Sette 2 - Nr. 262
Nagolder Lagblatt „Der Gefeüichaster"
Tübingen. 8. Nov. Zur Stadtvorsiandswahl. Die Wahl des neuen Stadtvorstands soll am Sonntag, den 11. Dezember erfolgen. Es wird sofort ein Bewerberaufruf mit Meldefrist bis 20. November erlassen. Bezüglich der Besoldungsgruppe wurde wie bisher Besoldungsgruppe 13 bestimmt.
Sonntag nachmittag fiel der 12 I. a. Sohn des Gastwirts zum .Löwen" in einen Kübel mit kochendem Wasser und verbrühte sich fast den ganzen Körper. Er wurde nach -er chirurgischen Klinik verbracht. Sein Zustand ist sehr ernst.
Der Sängerkranz, der älteste Gesangverein Tübingens, konnte sein Wjähriges Stiftungsfest begehen.
Belsen OA. Rottenburg, 8. Nov. Notlandung. Ein mit zwei Personen besetztes Flugzeug des „Züricher Flugzeugklubs", Nr. 203, das von Böblingen zurückkam, mußte am Samstag nachmittag hier wegen Motordefekts eine Notlandung vornehmen. Da nach der Ausbesserung des Schadens der Start mit zwei Personen nicht mehr gelang, war der Pilot genötigt, allein abzufliegen, während sein Begleiter mit der Bahn nach Zürich weiterfuhr.
Schorndorf. 8. November. Kirchenjubiläum in Schorndorf. Die Stadt stand am Reformationssonntag im Zeichen des 150jährigen Jubiläums der evangelischen Kirche. Unter wärmster Anteilnahme der Bevölkerung fand am Vormittag ein Festgottesdienst statt, bei dem Dekan Gölz - Schorndorf, Dekan Vöhringer» Ulm und Prälat Wurm- Heilbronn die doppelte Bedeutung des Festtages als Erinnerungsfestes an die Kirchengründung und an die Kirchenerneuerung würdigten. Nachdem am Nachmittag ein Gesangsgottesdienst unter Stadtpfarrer Gümbels Leitung stattgefunden hatte, versammelte sich zum Abschluß des Tages die Gemeinde in der Künkelinshalle zu einem Gemeindeabend.
Eine Iubiläumsspende soll zum Bau eines Gemeindehauses verwendet werden. Auch der Reinerlös einer hübsch ausgestatteten Schrift über die „Geschichte und Beschreibung der Stadtkirche Schorndorf", die von Architekt I. C. Rösler zum 450. Jubiläum der evangelischen Kirchengemeinde als Festgabe gewidmet wurde, soll diesem Zweck dienen. Nachmittags fanden Führungen in und um die Kirche statt.
Vehringen, 8. Nov. Römische Siedlung. Römische Wohngruben wurden durch die Abwasssrleitung beim Rendelstein angeschnitten. Der etwa 140 Meter lange Graben südlich Haus Stolzenberger hat drei große Wohngruben und eine Reihe kleinerer Feuerstellen bloßgelegt. Erstere sind ziemlich in den Boden eingetieft und zeigten neben Kohlen Ziegel und Scherbenreste. Nur wenig Funde: Htrschhorngeweih, Seilergerute, 1 Pfeilspitze und ein kleines Eigillatatellerchen wurden bis jetzt festgestellt.
Langenburg OA. Eerabronn, 8. Nov. Der Raub- überfall auf den Postschaffner. Die dem Landjäger entflohene Berta Völkert konnte, nachdem sie sich auf dem Feld Herumgetrieben hatte, am Samstag nachmittag ausgegriffen und verhaftet werden. Sie hat einge- starrden, daß sie mit ihrem Bruder, der Volontär und auswärts in Stellung ist, die verübte Tat geplant und ausgeführt hat. In der Kasse der Täterin im Postamt fehlte schon seit längerer Zeit ein größerer Geldbetrag, zu dessen Deckung der Geldbeutel entwendet werden sollte. Den Schlag auf den Postschaffner hat der 22jährige Bölkert ausgeführt, der mit dem Motorrad flüchtig ging, inzwischen aber in Ueberlingen verhaftet werden konnte. Der Vater der Verhafteten ist ein rechtschaffener Mann, dem sich großes Bedauern zuwendet. Die Mutter ist Mitwisserin, befindet sich aber auf freiem Fuß.
Bad Mergentheim, 8. Nov. Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft. Vom 1. Dezember ab wird das Wohnungsmangelgesetz für die Stadtgemeinde Bad Mergentheim in stets widerruflicher Weife aufgehoben.
