Änits-rm- Änreioevlatt tür
esellscliakter
Mit den illustrierten Umervulwngsbeilagen .Feierstunden" und „Unsere Heimat"
s e»r Vbermntsv ezirkMrsolS
Mit äer landwirtschaftlichen Wochenbeilage „Haus-, Sorten- und Landwirtschaft"
Bezugspreise:
Monatlich «tnschlletzltch Lrckgörlohn l.kii Einzelnummer 10 ^
(«scheint an jedem Werktag«
verbreitetst« Seitung im 0.6.-Bezirk Nagoick
»«rtNlettnn», vrnc» a.Verla» van S. w. Salier (llarl Satfer) Naoviä
Unzetgenpretse:
vi» «injpalttge Seile au» gewöhnlicher Schrift »cker ckeren Raum 16 Zamilien-Anzeiaen 12 ^ Netlame-Seile 45 Lammelimzeigen SO*/, Aufschlag I,K»r <la» erscheinen von Nnzetaen in bestimmten staeaaben »Nil an besanaeren Plätzen, wie für telephonisch« ttnftra»« »nä chistre-Nnzetgen «trck kein« gewähr übernommen
Lelegramm-Ackrest«: Gesellschafter Nagolck. In Zöllen höherer «ewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung cker Seitung ock« auf «Sckzahlvng cke» Sezugrprelse». — Postscheckkonto Stuttgart VN»
Nr. 265
Gegründet 1827
Samstag, den 12. November 1S27
Fernsprecher Nr. 29
1V1. Jahrgang
Die Reichsschulden
Die Schuldenfrage entwickelt sich zu einem Zentralproblem unserer Finanzpolitik. Sie hängt mit der Außenpolitik ebenso wie mit der Zukunft unserer Wirtschaft aufs engste zusammen.
Der Dawesplan geht von der Auffassung aus, das Deutsche Reich habe sich durch die Inflation entschuldet.
Die Auffassung ist irrig. Für Juli 1927 gibt das Statistische Reichsamt als Gesamtschuldsumme des Deutschen Reichs die Summe von 4'/ä Milliarden Mark an. In dieser Summe ist aber nicht enthalten die Dawesanleihe, die wir zur Bezahlung der Kriegstribute ausgenommen haben, im Betrag von 800 Millionen Mark. Weshalb dieser so wichtige Posten nicht aufgeführt ist, bedarf der Aufklärung. Die Gesamtsumme ist also über 5,1 Milliarden Mark.
Vor dem Krieg betrug die Schuldsumme des Deutschen Reichs noch nicht 5 Milliarden Mark; mit anderen Worten: Der Schuldenstand vor dem Krieg ist be- reits überschritten.
Will man aber die tatsächliche Belastung ermessen, die in Ser Schuldsumme für das deutsche Volk liegt, so muß man »uch die Zinslast berücksichtigen. Die Zinsen sind aber heute weit höher als im Frieden. Haben wir doch für die Dawesanleihe 8 Prozent Zinsen zu zahlen gegen bis » Prozent vor dem Krieg.
Ein zweites erschwerendes Moment liegt darin, daß ein Teil dieser Reichsschulden Auslandsschulden sind, nämlich von 5,1 Milliarden 1700 Millionen Mark.
Es bedarf keiner näheren Darlegung, wie gefahrvoll es für einen Staat ist, wenn er sich in fremder Währung verschuldet. Diese Gefahr ist doppelt groß für ein Reich wie Deutschland, dessen Volkswirtschaft eine passive Zahlungsand Handelsbilanz hat, also jährlich keinen Ueberschuß an fremden Devisen hereinnimmt, sondern jedes Jahr Devisen schuldig wird.
So ist die Verschuldung des Reichs an das Ausland nur ;in Teil unserer Auslandsschulden. Mit dein Reich wett
eifern in dieser Beziehung die Länder und Gemeinden aber auch die Wirtschaft hat gewaltige Auslandskapitalier ausgenommen. Die gesamten Auslandsschul den Deutschlands sind auf mindestens 10 Milliarden Mark zu beziffern.
Selbstverständlich wäre es wichtig zu wissen, wie hoch neben den Reichsschulden die Schulden der Länder, Ge meinden und sonstigen öffentlichen Verbände insgesamt sind Indessen ist es noch bis heute nicht gelungen, eine brauch bare Statistik zu erhalten.
