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Nr. 2»8 Gegründet 1827 Montag, den IS. Dezember 4927 Fernsprecher Nr. 2S 101. Jahrgang

Fruchtbarkeit ist politische Nacht"

Ein Wort von Oswald Spengler, des berühmten Verfassers vomUntergang des Abendlandes", ein Bor­spruch, den er zu Richard Korherrs Abhandlung über den Geburtenrückgang schrieb. Dieselbe ist in dem soeben erschienenen Dezemberheft derSüdd. Monatshefte" zu lesen und sollte von jedem Freund unseres Volks gelesen werden.

Schon oft konnte man über den bedenklichen Geburten- rück-z.mg in Deutschland hören. Man entschuldigte diese traurige Tatsache mit dem Weltkrieg und beruhigte sich mit dem Trost: das sei nur eine kurze Episode; es werde bald wieder anders kommen. Auch sei es jetzt ganz gut, daß heute Deutschlands Vevölkerungszunahme zuruckhält. Wie wolle sonst unser Boden die Leute alle aufnehmen und ernähren?

Gewiß, aber bedenklich,, recht bedenklich ist die Sache dennoch.

Nur ein paar ganz wenige Zahlen! In den Jahren 1871 bis 1830 kamen ans 1000 Einwohner jährlich im Durch­schnitt 39,1 Lebendgeborene (Frankreich nur 25,4), im Jahr 1925 20,6 (Frankreich 19,6), somit Geburtenrückgang 47 v. H., (England 48, Frankreich 23, Schweden 43, Schweiz 40, Belgien 40). Aber auch die absolute Zahl der Geburten zeigt bereits einen Rückgang, so in Deutschland, Frankreich, England und vielen Kleinstaaten. In Deutschland ging die Zahl der Lebendgeborenen von 1599 287 im Jahr 1920 aus 1226 342 im Jahr 1926 zurück (in England von 957 782 aus 694 897, in Frankreich von 834 411 auf 766 226).

Somit haben die zivilisiertesten Staaten den größten Geburtenrückgang. Am stärksten ist er unter den größeren Staaten Europas in Frankreich, Groß­britannien und England. Dabei findet man in allen Staaten, daß die Pyramide von der Spitze abzubröckeln beginnt, mit anderen Worten: Bom Adse hak sich die Kin­derlosigkeit und damit der Geburtenrückgang auf das Bür­gertum und auch bereits auf die Arbeiterschaft ausgedehnt, in manchen Staaken selbst auf den Bauernstand, also aus die festeste Stütze des Volkstums.

Weltstadt und Unfruchtbarkeit gehören inner­lich zusammen. Dort wird der Mensch vom Boden abge­trennt und stirbt ab, wird unfruchtbar. Darum haben die Weltstädte die niedrigsten Geburtenziffern. So Berlin im Jahr 1922 nur 11,5 (1923 gar 9,4), Paris 16,2, Wien 15,1, Reuyork 22,2, London 21,0, Petersburg 21,8. Dabei macht man die Wahrnehmung, daß hohe Selbstmordziffer und niedrige Geburtenziffer in Wechselwirkung stehen. Der Drang zum Selbstmord ist allen Zivilisationen gemein. Mit Riesenschritten marschiert die Landflucht, während im Jahr 1871 nur 4,8 v. H. der deutschen Gesamtbevölkerung in Großstädten (über 100 000 Einwohner) und auf dem Lande 63.9 v. H. lebten, lauten heute die Ziffern 26,7 und 35.6!

Wie bekämpft man nun den Geburtenrückgang? Maßnahmen gegen den Alkoholmißbrauch, Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, Beschränkung der öffentlichen Ver­gnügungen, Fürsorge für kinderreiche Familien, Wohnungs- fürsorge, Bodenreform, Sozialversicherung u. a. lauter gute Mittel. Auch Säuglingsfürsorge, Mutterschutz, Abtrei- bungsstrasen, hohe steuerliche Belastung der Junggesellen, Wahlrecht nur für Mütter, besonderer Schutz der unehelichen Kinder, Unterhaktungspfücht sämtlicher in Betracht kommen­der Väter (Aenderung von tz 1717 BGB.) alles dies ebenfalls zu begrüßen. Aber:Was helfen alle rein äußer­lichen Maßnahmen, wenn der Mensch keine Kinder mehr will?. . Der Wille zum Kinde muß geweckt werden. ,Cs muß eine seelische Umstellung unseres Volks erreicht werden, dergestalt, daß wieder die­jenige Ehe vernünftig und wünschenswert empfunden wird, in der Marin und Frau eins sind und in der d i e FrauHausfrauundMutteri st." (Korherr)

