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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Freitag» 17. Februar 1928
das Fideikommißgesetz. Wer auch wenn die unmittelbare Verabschiedung der Gesetze nicht mehr in Aussicht genommen werden könne, lege die Regierung doch Wert darauf» ihre abschließende Stellungnahme der Oeffentlichkeit vorzulegen.
Üeber die Zahl der Fideikommisse in Württemberg teilte Landgerichtsdirektor Küstner mit, daß nach einer genauen Statistik von 1919 in Württemberg insgesamt 141 Fideikommisse gezählt wurden, darunter befinden sich nicht weniger als 41 Kondominate. Im einzelnen gibt es in Württemberg 4S Fideikommisse bis zu 100 Hektar, 46 Fideikommisse von 100—500 Hektar, 20 Fideikommisse von 500—1000 Hektar, 25 Fideikommisse von 1000—5000 Hektar und 5 Fideikommisse über 5000 Hektar. Die Gesamtfläche aller 141 Fideikommisse betrug damals rund 128 000 Hektar. In Württemberg gibt es, einzigstehend in Deutschland, auch bürgerliche Fideikommisse, die aber ihrer Größe nach keine wesentliche Rolle spielen. Das Fideikommißgesetz bezieht sich auch auf diese bürgerlichen Fideikommisse.
Aufhören des Oberamksarzttikels. Geradeso wie der Oberamtmanntitek, so wird durch die neue Besoldungsordnung auch der Oberamtsarzttitel verschwinden und es wird in Zukunft nach preußischem Muster nur noch Medizinalräte geben, ein Titel, der seither nur für die Beförderungsstellen bestimmt und als besondere Auszeichnung anzusehen war.
Todesfall. Nach jahrelangem Leiden ist Oberst a. D. Richard von Haldenwang im Alter von 60 Jahren gestorben. Als Kriegsfolge hatte er sich Erblindung und völlige Lähmung des Körpers zugezogen. Den Weltkrieg machte er als Kommandeur eines württembergischen Artillerieregiments mit.
Ausbau der Straßenbahnen. Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, ist eine zweigleisige Fortsetzung der Straßenbahnlinie Stuttgart—Vaihingen a. F. nach Rohr vorgesehen. Als Verlängerung der Linie 1 ist die zweigleisige Strecke Cannstatt — Fellbach in den Vorarbeiten bereits in Angriff genommen. Eine weitere Verbindung soll entlang der Staatsstraße Cannstatt — Untertürkheim hergestellt werden, ebenso eine zweigleisige Linie Untertürkheim — Obertürkheim, sobald die dortigen Reichsbahnarbeiten beendet sind. Im Anschluß daran wird die Strecke bis Eßlingen doppelgleisig ausgebaut werden. Die Linie 4 wird durch die Dillmannstraße verlängert mit Anschluß an die Linie 7 am Herdweg. Durch die Einrichtung einer Schleifenfahrt innerhalb Feuerbachs und Zuffenhausens wird die dortige Bahn verbessert, die Strecke nach Zuffenhausen zweigleisig ausgebaut, die Omnibuslinien werden ausgedehnt, obgleich ihre Wirtschaftlichkeit sich weiter vermindert hat. Als selbständiger Betrieb mit Anschluß an die Stuttgarter Straßenbahnen wirb, wie bereits berichtet, eine zweigleisige Straßenbahn Zuffenhausen — Stammheim — Korn, we st heim — Ludwigsburg gebaut. Im März wird voraussichtlich die Linie Degerloch — Leinfelden — Echter dingen in Betrieb genommen werden können. Von der Straßenbahn Eßlingen—Denkenborf ist ferner die Errichtung einer Zweigbahn Nellingen — Scharnhausen — Neuhausen a. F. ins Auge gefaßt.
Verurteilt. Das Große Schöffengericht hat den 44 I. a. verheirateten Vorstand der Gewerbeschule in Backnang, Gewerbeschulrat Kurt Emmerling, wegen sittlicher Verfehlungen an schulpflichtigen Mädchen zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt.