Alle diese Schulden aber verschwinden gegenüber der ungeheuren Verschuldung des Reichs durch den Dawesplan. Bekanntlich haben wir in jedem Jahr 2>c Millia den Mark zu zahlen. Bei Annahme einer öprozentigen Verzinsung (man kann mit sinkendem Zinsfuß rechnen) bedeutet das eine Kapitalverschuldung von mindestens 50 Milliarden Mk. Heute also ruht bereits auf dem deutschen Volk eine Gesamtauslandsschuld von mindestens 60 Milliarden Mark.
Aber hiermit ist noch kein Ende der Gefahren gegeben. D,e Gefahr liegt außer in der Höhe der Schulden in dem Fortschreiten der Verschuldung. Fast in jedem Ja,r führen wir für Milliarden fremde Lebens- und Gennß- mittel ein. für die wir eine Deckung nicht haben. Im I->',r
1924 blieben wir etwa 2,7 Milliarden schuldig, im Jahr
1925 etwa 4,3 Milliarden: in dem verbältnismäßiq gün
stigen Jahr 1926 blieben wir etwa X Milliarden schuld Im laufenden Jahr 1927 wird diese Schuldsumme bei etwa 4 Milliarden liegen. Unter dieser Annahme würde allein unsere Handelsverschuldung feit der Stabilisierung 11 bis 12 Milliarden Mark betragen. Diesen Ber- lustposten im Verhältnis zum Ausland stehen keine oder nur höchst geringe Aktivposten gegenüber, weil wir nicht mehr die gewaltiaen Einnahmen aus unserem Auslandsoermögen baben, das uns durch das Versailler Diktat geraubt wurde. —-
Tagesspiegel
Da» Reichskabinett erteilte dem Gejehettftvurs über die Krankenversicherung der Seeleute seine Zustimmung. Der Entwurf gehl an den Reichsrat.
Die nächste Sitzung des Verwaltungsrats der Reichs- bahagesellschafi ist für Ende November in Aussicht genommen. In dieser Sitzung werden hauptsächlich Finanzfragen zur Behandlung kommen, daneben dürste auch das Bau- Programm der Reichsbahn erörtert werden.
Rach einer MiÜelluag aus dem befehlen Gebiet befin- de» sich »och 6000 Engländer im Rheinland.
Der französisch-südslawische Bündnisvertrag ist in Paris mkerzeichnet worden« Der Wortlaut wurde Mussolini mii- gelellk und soll im Völkerbundssekretariat niedergeiegl werden.
Trohki. Sinowjew, Smilga und die übrigen Führer der .Opposition" in Sowjelrußlaud find aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen worden, weil sie am Tag -er Zehnjahrfeier eine Gegenkandgebung veranstalkeken. Es wurde in Moskau ein Freundschafksausschutz gegründet, dem auch Klara Zelkin und einige andere deutsche Reichslagsabge- ordneke angehören.
Neueste AachrMeii
Vorträge beim Reichspräsidenken
Berlin, 11. Nov. Der Reichspräsident empfing heute Reichskanzler Dr. Marx und Reichsarbeitsminister Dr. Brauns zum Vortrag.
Reich und Länder
Berlin, 11. Nov. Die Zentrumsfraktionen des Reichstags und des preußischen Landtags beschäftigten sich gestern und heute in langen gemeinsamen Sitzungen mit den durch den Schriftwechsel mit dem Dawesagenten in den Vordergrund getretenen Fragen der Berwaltungsresorm und des Verhältnisses der Länder zum Reich. Än der Aussprache beteiligte sich auch der badische Landtagspräsident Baumgartner. Einmütig wurde der „Einheitsstaat" abgelehnt: für das Zentrum sei nur die bundesstaatliche Verfassung (Föderalismus) annehmbar.
Unter dem Vorsitz Dr. Stresemanns trat heute der Reichsausschuß der Deutschen Volkspartei zusammen, um zu der Frage des Verhältnisses zwischen Reich und Ländern Stellung zu nehmen.
' Die Finanzlage der Reichspost
Berlin, 11. Nov. Im Arbeitsausschuß des Verwaltungsrats teilte Reichspostminister Schätzl mit, die Erhöhung der Postgebühren habe in den Monaten August, September und Oktober genau die vorberechneten Mehreinnahmen gebracht. Erfreulicherweise habe die Gebührenerhöhung keine allgemeine Preissteigerung zur Folge gehabt. Die Mehreinnahmen für das laufende Rechnungsjahr werden auf etwa 186 Millionen Mark veranschlagt. Diesen Mehreinnahmen stehen Mehrausgaben von 302 Millionen gegenüber. Der Verlust ist durch die bevorstehende Vesoldungserhöhung, durch die seit dem 1.
