Nagolder Tagblatt „Der Tefrllfchafler
Mittwoch, 13. 3utt 1S27
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laubnis. Zur Aufhebung dieser Bestimmung hak sich das Wirtschafksminisierum veranlaßt gesehen, nachdem im Hinblick auf die veränderten Verhältnisse das Bedürfnis für «ine so weitgehende behördliche Regelung des privaten Unker- richtswesens heute nicht mehr besteht. Die viel zu weit gehende Verfügung hatte unerträgliche Härten im Gefolge.
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Aeberberg, 12. Juli. Baumwartversammlung. Am
Sonntag, oen 10. ds. Mts., fand bei Kollege Seeger eine Versammlung der Baumwarte des Bezirks Nagold statt, die trotz des schlechten Wetters stark besucht war. Vorstand Stempfle begrüßte die Anwesenden in kurzen Worten und erteilte dem Geschäftsführer Herrn OA.-Baumwart Walz das Wort zur Tagesordnung. Der erste und wichtigste Punkt war die Baumwartprüfung, welche in diesem Herbst stattfindet. Der Redner wies aus die Wichtigkeit derselben hin im Interesse des Obstbaues. Etwa 8—10 Kollegen erklärten sich bereit, dieselbe abzulegen. z>er Vorbereitungskurs wird von Oberamtsbaumwart Walz gehalten, der seine Kraft unentgeltlich zur Verfügung stellt, was dankend anerkannt wurde. Punkt 2 handelte um einen Wanderlehrkurs der Landwirtschaftskammer, auch diese Maßnahme wurde empfohlen und vom Redner erklärt, daß dieser Kurs mit der Prüfung nichts zu tun habe. Weiler wurde beschlossen, in Wildberg eine Obstausstellung zu veranstalten und in Eb- hausen und Sulz einen Obftverpackungskurs abzuhalten. Als Ort der nächsten Versammlung wurde Spielherg bestimmt. Nachdem Oberamlsbaumwart Walz die Kollegen mahnte, immer pünktliche Arbeiten auszuführen, schloß Vorstand Stempfle die Versammlung, welche einen guten Verlauf nahm.
Giiltlingen, 11. Juli. Dom Männergesangverein. Unter der tatkräftigen Leitung von Herrn Lehrer Hummel errang der Verein zum zweitenmal einen I a Preis und zwar auf dem Gausängerfest in Deckenvfronn. Auch von Neubulach durfte der Verein mit einem I g Preis bei 48 Vz Punkten heimkehren. Dem Verein mit seinem Dirigenten ein frohes Glückauf!
Oberschwandorf, 12. Juli. Der Sportverein unternahm am letzten Sonntag seinen ersten Vereinsausflug, der in allen Teilen trotz des unschönen Wetters als wohlgelungen bezeichnet werden dürfte. Mit dem Auto ging es über Freudenstadt, Baiersbronn, Ruhestein nach Woltsbronn, um von hier nach »/Milbigem Marsch den Mummelsee zu erreichen. Zurück führte der Weg nach Baiersbronn, das romantische Murgtal hinab nach Forbach- Nach kurzer Rast wurde über Besenfeld, ürnagold der Heimweg angetreten. Möge der Verein noch öfters solche Ausflüge unternehmen, um die nähere Heimat kennen zu lernen.
