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Mit äen illustrierten Unterbniwngsbeilagen .Zeierstunäen" unä Unsere Heimat"
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Nr. 1
Gegründet 1827
Montag, den 2. Januar 1S28
Fernsprecher Nr. 2S
Zur Lmkommentteuer des Hausbesitzers
Von Dr. R. Allgvewer, Ulm a. D.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß der Hausbesitz seit Einführung der Wohnungszwangswirtschaft außerordentlich schwer zu leiden hatte, zumal den Eigentümern meist ihr sonstiges Vermögen durch die Inflation vernichtet wurde. Die Steuergesetzgebung der Nachkriegszeit belastet den kleineren und mittleren Besitz außerordentlich stark. Infolgedessen waren die Hausbesitzer bisher vielfach nicht in der Lage, die unbedingt notwendigen Reparaturen an den Gebäuden vornehmen zu lassen. Die Besserung und Konsolidierung der wirtschaftlichen Verhältnisse hat es nun in der letzten Zeit einer 'größeren Anzahl Hauseigentümer ermöglicht, die seit Jahren vernachlässigten Gebäude wieder einigermaßen instandzusetzen.
Diese Tatsache darf,als erfreuliches Zeichen des Beginns des Wiederaufbaus vermerkt werden.
Da die Wiederinstandsetzung der Gebäude vielfach sehr «he Kosten erfordert, so ist es für den Hauseigentümer von wesentlicher Bedeutung, wie die hiefür verausgabten Beträge in steuerlicher Beziehung zu behandeln sind. Während tm allgemeinen die Kosten für Unterhaltung und Instandsetzung von Wohngebäuden auf mehrere Jahre verteilt wurden, hat der Reichsfinanzhof in einem kürzlich ergangenen Urteil dahin entschieden, daß auch die einmalige Berücksichtigung dieser Ausgaben zu- zulassen ist, und zwar in dem Jahre, in welchem die Ausführung -er Arbeiten vor sich gegangen ist. Häufig wurden jedoch von den Finanzämtern nur die für die Instandhaltung verwendeten Beträge als abzugsfähig anerkannt und zu den Werbungskosten hinzugerechnet. Es können also neben den normalen jährlichen Absetzungen für Abnutzung auch die Instandsetzungskosten abgezogen werden.
Während es bisher strittig mar, ob die Instand!)altungskosten restlos von den Einnahmen abgezogen werden dürfen, hat nunmehr der Reichsfinanzhof sich auf den Standpunkt gestellt, daß zur Erhaltung der Gebrauchssähigkeit bei Mietwohnungen dauernd mehr oder weniger große Aufwendungen notwendig sind. Der Zeitabstand zwischen den einzelnen Wiederherstellungsarbeiten wechselt fortwährend; sie werden sich sogar häufig auf mehrere Jahre ausdehnen. So wird beispielsweise vielleicht in einem Jahr der Verputz des Gebäudes erneuert, im folgenden Jahr Las Dach umgodeckt und zu einem späteren Zeitpunkt die Jnnenräume aus» gebessert usw. Es kann deshalb den Steuerpflichtigen nicht versagt werden, den Gesamtbetrag für derartige Arbeiten in dem Jahr, in welchem die Aufwendungen erfolgt sind, voll «n Abzug zu bringen. Der Hauseigentümer ist aber auch berechtigt, falls es ihm mehr Zusagen sollte, die Ausgaben wie bereits oben erwähnt, auf mehrere Jahre zu verteilen. Dies wird er hauptsächlich dann tun, wenn die Ausgaben so hoch sind, daß sie seine Einkünfte aus dem Mietgrundstück während des Steuerjahres übersteigen.
Allerdings sind nicht sämtliche Aufwendungen restlos abzugsfähig. Wenn etwa ein Haus durch vollständige Erneuerung des Daches oder durch Verbesserung der Fassade usw. so verändert wird, daß das Gebäude ein bedeutend stattlicheres Aussehen erhält und gleichzeitig in seinem Wesen verändert wird, so können unter Umständen nicht die gesamten hiefür gemachten Aufwendungen zum Abzug gebracht werden, da in diesen Fällen anzunehmen ist, daß sich der Verkaufswert des Hauses wesentlich gehoben hat. Im allgemeinen ist jedoch zu sagen, daß die Kosten für Unterhaltung und Instandsetzung der Gebäude bei der Berechnung des Einkommens aus Vermietung unter Beachtung vorstehender Richtlinien in Abzug gebracht werden dürfen.
