MONTAG, 2 7. DEZEMBER 1954

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NORDWÜRTTEMBERG

Strafverfahren eingestellt

Stuttgart. Die Zweite Strafkammer des Landgerichts Stuttgart hat ein ge­gen den Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Arnulf Klett, den Stadtkämme­rer Bürgermeister Josef Hirn und an­dere ehemalige Mitglieder der Giro­kasse wegen Untreue anhängiges Straf­verfahren auf Grund des Straffrei­heitsgesetzes vom 17. Juli 1954 einge­stellt. Das Verfahren war im Zusam­menhang mit dem Kreditfall Bürkle eingeleitet worden. Es hat nichts mit dem zivilrechtlichen Schadensersatz­prozeß der städtischen Girokasse Stutt­gart gegen Dr. Klett und andere Mit­glieder des Kreditausschusses der Kasse zu tun.

Sauter hat gestanden

Stuttgart. Der 41 Jahre alte Josef Sau­ter hat vor der Stuttgarter Kriminal­polizei und der Staatsanwaltschaft ge­standen, daß er am 30. November in Stuttgart die 62 Jahre alte Rentnerin Rosine Wohlfahrt ln ihrer Wohnung ermordet hat.

Liederhalle kann gebaut werden

Stuttgart. Der Stuttgarter Gemeinde­rat hat dem Bau des neuen Konzert­hausesStuttgarter Liederhalle zuge­stimmt und den Kostenvoranschlag von 8,1 Millionen DM genehmigt. Das Kon- zerthaüs soll an der Stelle der Im Krieg zerstörten alten Liederhalle er­baut werden.

Die Flurbereinigung in Baden-Würtiemberg

Verfahren, die 28 000 Hektar umfassen, sind zur Zeit im Gange / 35 weitere werden vorbereitet

Tübingen. Im Regierungsbezirk Süd- württemberg-Hohenzollern sind zur Zeit 52 Flurbereinigungsverfah­ren, die eine Fläche von etwa 28 000 Hektar umfassen, im Gang. In den nächsten zwei Jahren sollen weitere 35 Verfahren stattßnden. Drei dieser Flur­bereinigungen sind in den letzten Jah­ren mit der Aussiedlung bäuer­licher Betriebe verbunden worden. Ach$ weitere Verfahren sind geplant oder schon in Angriff genommen.

Die Gemeinden, die ihre Gemarkung einer Flurbereinigung unterziehen, sind von sehr unterschiedlicher Struktur. Sie reichen vom rein bäuerlichen Weilerdorf bis zur Arbeiterwohngemeinde mit nur wenigen rein landwirtschaftlichen Be­trieben. Es gibt Dörfer, deren Gemar­kung schon früher im Zuge der soge­nannten Felderbereinigung durch ein Wegnetz erschlossen worden ist, beim größeren Teil der Gemarkungen muß jedoch zunächst eine Feldeinteilung durch ein den Ansprüchen der Technik genügendes Wegnetz getroffen werden, bevor mit der erstrebten großzügigen Zusammenlegung des zersplitterten Grundbesitzes begonnen werden kann.

Von seiten des Bundes wird die Auf­lockerung der Dörfer durch Aussied­lung einzelner Betriebe im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens immer stär­ker in den Vordergrund gestellt. Wenn eine solche Aussiedlung erfolgt, kann die Flurbereinigung einen weit größeren

SÜDWÜRTTEMBERG

Dr. Lutz Landespolizeidirektor

Tübingen. Oberregierungsrat Dr. Her­mann Lutz bei der Landespolizei­direktion Südwürttemberg - Hohenzol- lern ist zum Landespolizeidirektor er­nannt worden. Außer der Landespoli­zeidirektion leitete Dr. Lutz auch die Unterabteilung öffentliche Sicherheit und Ordnung beim Regierungspräsi­dium Südwürttemberg-Hohenzollern.

Wintersport stundenweise

Ebingen. Auf der Zollernalb und dem Großen und Kleinen Heuberg konnte nur am ersten Weihnachtstag Winter­sport getrieben werden. Gestern stieg die Temperatur auf über 6 Grad an und der Schnee ging in Regen über. Große Teile der Alb sind schneefrei. Die Bäche in den Kreisen Balingen und Hechingen sind über die Ufer getreten.