Herrenberg, 12. Juli. Düngung. Im Garten der Landwirtschaftsschule sieht man zurzeit ein lehrreiches Beispiel der Schul-Versuchsdüngung. In 20 eimergroßen Gefäßen sehen wir .Hohenheimer Weißhaber" eingesät. In 5 Reihen gruppiert sich der nach Prof. Mitscherlich angelegte Gefüßver- fiich, den Ackerbaumeister O t t durchführt. Aufgabe undZweck dieses Düngangsoersuches ist die Beantwortung der Frage: Wie ur.d womit habe ich mein Feld zu düngen, um Höchsternten zu erzielen? In sinnenfälliger Weise ist uns Voll- düngung sowie einseilige Düngung gezeigt. Kali, Phosphorsäure und Stickstoff sind die für das Pflanzenleben nötigen Mineralstoffe. Bei ihrem Vorhandensein gedeihen die Pflanzen üppig, was uns zwei Gruppen deutlich weisen. Die nicht voll gedüngien sind im Wachstum stark zurückgeblieben, im Halm schwach und im Aussehen kränklich. Bei Stickstoffmangel finden wir geringen Trieb, kleine Blätter mit gelber Farbe. Auch die Rispe setzt klein an und das Korn bleibt zurück. Verarmung des Bodens an Stickstoff läßt den Pflanzenwuchs verkümmern. Raubwirtschaft, die dem Boden nur nimmt und nicht ersetzt, führt zur Erschöpfung. Der Ausfall der Ernte richtet sich nach dem Pflanzennährstoff, welcher in geringster Menge vorhanden und dem Wachstum zur Verfügung steht. Es wird der Gesäßversuch dieses Gesetz klar und eindeutig bestätigen. Er wird aber auch zeigen, daß von Volldüngung immer der größte Ernteertrag zu erwarten und nur rentabel ist. Einseitige Düngung ist Verschwendung mit den zwar reichlich gegebenen Nährstoffen, die nicht voll verwertbar sind, sondern nach dem Verhältnis des am wenigsten vorhandenen Stoffes sich verbrauchen. Die Bodenart ist von der Domäne Reuthin. In drei Gruppen hat man dem Diluviallehm etwa 80 Prozent chemisch reinen Quarzsand (ohne Nährstoffe), beigemengt. Ast der Lehmboden einer der fruchtbarsten Böden, kalireich, wassersaffend, ein guter Getreideboden, so bleibt der Sandboden, obwohl warm und locker seiner Nährstoffarmut wegen doch weit hinter ihm zurück. Daß aber seine Eigenschaften durch Düngung sehr verbessert werden können, ist uns in den Versuchen, die von so vielen Vorübergehenden angesehen werden, recht deutlich gezeigt.
Freudenstadt, 12. Juli. Der Bahnübergang bei Friedrichstal (Straße Freudenstadt—Baiersbronn) ist jetzt vom Zahnrad befreit und kann nun ohne Hemmung von den Kraftwagen passiert werden. Das Fahrtempo braucht, wenn nicht das Herannahen eines Zuges Vorsicht gebietet, nicht mehr ermäßigt zu werden. Dagegen ist eine gefährliche Stelle der Uebergang über die Bahnlinie unterhalb Klosterreichenbach bei Kilometer 8, wo äußerste Vorsicht zu empfehlen ist, da dieser Uebergang erst in allernächster Nähe sichtbar wird. Es ist auf dieser Strecke dringend notwendig, die Augen aufzumachen und die Aufmerksamkeit auf den Bahnkörper zu richten, ob nicht ein Zug in Sicht kommt.
Aus aller Welt
ep. Das „kvlonrsakionsunfähigc" Deutschland. Rach Mitteilung der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift' läßt sich errechnen, daß die deutsche Kolonialverwaltung im tropischen Afrika durch ihr Vorgehen gegen die Pocken alljährlich 100 000 Eingeborene vor dem Pockentod gerettet hat. Kein anderes Volk hat es verstanden, im tropischen Afrika ein KoloniMand mit einem Reh von Stationen zur Bereitung von Schuhpockenlymphe derart zu überziehen, daß bei einem Ausbruch von Pocken an irgend einem Landesteile immer genügend Lymphe rasch verfügbar war. And kein anderes Volk hat in seinen afrikanischen Schutzgebieten so viele Aerzte angestellt, daß eine der Pockengefahr hinreichend vorbeugende Durchimpfung der Bevölkerung hatte durchgeführk werden können. Rur die deutschen afrikanischen Kolonien waren so geschützt, daß ein großes Blatternsterben bei Fort- sehung gleicher Tätigkeit nicht mehr zu befürchten war. So- vffld die Wirkung unserer Massenimpfung vollends verflüch- M ist, wird der Seuchenmoloch wieder die gleiche Anzahl Opfer fordern.
Eheberatung. Die Stadt Solingen hat di« kostenlos «yeberatung durch einen Privatarzt eingeführt.
