WISSENSCHAFT-LITERATUR • KUNST
A us der Arbeit der Universität 1 Uhingen
Über die Frühlingsblume „Küchenschelle“
KÜCHENSCHELLE VOM KORNBÜHL BEI SALMENDIN\,E .
Von „Frühlingshügeln“ hat Mö- rike in naturbegeisterten Versen gesungen, wie hier zuerst das Frühlingsleben der winterlichen Starre weicht. Auf diesen „Frühlingshügeln“ da ist die Heimat unserer Küchenschelle, auch Osterglocke, Kuhschelle. Heuschlaufe oder mit dem lateinischen Namen P u 1 s a t i 11 a benannt.
Sicherlich dachte unser Dichter bei „Frühlingshügeln“, die er auf Wanderungen im Unterland oder von Urach aus über die Alb viel besucht hat, an jene „Steppenheiden“, wie sie später vom Altmeister der Pflanzen- geographie Robert Gradmann genannt worden sind, und für die Gradmann die Küchenschelle als „Leit- pflanze“ Nr. 1 bezeichnet hat. Dichtern und Pflanzengeographen unserer Heimat waren gerade diese Standorte unserer Küchenschelle immer besonders lieb, jene vor allem auf Kalkboden (Muschelkalk und Weißjurakalk) entwickelten warmen Hänge, wo (vielleicht von einem Waldrand oder einem Rain geschützt) auf spärlicher Bödenkrume viele herrliche Blumen blühen, und als erste gerade die Küchenschelle.
Viele Rätsel gibt uns diese Pflanze auf. Umstritten ist schon die Herkunft des Namens. Wenn auch einmal ein Dichter „gesungen“ hat: „Zu Mittag ruft die Küchenschelle“, so hat doch der Name Küchenschelle kaum etwas mit dem Mittagessen oder mit sonstigen Küchenverrichtungen zu tun. Audi auf weidende Kühe mit ihren Glocken ist der Name schwerlich zurückzuführen; denn zur Blütezeit unserer Pflanze trifft man auf Steppenheiden kaum Kühe. Mir scheint viel wahrscheinlicher, daß im Namen Küchenschelle ein sehr alter und heute nicht mehr verstandener Name überliefert ist, der vielleicht in stark abgewandelter Form auch in den süd- ostdeutschen Bezeichnungen Koko- lanzen und ähnlidi,ja selbst im Worte Pulsatilla nachklingt, das allerdings üblicherweise mit Glocke gedeutet wird.
Die Bezeichnung Osterglocke ist an sieh leicht verständlich, wenn sie auch ln der Regel für die gelben Narzissen (Tazetten) angewendet wird, denn beide Blumen läuten die Osterzeit ein, wobei wir es dahingestellt sein lassen, ob ihr Name sich schon von der Frühlingsgöttin Ostara oder vorn christlichen Osterfest herleitet. Übrigens blühte auch auf dem „Frühlingshügel“ vor den Toren des alten Tübingen, auf dem österberg, die Küchensehelle, ehe sie hier der Mensch ausgerottet hat. Alte Herbarien bezeugen diesen Fundort, der besonders interessant ist, weil die Küchenschelle (ähnlich wie bei Stuttgart) auch auf kalkreichen Keunerstandorten vorgekommen ist.
Vielerlei Deutungen hat der Name „Heuschlaufe“ oder „Heuraschlaufe“ erfahren. Die Blüten sind im gelbbraunen Gras („Heu") wie bunte Schleifen oder Schlaufen, die sich ein Mädchen in sein blondes Haar geflochten hat. Vielleicht bedeutet der Name aber auch „Herraschlaufe“ und spielt damit an auf das Violett der Gewänder geistlicher Herren, zumal in der Fastenzeit das Meßgewand die violette Farbe zeigt. Das „Manipel“ am Arm katholischer Priester ist eine solche „Schlaufe“ Wir dürfen ja nicht vergessen, daß all diese Namen sehr viel älter sind als die Kirchenspaltung, und daß damals auch in jetzt protestantischen Gegenden solche Kirchenbräuche einheitlich waren.
Mit dem „Schlafen“ hat der Name — entgegen früher weit verbreiteten Annahmen wohl nichts zu tun. Allerdings „schlafen“ auch die Küchenschellen, ähnlich vielen anderen Blumen und Blütenköpfchen (wir denken etwa an das Gänseblümchen) bei
V o n P r of. D r. W. Zimmer mann
Nacht oder bei schlechtem Wetter; d. h. sie schließen ihre Blüten und senken sie gegen die Erde.
