MONTAG, 2 7. DEZEMBER 1954
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NORDWÜRTTEMBERG
Strafverfahren eingestellt
Stuttgart. Die Zweite Strafkammer des Landgerichts Stuttgart hat ein gegen den Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Arnulf Klett, den Stadtkämmerer Bürgermeister Josef Hirn und andere ehemalige Mitglieder der Girokasse wegen Untreue anhängiges Strafverfahren auf Grund des Straffreiheitsgesetzes vom 17. Juli 1954 eingestellt. Das Verfahren war im Zusammenhang mit dem Kreditfall Bürkle eingeleitet worden. Es hat nichts mit dem zivilrechtlichen Schadensersatzprozeß der städtischen Girokasse Stuttgart gegen Dr. Klett und andere Mitglieder des Kreditausschusses der Kasse zu tun.
Sauter hat gestanden
Stuttgart. Der 41 Jahre alte Josef Sauter hat vor der Stuttgarter Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft gestanden, daß er am 30. November in Stuttgart die 62 Jahre alte Rentnerin Rosine Wohlfahrt ln ihrer Wohnung ermordet hat.
Liederhalle kann gebaut werden
Stuttgart. Der Stuttgarter Gemeinderat hat dem Bau des neuen Konzerthauses „Stuttgarter Liederhalle“ zugestimmt und den Kostenvoranschlag von 8,1 Millionen DM genehmigt. Das Kon- zerthaüs soll an der Stelle der Im Krieg zerstörten alten Liederhalle erbaut werden.
Die Flurbereinigung in Baden-Würtiemberg
Verfahren, die 28 000 Hektar umfassen, sind zur Zeit im Gange / 35 weitere werden vorbereitet
Tübingen. Im Regierungsbezirk Süd- württemberg-Hohenzollern sind zur Zeit 52 Flurbereinigungsverfahren, die eine Fläche von etwa 28 000 Hektar umfassen, im Gang. In den nächsten zwei Jahren sollen weitere 35 Verfahren stattßnden. Drei dieser Flurbereinigungen sind in den letzten Jahren mit der Aussiedlung bäuerlicher Betriebe verbunden worden. Ach$ weitere Verfahren sind geplant oder schon in Angriff genommen.
Die Gemeinden, die ihre Gemarkung einer Flurbereinigung unterziehen, sind von sehr unterschiedlicher Struktur. Sie reichen vom rein bäuerlichen Weilerdorf bis zur Arbeiterwohngemeinde mit nur wenigen rein landwirtschaftlichen Betrieben. Es gibt Dörfer, deren Gemarkung schon früher im Zuge der sogenannten Felderbereinigung durch ein Wegnetz erschlossen worden ist, beim größeren Teil der Gemarkungen muß jedoch zunächst eine Feldeinteilung durch ein den Ansprüchen der Technik genügendes Wegnetz getroffen werden, bevor mit der erstrebten großzügigen Zusammenlegung des zersplitterten Grundbesitzes begonnen werden kann.
Von seiten des Bundes wird die Auflockerung der Dörfer durch Aussiedlung einzelner Betriebe im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens immer stärker in den Vordergrund gestellt. Wenn eine solche Aussiedlung erfolgt, kann die Flurbereinigung einen weit größeren
SÜDWÜRTTEMBERG
Dr. Lutz Landespolizeidirektor
Tübingen. Oberregierungsrat Dr. Hermann Lutz bei der Landespolizeidirektion Südwürttemberg - Hohenzol- lern ist zum Landespolizeidirektor ernannt worden. Außer der Landespolizeidirektion leitete Dr. Lutz auch die Unterabteilung öffentliche Sicherheit und Ordnung beim Regierungspräsidium Südwürttemberg-Hohenzollern.
Wintersport stundenweise
Ebingen. Auf der Zollernalb und dem Großen und Kleinen Heuberg konnte nur am ersten Weihnachtstag Wintersport getrieben werden. Gestern stieg die Temperatur auf über 6 Grad an und der Schnee ging in Regen über. Große Teile der Alb sind schneefrei. Die Bäche in den Kreisen Balingen und Hechingen sind über die Ufer getreten.