Seulscher Reichstag

Berlin, 18. Dez. Bei der zweiten Beratung des Gesetz­entwurfs zur Senkung der Lohnsteuer (statt der Senkung der Steuer von 10 auf 9 v. H. beantragt der Ausschuß einen Abzug von 15 v. H., höchstens jedoch 2 Mark monatlich) erklärt Reichsfinanzminister Dr. Köh­ler, er habe den Ländern zugesagt, daß sie auch im neuen Steuerjohr erhöhte Steuerüberweisungen erhalten werden. Dis Mehrerirägn'.sse kommen aber in der Hauptsache aus der erhöhten Umsatzsteuer, der Körperschastssteuer und der veranlagten Einkommensteuer. Mit dem geringen Mehr­ertrag aus der Lohnsteuer würde den Ländern für die Beam-enbesoldung nicht besonders gedient gewesen sein. Die Erhöhung des Lohnsteuerauskommens um 100 Mil­lionen fei berechtigt schon mit Rücksicht aus die Besoldungs­erhöhung. Der Neichsrat habe sich geschlossen gegen die Erhöhung des Existenzminimums gewehrt. Da müsse man Berstündnis dafür hoben, daß der Vorlage eine Form ge- geb"n wird, die die Zustimmung des Reichsrats ermög­licht Unter Angabe von Zahlen betont der Minister, daß das heutige Existenzminimum viel stärkere Ermäßigungen bringe als in der Vorkriegszeit. Die Wiedereinführung des dreijährigen Durchschnitts könne man nicht von einem Tag auf den andern b ichließen. Die Regierung stimme daher

Gilberts dritter Jahresbericht

Der Dawesagent Parker Gilbert übergab unterm 10. Dezember den Bericht über das dritte Dawesjahr. Der Be­richt zerfällt in acht Abteilungen und enthält in einem An­hang statistische Angaben ind den bekannten Schriftwechsel Gilberts mit der Reichsreglerung.

Gilbert stellt einleitend fest, daß der Damesplan und die Uebertragung der Zahlungen in ausländischer Währung (Transfer) in Ordnung gehen. Es folgt eins Schilderung der öffentlichen Finanz- und Kreditgebarung Deutschlands, die zu jener Denkschrift Gilberts vom 20. Oktober Ver­anlassung gab. Er erkennt an, daß auf diese Denkschrift hin die Reichsregierung inzwischen genügende Schritte zur Bes­serung der Lage unternommen habe.

In Kapitel 1 wird die pünktliche Leistung der Entschä­digungen bestätigt und festgestellt, daß drei neue Fak­toren im dritten Dawesjahr eingetreten seien, nämlich 1. das Hinzukommen der amerikanischen Be­satz ungsko st en von jährlich 55 Millionen, 2. die Her­absetzung des belgischen Anteils von 8 auf 4)4 v. H. und die Herabsetzung der italienischen und serbischen Quote auf ie 10 o. H.

Kapitel 2 handelt von der Tätigkeit des Transfer­ausschusses. Es bestehe eine scharfe Trennung zwischen innerer und äußerer Uebertragung. Das Transfer habe immer größeren Einfluß auf die innere Wirtschaftspolitik. Die Transsersummen belaufen sich im dritten Dawesjahr auf 1,38 Milliarden Reichsmark gegen 1,17 Milliarden Rm. im zweiten Jahr. Der Anteil der Uebertragung in frem­der Währung (bar) betrug 49.45 o. H., der Rest ent­fällt auf Sachlieferungen usw.