Überhaupt hat die Küchenschelle, als einer der ersten Frühlingsboten, sehr viele Schutzvorrichtungen gegen Wetterunbilden. Wenn, oft als allererstes Lebenszeichen, früh im Februar, die bereits im vergangenen Sommer unter der Erde angelegten Blütenknospen sich zwischen dürrem Gras und Moos hervorschieben, dann sehen wir nur ein Silberpelzchen. Das kommt von den dicht behaarten 2—3 Dutzend dichtgedrängten „Hochblattzipfeln“ her, die sich schirmend um die noch festgeschlossene eigentliche Blüte legen. So warm hüllen diese Bildungen das Blüteninnere ein, daß die Temperatur im Knospenin- nern 8 Grad höher sein kann als in der Umgebung. Die Wichtigkeit eines solchen Kälteschutzes (der Pelz hält die Atmungswärme fest) bezeugen künstlich gezüchtete Küchenschellen, die als „Mutation“ (Änderung des Erbgutes) vollständig kahl sind. Wenn wir diese fast nackt erscheinenden Knospen nicht besonders schützen, erfrieren sie im Frühling regelmäßig. Eine nahe Verwandte unserer Küchenschelle, die im „pannonischen“ Becken bei Wien, Budapest usf. vorkommt, hat einen goldgelb schimmernden Pelz. Er scheint noch mehr Sonnenwärme aufzufangen; auch blüht, bei uns gezogen, dieser „Goldschopf“ (a u r i c o m a“) 14 Tage früher als die heimischen Verwandten.
Merkwürdig ist das Aufblühen. Erst treten nur die sechs „Blütenblätter“') mit ihren Spitzen auseinander. Nur die Griffel, die ein violettes Bürstchen bilden, werden so sichtbar. Wenn eine Biene oder Hummel vielleicht vom Besuch einer anderen älteren Küchenschelle kommt und sich mühsam in die Blüte hineinzwängt (sie will nämlich am Blütengrunde Necktar schlürfen), dann muß sie mitgebrachten Blütenstaub auf den zahlreichen Griffelnarben abladen. Denn das ist schon wieder eine besondere Eigentümlichkeit: Die Narben sind mindestens zwei bis drei Tage bestäubungsfähig, ehe in derselben Blüte die Staubbeutel den Blütenstaub freigeben.
Auch springen die dem Griffel benachbarten Staubbeutel erst zuallerletzt auf. So sichert unter normalen Verhältnissen die Küchenschelle die „Fremdbestäubung“, d. h. eine „Ehe“ nicht ganz nahverwandter Blumen. Nur, wenn etwa wegen allzu schlechten Wetters die Immen nicht fliegen, dann kommt es zuallererst zur „Selbstbestäubung“, d. h. zur Befruchtung einer Blüte mit dem eigenen Blütenstaub
Zwei Jahre nach dem preußischen Aufklärerkönig starb zu Münster in Westfalen Johann Georg Hamann, der Wortführer im beginnenden Kampf gegen den Rationalismus der Aufklärung. Die Umwelt hat von dem Königsberger Kanzlisten und Kopisten kaum Notiz genommen, er galt als wunderlich und skurril, man diskutierte ihn und ließ ihn unbeachtet. Nur die Besten seiner Zeit verstanden ihn zu würdigen Herder, Goethe, der Glaubensphilosoph Ja- cobi, die jungen Genies, deren Prophet Hamann war. Sie kannten und schätzten ihn als Schriftsteller. Denker und Moralisten, und bei den lutherischen Theologen des neunzehnten Jahrhunderts hat er sich stets der bevorzugten Teilnahme erfreut. Das war nur recht und billig, galt
Während des Aufspringens der Staubbeutel haben sich die Blütenblätter weit geöffnet, so daß die Immen, dem „Wirtshausschild“ der violetten Blütenblätter folgend, nun auch den Blütenstaub mitnehmen können, welchen z. B die Bienen eifrig in ihre „Körbchen“ einsammeln. Man kann übrigens bei den Bienen deutlich erkennen, wie sie normalerweise auf die violette Farbe (eine für Immen sehr beliebte Farbe) dressiert sind. Es gibt nämlich als Ausnahme (namentlich infolge von Kulturexperimenten) weißblühende Mutanten. Auf unseren Versuchsfeldern bei den Tennisplätzen Tübingen kann man nun gut beobachten, wie die auf violett dressierten Bienen in der Regel eine weiße Blüte ignorieren, obwohl ihr Honig und Blütenstaub anderen, auf weiß dressierten, Bienen offensichtlich willkommen ist.
