Bunter Weit ~Spiegel

Der langsamste Eilbrief

BERLIN. Dem Berliner wird gern Bachgesagt, er neige zu Übertrei- )»ungen und spräche gern in Superlati­ven. Hier ein Superlativ, auf das er gerne verzichten würde: In Berlin wird der langsamste Eilbrief der Welt be­fördert. Er braucht von West- nach Ostberlin im Durchschnitt zwei Tage. Ein radelnder Bote würde ihn vom Ab­sender zum Empfänger unter Umstän­den in 20 Minuten befördern. Statt- dessen nimmt er folgenden Weg: Vom Postamt zur Westberliner Briefsammel­stelle SW 11 am Anhalter Bahnhof. Von dort geht es im Kraftwagen über die Sektorengrenze (täglich drei Aus­tauschfahrten!) zum Ostberliner Groß­postamt N 4 am Stettiner Bahnhof. Ehe N 4 den Eilbrief weiter leiten kann, muß es ihn der Briefzensurstelle vorlegen. Erst dann darf er dem Emp­fänger zugestellt werden.

Pillenwirtschaft

NEW YORK. Eine pharmazeutische Firma in Philadelphia, USA, hat eine Pille auf den Markt gebracht, die die Aufgabe der Weckeruhr erfüllt. Die Pille wirkt erst eine bestimmte An­zahl von Stunden nach dem Einneh­men. Dann erst löst sich nämlich die die Pille umhüllende Schicht, der Kern der Pille tut seine Wirkung und der Schläfer erwacht. Damit aber noch nicht genug: Man kann die Weckpille gleichzeitig mit einer Schlaftablette einnehmen, deren Wirkung nur so­lange anhält, bis die Weckpille zu ar­beiten beginnt.

Sturz in die Arme des Gatten

KOPENHAGEN. Die Zirkusakrobatin Susan Tacoma glitt auf einem zehn Me­ter hohen Drahtseil über einer Zirkus­arena in Kopenhagen aus und fiel —

direkt in die Arme ihres Mannes. Er war, als er seine 23jährige Frau auf dem Drahtseil ausgleiten sah, geistesgegen­wärtig aus dem Zuschauerraum in die Manege gesprungen. Als er die fallende Frau abfing, rollten beide unter der Wucht des Sturzes in den Sand der Manege, blieben aber unverletzt. Auf die Frage, was sie darauf zu ihrem Mann und Ret­ter sagte, antwortete Susan: „Ich sagte einfach: Danke schön!“

Interesse wird mit Kognak belohnt

HEMER. Um das Interesse der Bürger für den ausliegenden Haushaltsplan des Amtes Hemer (Landkreis Iserlohn) zu heben, hat ein Fabrikant dem Amtsdi­rektor eine Flasche besten Kognak ge­schickt. Jedem Bürger, der den Haus­haltsplan einsehen will, soll aus dieser Flasche ein Glas ausgeschenkt werden. Bisher ist der Haushaltsplan von den 20 000 Bürgern der Stadt kaum beachtet worden.

Streit um Storchenwohnung

AUR1CH. Unangenehm überrascht war ein Storchenpaar, das aus dem Süden zurückkehrte und sein altge­wohntes Nest besetzt vorfand. Da es dem Paar allein nicht gelang, die „Ein­dringlinge“ zu vertreiben, holte es sich einen Storchen „Junggesellen“ zu Hilfe. Zu dritt gelang es ihnen, das gegnerische Storchenpaar zu verjagen.

Vom Reichsmarschall zum Ohcrschnäpser

NEW YORK. In einem schwarzen Mercedes-Sportkabriolett, das einst Reichsmarschall Göring gehört hatte, brauste Obergefreiter a. D. Richard P. Dutot in das Zivilleben zurück. Der 23jährige hat sich den Wagen für an­geblich rund 2500 Dollar während sei­

ner Dienstzeit in Deutschland gekauft und ihn mit nach den Vereinigten Staaten genommen, wo er bis zu sei­ner Entlassung in einem Heeresdepot aufbewahrt und Dutot am Tage sei­ner Entlassung vom Wehrdienst über­geben wurde.

