ttklljnadjten 1954
Es gibt eine Reihe von Wegen nach Jerusalem. Die Pilger des Mittelalters kamen aus dem Norden auf der Straße von Samaria. Die ägyptischen Eindringlinge und cfie Philister und später die Kreuzfahrer erkämpften sich den Zugang von Westen. In unseren Tagen bringen Eisenbahn und Flugzeug den Besucher von Westen (Haifa) her. Aber die Straße von Osten ist immer noch die beste. Man erblickt
Blick auf den Tempel Salomons
die Stadit von hoch oben, als ob plötzlich eine Tür aufgemacht würde. Auf der anderen Seite des Cedron erheben sich steil die gewaltigen klippenähnlichen Mauern, die das sogenannte Tempelgebiet einschließen, die Stelle, an der nacheinander die großen Tempel des Salomon und des Herodes des Großen standen. Jetzt ist hier ein terrassenförmiger offener Park. In seinem Mittelpunkt erhebt sich der schöne Pelsendom, der den Felsen beherbergt, der einst den Altar für Brandopfer enthielt. Altar
Em typisches Kaffeehaus 'n der Altstadt, wo sich jung und alt zum Zeitvertreib und zur Unterhaltung einfindet
und Tempel sind längst verschwunden, aber ®e Umrisse und Fundamente sind erhalten. Jenseits des freien Platzes sieht man die ehe- ‘ M . lge ..Altstadt“, ein malerisches Durcheinander von Türmen, Kuppeln und Minaretten,
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Jerusalem
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Die zweigeteilte Stadt des heiligen Landes von heute
Jerusalem, die ehrwürdige Hauptstadt des Heiligen Landes, bedeutungsvollste Stätte für die gesamte Christenheit, Jerusalem, das unzählige Male zerstört und ebenso oft wieder aufgebaut wurde, ihm ist heute ein merkwürdiges Schicksal zuteil geworden. Seit der Beilegung des israelisch-arabischen Konfliktes im Jahre 1949 wurde Jerusalem in zwei Teile zerschnitten. Die Israeliten erhielten die Neustadt, während die Altstadt an Jordanien fiel. Seitdem bewachen arabische Soldaten die Grenzen innerhalb der Stadt. Nur ein einziger Zugang, das Mendelboum-Tor, führt aus dem arabischen in den israelischen Teil. Die Geschichte ist überaus wechselvoll, ein ewiges Auf und Ab von Zerstörung und Wiederaufbau. Zuerst erscheint Jerusalem in der Bibel unter dem Namen Salem. König David machte es zur glänzend en Hauptstadt seines Reiches (um 1000 v. Chr.).
zwischen denen hindurch man auch einen Blick auf die Kuppel über den Kalvarienberg werfen kann.
Oft zerstört und immer wieder aufgebaut, ist es doch noch Jerusalem, — die Residenz des geheimnisvollen Priesterkönigs Melehise- dech, der einzige Mittelpunkt der Verehrung des einen, wahren Gottes während einer Periode der Geschichte, die schöne und zu
römische Christen, Kopten, Abessinier, Nesto- rianer, Uniaten, Anglikaner, Maroniten, Armenier des griechischen und des katholischen Bekenntnisses, russisch-Orthodoxe, welche die Jurisdiktion des Moskauer Patriarchen Alexej anerkennen, ebenso wie Anhänger des emigrierten Metropoliten Anastasius.
Viele christliche Kirchen weisen aus der Zeit des jüdisch-arabischen Krieges Bomben-
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Ansicht von Jerusalem, der Hauptstadt Palästinas, mit etwa 150 000 Einwohnern. Von 1918 bis 1948 war es Sitz der britischen Mandatsregierüng von Palästina. Seit 1949 eine
zweigeteilte Stadt
gleich verräterische Stadt, so oft voller Reue, so oft voller Aufruhr, so oft und so. schrecklich bestraft. Dies ist das Jerusalem der Geschichte.