Bösingen, OA. Rottweil, 8. Nov. Den Bruder erstochen. Am Samstag abend Hai der 30 I. a., geistig nicht normale, ledige Bauer Paul Bantle von Bösingen seinen Bruder, den ebenfalls ledigen Bauern Josef Bantle, mit einem Küchenmesser in feiner Kammer, die er mit ihm gemeinsam hatte, erstochen. Der Getötete ist 36 Jahre alt und hatte des öfteren mit seinem überaus jähzornigen und gewalttätigen Bruder schwer zu schaffen. Der Täter wurde noch am gleichen Abend in Polizeigewahrsam genommen; er verhält sich vollständig teilnahmslos und freut sich über seine ruchlose Tat.
Saulgau. 8. Nov. Eröffnung der neuer bauten Landwirkschaftsschule. Gestern wurde das neue Gebäude der Landwirkschaftsschule seiner Bestimmung ubergeben und zugleich das neue Schuljahr eröffnet. Das Gebäude kommt auf 185—186 000 AM. zu stehen.
Wangen l. A., 8. Nov. Aufwertung. Der Bezirksrat beschloß, an die Amtsversammlung den Antrag zu stellen, die Amtskörperschaftsschulden im Betrag von 522 794 Goldmark mit 25 v. H. gleich 137 025 Reichsmark aufzuwerten und vom 1. Januar 1927 ab mit 5 Proz. zu verzinsen, die Kriegswohlfahrtsschuld aber nicht aufzuwerten, da das Reich eine Aufwertung gegenüber der Amtskörperschaft ebenfalls nicht vornehmen will und die Unterstützungen im guten Glauben an vollwertigen Ersatz seitens des Reichs an die Bezirkseinwohner ausbezahlt wurden. Nachdem beschlossen worden ist, die Schulden der Amtskörperschaft gegenüber der Oberamtssparkasse mit 25 v. H. aufzuwerten und vom 1. Januar 1927 ab zu verzinsen, ist es der Oberamtssparkasse möglich, ihren Gläubigern mit 15 v. H. aufzuwerten. Ein entsprechender Beschluß wird gefaßt.
Inbetriebnahme eines neuen großen Wasserkraftwerkes an der Iller. Das Kraftwerk 4 „Unterdettingen", das vom Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke Biberach- Riß (O.E.W.) bei Unterdettingen mit einer Ausbauleitung von rund 13500 PS. an der Iller errichtet wird, geht seiner Vollendung entgegen. Nach 1!4jähriger Bauzeit, wie sie im Bauprogramm vorgesehen war, konnten am vergangenen Donnerstag, den 3. November, die ersten beiden Maschinensätze mit je 4500 PS. Leistung — es werden drei Sätze von dieser Leistung aufgestellt — erstmals in Betrieb genommen werden. Mit dieser Inbetriebnahme hat der Ausbau der gemäß Staatsvertrag zwischen Bayern und Württemberg dem Bezirksoerband O. E. W. zur Ausnützung überlassenen Jllerstrecke insofern einen gewissen Abschluß erfahren, als das Kraftwerk 4 die letzte Kraftstufe von dreien bildet, die an einem rund 21 Kilometer langen, neben der Iller führenden Kanal, für 75 cbm/sec. Wassermenge ausgebaut, liegen. Das gemeinsame Wehr von 90 Meter Breite ist bei Mooshaufen erstellt. Die drei Werke
Tannheim, Unteropfingen und Unterdettingen nützen das auf dieser Kanalstrecke vorhandene Gefälle von rund 52 Meter aus und sind in der Lage, bei einer Ausbauleistung von zusammen rund 40 000 PS. bei voller Ausnützung der im Wehrkanal zur Verfügung stehenden Wassermenge 145 Millionen Kilowattstunden im Jahr zu liefern, d. i. ein Drittel des letzten Jahresverbrauchs sämtlicher Elekrizitäts- werke Württembergs.
Hcchingen, 7. Nov. 100 Jahre alt. Den 100. Geburtstag kann morgen Dienstag der Postsekretär a. D. Rudolf Schi nki in Sann bei Koblenz feiern. Er ist in Braunsberg in Ostpreußen geboren und war in der Zeit von 1859 bis 1860 auf der Burg Hohenzollern als Sergean.. Der Hundertjährige nt körperlich und geistia noch recht frisch. Er verbringt seine Ruhetage bei seiner Tochter Johanna, die mit einem der Direktoren der Krupvwerke verheiratet ist.
