Seile 2 — Nr. 275
NagolLer Tagblatt „Der GeseSschaster"
Donnerstag. 24. November LS27
fie ist aber seit Jahren, und' zwar aus Mangel an Kartoffeln, wie die andern Stärkefabriken, auch in ihrer Hauptfabrik in Brandenburg zur Maisstärkefabrikation übergegangen aus Gründen, die in der Wirtschaftlichkeit des llnternehmens lagen.
Wenn ich nun bei der Umwandlung in eine Aktiengesell- chaft noch weiter als Aktionär interessiert war an der Ge» iamtfabrik. deren gesamte Existenz jetzt auf der Herstellung »on Maisstärke basiert ist, so hätte ich, wenn ich meine Pri- »akinteressen hätte vertreten wollen, gerade umgekehrt verjähren muffen. Die Erhöhung des Maiszolls scheidet also üs ein Beweismittel für irgend eine .Korruptton' aus.
Abg. Schmid t-Köpenick (Soz.) bestreitet, daß die Land- oirtschast mit Verlust arbeite. Reichsernährungsminister Schiebe behält sich vor, bei der zweiten Lesung die Angaben »es Abg. Schmidt zu widerlegen. — Der Handelsvertrag otvd hierauf dem handelspolitischen Ausschuß kcherwiesen.
Neueste Nachrichten
Vortrag beim Reichspräsidenten RerN«. 23. Noo. Der Reichspräsident hat heute den Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Schiele tum Vortrag empfangen.
Der Kabinettsausschuß zur Vorbereitung der Verwaltungsreform tritt morgen zusammen.
Die Frage des Reichsehrenmals
Verli», 23. Nov. In parlamentarischen Krisen wird erneut die Frag« des Reichsehrenmals erörtert. Der Vorschlag zur Schaffung eines Reichsehrenmals soll in her nächsten Zeit erneut dem Reichskabinett unterbreitet »erden und, wie es heißt, soll als Ort für das Ehrenmal da» thüringische Städtchen Berka die größte Aussicht haben.
Da» neue belgische Kabinett Brüssel, 23. Noo. Jaspar ist, wie vorauszusehen war. vom König wieder mit der Bildung des Kabinetts beauftragt worden, das nun aus Mitgliedern der Katholiken, der Liberalen und der Demokraten zusammengesetzt ist, und zwar folgendermaßen: Erstminister Jaspar (Kath.), Justiz Janson (liberal), Beauftragter beim Völkerbund, Kultus Wcuthers (liberal), Auswärtiges Hymans (liberal), Eisenbahnen Lippens (liberal), Krieg de Brocqueville, Landwirtschaft Baels (Kath.). Inneres van Overbergh (Dem.), Arbeit Heymann (Dem ).
Verlängerung der Amtszeit des mexikanischen Präsidenten Mexiko, 23. Noo. Die Abgeordnetenkammer hat der Ausdehnung -er Amtszeit des Präsidenten von vier auf sechs Jahre zugestimmt. Calles bleibt demnach vorerst noch zwei weitere Jahre im Amt.
Württemberg
Stuttgart, 23. Nov. Die Theaterfrage. Im Finanzausschuß des Landtags wurde gestern Kap. 56 des Staatshaushaltplans (üandestheater) behandelt. Der Abmangel der beiden Landestbeater (Großes und Kleines Haus) beziffert sich auf 706 260 Mark, wovon nach dem bestehenden Abkommen 282 480 Mark von der Stadt Stuttgart zu tragen sind. Von kommunistischer und sozialdemokratischer Seite wurde an der Theaterverwaltung scharfe Kritik geübt. Auch von anderen Parteien wurden einige Ausstellungen gemacht und u. a. verlangt, daß die Stadt Stuttgart, die die Hauptgenießerin der Landestheater sei» mit einem höheren Betrag herangezogen werde. Präsident v. Bälz vom Kultmimsterium führte aus, es sei festzustellen, daß die Württ. Landestheater auf erfreulicher Höhe stehen. Andere große Theater haben noch höhere Verluste. Die geistige Einstellung des Volks sei eben eine andere geworden; dem Theater schaden die Kinos, der Rundfunk und der übertriebene Sport. Für den vorliegenden Haushaltplan sei die Beitragsleistung der Stadt Stuttgart vertraglich festgelegt, man werde aber über eine Erhöhung dieses Beitrags verhandeln. Die Theaterzüge haben sich bewährt. Das Finanzministerium lehne die weitgehenden Forderungen des Volksbühnenbunds bezüglich der Staatsbeiträge ab. Ministerialrat Frey bemerkt, auf den Kops der Bevölkerung des Landes betrage der staatliche Kostenbeitrag zu den Landestheatern 45 Pfg., der Stuttgarter Bevölkerung 206 Mark plus 45 Pfg. Die Volksbühne erfordere einen Zuschuß von 1,2 Pfennig auf den Kopf der
württembergischen Bevölkerung. Dem Vühnenvolksbund können keine andere Vergünstigungen eingeräumt werden wie dem Freien Bühnenvolksbund. Der Theaterbeirat soll angerufen werden. Stuttgart habe die beste Theateraufmachung in ganz Deutschland. Die Volksbühne weise Spitzenleistungen auf. Generalintendant Ke hm ging auf die Personal-, Spielplan-, Publikums- und Preffefvagen im einzelnen ein.