In Kapitel 3 wird u. a. aus die Steigerung der Aus­gaben der Vermögensverwaltung der Reichsbahn hin- gewiesen, die 1927 annähernd 500 Millionen betrugen. So­lange «in sorgfältig erwöge,ws Programm für diese Aus­gaben nicht durch Betriebseinnahmen gedeckt werden könne, könne die Reichsbahn durch kurzfristige Bankkredite bei der Verkehrskreditbank, bei der Reichsbank oder bei großen Privatbanken helfen. Auf alle Fälle seien die Ausgaben aufs äußerste zu beschränken. Es empfehle sich ein Zusam­mengehen von Reichsbahn und Reichsbank bei der Inan­spruchnahme des inländischen Kapitalmarkts. Wenn den­noch die Frage einer Ausländsanleihe entstehen sollte, so seien besondere Erörterungen mit der Daweskom- mission wegen der Prioritätenfrage notwendig. Im vierten Kapitel wird gesagt, die moderne Wirtschaft brauche flüssiges Kapital, das von der Inflation vernichtet worden sei. Die allgemeine Herstellung der festen Währung setzte aber auch wohlgeordnete Finanzen voraus. Die Haushalte

in Reich, Ländern und Gemeinden im gegenwärtigen und verflossenen Jahr seien nicht ausgeglichen gewesen. Es sei unbestreitbar, daß viele Gemeinden über ihre Mittel gelebt haben Der Haushalt des Reichs für das nächste Jahr weise dagegen anerkennenswerte Fort­schritte auf, namentlich im Bruch mit der bisherigen Uebung, daß außerordentliche Ausgaben auf Anleihen genommen werden.

In Kapitel 5 über die öffentliche Sch >'ld wird die Gesamtschuld der öffentlichen Körperschaften in Deutschland im ganzen auf 11 Milliarden Reichsmark angegeben, wovon 8,05 Milliarden auf das Reich, 1,1 Milliarden auf die Län­der und 1,85 Milliarden auf die Gemeinden entfallen.

3m 6. Kapitel meint der Generalagent, daß bei der Auf­nahme von Ausländsanleihen Zurückhaltung bei Ländern und Gemeinden, aber auch bei den Bankiers gefehlt habe.

3m 7. Kapitel über den Außenhandel stellt der Generalagent fest, daß Deutschland noch für einige Zeit aus­wärtige Anleihen benötige, wobei er auch auf die Aufgabe der Gläubigerländer Deutschlands in bezug auf die Aufnahme deutscher Waren hinweist.

Nach einer eingehenden Schilderung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland schildert der Generalagent in seinen Schlußfolgerungen die Verantwortung, die dem Transferausschuß, dem Reich und der Reichsbank hinsicht­lich des Transfers obliegt. Der Deutschland gewährte Traus- ferschutz selbst setze voraus, daß Deutschland alles in seiner Macht Liegende zur Erleichterung des Transfers tue. Daher sei Vorsicht bei der Ausgaben- und Anleihegebarung geboten.

Die Ungewißheit der Höhe der deutschen Entschädigungsschuld führt überall, so bemerkt schließlich der Generalagent, zur Unterdrückung der norma­len Eigenbetätigung und der im eigenen Interesse Deutsch­lands liegenden Reformen. Der einzige Weg hierzu ist die endgültige Festsetzung der deutschen Ent- schädigungsschuldauf einer absoluten Grundlage ohne Transferschuh. Weitere Erfahrungen sind nötig. Das Vertrauen, der wesentlichste Faktor zu einer gegenseitig befriedigenden Endregelung, bestehe bereits. Aber keine der großen Aufgaben könne dauernd gelöst werden, bevor Deutschland nicht vor die endgültige Aufgabe gestellt sei, unter eigener Verantwortung, d. h. ohne ausländische Auf­sicht und ohne Transferschutz zu handeln.

Die Blätter heben als das Bemerkenswerteste des Be­richts hervor, daß Gilbert selbst zugegeben habe, daß der Dawesplan abgeändert werden müsse.

vem Auslctiußoorschlag zu, wonach ein Ausjchuß viele itto'ge zunächst eingehend prüfen soll.

... . g Dr. O b e r f o h r e n (Dntl.) erklärt sich grund- lätzli h für eine Veredelung des Tarifs der Einkommen­steuer und den dr-ijährigen Durchschnitt. Die Lohnsteuer dürfe man aber im gegenwärtigen Augenblick damit nichr belasten, es komme darauf an, daß die große Masse in den lvcnuß einer Senkung der Lohnsteuer komme.

