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Nr. 209

Gegriindei 1827

Donnerstag, den 8. September 1927

WerraWllg durch eine» ' ' Antrag

BonrIBölkerbund

Gens, 7. Sept. In der gestrigen Sitzung gab der italie- msche Senator Lippico begannt, die italienische Regie­rung erbiete sich, ein internationales Lehrsilminstitut mit dem Sitz in Rom zu stiften und zu unterhalten.

Daraus brachte der holländische Außenminister Bee- laert van Blockland folgenden Enkschließmrgsavtcag rin: ,3n der Ueberzeugung, daß ohne Wiederaufrollung der Lrörterungen über das Genfer Protokoll vom Jahre 1d24 es wünschenswert ist, zu prüfen, ob der Augenblick nicht ge­kommen sei, um das Studium der Grundsätze wieder aufzu- nchmen, die die Grundlage dieses Protokoll gebildet haben, and in der Erwägung, Laß es außerordentüch rmchüg ist, daß die Versammlung die Arbeiten des DorberMunysaus- schusses der Abrüstungskonferenz fördert, beschließ die Der- slMMtlung, die Prüfung der wesentlichen Grundsätze des Genfer Protokolls und die Schlußfolgerungen des Borberei- iongsansschuffes den zuständigen VersammlmrgscwsschSffev zu Derweisen."

Beelaerk fügte bei, Abrüstung sei ohne Sicherheit wicht ««glich. Ws das Genfer Protokoll gescheitert sei, habe man die Hoffnung der moralischen Abrüstung auf Locarno ge­setzt, aber trotz Locarno habe sie noch kein« großen Forb- jchritte gemacht. Alle Konferenzen werden nicht vermögen, den nächsten Krieg zu vermeiden, wenn nicht etwas Enk- scheidendes geschehe. Die Entschließung entspreche einem Be- Muß der holländischen Regierung, das Genfer Protokoll sei nicht tot, sondern schlafe nur.

Der Antrag rief große Ueberraschung hervor, denn er bedeutet tatsächlich die Wiederaufnahme des unter dem frühe­ren englischen Erstminister Macdonald (Soz.) und dem französischen Erstm-inister Herriot in der Völkerbunds- tagung vom Jahr 1924 zustande gekommenen sogenannten Genfer Protokolls, das die jetzige englische Regierung nach dem Sturz Macdvnalüs sofort in der schärfsten Form ab- lchnte. Nach Lage der Dinge ist die Entschließung nur ge­eignet, dem Osi-Locarno-Antraq. den Polen allerdings mtei anderem Namen und in weniger auffälliger Form embringen wird, Vorschub zu leisten, wenn dies auch nicht die Absicht Hollands sein mag. Der holländische Antrag würde die Fragen des Schiedsgerichts, der Abrüstung und der Sicherheit wieder in vollem Umfang ausrollen. Den Emst der neugeschaffenen Lage kennzeichnete die große Er­regung, die nach der Rede Bealaerts im Saal herrschte. Die englische Abordnung scheint durchaus gegen den Antrag zu sein, während er aus französischer Seite Beifall zu finden scheint.

Dr. Stresemann hat heute sich mit Brianü über Sen holländischen und den polnischen Antrag besprochen. Vielleicht wird er seinen Ffrig nach Berlin verschieben müssen.

Zum Schluß der Sitzung gab der Vorsitzende Guani im Schreiben Streiemanns bekannt, in dem mitgeteilt wird,

daß die Reichstagsabgeordneten Graf Bernstorff, Breit- scheid, Hoetzsch, Kaas und Rhembaben als Ersatzdelegierte in Genf Mitwirken werden.

Belgien hat sich wieder um einen nichtständigen RatsW beworben.

Der polnische Antrag

Der erste Vertreter Polens, So Kal, übergab Briand den polnischen .Sicherheits-Antrag". Der Antrag hat isie Form einer Entschließung und geht von einer Empfehlung der letztjährigen Völkerdundsversammlung auf erweiterte Anwendung von Schiodsverträgen ähnlich den in Locarno abgeschlossenen aus. Er erklärt jeden Krieg .als außer den Gesetzen stehend". Mit dieser Formel werde an eine Ver­vollständigung des Artikels 15 des Völkerbundspaktes ge­dacht, der m einem Streitfall, über den kein einstimmiger Spruch des Völkerbundsrats erreicht werden könne, den Mächten die Berechtigung zur Ergreifung solcher Maßnah­men geben soll, die ihnen für die Verteidigung ihres Rechts notwendig erscheinen.