Vom Tage. Zwei junge Burschen fanden im Degerlocher Wald in der Nähe des Eiernests ein am Boden liegendes Federbett, in das ein neugeborenes totes Kind gewickelt war. Sie ließen es liegen und benachrichtigten sofort die Polizei. Als diese an der Fundstelle eintraf, war die Bettdecke noch vorhanden, das Kind aber war verschwunden. Anscheinend hatte die Person, die die Kindsleiche hingelegt hatte, die beiden an der Fundstelle beobachtet und den Leichnam inzwischen weggeschafft.
Kaminfegerprüfung. Wenn sich eine genügende Zahl Teilnehmer meldet, wird in diesem Jahr eine staatliche Prüfung für Kaminfeger abgehalten. Die Meldungen sind mit Unterlagen bis spätestens 1. April 1928 bei den Handwerkskammern einzureichen.
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Zirkus und Tierschau. Am'23. Fekruar trM der kannte Zirkus Schneider hier ein und eröffnet am gleichen Tag in der Stadthalle seine Vorstellungen. Das Unter- nehmen besitzt u. a. auch durch den Besitz von nicht weniger als 100 Löwen, die Kapitän Schneider persönlich vorfuhri, einen Weltruf. Eine Sehenswürdigkeit seltener Art ist da» Ausschießen eines Mannes aus einer Kanone.
Tübingen, 16. Febr. Besprechungen der s ü d. deutschen Studentenschaften. In den nächsten Tagen treten in Tübingen die im Kreis VI der Deutschen Studentenschaft zusammengeschlossenen Studentenschaften Württembergs, Badens und Hessens und in Nürnberg die Studentenschaften des Kreises VII der Deutschen Studentenschaft (Bayern) zu Kreistagen zusammen. In Anwesenheit des Vorsitzers -der Deutschen Studentenschaft werden die bev den Kreise zu der durch die Vorgänge in Preußen geschaffenen Lage Stellung nehmen, insbesondere aber Vorkehrungen treffen, um die für die süddeutschen Länder unter umständen eintretenden Rückwirkungen zu besprechen.
Großheppach OA. Waiblingen, 16. Februar. Hoch^ wasfer. Die Rems ist über die Ufer getreten und hat einen Teil des Dorfes unter Wasser gesetzt. Auch die Staatsstraße ist auf 500 Meter Länge überflutet. Der Verkehr ist teilweise gehindert.
Hettbrona, 16. Febr. Todesfall. Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Seminardirektor Dr. Walter Häcker im Alter von 62 Jahren entschlafen. Mit ihm verliert die Lehranstalt, der er die letzten 9 Jahre seines Lebens gewidmet hat, einen allverehrten Führer. 1910 wurde er Rektor des Lehrerseminars in Backnang und 1919 Rektor des hiesigen Seminars.
tzeilbroan, 16. Februar. Hochwasser. Der Wasserstand des Neckars ist in der Nacht stark in die Höhe gegangen. Der Fluß führt mit Hochwasser allerlei Unrat mit,
Da- Mergentheim, 16. Febr. Frühsaison. Sehr früh beginnt in diesem Jahre die Kurzeit. Schon haben sich eine ganze Anzahl von Kurgästen eingefunden, die morgens und nachmittags die Trinkhallen bevölkern und mit ihren Gläsern im Kurpark auf- und abspazieren. Die Heilungssuchenden bevorzugen gern die stille Zeit des Vorfrühlings, um in der würzigen Luft in aller Ruhe ihrer ' Kur leben zu können.
Mildbad, 16. Februar. Erdbewegung. Seit gestern zeigt sich am Abhang gegen die Enz wieder eine Erdbewegung, die seit dem Neubau der Straße wiederholt in Erscheinung trat. Es werden umfassende Maßnahmen getroffen werden müssen, um einem größeren Unglück vorzubeugen.
Aus Stadt und Land
Nagold, 17. Februar 1S28.
Die Leute, die niemals Zeit haben, tun am wenigsten. Lichtenberg.
