Seite 2 Nr. 43

Nagolder Tagblatt «Der Gesellschafter"

Dienstag, 21. Februar 1828

Bauer in Not!

Zur Massenkundgebung am 25. Februar in Stuttgart.

2m ganzen Reich treten die Lauern in Massen zusam­men, wie man das von diesem Berussstand bisher nichl gekannt hat. Die Verhältnisse im Bauern hau­sind schlechthin unhaltbar geworden. Die im letzten Jahr fällig gewesenen Verpflichtungen wurden größtenteils aus nicht-landwirtschaftlichen Geldern durch die Kassen- und Bankinstitute gedeckt, die Absatznot und vor allem die dauernd rückgängigen Preise für landw. Er­zeugnisse drücken die Einnahmen immer mehr herunter, sc daß sie kaum zur Bezahlung der Steuerzettel reichen, ge- schweige denn zur Begleichung der übrigen Abgaben und Anforderungen. Die Folge ist die Unmöglichkeit einer auch nur einigermaßen den Erfordernissen entsprechenden Vor­bereitung der neuen Ernte, mit anderen Worten, der Bauer steht vor dem Zwang, seine Erzeu­gung auf das Allernotwendigste zu be­schränken!

Diese Entwicklung birgt jedoch eine doppelte Gefahr: Die meisten der bäuerlichen Betriebe werden sich bei der bereits erreichten Höhe der Verschuldung auch bei exten­siver Betriebsweise nicht halten können und die rapid nach­lassende Kaufkraft der Landwirtschaft muß zu einer ernsten Gefährdung der deutschen Wirtschaft führen. Der Zweck der Massen-Kundgebungen der Bauern ist, die gesamte Bevölkerung in Stadt und Land auf die wahre Lage der Bauernschaft und ihre Fol­gen aufmerksam zu machen. Der Bauer kann sich

aus der derzeitigen Notlaae nur selbst Helsen, wenn er bis auf den letzten Mann geschlossen zn seinen Führern steht. Der Stadtbevölkerung kann die Unumgänglichkeit dring­lichster grundlegender Hilfe für den Bauernstand nur dann klar werden, wenn ihr die Not der Bauern in ihrem gan­zen Umfang bekannt wird. Leider zweifeln weite Kreise städtischer Bevölkerung noch an dem Ernst der Lage. D i e Sicherheit, die die Maßnahmen auf dem Ge­biet der Sozialpolitik für weite Kreise der städtischen Bevölkerung mit sich gebracht haben, trüben den Blick für die Not auf dem Land. Dem Bauer hat die Sozialpolitik der letzten Jahre kaum irgendwelche Rechte, dagegen schwere finan­zielle Verpflichtungen auferlegt. Der Bauer bricht nicht nur wegen der handelspolitischen Zurücksetzung gegen­über der Industrie zusammen, ihn drückt auch die gegenübe- den Städten ungleich stärkere Belastung auf allen Gebieten der öffentlichen Verwaltung zu Boden. Der Votier kämpft oeshalb um seine Gleichberechtigung -um aut wirt­schaftlichem Gebiet! Sein Kampf um seine Existenz, um den Bestand der deutschen Landwirtschaft ist in Wahrheit ein Kampf um die gefährdete Zukunft des deut­schen Volkes! Es ist die Aufgabe aller Einsichtigen in Stadt und Land, die Tragödie des Zusammenbruchs des deutschen Bauern in letzter Stunde zu verhüten, damit aus ihr nicht die größere Tragödie des Zerfalls der ganzen deutschen Wirtschaft werde!

menen schwankend geworden. Da außerdem alle Nachfor- fchangen der Kriminalpolizei erfolglos geblieben sind und das Bettstück auch aus anderen Gründen an die Fundstelle ge­langt fein kann, ist stark mit der Möglichkeit zu rechnen, daß di« Lehrlinge einem Irrtum zum Opfer gefallen sind und die angeblich gesehene Kindsleiche überhaupt nicht da war-

Der Landesverband der Schwöb. Tanzlehrer beschloß in seiner Hauptversammlung im Wullesaal, den Verband ins Bereinsregister eintragen zu lassen. Für Tanzkurse wurde ein Mindesthonorar beschlossen und ein Prüfungsausschuß für angehende Tanzlehrer gewählt. Laut Gesetz wird die Ausübung des Tanzlehrerberufs künftig von einer abgeleg­ten Prüfung abhängig gemacht. Das hatte zur Folge, daß sich eine große Zahl meist junger Anfänger zur Aufnahme in den Verband meldeten. Mangels genügender Be­fähigung wurden aber alle Aufnahmegesuche abschlägig be- schieden.

