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300 Gegründet 1887

Freitag, den 23. Dezember 1927

Fernsprecher Nr. 29 101. )ahrg<Mg

bine Korrespondenz meldet. Nunti-s ^'aeelli in Berlin werde zum Kardinal in pectore ernannt werden, d. h. der Name dieses Kardinals soll erst später bekannt werden, wenn das Konkordat mit der Reichsregierung abgeschloffen ist.

Auf Grund der Entscheidung des Staatsgerichlshofs. die die Beschränkung der Splitterparteien für verfassungswi­drig erklärt hatte, iss die neugewählke Hamburger Bürger­schaft (Abgeordnetenhaus) wieder aufgelöst worden.

Der griechische Minister des Auswärtigen ist in Rom eingetrofsen und hatte eine Unterredung mit Mussolini.

Das Geheimnis von Neumünster

Nicht nur die Engländer hatten ihr geheimes »Zimmer Ar. 4V", in dem, wie wir kürzlich berichteten, die gefunkten deutschen Marmebefehle aufgefangen und von der engli­schen Admiralität verwertet wurden, sondern eine solche besaß auch die deutsche Marineleitung. Sie wurde, wie ein ehemaliger Dolmetscher der »B. Z." mittellk, 1916 in Neumünster in Holstein als Marine-Nachrichtenstelle ein­gerichtet.

Nicht allein die englischen Funksprüche wurden auf- gesangen, sondern auch di« russischen und französischen so­wie die der neutralen Länder. Naturgemäß wurde den Engländern, die größte Aufmerksamkeit gewidmet. Wir waren über ihre sämtlichen Schiffbewegungen unterrichtet, wodurch unsere Flotte in den Stand gesetzt wurde, Gegen­maßnahmen zu treffen. Die Hebung der Dolmetscher war bald so groß, daß es gelang, auch die ständig erneuerten englischen Schlüssel zu finden.

Am Gegensatz zu den Engländern, die ihre Tätigkeit ge­heimnisvoll hinter der verschlossenen Tür des »Zimmer Nr. 40" verrichteten, geschah dies ziemlich offen in Neumünster. Natürlich durfte kein Fremder das von Skachekdraht um­gebene Gelände der Station betreten. Die E-Hauptstelle Neumünster" bildete die wichtigste Verbindung mit unseren Feinden. Mährend der Skagerrakschlacht hat ihre Mit- arbeit auch einen großen Teil zum Erfolge beigetragen.

Neueste Nachrichten

Dom Reichsrat

Berlin, 22. Dez. Der Reichsrat erklärte sich mit den Beschlüssen des Reichstages betr. Senkung der Lohn­steuer einverstanden, behielt sich aber in einer Ent­schließung gegenüber diesen Beschlüssen für die künftige Gestaltung der Steuer volle Freiheit vor. Genehmigt wurde die Verordnung, daß ab 1. Februar 1928 die Ar­beitszeit in den Bäckereien und Kondi­toreien überwacht werden soll.

Veränderungen in der Reichswehr

Berlin. 21. Dez. General der Infanterie Neinhardt, Oderbefehlshaber der Gruppe 2, scheidet mit dem 31. De­zember d. 3. aus dem Heer ans. Mit Wirkung vom 1. Ja­nuar 1928 werden ernannt: Die Generalleutnants Freiherr Kreß von Kressen st ein, Kommandeur der 7. Di­vision und Befehlshaber im Wehrkreis VII, zum Ober­befehlshaber der Gruppe 2 unter gleichzeitiger Enthebung von der Stellung des Landeskommandanten in Bayern: Ritter von Ruith, Infanterieführer VII, zum Komman­deur der 7. Division, Befehlshaber im Wehrkreis VII und zum Landeskommandanten von Bayern: Generalmajor Freiherr Seukter von Löhen, Chef des Stabs des Truppenkommandos I, beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte des Infankerieführers VII, zum Infanterie- sichrer VII.

Gegen die Parteizersplilterung

Berlin, 22. Dez. Eine Korrespondenz weiß zu melden, bei allen (?) Parteien sei Neigung vorhanden, Maßnah­men gegen die Splitterparteien auf gesetzlichem Wege durch- juführen. Eine solche Aenderung der Berfassnngsbestim- mungen bedürfte allerdings der Zweidrittelmehrheit.