Der Berichterstatter Abg. Roos (Bürgerparkei) befürwortete einen Staatsbeitrag an das Philharmonische Orchester in Stuttgart und bespricht eine Eingabe des Volksbll- dungsvereins um einen einmaligen Beitrag an die Volksbildungsschule in Comburg in Höhe von 15 000 Mark. Die Eingabe wird von demokrakischer, sozialdemokratischer und kommunistischer Seite befürwortet, während Redner der Bürgerparkei, des Bauernbunds und des Zentrums Bedenken äußern als einer einseitigen Berücksichtigung. Die Eingabe des Philharmonischen Orchesters wird der Regierung zur Erwägung übergeben, ebenso diejenige des Dolksbildungs- oereins. Zum Kapitel Landestheaker wird ein Antrag angenommen, das Staatsministerium zu ersuchen, dem Theaterbeirat regelmäßig vor der endgültigen Aufstellung des Haushaltplans Gelegenheit zur Aeußerung zu geben. Ferner wurde ein Antrag Boos angenommen, die Eingabe des Deutschen Volksbühnenvereins dem Staatsministerium zur Erwägung zu übergeben, ein Antrag Dingler-Andre, die Regierung möge in Verhandlungen über eine Erhöhung des Stuttgarter Beitrags zu den Landestheatern eintreten, wurde abgelehnk.
Zu Kapitel 38 (Landwitschaftliche Hochschule) wünscht der Berichterstatter Dr. Strobel (B.B.) die Schaffung einer Professur für Kulturbaukechnik in Hohenheim. Ein Antrag, die Regierung möge erwägen, ob in Verbindung mit einem kulkurtechnisch bodenkundigen Forschungsinstitut ein Lehrstuhl für Kulturtechnik errichtet werden kann, wird ohne Abstimmung angenommen.
Die Beitäge der Vorstände der Ackerbauschule in Ochsenhausen und Kirchberg an der Jagst zu den Bezügen der beigegebenen Landwirtschaftsinspektoren sollen nach einem Antrag Ströbel von je 2000 auf je 1500 Mark ermäßigt werden.
Tagungen und sonstige Veranstaltungen im Jahre 1928.
An größeren Ausstellungen sind in Stuttgart im nächsten Jahr vorgesehen: April—Mai: Ausstellung der Stuttgarter Sezession Mai: Württ. Gartenbauausstellung. Mai bis Juni: Ausstellung des Deutschen Hygiene-Museums „Der Mensch". Mai—Juli: Deutsche Kolonialausstellung. An Kongressen sind vorgesehen: 13.—15. Juli Generalversammlung des Deutschen und Oesterreichischen Alpenoereins. Ferner sind auf dem Gebiete des Sports geplant: 2.—8. Februar: Sechs-Tagerennen. 17—21. Mai Feier des 25- jährigen Jubiläums des Allgemeinen Deutschen Automobilklubs.
Skudienhilfe. Im Amtsblatt der Ev. Landeskirche wird als Zeitpunkt für die Einreichung von Gesuchen um Beiträge aus der Evang. Studienhilfe für Theologie der 15. April und der 15. November bestimmt (für 1927: sofort nach Erscheinen dieser Bekanntmachung). Nähere Auskunft erteilen die Pfarrämter.