Ueber die neue polnische Formel fand am gestrigen Spät­abend auch bereits ein Gedankenaustausch zwischen der eng­lischen und der französischen Abordnung statt.

Die Kleinstaaten für die Abrüstung Die kleinen Staaten sind enttäuscht

Gens. 7. Sept. In 'der heutigen Sitzung trat der Ver­treter Finnlands, Ehrich, warm für den holländischen An­trag ein, man müsse di« ganze Frage nochmals genau prü­fen, bevor man sich auf Bindungen festlege, die nicht halt­bar seien. Cielens (Litauen) sprach ebenfalls dafür, die Grundgedanken des Genfer Protokolls auf irgend eine Weise wieder lebendig zu machen. Der lettländische Außenminister übte scharfe Kritik an den Kriegsrüstungen der Staaten; im vergangenen Jahr hätten die europäischen Staaten 1450 Millionen Dollar dafür ausgegeben. Der Unterschied gegen 1913 sei geradezu auffallend. Die gleichen Kräfte wie da­mals seien am Werk, die Erhaltung des Friedens zu Hinter­treiben.

Der schwedische Außenminister Loefgren bedauerte, daß in dem Bericht des Völkerbundsrats so manches Wich­tige gefehlt habe. Die Lücken des Berichts seien aber kein Beweis für Ruhe in Europa, sondern dafür, daß der Rat es nicht für zweckmäßig gehalten habe, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Die kleinen Staaten seien enttäuscht. Es genüge nicht, vorbereitende Abrüstungs­kommissionen" zujammenzurrrfen. Die Mächte, besonders die Großmächte, müssen «Mich einmal sagen, welche Zugeständ­nisse sie sich gegenseitig machen und ans welche politischen Si­cherheiten sie sich seWegen wollen. Parker Befall.)

*

Roch demDaily Telegraph" so« EnHand es ablehnen, sür die Sicherung von LändengDeuzen auf dem Festland eine BSvgjchcHtz« übernehme».

Der Wettbetrug

ii

Die Rüstungen der ehemaligen Feindfiaaten

Durch den Weltkrieg und den Völkerbund sollte bekannt­lich nach den Behauptungen der Verbandsgewaltigen der Krieg und seine angebliche Ursache, dieGeheimdiplomatie" mit ihrer Bündnispolitik aus der Welt geschafft werden unk demzufolge die Menschheit mit einer allgemeinen Ab­rüstung beglückt werden. Mer nie sind mehr Bündniss« geschlossen worden man nennt sie jetzt schämigFreund­schaftsabkommen" nie ist die Geheimdiplomatie so in« Kraut geschossen und haben die Rüstungen ein solches Aus­maß und ein solches Tempo gehabt, nie herrschte in der Poli­tik neben rücksichtslosester Brutalität eine solche Unaufrichtig­st und Verlogenheit, wie nach dem Friedensschluß von Versailles und seit dem Bestehen des Völkerbunds. Unk wenn man vor dem Krieg gesagt hat, die Rüstungen der Staaten müssen einmal zu einem Kriea sichren müsser die jetzigen Ueberrüstungen nicht erst recht die Kriegsgefahr heraufbeschwören? Die Rüstungen in den verschiedenen Ländern soweit sie amtlich bekannt ge geben wurden, sind folgende:

Rüstungsstand 1927

Frankreich: 727 500 Mann (Kriegsstärke 4 500 00« dcann), 375 leichte, 386 schwere, 50 Flugzeugabwehr-Bat- 19 344 leichte, 15 600 schwere Maschinengewehre, 6568 Tanks, 1615 Kamps- und Bombenflugzeuge. Durch die beu« Heeresreform wird das stehende Heer zahlenmäßig 502 000 Mann, vermindert (19 000 Mann mehr als E4), die Kriegsstärke jedoch vermehrt und die Schlogsertig- erhöht.

-.England (ohne Indien): 160 000 Mann (Kriegsstärke ^900000). dazu 150 000 freiwillige Miliz. 97 leichte, 51 M»ere, 45 Fl.-Batterien, 4400 leichte. 2000 schwer« Mo- khme-ngewehre, 300 Tanks, 1215 Flugzeuge.