Der Karneval in der Presse. Die Arbeitsgemeinschaft der würtk. Presse als die gemeinsame Vertretung der Verleger und Redakteure hat sich in einer Vorstandssihung mit der Frage der Berichterstattung über die Fastnachtveranstalkungen beschäftigt. Sie ist zu dem Ergebnis gekommen, daß es von den Tageszeitungen als eine Pflicht angesehen werden sollte, in ihrem Teil darauf hinzuwirken, mit Rücksicht auf den Ernst der leis und die Noklcive weiter Volkskreise den Fa­schingsveranstaltungen gegenüber in der Berichkerstakküng nach Form. Inhalt und Umfang die gebotene Zurückhaltung zu üben. Im gleichen Sinn sollte Ausschreitungen und lieber- ireibungen möglichst enkgegengctrekcn werden.

Tarifkündigung in der wärt embergischen Textilindustrie. Die Gauleikung des Deutschen Textilarbeiterverbands für Württemberg hak den am 5. Mai 1927 durch Schiedsspruch zustandegekommenen Tarifvertrag auf 31. März 1928 ge­kündigt und an den Textilunternehmerverband für Würt­temberg neue Forderungen eingereichk.

Die Aussperrung in der Metallindustrie. Nach den vor­liegenden Berichten haben im Stuttgarter Industriegebiet fast alle, insbesondere die großen und mittleren Betriebe, die Kün­digung bzw. Aussperrung durch Anschlag auf Mittwoch, 22. Februar, bekanntgegeben.

Heilbronn, 20. Febr. Baupläne. Die Architekten Möfsinger und Beil haben der Reichsbahndirektion in Stutt­gart einen Plan vorgelegt, wonach auf der nördlichen Seite der Bahnhofstraße in Heilbronn ein 120 Meter langes Ladenhaus mit 22 einstöckigen Läden und drei zweistöckigen Häusern für Büros und Läden erbaut werden sollen. Der Voranschlag beträgt etwa 124 000 Mark.

Heilbronn. 20. Febr. Aussperrung. Im Bereich der Verwaltungsstelle Heilbronn kommen in 18 Betrieben elwa 6000 Metallarbeiter für die Aussperrung in Frage. Nach den Erklärungen der Industriellen sollen die Lehr­linge von der Aussperrung verschont bleiben.

Geislingen a. St., 20. Februar. Zusammenlegung von Arbeitsämtern. Zur Besichtigung des hiesigen Arbeitsamts traf der Präsident des südwestdeutschen Ar­beitsamts, K ä l i n. mit mehreren Beamten hier ein. Er erklärte u. a., Württemberg habe viel zu viele Arbeitsämter, aus Gründen der Geschästsvereinfachung und der Spar­samkeit müssen die -64 Aemter in 20 zusammengelegt wer­den. -Das Arbeitsamt Geislingen werde mit Göppingen, mit dem Sitz in Göppingen, vereinigt.

Die dem Verband Deutscher Metallindustrieller ange­schlossenen Geislinger Werke Württ. Metallwarenfabrik, Mag"-Maschinenfabrik und Prüzisionswerk Hägele u. Co. haben der Arbeiterschaft auf Mittwoch gekündigt. ^

Reutlingen, 20. Febr. Aussperrung. Im Jndu- striebezirk Reutlingen werden etwa 3500 Metallarbeiter ausgesperrt. Davon in Reutlingen selbst rund 2400.

