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Mil äen illustrierten Unterhaltungsbeilagen .Keterstunaen" unä „Unsere Heimat"
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Tie evNgelislhe EtteMch für den ReiWnlMentNrs
Berlin. 31. Juli. Der Beirat des Evangelischen Reichs- elkernbunds hat in einer Sitzung unter dem Vorsitz des Senatspräsidenten R a d t k e - Berlin einstimmig folgende Kundgebung beschlossen:
„Der Reichsverband evangelischer Eltern- und Dolks- bünde (Reichselternbund), welcher Mitglieder der verschiedensten politischen Parteien in sich schließt, begrüßt die endlich erfolgte Vorlage und die sofortige Veröffentlichung des Reichsschulgesetzentwurfs. Der Entwurf gewährleistet die organische Weiterentwicklung unseres Schulwesens auf Grund der Gewissensfreiheit und des Elternrechts unter unbedingtem Festhalten an der staatlichen Schulhoheit. Eine reichsgesetzliche Regelung des deutschen Schulwesens ist bei unseren kulturellen Verhältnissen heute nur auf dieser Grundlage erreichbar. Wir erwarten, daß der Entwurf sachlich geprüft wird und daß die Volksvertretung unverzüglich das Werk der Reichsschulgesetzgebung unter Berücksichtigung der Wünsche der christlichen Elternschaft zur Vollendung bringt.
Der Reichselternbund ist seit seinem Bestehen für die evangelische Schule als die eigentliche Erziehungsschule eingetreten. Er fordert für diese Schule volle Entfaltungsfreiheit.
Unsere Mitglieder im ganzen Reich aber rufen wir aus jetzt mit allem Nachdruck für die Lösung der Schulfrage aus dieser Linie tätig zu sein, damit endlich der Unsicherheit im deutschen Schulwesen ein Ende bereitet wird."
In der Sitzung waren alle 18 Landes- und Provinzialverbände vertreten.
Vorstandssihung des Reichsverbands der deutschen Industrie
Königsberg, 31. Juli. Hier fand eine Vorstandssitzung des Reichsverbands der deutschen Industrie statt. Der Be-
Das Märchen von der Abrüstung
London, 31. Juli. Die in Gens wieder eingetrofsene englische Abordnung zur Dreimächtekonferenz telegraphierte an Chamberlain, daß die Stimmung in der Abrüstungskonferenz sehr schlecht sei und daß die englischen Vorschläge keine Aussicht haben, von Amerika angenommen zu werden. Der Ministerrat trat sofort zu einer Bera- tungzusammen. Es herrscht die Empfindung, daß es mit der Abrüstung nichts werde, denn wenn schon di« drei Mächte England, Amerika und Japan sich über die Seerüstung nicht einigen können, so werde eine Einigung von etwa 20 Mächten über die weiter reichenden Fragen der L a n d a b r ü st u n g erst recht nicht möglich sein. Es sei daher zu erwarten, daß die Völkerbundsversammlung im September die Vertagung der Geschichte auf unbestimmte Zeit beschließen werde. — Es wird das beste sein, wenn dieser ganze Schwindel des Friedensvertreas begraben wird, dann braucht die Welt nicht immer wieder in dieser Sache belogen zu werden.
Kamencw über den nahen Krieg Moskau. 31. Juli. In einem öffentlichen Vortraa sagte
richt des Oberregierungsrats Adametz wies daraus hin, daß die Gesamtausgaben von Reich, Ländern und Gemeinden in den letzten Jahren fortdauernd gestiegen und daß sie in Kürze weit über 13 Milliarden Mark betragen werden gegen 4,3 Milliarden im Jahr 1913. Di« sozialen Lasten machen heute 4,7 Milliarden aus gegen 1,4 Milliarden vor dem Krieg. So könne es uichl weitergehen. Die sozialpolitische Gesetzgebung müsse eingeschränkt werden. Staatliche Aufgaben sollen in der Mittelund Lokalinstanz zusammengefaßt, die Verwaltungsbezirke besser abgegrenzt und eine Reihe von Staatsaufgaben aus untergeordnete Instanzen und die Selbstverwaltungskörper übertragen werden. Neue Reichsbehörden sollen nur geschaffen werden, wo entsprechende Landesbehörden abgebaut werden. Der Nachdruck sei auf den Abbau staatlicher Ausgaben zu legen. Geheimrat Kastl führte aus, die Aen - derung der Weimarer Verfassung sei eine nun allgemein anerkannte Notwendigkeit, vorangehen müsse aber eine Aenderung des unhaltbar gewordenen Finanz- und Steuerwesens durch Reichsrahmengesetze, der Verwaltung und des Finanzausgleichs. Der gegenwärtige Vormachtanspruch der preußischen Regierung sei unbedingt abzulehnen, denn er würde nur zur Lostren- nung Süddeutschlands vom Reich führen. Vertreter Ostpreußens betonten die ungeheuer schwierige Lage dieses Landes, das man nicht nur durch den polnischen „Korridor" vom Reich, sondern auch durch die Schaffung der sogenannten Randstaaten vom Verkehr mit Rußland abgeschlossen Hobe. Trotzdem und trotz der Vernachlässigung durch die preußische Regierung habe Ostpreußen, und besonders die Landwirtschaft durch Selbsthilfe viel geleistet.