Sanguiniker
Es sind von Gott begnadete Menschenkinder, die mit fliegenden Fahnen einherstürmen und Lebenslust und -Freude verkünden. Sie stehen im Leben wie auf einer blumigen Insel, an deren Ufer die Sturmeswogen der Sorgen und Leiden zerschellen. Sie pflückten die Blumen der Freude und werfen sie hinein in die Brandung des Meeres, wo die Menschen gebeugt von der Bürde der Arbeit ihr Tagewerk verrichten. Und wo sie hinfallen, da werden die Wogen ruhiger, und an der Stelle, da Seufzen und Klagen erscholl, ertönt nun Lachen und Gesang. Tausend Arme breiten sich aus, um den Spender der Blumen mit Freuden in ihren Reihen aufzunehmen. Und er stürmt ins Leben. Mit dürstenden Augen nimmt er das Neue in sich auf. Und wo er geht und steht, da leuchtet die Sonne in de» grauen Alltag. Sein heiteres Plaudern und Scherzen erobert die Herzen der Menschen im Sturm. Er jagt die Sorgen und Leiden hinaus aus den Stätten der Arbeit.
Sieht er den goldenen Boden des Handwerks, die vollendete Arbeit in ihrer Vollkommenheit und Schönheit, so steht er ehrfurchtsvoll und bewundernd. Ein Leuchten geht über sein Antlitz, schneller pulsiert das Blut in den Adern und blitzschnell reift der Entschluß, auch solche Werke zu schaffen. Schnell faßt er zu und spielend rollt die Arbeit durch seine Hände.
Doch es währt nicht lange, da schleichen an ihn auch die Mühsalen heran und wollen ihn in ihren Bannkreis ziehen. Aber er läßt sich nicht fangen. Wild lodert sein Zorn empor, und krachend schleudert er den Hammer zu Boden. Eilend verläßt er die Stätte der Arbeit. Kaum hat er aber die Landstraße erreicht, da ringt sich sein wahres Temperament wieder hindurch. Lachend u. singend schreitet er neuen gold. Toren entgegen, hinter denen der graue Alltag seiner wartet, um ihn doch noch in Ketten zu schlagen.
Er wandert durch viele Tore des Lebens, und doch bleibt er derselbe fröhliche Mensch. Er ist erfüllt von allem Guten und Schönen. Taucht ein edler Gedanke in ihm auf, so fliegt seine Seele in glühender Begeisterung, wie eine Rakete, mit feurigem Schein empor zur lichten Höhe schönster Ideale. Jedoch die Pläne sinken, ehe sie iht Ziel erreicht haben, zurück ins Reich der Vergessenheit. Andere Ziele, denen dasselbe Los zuteil werden wird, haben sie verdängt. Trotzdem sind diese Menschen wahrhafte Kinder des Glücks, die überall geliebt werden, die jeder Sache größtes Interesse entgegenbringen, die für alles Gute und Schöne empfänglich sind und denen das Leben mit seinen Bitternissen selten zum Bewußtsein kommt.
Der Schützenverein Nagold
besprach gestern in einer außerordentlichen Versammlung den Bau der neuen Schießbahn aus dem Gelände des Kurhauses „Waldlust". Nach Vorlegung der Pläne durch den in diesen Bauten erfahrenen Baumeister Schrimpf- Hirsau entschloß man sich zur Ausführung eines vorläufig kleineren Projektes und zwar mit einer ungefähren Bau- summe von 5 000 Mk. Es wird in diesem Falle eine 50 Meter-Bahn für Kleinkaliber mit 10 Blenden und vorläufig 6 ausgebauten Ständen erstehen. Die Anlage erfolgt in der Art, daß die Bahn jederzeit mit verhältnismäßig geringen Kosten auf 175 Meter und auch für Großkaliber erweitert werden kann. Der Vau geschieht unab hängig von der Schießabteilung des Kriegervereins, mit der jedoch unter günstigen Bedingungen ein Abkommen für Mitbenutzung getroffen werden soll. Im Laufe des Monats März gedenkt der Verein bereits die Bahn erstellt zu haben.
