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Nr. 147

Gegründet 1827

Dienstag, den 28. Juni 1927

Fernsprecher Nr. 29

191. Jahrgang

Tagesspiegel

Poincare hat von neuem den Wunsch »ach einem frcm zösisch-amerikanifchen Ariedeuspeckt geäußert.

Der chinesischeLhrWengenerch" Zeug hat die Begehun­gen r« den Sowjets abgebrochen und die russischen Offizier« särkgeschickt.

Es geht mit dem landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen vorwärts

Das ist der Eindruck, den man bei den Berichten über die gegenwärtige Kasseler Tagung des Reichsverbands der deutschen landwirtschaftlichen Genossen­schaften unwillkürlich erhält. Dieser Reichsverband orga­nisiert sich in 27 Genossenschaftsverbänden mit etwa 26 000 landwirtschaftlichen Genossenschaften. Neben demselben steht ein anderer großer Zentralverband, nämlich der General­verband der deutschen Raiffeisen-Genossenschaf­ten mit 16 Genossenschaftsverbänden. Dazu kommen noch angere Organisationen, z. B. der Genossenschaftsverband des Reichslandbundes, der landwirtschaftliche Reoifionsverband des Bayerischen Bauernvereins (Heim) u. a. Die Raiffeisen­vereine feiern am 26. Juni ihr OSjähriges Jubiläum. Im Jahr 1877 hat der Bürgermeister F. W. Raiffeisen, von der Not der unter wucherischer Ausbeutung seufzender Bauern tief ergriffen, den Grund zu einer Organisation gelegt, die unendlich viel Segen gestiftet und die zu einem mächtigen wirtschaftlichen Faktor sich ausgewachsen hat.

Der Landwirt ist, wenn er nutzbringend wirtschaften will, genau so wie jeder Gewerbetreibende gezwungen, Kre- dit zu nehmen, um so mehr, als zwischen dem Ankauf sei­ner Bedarfsartikel und dem Verkauf seiner Erzeugnisse eine lange Spanne Zeit liegt. Nicht selten trieb ihn dieses Miß­verhältnis in die Arme des privaten Geldmarktes und Händ­lers. Solchem Unglück zu entgehen war nur möglich, wenn die kleinen und schwachen Glieder des bäuerlichen Standes sich zu starken Genossenschaften zusammenschloffen.

Aber mit Geld allein ist dem Landwirt nicht gedient. Er braucht auch Kunstdünger, Futtermittel, Maschinen, Saat­gut u. a. Er braucht diese Dinde in wirklich einwandfreier und preiswerter Beschaffenheit. Andererseits will er seine Produkte, vor allem Getreide und Kartoffeln, so günstig als möglich absetzen. Wo geschieht dies besser als in genossen­schaftlichen Kornhäusern, wo ihm auch der kleinste Posten prompt zu Tagespreisen abgenommen wird, während ehe­mals der Händler ihn Wochen und Monate lang warten ließ. Und so entstanden neben den Spar- und Darlehens­kassen, soweit dieselben nicht neben dem Kreditgeschäft zu- Feich auch das Warengeschäft betrieben, besondere Bezugs­genossenschaften (An- und Berkaufsgenossenschaften), durch deren Vermittlung heute über 3 Millionen deutscher Land­wirte ihre Dünger- und Futtermittel in unverfälscher, kon- ttollierter Beschaffenheit zu angemessenen Preisen erhalten. Diesen beiden Arten von Genossenschaften schließen sich an die Molkereigenossenschaftene, Elektrizitätsgenossenschasten (6<M). Weide- und Viehzuchtsgenossenschafien, Winzerver­eine, Jrnkergenofsenschaften, Brennereien, Kartoffcltrockne- reien usw.