Stuttgart, 23. Noo. Aufnahme in die Lehrerund Lehrerinnen-Bildungsan st allen im Frühjahr 1928. Nach einer Bekanntmachung des Evangelischen und des Katholischen Oberschulrats werden im Frühjahr 1928 in Klasse 1 der Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten wieder Schüler und Schülerinnen ausgenommen, die nach einer sechs- unter Umständen auch siebenjährigen Ausbildungszeit zur ersten Volksschuldienstprüfung geführt werden. Zur Feststellung der Begabung und für den Unterricht nötigen geistigen Reife wird Ende Februar oder Anfang März eine Aufnakuneprüfung in einfacher Form (schriftlich und mündlich) stattfinden.
Vom Württ. Mttelschullehrer-Verein. Der Wurir. Mittelschullehrer-Verein hielt hier am Sonntag unter Vorsitz von Mittelschulrektor Birkle von Eßlingen seine Hauptversammlung ab, der Oberregierungsrat Dr. Beißwänger als Vertreter des Staatsministeriums, Regierungsrat Dr. Lotze für das Kultministerium und Regierungsrat Wößner für den Evang. Oberschulrat beiwohnten. Es wurde verlangt, daß die Mittelschulfrage noch in diesem Schuljahr gelöst werden soll, und zwar durch Ausbau der Mittelschulen zu sechsklassigen Anstalten, die zur mittleren Reife führen. Die Mittelschulen sollen eigene örtliche Verwaltungskörper erhalten und der Oberschulbehörde unmittel
var unterstellt werden. Außerdem joll die stundenplan- maßlge Unterrichtszeit an den höheren und an den Mittel- schulen gleichgelegt werden. Hinsichtlich der Besoldung wirk Gleichstellung mit den Reallehrern verlangt.
Cannstatt, 23. Nov. Die Werkspionage bei den Norma-Werken. Vor dem Großen Schöffengericht begann gestern die Verhandlung gegen den Lichtpauser Paul Hahn und den Ingenieur Jakob Kohl wegen F a - brikspionage. Hahn hat wertvolle Lichtpausen gestohlen und wichtige Betriebsgeheimnisse verraten, die Kohl dann weiter an Konkurrenzfirmen verkaufte. An der Spionage ist auch der Ingenieur Karrer in Arbon (Schweiz) beteiligt. Kohl war 1911 bis 1916 in den Norma-Werken angestellt und betrieb später mit Hilfe Hahns die Fabrik- spionage gewerbsmäßig. Er ist in Bietigheim wohnhaft. Alle drei befinden sich in Haft. Hahn soll von Karrer 20 von Kohl 200 Mark erhalten haben. Kohl bot die Fabrik geheimnisse (Kugellager) Konkurrenzfirmen m Düsseldorf, Wien, in der Schweiz und zwei Firmen in Italien an. Von der Firma Perosa in Turin erhielt er dafür 6200 Mark. Er hat 12000 Mark gefordert. Sehr stark beteiligt an der Spionage sind ferner die Riebe-Werke in Berlin.
Der Staatsanwalt beantragte gegen den Angeklagten Hahn wegen Aktenbeseitigung, Diebstahl und Urkundenfälschung 1 Jahr 8 Monate Gefängnis, gegen Kohl wegen gewerbsmäßiger Hehlerei und Verleitung zum unlauteren Wettbewerb 3 Jahre 6 Monate Zuchthaus, und wegen eines Vergehens gegen das Gesetz des unlauteren Wettbewerbs die höchste zulässige Strafe von 1 Jahr Gefängnis, zusam- mengesaßt 3 Jahre 10 Monate Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust
Ans dem Lande
Beilstein OA. Marbach, 23. Nov. Wenn ein Hund und eine Kuh Freundschaft geschlossen haben. Einen originellen Zwischenfall von der Treue eines Hundes hatte letzte Woche ein hiesiger Bürger zu erleben. Eine Kuh: aus seinem Stall sollte von Beilstein nach Talheim zu Fuß befördert werden. Es war aber bälder ausgemacht als getan. Beim Weggehen von daheim hatte der Treiber, ein älterer Mann, an nichts Böses gedacht und schritt fürbaß über Auenstein nach Talheim. Doch sollte es anders kommen. Nach Zurücklegung eines Weges von etwa einem Kilometer kam plötzlich der Hund des früheren Besitzers hinterher nachgejagt und verlangte sein Recht. Nach einigem Widerstreben des Treibers, der aber mit dem Hund, einem Wolfsspitzer, nicht Herr wurde, gab ersterer nach und mußte Zusehen, wie der Hund und die Kuh wieder heimwärts schritten. In einigem Abstand folgte auch er, zur nicht geringen Belustigung der Zuschauer. Der Hund und die Kuh, die einander schon gewöhnt waren, gelangten wieder heil und munter in Beilstein an, doch wird die Freude nicht lange gedauert haben, die Kuh mußte doch fort.