Viel wäre noch zu erzählen etwa vom Reifen des Griffels, der ein, mehrere Zentimeter langes, Verbreitungsorgan für das einsamige Früchtchen wird, und der bei schönem Wetter mit gespreizten Haaren davonfliegt. Merkwürdigerweise fliegt er aber im allgemeinen gar nicht weit, obwohl in der Nacheiszeit die Küchenschelle nachweislich im Jahr durchschnittlich mehrere hundert Meter gewandert sein muß, vielleicht verbreitet im Pelz von Tieren. Doch wissen wir darüber nichts Genaueres.
Erst seit kurzem ist auch untersucht,wie die reifen Früchtchen mit ihrem, sich hygroskopisch einkrümmenden. Griffel sich in Grasnarben oder in lockeren Boden kriechend einbohren. Der Griffel besitzt nämlich einen ganz eigenartigen, bisher noch von keiner anderen Pflanze bekannten •Bewegungsmecharusmus.
Unsere Küchenschelle kann auch erzählen von ihrer Entstehung. Während der Eiszeit, als die Alpengletscher die Donau bei Sigmaringen und bei Riedlingen überschritten haben, und als auch von Skandinavien aus ganz Norddeutschland vom Eis überdeckt war, konnte sie bei uns nicht existieren. Wenn man aber die vielen Arten und Rassen, die vom fernsten Ostasien durch ganz Eurasien bis nach Spanien existieren, verfolgt, dann kann man erkennen (an Zahlen der Erbträger, an den Blütenfarbstoffen. an der Anatomie, Gestalt und Lebensweise), wie nach der Eiszeit gerade unsere Küchenschelle entstanden ist. Zwei Formen haben sich hier miteinander verschmolzen, östlich und westlich um die Alpen herumkommend. Die Ausgangsformen, z. B. die hellblaue östliche Küchenschelle ist den Briefmarkensammlern von der
der Magus des Nordens doch als der Wiederentdecker des Christentums, in dem sich jüdische und hellenische Erwartung erfüllt hat. Aber Hamanns Bedeutung geht weit über diese Teilnahme hinaus, ist er doch die Ursache für die allgemeine Veränderung des deutschen geistigen Klimas zu Ende des 18. Jahrhunderts.
Sein Werk, das nun den wirklichen und ganzen Hamann bietet, so völlig in all seinen Quellen und Bezeugungen. wie wir sonst kaum ein Ingenium gleichen Ranges seiner Zeit kennen, liegt vor. Die von Josef Nadler in fünfundzwanzigjähriger Arbeit besorgte und vom Herder-Verlag in Wien verlegte historisch-kritische Gesamtausgabe enthält die von Hamann selbst veröffentlichten Schriften (sie haben in zwei Bänden Platz), aber auch die von dem Herausgeber der ersten Ausgabe vom Jahre 1821 zurückgehaltenen biblischen Schriften (ein weiterer Bandl und die kleinen Schriften, darunter die ungemein wichtigen Übersetzungen aus Hamanns Frühzeit (abermals ein Bandl. ferner das noch völlig unbekannte Verzeichnis von Hamanns Bibliothek und die Fülle seiner Notizbücher von 1753 bis 1788. das Kostbarste, was er ungenützt hinter- lassen hatte (im fünften Band) und einen Kommentar in Gestalt eines Lexikons zu Hamanns sämtlichen Schriften (der noch ausstehende sechste Bandl.
Die ersten drei Bände haben wir bereits ausführlich gewürdigt. Der erste bringt das „Tagebuch eines Christen" Hier erscheint Hamanns Logosphilosophie des corpus mysti- cum zum Greifen nahe, im Stadium des Aufbruchs Das Erlebnis des Erlösungsgeheimnisses und die Einsichten. die Hamann dabei zuteil geworden sind, bilden den Mittelpunkt. Der zweite Band bringt die ,.So- kratischen Denkwürdigkeiten“, ..Die Kreuzzüge eines Philologen“ und die Selbstdarstellungen „Gedanken über
schönen ungarischen Blumenserie her bekannt, die westliche hat ein tiefes Dunkelrot, das gelegentlich an Zierformen des Gartens leuchtet.