Und nun dieses gewaltige und zugleich produktionsstei­gernde Genossenschaftswesen erfreut sick in allen seinen Ab­teilungen eines stetigen Aufschwungs. So ist um nur ein paar Zahlen zu nennen der Bezug an Düngemitteln von 120,1 Mill. NM. im Jahre 1913 auf 239,3 Mill. im Jahre 1925 gestiegen. Die betreffenden Zahlen für den Getreide- Matz lauten 130,4 und 266.6. Selbst der Umsatz der genos­senschaftlichen Zentralkassen zeigt eine recht erfreuliche Stei- gerung, so bei den 25 Zentralkassen des genannten Reichs­verbands von 7,06 auf 27,43 Millionen! Damit soll nicht etwa gesagt werden, daß die Landwirtschaft auf Rosen ge­bettet sei. Ganz gewiß nicht. Vielmehr ist die Verschuldung oer Landwirtschaft heute wieder außerordentlich groß, und die Spareinlagen Ende 1926 (mit 183 Millionen) zehnten Teil der Spareinlagen im Jahre (mit 1 371 982 847 -K). Um so mehr sollte jeder Land- Ausnahme Gebrauch von der so segensreichen «Zurichtung der landwirtschaftlichen Genossenschaften machen.

Deutscher Reichstag

Anträge im Reichstag

.. 27. Juni. Der Reichstag erledigt in feiner heu­

rigen vitzung eine größere Anzahl Vorlagen und Anträge 'UsEt zunächst ^ttte Beratung des deolsch-ftalieni-

,r--en ^erg.erchs- und Schiedsgerichtsvertrags vor. Der Ber- rrag wird von den Abg. Schücking (Dem.)- Dr. Breit- lcheid (Svz.) und Frhr. v. Rheinbaben (D.Bp.) be- grußt, von dem Abg. Stöcker (Kom.) aber abgelehnt, und ,>ndek schließlich in zweiter und sofort auch in dritter Be- ratung Annahme. Es folgt die zweite Beratung der Novelle zur Pochlschußordnung, wonach die am 30. Sepk. d. 3. ab­laufende Pachtschutzordnung um 2 Jahre verlängert werden loll. Der Ausschuß beantragt eine Aendcruna dabin. daß

MerikNifHe VerWmss über England

Gens. 27. Juni, lieber die Abrüstungsverhandlungen in Gens werden Auslassungen aus amtlicher amerikanischer Quelle verbreiiek, worin gesagt wird, die Bereinigten Staaten könnten und wollten nichts annehmen, was nicht einer Gleichheit mit Großbritannien in allen Schiffklassen entspreche. Diese Worte stammten von dem Manne, der am besten in Washington für die Ber­einigten Staaken sprechen könne. Er gäbe seiner Aeber- rasch'.Mg und seinem Ätißvergnügen über die geringe Bereitschaft Englands Ausdruck, den Bereinigten Staaten volle Gleichheit zur See zuzugestehen. Amerika würde, wenn es nötig wäre, die übrigen Teilnehmer daran erinnern, daß sie bereits im Jahre 1921 durch Lord Balfour und Admiral Kalo das für Linienschiffe geltende Stärkever- hällnis auch schon für die anderen Schiffsklassen angenom­men hätten. Der Präsident der Seeabrüstungskonferenz. Botschafter Gibson, erklärte heute der Presse, daß er ent- oeoen verick-iedentlichen Pressemeldungen bisher keine neuen

önstruktionen aus Washington erhalten Hobe. Er betonte weiter, daß alle Gerüchte über ernstliche Schwierigkeiten tu den Verhandlungen der 3 Delegationen nicht den Tatsache« entsprechen. Er sei über den bisherigen Verlauf der Ver­handlungen zufrieden. Die amerikanische Delegation holte an den Bestimmungen desWashingtonerb-Mächte- Abkommens fest und werde zu keinerlei Aenderung die­ses Abkommens ihre Zustimmung geben.

Ein amerikanisches Urteil über die Kriegsschuld Reuyork, 27. Juni. Der demokratische frühere Senator Robert Owen (Oklahoma) veröffentlicht seine Studien über die Kriegsdokumente. Owen kommt zu dem Schluß, daß Deutschland den Krieg nicht gewollt hab,e der ihm aufge­zwungen worden sei von den russischen Imperia­listen, dem Großfürsten Nikolaus, Jswoffki, Sasonow und Genossen. Das deutsche und die alliierten Völker seien geicherweise die unglücklichen Opfer der Verschwörung des russischen Imperialismus geworden.

bei den Heuerlingsverträgen die Familienhilfspflicht roeq- fällk, solange die Frau durch Mutterschostspflichien, Krank­heit in der Familie und ähnliche Härtefälle an der Arbeit verhindert ist.