Aus Stadt uudLand
Nagold, 9. November 1927.
Ach Gott, das Philistertum ist eine har e Nuß, nicht aufzubeißen, und mancher Kern vertrocknet unter dieser harten Schale! Der Mensch hat ein Gewissen, es mahnt ihn, er soll nichts fürchten, und soll nicht versäumen, was das Herz von ihm fordert.
November
Unser „Nebelmonat' hat Einlaß begehrt in den Jahresreigen ver Monate. Nach Hellen, sonnigen Herbsttagen hat er sein Banner grau in grau aufgezogen. Hoffnungslos recken sich die kahlen Aeste regenfeucht vom Stamm und schwenken resigniert ein letztes Blättlein oder gar noch eine eingetrocknete Frucht im Winde. Lauter und lebhafter wie sonst gluckst und gurgelt es an den Usern der in ihren Betten gewachsenen Waldach und Nagold, die ihre trüben Fluten talwärts wandern lassen zum unendlichen Meer. Verödet liegen die Gärten. Ein paar kümmernde Herbstblumen trauern melancholisch dem Ende entgegen. Auf dem hohen Birnbaum hält eine einsame
_ Mittwoch, 9 November 1 927
Krähe Umschau, ob der Mensch nicht noch etwas vergessen habe, in die Vorratskammern zu schaffen. Rostig klingt ihr Gekrächz, als sie dem Walde zufliegt. Stiller ists auch dort geworden, Reh und Meister Lampe sind in Erkennung der nun stattfindenden Treibjagden und ihres schlimmen „Zeitalters" vorsichtiger geworden, da und dort häuft sich das Laub aus den Wegen und die Räder der Holzfuhrwerke ziehen tiefere Furchen in den Boden. Auch der Mensch beginnt seinen Winterschlaf, indem er sich in die vier Wände zurückzieht. Im Kamin heult in wilden Nooembernächten der Sturm und man kann es verstehen, wenn unsere Vorfahren glaubten, Wotan hetzte mit dem Totenheer durchdie Lüfte. Todesnähe und Todesgedanken gehen Seite an Seite durch die Trübseligkeit der Natur. Unsere sommerlich frohe Stimmung ist dahin. Verdrießlich stopfen wir uns jeden Tag noch ein Taschentuch besonders in die Tasche, denn man kann nie wissen, ob uns nicht unterwegs Herr „Schnupfen' seine unangenehme Begleitung aufdrängt. Und wer zeigt sich mit ihm gern Arm in Arm in einer Gesellschaft, in deren Heiterkeit man die Mißstimmung vergessen will. Morgens klingelt der Wecker viel zu früh. Man vergißt wieder alle guten Vorsätze, die man vor gar nicht langer Zeit gefaßt hat und hält an dem Wahlspruch fest: „Nur noch fünf Minuten'! und . . . verschläft sich. Es liegt sich ja viel zu mollig in den Federn. Doch einmal wird man erstaunt sofort auffahren, wenn nach dichter Nebelnacht überzuckerte Bäume in Rauhreifpracht ins Fenster blitzen. Das ist auch November, aber der Zauberer! — Und heute ist der 9. November! Gedanken wandern zurück um 9 Jahre. — Menschen vergessen oder .... vergessen nicht!
Bo» der la»dw. Winterschule
wird uns die am Montag erfolgte Eröffnung mitgeteilt. Die Schule wird Heuer von zusammen 41 Schülern besucht. Davon gehören 23 der Ober- und 18 der Unterstufe an, 14 benutzen den zur Verfügung stehenden Schlafsaal, wogegen die anderen allabendlich nach Hause gehen. 39 Schüler stammen aus dem Oberamt Nagold, 2 aus dem Oberamt Freudcnstadt. Durch den Ausbau der Winterschule mit einer 2. Klasse, d. h. mit einer Oberstufe, wurde die Anstellung eines zweiten Landwirtschaftslehrers notwendig, der in Person des Herrn Land- wirtschaftslehrers Kurz aus Derendingen der hiesigen Schule durch die Landw. Kammer zugeteilt wurde.