Käme new, Mitglied des Revolutionskriegsrots und früherer Oberst im Generalstab des Zarenheers: Der Krieg sei bereits sehr nahe. Zwar sei es England noch nicht gelungen, alle um Rußland herumliegenden Staaten zum Angriffsbund gegen Sowjetrußland zusammenzubringen. Es gebe sich aber die größte Mühe dazu, und es wende alle Mittel an, um seinen Zweck zu erreichen. Sobald dies der Fall sei, werde der Krieg sicher ausbrechen. — Kamenew dürfte wohl recht haben. Genau so hat England den Weltkrieg gegen Deutschland zustande gebracht.
Meuterei von französischen Reservisten Paris, 31. Juli. Aus verschiedenen französischen Standorten werden Meutereien von Reservisten teils wegen der schlechten Verpflegung teils aus revolutionären Gründen gemeldet. Der frühere Kricgsminister Maginot wird nach dem Wiederzusammentreten der Kammer eine Anfrage ein- bringen, welch« Maßregeln die Regierung zur Unterdrük- kung der sich immer stärker wiederholenden Meutereien und der Wühlerei im Heer zu ergreifen gedenke.
Schutz der Familie
Deichen Segen die Familie als Urzelle deutscher Kultur über Land und Volk gebracht hat, darüber braucht NM wohl nicht viele Worte zu machen. Wenn Deutschland ach immer wieder von zerschmetternden Schlägen erholte. Dreißigjährigen Krieg, Fremdherrschaft, Zerrissenheit bis ins Mark, und hunderterlei sonstige Unbill ertrug, dann geschah ihm dies geschichtliche Wunder um seiner Familie willen. Ihrem besonderen Geist, ihrer Erziehungs- und Lebensart verdanken wir die innere Festigkeit und Zähigkeit unserer großer Männer. Mag im deutschen Familienleben manchmal die Stellung der Frau gerechten und verständigen Ansprüchen nicht immer genügt haben — im Grund stimmen wir doch unseren Dichtern zu, wenn sie das glückliche deutsche Familienleben der Vergangenheit preisen.
Indessen, was sich schon vorm Weltkrieg vorbereitete, in nebelhaften Umrissen, aus geistigen und mehr noch wirtschaftlichen Ursprüngen emporhob, das nimmt nun feste Gestalt m, wie unter Zwang. Der Mann verliert an seiner leitenden Stellung. Heute steht das Weib im Beruf, und was früher so ziemlich ihre einzige Aufgabe war, die Instandhaltung der Häuslichkeit, das besorgen Hunderttausende jetzt nebenbei. Es geht, wie nun mal die Dinge liegen, nicht mehr an, die Mädchen auf die Ehe als ihre eigentliche Aufgabe zu verweisen. Eine Familie zu gründen und Frau und Kinder durch seine Tätigkeit allein zu ernähren, fällt augenblicklich dem Mann schwer. Er hat also, wenn er sich mit Heiratsgedanken trägt, im allgemeinen nichts mehr dagegen einzuwenden, daß die Ehefrau durch eigenen Erwerb zu den gemeinsamen Kosten beiträgt, und er kann ihr unter diesen Umständen nicht mehr verweigern, was die strengen Hausväter der Vergangenheit für Uebergriff und unweibliche Keckheit zurückgewiesen hätten. Die Frau spricht nun über die Verwaltung und Verausgabung des verdienten Gelds s« gut wie der Mann mit. Ein glückliches Familienleben > kann sich auch unter diesen Verhältnissen gestalten, wenn Hochachtung vor fraulichen Berufsleistungm allgemein wird und auch in der Che ihren Niederschlag findet, wenn beide 1 Gatten ihre Arbeit gegenseitig respektieren.
