HEIMATBLATT EUR STADT UND LAND
CALWER ZEITUNG
Verlagsort Calw
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DONNERSTAG, 6. MAI 1954
AMTSBLATT FÜR DEN KREIS CALW
Gegründet 1826 / NR. 104
Eisenhower stützt Dulles
Rechtfertigungsversuch der amerikanischen Haltung in Genf / „Keine Niederlage“
WASHINGTON. Präsident Eisenhower verteidigte am Mittwoch anf (einer Pressekonferenz in Washington die Politik von USA-Außenminister D n 11 e s auf der Genfer Konferenz und sprach ihm seine uneingeschränkte Unterstützung aus. Eisenhower sagte, Dulles sei seiner Ansicht nach der bedeutendste amerikanische Außenminister der letzten Zeit.
Dulle's war am Dienstagabend aus Genf nach Washington zurückgekehrt und hatte am Mittwoch nach einer Unterredung mit Eisenhower bestritten, daß di° ‘ "uf der Ostasienkonferenz eine diplomatische Niederlage erlitten hätten. Auch Ei- genhower wies auf seiner Pressekonferenz diese Behauptungen mit dem Hinweis zurück, daß eine noch andauernde Schlacht nicht als verloren gewertet werden könne.
Eisenhower erwiderte auf die Vorwürfe, Duiles hätte zunächst die Verbündeten der USA zu Rate ziehen sollen, bevor er eine „gemein- •ame Aktion“ in Südostasien vor- »chlug, Dulles habe am 29. März in einer Rede ein Sicherheitssystem für Südostasien angeregt. Die wichtig- iten Verbündeten seien vorher da- yon unterrichtet worden. Der Vorschlag sei nichts Neues gewesen, sondern habe lediglich die Grundsätze bekräftigt, die die amerikanische Nachkriegspolitik geleitet haben.
Eisenhower fügte hinzu, die mei-
Putsch niedergeschlagen
BUENOS AIRES. In der südamerikanischen Republik Paraguay hat »ich am Mittwoch ein Teil der Armee gegen das Regime des 74jähri- gen Staatspräsidenten Frederico C h a v e s erhoben. Es gelang den regierungstreuen Truppen, den Auf- »tand, der von der Kavallerie-Leibwache des Präsidenten unternommen worden war, niederzuschlagen. Der Polizeichef von Asuncion soll dabei ums Leben gekommen sein.
sten betroffenen Länder hätten Interesse an dem Vorschlag gezeigt, und das vorgeschlagene Sicherheitssystem sei jetzt „in Bildung begriffen“. Diese Entwicklung könnte auch die bevorstehende Genfer Indochina-
PARIS. Der französische Ministerpräsident L a n i e 1 hat sich gezwungen gesehen, die Vertrauensfrage zu stellen, um die Nationalversammlung daran zu hindern, noch vor Beendigung der Genfer Konferenz in eine Debatte über die französische Indochina-Politik einzutreten. Da nach der französischen Verfassung die Abstimmung über die Vertrauensfrage erst 24 Stunden nach Einbringung des Antrages stattlinden darf, wird die Entscheidung, ob Laniel im Amt bleibt, heute Donnerstag fallen.
Dem Ultimatum Laniels, dessen Stellung nach Ansicht Pariser Kreise aufs äußerste gefährdet ist, war am Dienstagnachmittag in der ersten Sitzung des Parlaments seit den Osterferien eine heftige Debatte vorausgegangen, in der nicht nur Sozialisten und Kommunisten, sondern auch die der Regierung angehörenden Radikalsozialisten und Gaullisten den sofortigen Beginn der Indochina- Debatte forderten.
Sprecher aller vier Parteien hatten heftige Angriffe gegen die Regierungspolitik gerichtet und bemängelt, daß Laniel angesichts der ernsten Lage in Indochina nicht das Paria-
Konferenz bedeutend beeinflussen. Bisher habe die Genfer Konferenz keine Überraschungen gebracht.
Zur Auseinandersetzung zwischen Senator McCarthy und der USA- Armee sagte Eisenhower, sie habe dem internationalen Ansehen und der nationalen Selbstachtung der USA geschadet. Eisenhower sprach Heeresminister Stevens, der die Armee im Streit mit McCarthy vertritt, sein volles Vertrauen aus.
ment aus den Ferien zurückgerufen habe. Laniel erklärte in einer kurzen Rede, er sei nicht willens, der Nationalversammlung die Indochinadebatte vor Beendigung der Genfer Konferenz zu gestatten.
