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Nr. 269
Gegründet 1827
Donnerstaa, den 17. November 1927
Fernsprecher Nr. 28
101. ^abraana
Tagerspiegel
Nach dem Jahresbericht des Generals Destikker. des früheren Befehlshabers der amerikanichen Befehunsstrup- pen, schuldet Deutschland an die Vereinigten Staaken 224 221 Z9S Dollar.
Mr dar gute alle Seedeaterechl!
Die Englische Regierung erwartet eine Große Anfrage der Arbeiterpartei im Unterhaus über den Mißerfolg der Genfer Dreimächtekonferenz, die die Abrüstung zur See zu beraten hatte. Die Regierung dachte es schlau zu machen, wenn sie dieser Anfrage zuo-orkäme und — was der Gegenstand werden sollte — durch einen ihrer Getreuen im Oberhaus zur Sprache bringen ließe. Als welcher Getreue der alte Admiral Lord Webster Wemyß auserlesen war.
Er hat sich seiner Aufgabe denn auch zur Freude der Opposition und zum Entsetzen der Regierungspartei entledigt. Wie er das machte und was für Anschauungen dabei zutage traten, das ist auch für uns Deutsche von Interesse. Lord Wemyß sagte, was jeder Engländer denkt, die englische Flotte" sei keineswegs zu groß, eher zu klein. Er wolle zwar nicht behaupten, daß sie unter keinen Umständen vermindert werden dürfe, dann aber müßten ihr vor allen Dingen „ihre alten Rechte" zurückgegeben werden. Wie das gemeint war, damit hat Lord Wemyß keineswegs hinterm Berge gehalten. Er schwärmt offenbar für die gute alte Zeit der Drake und Raleigh, wo Seekrieg ziemlich gleichbedeutend mit Seeräuberei war. Er rechnet diese gute alte Zeit bis zur Pariser Erklärung vvM März 1856, die dem lustigen Kaperkrieg roh und gemütlos ein Ende bereitete.
Ein schwankender Neutraler, so erläuterte Lord Wemyß seine Meinung, wird schließlich immer noch eher mit einem britischen Reich gehen, das von seiner Uebermacht zur See rücksichtslos Gebrauch macht, als mit einem britischen Reich, das sich in der Anwendung seiner Machtmittel schwächlich zeigt. Als Beleg für seine Behauptung führte der Lord das Verhalten der Neutralen im letzten Weltkrieg an. In diesem Krieg habe England die neutrale Schiffahrt in einem Maß beaufsichtigt und belast et, das weit drückender und ärgerlicher gewesen sei, ai-s alles, was das Völkerrecht erlaubt habe. Tatsächlich habe England sich damals von der Pariser Erklärung zurückgezogen. Und nicht ein Neutraler sei dadurch in einen Feind verwandelt worden. Ja das noch schärfere Vorgehen im Februar 1917 habe zwei Monate später die stärkste neutrale Macht. Amerika, an Englands Seite in den Krieg gebracht. „Das nach außen hin bekundete Stärkegefühl der Engländer trug den Sieg davon über die von uns bekundete Schwäche, obwohl die tatsächlichen Verhältnisse umgekehrt lagen," sagt Admiral Scheer im 12. Kapitel seines Buchs „Vom Segelschiff zum U-Boot", das den U-Bootkrieg behandelt.
Dem englischen Kabinett waren die Offenherzigkeiten der» Lord Wemyß scheußlich unangenehm. Zwar daß diese Offenherzigkeit eine derbe Ohrfeige bedeutet für die deutsche Miesmacherei, die in einer schwächlichen Kriegführung das sicherste Mittel entdeckt zu haben glaubte, um zum Verständigungsfrieden zu gelangen, wird dem englischen Kabinett höchst gleichgültig sein. Nicht gleichgültig aber ist ihm zweifellos die Rückwirkung der Rede auf — Amerika. In der liberalen Presse war schon vorher daran erinnert worden, daß Deutschland lauter schwache Neutrale zu Nachbarn gehabt habe. Auch die englische Regierung bekennt sich vermutlich insgeheim zu dem Grundsatz, daß man den Schwachen vergewaltigen dürfe; nur wünscht sie gebührend Rücksicht darauf genommen zu haben, daß England kein Patent darauf hat, die stärkste neutrale Macht des verflossenen Kriegs, die Vereinigten StaatenvonAmerika, künftig wieder so am Gängelband zu haben wie damals. Amerika ist vielmehr zum Wettrüsten entschlossen, und Reden von der Art, wie Lord Wemyß eine vom Stapel gelassen hat, sind Master auf die Mühle der amerikanischen Flottenpolitik. Das ist die peinliche Nebenwirkung, die man lieber vermieden hätte.