Münsingen, 23. Nov. Unregelmäßigkeiten bei der Allg. Ortskrankenkasse. Die Prüfung bei der hiesigen Allg. Orkskrankenkaffe hat ergeben, daß ein Kassenabmangel von 5000 Mark vorhanden ist, der dem entlassenen GeschSfksleiker Grosse zur Last gelegt werden muß. Es wurde Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet.
Gönningen, OA. Tübingen, 23. Nov. Die älteste Frau von Gönningen. Letzten Freitag konnte Frau Marie Haid-Wagner zum „Paradies" in geistiger und körperlicher Frische ihren 93. Geburtstag als älteste Frau der Gemeinde feiern.
Ulm. 23. Nov. Ein'Naturheilkundiger aus der Anklagebank. Der 29 Jahre alte, mehrfach vorbestrafte Naturheilkundige Georg Steck von hier, war vom Schöffengericht Ulm wegen Betrugs im Rückfall unter Zubilligung mildernder Umstände zu einer Gefängnisstrafe von vier Monaten verurteilt worden. In der gestrigen Berufungsverhandlung vor der großen Strafkammer Ulm ergaben sich Zweifel bezüglich seiner Zurechnungsfähigkeit. Das Gericht beschloß, den Angeklagten Steck in die psychiatrische Klinik Tübingen auf die Dauer von sechs Wochen bringen zu lassen.
Aikrach OA. Leutkirch, 23. Nov. Einbildung. Vor einiger Zeit war von einem Mädchenraub durch einen Automobilisten die Kunde. An dem Naubversuch ist nickt das geringste wahr. Das Auto hat nirgends gehalten und dem Autoführer, einem ehrenwerten Mann, lag es völlig fern, das Mädchen anzuhalten. Der Raubversuch bestand lediglich in der Einbildung des Mädchens, das in der Nacht vor den Scheinwerfern Angst bekam und schreiend davonsprang.
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47. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Und nun kam er, Lotti an der Hand, auf sie zu. der große Mann mit der leicht nach vom geneigten Haltung, mit den klugen, freundlichen Äugen, der hohen, eolen Stirn. Jetzt fliehen — ihn nicht sehen zu müssen! — Es war zu spät. Eeisterbleich sah sie in sein Gesicht.
„Gott zum Gruß. Fräulein Römer — wir haben uns lange nicht gesehen!" Wie immer reichte er ihr die Hand. Äber Ilse tat, als bemerke sie die Hand nicht. Er -sah sie zuerst befremdet an. dann lächelte er:
„Also doch noch Feindschaft — doch noch immer der Schlachtruf: „Hie Welf — hie Waibling?"
„Ja. hie Welf — hie Waibling!" erwiderte sie kühl, aber fest und seltsam ernst.
Graf Konrad bog sich zu Lotti herab und sprach zu ihr. um seinen tiefen Unmut und Schmerz zu verbergen. Als er sich wieder aufrichtete war sein Gesicht blaß.
„Wo willst du hin. Konrad?" fragte Lotti den Bruder.
Jetzt sah Ilse gespannt zu ihm hinüber. Wollte e: nach Pawlowitz — zu ihr?
„Ich habe kein Ziel, mein Kind." erwiderte er. „ich wollte mir nur etwas Bewegung machen."
„Gehen Sir nach Pawlowitz." warf Ilse kurz, fast befehlend dazwischen.
Er sah sie erstaunt an. „Warum nach Pawlowitz?"
Es wurde ihr unter seinem Blick ganz merkwürdig zu Mute: sie schämte sich setzt ihrer dischen Aufwallung und stotterte etwas von „schönem Weg" oorthin.
Immer befremdeter sah er sie an; er wußte nicht was er heute aus ihr machen sollte. Da schoß es ihm durch den Kopf, daß sie seine Begleitung nicht wünsche unv ihm deshalb die entgegengesetzte Richtung vorgeschlagen habe. Er lächelte bitter So keindlick »v? ki« ikv- rekmnt?