30 000 DM Brandschaden

Ebingen In der Nacht zum 24. De­zember brach in einem Ebinger Ge­schäftshaus aus bisher nicht- geklärten Gründen ein Brand aus. Er griff sehr rasch um sich und die Löscharbeiten er­wiesen sich als sehr schwierig. Ein gro­ßer Teil des Lagerbestandes (Trikota- gen) wurde zerstört. Der Sachschaden wird mit etwa 30 000 DM angegeben.

Neue Argenbrücke

Wangen i. A. Im Bundeshaushalt für 1955 sind 250 000 Mark für den Bau einer neuen Argenbrücke bei Eglofstal vorgesehen. Die bisherigeTodes­brücke bedarf dringend der Auswechs­lung, weil sie dem modernen Verkehr auf der stark jelebten Bundesstraße 12 WangenIsny, besonders in den Mo­naten des Fremdenverkehrs, nicht mehr gewachsen ist. Im Zuge der zur Zeit laufenden Verbreiterungs- und Korrek­tionsarbeiten soll auch die berüchtigte Eglofser Steige umgebaut werden'.

Bohrungen nach Erdöl

Wangen. Norddeutsche Bohrgesell­schaften haben ihre Versuchsbohrungen nach Erdöl auf die Markung Amt­

zell im Kreis Wangen ausgedehnt und dort zwei Bohrtürme errichtet. Die seismographischen Aufzeichnungen der Sprengungen werden ergeben, ob die geologische Beschaffenheit der Erd­schichtungen auf Erdölvorkommen schließen lassen. Nur wenn Aussicht auf Erdölfunde besteht, wird auch in die Tiefe gebohrt. Mit einigen Bohr­versuchen im Voralpenland hatten die Bohrgesellschaften schon Erfolg.

70 Millionen Liter Weingeist

Tettnang. Der Branntwein ist heute keine Mangelware mehr. Es besteht vielmehr ein Überangebot. Dies geht, wie der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Klein- und Obstbrennver­bandes, Karl E r d r i c h , Offenburg, auf einer Tagung der 1400 Kleinbren­ner des Kreises Tettnang mitteilte, al­lein aus der Tatsache hervor, daß die Bundesmonopolverwaltung heute auf 70 Millionen Liter Weingeistsitzt. Die Geschmacksrichtung der Verbrau­cher habe sich in den letzten Jahren geändert. Heute würdenharte Spi­rituosen, wie Kognak und klare Brannt­weine, bevorzugt

Nutzen erzielen. Der Bund fördert auch die Errichtung ganzer Weilersiedlungen durch die gemeinnützigen Siedlungsge­sellschaften (Badische Landsiedlung Karlsruhe und Württembergische Land­siedlung Stuttgart). Die Badische Land­siedlung hat sich seit dem Jahre 1945 der Aussiedlung bäuerlicher Betriebe aus engen Dorflagen in verstärktem Maß gewidmet; der Württembergischen Landsiedlung jedoch war dies neben der umfangreichen Besiedlung von Boden­

reformland weniger möglich. Es ist aber zu hoffen, daß auch in Südwürttemberg- Hohenzollern in den nächsten Jahren mehr Aussiedlungsverfahren als bisher in Angriff genommen werden.

Bevor die Siedlungsgesellschaften ein Projekt in Angriff nehmen, muß seine Finanzierung in allen Punkten festste­hen und muß das Landesamt für Flur­bereinigung und Siedlung, das dem Ländwirtschaftsministerium untersteht, seine Genehmigung dazu erteilt haben.

Schnee und Regen an Weihnachten

Neckarschiffahrt eingestellt / Keine akute Hochwassergefahr

Stuttgart. Die Schneefälle, die am Heiligen Abend in den meisten Gebie­ten Südwestdeutschlands einsetzten, gingen am ersten Weihnachtsfeiertag in Regen über. Am Weihnachtsmorgen gab es zwar noch eine dünne Schneedecke auf den Dächern der Häuser. Wälder und Berge boten ein winterliches Bild. Am zweiten Weihnachtsfeiertag setzte Tauwetter ein, und nur in Lagen von 1200 m kletterte die Quecksilbersäule nicht über den Gefrierpunkt.