Lord Haldane — der zur Opposition gehört — kritisierte scharf die Haltung des englischen Vertreters auf der Genfer Seeabrüstungskonfe^nz, der gesprochen habe wie ein alter Seebär. Lord Balfour, der Vertreter der Regierung im Oberhaus, erwiderte begütigend: Man solle doch nur nicht glauben, daß nicht auch eine konservative Regierung aus begangenen Fehlern lernen könne — wofür die Rede des von der Regierungspartei vorgeschobenen Lord Wemyß ja eigentlich ein sprechendes Beispiel war! — Man solle doch auch nicht immer so tun, als ob England im nächsten Krieg unbedingt kriegführende Macht sein müsse, man solle doch auch bedenken, welche Nachteile es für England haben würde, wenn es in einem künftigen Krieg neutral wäre und das Seebeuterecht wäre wieder eingeführt.
Nein, wir zweifeln nicht: Wenn im nächsten Krieg — nehmen wir beispielsweise an einen Krieg im Mittelmeer — England neutral sein sollte, dann wird es der eifrigste Verfechter der „Rechte der Neutralen" sein, und wenn eine der kriegführenden Mächte versuchten sollte, die Neutralen so zu behandeln, wie England sie im letzten Krieg behandelt hat, dann kann sie etwas erleben! Mit dem verblümten
Me deutsche Wirtschaft zur
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Düsseldorf, 16. Nov. Der Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen behandelte in seiner 55. Hauptversammlung die Fragen und Schwierigkeiten, die durch den unsinnigen Vertrag von Versailles im Osten, besonders für Ostpreußen, entstanden sind. An der stark besuchten Tagung nahmen alle Führer der westdeutschen Wirtschaft teil.
Gegen die Vielregiererei
Der Vorsitzende Kommerzienrat Paul Reu sch-Ober- Hausen übte eine scharfe Kritik an der Regierungspolitik der letzten Jahre. Der Politiker müsse sich oft zurückhalten; als Wirtschaftler könne er frei von der Leber wegsprechen und die Dinge beim rechten Namen nennen. Es sei tief bedauerlich, daß die Wirtschaftspolitik im weitesten Sinn nicht in einem verantwortlichen Ministerium zusammengefaßt sei. In erster Linie beherrsche derReichs- arbeitsminister die Wirtschaft über die Löhne, die Arbeitszeit und soziale Gesetzgebung hinweg. Auf der andern Seite macht der R e i ch s f i n a n z m i n i st e r weitere Gesehesvorlagen, die eine wesentliche Mehrbelastung mit sich bringen. Die Außenhandelspolitik, die uns eine Aktivierung unsrer Handelsbilanz bringen soll, wird vom Reichsminister des Aeußern gemacht. Andere Minister bringen neue Gesetzvorlagen ein, die unwidersprochen Mehrausgaben bringen, — und wenn die Herren gefragt werden, wer die Mehrbelastung aufbringen soll, heißt es: „Die Wirtschaft wird schon zahlen!" Wir danken allmählich für das gerade immer dann einsehende Vertrauen zu unsrer Intelligenz und Tüchtigkeit, wenn es sich darum handelt, uns neue Lasten aufzubürden. Man hat den Eindruck, daß in Berlin jedes Ressort seine eigenen Wege geht und infolgedessen auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik ein Durcheinander- und Nebeneinanderregieren Platz gegriffen bat, das auf die Dauer für die Wirtschaft unerträglich ist. Diese Berliner Vielregiererei hat die verantwortlichen Wirtschaftsfübrer nachgerade verdrossen gemacht, und wenn es nicht anders wird, droht eine Verkalkung der Industrie.
