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Ragolder TagblattDer Gesellschafter"

Doaaerstag, 22. Dezember 1V27

eia« Seschäftseinlage von 4000-,<( beim Handelsregister an- ge««ldet, ohne einen Pfennig einbezahlt zu haben. Aus 8rrmd dieses betrügerischen Vorgehens wußten sie sich Wa­ren zu verschaffen. Als der Konkurs in Aussicht war, bevor­rechtete Bantle Forderungen Kögels in Höhe von 10 000 -k und überließ ihm außerdem auf angebliche unbeverrechtigt« Forderungen Waren im Betrag von 1400 -4t. Die Bücher wurden gefälscht, Schulden erdichtet usw. So wurden die übrigen Gesellschafter um 8000 betrogen und die Liefe­ranten hatten erhebliche Verluste. Der böse Geist in dem Geschäft, der Bantle auf den Weg nach abwärts führte, war Schrak gewesen.

Tübingen. 21. Dez. Neue Studentenverbin­dung. Nach Beschluß des Philistertums und der Aktioitas der kath. akad. Verbindung Alemannia vom 8. Dez. 1927 ist auf dem Wege einer Teilung eine neue Verbindung, die den NamenRechberg" führt, ins Leben gerufen worden.

Ulm. 21. Dez. Zunahme oer Arvensloien- ziffer. Die Zahl der Erwerbslosen ist im Arbeitsnach­weisbezirk Ulm von 646 am 1. Dezember auf 875 am 15. Dezember, somit um 229 gestiegen.

Burgen rieben, OA. Laupheim, 21 Dez. Fabrik- brand. Heute morgen um 4 Uhr ertönte Feueralarm. Der obere Teil der Steigerschen Fabrik stand in Flammen. Es wird vermutet, daß der Brand im Maschinenhaus durch Kurzschluß entstauben ist und sich dann von dort, ohne be­merkt zu werden, auf das ganze Gebäude ausbreitete.

Riedlingen. 21. Dez. Tödlicher Unfall. Der bei der Firma Gairing, Ziegelei in Unlingen, beschäftigte, hier verh. Albert Auchter wurde von der Transmission er­faßt und erlitt hiebei einen schweren Schädel-, Rippen- und Beckenbruch und sonstige schwere Verletzungen. Er wurde sofort ins Krankenhaus eingeliefert, wo er seinen schweren Verletzungen erlegen ist.

Aus Stadt und Land

Nagold, 22. Dezember 1927.

In heiligen Dingen dürfen wir nicht neugierig sein, daß wir alles erforschen wollen. Luther.

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Witterrmgsumschlag

Nach Tagen der grimmigsten Kälte, wie wir sie seit vielen Jahren nicht mehr verzeichnen konnten, trat gestern abend o Ironie an Wintersanfang Tau- und Regenwetter ein und zerstörte so viele Freuden und schöne Hoffnungen, die manch einer auf ein weißes Weihnachlen gesetzt hatte. Die Straßen unserer Stadt glichen einer spiegelglatten Fläche, auf der man sich nur mit ganz kleinen Schrittchen, mit Stöcken oder schließlich mit umwickelten Schuhen vorwärtsbewegen konnte. Ob das Eis durch den dauernd anhaltenden Regen tauen und so kein allzu großes Verkehrshindernis bilden wird, muß erst einmal abgewartet werden. Glaubte man. Freund Winter würde Heuer nach dem Spruch leben:Der Winter ist ein rechter Mann, kernfest und aus die Dauer", so muffen wir vielmehr erkennen, daß auch das Sprichwori Wahrheit enthält: Gestrenge Herren regieren nicht lange".

Der kürzeste Tag. Am 21./22. Dezember gleichen sich Ab­nahme und Zunahme der Tageslänge -us, und damit ist der kürzeste Tag des Jahres erreicht. Die Sonne geht am

Mittwoch und Donnerstag um 8.14 Uhr auf und schon mp 4.29 Uhr unter, so daß der Tag eine Länge von nur 8 Stun­den 15 Minuten hat. Von diesen Tagen an wird die Zu­nahme -es Nachmittags größer als die Abnahme des Vor­mittags, daher langsames Anwachsen der Tageslänge.