30 000 DM Brandschaden
Ebingen In der Nacht zum 24. Dezember brach in einem Ebinger Geschäftshaus aus bisher nicht- geklärten Gründen ein Brand aus. Er griff sehr rasch um sich und die Löscharbeiten erwiesen sich als sehr schwierig. Ein großer Teil des Lagerbestandes (Trikota- gen) wurde zerstört. Der Sachschaden wird mit etwa 30 000 DM angegeben.
Neue Argenbrücke
Wangen i. A. Im Bundeshaushalt für 1955 sind 250 000 Mark für den Bau einer neuen Argenbrücke bei Eglofstal vorgesehen. Die bisherige „Todesbrücke“ bedarf dringend der Auswechslung, weil sie dem modernen Verkehr auf der stark jelebten Bundesstraße 12 Wangen—Isny, besonders in den Monaten des Fremdenverkehrs, nicht mehr gewachsen ist. Im Zuge der zur Zeit laufenden Verbreiterungs- und Korrektionsarbeiten soll auch die berüchtigte Eglofser Steige umgebaut werden'.
Bohrungen nach Erdöl
Wangen. Norddeutsche Bohrgesellschaften haben ihre Versuchsbohrungen nach Erdöl auf die Markung Amt
zell im Kreis Wangen ausgedehnt und dort zwei Bohrtürme errichtet. Die seismographischen Aufzeichnungen der Sprengungen werden ergeben, ob die geologische Beschaffenheit der Erdschichtungen auf Erdölvorkommen schließen lassen. Nur wenn Aussicht auf Erdölfunde besteht, wird auch in die Tiefe gebohrt. Mit einigen Bohrversuchen im Voralpenland hatten die Bohrgesellschaften schon Erfolg.
70 Millionen Liter Weingeist
Tettnang. Der Branntwein ist heute keine Mangelware mehr. Es besteht vielmehr ein Überangebot. Dies geht, wie der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Klein- und Obstbrennverbandes, Karl E r d r i c h , Offenburg, auf einer Tagung der 1400 Kleinbrenner des Kreises Tettnang mitteilte, allein aus der Tatsache hervor, daß die Bundesmonopolverwaltung heute auf 70 Millionen Liter Weingeist „sitzt“. Die Geschmacksrichtung der Verbraucher habe sich in den letzten Jahren geändert. Heute würden „harte“ Spirituosen, wie Kognak und klare Branntweine, bevorzugt
Nutzen erzielen. Der Bund fördert auch die Errichtung ganzer Weilersiedlungen durch die gemeinnützigen Siedlungsgesellschaften (Badische Landsiedlung Karlsruhe und Württembergische Landsiedlung Stuttgart). Die Badische Landsiedlung hat sich seit dem Jahre 1945 der Aussiedlung bäuerlicher Betriebe aus engen Dorflagen in verstärktem Maß gewidmet; der Württembergischen Landsiedlung jedoch war dies neben der umfangreichen Besiedlung von Boden
reformland weniger möglich. Es ist aber zu hoffen, daß auch in Südwürttemberg- Hohenzollern in den nächsten Jahren mehr Aussiedlungsverfahren als bisher in Angriff genommen werden.
Bevor die Siedlungsgesellschaften ein Projekt in Angriff nehmen, muß seine Finanzierung in allen Punkten feststehen und muß das Landesamt für Flurbereinigung und Siedlung, das dem Ländwirtschaftsministerium untersteht, seine Genehmigung dazu erteilt haben.
Schnee und Regen an Weihnachten
Neckarschiffahrt eingestellt / Keine akute Hochwassergefahr
Stuttgart. Die Schneefälle, die am Heiligen Abend in den meisten Gebieten Südwestdeutschlands einsetzten, gingen am ersten Weihnachtsfeiertag in Regen über. Am Weihnachtsmorgen gab es zwar noch eine dünne Schneedecke auf den Dächern der Häuser. Wälder und Berge boten ein winterliches Bild. Am zweiten Weihnachtsfeiertag setzte Tauwetter ein, und nur in Lagen von 1200 m kletterte die Quecksilbersäule nicht über den Gefrierpunkt.