Die reichen Niederschläge hdben den Neckar während der Weihnachtsfdler- tage weiter anschwellen lassen. Die Schiffahrt kann deshalb vorläufig weder im Gebiet von Mannheim noch bei Heil­bronn wieder aufgenommen werden, weil der höchste noch schiffbare Was­serstand immer noch überschritten ist. Bei Mannheim und Heidelberg ist das Neckarvorland überflutet. Akute Hoch­wassergefahr besteht nicht. Viele Schif­fe wurden auf dem Neckarkanal durch das Ansteigen des Wassers in den Schleusen festgehalten. Ihre Besatzung konnte über Weihnachten nicht an Land kommen.

Btt# baa mucbe becidjtet

Allzugroße Unverfrorenheit wurde in Eyb ach, Kreis Göppingen, einem Fuchs zum Verhängnis. Am hellichten Tag drang Meister Reineke in das Ge­hege eines Hühnerstalls ein, zerriß zwei Hühner, spazierte durch die ge­öffnete Klappe zum Nachtstall der Hühner und wartete dort seelenruhig auf neue Opfer. Der Hühnerbesitzer fand die beiden von dem Fuchs ge­töteten Hennen. Er fing darauf zwei im Freien herumlaufende Hühner ein und schob sie in den Nachtstall, nicht ahnend, daß dort der Fuchs saß. Mei­ster Reineke packte die Hühner, die ihm wie gebratene Tauben in den Mund flogen, und zerriß sie. Durch den Lärm wurde allerdings der Hühner­halter aufmerksam. Er trat in den Stall und.erschlug den Fuchs.

Die Feiertage nahmen in Südwest­deutschland ihren gewohnten Verlauf mit überfüllten Christmetten und Weih­nachtsgottesdiensten. Bundespräsident Theodor Heuß nahm am Weihnachts­morgen, von der Familie seines Sohnes begleitet, an dem Gottesdienst in der alten Dorfkirche von Rotteln in der Nähe von Lörrach teil. Am Heiligen Abend wohnte er in der öffentlichen Wärmestube der Stadt Lörrach einer Weihnachtsbescherung für alte und ge­brechliche Leute bei, die von den cari- tativen Verbänden der Stadt veran­staltet wurde.

Zum Weihnachtsfest kehrte die Bessa- rabiendeutsche Hulda Kronschnabel mit fünf Kindern nach zehn Jahren russischer Gefangenschaft zu ihrem Man n nach Tischardt, Kreis Nürtingen, zurück. Frau Kronschnabel war An­fang 1945 mit ihren sechs Kindern im Alter zwischen einem und sechzehn Jahren aus Polen in den Ural zur Zwangsarbeit verschleppt worden,

BUd: dpa

BADISCHE RUNDSCHAU

Großbrand

Tauberbischofsheim. In Impfingen bei Tauberbischofsheim wurden durch ein Großfeuer 3 Scheunen, ein Wohn­haus und ein Schuppen vernichtet. Es wird angenommen, daß das Feuer durch eine Kerze verursacht wurde, die in dem Schuppen umfiel. Als der Brand ausbrach, war Impflngen ohne Strom.

Vermißter kehrt heim

Mosbach. Einen Tag vor dem Heiligen Abend ist der heute 24 Jahre alte Hans F r ü h a u f, der für vermißt galt, zu seinen Eltern nach Binau, Kreis Mos­bach, zurückgekehrt. Hans Frühauf war als I4jähriger von seinen Eltern, die aus dem Sudetenland stammen, ge­trennt worden. Alle späteren Nachfor­schungen der Eltern nach dem Sohne blieben erfolglos.

Nato-Köpenickiade

Offenburg. Ein Mann, der sich in einem Hotel alsNato-Offizier in be­sonderer Mission eingemietet hatte, ohne zahlen zu können, wurde von der Kriminalpolizei und der französischen

In Kappel, Kreis Villingen, wurde das Wohn- und Wirtschaftsgebäude einer Witwe durch Feuer zerstört. Obwohl das Vieh und die wertvollsten Einrich­tungsgegenstände gerettet werden konn­ten, beträgt der Brandschaden 45 000 DM.

Der Schriftsteller und Mitherausgeber derHeilbronner Stimme, Paul H. Distelbarth, beging auf seinem Hof > in Löwenstein - Rittelhof, Kreis Heilbronn, seinen 75. Geburtstag.