Ragolder Streiflichter

Krieg / SeschSftlicher Unternehmungsgeist / Derkehrslose Woche / Die BerwandlnngsLunst des schwäbi­sche« Weines Was alles Begeisterung erwecken kann / Ragolder Straßen im Urteil eines Fachmannes Betriebsunfall des Nikolaus', die belächellen Einwohner der Oberamtshauptftadt u. a. Nagoldoerbeffeenng

Krankenhausneuba« / Hähne» die Eier legen können

Krieg in den Vortagen des Festes der Liebe! Jawohl, der Weihnachtskrieg hat begonnen, die Freundseligkeilen sind eröffnet. In dcn Schaufenstern stehen und liegen die Vor­posten auf der Lauer. Zielen auf die Herzen der Kinder und auf die leider hier und da und meistenteils bedenklich abge­magerten Taschenschatzkammern der Großen. Der Befehl zumFeuern" ist erschollen. Und nun heißt esbluten." Aber der Weihnachtskrieg ist ja ein lustiger Krieg, in dem das Kriegen" undNehmen", dasPlänkeln",Sturmlaufen' undErobern", dasAuskundschaften" undVerraten" von Angriffs und Abwehrplänen und anderen heißen Wunsch- oder gar süßen Herzens-Geheimnifsen ebenso viel frohe und gar lustige Siunden bedeutet. Bis eines Tages, und das ist ja nun schon recht bald, dieOberste Heeresleitung" denSieg" verkündet und zu seiner Feier eine millionenfache Kerzenfestbe­leuchtung anordnet und klingende und singende Glocken rings­um durch die Lande das großeFriede auf Erde" verkünden und einläuten werden. DasTrommelfeuer" hat begonnen, die Freundseligkeiten sind eröffnet. Und möge der Reiche des Armen gedenken.

Daß trotz Wirtschaftsdepression und der hie und da ge­äußerten Sorgen über die weitere Entwicklung sich noch zu- kunstsireudige Kreise finden, die es wagen, neue Geschäfte zu eröffnen oder ihren bisherigen wirtschaftlichen Unternehmen neue anzugliedern, beweisen die Eröffnungen von offenen Ge­schäften in den letzten Monaten unv Wochen. Da finden wir unter den neu eröffneten Geschäften das Kolonialwarengeschäft von Hermann Stickel, aus dessen schönem Schaufenster uns solch leckere Sachen entgegenlachen. Gleich nebenan ist eine Plättanstalt sür Kindernasen, d. h. vielmehr in dem Fenster des Silderwarengeschäftes von Fritz Haag stehen ganz reizende Spielwaren, die es den Kindern angetan haben. Der Haupt­zweig dieses Untemehmens besteht jedoch in dem Vertrieb von Silber und Alpaccawaren. In der Bahnhofsstraße ist in den Räumen der ehemaligen Löwendrogerie von Wilhelm Frey, (früher in Altensteig) ein Kolonialwaren und Tabakgroßhand­lung verbunden mit einem Klemhandelgeschäft eröffnet worden. Ansprechend eingerichtete Schaufenster und der neu eingerichtete Laden werden auch hier ihren Zweck nicht verfehlen. Nicht anders ist es in der neuen , Ltadtdrogerie" von Rudolf Hollaender in der Calwerstraße. Hier wurde der altbe­kannten Photohandlung eine Drogenhanvlung angefügt, wie wir sie in dieser Aufmachung bisher hier noch nicht kannten. Gehen wir wieder in die Herrenbergerstraße zurück, so sehen wir an der Tuchfabrik von Weit brecht ein schön eingerich­tetes Ladengeschäft angeglicdert. Die größten Umbauten bezw. Erweiterungen wurden bei weitem von den Konfektionshäusern Eugen Schiler und Christian Schwarz vollzogen. E. Schiler hat nicht nur sein ehemaliges Verkaufsgeschäft in neuzeitlicher Weise ausgebaut und vergrößert, sondern das frühere Anwesen von Jakob Luz in der Vorstadt erworben und dort ein Kon­fektionsgeschäft mit einer Reihe Nebenzweigen mit zusammen 20 Schaufenstern (einschl. Abt. Marktstraße) eingerichtet. Chr. Schwarz baute ein vorher kleinen Laden mit zwei ansehnlichen Schaufenstern und entsprechenden Verkaufsräumen in der Mcukt- straße aus und kann somit einem zahlreichen Publikum eine gute Bedienung angedeihen lassen. Umbauten von Schaufenstern und andere kleinere Abänderungen wurden noch verschiedentlich vorgenommen, die aufzuzShlen, zu weit führen würde. Nur unserer Freude wollen wir noch über die beiden neuen, großen Säle derTraube" und des .Löwen" und den etwas kleineren vomWaldhorn", ebenso über das nobel eingerichtete Kaffee derEisenbahn" Ausdruck geben. Nun kann vcs Feiern los­gehen, Raummangel wird es keinen mehr geben und auch Kongreffe und Tagungen dürfen nun ruhig in unserem schönen Städtchen anberaumt werden, ihnen soll es schon gemütlich ge­macht werven. Alles in allem wollen wir hoffen, daß der ge­schäftliche Unternehmungsgeist voll belohnt wird zum Wähle der Geschäftsleute selbst und zum Segen unserer Gemeinde und des ganzen Bezirks.