Filmvortrag im „Löwen"
Die Döring-Filmwerke-Hannover hatten gestern im Verein mit dem Norddeutschen Lloyd zu einem neuen Filmwerk über Canada und Alaska eingeladen, zu dem der uns hier bereits bekannte Achim v. Winterfeld Erläuterungen gab. Der überaus zahlreiche Besuch der Veranstaltung be-
8. Fortsetzung.
Ich kam nicht los von dem Anblick, beugte mich zu meinem Freund hinüber:
„Wen stellt denn das Gemälde dar?"
„No, Hab' i 's net glei g'sagt?" Graf Pernegg lachte. „Die Frag' tut a jeder, der zum erstenmal in Terofal is!"
Vinzenz spielte nachdenklich mit dem Messerbänkchen. „Ja — leider, der Hubertus Silvester is nun amal 's Skelett im Haus-"
„Oho! Das klingt ja ganz verheißungsvoll! Also sogar mit einem regelrechten Schloßgespenst kannst du aufwarten?"
„Dös net, übrigens, die Sach' is zu ernst, um zwischen Fisch und Braten d'rüber z' reden. Nachher meinethalben —"
„Nanu!" war alles, was ich herausbrachte, aber dann fiel mir ein: der Vinzenz von Andrian hatte eben seine Schrullen, war in mancher Beziehung ein Original, und soviel wußte ich noch von unserem Zusammenleben in Steppe und Buschwald her: in ihm war bei allem aufrechten Christentum ein Stück des Urväterglaubens lebendig, der Wald, Wasser, Luft und Erde mit Geistern bevölkerte, eine Art sechster Sinn für das geheimnisvolle Walten un sichtbarer Kräfte, ein Hellsehen wie man es nur bei Menschen findet, die mit der sie umgebenden Natur in eins verschmelzen, den Hochgebirglern, Seeleuten und Haidjern. Aber nun interessierte mich das Bild erst recht. Worin lag nur der eigenartige Zauber, das zugleich Anziehende und doch wieder Abstoßende? So ähnlich hatte ich mir immer das Urbild des wilden Jägers vorgestellt: schlank, sehnig, stählern, den halb verschleierten Blick der großen Raubkatzen. — Die Flammen der Kerzen zuckten auf im Luft-
Hauch; ein Diener schloß die Fenster. Mein Freund blieb still, antwortete zerstreut und hob die Tafel auf, gleich nachdem Butter und Käse abgetragen waren.
Drüben, im Arbeitszimmer, stand eine ganze Auswahl von Zigarren und Zigaretten, Sedlmayer bot Münchener Faßbier und Liköre an. Graf Pürkstein trommelte mit den Finger auf die Tischplatte.
„o, wie ist's mit an Tarock? Oder spielen S' lieber Skat, Ecartee, Baccarat, Baron?"
Ich benutzte die Gelegenheit:
„Vinzenz wollte uns ja noch eine Eescyrchte erzählen —"
„Wann's sein muß?"
„Ja, darum kommst du nicht herum, versprochen ist versprochen, und du weißt ja —"
Er machte eine abwehrende Handbewegung:
„Brauchst mich net erst beim point d'honneur zu packen." Dann lenhte er sich in den rindslederbezogenen Klubsessel zurück und tat einen tiefen Lungenzug aus der angerauchten Zigarette: „Seit zehn Generationen is Terofal immer im B'stz der Herren von Andrian gewesen, und früher haben auch noch ärarischen Forsten dazug'hört, so an die vierzigtausend Joch. Waren alle leidenschaftliche Jäger, meine Vorfahren, aber keiner so wie mein Urgroßvater, der Hubertus Silvester. Ob's wahr is, weiß i net, die Leut' erzählen heut' noch, er hält an Wolf, den die Hund g'stellt haben, mit die blanken Hünd' erwürgt und d' Wildbretschützen, ach, du mein, da hat si koaner mehr ins Revier g'traut, weil 's hieß, der Terofaler Schloßherr steht mit 'm Bösen im Bund, hat die Freikugel und kann sich g'froren machen. Mag 's sein, wie's will; g'wiß war's, daß mein Ahn mehr können hat als Brot essen. Zu selbiger Zeit hat ihn oaner von dö Jäger drin im Seekar g'seh'n, und a paar Minut'n später schnallt's droben an der Rheiderspritz, die gut und gern zwo« Stund entfernt is, da aht er an Gams g'schossen. Auch a Tarnkapp'n soll er g'habt haben, is oft g'nug an a Scharl ang'birscht, über al lichta Reiß'n ohne Deckung, grad als ob ihn dös Wild net eräugen und winden könnt'. Nur in d' Kirchen is er net einig'gangen, auch net zur heiligen Beicht', Hochwürden der Herr Cyprian, der dermalen Pfarrer g'weft is zu Terofal in der Oed, hat d'rüber ein Memorandum hinterlassen, doch davon nachher. Schließlich is der Hubertus Silvester nach Wien g'reist, un' arg gut muß er 'm Kaiser Joseph g'fallen haben, kam zurück als Landesforstmeister von Tirol."