Italien: WtzOOO Mann (3 500 000). 395 leichte. ISS

schwere, 50 (?) Fl.-Batterien, -5000 leichte, 2000 schwer« Maschinengewehre, 120 Tanks, 1100 Flugzeuge.

Japan: 235000 Mann (4 000 000), 104 leichte, 78 schwere, ? Fl.-Batterien, 4896 leichte, 816 schwere Ma­schinengewehre, 40 Tanks, 370 Flugzeuge.

Rußland: 1050 000 Mann (6 000 MO), 628 leichte. 90 schwere, 24 Fl.-Batterien, 7330 leichte, 14100 schwere Maschinengewehre, 400500 Tanks, 800 Flug,zeuge.

Polen: 306 804 Mann (2 000 0tz0), dazu 24000 Grenz­wacht, 321 leichte. 103 schwere, 26 Fl.-Batterien, 5800 leichte, 3900 schwere Maschinengewehre, 220 Tanks, 600 Flugzeuge.

Tschechoslowakei: 120 000 Mann (1300 000). 198 leichte, 114, schwere, 36 Fl.-Batterien. 6462 leichte, 1162 schwere Maschinengewehre, 60 Tanks, 500 Flugzeuge.

Südslawien: 148 000 Mann (1 600 000). 169 leichte. 31 schwere, 4 Fl.-Batterien, 1350 leichte, 380 schwere Ma­schinengewehre, 10 Tanks, 300 Flugzeuge.

Rumänien: 143 169 Mann (1000 000), 272 leichte. 42 schwere, 19 Fl.-Batterien, 3500 leichte. 1700 schwere Maschinengewehre, SO Tanks, 250 Flugzeuge.

Vereinigte Staaten: 136 000 Mann (3 000 000), dazu 172000 freiwillige Miliz, 252 leichte, ? Fl.-Batterien, 17 100 leichte, 8000 schwere Maschinengewehre, 547 Tanks. 1600 Flugzeuge.

Die Rüstungen zur See

Frankreich: 9 Großkampsschiffe (bis 23 500 Tonnen und 30,534 Zentimeter-Geschütze), 16 Geschützte Kreuzer, 86 Torpedoboote und Torvedojäger, 59 Tauchboote, Marme- personal 58 650 Mann. Weitere Schiffe sind im Bau.

England: 22 Großkampsschiffe (bis 40000 Tonnen und 30,540,6 Zentimeter-Geschütze), 49 Geschützte Kreuzer, 191 Torpedoboote und Torpedojäqer, 68 Tauchboote, Ma­rinepersonal 103 025. Weitere Schiffe im Bau.

Italien: 5 Eroßkamvffchiffe (bi? 23 500 Tonnen), 19

Fernsprecher Nr. 28

191. Jahrgang

Tagesfpiegel

____v. hindenburg Ht »ach PerKn zurück-

gektzrl.

Die vSchlste Reichstagstogung dürste ein» 14 Tage dauern.

Me verlautet, hat der englische Gesandte die litauisch« Segieruug ach die Folgen ihrerPolitik" im Memelian» (Ausweistmq und Unterdrmkunq der Deutsche«) schmeckst»» gemacht. Dieses Vorgehen könne die Unterstützung durch dir öffentliche Meinung nicht beanspruchen.

Ach dem Gewerkschaftskongreß « Edinbvcg billigte» dir Vertreter von Z 746 000 Arbeitern die vom Gewerkschafts­kongreß getroffene Verfmprng, wonach alle brAffche» Ge- werkschaffen sich von -er kommunistischen Deweguog de, Minderheit loszusagen haben. Die Minderheit, die dagq»» stimmte, vertritt 140 SOO Arbeiter.

Geschützte Kreuzer, 68 Torpedoboote und Torpedojäger, 26 Tauchboote, Marinepersonal 45 460 Mann. Weitere Schiffe im Bau.

Vereinigte Staaten: 18 Großkampffchiffe (bis 34 100 Tonnen und 3040,6 Zentimeter-Geschütze), 33 Geschützte Kreuzer, 295 Torpedoboote und Torpedojäqer, 129 Tauchboote, Marinepersonal 112 514 Mann. Eine ganze Rejhe neuer Kreuzer und kleinerer Schiffe werden in den nächsten Jahren gebaut.