In anderen Städten werden Verkehrswochen Eingerichtet, ich wäre dafür, wenigstens im Dezember eine verkehrs­lose Woche einzurichten, damit das Wortälles und älles got Stuagert zua" wenigstens nur auf den größten Teil unserer Steuergelder Bezug hat und nicht auch auf einen großen Teil unserer Weihnachtseinkäufer. Kauft doch am Platze! Ein abend­licher Rummel durch die Geschäftsstraßen unserer Stadt ist eine rechte Borweihnachtsfreude, denn unsere Geschäftsleute geben sich so viel Mühe, daß man ruhig von einer für eine Prooinz- ftadt fortgeschrittenen Schaufensterkultur sprechen kann, die un­bedingt überzeugen muß, wie gleichgut man hier an Ort und

Stelle kaufen kann. Die Kauflust ist groß und wenn noch etwas vom letzten Monatsgehalt übrig geblieben , oder die Sparkasse annehmbar angeschwollen ist und zum Schluß die Weihnachtsgratifikationen und Besoldungsvorauszahlungen eini­germaßen ausgefallen sind, dann werden unsere Geschäftsleute nach arbeitsreichen und mühevollen Wochen in Frieden und Freude das Fest feiern können.

Huu, wie läuft mir das Wasser im Munde zusammen, schon allein, wenn ich daran denke. An was? An den Wein, den ich neulich trinken mußte. Da war ich in einer Gaststätte irgendwo, wo man noch zu Fuß hinkann. Ich bestellte ein Viertele Wein. Weißen oder roten? Roten, aber woher ist er? Ja das wußte die Bedienung nicht. Man sagte mir dann, das sei Württemberger oder Rheinwein oder Pfälzer. Wirklich genaue Bezeichnung ! ! Ich bedaure den Wirt, der seine Bedienung so wenig nnterichlet, daß sie nicht einmal richtig sagen: der rote Wein ist von Dürkheim in der Pfalz oder der weiße Wein ist von Jhringen am Kaiserstuhl. Ich brauche es ja gar nicht zu glauben, wenn man mir versichert, das sei Weißwein von da und dorr her. . . Bei der heutigen Panischer« und Manscherei, wie sie vielfach im Lande vorge­nommen wird, ist es nicht unmöglich, daß man dir einen hal­ben Liter Spanier und einen Halden Liter Italiener als Mun- delsheimer vorsetzt. Es ist leider so, daß der Weinkenner all­mählich selbst das Vertrauen zu den schwäbischen Weinen ver­liert. Und wer ist der Dumme dabei? Nicht der, der am nächsten Tag Schädelbrummen oder einen verdorbenen Magen hat das nächste Mal wird er diesenbekömmlichen" Wein meiden sondern einer der sich ins eigene Fleisch schneidet, der Wirt.