Das Parlament unterbrach daraufhin seine Sitzung und Laniel berief das Kabinett zu einer Sondersitzung unter Vorsitz des französischen Staatspräsidenten Coty ein, um sich die Vollmacht zur Stellung der Vertrauensfrage geben zu lassen.
MRP droht mit Austritt
PARIS. Die Volksrepublikanische Partei hat am Mittwoch mit ihrem Austritt aus der französischen Regierung für den Fall gedroht, daß der Vertrag über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft vom Parlament nicht ratifiziert wird.
Die Volksrepublikaner, die in der jetzigen Regierung u. a. Außenminister B i d a u 11 stellen, sind eine der Schlüsselgruppen ln den französischen Kabinetten. Ohne sie kann wahrscheinlich keine Regierung gebildet werden.
Letzter Ausweg: Vertrauensfrage
Laniel verhindert mühsam eine Indochina-Debatte
Politische Lösung des Indochina-Konflikts?
Inoffizielle Angebote der Kommunisten / Genf nutzt Atempause / Im Schatten von Paris
GENF. Die zweitägige Sitzungspause der Genfer Konferenz wurde am Mittwoch von den führenden Delegationen weiter zur Vorbereitung der Indochina-Verhandlungen benutzt, die Ende dieser oder Anfang nächster Woche beginnen sollen. Nach westlichen Informationen soll die kommunistische Seite neuerdings eine politi- »che Lösung dieses Konflikts mehr befürworten als eine Teilung Indochinas. Der Wunsch nach einer Koalitionsregierung in Vietnam ist den westlichen Delegationen von inoffizieller östlicher Seite bekannt geworden und blieb bisher unbestätigt. Auf westlicher Seite herrschte bis jetzt der Eindruck vor, daß der Osten eine Teilung Indochinas nach dem Vorbild Koreas befürworten würde.
Die französische Delegation arbeitet Inzwischen gewissermaßen im Schatten der Pariser Ereignisse, da heute die Nationalversammlung über die
Jbh'tifz fei
Marschall Juin (Frankreich), soll seinen Posten als Befehlshaber der Streit- in Mitteleuropa behalten, erwarte ein Sprecher der Atlantikpaktorganisation in Paris.
Bei den Kommunalwahlen In Schottend hat die britische Labour-Partei einen großen Erfolg errungen. In fast eilen größeren Städten gab es eine starke Verschieb,mp nach links.
P er in den Fall Truschnowitscb
W'ckelte Westberliner A-ti-'r laske ist nach einer Mitteiiuni oowietrnnenaeentur ADN am 13. fie-ci! , den Chanen der Staates ■t festgenommen worden.
Das Bundeskahlnett sprach sich auf mer Mittwnphsitzung dafür aus, die utsch-franzncischen Saarverhandlun sen fortzusetzen
^ ^ ac h einer fünfwöchigen Regierui d " es am Mittwoch dem Eüi Rai» s * we< fischen Minderheitenpai flnii Toerngren. gelungen, eine n nische Regierung zu bilden.
Vertrauensfrage des Kabinetts Laniel abstimmen wird, das sich hartnäckig dem Wunsch nach einer Indochina-Debatte widersetzt, um die Genfer Verhandlungen nicht zu beeinträchtigen. Außenminister Bidault wird sich an Hand der Berichte seines aus Paris zurückkehrenden Kabinettschefs F a 1 a i z e entscheiden, ob er zu der Abstimmung nach Paris zurückreist.
Die Abwesenheit Bidaults könnte eine Verschiebung der zunächst für Freitag geplanten Aufnahme der In-
dochina-Verhandlungen um einige Tage bewirken.
Der einzige offizielle Kontakt am Mittwoch war ein Besuch des sowjetischen Außenministers M o 1 o t o w und seiner führenden Berater bei Außenminister Eden abends zu einem Essen. Zum Frühstück weilte der amerikanische Staatssekretär Be- dell Smith bei Eden und traf im Laufe des Tages noch mit dem kanadischen Außenminister Pearson und dem australischen Delegationschef Watt zusammen.
fetzt Nachschubstraßen unterbrochen
Artillerie-Duell vor Dien Bien
HANOI. Den kommunistischen Streitkräften ist es in der Nacht zum Mittwoch erneut gelungen, die strategisch wichtige Eisenbahn- und Straßenverbindung zwischen dem Nachschubhafen Haiphong und Hanoi an mehreren Stellen zu unterbrechen
Wie das französische Oberkommando mitteilte, sprengten die Kommunisten sechs große Breschen in die Eisenbahnlinie und Straßen zwischen Haiphong und Hanoi, über die
Phu / Verstärkung aus der Lnft
der gesamte französische Nachschub für Dien Bien Phu läuft. Französischen Pionieren gelang es jedoch im Laufe des Mittwoch, die Strecke wieder auszubessern.