Die anhaltenden Regenfälle der letz­ten Tage haben im Donaubogen vor Sigmaringen zu ausgedehnten Überschwemmungen geführt. Das Hoch­wasser überflutete ein weites Gelände zwischen Sigmaringen und Laiz.

Die Kammersängerin Ella Gmeiner ist im Alter von 80 Jahren in Stuttgart ge­storben. Sie begann ihre Karriere 1904 in Weimar und sang unter anderem in der Wiener Hofoper, in der Mailänder

Kurze Lmscliau

Skala und auf Festspielen in London, Brüssel und Amsterdam.

Der Stuttgarter Gemeinderat will am 13. Januar mit den Vorberatungen des Gemeindehaushalts beginnen, der nach einem Voranschlag des Bürgermeister­amts ein Gesamtvolumen von 243,1 Mil­lionen DM haben wird.

In Murrhardt vollendet heute der Journalist Georg D ö r g e sein 70. Le­bensjahr. Er war der letzte Heraus­geber und Chefredakteur des Schwäbi­schen Merkur in Stuttgart.

Vermutlich infolge schadhafter Lei­tungen brach in einem landwirtschaft­lichen Anwesen in .Allmannsweier ein Brand aus. Tabakschuppen, Scheune und Stallungen brannten nieder. Zwei

angebaute Wohnhäuser erlitten erheb­lichen Brand- und Wasserschaden. Die Erntevorräte und einige landwirtschaft­liche Maschinen wurden vernichtet. Das Vieh konnte zum größten Teil gerettet werden. Der Schaden wird auf 70 000 bis 80 000 Mark geschätzt

In Stuttgart ereigneten sich an den Weihnachtsfeiertagen insgesamt 14 Ver­kehrsunfälle, bei denen es einen schwe­rer Verletzten und acht Leichtverletzte sowie einen Sachschaden von insge­samt 13 000 Mark gao.

Die Einbrüche, von denen Fellbach in den letzten Tagen beunruhigt wurde, konnten überraschend aufgeklärt wer­den. Als Täter wurde ein 15 Jahre alter Mechanikerlehrling ermittelt. In einem Lokal hatte sich der jugendliche Ein­brecher mit einer selbst angefertigten Blechmaske alsJugendkriminalbeam­ter ausgegeben.

Gendarmerie festgenommen. DerNato- Offlzier ist schon früher mit Erfolg auf den Spuren des Hauptmahns von Köpe­nick gewandelt. Vor Jahren war er bei einer englischen Einheit beschäftigt, hatte dort die englische Sprache erlernt und war auch zu einer englischen Uni­form gekommen. Diese versah er mit Offiziersabzeichen und beging als ver­meintlicher englischer Offizier Betrü­gereien, die ihm eine Strafe von zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis einbrachten. Aus dem englischen Ge­fängnis in Werl wurde er am 25. Ok­tober dieses Jahres entlassen und er­hielt auchordnungsgemäß seine Uni­form wieder ausgehändigt. Kaum hat­ten sich die Tore von Werl hinter ihm geschlossen, so trat er wieder als Nato-Offizier auf und beging in kur­zer Zeit insgesamt 21 Betrügereien, die ihm den Gesamterlös von 2500 Mark einbrachten. Er prellte neben wohlha­benden Deutschen vor allem alliierte Offiziere, die bereit waren, ihremKa­meraden aus eineraugenblicklichen Verlegenheit zu helfen.

Auch bei unscheinbaren Beträgen

Offenburg. Bei der Ablegung des Of­fenbarungseides müssen alle Vermö­genswerte und Einkünfte angegeben werden, auch wenn es sich nur um un­scheinbare Beträge handelt, stellte die Große Strafkammer des Landgerichts Offenburg in einem Prozeß fest. Kei­nesfalls könne dem Schuldner die Ent­scheidung überlassen bleiben, was er für pfändbar halte. Diese Beurteilung stehe nur den ordentlichen Gerichten zu.

Mit dieser Begründung verurteilte die Strafkammer den Geschäftsführer eines ländlichen Lichtspielhauses we­gen fahrlässigen Falscheids zu 5 Mona­ten Gefängnis. Der Geschäftsführer hatte bei der Ablegung des Offenba­rungseides im Mai 1954 vor dem Amts­gericht Kehl verschwiegen, daß er aui seinem Arbeitsverhältnis neben Unter­kunft und Verpflegung auch elnff schengeld von monatlich 30 DM erhalt, auf das er allerdings keinen Rechtsan­spruch besitzt und das auch nicht im­mer ausbezahlt wird.