Rach 12 Jahren aus Rußland zurückgekehrt. Nach Gießen kehrte in diesen Tagen der Arbeiter Adam Beil aus Rußland zurück. Beil war von Griesheim bei Darmstadt im Mai 1915 ins Feld gerückt und geriet schon im Juni des Jahrs in russische Gefangenschaft. Bis zum Jahr 1919 erhielt die Familie nur ein Lebenszeichen aus dem Kaukasus. Dann blieb jede Kunde aus, und Beil wurde vom Amtsgericht für tot erklärt. Erst im Frühjahr 1925 kam wieder ein Brief, in dem der Verschollene mitteilte, er hoffe, in die Heimat zurückkehren zu können. Zwei Jahre brauchte er, um unter Mühen seine Heimreisepapiere zu erlangen. Nach Pfingsten dieses Jahrs konnte Beil nach Moskau reisen, von wo ihn die deutsche Botschaft heimbeförderte. Nach Beils Angaben befinden sich noch immer ehemalige deutsche Kriegsgefangene im Kaukasus.
Verstorbene haben sich beim Bezirksamt abzumelden. Der unsterbliche Amtsschimmel hat sich wieder ein kapitales Stückchen geleistet. In Charlottenburg starb der Kaufmann Erich W., die Witwe verzog nach Dresden und erhielt vom Bezirksamt Charlottenburg, Zimmer 46a, ein Formular mit folgendem Text: „Nach den hier angestellten Ermittlungen hat Ihr verstorbener Ehemann das in Charlotken- burg, Windscheidtstraße 22, betriebene Gewerbe eingestellt, ohne es abzumelden. Wir ersuchen..." usw.
Ausschluß der Oeffentiichkeil im Prozeß Skresemann- Müller. 3m Berufungsprozeß gegen Rechtsanwalt Dr. Mül- l e r in Plauen wurde am 12. Juli die Frage verhandelt, warum das große Heeresgerätelager von Bredow zu Schleuderpreisen an Litwin abgegeben worden sei. 3m Staatsinteresse wurde während dieser Verhandlung die Oeffentlich- keik ausgeschlossen.
Das Gericht lehnte di« von der Verteidigung beantragte Nachforschung nach dem „Konto Gustav S." in den Büchern der Evaporatorgesellschaft ab, weil dies für die Schuldfrage unerheblich sei. Darauf erklärte der Verteidiger Müllers, Justizrat Dr. Hahn, unter diesen Umständen sei eine weitere Verteidigung unnötig. Er nahm seine Akten zusammen und verließ den Gerichtssaal. — In dem Sonderkonto sind verschiedene Zuwendungen an den Kontoinhaber aus den Schrottoerkäufen, besonders der beschlagnahmt gewesenen 29 Eisenbahnwagen Granaten, verzeichnet. Die Verteidigung behauptet, das Konto betreffe Dr. Gustav Strescmann.
Der falsche Prinz. Der 23jährige Harry Domela aus Letland, der unter verschiedenen Adelsnamen, schließlich sogar als Prinz Wilhelm von Preußen (angeblich ältester Sohn des Kronprinzen) längere Zeit in Berlin, Potsdam, Heidelberg, Erfurt, Gotha und Köln die unglaublichsten Schwindeleien verübt hat — er wurde merkwürdigerweise allenthalben für eckt genommen —, ist vom erweiterten Schöffengericht in Köln zu der sehr milden Strafe von 7 Monaten Gefängnis nregen Betrugs im Rückfall verurteilt worden. Domela wollte, als ihm der Boden in Deutschland allgemach zu heiß unter den Füßen geworden war, sich in die Fremdenlegion onwerben, wurde aber vor dem Abtransport in Euskirchen verhaftet. Der Fall hat seinerzeit viel Aufsehen und — wegen der unglaublichen Leichtgläubigkeit der Besckwindeltön — viel Heiterkeit erregt.
Ein Flugzeug vom Blitz getroffen. Bei Faiford (Manitoba) geriet ein amerikanisches Militärflugzeug, von dem aus Ausnahmen für Landkarten gemacht werden sollten, in Gewitterwolken. Plötzlich sah man den Füegeroffizier und zwei VermessungSbeamle aus etwa 300 Meter Höhe Abstürzen, kurz darauf folgte auch das Flugzeug nach. Das Flugzeug war vom Blitz getroffen worden.