Die Blütenfarbe wird manchmal zum Färben der Ostereier verwendet. Doch erfreut euch an den schönen Blumen im Freien. Das ist auch der Sinn, warum die durch den Menschen oft schon selten gewordene Pflanze zu den vollständig geschützten Gewächsen gehört. Auch die Arzneimittel werden jetzt fast immer von kultivierten Pflanzen gewonnen, zumal es besonderer Maßnahmen bedarf, damit die Wirkstoffe nicht innerhalb weniger Tage zerstört sind.
l) Die Botaniker protestieren zwar gegen diese Bezeichnung, da kein eigentlicher Kelch vorhanden ist. Aber zur leichteren Verständlichkeit mag die Bezeichnung stehen bleiben.
meinen Lebenslauf“ und „Einfälle, ein Original zu sein“, der dritte umfaßt die Untersuchungen zur Sprache und die Auseinandersetzung mit der Philosophie.
Der vierte Band zeigt den Schriftsteller Hamann in der vollen Entfaltung seiner vielseitigen Neigungen und Fähigkeiten. Hier ist das Kleinwerk seiner Schriften vereinigt. Es sind zum großen Teil bisher ungedruckt gewesene Beiträge zu Zeitschriften und Zeitungen, Übersetzungen aus der Hofmeisterzeit (das Philosophische Handhüchlein des Jesuiten Rapin. die Essays Shaftburvs) und drei Studien über Erziehung. Erkenntniskritik und Volkswirtschaft. Dann öffnet sich die Mappe des Philologen. Wir finden unter den ungedruckten Stücken die vollständige Nachdichtung des Hohen Liedes auf Grund des hebräischen Wortlautes — Hamanns hebräische und arabische Studien bezeugen die Briefe, die Notizbücher und das Bücherverzeichnis Es folgen Beiträge zur Königsberger Zeitung, Rezensionen. Glossen und Berichte über englische, französische und italienische Literatur, in denen die Ziele der romantischen Bewegung vorweggenommen zu sein scheinen Und schließlich die münsteri- schen Arbeiten. Bemerkungen zu Goethes „Vögeln“ und .Taeohis Ausgabe der Briefe an Moses Mendelssohn und als letztes der Entwurf zu einer Schrift, der in den Kampf der Aufklärer mit dem Katholizismus eingreifen sollte
Der fünfte Band endlich gibt Einblick in die Werkstatt dieses Mannes, dessen Lehen ganz zu Wort geworden war - Das Bücherverzeichnis Wer das Vergnügen des Katalogschmö- kerns zu schätzen weiß, kommt hier auf seine Kosten Das Verzeichnis, das Nadler aus der Verschlossenheit der Königsberger Bibliothek löste, bezeugt in einzigartiger Weise Umfang und Abwandlung von Hamanns geistiger Geschichte. Hamann sammelte Wirtschafts- und Rechtstitel,
Büd: Nahrrsen
landeskundliche und völkerkundliche Werke, vor allem mit dem Blick auf Rußland, Polen und den asiatischen Osten, Bücher zur Sprachgeschichte und Sprachphilosophie, von den Hieroglyphen bis zu den nordischen Sprachen, und religionsgeschichtliche und -philosophische Abhandlungen, die sich mit den Gottesvorstellungen fast aller Völker befassen, mit den griechischen Mysterien und den Sekten, in die sich das Christentum verzweigte. Die Bücher — nach dem Format geordnet — werden dann in den Notizbüchern erörtert und erläutert.