Familievabeud des Der. Lieder- u. Sängerkranzes
Der Ver. Lieder- und Sängerkranz beschließt seine diesjährigen Veranstaltungen mit einem „Unterhaltungskranz" am Samstag, den >2. November in der „Traube". Der Abend will nichts anderes sein, als was sein Name sagt, und soll den aktiven und passiven Mitgliedern einige Stunden harmloser Fröhlichkeit bereiten. Außer Männerchören wird das Programm Solis, kleine Ensemblespiele, humoristische Vorträge und 2 Einakter bringen. Der eine, „D'Herraberger Erbschaft", führt uns in die nächste Nachbarschaft Nagolds; der andere bring! uns ins „hochdramatische" Gebiet: Schmierendirektor Speckbacher verfaßt „frei" nach Schiller „Die Jungfrau von Orleans", weil er infolge Streiks seiner Schauspieler nur mit seiner Frau, dem Dienstmädchen und deren Bräutigam, dem Gefreiten Hermann, spielen muß. Auch sonst wird der Abend noch manches Unterhaltende bieten, weshalb wohl mit einem starken Besuch gerechnet werden darf.
Otto Keller-Abevd
Unsere Zeit ist eine trübe — für den Buchhändler! Da steht er Tag für Tag, befaßt sich mit vielen Neuerscheinungen, sieht in seiner Fachschrift feine ältere und alte gute Werke in
Neuausgaben, möchte bestellen, aber.die Käufer, die
Bücherliebhabcr fehlen ihm! So steht er seufzend vor seinem reichhaltigen Lager und ist fast immer der Einzige, dessen Blick und Hand liebkosend über die Bücher streicht. Die Jugend von heute sucht ihre Befriedigung und Freude anderswo, sie hat wenig Sinn und Zeit übrig für die reichen Schätze der Literatur. Die älteren Bücherfreunde möchten wshl dann und wann ihren Bücherschatz bereichern, aber sie müssen sparen für Nötigeres. Doch ganz gewiß fände sich bei jung und alt oft ein kleiner Betrag, der an Anderem eingespart werden könnte für dm Erwerb eines Buches. Gibt's doch soviel billige und preiswerte Ausgaben, die auch einem kleinen Geldbeutel Rechnung tragen.
Um nun auch wieder in weiteren Kreisen Interesse für Literatur zu wecken und ihnen Gelegenheit zu geben, sich mit Werken und Autoren aus neuerer Zeit bekannt zu machen, hat sich die Buchhandlung Zaiser entschlossen, im Laufe dieses Winters einige Vortragsabende zu veranstalten und zwar als ersten einen Schwäbischen Abend, zu dem der außerordentlich beliebte und gefeierte schwäbische Dichter Otto
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37. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Er hatte bei seinen Worten ein altes, verstaubtes Bild aus einer Nische heroorgezogen und hielt es ihr hin.
Ilse stieß einen Laut der höchsten Ueberraschung aus.
„Ist es nicht, als wenn Sie in einen Spiegel schauten?" fragte er, nachdem er eine Weile vergleichend von dem Bilde zu Ilse gesehen hatte.
„Allerdings möchte ich fast denken, ich sähe mein Spiegelbild", antwortete Ilse. „Aber sehen Sie, diese lieblichen feinen Züge, diese zarte Gestalt — ich bin es doch nicht."
„Sie haben recht. In dem Gesicht, in der ganzen Haltung des Bildes liegt etwas Unfertiges, allzu Weiches. Träumerisches — und dieser schwärmerische Blick der Augen läßt auf Sentimentalität schließen. Das alles ist Ihnen gänzlich fremd. Ihre kraftvolle, selbstbewußte Haltung. Ihr ruhiger, sicherer Blick bilden einen gewaltigen Unterschied. Und dennoch ist die Aehnlichkeit nicht zu leugnen. — Kennen Sie die traurige Geschichte des Originals dieses Bildes?"
„2a. der alte Schäfer erzählte mir einiges."
„Eine arme, unglückliche, irregeleitete Frau war sie, meine Tante Gisela. Sie hat viel Unglück über unser Haus gebracht, aber sie mag auch bitter gelitten haben, und niemand weiß, wann und wo sie gestorben ist."
„Hat man ihren Aufenthalt denn nie erforschen können — oder den Mann, dem sie gefolgt war?"
„Das ist ja eben das Traurige an der Geschichte. Meinen armen Vater hat es um Lebensglück und Lebens- freude gebracht, daß seine Schwester verschollen blieb. — Einmal freilich hat er es in der Hand gehabt — doch warum behellige ich Sie mit der Geschichte — sie kam Sie kaum interessieren."
„Doch. Herr Graf, ich würde Sie sogar bitten, mir mehr zu erzählen, wenn ich nicht fürchten müßte —"
„Nun, was —?"
„Daß Sie dadurch gezwungen wären, mir Geheimnisse Ihrer Familie zu enthüllen."