Die Belastung der Wirtschaft
In der Vorkriegszeit betryg die Last der Steuern 4 Milliarden, die Soziallasten 1,3, zusammen 5,3 Milliarden: im Jahr 1927 werden sie voraussichtlich 13,5 und 5, zusammen 18,5 Milliarden ausmachen. Und das alles muß von der Wirtschaft ausgebracht werden. (Bewegung.) Im Zusammenhang mit diesen Zahlen ist es interessant, die Entwicklung der Verhältnisse bei der so viel geschmähten Schwerindustrie festzustellen: Bei einem großen Hüttenwerk im rheinisch-westfälischen Jndustriebezirk ist der Erlöspreis für Eisen- und Stahlerzeugnisse im Geschäftsjahr 1926/27 gegenüber dem Geschäftsjahr 1913 14 um 11 v. H. gestiegen, während in der gleichen Zeit eine Lohnsteuer ung von 75 v. H. sestzustellen ist. Bei einem andern Hüttenwerk stiea der Erlös im Keicbäftsiabr 1926/27 aeaenüber
Hinweis auf das Geschäft, das England beim Wsiter- bestehen der Pariser Erklärung im nächsten Krieg unter neutraler Flagge doch auch machen könnte, suchte Balfour die Fürsprecher einer draufgängerischen Politik zu beschwichtigen. Damit und mit dem Hinweis darauf, welch entscheidende Rolle die britische Flotte, gebunden wie sie scheinbar war an die Pariser Erklärung, gleichwohl im ätzten Krieg gespielt habe. Ohne die britische Flotte, so erklärte Balfour, hätte Frankreich den Krieg kein Jahr lang aushalten können. Die britische Flotte — das überließ er seinen Hörern hinzuzudenken — ist die eigentliche Siegerin im Weltkriege. Den Franzosen wird es besondere Freude machen, diese weithin schallende Feststellung zu hören.
Und was das „gute alte Seebeuterecht" angeht, so meinen wir, der Admiral Lord Wemyß dürfe sich beruhigen. Oie Erörterung hat doch soviel ergeben, daß man erkennen kann: die Frage, ob das Seebeuterccht wieder auflebt oder nicht, wird nicht nur davon abhängen, ob England in einem künftigen Krieg neutral ist oder nicht, sondern auch davon, mit wem es etwa im Krieg ist. In einem Krieg mit Rußland z. B. würde England den Vorwurf, den Kaperkrieg wieder eingeführt zu haben, vermutlich nicht aus sich laden, weil das Erträgnis dem nicht entsprechen würde. In einem Krieg gegen A m erika aber — nun wir können's den Amerikanern überlaffen, sich ihre Gedanken darüber zu machen, was sie da von ihrem lieben Vetter John zu gewärtigen hätten.
Neueste Nachrichten
Der Besuch in Wien
Rede Slrefemonas
Men, 16. Nov. Anläßlich des Besuchs des Reichstem-' lers und Außenministers in Wien sagte Dr. Stress - mann bei einem Empfang Äer Vertreter der Presse: Wir sind Nachbarländer derselben Kulturgemeinschaft. Niemals
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dem Geschäftsjahr 1913/14 um 7 v. H., die Lohnsteigerung betrug dagegen 61 v. H. Steuern und soziale Lasten haben je nach Art der Betriebe im gleichen Zeitraum eine Steigerung von 250 bis 300 v. H. erfahren. Diese Zahlen sprechen für sich selbst. Wenn die Einstellung der maßgebenden Kreise sich nicht bald ändert, so geht die deutsche Wirtschaft schweren Zeiten entgegen. Bei dem geringsten Rückschlag werden, besonders in der Schwerindustrie, erhebliche Verluste nicht zu vermeiden sein. Der Aufstieg hat den Höhepunkt überschritten. Der Staat nimmt uns die Verantwortung für die Führung der Wirtschaft nicht ab und kann sie uns nicht abnehmen. Wir brauchen deshalb Frei- yeit und Beseitigung der Zwangswirtschaft auf allen Gebieten. Es soll uns der Vorwurf nicht gemacht werden, daß wir nicht rechtzeitig immer und immer wieder unsre warnende Stimme erljÄren hätten! (Lebhafter Beifall.)