Diese Abzugsfähigkeit dürfte zur Folge haben, daß in den nächsten Jahren, in welchen diese Verbesserungen an Gebäuden gemacht werden, von manchem Hausbesitzer für sein Einkommen aus Miete oder Verpachtung keine Steuer zu entrichten > e i u w i r d.
Neuestes vom Tage
Die Regierungsbildung in Hesse«
D^kmstadk, 1. Jon. Die Verhandlungen zur Regierungs- mwung in Hessen find noch dem Weihnachtsfest fortgesetzt worden. Zurzeit sind Bestrebungen >m Gang, doch wieder die Weimarer Koalition aufleben zu lasten, da das Zen- trum nachzugeben scheint.
Angebliche Verhandlungen für eine große Koalition Berlin, 1. Jan. Das Blatt „Nachtausgabe" weiß von Gerüchten zu melden, die in parlamentarischen Kreisen umgehen sollen. Danach führe der Vorsitzende der Zentrums- fraktwn des Reichstags, Abg. v. Guerard mit Führern der Sozialdemokraten und Demokraten Verhandlungen über die Bildung eines neuen Kabinetts und einer neuen Regierungskoalition, in der Zentrum, Bayerisch« Bolkspartei, Ä>- zialdemokratie, Demokratie und Wirtschastspartei vertreten sein sollen. Dr. Marx solle fallengelassen werden, dos Kanzleramt würde Guerard selbst übernehmen. Dr.
Um den deutschen Kriegstrib
Poincare besteht auf feinem Schein
In allen, am Kriege beteiligten Ländern, sind die Staatsmänner, die an seinem Ausbruch mehr oder minder mitverantwortlich waren, von der Bühne abgetreten; mit Ausnahme von Frankreich. Dort regiert immer noch Poin - care, der mit seinem russischen Helfershelfer Jswolski zielbewußt zum Krieg getrieben und mehr Schuld an seinem Ausbruch zu tragen hat, als die meisten anderen Beteiligten. Und zwar nach dem Zeugnis seiner eignen Landsleute, soweit sie sich die Mühe gemacht haben, die Dokumente über die Vorgeschichte des Kriegs als ernste Wahrheitssucher zu stuoieren.
Kann man sich Poincare als französischen Ministerpräsidenten in einem wirklich befriedeten Europa vorstellen? Kann er selbst sich vorstellen in einem wahrhaft befriedeten Europa? Offenbar nicht. Entschädigungs-Kommission und Botschafter-Konferenz, Sanktionen und Diktate und andere Werkzeuge der Gewaltherrschaft eines Volks über das andere sind in seinem Denken derart fest verwurzelt, daß das Denken stillsteht, wenn man ihm diese unentbehrlichen Hilfsmittel entzieht. Wozu noch kommt, daß dieses Denken von Haus aus nicht anpassungsfähig ist an veränderte Zeitläufte, wie es das Denken eines schöpferischen Staatsmanns sein muß; sondern daß es formal-juristisch ist, das in Paragraphen erstarrte Denken der geborenen Advokatenseele. Für Poincare ist die Abwicklung des Kriegs ein Riesenprozeß, den er, gestützt auf das Versailler Diktat und das Londoner Ultimatum, gegen Deutschland führt, und was er auf dieser Erde noch anfangen sollte, wenn ihm die Führung dieses Prozesses entzogen würde, das weiß er schwerlich.
Für Poincare also war es vermutlich eine prickelnde Sensation, als der Dawes-Agent Parker Gilbert seinen diesjährigen Bericht mit der Erklärung schloß: Es sei an der Zeit, die Endsumme des deutschen Kriegstributs festzusetzen. Und zwar so festzusetzen, daß Deutschland die Bezahlung ohne Zwang und Aufsicht, unter eigener Verantwortung übernehmen könne. Dagegen mußte der Advokat des Kriegs nach dem Kriege natürlich Verwahrung einlegen und er tat es in der Form, daß er die Gegenerklärung abgab. Die Endsumme des deutschen Kriegstributs sei durch die verbündeten Regierungen bereits festgesetzt und könne von ihnen nur im Einvernehmen abgeändert werden. Drei Jahre Dawes-Plan bedeuten für Poincare gar nichts, er zieht sich auf das Dokument des Londoner Ultimatums zurück, in dem die Gesamtsumme des deutschen Kriegstributs auf 132 Milliarden festgesetzt wurde, in dem Vorbereitungen für den Einbruch ins Ruhrgebiet an- geordnet waren.