„Geheimnisse im gewissen Sinne allerdings; und man gräbt nicht gern Dinge hervor, die einst Schmach über die Familie gebracht haben. Aber in diesem Falls liegt die Sache anders. Ich fühle das Bedürfnis, mit jemand, der der Angelegenheit vorurteilsfrei und fremd gegenübersteht, eine Sache zu besprechen, die ihre Schatten bis auf den heutigen Tage geworfen, die mich ausersehen hat. eine alte Schuld zu sühnen. Ich weiß, Sie werden mich nicht allein verstehen und das Gehörte auch verschwiegen. in Ihrem Innern bewahren. Doch ehe ich anfange. möchte ich erst wissen, welches andere Bilo Sie hier noch suchten."
„Das Bild Archibalds."
„Archibalds? — O. ich errate den Zusammenhang. Die alten Leute haben Ihnen erzählt, daß der Geist Archibalds — „der Geist von Tworrau", wie sie sagen — einst der Gräfin erschienen sei und sie seitdem nicht mehr los konnte von ihrem Auserwählten!"
„Ja. so ist es."
„Der arme Ahne wird froh sein, daß er seine müden Gebeine in kühler Erde ausruhen kann, und er wird sich hüten, emporzusteigen, um arme Menschenkinder zu ängstigen oder ihnen Unglück zu bringen. Aber jedes Geschlecht, jedes Schloß muß nun einmal seinen Geist haben. Wo bliebe sonst auch die Romantik? — — Nun sehen Sie, bitte, hier rechts her — da steht er in Lebensgröße — schrecklich und gefährlich anzusehen: Graf Archibald von Llmar-Tworrau."
Ilse hob den Blick zu dem bezeichnten Bilde auf. Ein großer Künstler mußte es gemalt haben; so lebenswarm war die Darstellung, daß man im ersten Augenblick meinen konnte, die Gestalt lebe und wolle eben aus dem breiten Holzrahmen heraustreten. Eine stolze, männliche Erscheinung mit kühnen, blitzenden Augen war es.
i Einen Augenblick war es Ilse, als wenn diese Augen
> sich in die ihren bohrten, als wenn eine geheimnisvolle ! Macht sie überflutete. Gleich darauf lachte sie belustigt auf:
> „Der Aberglaube hat sich den rechten Mann gewählt. Keiner scheint mir geeigneter, die Rolle des betörenden Geistes zu spielen."
„Spotten Sie nicht, Fräulein Römer", scherzte Graf Konrad, ,^mit Geistern ist nicht gut Kirschen essen. Lassen wir uns lieber auf die kleine Bank zu Füßen des Bildes nieder und empfehlen wir uns dem Schutz des gefährlichen Geistes. So — ich weiß, Sie haben noch ein wenig Zeit. Ich sah die Gräfin mit den Kindern fortfahren."
„Ja. ich habe Zeit", sagte Ilse, indem sie sich ohne Zimperlichkeit neben Graf Konrad niederließ.
„Ich wollte Ihnen von meiner Tante Gisela erzählen. Ich selbst habe sie natürlich nicht gekannt, da sie kaum neunzehn Jahr" war. als sie Tworrau für immer verließ. Ich kenne die traurige Geschichte nur aus dem Munde meines Vaters, der sie mir kurz vor seinem .^rme erzählte. Ich war gerade — vier Jahre sind es nun her — für einige Tage nach Tworrau gekommen, um Abschied zu nehmen; denn ich beabsichtigte, eine Forschungsreise nach Griechenland und Ober-Aegypten anzutreten, die mich für lange Zeit der Heimat fern halten sollte. Nun kannte ich zwar meinen Vater kaum anders als düster und schwermütig. aber in diesen Tagen fiel mir der müde Ausdruck, der unruhige, trübsinnige Blick seiner Augen besonders auf. Und ich betrachtete ihn mit Besorgnis. Ob er nun meinen Blick bemerkt, oder ob er gefühlt hat. daß er mich nicht mehr Wiedersehen sollte? — Er ließ mich am letzten T:ge in sein Zimmer rufen, wo er mir. krank vor Erregung und Qual, em Geständnis seiner Schuld, die sein ganzes Leben verbittert hat, machte. Diese Aussprache hatte sein Herz erleichtert, er war sogar bis zu meiner Abreise heiterer und sorgloser, als ich ihn je gekannt habe. Freilich soll er später, wie mir der alte Josef erzählte, wieder in seine Schwermut verfallen sein. In seinen Briefen an mich stand immer nur das eine, das er mir beim Abschied zugerufen hatte: „Gedenke deines Versprechens und sühne meine Schuld".
(Fortsetzung folgt.)
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