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ROMAN VON HANS ERNST

Cop. b; A. Bechthold, FaOberg

durch Verlag v. araberg & Görg, Wiesbaden

(6. Fortsetzung)

Bitte schön, das ist ein Landtabak aus dei­nem Laden. Du brauchst ja nur Weggehen, wenn dir das Zeug zu stark stinkt.

Das hätte er nicht sagen sollen, denn schließ­lich war er nicht der Mann, einen anderen wegzuschaffen von einem Tisch, an dem nur die Honoratioren des Dorfes saßen. Gehörte er eigentlich dort hin, der Bachschmied? Nein, natürlich gehörte er nicht dorthin. Aber der Vater des Schmiedes war einmal wohlhabend gewesen und hatte gerade an diesem Tisch ein gewichtiges Wort zu reden gehabt. Darum saß auch er. der Sohn, da und ließ sich nicht ver­drängen und verbarg seine Armut mit der ruhigen Würde seines Wesens.

Jedenfalls bekam der Riedl einen roten Kopf.

Soweit ist es also schon, daß unsereins sich wegschaffen lassen muß von so einem?

Der Bachschmied nahm langsam den Kopf zurück.

Was soll das heißen, von so einem?

Keine Antwort. Den andern war es sichtbar peinlich. Aber der Bachschmied wollte Klar­heit haben um Jeden Preis.

Hörst du denn nicht was ich dich frag? Manderl. Manderl! Tu dir nur nicht so viel Kraut raus. Das rate ich dir im Guten Wer bist denn du schon? Wie lang bist denn du schon in Birkenzell? Ich bin schon dagesessen an dem Tisch, da warst du noch weiß Gott wo. Du und andere Leute.

Mit demandere Leute meinte er zweifel­los den Schmied vom Oberdorf, seine Konkur­

renz, der am Nebentisch saß. Steil und klobig saß er da und verzog nur den Mund ein wenig. Er hatte es nicht nötig, sich über den Bach­schmied und seine Worte zu ärgern. Zu ihm kamen die Bauern von selber, weil er stunden konnte bis Neujahr. Der Bachschmied aber mußte warten, bis einer kam, weil er es sich nicht leisten konnte, länger als ein Woche mit der Rechnung zu warten.

Vielleicht hielt ihn auch noch etwas anderes zurück, denn bei den ersten Worten des Bach­schmiedes stand plötzlich dieser Robert in der Nähe der Schänke. Ruhig und gelassen stand er da und hielt die Hände in den Taschen sei­ner Lederhose verborgen. Nur die Augen hatte er ein wenig zusammengekniffen und wartete.

Aber er konnte nichts erwarten, denn zu­nächst war Herr Riedl zu verblüfft, um etwas sagen zu können Und dann war da plötzlich eine sonore Stimme, die den aufkommenden Streit abbog, daß nichts mehr übrigblieb von ihm, als der schweigende Grimm zweier Männer.

Der Sonniechner war es, der vermittelnd eingriff.

Ihr werdet doch nicht streiten. Nein, das kann ich als Bürgermeister nicht dujden. Was müßten sich denn unsere Sommergäste denken?

Deswegen habe ich mich auch beherrscht, piepste Riedl.

Halt dein Maul! fuhr ihm der Hupfauer darein.

Ist es nicht viel gscheiter, wir vertragen uns? nahm der Sonniechner wieder das Wort. Und da mir lieber ist. wenn Stimmung da ist. liegt mir gar nicht daran, wenn der Wirt einen Liter für jeden auf meine Rechnung schreibt.

Das war ein Wort. Man wußte sich's nur nicht recht zu deuten, denn es war eigentlich kein Anlaß gegeben.

In der Gaststube wurden die Krüge fröhlich aneinandergestoßen, und die sonst wenig tran­ken, tranken jetzt viel und schnell, weil es nichts kostete. Sie steckten an den Neben­tischen kichernd die Köpfe zusammen upd glaubten den Grund erraten zu haben, warum

der Sonniechner so freigebig war. Plötzlich schrie der Schüller mit hoher Fistelstimme: Dein Bub soll leben, Bürgermeister!