Balingen. 20. Febr. Beamienbeleidigung. Das erweitere Schöffengericht hak den Mitinhaber der Fa. C. F. Behr Rachf-, Fabrikant Fricwald Delling, wegen Beleidi­gung zu einer Gesamtstrafe von 2500 Mk. verurteilt, und zwar wegen Beleidigung von Oberbanrat Irion zu 1500 Mk.. von Oberamkmann Dr. Ftabstcker zn 500 Mk., von Sekre­tär Bros; und von Amtmann Kretschmer als einen Fall zu 500 Mk., im Fall Regierungsrak Seeger erfolgte Freispruch. Der Staatsanwalt halte eine Gesamtstrafe von 6000 MK. beaniragk. Bernsuna aeaen d^s 1'rkeil wird einaelsat.

Aus Stadt und Land

Nagold, 21. Februar 1928.

Man kann nichtnebenbei" geistig sein! Denn Gei­stigkeit ist eine Umkehrung der Welt in den Erund- säulen, ein Durchströmen und Ordnen der Dinge aus den Tiefen. Dafür genügt kein Zusatz von idealer Gesinnung, keine rauschselige Begeisterung, keine so­ziale oder schöngeistige Betriebsamkeit am Feierabend. Dafür genügt nur die Kraft und die Leidenschaft eines Menschenlebens.

Stammler.

Dienstnachrichten.

Nach bestandener zweiten höheren Justizdienstprüfung wurden u. a. die Referendare Dr. R i t t e r, W a l t e r, von Nagold und Vöckeler, Walter, von Calw zu Eerichts- assessoren bestellt.-

Der Herr Staatspräsident hat der Hauptlehrerin Feucht an der evangel. Volksschule in Calw die nach­gesuchte Entlassung aus dem Schuldienst bewilligt.

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. Palästina-Film

Wie zu erwarten war. übte der Film am Sonntag abend um 5 und um X-8 Uhr große Anziehungskraft aus (trotz der verschiedenen Maskenbälle!) Ging es bei den besonders zahlreich erschienenen Kindern etwas lebhaft und unruhig zu, so nahmen doch sicher auch sie wie die große Schar der Erwachsenen abends, unter denen man manchen seltenen" Kirchenbesucher entdeckte, tiefe Eindrücke aus dieser Feierstunde mit nach Hause. Mit innerer Ergriffen­heit werden wohl die meisten der Besucher diesenGang durchs heilige Land" mitgcmacht haben, durch das Land unserer Sehnsucht, das von Jugend aus uns teuer und vertraut durch die biblische Geschichte ist! Es war schad, daß der die Bilder erläuternde Vethel'er Diakon wegen seiner norddeutschen Mundart vielfach nicht verstanden wurde; bei manchem, besonders zum Nachdenken und zur Einkehr stimmenden Bildern hätte man sich oft statt des flüchtigen Laufbilds stehende Lichtbilder gewünscht; manche Besucher waren wohl auch ein wenig enttäuscht von dem öden, steinigen, teilweise trostlosen Landschaftscharakter und den vielen zerfallenden Trümmern und Ruinen im Gelobten Land" wie von der Verwahrlosung der Bevölke­rung. Aber es war ein rührendes und ergreifendes Bild

von der Wirklichkeit Palästinas und zugleich von der Tat­sächlichkeit des mit dem Jahr 70 n. Ehr. (Zerstörung Jeru­salems) über Stadt und Land u. Rasse einsetzenden Gottes­gerichts: Matth. 23, 37 38. Man darf dem Syrischen Waisenhaus, von dessen weit verzweigter gesegneter Auf­bauarbeit man einen lebendigen Eindruck bekam, aufrich­tigen Dank sagen für diese Veranstaltung. Ein reiches Opfer konnte dorthin abgeführt werden. P.

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Gegen denSÄn?rba-1"-'-nsu!7. Die lleberschwemmung Deutschlands mit ..Schneebali" imdGoldregen" hat in den letzten Jahren einen solchen llwlvng angenommen, daß schließlich die Staatsanwaltschaft sich zum Einschreiten ge­nötigt gesehen hat- Sie veranlaßke eine Briefsperre für die in Betracht kommenden Briefe nnd in der kurzen Zeit von vier Wochen waren 3000 Briest mit über 21 000 Mark In­halt beschlagnahmt. Gegen d-e Lenke, die ans den Unfug hereingefallen sind, wird nun ein Strafverfahren wegen verbotenen Spietens in einer ausländischen Lotterie eingeleikek.

