AUS ALLER WELT
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Cecil B. de Mille dreht Mmnmiitfhm bei den Pyramiden
„Da nun Moses seine Hand recket über das Meer, ließ es der Herr hinwegfahren durch einen starken Ostwind die ganze Nacht. Er machte das Meer trocken und die Wasser teileten sich voneinander. Und die Kinder Israel gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trocknen, und die Ägypter folgeten und gingen ihnen nach, alle Rosse Pharaos und Wagen und Reiter mittens ins Meer ... Da reckete Moses seine Hand aus über das Meer, und das Meer kam wieder, und die Ägypter flohen ihm entgegen. Also stürzte sie der Herr mitten ins Meer, daß das Wasser wiederkam und bedeckete Wagen' und Reiter und alle Macht des Pharao, daß nicht Einer von ihnen übrig blieb.“ — So berichtet die Bibel übe ein berühmtes Geschehnis, das sich während des Auszuges der Kinder Israel aus Ägypten ereignet haben soll und das jetzt das Thema
eines Monumentalfilms ist
Drei PistolercaUiUooe haiici: scnail und alarmierend durch die ägyptische Wüste unweit der! Pyramiden. Wieder ein Zwischenfall in dem unruhigen Land? Nein, mit keinem Putsch oder Aufstand oder sonst einem Zwischenfall haben die Schüsse zu tun, oder höchstens mit einem, der sich vor vielen, vielen Jahrhunderten abgespielt hat, mit dem in der Bibel geschilderten Auszug der Juden aus Ägypten. Damals hat man allerdings nicht mit Pistolen geschossen, und auch jetzt schießen nicht etwa die heutigen Ägypter in altem Groll den längst
Kleiner Schnappschuß am Rande einer »an deren Welt“: Einer von vielen, der als Schauspieler bei diesem Monstrefilm tnif-
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Dahingezoeciicii na— Es wird auch keineswegs scharf geschossen, sondern mit Platzpatronen, von einem mittelgroßen älteren Herrn, der in einem Fauteuil hoch über den Köpfen der anderen auf einem Gerüst thront: von dem berühmten Filmregisseur Cecil B. de Mille, der hier in Ägypten Außenaufnahmen für einen neuen Film dreht.
„Die Zehn Gebote“ heißt dieser Film, in dem de Mille noch einmal den großen biblischen gestalten unternimmt, aus dem er schon einmal, in fernen Stummfilmtagen, ein
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Monsterschauspiel gemacht hat. Mit diesen neuen „Zehn Geboten“ will de Mille Abschied vom Film nehmen; an seinem 75. Geburtstag im August 1956, an dem die Uraufführung des Films stattfinden soll.
Sieben Jahre wird dann die Herstellung dieses Films gedauert haben. Fünf Jahre waren allein für die Vorbereitungen nötig. Dementsprechend hoch sind auch die Kostens Auf zehn Millionen Dollar wurden sie veranschlagt — eine Million Dollar’für jedes Gebot.
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In der Nähe der Pyramiden hat de Mille in der ägyptischen Wüste den größten Kulissenbau aufführen lassen, der je in der Geschichte des Films errichtet wurde. Die Tore der Ramses-Stadt sind 220 Meter breit, 200 Meter tief und 36 Meter hoch. Eine „Straße der Sphinxen“ führt zu dem Tor, die von sechzehn Sphinxen, acht auf jeder Seite, flankiert wird. Drei Pyramiden ließ de Mille neben denen der Pharaonen erstehen, und die schaulustigen Touristen haben beinahe mehr Interesse für seine Neubauten als für die Originale.