April bereits laufende Erhöhung der Wohnungsgelder der Beamten und der Arbeitertariflöhne, durch die vorgesehenen Betriebsverbesserungen und durch laufende Ausgaben, die ihrer Natur nach nicht ans Anleihen genommen werden können, bedingt. Zur Herstellung des Gleichgewichts werden Neueinrichtungen, die für das laufende Jahr vorgesehen waren, so weit wie möglich zurückgestellt und die Betriebskosten auf das gelingst mögliche Maß beschränkt. Die im Gang befindlichen Reformen, vor allem im Zustell-, Schalter- und Fernsprechdi-enst, werden hierdurch nicht beeinträchtigt. 174 Millionen Anlageausgaben sollen aus Anleihen bestritten werden.
Eine Entschließung des Parkeivorstandes und des Reichs- Ausschusses der D.B.P.
Berlin, 11. Nov. Der Parteivorstand und der Reichs- ausschuß der Deutschen Volksparkei haben eine Entschließung gefaßt, in der es heißt: Ein Widerspruch des Dawesagenten gegen die zurzeit von der Reichsregierung vorgelegten großen Gesetze mit finanzieller Auswirkung insbesondere die Besoldungsvoriage und das Entschädigungsschlußgesetz liegt nicht vor. Seine Berechtigung könnte auch in Zukunft nicht anerkannt werden. Die Deutsche Dolkspartei hält daran fest, daß die bei- § den genannten Vorlagen schleunigst zu verabschieden sind.
Dagegen verlangt sie mit gleichem Nachdruck die Jn- ^ angriffnahme einer durchgreifenden Verwaltungs- > re form, die unter Umständen auch vor einer Aenderung der Verfassung, soweit das Verhältnis des Reichs zu den Ländern in Frage kommt, nicht Halt machen darf. Die Haushaltsgebarung des Reichs muß so gestaltet werden, daß der künftige Reichshaushalt nicht nur ohne Steuererhöhunx ausgeglichen, sondern daß auch die notwendige Senkung der Realsteuern durchgesührt werden kann. Arbeitgeber unL Arbeitnehmer leiden gleichermaßen unter der Höhe der sozia- len Lasten^denen noch immer nicht entsprechende Leistungen
gegenüberstehen. Zur Erreichung dieser Ziele müssen Reichsregierung und Reichstag Zusammenwirken; es wird ein Weg zu suchen sein, der geeignet ist, di e h e m m u n g s- lose Bewilligung von Mehrausgaben durch das Parlament einzuschränken. Eine Einwirkung des Reichs auf Länder und Gemeinden im Sinne sparsamster Haushaltsführung ist deshalb unbedingt notwendig. In erster Linie gehört hierzu eine starke Einschränkung der Anleiheaufnahme, die nur unter der Aussicht des Reichs in Zukunft möglich sein darf.
Kein besonderer Ostkommissar
Berlin, 11. Nov. Zu der Forderung, für Ostpreußen einen besonderen Kommissar zu ernennen, wird den Blättern mitgeteilt, daß den Belangen Ostpreußens durch die schon vorhandene Stelle im Reichsministerium des Innern Rechnung getragen werden soll. Diese Stelle solle mit weiteren Befugnissen ausgestaltet werden und es soll ihr eine Zusammenarbeit mit der preußi- scheu Regierung in erhöhtem Maß ermöglicht werden.
Erfolg der Rankingtruppen
Schanghai, 11. Nov. Nach einer hier eingegangenen Meldung ist der Verteidiger von Hankau, General Tangsunschi, von den Nankingtruppen, die in die Provinz Hugeh eingedrungen sind, geschlagen worden. Hankau wird von den Nankingtruppen im Südosten und von den Truppen -es Generals Bangsten im Westen bedroht. — Hankau bezw. die vereinigte Stadt Wuhan am Iongtsesluß ist die Hauptstadt der Provinz Hnpeh, die westlich der Provinz Nganwei (Nanking) liegt.