Der Sonniechner drehte langsam den Kopf und lächelte ein wenig. Dann sah er den Bach­schmied mit einem schnellen Blick an, und er dachte wohl an den Abend, wo, er bettelnd in der Stube des Schmiedes gestanden hatte.

Wenn es ein Bub wird, kommt es mir auf einen zweiten Hektoliter nicht an.

Aber die Leute irrten, wenn sie glaubten, daß dies der Grund der Freigebigkeit war. Oh, der Sonniechner dachte an etwas ganz anderes. Im Herbst war wieder Bürgermeisterwahl, und ihm lag sehr viel daran, erneut gewählt zu werden. Es durfte unter gar keinen Um­ständen passieren, daß ein anderer an seine Stelle trat. Deswegen hrtte er den Streit vor­hin sofort abgebogen und ließ die Krüge füllen, um vielleicht den einen oder anderen Wider­sacher oh, er wußte genau, daß er welche hatte langsam unter seinen Willen zu zwingen.

Schau nur grad, wie der Kramer jetzt sauft, sagte am hinteren Tisch der Hackl zum Antretter.Die zweite Maß hat er jetzt schon, weil es nichts kostet Und sonst sitzt er für eine Halbe hin, bis sie kocht.

Und es war nicht nur der Kaufmann Riedl allein so unbescheiden. Der Moossteffl soff, daß ihm die Aeuglein tropften, und der Pich­ler juchzte ein über das andere Mal vor lauter Glückseligkeit.

Aber was waren hundert Liter für so viele durstige Kehlen. Es blieb dem Sonniechner nichts anderes übrig, als nochmals ien großen Gönner zu spielen. Ein zweiter Hektoliter wurde genehmigt Die Stimmung wurde im­mer lustiger. Auch die Gäste im Nebenzimmer wurden davon angesteckt. Sie lachten und freuten sich an der Fröhlichkeit der Bauern.

Auf einfnal stand ein Herr unter der Schie­betür und verkündete, daß seine Tochter gerne etwas beitragen möchte zur Fröhlichkeit des Abends Und dabei deutete er auf ein schwarz­haariges Fräulein mit goldener Brille, die groß und mager wie eine Stange neben ihm sichtbar ward.

Die guten und kreuzlustigen Bauern klatsch­ten bei dieser Mitteilüng in die Hände, obwohl eigentlich niemand wußte, was geboten wer­den sollte. .

Da verneigte sich die Stange leicht und sagte, daß sie eine Ouvertüre auf dem Klavier spielen werde. Die Ouvertüre zu die ..Lustigen

Weiber von Windsor. .

v Zuerst war es ganz ruhig, dann husteten ein paar und andere grinsten. Durch die offene Tür sah man das Fräulein am Klavier sitzen, ihr Oberkörper war in ständiger Bewegung, und manchmal warf sie den Kopf zurück, da die schwarzen Haare flogen.

Was das sein soll, weiß ich nicht. Büsterte der Staudenhechtl dem Hackl zu.Ist ke Walzer und ist kein Schottisch. Meinst, daß

vielleicht ein Rheinländer ist?

Depp, damischer! Hast denn nicht g hon, daß es ein Ofentürl ist! ' .

Schscht! Ruhe! zischte der Riedl u neigte sich dann dem Sonniechner zu.Ge es Ihnen? Ist doch wunderbar.

Doch, doch 1 Wunderbar Die Sachen vom. Windsor hab ich überhaupt gern, antwo der Sonniechner und wußte nicht, daß er soeben unsterblich blamiert hatte

Immerhin hatte der Riedl erreicht. 3 in der Stube wieder etwas ruhiger wura . für benahmen sich die Burschen ,-.falls draußen weniger kunstverständig- Je.,. et stimmten sie nach den Klängen ein r ie( j i, kein gefühlvolles Lied,

ein eigenes Lied an,

nein, ein lustiges Lied das von Liebe

erzählte und von einem Mädel, das a leicht nahm wie den Wind

Niemand wußte, wann die enden werde, vielleicht um Witter:na, jj 0 ß leicht auch erst am Morgen In str^on das Bier, es war ein Abend, wie m lange mehr keinen kannte. über

Plötzlich aber hing e. gellender ^

der lauten Seligkeit der Mannsleut ^ jg. Nacht heraus trat ein Mannj^putfiendeni ger mit abgehetztem Gesicht und k

At6m - (Fortsetzung*^