Die abergläubische Londoner Gesellschaft. Die Londoner Gesellschaft ist abergläubisch geworden. So abergläubisch, daß sie hierüber das Tanzen vergißt. „Sie feiert Orgien des Aberglaubens." Man lädt nicht mehr zum Diner mit Tanz ein, sondern zum Diner mit Wahrsagen aus der Hand. Es wird in allen Formen wahrgesagt und jede Frau, die „smart" sein will, trägt Amulette, Glückssarben und glückbringende Steine. „Die Frauen lassen keinen Stein mehr liegen, von dem sie glauben, er könne ihnen Glück bringen." — Blasiertheit der Großstadt!
Letzte Rachrichte«
Die Kabinettsitzung über das Reichsfchuigefetz Berlin, 13. Juli. Das Reichskabinett trat am Dienstag Nachmittag zu einer Mimsterbesprechnng über das Reichsschulgesetz zusammen, die bis in die späten Abendstunden dauerte. Wie die „Tägliche Rundschau" wissen will, führte die Besprechung zu keinem abschließenden Ergebnis.
Keinen Einspruch Preußens gegen das'Zollgefetz
Berlin, 13. Juli. Wie das „Berl. Tagbl." meldet, hat sich gestern die preußische Regierung mit der Zollfrage und seiner Behandlung im Reichsrat am Donnerstag beschäftigt. Die preußische Regierung hat beschlossen, von einem Einspruch gegen die Zollvorlage jetzt abzusehen, jedoch wird sie im Reichsrat ihre schweren, sachlichen Bedenken gegen die Zollvorlage erneut zum Ausdruck bringen. Eine Bestätigung dieser Meldung konnte an zuständiger Stelle nicht mehr eingeholt werden.
Oesterreichs Beileid zur sächsischen Unwetterkatastrophe Hainisch au Hindenburg Berlin, 13. Juli. Der österreichische Bundespräsident Hainisch hat anläßlich der Unwetterkatastrophe in Sachsen ein Beileidstelegramm an Reichspräsident v. Hindenburg gerichtet, wofür dieser drahtlich seinen Dank aussprach.
Beileid der Welthilfskouferenz zur Unwetterkatastrophe in Sachse«
Genf. 13. Juli. Auf Beschluß der Welthilfskonferenz hat der Präsident, Reichsminister a. D. Külz, gestern der Reichsregierung drahtlich Beileid und Sympathie zur Unwetterkatastrophe ausgesprochen.
Die französische Kabinettskrise überwunden? Paris, 13. Juli. In der gestrigen Kammersitzung, die nur von wenigen Deputationen besucht war, ging es bei der Beratung der Unfallversicherungen völlig mhig zu. Die Krise scheint überwunden zu sein. Im Parlament macht sich Ferienstimmung breit. Der Eindruck verstärkt sich, daß es Poincare bei der heutigen entscheidenden Abstimmung wieder gelingen wird, die notwendige Mehrheit auf sich zu vereinigen. Bezeichnend dafür ist der gestrige Beschluß der
Radikalen, dem Wunsche der Beamten und Pensionäre zu entsprechen, wenn das Gleichgewicht des Etats keine Stömng erfahren sollte. Dem Senat liegt nunmehr die Wahlreform vor, sodaß nach Erledigung des Zusatzkredites für die Beamten und Pensionäre das Parlament am 15. Juli in Ferien gehen dürfte.
Handel und Dolkswirtfchast
Berliner Dollarkurs. 12. Juli. 4.207 G., 4,21S B.
5 v. h. Dl. Reichsanleihe 87.
Anleihe-Ablösung mit AR. 300 12.
Anleihe-Ablösung ohne AR. 17.95.
Franz. Franken 124.02 zu 1 Psd. Sterl, 25.54 zu 1 Dollar, r
Berliner Geldmarkt, 12. Juli. Tägl. Geld 7—8 v. H., Monatsgeld 8—9 v. H., Privatdiskont 5,875 o. H. kurz und lang.