Vom sittlichen und auch vom eugenetischen Standpunkt aus ist dabei wichtig, daß die heutige unabhängige Frau leichter als früher dem Mann ihrer Neigung folgen kann. Sie braucht sich nicht aus Angst um ihre Zukunft irgend einem Menschen an den Hals zu werfen, der ihrem Herzen und ihrem Geist nichts zu sagen hat, und das schafft uns edlere Beziehungen der Geschlechter, erleichtert den Neuaufbau von Ehe und Familie. Aber, wohlgemerkt, olle diese Vorzüge und Zukunftsaussichten gelten nur für jene, die sich's leisten können. Für jene Fälle, wo sich Mann und Frau mit verdoppeltem Erfolg eine wirtschaftliche Grundlage zu schaffen vermögen. Ganz wesentlich anders sieht es bei ben breiten Schichten aus. Hier waltet dringende Gefahr ob, durch die Erwerbsarbeit der Frau das Familienleben zu stören, und nicht nur das alte, sondern auch das in der Bildung begriffene neue. Um einen Haushalt mit mehreren Kindern ordentlich zu führen, bedarf es vieler Arbeitsstunden täglich. Die aus der Fabrik oder dem Bureau müde heimkehrende Frau kann die unbedingt nötige Zeit für den Haushalt nur dann aufbringen, wenn sie sich vollends abrackert und krank macht. Einer doppelten Belastung ist auf die Dauer kein Mensch gewachsen. Als notwendige Folge tritt also der Rückgang des Hauswesens, die Vernachlässigung der Kinder, die mangelnde Sorgfalt bei der Instandhaltung der Kleider. Wäsche usw. usw. ein. Statt richtiger, mit Liebe und Lust hergestellter Mahlzeiten steht der immer mißmutiger werdende Mann sich auf sogenanntes Schnellfutter angewiesen. Hinzu kommt, daß eine tagsüber hart arbeitende Frau auch beim besten Willen dem Mann die Häuslichkeit auch sonst nicht so gemütlich machen kann, wie er's doch "un einmal verlangt.
Dem Tüchtigen freie Bahn, auch der tüchtigen Frau. Ihre berufliche Leistungsfähigkeit muß der Allgemeinheit Mgute kommen können. Aber Hand aufs Herz — wie viele hon den in Berufen tätigen Frauen stehen mit Freude und inniger Befriedigung darin? Wie viele würden, wenn sich ihnen nur von fern die Möglichkeit böte, nicht vielmehr mit wusend Freuden auf die Arbeit in Fabriksälen, Läden und Schreibstuben verzichten? Wie viele Ehefrauen erliegen doch oem auf ihnen von zwei Seiten her lastenden Druck! Der Frauenkörper ist den ihm zugemuteten, ungebührlichen Anstrengungen in der Regel nicht gewachsen, wird vor der Zeit verbraucht und hat dann eigentlich nur noch Interesse für °ie Aerzte. Schon beschäftigen einige Industrien, z. B. die -i-extilindiistrie. mehr Frauen als Männer, Sachsen zählt vereits 65 Prozent aller verheirateten Frauen als industriell wiist- Hinsichtlich der schweren Schädigungen, die übertrie- oene Heimarbeit verursacht, müßte die Warnerstimme noch Kondors laut erhoben werden. Die Verantwortlichen haben allen Grund. Acht zu geben. Eins von den materiellen Mitteln, die helfen können, ist: Frauen- und Kinderzulage müssen ausreichende Höhe erlangen, und die Elternschafts- ' chfrung, die Unterstützung der Kinderreichen, muß Nmhaft in Angriff genommen werden. So hoch sich die Ausgaben dafür immer belaufen mögen, sie verschwinden nor den Unsummen, die wir durch Vernachlässigung und Entwurzelung der Familie vergeuden. Kein Volkswirt von neute wird die durch diesen Raubbau verloren gehenden Beuge berechnen, aber die Zukunft wird sie uns ankreiden. AMtt wir ihrer harten Anklage entgehen, bleibt uns nur uvria. reich und arm, jeden,auf seine Art. zur Förderung
und Erhaltung deutschen Familienlebens zu veranlassen, Vorurteile hüben und drüben zuungunsten der Frau zu beseitigen, aber andererseits auch die Frau, die an alten Idealen hängt und in der Hauptsache Frau und Mutter sein will, zu stützen.