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Am Aufnahmeplatz fragte ich einen Kameramann, warum de Mille, wenn schon Kulissen gebaut werden mußten, sie nicht gleich in Hollywood gebaut hat, wo Wetter und Sonne fast genau so seien wie in Ägypten. Der Kameramann lachte: „Da kennen Sie de Mille schlecht. Wenn der Dantes .Inferno* verfilmen will, dann müssen die Massenszenen in der Hölle gedreht werden!“
De Mille selbst nennt zwei Gründe, warum er „Die Zehn Gebote" in Ägypten dreht. Erstens, um die wahre Stimmung und Atmosphäre herauszukriegen, und zweitens, um „authentische“ Typen für die benötigten 10 000 Statisten zu bekommen: Ägypter aus Kairo und den umliegenden Dörfern, die er in den Massenszenen des Auszuges der Juden verwendet. Außerdem gibt es kein einziges dieser dicken Schafe und auf keinen Fall so viele Kamele, wie ich sie bei einer einzigen Szene sah; und ich habe bei weitem nicht alle gesehen. Wasserbüffel, Kamele, Esel, Schafe, Ziegen, Gänse, Tauben, Pferde; Tausende und aber Tausende werden alle in dem Mammutfilm zu sehen sein.
All diese Massen an Menschen und Tieren können nicht einfach durch Rufe, auch nicht unter Zuhilfenahme von Lautsprechern dirigiert werden. Deshalb ist man auf den Ausweg der Schüsse als Signale gekommen. Drei Schüsse bedeuten „weiterdrehen“, drei weitere „Aufnahmen einstellen“.
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64 Regieassistenten helfen bei diesem Film — die „normale“ Zahl ist bei einem anderen Film 3. De Mille brachte sechs aus Hollywood mit, die anderen kommen aus der ägyptischen Filmindustrie. Sie mischen sich unter die Menge und versuchen, sie dazu zu bringen, den Anordnungen von de Mille, die über den Lautsprecher von einem ägyptischen Assistenten ins Arabische übersetzt werden, zu folgen. Ihre schwerste Aufgabe ist es, die vielen
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In der heißen Sonne Ägyptens und im Schatten der Pyramiden dreht der bekannte amerikanische Regisseur Cecil B. de Mille seinen großen Film „Die zehn Gebote“. Neben den Bauwerken der Königsgräber aus den Jahren 3000 v. Chr. ließ de Mille noch seine eigenen Kulissen-Pyramiden entstehen
Tausende von Statisten, Frauen, Männer und Kinder, die noch nie eine Filmkamera gesehen haben, davon abzuhalten, in die Linsen zu starren, wenn die Kameras mit den Aufnahmen beginnen.
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Abteilungen der ägyptischen Armee geben eine außerordentlich gute Unterstützung. Sie bewachen die Kulissen und die Ausstattung, samt den hier gebauten 200 Streitwagen und
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Die Wüste, die Hügel und zahllose Menschen und Tiere sind die echten Kulissen und Mitspieler in diesem biblischen Filmwerk
den Wagen aus Gold und Leopardenfeilen, in dem Ramses fährt und der in Hollywood hergestellt wurde. Ein Regieassistent ist Major der ägyptischen Armee. Ihm fiel die schwierige Aufgabe zu, die Wagenlenker auszubilden. Beim Drehen der daherbrausenden Streitwagen gab es nur ganz wenige Zwischenfälle. *
Henry Noerdlinger, ein Schweizer, ist der oberste wissenschaftliche Berater; er hat das letzte Wort in allen Fragen der historischen Echtheit. Er hat einige hundert unbezahlte Berater, manche davon in England. Er kennt die Bibel so gut wie nur irgend jemand, aber er erzählte mir, als wir in einem Jeep saßen,
mit der Bibel unter dem Arm, de Mille an seiner Linken und Kamelen im Umkreis, so weit das Auge blicken konnte: „Es ist eigenartig, so wie man einen Film dreht, der an ein religiöses Thema rührt, bekommt man Tausende von Briefen mit Ratschlägen.“
Einer setzte ihn kürzlich besonders in Erstaunen. Eine englische Dame schrieb ihm: „Bitte denken Sie daran, daß Moses gestottert hat.“ Noerdlinger wußte das, aber was für einen Film würde es geben, wenn Moses drei Stunden lang stottert?