Unter Ablehnung demokratischer und sozialdemokratischer Abänderungsanträge, die die Ausdehnung des Pachtschutzes auf alle Verträge und die Umwandlung der auf Roggen­mark abgeschlossenen Pachtverträge aus Reichsmark verlang­ten, wird die Novelle in 2. und 3. Lesung angenommen. Der sozialdemokratische Antrag über Mitteilung der Auffichts- ralsposten von Mitgliedern des Reichstags an den Reichs­tagspräsidenten wird dem Haushaltsausschuß überwiesen. Ein volksparkeilicher Antrag, der Ermäßigung der Eichge­bühren und Verlängerung der Nacheichungsfrist von 2 auf 5 Jahre wünscht, wird durch Annahme eines Ausschuß­antrags, der von der Regierung eine entsprechende Gesetzesvorlage verlangt, erledigt. Es folgt dann der Be­richt über den sozialdemokratischen Antrag betreffend den Entwurf eines Gesetzes über Kürzung der Dersorgungsbe- züge und Aenderung des Republikschuhaesetzes. Der An­trag fordert die Streichung der Bezüge von Beamten und Militärpersonen, die an hochverräterischen Umtrieben gegen die Republik teilgenommen haben und deswegen rechts­kräftig verurteilt worden stich. Die anderen Telle des An­trags sind, soweit sie die Anrechnung von Privateinkommen aus die Pensionen betreffen, bis zur Beratung der neuen Besoldungsordnung zurückgestellt. Der Ausschuß beantragt Ablehnung des Antrags bezüglich der Streichung der Pen­sionen. Nach Begründung des Antrags durch den sozial­demokratischen Abgeordneten Roßmann wird der Jni- tiativentwurf an den Ausschuß zurückverwiesen. Es folgt die Beratung eines Antrags Loibl (B.Bp.) auf Beschränkung der Zahl der wirtschaftlichen Betriebe des Reichs und an­derer öffentlicher Körperschaften. Der volkswirtschaftliche Ausschuß hat sich mit dem Antrag im wesentlichen einver­standen erklärt. Nach längerer Debatte wird die Beratung abgebrochen und das Haus vertagt sich auf Dienstag nach­mittag 4 U hr.

Neuestes vom Tage

Zur Geschäftslage im Reichstag Berlin, 27. Juni. Im Laufe dieser Woche wird, wie die Matter erfahren, dem Reichstag ein Gesetz über die Erwerbslosenversicherung und llle Zollvor- lage zu gehen. Letztere dürste am Donnerstag im Plenum zur Verhandlung komen. Der Gesetzentwurf über den Mieterschutz wird dem Reichstag in Form einer Doppelooriage zugehen. Eine Verlängerung des Sperr- Sesess über die Fürstenabfindung scheint nach der von den meisten Fürsten eingegangenen Verpflichtung kein« weiteren Prozesse ankustrengen, nicht mehr in Frage zu komen. Die Frage der Standesherren ist noch nicht entschieden. Sie wird entweder durch Gesetz oder durch Verordnung geregelt weren. Die Schulfrage wird da^ Kabinett demnächst beschäftigen. Eine Entscheidung wird jedoch nicht vor Rückkehr des Reichsaußenministers aus Oslo gefällt werden.

Deutsch-französische Handelsverhandlungen Berlin, 27. Juni. In Sachen des deutsch-französischen Handelsvertrages wird, den Blättern .zufolge, gegenwärtig noch weiter verhandelt. Es sind von französischer Seite neue Vorschläge hier «ingetroffen, über welche zur­zeit beraten wird.

Me Neuregelung der Arbeitslosenunterstützung Berlin, 27. Juni. In der letzten Sitzung der sozial­politischen Ausschusses wurden die übrigen Para­graphen des AbschnittesVersicherungsleistungen" ange­nommen. Dankch ist der Anspruch auf Arbeitslosen­unterstützung erschöpft, wenn die Unterstützung für insgesamt 28 Wochen gewährt ist. Sie darf dann erst wieder gewährt werden, wenn die Lmvartschastszeit