Japan: 10 Großkampffchiffe (bis 34300 Tonnen und 35,640,6 Zentimeter-Geschütze), 32 Geschützte Kreuzer, 99 Torpedoboote und Torpedojäger, 41 Tauchboote, Marine- personal 72 800 Mann.

Deutschlands Abrüstung

Deutschland hat nach dem Versailler Vertrag ein Berufsheer zu unterhalten, das einschließlich 4000 Offiziere den Bestand von 100 000 Mann nicht überschreiten darf (7 Infanterie- und 3 Kavallerie-Divisionen). Eine Kriegsstärke" gibt es nicht. An Artillerie besäst die Reichswehr 72 leichte Batterien, schwere und Fl- Batterien dürfen nach dem Versailler Vertrag nicht gehalten werden, ebensowenig Tanks oder Flugzeuge. Die Zahl der Maschinengewehre beträgt 2336 (1475 leichte und 861 schwere).

Wi Kriegsschiffen darf Deutschland nur 6Groh- kcanpfschiffe" bis lMhstens 10 000 Tonnen und verminderter Bewaffnung besitzen, ferner 6 Geschützte Kreuzer bis höchstens 6000 Tonnen (davon sind drei bis jetzt gebaut), 24 Torpedo- borüe und Torpedojäger von höchstens 200 bzw. 800 Tonnen, 0 Tauchboote. Marinepersonal 15 000 Mann.

Die Entwaffnung

An Schiffsmaterial wurde zerstört, abgewräckt, versenkt oder ausgeliefert: 26 wirkliche GroßkampffchiHe. 4 Küstenpanzer, 4 Panzerkreuzer, 19 kleinere Kreuzer, 21 Schul- und Spezialschiffe, 83 Torpedoboote und 315 Tauch­boote.

Ferner wurden ab g elies e-rt bis Herbst 1923 : 54 887? Geschütze und Rohre, 28 469 Miueuwerfer uird Rohre. 28 003 Lafetten, geladene Artilleriegeschosse und Minen 38 750 000, ungeladene Geschosse und Minen, leere Hand­granaten 6 680 000 Ztr., Pulver 752 000 Ztr., scharfe Zünder 59 300000, leere Kartuschen und Patronenhülsen 440 000 Zentner, Handschuhwaffen 6 000 000, HandwoKenmu«8on rund 472 200 000, scharfe Hand-, Gewehr- und Wurf­granaten 16 550 000, Maschinengewehre 105 500, MmMons» leeren 79 500, Flugzeuge 14 014, Flugzeugmotoren 27 7SL.

Zerstört worden sind 19241926: 7000 Gewehre und Karabiner, 7300 Pistolen und Rsookrer, 28 schwere» 3V leichte Maschinengewehre, 180 MG.-Schlitten, 1437 MG»- Läufe, 1 Million Munition, 21 fvhrbcwe Werkstätten, L Flakgeschützwagen, 10 Protzen, 64 000 SttMhelme, 174 00V Gasmasken, ein gewaltiges Material von Ersatstejten aller Art, 2500 wertvolle Maschinen der Waffenindustrie.

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Das ist der Stand der Dinge heute. Wenn daher in der gegenwärtigen achten Taguna des Völkerbunds Frank­reich und Polen wieder über «ungenügende Sicherheit" troß Locarno klagen und geradewegs oder auf Umwegen ein Ost-Locarno durch den Völkerbund herbe^n- führen streben, und .zwar mit der geheimen Untersttchrmg Englands, so ist das nichts anderes als die Fortsetzung de« Weltbekrugs, der schon vor 25 Jahren auf nichts andere« hinauslief, als das Deutschland, das sich immer als der zuverlässigste Hüter des Friedens erwiesen hat. zur dauernden völligen politischen und wirtschaftlichen Ohn­macht .zu verurteilen. Das Geseufze Polens über seine an­gebliche Bedrohung läuft auf nichts anderes hinaus, als aui den nichtswürdigen Plan, sich gelegentlich ganz Ober schlssiens und Ostvreußens zu bemächtigm. Und darin wirk cs von dem haßtollen Frankreich nach Kräften unterstützt

68. Katholikentag "

Dorff««». 7. Sept. Die driM und l-tzle SffsMche sammlung des Katholikentages begann gefie» mit einer Rede des LarrdessekretSrs des Do Dr. G e tz e n v - Stuttgart, über .Weihe und

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