Die reichen Niederschläge hdben den Neckar während der Weihnachtsfdler- tage weiter anschwellen lassen. Die Schiffahrt kann deshalb vorläufig weder im Gebiet von Mannheim noch bei Heilbronn wieder aufgenommen werden, weil der höchste noch schiffbare Wasserstand immer noch überschritten ist. Bei Mannheim und Heidelberg ist das Neckarvorland überflutet. Akute Hochwassergefahr besteht nicht. Viele Schiffe wurden auf dem Neckarkanal durch das Ansteigen des Wassers in den Schleusen festgehalten. Ihre Besatzung konnte über Weihnachten nicht an Land kommen.
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Allzugroße Unverfrorenheit wurde in Eyb ach, Kreis Göppingen, einem Fuchs zum Verhängnis. Am hellichten Tag drang Meister Reineke in das Gehege eines Hühnerstalls ein, zerriß zwei Hühner, spazierte durch die geöffnete Klappe zum Nachtstall der Hühner und wartete dort seelenruhig auf neue Opfer. Der Hühnerbesitzer fand die beiden von dem Fuchs getöteten Hennen. Er fing darauf zwei im Freien herumlaufende Hühner ein und schob sie in den Nachtstall, nicht ahnend, daß dort der Fuchs saß. Meister Reineke packte die Hühner, die ihm wie gebratene Tauben in den Mund flogen, und zerriß sie. Durch den Lärm wurde allerdings der Hühnerhalter aufmerksam. Er trat in den Stall und.erschlug den Fuchs.
Die Feiertage nahmen in Südwestdeutschland ihren gewohnten Verlauf mit überfüllten Christmetten und Weihnachtsgottesdiensten. Bundespräsident Theodor Heuß nahm am Weihnachtsmorgen, von der Familie seines Sohnes begleitet, an dem Gottesdienst in der alten Dorfkirche von Rotteln in der Nähe von Lörrach teil. Am Heiligen Abend wohnte er in der öffentlichen Wärmestube der Stadt Lörrach einer Weihnachtsbescherung für alte und gebrechliche Leute bei, die von den cari- tativen Verbänden der Stadt veranstaltet wurde.
Zum Weihnachtsfest kehrte die Bessa- rabiendeutsche Hulda Kronschnabel mit fünf Kindern nach zehn Jahren russischer Gefangenschaft zu ihrem Man n nach Tischardt, Kreis Nürtingen, zurück. Frau Kronschnabel war Anfang 1945 mit ihren sechs Kindern im Alter zwischen einem und sechzehn Jahren aus Polen in den Ural zur Zwangsarbeit verschleppt worden,
BUd: dpa
BADISCHE RUNDSCHAU
Großbrand
Tauberbischofsheim. In Impfingen bei Tauberbischofsheim wurden durch ein Großfeuer 3 Scheunen, ein Wohnhaus und ein Schuppen vernichtet. Es wird angenommen, daß das Feuer durch eine Kerze verursacht wurde, die in dem Schuppen umfiel. Als der Brand ausbrach, war Impflngen ohne Strom.
Vermißter kehrt heim
Mosbach. Einen Tag vor dem Heiligen Abend ist der heute 24 Jahre alte Hans F r ü h a u f, der für vermißt galt, zu seinen Eltern nach Binau, Kreis Mosbach, zurückgekehrt. Hans Frühauf war als I4jähriger von seinen Eltern, die aus dem Sudetenland stammen, getrennt worden. Alle späteren Nachforschungen der Eltern nach dem Sohne blieben erfolglos.
Nato-Köpenickiade
Offenburg. Ein Mann, der sich in einem Hotel als „Nato-Offizier in besonderer Mission“ eingemietet hatte, ohne zahlen zu können, wurde von der Kriminalpolizei und der französischen
In Kappel, Kreis Villingen, wurde das Wohn- und Wirtschaftsgebäude einer Witwe durch Feuer zerstört. Obwohl das Vieh und die wertvollsten Einrichtungsgegenstände gerettet werden konnten, beträgt der Brandschaden 45 000 DM.
Der Schriftsteller und Mitherausgeber der „Heilbronner Stimme“, Paul H. Distelbarth, beging auf seinem Hof > in Löwenstein - Rittelhof, Kreis Heilbronn, seinen 75. Geburtstag.
Die anhaltenden Regenfälle der letzten Tage haben im Donaubogen vor Sigmaringen zu ausgedehnten Überschwemmungen geführt. Das Hochwasser überflutete ein weites Gelände zwischen Sigmaringen und Laiz.