Alle Plätze, die .in der Bibel aufgezeichnet und erwähnt werden, sind heute zugänglich und können besichtigt werden. So der Garten Gethsemane mit seinen uralten Olivenbäumen, oder die Kreuzigungsstätte, an der sich heute die herrliche Grabeskirche erhebt. Über die Via Dolorosa, den Leidensweg Christi, geht jeden Freitag eine Prozession von. Gläubigen. Auf der Hiimmelfahrtsstätte, die auf einem Hügel liegt, erhebt sich heute eine Moschee. Allenthalben stößt der Besucher in Jerusalem auf die Spuren der Vergangenheit, während sich ihm in den malerischen Straßen Jerusalems das bunte heutige Leben bietet.
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Die christliche Welt, wie sie auf dem Territorium des früheren Palästina vertreten ist und zu einem Teil von Israel verwaltet wird, zum anderen Teil zum Bereich des transjordanischen Königs Abdullah gehört, ist sehr mannigfaltig. Es gibt hier orthodoxe und
Schäden auf. Die. Regierung Israels hat sie meist wiederhergestellt und dafür recht beträchtliche Summen aufgewendet. Die Restaurierungsarbeiten sind vielfach von Schülern der Jerusalemer Schule für angewandte Kunst durchgeführt worden.
Vor zwanzig Jahren hat die britische Mandat-Verwaltung offizielle statistische Angaben über die Zahl der Christen in Palästina veröffentlicht. Damals belief sich ihre Gesamtzahl auf 90 000. 40 000 gehörten zur griechisch-orthodoxen, 19 000 zur römisch- katholischen und 12 000 zur griechisch-katholischen Kirche. Eine vor einigen Jahren in Israel durchgeführte Volkszählung hat 32 000 Christen, 62 000 Mohammedaner und 14 000 Drusen ergeben. Es wird angenommen, daß die christliche Bevölkerung des Landes gegenwärtig über 50 000 Seelen umfaßt.
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Nazareth'ist die einzige der Heiligen Stätten der Christenheit, die sich auf dem Territorium des Staates Israel befindet. Das Grab des Herrn, die Geburtskirche Christi in Bethlehem und die anderen christlichen
Eine der lebhaften und lärmigen Bazar- Straßen in der Altstadt Jerusalems
Heiligtümer sind in den'Händen der Araber. Nazareth zählt gegen 20 000 Einwohner, mehrheitlich Christen; die Zahl der Mohammedaner beträgt rund 8000. Die Bevölkerung besteht aus Arbeitern, Händlern und Handwerkern.
Im Zentrum steht die Verkündigungskirche, die den Franziskanern gehört. Nach der Überlieferung hat an dieser Stelle der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria die Frohe Botschaft überbracht, daß sie Gottessohn gebären solle. Die Kirche ist über denTrümmefh einer alten Kultstätte ■'errichtet; das heutige Gebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Franziskaner siedelten sich hier seit d:n 17. Jahrhundert an. Das Kloster beherbevt ein kleines Museum.
Die Regierung von Israel hat in Nazareth einen Gouverneur und staatliche Beamte eingesetzt. In der städtischen Selbstverwaltung
Die Kirche der Geburt in Bethlehem ist heute das Ziel aller Christen, die dort beten und niederknien, wie es einmal die heiligen drei Könige an der Krippe taten
sind jedoch alle Stadtverordneten Araber. Von den drei arabischen Abgeordneten im. Par* lament von Israel kommen zwei aus Nazareth. Beide sind Mitglieder der „demokratischen Partei Nazareths“, die mit der jüdischen sozialistischen Partei „Mapal“ zusammenarbeitet.
Versinkende 100] Nacht:
Frauen des Orients ahne SCHLEIER
Befreiung aus der Sklavenrolle / Die Türkei und der Iran schafften den Schleier ab / Moderne Frauenbewegung
Wir alle wissen aus der Geschichte des Orients, daß sich die orientalische Frau nur zu Hause und nur dem Gatten oder den nächsten Verwandten unverhüllt zeigen durfte. Aber die Mohammedanerin hat seit langem den Kampf gegen die lästige und ungesunde Verschleierung geführt, um die Befreiung der farbigen Brau aus der althergebrachten Sklavenrelle zu erreichen.