Altensteig, 20. Febr. Generalversammlung der Milchtiefkühlgenossenschaft Altensteig u. Umgebung fand am Freitag nachmittag imDrei­könig" hier statt. Der Vorsteher derselben, Eemeindepfls- ger K a l m b a ch-Egenhausen, begrüßte die Erschienenen, gedachte des verstorbenen Aufsichtsratsmitgliedes Schult­heiß Theurer-Wörnersberg sowie der im letzten Jahre ver­storbenen Mitglieder und erstattete dann den Geschäfts­bericht. Aus diesem ging hervor, daß der Mitgliederstand mit 423 Mitgliedern in gleicher Höhe blieb. 2m verflos­senen Rechnungsjahr wurden angeliefert von den Mitglie­dern 863 115 Liter Milch, von den Nichtmitgliedern 129 682 Liter, zusammen also 992 797 Liter. Für die an die Kühl­anlage gelieferte Milch wurde zusammen der Betrag von 188 334 Mark ausbezahlt. Auch im vergangenen Jahr war der Absatz der Milch infolge der periodisch wieder­kehrenden Milchschwemme mit Schwierigkeiten verbunden, so daß immer wieder Ausfalltage in der Lieferung ein- treten mußten. Die Differenz zwischen Schwemme und Knappheit war aber eine so große, daß dies begreiflich ist. Betrug doch die Höchstanlieferung rund 3400 Liter, die niedrigste dagegen nur 1700 Liter täglich. Als merkwür­dig bezeichnte es der Redner, daß gerade diejenigen Mit­glieder über das Aussetzen am meisten schimpfen, die sich in der knappen Zeit durch geringe Lieferung am meisten auszeichnen. Das sei ein verwerfliches Verhalten, das nicht nur sie selbst und die Genossenschaft, sondern den gan-

Da-

ift-krecttT5scmin vukrc« veLi^s

6. Fortsetzung.

Der Vinzenz behielt recht. Gegen Mittag sing e^ an zu nieseln, die Berghäupter hüllten sich in graue Wolken­schleier, und dann goß es, daß das Wasser in den Dacht­raufen rann und plätscherte. Am liebsten wäre ich in meinen Zimmern geblieben und hätte ein gutes Buch zur Hand genommen, aber das ging der anderen Gäste wegen nicht, und außerdem hatte ich ja von dem Schloß selbst noch so gut wie gar nichts gesehen. Mein Freund machte Füh­rer. Ueberall an den Wänden der Kreuzgänge, der Säle hingen Jagdtrophäen und Waffen, es war. das reinste Museum. Und nun erst die Bibliothek! Ich konnte mich nicht sattsehen an den in Pergament gebundenen Schätzen, den Palimpsesten und Handschriften, die zum Teil noch aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammten! Daneben standen Wiegendrucke. Klassiker, bis hinaus zu den wertvollsten, zeitgenössischen Erscheinungen der Literatur, eine lleber- sülle, die aus den Beschauer fast erdrückend wirkte.

Eigentlich schade, daß alle diese Kostbarkeiten der All­gemeinheit unzugänglich sind", meinte ich,davor kann sich manche staatliche und städtische Bücherei verstecken!"

Vinzenz lächelte ein wenig resigniert:

Wann i «mal nimmer bin. nachhet können de g'lehrten Herr n in Wien ihre Freud' d'ran haben

Oho! Und deine Nachkommen?"

I Heirat net."

Den Kehrreim kannte ich schon, aber Gras Pürkstein er­klärte philosophisch:

Verred' nix, man soll niania" sagen, mit da Liab is 's mit mit 'd Tod, da Hilst ka Sträub'n . . ."

Schließlich saßen wir doch wieder an dem Spieltisch,

, aber mein Freund war zerstreut und nach ein paar Stun- , den warf er die Karten zusammen:

!I patz heut', mir will Geschicht' mit dem Schuß no net aus 'm Sinn, wenn i bloß wüßt . . "

>Ein Schuß?! Wo denn? Wann denn?" jDrob'n im Seelar, kann sei', daß 's a Jagdg'hilf war, i drüben im Aerarischen, kann aber a sein, es san wieder : Lumpen i'm Revier."

!Glaub i net," Graf Pernegg lehnte sich zurück,da hätt' mei' Personal doch aus was g'spannt,- aber, frag'

! doch «mal an, am End' war's a Jagdgast . .