Konnte sie die Wissenschaft nicht von der Person trennen — war sie wirklich so unlogisch und kleinlich? — Er hatte sie für größer gehalten, und es fraß an ihm. daß er sich getäuscht sah — oder — sollte sie gar etwas gegen ihn persönlich haben? —
Lotti hatte sich an ihn geschmiegt.
„Konrad!" sagte sie jetzt bittend, „gelt, du zeigsd Fräulein Römer und mir einmal deine Schätze in dem Gartenhaus?"
Er sah verlegen zu Ilse hin. die heiß errötend dm Blick senkte. Das Kind wußte also nicht, daß Ilse die Schätze bereits kannte. Ach. was hatte ihn diese Freude gekostet!
„Gewiß, Lotti. gern, wenn Fräulein Römer will — ich bin zu jeder Stunde bereit," antwortete er.
Lotti war ganz Feuer und Flamme.
„Du Lieber — dann kommen wir bald, recht bald, so lange wir noch allein sind, gelt, Fräulein Römer?"
Ilse befand sich in einer nicht zu beschreibenden Erregung. Sic fühlte des Mannes Blicke fragend auf sich ruhen, sie fühlte, wie alles in ihr drängte, dem Vorschlag Lottis beizustimmen und noch einmal jenes kleine Reich zu betteten. Aber da stand plötzlich das bleiche, unglückliche Gesicht Lilly Baumanns vor ihr und machte jedem Schwanken ein Ende.
Mit Mühe zwang sie sich zu einem Lächeln, das Lotti für eine bejahende Antwort halten mußte, dmn sie jauchzte froh auf und rannte tanzend und springend aus die Wiese am Wege, um noch schnell einige Blumen zu pflücken.
„Echt nur voraus, ich hole euch schon ein!" rief sie zurück, in der festen Annahme, daß sie zusammen mit Konrad heim gehen würden. Äber weder Konrad noch Ilse rührten sich vom Fleck.
Graf Konrad machte einige Schritte auf Ilse zu. die bleich und bebend vor ihm stand und jetzt eifrig dem enteilenden Kinde nachsah.
„Was fehlt Ihnen, Fräulein Römer? — Ich kenne Sie heute nicht wieder. Ist Ihnen etwas Trübes wider» kabrev" — Vvmöolich ftüu» unser wissenschaftlicher Streft
Sie so verändert haben. Sagen Sir mir offen und ehrlich: Was haben Sir gegen mich persönlich, nicht als Gelehrter — was tat ich Ihnen?"
Die verhängnisvolle. gefürchtete Frage war getan und Ilse wünschte in diesem Augenblicke, sie wäre mit Lotti auf die Wiese gerannt und brauchte ihm jetzt nichi gegenüberzustehen.
„Nichts — gar nichts." gab sie so ruhig wie möglich zur Äntwort.
„So — nichts — hm — Sie machen mich Fräulein Römer, denn zum ersten Male criappe ich SI' auf einer Unwahrheit."
„Herr Graf!" brauste Ilse getroffen auf.
„Still — verteidigen Sie sich nicht; vielleicht meinten Sie es gut mit dieser Täuschung. Äber ich gebe mich nicht gern solchen Täuschungen hin. und dann. Fräulein Römer, das demütigende Gefühl, daß es Ihre Absicht war — mich zu täuschen — das müssen Sie von mir nehmen. Ich könnte sonst nicht mehr ruhig an Sie denker — ich könnte nicht mehr schlafen, arbeiten — nichts — absolut nichts mehr — Also — haben Sie etwas gegen mich? Ja oder nein?"
Fast befehlend klangen die letzten Worte, so ruhig sie auch gesprochen waren. Ilse stand wie unter einen. Bann.
„Ja!" preßte sie fast erstickt hervor.
Sie sah. wie er erblaßte und einige Schritte zucück-
trat.
„Ich weiß nicht, was es sein könnte, ich bin mir keiner Schuld bewußt." sagte er mehr zu sich selbst. Dann sah er Ilse an. und ein leuchtendes Feuer kam in seine Augen: „Fräulein Römer, ich will nicht wissen, was es ist — Sie werden es mir sagen, nicht heute, nicht morgen, aber einmal gewiß, und nun — leben Sie wohl!"
Er wandte sich um und schritt nun tatsächlich den Weg nach Pawlowitz zu. als Lotti ganz e':mlos vom Laufen auf ihn zustürzte: „Konrad, warum kommst du,'i:chi mit uns? Sieh, diese Blumen, nimm sie — du liebst so!"
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