Vorher waren für die Endsumme schon einmal 269 Milliarden in Aussicht genommen worden. Das überehrliche Angebot von 50 Milliarden, mit 5 Prozent zu verzinsen, das Außenminister Simons am 1. März 1921 in London machte, wurde von Minister Lloyd George als eine Herausforderung schroff abgetan. Von demselben Lloyd George, der inzwischen eine Hoffnung deutscher Traumpolitiker geworden ist, und der uns kürzlich einmal als der bestbezahlte Journalist der Erde vorgestellt wurde, der einen hübschen Prozentsatz seiner fürstlichen Honorare auch aus Deutschland bezieht. Das Londoner Ultimatum — es ist lehrreich, heute daran zu erinnern — trägt die Unterschrift: Jaspar, Briand, Hayaschi, Sforza, Lloyd George. Im Londoner Ultimatum hatte die englische Politik der französischen das Werkzeug zugestanden.
mit dem bewaffnet Poincare zwei Jahre konnte, die deutsche Währung durch den einbruchoöiligzugrunde zu richten.
Geldschrankknacker erleben in diesen unsichern Zeitläuften öfter den Schmerz, in dem Behältnis, das sie' mit vieler Mühe erbrochen haben, nur dürre Scheinwerte zu finden. So war es auch Poincare beim Ruhreinvruch ergangen: „Mit Bajonetten kann man keine Kohlen graben", lautete die abschließende Erfahrung aus dem Ruhraben- teuer, wie sie hinterher in England gezogen wurde. Der einzig bleibende und bis in die Gegenwart nachwirkende Erfolg der Ruinierung der deutschen Währung war die E r - schütterung der Frankenwährung, über die Herr Poincare dem französischen St.üerzahler noch die Schlußrechnung schuldg ist. Er hat den Abrutsch des Franken ins Bodenlose mit anerkennenswerter Tatkraft aufgr- halten, aber ihm bangt vor dem Augenblick, wo er's „seinem Kinde sagen muß"; die bittere Wahrheit nämlich, daß es eine Gesundung der französischen Währung nicht wohl geben kann, ohne Abschreibung der Scheinwerte, die da immer noch milliardenweise mitgeschleppt werden.
Um also der immer noch stattlichen Menge seiner Gläubigen über die peinliche Erschütterung hinwegzuhelfen, die Parker Gilberts nüchterne Feststellung hätte Hervorrufen können, klopfte Poincare wieder einmal auf die pralle Dokumententasche und rief munter: Wir haben ja nach den deutschen Kriegstribut in Höhe von 132 Milliarden! In Frankreich hat man diese Aeußerung in ernsthaften Kreisen nicht ernst, in Deutschland hat man sie zu tragisch genommen.
Selbst die volle, und offenbar auch nach Parker Gilberts Meinung für Deutschland untragbare Jahresrate von 2^ Milliarden Mark ergibt, kapitalisiert, niemals die Summe von 132 Milkarden. Und wenn die großkopfeten Staats- und Wirtschaftsmänner der alten und neuen Well um den runden Tisch versammelt sind — einmal im Lauf des Jahrs 1928 wird sich das ja wohl begeben — und die vernunftgemäße Abänderung des Dawes-Plans zur Beratung steht, dann mag der Vertreter Frankreichs, gemäß den Weisungen Poincares, nur auf dem Londoner Ultimatum, wie Shylock auf seinem Schein, bestehen. Der deutsche Vertreter hat dann weiter nichts zu tun, als sich zu erheben und zu erklären: Meine Herren, wenn Sie die Absicht haben, der Reihe Ihrer, von unfehlbarer Staatsweisheit triefenden Diktate ein weiteres hinzuzufügen, so sind wir Deut- schendabei überflüssig. Er darf seine Verbeugung machen und das Lokal verlassen in der guten Zuversicht, daß er nicht allzu weit kommen wird. Die Zeit der Diktate ist
vorbei und die Zeit der Boxermanieren im Stil Lloyd Georges, der ein, von einem Uebermaß an gutem Willen zeugendes Angebot brutal und hochnäsig als „eme Herausforderung" ablehnen durfte, ist gleichfalls vorbei. Barbarische Scherze nach Art des Londoner Ultimatums vertrügt die europäische Wirtschaft nicht mehr, verträgt am allerwenigsten die französische Wi-tlchaft.