Vor Dien Bien Phu kam es am Mittwoch nur zu einem Artillerie-Duell zwischen kommunistischen und französischen Batterien. Französische Nachschubflugzeuge benutzten die Kampfruhe, um Truppenverstärkungen aus der Luft abzusetzen.
„Furoparat als Plaittorm“
hf. BONN. Der Europarat hat überhaupt erst die Plattform geschaffen, von der aus neue politische Lösungen der europäischen Probleme gesucht werden können, erklärte Bundeskanzler Dr. Adenauer am Mittwoch anläßlich des fünften Jahrestages des Bestehens des Europarates.
Im einzelnen würdigte Adenauer die Erfolge die der Europarat seit 1949 in vielen Einzeifragen erzielt hat und hob besonders das in Straß bürg entwickelte Aktionsprogramm hervor, das die europäische Zusammenarbeit verbessern und zu einer Vereinheitlichung der europäischen Gesetzgebung und Verwaltungspraxis
führen soll. Die Bedeutung des Geleisteten solle aber nicht unterschätzt werden, auch wenn die brennenden politischen Fragen noch ungelöst vor uns liegen Die große Zahl der Mitgliedstaaten des Europarates erschwere naturgemäß die politische Lösung solcher Fragen, die nicht für alle gleich gestellt sind Der Bundeskanzler schloß seine Rede mit den Worten: „Wir dürfen in unseren Anstrengungen nicht nach- iassen “
Das leidige Junküm
hf. BONN Die Frage einer Aufhebung des Junctims zwischen EVG-
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Nach einem Empfang am Wohnsitz des französischen Außenministers Georges Bidault zum Maibeginn in Genf unternahm man einen Spaziergang durch den Park. Rechts der amerikanische Außenminister Dulles im Gespräch mit dem französischen Botschafter in der Schweiz, Jean Chauvel. Gruppe links (v.l.n.r.f: Der Staatssekretär im US-Außenministerium General Bedell-Smith, der die amerikanische Delegation nach dem Abflug des US-Außenministers leitet, der französische Außenminister Bidault und Lord Reading, der die britische Delegation leiten wird, wenn der britische Außenminister Eden nach England zurückfliegt. Bild: dp*
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Bemerkungen zum Tage
Watienruhe — aber wie?
ws. Zu Ende der zweiten Woche der Genfer Verhandlungen sind, wenn nicht Bao Dai noch neuerliche Schwierigkeiten machen wird, alle Voraussetzungen gegeben, um ernstlich in die Diskussion der Indochinafrage einzutreten. Die Entschließung von Colombo, wo die Ministerpräsidenten Indiens, Pakistans, Burmas, Indonesiens und Ceylons sich unter der Führung Nehrus für eine Waffenruhe in Indochina einsetzten, wird hier vor allem von den Briten begrüßt, die sich daran erinnern, daß es ebenfalls ein indischer Vorschlag war, der zum Waffenstillstand in Korea führte.
Die Situation weist auch in der Beziehung Ähnlichkeit mit der Lage vor der Waffenruhe in Korea auf, als beide Parteien offenbar einen Waffenstillstand ernstlich wollen und nur keinen rechten Weg zu seiner Verwirklichung sehen.
Die Frage, auf welcher Basis denn der Waffenstillstand abgeschlossen werden könnte, begegnet allerdings fast überall einem Achselzucken. Bisher hat nur der thailändische Delegierte, Prinz Wan, inoffiziell einen Vorschlag zur Praxis gemacht. Nach seiner Meinung könnte die Waffenruhe in Etappen in den einzelnen Kampfzonen, in Dien Bien Phu, dem Deita, in Laos und in Kambodscha, verwirklicht werden. Von Außenminister Eden wird behauptet, daß er insgeheim nach wie vor der Vorstellung einer Indochina in zwei Teile zerschneidenden Demarkationslinie, hinter die sich die Gegner zurückziehen, verhaftet ist. Das wäre eine zwar rein militärisch mögliche Lösung, die aber auf den entschiedenen Widerstand nicht nur Bao Dais stößt, sondern auch der Bevölkerung in Indochina selbst, die ihrer Entrüstung darüber ln sich täglich mehrenden Protestkundgebungen Luft macht. Man hat am Beispiel Koreas und Deutschlands gesehen, wohin militärische Demarkationslinien mitten durch ein Land führen können.