Bisher haben nur zwei Staaten den Schleier durch Regierungsanordnung verboten: die Türkei und der Iran. Es war ein historischer Moment, ja geradezu eine Sensation, als der Iran, dem Beispiel der Türkei folgend, den Schleier endgültig abschaffte. Der alte Schah Reza Pahlevi ging selbst mit gutem Beispiel voran, als bei der Einweihung einer Mädchenschule seine Frau und seine beiden Töchter unverschleiert und in europäischer Kleidung sich der Menge zeigten. Alles hielt den Atem an, doch die mohammedanische Geistlichkeit wagte keinen offenen Protest* denn schon einmal hatte der Schah höchstpersönlich Priester zum Tempel hinausgeprügelt, weil sie der Kaiserin das Betreten der Moschee verweigert hatten.
Die zahlreichen Frauenvereine, vom Schah ermutigt, verstärkten nun sofort ihre Propaganda gegen den Schleier, den „Tschador“. Während bis dahin in den Kinos Männer und Frauen getrennte Sitzplätze einnehmen mußten, wurde dieser Zwang jetzt aufgehoben. Verschleierten Frauen verwehrte man den Eintritt, Droschkenkutscher lehnten es ab, Schleierträgerinnen in ihrem Gefährt zu
befördern. Schlagartig kam dann eines Morgens das amtliche Verbot der Regierung. Polizeitruppen riegelten die Straßen ab und zwangen jede noch verschleierte Frau, den Tschador auf der Stelle abzulegen, zusammenzurollen und ohne ihn nach Hause zu gehen.
Wenn man weiß, daß viele Perserinnen unter dem Riesenumhang nur dünne Unterwäsche trugen, kann man sich leicht vorstellen, welche grotesken Bilder sich boten! Aber auch da hatte die Regierung vorgesorgt und Verkaufsstellen eingerichtet, in denen billige europäische Kleider zu haben waren.
Andererseits können wir uns vorstellen, daß es keine leichte Aktion war, den Schleier abzuschaffen, denn die älteren Perserinnen schämten sich offensichtlich, ihr Gesicht zum erstenmal in., ihrem Leben Fremden zeigen zu müssen. Und so manche Frau wickelte sich ein Tuch um den Kopf, daß nur die Augen frei ließ. Anders aber bei den jüngeren Generationen, die froh waren, von diesem lästigen Schleier endlich befreit zu sein.
Außer in der Türkei wird der Schleier auch heute noch in allen mohammedanischen Ländern getragen. Je weiter man nach Asien reist, um so geringer wird die Freiheit, die den Frauen gewährt wird. In den Mittelmeerländern, die infolge ihrer geographischen Lage weit mehr mit der europäischen Kultur in Berührung kommen, bestehen dagegen größere Hoffnungen auf die Befreiung der Millionen unerlöster Frauen. Wie schwer aber
dieser Kampf überall ist, beweist die Entwicklung in Persien.
Früher als in anderen mohammedanischen Ländern sind die Frauen Ägyptens erwacht. Schon nach dem ersten Weltkrieg ging man daran, eine Frauenunion zu gründen, die der Frau weitgehend das Berufsleben erschlossen. Die gebildete Ägypterin kann sich heute durchaus mit der Europäerin messen. Sie kleidet sich nach der letzten Pariser Mode, Harem und Schleier sind a'bgeschafft, die berufstätige Ehefrau hat Eigentumsrechte am selbstverdienten Geld.
Aber gegen all diese Rückständigkeiten wendet sich die ägyptische Frauenbewegung, an deren Spitze eine ungewöhnlich kluge und durch ihre Schönheit berühmte Frau steht. Diese Frau hat an der Sorbonne ihren Doktor für Philosophie gemacht und ist die Gattin eines Professors der Fuad-Universitnt. Mutter zweier Kinder und Inhaberin eines Frisiersalons und eines Textilgeschäftes. Trotz aller fadenscheiniger Einwände gründete sie eine zweisprachige Zeitschrift, die den Namen ihrer Frauenbewegung trägt. Mit diesem Organ kämpft sie gegen alle Vorurteile und falsche Auslegungen des Korans.
Bei allen Fortschritten jedoch, die in der letzten Zeit erzielt wurden, bleibt die arme Fellachin — die Bauersfrau am Nil — auch heute noch die Dienerin und Magd ihres gestrengen Eheherrn. Und doch wird die Zeit kommen, wo alle Frauen der mohammedanischen Länder sich unverschleiert der Öffentlichkeit zeigen können.