von neuem erfüllt ist. Der Berwaltungsrat der Reichs- onstait kann die Höchstdauer der Arbeiislosenunterstützuna. bei besonders ungünstigem Arbeitsmarkt über 26 Wochen hinaus bis a uf 3 9 W o chen ausdehnen. Jmtz 66, der für die Benutzung der Arbeitslosenunterstützung befummle Lohnklassen vorsieht, wurde Klasse S folgender­maßen umgrenzt: Bei einem wöchentlichen Arbeitsentgelt von mehr als 54W Mark-, Klasse 10 wurde neu hin- zugesügt: für ein wöchentliches Arbeitsentgelt von mehr als 60 Mark, der wöchentliche Einheitslohn in Klasse 9 aus 57 Mark und m Klasse 10 aus 63 Mark beziffert. Um di« Hauptunterstützung nicht zu niderig zu bemessen, wurde sie in Klas se 1 auf 60 v. H. und in K l a s s e 2 auf 55 v. H. beziffert. Dementsprechend wurde auch der Höchstsatz der Arbeitslosenunterstützung einschließlich der Famllien- zuschläge in Klasse 1 von 75 aus 80 v. H. und in Klasse 2 auf 75 v. H. beziffert.

Forderungen des bayerischen Handwerks

München, 27. Juni. Anläßlich der Bundestagung des Bayerischen Gewerbebundes fand gestern im Zirkus Krone sine große öffentliche Kundgebung des Bayerischen Handwerks und Gewerbes statt, die aus allen Teilen Bayerns zahlreich besucht war. 3m Anschluß an ein Refe­rat des Generalsekretärs Hermann vom Äelchsverband des deutschen Handwerks (M. d. Reichswirtschaftsrakes) wurde eine Entschließung angenommen, in der an die Reichsregie­rung folgende Forderungen gerichtet werden: 1. Abbau aller Regiebetriebe in Reich- Ländern und Gemein­den: 2. Schleuniger Abbau der Wohmmgszwangswirtschaft: 3. Verbot des Wareuhandels durch Beamte: 4. Bekämpfung des Pfuschertums: 5. Einführung der Gemeindeumlagepflicht für sämtliche Steuerzahler: 6. Ablehnung der beabsichtigten Portoerhöhung: 7. Schaffung einer gestaffelten Freigrenze bei der Hauszrnssteuer.

Sitzung -er Reparationskomruisfion

Paris» 27. Juni. Die Aeparatwnskommission hat am Samstag vormittag eine Sitzung abgehalten, über die fol­gende Mitteilung veröffentlicht wurde: Nach Kenntnisnahme des Berichts des Generalagenten für die Reparationszah­lungen sowie der Berichte der verschiedenen Kommissare und Treuhänder über die Ausführung des Sachver­ständigenplanes während des dritten Jah­re s der Anwendung bis 31. Mai 1927 hat die Reparations­kommission mehrere Sachlieferungsfragen geregelt sowie das Lieferungsprogramm für die pharmazeutischen Erzeugnisse für den Zeitraum von sechs Monaten, beginnend am 17- Zuk 1927, festgesetzt und Fragen der Ausführung der Verträge von St. Germain und Trianon geprüft.

Eröffnung der internationalen handelskam mertagoug

Stockholm, 27. Juni. Der diesjährige Kongreß der internationalen Handelskammer wurde von dem Vorsitzen­den SirAtan Anderson mit einer Ansprache eröffnet, in der er betonte, daß es nicht genüge, einstimmige Reso­lutionen z. B. gegen die Höhe der Zollschranken In Europa zu schaffen. Man müßte diesen Resolutionen auch zur Wirk- samkstt verhelfen. Der Redner beschäftigte sich insbesondere mit den Bedenken, die teilweise den von der Wirtschasts- konferenz empfohelnen Gedanken internationaler industrieller Zusammenschlüsse «ntgegenge- bracht worden find. Er glaubte, sich diesen Bedenken nicht anschließen zu können.

Me Moskauer Zentral - Kontrollkommission für Ausschluß Sinowjews und Trohkis

Moskau, 27. Juni. Das Präsidium der Zentralkontroll­kommission der Kommunistischen Partei beschloß, auf der be­vorstehenden gemeinsamen Tagung des Zentralkommiteer und der Z?"trakkontrollkommiffion die Frage des Ausschlus­ses Sinowjews und Trotzkis aus der Zahl der Mitglieder des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei anmregen angesichts 'brer wiederholten Uebertretungen der Partei­disziplin und ihrer unausgesetzten fraktionellen Tätigkeit.