Ich will darüber nicht reden, daß man dieses Lied jetzt an allen Ecken und Kanten singen, pfeifen und spielen hört, sondern mir welcher unglaublichen Geschwindigkeit sich derar­tiges von Berlin über Stuttgart in unser liebes Heimattal wälzt. Darüber will ich, möchte ich reden und wundern muß ich mich, wie es Menschen fertig bringen, einen derartig blöven Text überhaupt zu behalten. Ich mußte ihn mir aufschreiben er lautet:

In einem Schuppen lag ein großer Käse, die ganze Nachbarschaft war darauf böse, weil er sich dort nicht ganz korrekt benahm drum manch Gerücht von ihm man dort vernahm.

Da eines Nachts hörte man lautes Pochen, man batte in den Schuppen eingebrochen, man stahl den Käse, der noch nicht verzollt und hat ihn dann zum Bahnhof hingerollt, und Tags daraus man hörte ein neues Lied mit dem Refrain fürs Herz und Gemüt:

Wer hat blos den Käse zum Bahnhof gerollt

das ist 'ne Frechheit, wie kann man so was tun,

denn der war noch nicht verzollt, -

die Polizei hat sich hineingelegt,

jetzt ist sie böse sehr und grollt,

weil man hat einen Käse zum Bahnhof gerollt.

Wer rollt.

plus 2 Verse mit gesteigertemsinnigen Inhalt".

Reden kann man darüber, wundern kann man sich, aber mit welcher Begeisterung das gesungen wird, das läßt sich nicht beschreiben.

Es soll an dieser Stelle nicht versäumt werden, der Stadt­verwaltung eine Anerkennung zu übermitteln, die ein Fachmann im Straßen wesen, ein .... Handwerksbursche mir aus­sprach. Er bekundete freudig und aus eigenem Antrieb, daß er weit und breit nicht solch gut gepflegte Straßen gefunden hätte wie innerhalb der Nagolder Ortsgrenzen. Auf ein sol­ches Lob einer unbestrittenen kompententen Persönlichkeit auf diesem Gebiet bitte schön keine Ironie! können wir stolz sein.

Aber es war noch jemand da, der Nikolaus, der im Gegensatz zum vergangenen Jahr diese Veränderung wohltuend bemerkt hat und aus Dankbarkeit unserem Stadtoorstand seine Freude und An­erkennung aussprechen wollte. Doch widerfuhr ihm leider auf dem Weg dorthin ein Betriebsunfall, der ihn an der Ausführung seines Planes hinderte. Als er nämlich, es war schon spät abends, die Haiterbacherstraße hinausging, verfehlte er in der Dunkelheit den Weg und mußte betrübt wieder um­kehren. Schade um die schönen zugedachten Aepfel und Nüsse! Nächstes Jahr wollen wir aber dort eine oder mehrere Lampen anbringen, damit unser lieber Nikolaus nicht verschnupft wird. Nicht wahr, liebe Stadtverwaltung? Weil ich nun einmal

