt, wodurch etwa 150 000 (richtiger 230 000) Tiroler Deutsche Jtal^n überantwortet wurden eine Tat. die er später als einen groben Fehler ansah u n d t i e f b e d a u e r t e. Es war geschehen, bevor er diese Frage sorgfältig studiert hatte." Aehnlich gewissenhaft hat derWeltschiedsricbter" Wilson bekanntlich die Torheit des pr-lni-cben Korridors behandelt.

Zu dieser Srimme des Weilgewissens, wie es sich hier in Wusons Erinnerungen, wie es sich in so manchen eng­lischen Zeitungs und Wochenschristen-Artikeln bereits geregt har. kommt nun der offenkundige Wortbruch, der auf italienischer Sette vorliegt. Senator Tittoni, der Italien auf der sogenannten Friedenskonferenz von St.-Germain vertreten hatte, hat am 27. September 1919 in seinem Bericht vor der italienischen Volksvertretung erklärt:Die Völker anderer Nationalitäten, die mit uns vereinigt werden, sollen wissen, daß uns der Gedanke einer Unterdrückung und Ent­nationalisierung vollkommen fernliegt, und daß ihre Sprache und ihre kulturellen Einrichtun­gen beachtet werden und ihre Verwaltungsbeamten alle Rechte unserer liberalen und demokratischen Gesetz­gebung besitzen." In Uebereinstimmung damit hieß es in der Thronrede des Königs von Italien vom 1. Dezember 1919:Die neuen an Italien angegliederten Gebiete stellen uns vor die Lösung neuer Aufgaben. Unsere freiheitliche Ueberlieferung wird uns den Weg weisen. auf dem wirbeigrößterBedbachtungderlokalen autonomen Einrichtungen und Gebräuche deren Lösung finden können."

Italien hat Südttrol nicht aus eigener Kraft zu erobern vermocht. Es hat Südtirol von den Kriegsgewinnern ge­schenkt bekommen als Belohnung dafür, daß es mit ihnen verräterischer Weise gemeinsame Sache gemacht hat. Die Kriegsgewinner verletzten mit diesem Geschenk die Grund­sätze, die sie selbst öffentlich und wiederholt verkündigt hatten. Um das einigermaßen zu verdecken, versprach Italien in feierlicher Form mehr als einmal, die kulturelle Selbstän­digkeit der deutschen Minderheiten achten zu wollen. Unter anderem setzte es das Wort seines Königs dafür zum Pfand. Wenn der Fafzismus jetzt den König und den oorfaszistische» Staat offen vor aller Welt wortbrüchig macht, so ist noch nicht ausgemacht, daß er damit unter allen Umständen Er­folg haben muß.

Der beste Bundesgenosse des Faszismus ist einstweilen noch die deutsche Uneinigkeit. Müssen der«

Reich und Oesterreich in der Behandlung der Südtlraler Frage durchaus getrennte Wege gehen? Ist eine gemein­same Bearbeitung der öffentlichen Meinung der West ein Ding der Unmögstchkett? Man sollte meinen, es gebe auch außer Locarno für einen Deutschen noch einige Ausgaben, an denen zu arbeiten einer gemeinsamen Anstrengung nwhl wert wäre.