Durch diese Notizen (wie in seinen Schriften), immer aphoristisch aus Anlaß irgendeines Ereignisses oder eines Buches, das ihn zur Zustimmung, oder was weit häufiger war, zum Widerspruch herausforderte, zieht sich die Polemik gegen die Aufklärungsbildung hindurch. Man lernt Hamann aus den Notizen beinahe noch besser kennen als aus seinem Werk, seine skeptische Einstellung zur Vernunft, der die Berufung auf die subjektive Gewißheit des Glaubens gegenüber steht „Unsere Vernunft ist jenem blinden thebanischen Wahrsager ähnlich, dem seine Tochter den Flug der Vögel beschrieb; er prophezeite aus ihren/Nachrichten.“ Das Christentum ist hingegen eine Religion der Geheimnisse, die beweisen zu wollen ebenso töricht ist wie sie zu leugnen. Aber nur in der Gewißheit des Glaubens können sie erfahren und erfühlt werden. Phantasie und Gemütsleben sollen neben der Vernunft zu ihrem Recht kommen. oder wie Goethe in „Dichtung und Wahrheit“ die Grundideen Hamanns trefflich formuliert hat: „Alles, was der Mensch zu leisten unternimmt, muß aus sämtlichen vereinigten Kräften entspringen; alles Vereinzelte ist verwerflich.“ Und das gewaltigste Wort, das in neueren Zelten gesprochen worden ist, ist eben Hamanns Satz: Die Heiden sind die großen Propheten gewesen. Sie waren es, die Rationalisten und Progres- sisten, die letztlich die neue Erweckung des Abendlandes einleiteten.
Die Schriften Hamanns sind nicht leicht zu lesen. Die dunkle, bilderreiche Sprache, von Hamann selbst als „verfluchter Wurststil“ bezeichnet. hat etwas Orakelhaft-Sibyllini- sches In unmittelbarer Nachbarschaft steht hier die geistliche Dichtung des Mittelalters. Aber wer sich eingelesen hat. der findet auf weite Strecken eine sehr kurzweilige Lektüre, vor allem in den Notizbüchern und in den Glossen, die Hamann vielen seiner Büchertitel zusetzt. Nadler tat überdies aiies. um dem Leser entgegenzukommen Jedem Band ist ein Schlußwort und der Apparat zugefügt ein Verfasserlexikon erleichtert die Lektüre des Bücherverzeichnises. Man lernt das Leben der Menschen kennen, deren Bücher Hamann besessen hat Ergänzt wird die Ausgabe durch die Hamann-Biographie Nadlers Der lichte Druck der in dunkelgrünes Leinen gebundenen Bände macht die Lektüre auch dem Auge angenehm. wn.
Das Millenium Avicennas
In diesen Tagen haben sich Orientalisten aus aller Welt in der persischen Hauptstadt versammelt, um hier und am Sterbeort Hamadan das Millenium Ibn Sinas, auch Avicenna genannt, zu feiern. Die Bundesrepublik war mit einer Gruope Orientalisten unter Führung von Prof Ritter von der Universität in Frankfurt am Main vertreten. Das iranische Kaiserpaar unterhielt sich während eines Empfanges längere Zeit mit den deutschen Delegierten (u. a.. Prof. Rempis. Tübingen), die in persischer Sprache Gedenkreden auf den weltberühmten persischen Arzt U’" 1 Philosophen hielten
’ie Erkenntnisse und Deutungen — au* den Traditionen des Philosophen Aristoteles und der Mediziner Hinno- krates-Galen aufbauend — beeinflußten nicht nur asiatisches, mehr noch europäisches Denken auf beiden Gebieten Unter den Hunderten vonWpr- ken ibn Sinas über theologische, philosophische, astronomische, medizinische und andere wissenschaftliche
Themen sind am bekanntesten die „Shifa“ (Physik, Mathematik, Metaphysik) und das „Qanum“, Richtlinien in der Medizin
Avicenna wurde um 890 in Bukhara geboren. Aus diesem Grunde behaupt ten heute die Sowjets, daß er ein „rassischer Wissenschaftler ist“ Sein weltweiter Ruhm ist auch eng mit persischer und arabischer Poesie verbunden. Einer seiner berühmten Vierzeiler erschien bereits im Jahre 1875 in den „Göttinger Nachrichten“ unter dem Titel: „Avicenna als persischer Lyriker“-
Vom tiefsten Grund des schwarzen Staubes bis zum Saturnus’ höchstem Stand
Entwirrt ich die Probleme alle, die rings im Weltenraum ich fand.
Entsnrnnoen bin ich jeder Fessel, mit der mich hist und Trug umwand —
Gelöst war jeglich Band — nur eines blieb — des Todes Band!
Die Heiden sind die großen Propheten gewesen
Zur kritischen Ausgabe der Schriften Johann Georg Hamanns von Josef Nadler