Die Bezirksversammlung des Bez.-Berdandes laudmirtfchafU. Geuoffenschaften

war den Verhältnissen entprechend unter dem Vorsitz des Herrn Schultheißen a. D. Dengler am gestrigen Mittwoch in derTraube" recht gut besucht. Zuerst referierte Herr Dir. Grein er von der Zentralkasse über das Thema:Die ge­nossenschaftliche Kreditversorgung der Land­wirtschaft. Er kam hierbei auf die Zinssätze, das Spar­wesen im allgemeinen und im besonderen auf den bargeldlosen Verkehr zu sprechen. Er weist die unsinnigen Gerüchte über eine bevorstehende Inflation zurück, mit der unter keinen Um­ständen zu rechnen sei. Unser Banknotenumlauf habe eine Gold- unv Devisendeckung von 5355"/,, weiter lasse die Verfassung der Reichsbank den willkürlichen Druck von Banknoten nicht mehr zu. Zusammenfassend ermahnte er die Bauern, insbe­sondere die Genossenschafter zu einem Zusammenschluß in den tandw. Zentralkassen und bat von dem Arbeitswillen und der Arbeitsmöglichkeil der Kaffen in jeder Hinsicht Gebrauch zu machen. Ein Rückblick aus das vergangene Geschäftsjahr be­weise und zeige ein stetes Wachsen und ein Aufblühen des ländl. Zentratkaffenwesens. Als nächster Referent sprach der Generalsekretär des Verbandes der landrv. Genossenschaften Herr Huber überDas genossenschaftliche Pro­gramm der Oualitätsverbesserung in der Land­wirtschaft" Mit überzeugenden, fesselnden Worten verstand er es, seine Zuhörer mit dem an und für sich schon hoch inte ressanten Thema zu fesseln. Ausgehend von der Einfuhr land­wirtschaftlicher Erzeugnisse nach Deuischland und überleitend über die Tätigkeit der verschiedenen Organisationen in Bezug auf die Behebung der Notlage der Landwirtschaft kommt er zu der Behauptung, daß außerdem noch im Hinblick auf die zahlenmäßige Stärke der Geuoffenschaften in Deuischland nur die Qualitätserzeugung den deutschen Markt für deutsche Erzeugnisse zurückgewinnen könne. Vom Ausland, d. h. besonders den uns angrenzenden Ländern, habe eine Qualitätsoffensive eingesetzt, der wir nur durch einen Zusammenschluß in den Genossenichaf-

an der Beleuchtung bin, so will ich mir auch sowohl unter­tänigst wie ganz ergebenst erlauben, aus die unbeleuchtete Strecke der Bahnhofstraße an dem Stadtacker hinzuweisen. Es würde auf Fremde wie auf Einheimische, die abends vom Zug kommen, unbedingt einen guten Eindruck machen, wenn sie den Weg der Finsternis Heller erleuchtet fänden nnd sie sich nicht mehr mit vorsichtigem Fuß und mit Stöcken durchtasten müß ten. Der Bitten habe ich ja noch viele, doch möchte es beute zuviel des Guten werden und den maßgebenden Stellen möchte vor so viel Ansprüchen das Herz in die Schuhe fallen und das will ich doch vor dem schönen Christfest nicht. Schließlich hat es auch noch etwas Zeit damit. Nur zweier Dinge möchte ich noch Erwähnung tun. Bekanntlich hat unser Nachbarstävt- chen Altensteig, das uns so oft ob unserer Fortschrittlichkeit bene det, eines uns voraus: Die Müllabfuhr. Sollen wir stolzen Bewohner der Oberamtshauptstadt nns mitleidig be­lächeln lassen, wenn wir zwischen Tag und Siehstrnimichnicht häuslichen Abfall oft auch auf verbotenen Wegen und Stellen im Schweiße unseres Angesichts abtaden müssen? Schön wäre es auch, wenn die alten Plakate der Nagold besuchenden Zir­kusunternehmen, Theater usw. am Krchturm und anderen früheren Anschlagstellen einmal verschwinden würde». Die Pla­katreklame ist js nun in großzügiger Weise in die Hände eines Speziaiunternehmens gelegt und so fände sich sicher ein Spe­zialist, der diese Ueverreste der Vergangenheit beseitigen würde. Schlimmsten Falls könnte ich jemanden dafür namhaft machen.