Die Kammersängerin Ella Gmeiner ist im Alter von 80 Jahren in Stuttgart gestorben. Sie begann ihre Karriere 1904 in Weimar und sang unter anderem in der Wiener Hofoper, in der Mailänder
Kurze Lmscliau
Skala und auf Festspielen in London, Brüssel und Amsterdam.
Der Stuttgarter Gemeinderat will am 13. Januar mit den Vorberatungen des Gemeindehaushalts beginnen, der nach einem Voranschlag des Bürgermeisteramts ein Gesamtvolumen von 243,1 Millionen DM haben wird.
In Murrhardt vollendet heute der Journalist Georg D ö r g e sein 70. Lebensjahr. Er war der letzte Herausgeber und Chefredakteur des Schwäbischen Merkur in Stuttgart.
Vermutlich infolge schadhafter Leitungen brach in einem landwirtschaftlichen Anwesen in .Allmannsweier ein Brand aus. Tabakschuppen, Scheune und Stallungen brannten nieder. Zwei
angebaute Wohnhäuser erlitten erheblichen Brand- und Wasserschaden. Die Erntevorräte und einige landwirtschaftliche Maschinen wurden vernichtet. Das Vieh konnte zum größten Teil gerettet werden. Der Schaden wird auf 70 000 bis 80 000 Mark geschätzt
In Stuttgart ereigneten sich an den Weihnachtsfeiertagen insgesamt 14 Verkehrsunfälle, bei denen es einen schwerer Verletzten und acht Leichtverletzte sowie einen Sachschaden von insgesamt 13 000 Mark gao.
Die Einbrüche, von denen Fellbach in den letzten Tagen beunruhigt wurde, konnten überraschend aufgeklärt werden. Als Täter wurde ein 15 Jahre alter Mechanikerlehrling ermittelt. In einem Lokal hatte sich der jugendliche Einbrecher mit einer selbst angefertigten Blechmaske als „Jugendkriminalbeamter“ ausgegeben.
Gendarmerie festgenommen. Der „Nato- Offlzier“ ist schon früher mit Erfolg auf den Spuren des Hauptmahns von Köpenick gewandelt. Vor Jahren war er bei einer englischen Einheit beschäftigt, hatte dort die englische Sprache erlernt und war auch zu einer englischen Uniform gekommen. Diese versah er mit Offiziersabzeichen und beging als vermeintlicher englischer Offizier Betrügereien, die ihm eine Strafe von zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis einbrachten. Aus dem englischen Gefängnis in Werl wurde er am 25. Oktober dieses Jahres entlassen und erhielt auch „ordnungsgemäß“ seine Uniform wieder ausgehändigt. Kaum hatten sich die Tore von Werl hinter ihm geschlossen, so trat er wieder als „Nato-Offizier“ auf und beging in kurzer Zeit insgesamt 21 Betrügereien, die ihm den Gesamterlös von 2500 Mark einbrachten. Er prellte neben wohlhabenden Deutschen vor allem alliierte Offiziere, die bereit waren, ihrem „Kameraden“ aus einer „augenblicklichen Verlegenheit“ zu helfen.
Auch bei unscheinbaren Beträgen
Offenburg. Bei der Ablegung des Offenbarungseides müssen alle Vermögenswerte und Einkünfte angegeben werden, auch wenn es sich nur um unscheinbare Beträge handelt, stellte die Große Strafkammer des Landgerichts Offenburg in einem Prozeß fest. Keinesfalls könne dem Schuldner die Entscheidung überlassen bleiben, was er für pfändbar halte. Diese Beurteilung stehe nur den ordentlichen Gerichten zu.
Mit dieser Begründung verurteilte die Strafkammer den Geschäftsführer eines ländlichen Lichtspielhauses wegen fahrlässigen Falscheids zu 5 Monaten Gefängnis. Der Geschäftsführer hatte bei der Ablegung des Offenbarungseides im Mai 1954 vor dem Amtsgericht Kehl verschwiegen, daß er aui seinem Arbeitsverhältnis neben Unterkunft und Verpflegung auch eln „ff schengeld von monatlich 30 DM erhalt, auf das er allerdings keinen Rechtsanspruch besitzt und das auch nicht immer ausbezahlt wird.