Friede in der Eisenindustrie

Düffeldorf, 22. Dez. Wie verlautet, werden die Arbeit­geber der Nord-West-Eruppe der Eisenindustrie sich der Derbindlichkeitserklärung des Neichsarbeitsministers und ben Schiedssprüchen fügen. Die Stillegungsanzeigen blei­ben zwar bis zum 31. Januar in Kraft, aber, da Kündigun­gen nicht vorgenommen wurden, kommt ihnen keine prak­tische Bedeutung mehr zu.

Daher -er Name »Kriegsentschädigung*

Paris, 22. Dez. Der französische Generalgouverneur von Madagaskar, Olivier, erklärte auf einer Wirtschaftstagung, die wirtschaftliche Erschließung der Insel Madagaskar durch Hafenbauken, elektrische Anlagen, Straßen, Bahnen usw. werde kräftig in Angriff genommen werden mit Hilfe der Einkünfte, die Frankreich aus den deutschen Dawesleistun- geu beziehe. Zunächst solle Madagaskar davon ein 5pr»- zenkiges Darlehen von 9 Millionen Goldmark erhalten. Daß die deutschen Kriegsentschädigungszahlnngen allent­

halben schon lange nicht mehr zum .Wiederaufbau" und zur Ersetzung von Kriegsschäden verwendet werden, weil sie dazu nicht mehr nötig sind» ist bekannt. Deutschland soll aber fort und fort seine Iahresmilliarden weiterzahlen, ohne Daß ein Ende besttmmt wird, damit sich doch noch jenes Wort der englischen Zeitschrift .Sakurday Review" vom Jahr 1910 erfüllt: »Wenn Deutschland vernichtet sein wird, wird es keinen Engländer (oder Franzosen) mehr geben, der nicht um so viel reicher wäre."

Württemberg

Stuttgart, 22. Dezember. Vorstandsjitzung der Württ. Landwirtschaftskammer. Der Vor- stand der Württ. Landwirtschaftskammer hielt am 21. De- hember eine Sitzung in Stuttgart ab. Bei der landwirt­schaftlichen Woche, die voraussichtlich im Monat Februar stattfindet, wird sich die Landwirtschaftskammer beteiligen. Zwischen der Württ. Gebäudebrandversicherungsanstalt, Privatfeuerversicherungen, den Elektrizitätswerken und der Landwirtschaftskammer soll eine Vereinbarung getroffen werden, die die Nachprüfung elektrischer Anlagen auf dem Lande näher regelt. Die Nachprüfung bezweckt die plan­mäßige Behebung von solchen Mön-k-ln, die die Unfall-, Betriebs- und Feuerstcherheit gefährden. Die Anlagen sollen inerhalb der nächsten 5 Jahre einmal nachgesehen werden. Äen Landwirten selbst entstehen Kosten durch die Vornahme der Prüfung nicht. Die Vornahme dieser frei­willigen Nachprüfung durch Zusammenarbeit der Betei­ligten wird als zweckmäßig angesehen, um der Gefährdung der Anwesen und ihrer Nachbarschaft vorzubeugen, ferner um pc'izeiliches Eingreifen zu verhüten und eine Ein­reihung nicht geprüfter Anwesen in höhere Gefahrsklassen der Gebäudebrandversichxrung zu vermeiden. Durch die Mitarbeit der Landwirsschaftskammer soll erreicht werden, daß auch die Interessen der Landwirtschaft und ihre schwere Notlage gebührend berücksichtigt werden. Außerdem wurde noch eine Reihe laufender Angelegenheiten erledigt.

Todesfall. In Cannstatt ist Baurat Karl Schab, früherer langjähriger Vorstand der Straßenbauinspektion, gestorben.