Die Bauarbeiten an der N ag old oer bessern« g sind gegenwärtig wegen des Frostwetters sehr eingeschränkt; sie konn­ten jedoch vor dem Beginn der Kälte noch zu einem solch m Abschluß gebracht werden, daß ein etwa eintretendes Hochwasser auf der Baustelle nach menschlichem Ermessen keinen nennens­werten Schaden mehr anrichten kann. Die neue Uferböschung unterhalb des alten Wehrs ist in ihrem unteren Teil fertig gestellt, fertig ist ferner die Zunge an der neuen Watdachmün­dung mit dem Mittelpieiler für den Fußoängersteg. Der Zwischenpfeiler des Stegs ist bis auf halbe Höhe geführt: für den linken Ortpfeiler ist das Fundament betoniert. Die Oeff- nung, wo am 9. Nov. das Hochwasser durchbrach, ist mit Steinen provisorisch wieder geschlossen; bei erneuter Hochwasser­gefahr wird das alte Ufer, das im neuen Nagoldbett noch stehen geblieben ist, abgetragen. Das Wohlbold'sche Wehr ist bis auf den Bedienungssteg und die Eisenkonstruktion fertig. Vom Kanaleinlauf sind die Fundamente größtenteils betoniert; die Mauern werden z Zt. eingeschalt, sodaß sie bei Nachlassen der Kälte sofort hochgeführt weiden können. Die Dohle zur Entwässerung des Fischweihers und des künftigen Baugebiets auf dem linken Nagoldufer ist augenblicklich in Arbeit.

Der Krankenhausneubau ist nun ebenfalls im Roh­bau fertig geworden und man hat bereits eifrig mit den Jnnen- ar beiten begonnen. Die Dampfheizung, die auch im alten Bau neu angelegt wurde, ist zu -/g fertig und dieser Tage bereiis in Betrieb genommen worden. Licht- und Lichtsignalanlage werden in beiden Baulichkeiten vollständig neu eingerichtet und sind ebenfalls z. T. schon ferliggestellt. Während der alte Bau begipst ist, wird man im Neubau hiermit erst im Januar-Fe­bruar rechnen können. Durch den Umbau und die teilweise Innen-Neugestaltung des alten Krankenhauses, mußte dieses für einige Zeit ungefähr zur Hälfte geräumt werden. Mit den Schlußarbeiten, Sattlerarbeiten etc. wird man aller Voraus­sicht nach im März beginnen können. Bei der letzten Ver­gebung erhielten Aufträge: Schreinerarbeiten: Martin Koch- Nagold, Christian Schühle-Nagold / Schlosserarbeiten: Rähle Nagold, Schweikle Nagold und Proß-Nagold / Linoleum: Hölzle-Nagold, Grüninger-Nagold nud Braun-Nagold / Boden- und Wandbelege: Pflumm L Kämwerle-Stuttgart, Wnmer- Nagold und Breunings Nachf. Stuttgart, Joel Walz-Alten- steig, zusammen je die Hälfte / Estrichböden: Basiert-Cannstatt / Heizung: Möhrlin-Stuttgart / Lichtsignal- und Telephonanlage: Württ. Privat-Telefon-Gesellschaft-Stuttgart / Lichtanlage. Elektrizitätswerk Wohlbolo-Nagold. Die genaue Zeit der aus­gesprochenen Vollendung des Um- und Neubaues kann man heute noch nicht mit Sicherheit angeben, jedoch rechnet man damit unter Einbeziehung der etwas früheren Fertigstellung des Umbaues des alten Krankenhauses in den Monaten Mai- Juni.

Das Neuste vom Neuen ist aber, wenn es auch schon einige Wochen zurückliegt, daß Hähne Eier legen. Fuhr da kürzlich ein Bäuerlein nicht weit von hier, oben im Gäu mit einem Gatter voll junger Hähne zum nächsten Bahnhof. Den gleichen Weg gehende Arbeiter fanden nun in kurzen Abständen gelbliche Massen auf der Straße und schließlich auch unbeschä digte Eier, die sie freudig in Gedanken an ein gutes Vesper in ihren Taschen verschwinden ließen. Als sie nun das langsamfahrende Gefährt eingeholt halten, wollten sie sich die fleißigen Leger emmal beschauen und . . . o Schreck, es warm alles Hähne. Böse Zungen behaupten, auf dem Gatter hätte eine Kiste mir Eiern gestanden, die umgekippt, ihren wertvollen Inhalt der Straße preisaab. Das Bäuerlein wird die Wahrheit dieser Behauptung schon von seiner lieben Ehehälfte erfahren haben

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