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Ich hätte viel versäumt, hätte ich de Mille nicht dabei gesehen, wie er die Leiter hinauf- und hinunterkletterte, mit einem Fernsehglas vor den Augen, mit dem er das Sandmeer absuchte und dann dem Schwarm von Assistenten seine knappen Anordnungen gab. Oder wie er Moses instruierte, der zwei Tage lang den Auszug anführte: „Wenn du deinen Stab hebst, mein Junge, und so das Zeichen zum^Aufbruch gibst, vergiß nicht, daß 20 000 Herzen — die Tiere mit eingeschlossen — hinter dir scb 1 "-"m w"*"-'“
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• Eva Bartok, die seinerzeit die Sittlichkeit in Atem hielt, als sie sich mit dem Marquis Milford! Haven, einem Freund der englischen Königsfamilie, nach allen Regeln der Kunst vergnügte, später allerdings den nobeln Englishman gegen den Filmschauspieler Curd Jürgens eintauschte, trat im englischen Fernsehprogramm als Jungfrau von Orleans auf. Ja, ja, den Wundern der Technik sind keine Grenzen gesetzt . . .
• Neuestes Bonmot von Christian Dior. „Leute, die behaupten, der chemische Krieg sei eine Errungenschaft des zwanzigsten Jahrhunderts, vergessen, daß sich schon Kleo- patra parfümierte . . .“
• Ali Khan ist verärgert. Laut Abkommen mit Rita Hayworth darf er seine Tochter Yasmine drei Monate jährlich bei sich haben. Jetzt will man sie ihm nur sechs Wochen überlassen. Er ist nun nach New York geflogen, um Pferde zu verkaufen und auch diese Angelegenheit zu regeln. „Wenn nicht“, drohte er, „werde ich einen Prozeß anstrengen!“
• Elsie Attenhofer gastferte in Bonn. Eines Abends war Bundespräsident Heuss im Zuschauerraum. Eine der Nummern bestand in einem Telephongespräch mit — ihm. Das Publikum hielt den Atem an. Aber Heuss schmunzelte. Nachher ließ er der Schweizer Künstlerin einen großen Strauß Nelken auf die Bühne schicken.
Weite Welt - friedlose Menschen:
MEXIKO: Der Baum der traurigen Nacht
Eine historische Erinnerung aus dem Land des weißen Reihers / Revolution und Chaos durditobte ganz Mexiko
Hoch über den dumpfen Niederungen und den fieberdurchschüttelten Sümpfen der Tiefe, der Tierra caliente, liegt das Land Aztlan, das Land des weißen Reihers, mit seiner Hauptstadt Mexiko ciudad, wie sie der Spanier nennt.
Vor dieser Stadt stand einst ein alter morscher Baum, der nur wenige Äste und fast keine Blätter mehr hatte. Beschützend umschloß ihn ein Eisengitter. Vielleicht steht er noch heute da, der alte, brüchige Baum. Die vielen Wirren, die seither Mexiko durchtobten, werden ihn kaum umgestürzt haben.
Er ist seit Jahrhunderten daran gewöhnt, daß es unruhige Zeiten gibt und auch weiterhin geben wird. Er weiß auch, daß es immer wieder Leute geben wird in diesem Lande, in dessen Erde er Wurzel geschlagen hat, die sich um ein Nichts die Köpfe einschlagen. Aber man kann wohl kaum die Schuld in dem alten Baum suchen. Und so stellt er für jeden Mexikaner so eine Art Heiligtum dar, zumindest aber eine pietätvoll geachtete historische Erinnerung.