Steigen der Spareinlagen. Die langsam fortschreitende Besserung der Wirtschaft kommt auch in dem Steigen d«r Spar- und Giroeinlagen der deutschen Sparkassen zum Ausdruck. Betrugen die Spareinlagen 1924 608 Millionen RM„ 1925 ISIS Millionen Reichsnwrk. 1926 3096 Millionen NM., so beliefen sie sich im April d. I. bereits auf 3854 Millionen RM. Die Giroeinlagen zeige» für die gleichen Jahre folgendes Anwachsen: 655,4 Millionen RM„ 885,7 Millionen RM., 1119,1 Millionen RM. und für April Ü. I, 1203 Millionen RM. Auf den Kopf der Bevölkerung entfielen an Spareinlagen 1924 9,75 «4t, 1925 25,90 -4l. 1926 49.70 -4l und für April 1927 61,80 -4t. Für den gesamten Zeitraum von 1924 dis 1927 ist somit eine mehr als sechsfache Steigerung eingetreten. Wenn wir allerdings sehen, daß 1913 auf den Kopf der Bevölkerung 325 -4l kamen, so wird es noch emsiger Arbeit und Sparfamkeii bedürfen, um den alten Wohlstand zu erreichen. Zugleich ist zu hoffen, daß di« sich mehrenden Spareinlagen in steigendem Maße dem Realkredil zugeführt werden.
Postscheckverkehr in Württemberg im Juni 1927. Zahl der Post scheckkunden Ende Juni: 36 929, gegen Mai mehr: 94. Von dem Umsatz (470 Millionen RM.) sind 371 Millionen RN^ bargeldlos beglichen worden. Im Ueberweisungsverkehr mit dem Ausland wurden 295 919 RM. umgesetzt.
Erhöhte Holzgeldzinsen auch in Bayern und Württemberg. Nachdem bereit-- in Preußen die staatlichen Holzgeldzinsen kürzlich her- lusgesetzt wurden, ist nunmehr aucb in Bayern und Württemberg eine entsprechende Erhöhung der Zinssätze für Holzkäufe in den Ltaatsforsten durchgesührt. In Bayern ist durch eine Verfügung des Staat-ministerlums der Finanzen der Stundungszinsscrtz mil Wirkung ocnn 1. Juli auf 6 v. H. (bisher 5 v. H.), ebenso wie in Preußen, festgesetzt. Die Verzugszinsen bleiben dagegen auch hier, wie in Preußen, unverändert 9 v. H. jährlich. In Württemberg hat die Staatsforstdirektion den Zinssatz für Nackzahlungen de« Holzkaufgelder ebenfalls auf 6 v H. (bisher 5 v. H.) jährlich für alle vom 1. Juli ab getätigten Holzoerkäuf« festgesetzt.
Rückgang der Konkurse. Nach einer Zusammenstellung der Finanzzcitschrist „Die Bank" beträgt die Gesamtzisfer der Konkurseröffnungen für das erste Halbjahr 1927 2899 gegen 9302 für das erste Halbfahr 1926. In der gleichen Zeit sind die Geschäftsauffichten von 6787 auf 725 zurückgegangen. Im Monat Juni wurden 139 Konkurse gegen 949 im Vorjahre eröffnet. 98 Geschäftsauf- iichtsn wurden verhängt gegen 486 im Vorjahr«. Auch aus dielen Ziffern geht der langsam« Aufschwung der gesamten Wirtschaft deutlich hervor.
Konkurse.
Baugenossenschaft „Deutsches Eigenheim" e. G. m. b. H. in Stuttgart, Kasernenstr. 45.