Industrie und Landwirtschaft Oberpräsident a. D. v. Batocki führte aus: Die östlichen Agrarverhältnisse sind im Westen vielfach falsch beurteilt worden. Die Entwicklung der Grundbesitzverteilung in Deutschland haben die marxistisch-separatistischen Behauptungen durchaus Lügen gestraft; in den letzten fünfzig Jahren haben die Großbetriebe in der Landwirtschaft ständig ab- und die Kleinbetriebe zugenommen. Der deutsche Land- wirtschaftsrat schätzt den Wert der in Deutschland erzeugten Kohlen auf Grund sorgfältiger Erhebungen auf 2500 Millionen Mark, des verhütteten Eisens auf 900, des Leders auf' 700 Millionen Mark. Dagegen beträgt der Wert der Fleischerzeugung der douksi^n Laichwirt- schast fast 5000 Millionen, also mehr als Kohlen, Eisen und Leder zusammen, der Wert von Milch und Milcherzeug- Kissen 3500 Millionen, von Brotgetreide 2500 Millionen, von Kartoffeln über 2000 Millionen, diese vier landw. Erzeugungsarten zusammen also 13 000 Millionen. Der Besitz der Landwirtschaft an Maschinen beziffert sich auf 6 bis 7000 Millionen, der Jahresumsatz an Ersatzbeschaffung für Landmaschinen auf 1000 Millionen. Wichtig sei eine stärkere Industrialisierung der Agrargebiele und Zollschutz, namentlich gegen Polen, und zwar namentlich im Interesse der Schweinezucht und Kartoffelbau treibenden Kleinbauern und Landarbeiter des Ostens. Im Osten würde man es begrüßen, wenn neben tüchtigen westdeutschen Bauern auch Söhne der Industriellen in Ostpreußen arbeiten und gegebenenfalls landwirtschaftlichen Grundbesitz erwerben würden. Grund und Boden im Großbetrieb ist dort umsonst zu haben. Die in Oft- preußen üblichen Güt-vpreise betragen kaum 50 v. H. des Goldwerts, also kaum 30 v. H. des Realwerts der Vorkriegszeit. Nur die Erkenntnis, daß einseitige Industrialisierung heute noch gefährlicher ist als vor dem Krieg, daß eine leistungsfähige Landwirtschaft dem heutigen Deutschland als Erzeugerin der Lebensmittel und als Abnehmerin der Jndustrieerzeugniffe mehr als je unentbehrlich ist, kann uns vor dem Niedergang bewahren. (Stürmischer Beifall.)
hat das Feuer der deutschen Kulturgcmeinfchaft alle, die deutschen Blutes sind, so stark erwärmt wie in der Zeit, wo nach ^em Krieg neue Grenzen geschaffen wurden und die alte «Stellung, die wir in der Welt hatten, gemindert worden ist. Man hat anderwärts entdeckt, daß wir schrittweise den Weg des Anschlusses gehen und allerhand vorhätten. Man bringt vor, daß wir an der Rechtsausgleichung Mischen Deutschland und Oesterreich arbeiten. Nun, ich Höffe, daß das nicht das einzige Gebiet bleibt, auf dem man sich über die Grenzen hinaus für gemeinsame Berstcurd!gang die Hand reicht. Briond hat kürzlich davon gesprockreu. daß eine Politik des Friedens die Politik der Sicherheiten nicht ausschlicße. Die beste Sicherheit für die Erhaltung des Friedens ist die Bekämpfung des Mißtrauens Mischen den Nationen Für uns in Deutschland ist der Gedanke, daß nur eine friedliche Entwicklung die Möglichkeit einer Wiederaufrichtung Europas gibt, eine Selbstverständlichkeit. Wir in Deutflsiand hätten dos Extrem der äußersten Linken nicht ohne die Verwirrung der Kriegs- und Nachkriegszeit, und wir hätten das Extrem der äußersten Reckten nicht, wenn nicht die gute Mittellage des Staatsschiffs^ stin Bürgertum und sein Bauerntum so proletarisiert und der Mann, der die meisten Opfer für den Staat gebrockt hat, zum Bettler geworden wäre. Das darf aber nicht hindern, daß die Einsichtigen sich gegen alle wenden, die die friedliche Entwicklung irgendwie gefährden. Die Reichsregiening ist entschlossen, die feste Ordnung des Dcrwesplans einzuhalten. Wenn einst eine Neuordnung der Kriegsentschädigungen aus wirtschaftlicher Erkenntnis notwendig geworden sein wird, dann wird die 4 ,eit gekommen sein, durch die Finanzsachverständigen der Welt zu prüfen, welche neue Form für tue Lösung dieser Frage zu fordern sei. Mit dem Locarno- Vertrag und dem „ewigen Frieden am Rhein" ist eine weitere Besetzung deutschen Bodens weder logisch noch moralisch vereinbar. Deutschland ist bis iekt die einzige arößere Macht, die den Beitritt zum