Sind die Voraussetzungen für den Beginn der Waffenstiilstandsverhandlun- gen fast ganz erfüllt, so erwartet man hier allgemein in bezug auf die Durch-
und Generaivertrag wurde am Mittwochnachmittag erneut zwischen Bundeskanzler Dr. Adenauer und dem amerikanischen Hochkommissar C o n a n t besprochen Conant der Mittwochabend zu einem zweitägigen Besuch nach Berlin flog, hatte in Washington auch über den Stand der Ratifizierung der deutsch-alliierten Verträge mit den zuständigen Beamten Besprechungen geführt. Von amerikanischer Seite wurde in die sem Zusammenhang darauf hinge- wiesen. daß Conant bereits vor seinem Abflug nach den USA die Mög lichkeit einer Lösung der Koppelung zwischen den Bonner Verträgen und dem EVG-Vertrag ausgesprochen hatte.
führung ungeheure Schwierigkeiten, zu deren Überwindung noch niemand einen rechten Weg sieht.
Dementis ausreichend?
hf. In der Bundeshauptstadt beginnen sich wieder einmal die Dementi» zu häufen. An der Spitze steht in diesen Tagen die Dienststelle Blank. Si» bestreitet alle Meldungen, die von Besprechungen über eine mögliche Alternativlösung zum EVG-Vertrag berichten. Mit französischen Parlamentariern, die in der Bundesrepublik waren, sei nicht über diese Frage gesprochen worden, und es treffe auch nicht zu, daß die deutschen Mitglieder de» Interimsausschusses der EVG bei ihrer Arbeit an die Möglichkeit einer Ersetzung der EVG durch die atlantisch« Lösung denken. Nicht weniger häufig wird die Frage verneint, ob nicht di« Besuche Montgomerys und Juins doch etwas mit der unabsehbaren Vertagung der EVG und etwaigen Konsequenzen aus dieser Vertagung zu tun hätten. Mag die in diesen Dementis zum Ausdruck kommende Haltung auch gan» auf der Außenpolitik Dr. Adenauer» beruhen, der bis zur letzten Chane« am EVG-Vertrag festhalten will, so enthält sie doch gleichzeitig die Gefahr, daß ln den begonnenen Gesprächen über eine Alternative die deutschen Belange zu kurz kommen. Selbst in den zuständigen Kreisen Washingtons wird, wie nicht nur von Diplomaten sondern auch von Abgeordneten der Koalition bestätigt wurde, die vor wenigen Wochen in den USA gewesen sind, die Alternative zum EVG-Vertrag diskutiert. Es gibt sehr zuverlässig« Informationen, daß auch die französische Regierung sich entsprechende Vorschläge von ihren Diplomaten und ihren Militärs ausarbeiten ließ. Die Bundesregierung sollte sich in dieser Situation der Erarbeitung konkreter Alternativpiäne nicht zurückziehen und es auch nicht mißbilligen, wenn in den zuständigen Regierungsstellen und in den Fraktionen des Bundestages Überlegungen angestellt werden, in welchem Rahmen der deutsche Verteidigungsbeitrag im Falle des endgültigen Scheiterns der EVG geleistet werden könnte. Diese Überlegungen sind um so notwendiger als es nicht ausgeschlossen ist. daß nach einer endgültigen Ablehnung des EVG-Projektes in anderen Staaten der Gedanke wieder an Boden gewinnt, die Bundesrepublik überhanni drh+ 711 bewaffnen
Wieder bewölkt
Berich» des Wetteramtes Stuttgart Das Zwischenhoch, das sich über Deutschland aufgebaut hat. bestimmt nur vorübergehend unser Wetter. Vom Atlantik folgt rasch eine neue Tiefdruckstörung nach Heute Bewölkungszunahme, später auch strichweise Regen. Höchsttemperaturen meist über 15 Grad; im allgemeinen nachts frostfrei. Morgen etwas kühler und noch veränderlich.