NeneU MämMn

Zentrumsantrüge im Reichstag

Berlin, 18. Dez. Dem Reichstag ging ein Zentrum»- antrag zu, wonach von der Regierung gefordert wird: 1. Baldmöglichst einen Gesetzentwurf einzubringen, der eine Erhöhung der Steigerungsbeträge für Beittagszelten vor der Inflation in der Invaliden- und Angestellten» Versicherung Vorsicht. 2. Im Reichshaushalt aus- reichende Mittel bereitzustell«n, um unter Beteiligung der zunächst verpflichteten Unternehmungen, sowie der in Be­tracht kommenden Länder und Gemeinden daraus den Werkvensionären, deren Ansprüche an die Penstons» lasse infolge der Inflation so herabgemindert sind, daß sie einen notwendigen L°bens-mterhalt nicht ermöglichten, ein« angemessene Erhöhung zu gewähren.

Zerlegung des Schulgesetzentwurfs?

Berlin, 18. Dez. Der .Lokalanzeiger' berichtet, in den Besprechungen der Fraktionen der Regierungsparteien habe das Zentrum sehr weitgehende Forderungen bezüglich des Religionsunterrichts in den Schulen gestellt und ». a. verlangt, daß die oberen kirchlichen Behörden das Recht haben sollen, die Einsichtnahme in den Religionsunterricht auf Nachgeordnete Stellen, z. B. den Ortspfarrer zu über­tragen. Es scheine, daß das Zentrum von der Erfüllung dieser Wünsche seine weitere Mitarbeit an dem Gesetz ab­hängig machen wolle. Es sei mit der Möglichkeit zu rechnen, daß man den Gesetzentwurf in zwei Teile zerlegen müsse, um die bereits durchberatenen Paragraphen bergen zu kön­nen. Der übrige Teil des Entwurfs, der vor allem den Re­ligionsunterricht betrifft, müßte dann durch ein besonde­res Gesetz erledigt werden. ES sei noch unbestimmt, ob die Regierung einen neuen Entwurf einbrlnge oder ob sie dies den Parteien bzw. dem Zentrum überlasse. Im Januar hoffe man die Schwierigkeiten zn überwinden. Die nächste

Besprechung der Parteiführer werde am S. danuar Iran finden.

Der Reichstag wird am 19. Januar wieder zusammen­treten. Der Haushaltausschuß, der Bildungsausschuß (Schul­gesetz), der Etrafrechtsausschuß und der Ausschuß für dar Liquidationsschädengesetz werden ihre Beratungen schon am 11. Januar aufnehmen.

Ablehnung des Düsseldorfer Schiedsspruchs Düsseldorf, 18. Dez. Die Arbeitgeber der Schwerindustrie haben die Schiedssprüche über Arbeitszeit und Löhne abgelehnt. Wie bereits berichtet, haben auch die Gewerkschaften sich gegen die Schiedssprüche erklärt. Die Erklärungsfrist tauft am Montag mittag ab.

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Verminderung der Abgeordnetenzahl in Dänemark

Kopenhagen, 18. Dez. Dem Folketing ist eine Gesetzes- »orlage zugegangen, wonach die Zahl der Abgeordnete» von 149 auf 121 herabgesetzt werden soll. 81 Wahlkreise tollen je einen Abgeordneten wählen. Dazu kommen 40 Zuschlagsmandate nach der Verhältniswahl.

Die Stadt -er Toten

Kanton, 18. Dez. Kanton kann nach der NiederM» gung des kommunistischen Aufruhrs richtig alsd!« Etadt der Toten bezeichnet werden. Unter Morden und Sen­gen und Brennen waren die von russischen Bolschewisten aufgereizten und geführten kommunistischen Arbeiter und Dauern in die Stadt eingedrungen, aber die nationalistischen Truppen und die aufs höchste verbitterte Stadtbevölkerung haben an dzn Kommunisten furchtbare Vergeltung geübk In langen Reihen liegen die Leichen der Aufwiegler in de» Straßen und endlos sind die Züge der Karren, ans bene» sie nach den Bcgräbnisplätzen geschafft werden. Im bei»*' deren richtet sich die Wut gegen die russischen Auf­wiegler, und wo einer erwischt wird, wird er unter dem Jubel der Bevölkerung erschossen oder buchstäblich ins Ge- Angnis geworfen. Der russische Konsul und seine Frau wurden öffentlich geköpft, nachdem erwiese« war, daß die kommunistische Empörung vom russischen Konsulat aus geleitet worden ist. Vierzehn Russen, darunter der Generalkonsul, befinden sich im Gefängnis. Die Ver­haftungen von Kommunistenführern dauern fort

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