Die Verwendung der krafisahrzeugsteuer. Der Anteil Württembergs an der Reichskraftfahrzeugsteuer beträgt nach einer Mitteilung des Ministeriums des Innern 5.3 Millio­nen Mark. Davon werden 1,3 Millionen zugunsten der Gemeinden und Amtskörperschaften, 4 Millionen zugunsten des Staats verwendet. Im Jahr 1926 konnten für Straßen­zwecke den Amtskörperschaften und Gemeinden sogar 1.65 Millionen zugewendet werden, während dem Staat 4,315 Millionen zuflossen. Dieser staatliche Anteil deckt aber noch nicht einmal die Hälfte der Mehrausgaben des staatlichen Straßenbaus, die durch den Kraftfahrzeugverkehr verursacht werden. Mit der Erbreiterung usw. der Staatsstraßen wurde in Württemberg im Jahr 1923 begonnen, bis jetzt sind dafür rund 12 Millionen Mark auf den Hauptstrecken UlmStutt­gartSchwieberdingenPforzheim und anderen Linien auf­gewendet worden. Zum aründlichen Ausbau der Hälfte der württembergsschen Staatsstraßen mit rund 1500 Kilometer sind weitere 6070 Millionen Mark erforderlich unter der Voraussetzung, daß für die Erhaltung der Staatsstraßen bis auf weiteres jährlich der seitherige Betrag von 5 Millio­nen Mark zur Verfügung steht. So könnte der Ausbau der wichtigsten Strecken in 8 bis 10 Jahren vollendet werden. Daneben dürfen selbstverständlich die übrigen Staatsstraßen nicht vernachlässigt werden. Die Fahrbobndecke soll durch Behandlung mit Teer und Asphalt verbessert werden.

Die Polizeistunde an Silvester wurde für den Stadt­bezirk Stuttgart, Feuerbach, Zuffenhausen und Münster a. Neckar auf 2 Uhr festgesetzt. Das Schießen und sonstiger ruhestörender Lärm ist in der üblichen Weiseverboten".

Aus dem Lande

Heilbronn, 22. Dez. Landesturnfest. Die Bök- kinger Wiesen wurden dieser Tage auf ihre Eignung zur Abhaltung des Landesturnfestes der deutschen Turner Württembergs geprüft. Das Gelände wurde als brauchbar bezeichnet. Sämtliche angelegten Plätze sollen zu der Ver­anstaltung mit.einbezogen werden.

Keilbronn, 22. Dez. Verstoß gegen das Renn- weitgesetz. Kaufmann Max Schmidt hier hat gegen das Rennwettgesetz verstoßen. Er mar wiederholt um Konzessionierung als Buchmacher eingekommen, was aber vom Ministerium abgelehnt wurde, da hier kein Bedürfnis vorhanden ist. Schmidt hat trotzdem für konzessionierte Buchmacher in Stuttgart und Mannheim hauptsächlich für französische Rennen Wetten vermittelt. Er wird sich vor Gericht zu verantworten haben, ebenso etwa 2025 Per­sonen. die mit ihm Wetten abgeschlossen haben.

Tübingen. 22. Dez. Todesfall. Im Alter von 80 Jahren ist hier Sanitätsrat Dr. Rudolf Länderer, der den Krieg 1870/71 als Oberarzt mitgemacht und von 1878 bis 1908 Oberamtsarzt war. gestorben.

Alm, 22. Dez. Das Ende eines internatio­nalen Einbrechers. In der Nacht zum 21. August verübte der ledige Kellner Reinhart in Neu-Ulm zwei Ein­brück,«. und zwar in ein Konditoraeickiäst und daran an­

schließend in "die Wohnung eines Diplomingenieurs. Der Ingenieur, der durch das Geräusch erwachte, kam mit dem Einbrecher ins Raufen, wobei dieser vier Schüsse abgab und den Ingenieur im Gesicht schwer verletzte. Der Einbrecher entkam damals. Am 2. Dezember hat sich Reinhart, wie berichtet, ersch-ssen. Aus seinem Nachlaß ist zu ersehen, daß er ein gerissener Kunde war: er reiste seit längerer Zeit mit einem von ihm selbst gefertigten Ausweis der Reichsbahn als Reichsbahninspektor von Ort zu Ort. Es landen sich in seinem Nachlaß viele Schmuckstücke, 61 Dollar, mehrere tausend Mark, altes Silber- und Papiergeld, eine schwarze Gesichtsmaske, Kleider, Wäsche, Uhren und son­stige Gebrauchsgegenstände.

Mergentheim, 22. Dez. Die Bettflasche im Ofen. In einem Bezircsort wurde die verschlossene Bettftaiche in den Ofen gestellt. Sie explodierte nach kurzer Zeit, riß den Ofen auseinander und schlug die Fenster ein. Bon den an ­wesenden Personen erlitt nur eine eine leichte Armoer- letzung.