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ROMAN VON HANS ERNST
Cop. b; A. Bechthold, FaOberg —
durch Verlag v. araberg & Görg, Wiesbaden
(6. Fortsetzung)
„Bitte schön, das ist ein Landtabak aus deinem Laden. Du brauchst ja nur Weggehen, wenn dir das Zeug zu stark stinkt.“
Das hätte er nicht sagen sollen, denn schließlich war er nicht der Mann, einen anderen wegzuschaffen von einem Tisch, an dem nur die Honoratioren des Dorfes saßen. Gehörte er eigentlich dort hin, der Bachschmied? Nein, natürlich gehörte er nicht dorthin. Aber der Vater des Schmiedes war einmal wohlhabend gewesen und hatte gerade an diesem Tisch ein gewichtiges Wort zu reden gehabt. Darum saß auch er. der Sohn, da und ließ sich nicht verdrängen und verbarg seine Armut mit der ruhigen Würde seines Wesens.
Jedenfalls bekam der Riedl einen roten Kopf.
„Soweit ist es also schon, daß unsereins sich wegschaffen lassen muß — von so einem?“
Der Bachschmied nahm langsam den Kopf zurück.
„Was soll das heißen, von so einem?“
Keine Antwort. Den andern war es sichtbar peinlich. Aber der Bachschmied wollte Klarheit haben um Jeden Preis.
„Hörst du denn nicht was ich dich frag? Manderl. Manderl! Tu dir nur nicht so viel Kraut raus. Das rate ich dir im Guten Wer bist denn du schon? Wie lang bist denn du schon in Birkenzell? Ich bin schon dagesessen an dem Tisch, da warst du noch weiß Gott wo. Du und andere Leute.“
Mit dem „andere Leute“ meinte er zweifellos den Schmied vom Oberdorf, seine Konkur
renz, der am Nebentisch saß. Steil und klobig saß er da und verzog nur den Mund ein wenig. Er hatte es nicht nötig, sich über den Bachschmied und seine Worte zu ärgern. Zu ihm kamen die Bauern von selber, weil er stunden konnte bis Neujahr. Der Bachschmied aber mußte warten, bis einer kam, weil er es sich nicht leisten konnte, länger als ein Woche mit der Rechnung zu warten.
Vielleicht hielt ihn auch noch etwas anderes zurück, denn bei den ersten Worten des Bachschmiedes stand plötzlich dieser Robert in der Nähe der Schänke. Ruhig und gelassen stand er da und hielt die Hände in den Taschen seiner Lederhose verborgen. Nur die Augen hatte er ein wenig zusammengekniffen und wartete.
Aber er konnte nichts erwarten, denn zunächst war Herr Riedl zu verblüfft, um etwas sagen zu können Und dann war da plötzlich eine sonore Stimme, die den aufkommenden Streit abbog, daß nichts mehr übrigblieb von ihm, als der schweigende Grimm zweier Männer.
Der Sonniechner war es, der vermittelnd eingriff.
„Ihr werdet doch nicht streiten. Nein, das kann ich als Bürgermeister nicht dujden. Was müßten sich denn unsere Sommergäste denken?“
„Deswegen habe ich mich auch beherrscht“, piepste Riedl.
„Halt dein Maul!“ fuhr ihm der Hupfauer darein.
„Ist es nicht viel g‘scheiter, wir vertragen uns?“ nahm der Sonniechner wieder das Wort. „Und da mir lieber ist. wenn Stimmung da ist. liegt mir gar nicht daran, wenn der Wirt einen Liter für jeden auf meine Rechnung schreibt.“
Das war ein Wort. Man wußte sich's nur nicht recht zu deuten, denn es war eigentlich kein Anlaß gegeben.
In der Gaststube wurden die Krüge fröhlich aneinandergestoßen, und die sonst wenig tranken, tranken jetzt viel und schnell, weil es nichts kostete. Sie steckten an den Nebentischen kichernd die Köpfe zusammen upd glaubten den Grund erraten zu haben, warum
der Sonniechner so freigebig war. Plötzlich schrie der Schüller mit hoher Fistelstimme: „Dein Bub soll leben, Bürgermeister!“
Der Sonniechner drehte langsam den Kopf und lächelte ein wenig. Dann sah er den Bachschmied mit einem schnellen Blick an, und er dachte wohl an den Abend, wo, er bettelnd in der Stube des Schmiedes gestanden hatte.