Lasten wir uns also durch gelegenliche Rückfälle in die schlechten Manieren der Sanktionen-Politik von Anno 21, 22 und 23 nicht bluffen. Optimisten bleibt e; sogar unbenommen, zu hoffen, daß auch die deutsche Regierung ge- legentlich ein Wort verlauten lassen werde, das dem Denken des verschüchterten deutschen Reicksbürgers in diesen Dingen wieder ein meniq Haltung und Nicktuna qebe.
Hermes (Ztr.) Ernährungsminister, Keil württ. Soz.) Reichsfinanzminister werden. Das Reichsinnenministerium und das Arbeitsministerium sollen der Sozialdemokratie zufallen, während das Reichswehrministerium, das Verkehrs- und das Justizministerium zwischen Demokraten, Bayerischer Volkspartei und Wirtschaftspartei verteilt werden. Dr. Stress mann soll Außenminister und Dr. Curtius (D. Bp.) Wirkschaftsminister bleiben. Bon seiten der Sozialdemokratie werden die Verhandlungen von dem Reichstagsprästdenten Löbe geführt.
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Die „Deutsche Allg. Ztg." bemerkt zu der Meldung: Die bestimmten Angaben der „Nachtausgabe" müssen Aufsehen erregen. Es wxrde interessant sein, was die beteiligten Stellen zu der Silvesterüberraschung zu sagen haben. Die „Börsenzeitung" teilt mit, sie habe aus parlamentarischen Kreisen ersahren, daß tatsächlich über solche Gerüchte gesprochen werde. Die „Germania" sagt, die Meldung von dem Sturz des Dr. Marx sei ein Aprilscherz im Dezember; an der Geschichte sei nichts wahr. Der „Vorwärts schreibt, die Sache sei von A bis Z erfunden, die Rolle sei der Sozialdemokratie angedichtet.
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Danziger Unteroffiziere in Bolioio des Hochverrats augeklagk
Buenos Aires, I. Jen. Aus La Paz sBolivias wird ge meldet, dre llnrerosfizicre, die mit anderen Offizieren und Unteroffizieren zur Ausbildung bolivianischer Truppen aus Danzig berufen werden waren, seien wegen Hochverrats gegen den Staat Bolivia vor ein Kriegsgericht gestellt worden.
Danzigs Wunsch nach Wiedervereinigung mit Deutschland Baris, 1. Jan. Der Berichterstatter des „Soir", der eine Reise nach Danzig unternommen hat. gibt heute in seinem Blatt eine Unterredung mit einem Danziger Bürger wieder, der u. a. nach einem Hinweis auf die 96 Prozent deutscher Bevölkerung Danzigs erklärte: Wenn man die Dau- ziger Bevölkerung in Versailles gemäß den Grundsätzen Wilsons befragt hätte, würde sie das weitere Verbleiben Danzigs bei Deutschland gefordert haben. Um den Absichten Polens zu dienen, hat man über Danzig ohne die Zustimmung der Bevölkerung verfügt. Danzig wtxd sich niemals darein schicken, eine polnische Kolonie zu werden. Der Wunsch der Danziger Bevölkerung ist der Wiederanschluß an Deutschland.
VSrNemberg
1- Jan. 7V. Geburtstag. Gcheimrvt Prof. Dr. Karl Sülms Cranz m Berlin vollendet am 2. Januar das 70. Lebensjahr. Cranz stammt ans Württem- berg und ist in Hohebach OA. Künzelsau geboren Bor seiner Berufung an die militärisch. technische Akademie in Tharlottenburx,m Jahr 1904 war er Professor an der Friedrich-Eugen-Realschule in Stuttgart. Nach dem Krieg bi-ZA war er ordenwcher Professor an der Technischen Hmtstchnle in Charlottenbur-. Seine Hauptverdienste liegen- auf dem Gebiet der Ballistik. Ihm darf ein wesentliche» Der- dienst an den Leistungen unserer Feuerwaffen zugeschuieben meweu