Deutschland und die Lausanner Weltkonferenz
rp. Vom 3.—21. August tagt in Lausanne die Weltkonferenz für Glaube und Kirchenverfassung, die sich eine Annäherung der christlichen Kirchen in den Fragen der Glaubenslehre und der Kirchenversassung zum Ziel gesetzt hat. Der Kirchenbund der deutschen Landeskirchen, wird diese Konferenz nicht beschicken, weil die zur Verhandlung stehenden Fragen außerhalb der verfassungsmäßigen Zw- stäichigkeit des Bundes Kegen. Da es jedoch wünschenswert schien, daß der deutsche Protestantismus in Lausanne nicht unveittreten sei, hat sich für die Beschickung der Konferenz von deutscher Seite aus Wunsch der Konferenzleitung ein freier Ausschuß unter dem Vorsitz von Domp lediger Professor O. Lang- Halle gebildet. Die deutsche Teilnehmerliste zählt neben den Mitgliedern des Stockholmer Fort- setzungsausschusses 35 Namen. Aus Württemberg nehmen teil Prälat v. Dr. Schoell und Prediger Schempp von der Evang. Gemeinschaft. Unter den übrigen Teilnehmern sind besonders zu nennen der Präsident des deutschen Evang. Kirchentags v. Freiherr von Pechman, Reichs- qerichtsprästdent Dr. Simons, Prof. l>. Deißmann. Prof. O. Siegmund-Schultz e, Prof. v. Hailer, Prof. v. Herme link. Dir. Prof. 0. Hindere!, Prof, v. Althaus, Prof. v. Dr. Frick, Pfr. v. Go garten, Dr. Ohlemükler, Pros. O. R. Seeberg und Pros, v. Wobbermin. Da die Lausanner Weltkonferenz im Unterschied von Stockholm im wesentlichen theologische und kirchliche Fragen behandeln wird, sind die deutschen Vertreter vorwiegend aus den Kreisen der theologischen Wissenschaft entnommen. Daneben werden voraussichtlich ein
zelne führende Persönlichkeiten aus der kirc^ichen Praxis i« freier Eigenschaft an den Beratungen teilnehmen.
Württemberg
Stuttgart. 31. Juli.
Von der WerkbundaussteUung. Die Werkbundausstellung „Die Wohnung" hatte schon in den ersten acht Tagen seit ihrer Eröffnung eine große Besucherzahl auszuweisen. Die Hallenausstellung auf dem Gewerbehallen- und Stadtgartengelände ist inzwischen vollständig fertig geworden. Am Samstag traf der Berliner Oberbürgermeister Dr. Böß mit städtischen Beamten im Flugzeug in Stuttgart ein, um die Ausstellung zu besichtigen. Am Sonntag, den 6. August, werden zwei Sonüerzüge aus dem Rheinland und aus Baden zahlreiche Besucher der Ausstellung nach Stuttgart bringen. Für Mitte August sind Besuche von Vertretern von Behörden und Verbänden aus der Tschechoslowakei, der Schweiz, Oesterreich, Frankreich und Belgien angemeldet.
Affenparadies. Am Samstag wurde auf dem Gelände des Kochenhofs, in unmittelbarer Nähe der Ausstellung Weißenhof, aus der Heide das „Affenparadies" eröffnet. Dieser nach moderner Bauart eingerichtete kleine Tiergarten enthält etwa 100 Affen und Bären, die man in voller Freiheit, nicht in Käfigen, ihre tollen und drolligen Spiele auf Felsen. Kletterbaum usw. ausführen sieht. Das Assenparadies ist nach einem von Adalf Rill stammenden Plan von der Baufirma Gustav Epple in Degerloch in vorbildlicher Weise angelegt worden. Leiter des Unternehmens ist Hr. Theodor Widmann, der Gründer und frühere Besitzer des Tiergartens Doggenburg, der zugleich Betriebsleiter einer etwa 4000 Tiere umfassenden Kleintierzucht ist.