!Hm, wär net ausg'schloss'n."

Es wollte keine rechte Stimmung aufkommen an dem Abend, und wir gingen zeitig zur Ruhe. Der Regen hatte nachgelassen, als ich ans Fenster trat, nur ans dem von Nässe schweren Weinlaub fielen noch klatschende Tropfen hinunter auf den gepflasterten Hof. Am Firmament brann- i ten die Sterne, als unvollkommene Scheibe schob sich die Sichel des abnehmenden Mondes herauf und das blaßblaue Licht rann wie ein Strom von Silber über die Aeste der am Burgfried stehenden Steineichen hin, zauberte tief- schwarze, grotesk verzerrte Schlagschatten. Dann hob drau­ßen auf dem Flur die altmodische Kastenuhr aus zehn Uhr. Fröstelnd schloß ich das Fenster morgen würde ein schöner Tag werden, Birschwetter, und ich griff nach einem gebundenen Jahrgang desDeutschen Jägers", brannte mir eine Zigarette an - - - Die Erlebnisse der vergangenen Stunden waren vergessen, leicht und duftig ringelten sich die blau-grauen Rauchwölkchen empor, trugen mich auf unsichtbaren Schwingen in das Reich der Phan­tasie. und blutrote Reflexe des Kaminfeuers huschten über das schneeigweiße Eisbärenfell, die dunklen, ledergepreßten Tapeten.

*

Was, zum Donnerwetter, ist ist denn nur los?!"

Gegen meine Tür raste, von zwei Fäusten gehämmert, ein Trommelwirbel.

I bin's!"

Wer ist,i, i"?!" -

D'r Jackl ..." , .

So, nun war ich im Bilde, machte Licht, ein rascher Blick auf die Uhr zehn Minuten nach drei. Dann öffnete ich die Tür:

Kommen Sie nur herein!"

Vor mir stand der Jäger, ein untersetzter, breitschult­riger Gebirgler mit fuchsrotem Haar und Bart, über dem ein paar kindergute, treuherzige Blauaugen leuchteten.

Also, Jackl. wollen wir beide es mal probieren?"

Is recht, Herr, un' entschuldigen S' nur, §venn i a bisserl z' grob war, aber 's is' a weit« Weg . . ."

Schon gut, Jackl, da braucht's keine Entschuldigung hier stecken Sie sich ein paar Zigarren ein . . ."

In wenigen Minuten war ich marschfertig:

Haben Sie schon Kcüfee getrunken?"

Kaffee. Na, dös tua i nia net, nimmt rna halt an Schluck Enzian un' a Trumm Brot."

Schön, dann wollen wir mal losstieseln, aber müssen ein bißchen Nachsicht mit mir haben, ich bin das Berg­steigen nicht mehr so gewoynt, habe noch nie einen Gams geschossen."

Der Jackl schmunzelte:

Wann ma die andern Jagdgäst' hört, die dieweil aus da Stadt oder vom Niederland kemma o du mei', do hat a jeder schon g'fährlichsten Partien g'macht, un' Gams ham's derlegt, mehr als wia in ganzen Tiroler Berg stehn. . ."

Ja, mit dem Mund, nicht wahr?" Ich lachte und wir hatten uns verstanden. Wenn mancher Jagdgast wüßte, wie lächerlich er sich macht mit seinen Aufschneidereien und dem doch stets mißglückten Versuch, Dialekt zu reden! Da ist es dann freilich kein Wunder, wenn die Verufsjäger und Gebirgler auf damischen, glasaugaten Stadtfräck' nicht gut zu sprechen sind!

Wieder stiegen wir wie am Morgen des hervorgehenden Tages durch den Hochwald empor. Der Wind wehte tal­wärts, über uns, im Gezweig, regte ein schlaftrunk. Vogel die Schwingen, und in der hellhörigen Luft klang vom Dorf herüber der Stundensang des Wächters:

Hört ihr Leut' und laßt euch sagen:

Die Glocke hat vier Uhr geschlagen!

Morgenrot im Himmel schwebt,

Und wer den neuen Tag erlebt,

Der lobe Gott den Herrn!"

(Fortsetzung folgt.)