„Aha", unterbrach ich. „Daher die Uniform!"
„Ja, is aber bloß an schöner Tit'l g'wesen, koa Amt, a
Hofcharg'n sozusagen. No, un' dann hat er g'heirat, oa Fräulein von Cajetan, drüben, aus 'm Welschen. Dieweil hat er doch in dö Kirch' g'mußt, is aber net am Altar hing'kniet, hat auch net aufg'schaut. A Jahr lang is alles gut ganga, mei Großvater selig is g'bon worden, doch dann starb dö junge Frau, und der Hubertus Silvester hat wieder ang'fang'n zu jagern, schlimmer als je z'vor. A Eams- bock is im Revier g'wesen, so a ganz alter Hoamtücker, Kruck'n doppelt spannhoch und an Wachler — kannst dir dö Kapitalkruck'n anschaun, hängt grad unter 'm Bild. — Den hat mei Urgroßvater doch net g'kriegt, obwohl er ihm vier Jahr lang z' Liab ganga is. Aber oamal, da b'gegnet ihm a Prozession, der Mesner vornweg mit an Kruzifx. Un' der Hubertus Silvester steht da, starr und steif, nimmt den Filz net herunter, beugt net 's Knie. Der Pfarrer Cyprian is auf ihn zug'anga, hat hart mit ihm g'red't, und mei Großvater lacht, bloß a bisserl. „Kann ma dei' vom Weihrauch g'selchter Herrgott den Gams verschaffen >
Kann er da? Net? Schau, so viel fllrcht' i ihn auch-."
Dabei hat a d' Büchs' hochg'rissen und ins Kruzifx g'schossen. daß dö Stang'n mitten durch'brochen is. Am Abend aber is er hoamkommen und hat den Gams am Buckl g'habt. hat aber koa Wort net g'red't a ganze Woch' lang und sich eing'schloss'n, dann is alles g'wesen wie ehvor."
Der Erzähler machte eine Pause und trank in klein-» Schlucken sein Glas Bier aus.
„Hat also der Pfarrer Cyprian den Kirchenbann aus- g'sprochen gegen den Hubertus Silvester. Und dö Bauern Ham sich z'samm'rottet, san bis ins Schloß g'zogen mit Pecykränz' un Sensen, Dreschflegeln un' an großmächtigeu Rammbock. Aber wia s' grad anfang'n woll'n zu stürmen, da hat mei Ahn dö zwoa Böller losg'lassen, mit Nägeln g'laden un' g'hacktem Blei. Diesmalen soll's vier Tote und an Dutzend Verwundete g'geben Ham; is dann auch a Prozeß g'weft, wegen Aufruhr und Landfriedensbruch. An mein Urgroßvätern hat sich koaner mehr herang'traut, un' er hat g'jagert, allweil g'jagert. Auf 'n Tag, a Jahr is vergang'n g'weft, seit er ins Kruzifix g'schossen hat, da geht er mit zwoa Jägern ins Revier. Sin' aufg'stieg'n nach der Wildbachklamm, un' mit oanmal schnallt's, a Büchsen schuß, droben im E'wänd. Der Hubertus Silvester springt auf, quer übers Seekar, dö Jäger hör'n ihn ruf'n: „Steh'. Lump!" un' dann oan Schrei, a Lachen — sonst nix. Vierzehn Täg lang hab'n 's alles abg'sucht und — nix g'funden" (Fortsetzung folgt.)