VürNemberg
Hochwasser
Aeber das in der Nacht zum Donnerstag eingetrekene Hochwasser wird noch berichtet: Im Neckartal brachten bei Besigheim Neckar und Enz gewaltige Massermassen, so daß die Wiesen überschwemmt und die dem Neckar entlang führenden Straßen zum Teil überflutet wurden. In Heilbronn sind die Arbeiten am Neckarkanal bei Horkheim eingestellt worden. Man wurde aber dort nicht vom Hochwasser überrascht; um das Eindrücken von Wänden zu vermeiden, hat man freiwillig die Wehrbaugrube überschwemmt und den Neckarkanal unter Wasser gesetzt, sowie das Wasser in eine vorbereitete Mulde geleikek. So wurde oerhinderk, daß der Krafkwerkbau Schaden erlitt. Weg- geschwemmtes Baugerät wurde großenteils wieder aufgefangen. Auch im Filstal gab es Hochwasser. Die Fils führte viel Holz, Hausgerät und Geröll mit sich- In Ebers- dach wurde das Unkerdorf in einen See verwandelt. Keller, Läden und Untergeschoßräume waren bald gefüllt. In zwei Fabriken mußte der Betrieb eingestellt werden. In Reichenbach drang das Wasser in die an der Stuttgarter und Kirchheimer Skraße gelegenen Häuser ein und füllte die Keller. Bei der Fa. Heinrich Otto mußte ein Garnmaaazin geräumt werden. Der Kocher führte gleichfalls Hoch
wasser. In Hall wurde ein großer Teil des Weges durch die Ackeranlagen überschwemmt. Bei Künzelsau halte sich in der Nachk das Tal in eine Wasserwüste verwandelt. In Oehringen ist die Ohrn über die Ufer getreten, doch hak dork die in Angriff genommene Ohrnregulierung den Abfluß der großen Massermassen besckleunigk?In Crailsheim drang das Wasser der Jagst in den niedriger gelegenen Stadtteil, ehe die Bewohner Zeit hatten, die Kel- -er zu räumen. Ueber das Hochwasser der Tauber wird berichtet, daß diese in Mergentheim die Dämme nicht überfluten konnte. Anders war es in den Dörfern ober- und unterhalb Mergentheims, wo das Wasser miknakm, was nicht festaemacht war. Vielfach wurde in diesen Ortschaften die Feuerwehr alarmiert- In Meikersheim bedeckte das Hochwasser der Tauber den Schützenwasen und rine Maschinenwerkstäkke an der Brücke stand unter Wasser. Das Wasser drang in Keller und Ställe ein. Die Feuerwehr half Vieh und sonstiges Eigentum bergen. Bei Rot t- veil hat die Prim das Tal überschwemmt. Bei Alke n st e i g ist die Nagold teilweise über die Ufer getreten. In Pforzheim führken Enz. Nagold und Würm ungeheure Massermassen. Dork hat die Enz auf weite Strecke die Ufer überflutet.
Die Wasser gehen allenthalben zurück.
Schwere Schäden durch Ueberschwemmungen werden aus Südtirol und Oberitalien gemeldet- An der Küste herrschten zugleich starke Stürme. In Genua wurden Schiffe von den Ankern gerissen und Schiffe gegen die Hasenmauern geschleudert- Allen Schiffen wurde die Ausfahrt verboten. In der Gegend von Parma wurden Erdstöße verspürt.
In Nordsteiermark wurden zwei Erdstöße in der Richtung Nord-Süd festgestellt. Nach einem Hagelgewitter trat dichter Schneefall ein.
Stuttgart. 11. November.
Der erste Schnee. Bei starkem Wärmerückgang fiel heute mittag im Stuttgarter Tal der erste Schnee.
Stuttgart. 11. Nov. Prüfung für den mittleren Iustizdienst Bei der im Herbst d. I. vor- genommenen Prüfung für den mittleren Iustizdienst sind 49 Kandidaten zu Nolarictspraktikanten bestellt worden.
Rlünsingen, 11. Nov. Mit der Wünschelrute ein Fernsprechkabel gefunden. Georg Ruoß von Böttingen hatte mittels seiner Wünschelrute wieder einen Erfolg zu verbuchen. Ein Fernsprechkabel auf dem Truppenübungsplatz. das schon 30 Jahre verlegt ist, und nach dem man vergeblich grub, sollte herausgenommen werden. Ruoß gelang es schon nach kurzer Zeit, mittels der Wünschelrute das Kabel ausfindig zu machen. Genau in Richtung und Tiefe wie angegeben lag es und konnte in kurzer Zeit zutage gefördert werden.
Kleineissingen, OA. Göppingen, 11. Nov. Schweres Autounglück. — Zwei Tote. Gestern abend gegen 8.30 Uhr zogen die 14—17 Jahre alten Brüder Notdurft einen mit einem Sack beladenen Wagen auf der rechten Seite der Hauvtstraße. Dabei wurden.sie von einem von