Weltumfassende Druckkunst DÜSSELDORF. Hunderttausende der Besucher der DRUPA — Internationale Messe Druck und Papier —, die vom 15. bis 30. Mai in Düsseldorf stattfindet, werden mit Ergriffenheit und Bewunde­rung vor der dort gezeigten Original­seite der 42zeiligen Bibel Gutenbergs stehen. Mit ihren handeingemalten Ini­tialen und Randleisten gilt sie im Ver­ein mit der Kraft und Sauberkeit und dem Charakter ihrer Typen als das un­bestrittene, ja unerreichte Meisterwerk

NOORDWIJK. In jedem Land Euro­pas betrinkt, man sich auf eine an­dere Weise, stellt die Weltgesundheits­organisation in einem Bericht über die Trinksitten fest. In Frankreich gelten als Grenze des Schicklichen vier Liter Wein am Tag, in Spanien nimmt man hingegen bereits zwei Liter übel — und in Italien hält man sogar einen Liter zu einem gehörigen Schwips für ausreichend. In Belgien, Irland und Schottland muß man sich schon sehr daneben benehmen, Streit anfangen und laut krakeelen, ehe man als Be­trunken gilt, und in Österreich wird als „Säufer" registriert, wer dies öf­ters als zweimal im Monat tut.

In Italien und Frankreich gehört die entsprechende Standfestigkeit zum gu­ten Ton, in Holland rühmt man sie vor allem den Offizieren und Studenten nach. Antialkoholiker sind in Frank­reich und Österreich selten, in Holland

der typographischen Kunst der gesamten Erde. Dieses Werk ist bis heute die Quelle aller Schreibkünstler und Buch­ausstatter großen Stils.

Von dieser Riesenleistung, die am An­fang der Druckkunst steht, führt die DRUPA ihre Besucher durch die lange und interessante Straße aller weiteren Erzeugnisse der Schwarzen Kunst bis zu den modernen Werken unserer heutigen Tage.

Ja, ja der Mai

SOLLEFTEA. Plötzlich erwachte Frühlingsgefühle veranlaßten den Flugzeugführer eines schwedischen Düsenjägers, über der nordschwedischen Stadt Solleftea ein großes Herz aus Kondensstreifen an den Himmel zu malen. Tausende blieben auf den Stra­ßen stehen und bewunderten den ro­mantischen Gruß.

haben zehn Prozent aller Erwachsenen dem Alkohol abgeschworen, in Irland sind es sogar 25—30 Prozent, nur die Türkei übertrifft diesen Prozentsatz. Über die Hälfte der männlichen Be­völkerung hält sich an das Verbot des Propheten und läßt keinen Tropfen Alkohol über ihre Lippen kommen.

Mysteriöser Goldfund GRIESBACH. Zwei Schüler stießen ln einem Wald bei Rotthalmünster im Landkreis Griesbach beim Spielen auf eine stark verrostete Kassette, in der sich 81 goldene Eheringe, eine größere Anzahl Damen- und Herrenuhren, Schmuckstücke, goldene Ringe mit Steinen, die zum Teil herausgebrochen waren, sowie ein Zigarettenetui befan­den. Alle Gravuren auf den Fundgegen­ständen sind in ungarischer Sprache ab­gefaßt.

25 Einbrüche in acht Wochen ANTWERPEN. Unter dem Verdacht, in den letzten Wochen 25 schwere Ein­brüche verübt zu haben wurden drei 13jährige Jungen in Antwerpen ver­haftet. Wochenlsng hat sich die Polizei über diese Kelle nur sonntags ausge­führter Einbrüche den Kopf zerbrochen. Man war sich darüber einig, daß hier eine überaus kühne Bande am Werk sein mußte. Selbst eine über fünf Me­ter hohe Mauer hatten die Verbrecher nicht davon abgeschreckt, in den Kas­senraum einer Wohlfahrtsorganisation einzusteigen und über 20000 Mark mit­gehen zu lassen.

Die Mutter eines der Jungen ließ die Bande auffliegen. Sie hatte in den Taschen ihres hoffnungsvollen Spröß- lings mehrere tausend Franken gefun­den, was sie umgehend der Polizei meldete. Vor einem Jugendgericht ge­stand der Junge und nannte auch die anderen Mitglieder seiner Bande.

Ein Studenten-Sender MÜNCHEN. Auf einer Pressekonfe­renz der Münchner Universität wurde mitgeteilt, daß München einen Studen­ten-Sender erhalten solle, der über Ultra-Kurzwelle in erster Linie Vorle­sungen übertragen soll. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt aller Münchner Hochschulen und Studenten. Schwierigkeiten biete noch die Frage der Lizenzerteilung und die Sende­frequenz. Ähnliche Studenten-Sender bestehen bereits in USA, Spanien, Nor­wegen und Frankreich.

Goldseide

LONDON. In England stellt man jetzt einen Stoff her, der aus reiner Seide und reinem Gold besteht. Das Metall wird in einer Dicke von einem Zehntau­sendstel Millimeter durch komplizierte Prozesse auf die Seide gepreßt. Der Stoff leuchtet wie echtes Gold, kann ge­waschen werden und soll 80 bis 90 Jahre haltbar sein.

Der schickliche Durst

Die Trinksitten sind in Europa sehr verschieden

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