Württembergs Holzwirtschaft. Die württ. Waldwirtjckiaft erzeugt jährlich eine Gesamtholzmenq« von rund 3,3 Mill. Fm.: ack Derbholz werden erzeugt rund 2,7 Mill. Fm. Auf den Kopf der Bevölkerung kommen 1,3 Fm. Hotz. Nach Abzug des Brennholzes verbleiben an Laubnutzholz rund 160 OM Fm., an Nadelnutzholz rund 1 MO 000 Fm. Dom Nadelnutzholz entfallen etwa 88 Prozent auf Stammholz, etwa 6 Prozent auf Papierholz sowie 6 Prozent auf Stangen und Grubenholz. Der gesamte Holz verkehr auf der Eisenbahn beträgt jährlich rund 1,9 Mill. Tonnen. Im Jahr 1925 hatte Württemberg «ine Mehreinsuhr an Rundholz von 37 000 Tonnen, an Brennholz von 30 OM Tonnen: dagegen eine Mehr«usfuhr an Schnittholz von 72OM Tonnen, an Gruben- und Papierholz von 20 OM Tonnen. Das Land führt also verhältnismäßig wenig Rohholz «in. nämlich nur 4—5 Prozent feines selbsterzeugten Holzer, während an verarbeitetem Holz etwa 12 Prozent des ei ge neu Nutzholzanfalls ousgesührt werden. Württemberg kann sich daher einer aktiven Holzhandelsbilanz erfreuen. Württemberg bat ein« ausgedehnt« und gut entwickelte Holzindustrie! Nach der neuesten Betriebszählung sind Vorhand«« 940 Säge- und Furnierwerke, 6780 Bau- und Möbelgewerbebetriebe, 3700 Holzwarenbetriebe sowie 3000 Stellmacher- und Wagenboicketrieb«. An Papierfabriken weist das Land di« Zahl von 15 auf. Nach der Statistik fällt fast der dritte Teil der gesa-nten groben Holzbearbeitung des Deutschen Reichs aus Bayern, Württemberg und Baden; unter diesen hat Württemberg einen hervorragender. Anteil. In den letzten 30 Jabren vor dem Krieg stieg 1 Fm. Ncckelstammholz, am Gold gemessen, von 13 -4t im Jahr 1883 aus 22 -4t im Jahr 1912, das ist von IM auf TM oder »» jährlich durchschnittlich 2L Prozent. Diese Teuerung des Rohstoff» Holz ist nichts anderes als die langsame, aber stete Entwert»»» unseres Zahlungsmittels Slckd. Seit dem Krieg bewegen sich die Holzpreise trotz der Währungsstabtlität, wie einer Fieberkurve fotzend, in größten Schwankungen. Dies Verhalten der Holzpreise nach dem Krieg erweist, daß sich di« Wald- und Holgwirtschaft heute in einer Krisenzeit erster Ordnung befindet.
wiescnstckleu OA. Horb, 12. Juli. Stand der Hopfe». Der Stand der Hopfenanlagen ist bis jetzt befriedigend. Doch gibt es auch Pflanzungen, die viel zu wünschen übrig lassen. Auffallend ist, daß gegen voriges Jahr ganz wenig gespritzt wird. Ldtch die schon gespritzten Anlagen zeigen Krankheitsspuren. Voriges Jahr gaben di« Anlagen, di« bald von der Krankheit befallen wurden und sich wieder erholt hatten, am meisten Hopsen. Zwei Drittel der Anlagen stehen sehr schön.
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Stuttgarter Börse, 12. Juli. Die Stimmung war heut« wieder fest und die Kurse konnten beinahe aus der ganzen Linie anztehe» Das Geschäft konnte sich aber nicht beleben und inan bleibt b« gesteigerten Kursen in sehr ruhiger Haltung. Am Renten markt waren Barkriegs-Pfandbriefe unverändert, Goldpsandbries« etwa» nachgcbend.
Württ. Vereinsbonk, Filiale der Deutschen Bank.
Stuttgart, 12. Juli. La nd es p ro d u kte nb ö rs«. Der Getreidemarkt verkehrt immer noch in lustloser Haltung, trotzdem d« Auslandsnotierungen letzter Tage höher waren. Das Hauptinteresse erstreckr sich gegenwärtig auf den Ausfall der neuen Ernte io Deutschland und läßt sich heut« nur das eine jagen, daß mit einer Verspätung zu rechnen sein dürft«. Es notierten je IM Kilo: Auslandsweizen, ab Mannheim 30.75—3250 (am 7. 7. um».), württ. Weizen 29—31.25 (30.75—31.25), Hafer 24—25 (unv.). Wie senheu (neue Ernte 6.50—7 (650—7.M) Kleeheu (neue Ernte' 7—8 (8—9), drcchtgepreßtes Stroh 4—4M (unv.), Weizenmehl 42,75—43 25 (unv.), Brotmehl 34.75—35.25 (unv.). Kleie 12.75 bis 13 (13.25—1S.M) „4t. Nächste Börse: Montag. 18. Juli.
Berliner Gelreidepreije, 12. Juli. Weizen märt. 28, Roggen 25.50—25,70. Wintergerste 24.07, Sommergerste 24D7, Hafer Ä.U bis 25.80, Weizenmehl 36—38, Raggenmehi 34—66, Weizeoktei« 13.25, Roggenüsie 1550.