„El arbol de la noche triste“ lautet sein wohlklingender Name — Baum der traurigen Nacht, jener denkwürdigen Nacht des 1. Juli 1520, wo Cortez aus Mexiko ciudad vertrieben wurde. Unter dem Baume, der damals, vor mehr als 400 Jahren, noch jung und von dichtem Gezweig war, soll der Spanier verzweifelt zusammengebrochen sein und bitterlich geweint haben. Cortez, dem Eisernen, sieht solch unnützes, weichliches Frauengebaren nicht gerade ähnlich. Denn in entscheidender Stunde
hat der bekannte Feldherr wohl anderes zu tun gehabt, als billige Tränen zu vergießen. Aber die Sage weiß es nun so und wir wollen ihr glauben, wie Kinder dem Märchen.
Cortez, so sagt die Chronik, zog damals mit 16 Pferden und 600 Waffenfähigen, beraten von Marina, seiner Geliebten, der schönen Indianerin, abenteuerlich und unwahrscheinlich mit dieser Hand voll Leuten zum Kampfe gegen ein riesiges Reich aus. Massen von Feinden ballten sich vor ihn zusammen. Die eigenen Genossen fielen ihm von Cuba aus in den Rücken. Am Ende aber stand er doch als Sieger auf dem Plan.
Seit Urzeiten träumt der mexikanische Indianer von einem Lichtgotte, der da kommen sollte, zu herrschen und zu befehlen. Schon in Cortez, dem Manne weißer Hautfarbe, der unter dem arbol de la noche triste müde gerastet, glaubte das Volk den Sohn der Sonne begrüßen zu dürfen. Aber es war ein grausamer Irrtum. Der vermeintliche Gott wurde ihr Zwingherr, der dem Lande ein schweres Joch auferlegte. Jahrhunderte lange sollte es dauern. Als es dann aber schließlich mit der spanischen Herrschaft zu Ende ging, kam das Chaos. Ein Bürgerkrieg um den nächsten durchtobte ganz Mexiko.
Dem Baum vor der Stadt, der Cortez, dem falschen Heiland, mit seinem grünen, kühlen Gezweig Trost in die brennende Seele gerauscht, wurden vor Gram die Äste kahl und sein Stamm morsch. Ein Sohn der Sonne nach dem andern zieht an ihm vorbei. Bruder tötet den Bruder, bis eines Teiges doch ein richtiger
Mann, Porfirio Diaz, kommt. Und der Baum, der alte, kahle Baum, treibt plötzlich junges Grün, wie um den Befreier zu grüßen, mit den Blattern der Hoffnung. Und dieses Mal hat der alte Baum fast recht gehabt. Obwohl Porfirio als Rebell kam, so war doch mit einem Schlage alle Rebellion verschwunden, als er fest im Sattel saß. Gewiß, seine Faust war hart und eisern, ähnlich die von Cortez. Aber sie hat auch Großes erreicht, hat diese eiserne Hand binnen kurzem das Land sicheren und geordneten Zuständen entgegengeführt. Und dann begann die Erschließung der unerrpeß- lichen Reichtümer, die überall schlummerten. Als Diaz nach 34jähriger Präsidentschaft gestürzt wurde, begannen wieder die Revolutionen und das Chaos.
El arbol de la noche triste! So manLier brave Mexikaner mag unter diesem Baum gesessen und geweint haben über das Schicksal seiner schönen Heimat. Weiter wandert das Schicksal und die müde Sehnsucht nach dem lichten Messias, der da kommen soll.
Wäre es nicht angebracht, daß auch wir in unserer Heimat irgendwo eine Esche, eine Eiche oder irgend einen anderen Baum aufsuchen würden, unter dem wir über das Schicksal unseres Volkes klagen und weinen? Gewiß, das Weihnachtsfest bringt uns jedes Jahr aufs neue den Erlösungsgedanken, die Hoffnung und den Trost, daß uns Christus wieder geboren wird zum Heile der Menschheit. Und doch hoffen wir immer wieder, daß auch uns eines Tages der Baum der Hoffnung grünen möge, der starke Baum unserer Zukunft.