„Wenn es ein Bub wird, kommt es mir auf einen zweiten Hektoliter nicht an.“
Aber die Leute irrten, wenn sie glaubten, daß dies der Grund der Freigebigkeit war. Oh, der Sonniechner dachte an etwas ganz anderes. Im Herbst war wieder Bürgermeisterwahl, und ihm lag sehr viel daran, erneut gewählt zu werden. Es durfte unter gar keinen Umständen passieren, daß ein anderer an seine Stelle trat. Deswegen hrtte er den Streit vorhin sofort abgebogen und ließ die Krüge füllen, um vielleicht den einen oder anderen Widersacher — oh, er wußte genau, daß er welche hatte — langsam unter seinen Willen zu zwingen.
„Schau nur grad, wie der Kramer jetzt sauft“, sagte am hinteren Tisch der Hackl zum Antretter. „Die zweite Maß hat er jetzt schon, weil es nichts kostet Und sonst sitzt er für eine Halbe hin, bis sie kocht.“
Und es war nicht nur der Kaufmann Riedl allein so unbescheiden. Der Moossteffl soff, daß ihm die Aeuglein tropften, und der Pichler juchzte ein über das andere Mal vor lauter Glückseligkeit.
Aber was waren hundert Liter für so viele durstige Kehlen. Es blieb dem Sonniechner nichts anderes übrig, als nochmals ien großen Gönner zu spielen. Ein zweiter Hektoliter wurde genehmigt Die Stimmung wurde immer lustiger. Auch die Gäste im Nebenzimmer wurden davon angesteckt. Sie lachten und freuten sich an der Fröhlichkeit der Bauern.
Auf einfnal stand ein Herr unter der Schiebetür und verkündete, daß seine Tochter gerne etwas beitragen möchte zur Fröhlichkeit des Abends Und dabei deutete er auf ein schwarzhaariges Fräulein mit goldener Brille, die groß und mager wie eine Stange neben ihm sichtbar ward.
Die guten und kreuzlustigen Bauern klatschten bei dieser Mitteilüng in die Hände, obwohl eigentlich niemand wußte, was geboten werden sollte. .
Da verneigte sich die Stange leicht und sagte, daß sie eine Ouvertüre auf dem Klavier spielen werde. Die Ouvertüre zu die ..Lustigen
Weiber von Windsor“. .
v Zuerst war es ganz ruhig, dann husteten ein paar und andere grinsten. Durch die offene Tür sah man das Fräulein am Klavier sitzen, ihr Oberkörper war in ständiger Bewegung, und manchmal warf sie den Kopf zurück, da die schwarzen Haare flogen.
„Was das sein soll, weiß ich nicht“. Büsterte der Staudenhechtl dem Hackl zu. „Ist ke Walzer und ist kein Schottisch. Meinst, daß
vielleicht ein Rheinländer ist?“
„Depp, damischer! Hast denn nicht g hon, daß es ein Ofentürl ist!“ ' .
„Schscht! Ruhe!“ zischte der Riedl u neigte sich dann dem Sonniechner zu. „Ge es Ihnen? Ist doch wunderbar.“
„Doch, doch 1 Wunderbar Die Sachen vom. Windsor hab ich überhaupt gern“, antwo der Sonniechner und wußte nicht, daß er soeben unsterblich blamiert hatte
Immerhin hatte der Riedl erreicht. 3 in der Stube wieder etwas ruhiger wura . für benahmen sich die Burschen ™ ,„-.falls draußen weniger kunstverständig- Je“.,. et stimmten sie nach den Klängen ein “ r ie( j i, kein gefühlvolles Lied,
ein eigenes Lied an,
nein, ein lustiges Lied das von Liebe
erzählte und von einem Mädel, das a leicht nahm wie den Wind
Niemand wußte, wann die enden werde, vielleicht um Witter:na, jj 0 ß leicht auch erst am Morgen In str „^on das Bier, es war ein Abend, wie m lange mehr keinen kannte. über
Plötzlich aber hing e. gellender “ ^
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At6m - (Fortsetzung*^