Die Arbeitsmarttlage in Württemberg

Bom Landesamt für Arbeitsvermittlung werden "tzer die Entwicklung, die die Arbeitsmarktlage in Württemberg und Hohenzollern im Oktober und November genommen hat, die folgenden Zahlen mitgeteilt:

Äus 100 oste«

Zahl der

Zahl der

Stellen entsagen

Arbeitsgcfuche

offene» Stellen

Arb-itsgefuch«

im

November 1927

43159

22 107

195

im

Oktober 1927

43 907

29 521

148

im

November 1926

84 354

16 913

498

Die Zahl der Hauptunierstützungsempfänger in der Ar­beitslosenunterstützung betrug:

männlich weiblich insgesamt

am 30. November 1927 «22 708 533V

am 31. Oktober 1927 1668 466 2124

sie stieg allo um 2964 242 320«

Die Zahl der Hauptunterstützungsempsänger in der Krisenunterstützung betrug: >

männlich weiblich insgesamt

am 30. November 1927 1578 471 2049

am 31. Oktoeber 1927 1152 417 1569

sie stieg Äs« um 426 54 48V

Nach den Nachmessungen der reichsgesetzlichen Kranken­kassen und Ersatzkassen betrug die Zahl der kranken- oersicherungspflichtigen Personen in Württem­berg und Hohenzollern am Schluß des Monats Oktober 744 357, darunter 280 762 weibliche. Von der Veitrags­pflicht zur Arbeitslosenversicherung waren aus Grund ge­setzlicher Bestimmungen insgesamt 93 372 Personen befreit. Arbeitslosenversicherungspflichtige Angestellte mit über 3600 bis 6000 RM. Jahresverdienst, die nicht krankenoersiche­rungspflichtig sind, waren es 16 839, darunter 779 weibliche. Die Zahl der Beitragspflichtigen in der Arbeitslosenversiche­rung betrug somit am Schluffe des Monats Oktober 667 824, darunter 252 575 weibliche. Auf 100 Pflichtversicherte ent­fielen also Ende Oktober 0,79 Hauptunterstützungsempsänger.

Aus der Wandererfürsorqe des Deutschen Reichs

Bekanntlich macht sich angesichts der zunehmenden Wan­dererzahlen der Mangel einer allgemeinen und ausrerchei» den Regelung der Waudererfiirsorge durch Reichsgesetz emp­findlich bemerkbar. Die Regelung dieser Fürsorge ist in den einzelnen Ländern sehr verschieden und wurde bisher größtenteils von privater Seite, namentlich auch durch kirch­liche Verbände geleistet. So zählt der Deutsche Herbergs­verein letzt in 15 Verbänden 323 Herbergen zur Heimat mit etwa 14 000 Betten. Dem Hauptverband deutscher Arbeiter­kolonien sind insgesamt 47 Arbeiterkolonien mit etwa 5006 Plätzen angeschlossen. In der Einrichtung von Wander­arbeitsstätten steht Württemberg an der Spitze mit 40, mit denen in 8 Fällen Herbergen zur Heimat verbunden sind Unter den übrigen Ländern und Provinzen folgen die Pro- mit 33 Wanderorbeitsstätten, Hannover mit 29 Westtalen und Niederschlesien mit je 24, während siebe» andere Provinzen und Länder nur 27 Danderarbeits- statten zählen. In den übrigen Länden» und Provinze« A Zum Teil Verpflsgungsstationen, wie z. B. in Bade» 70, in denen keine Arbeitsleistung verlangt wird, zum Test ist poch keine Regelung getroffen. Eine feste Wondersrd. ssuug auf gesetzlicher Grundlage haben nur die Provinze» Hannover und Sachsen. Wo eine solche gesetz­liche Regelung vorhanden ist, ist die Besucher,zahl der Wanderarbeiksstätten größer als die der Herbergen» i» Venen nur Selbstzahler ausgenommen werden, ein Beweis stir die Arbeitswilligkeit der Wanderer und die Rotmendi» keit einer re i ch s g e s e tzlich e n Regelung. Die Arbeit-- Vermittlung wird meist in Verbindung mit dem öffentliche» Arbeitsnachweis ausgeübt. Nur wenige Wand-narbe its- stätten haben eine völlio selbständige Arbeitsvermittlung. Die württembergiscben Wanderarbeitsstätten beherbergte» nn Jahr 1824/25 99 711, 1925/26 daaegen 168 1S8 geordnete Wanderer, daneben im ersteren Jahr 70 427, im lchtrre, Jahr SS 201 ungeordnete Wanderer. Unter den ISS« i» den württembergischen Wanderarbeitsstätten in der Zeit »m»

1 Just bis 31 Dezember beherbergten 88 000 Wemderer» befanden sich 7696 Jugendliche unter 20 Jahren.