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Nr. 141

Gegründet 1827

Dienstag, den 21. Juni 1927

Fernsprecher Nr. 29

101. Jahrgang

Tagesspiegel

Der Führer der deutschen Wirtschaftsordnung in Paris hatte eine wichtige Unterredung mit dem französischen Handelsminister.

Chambertin und Levine sind mit ihrem FlugzeugCo­lumbia" von Berlin über München nach Wien geflogen.

In Genf hat man Montag nachmittag eine Seeabrüstungs­konferenz Nordamerikas, Englands und Japans begonnen.

Eignet sich das Deutsche

als Verhandlungssprache?

Immer wieder taucht auf internationalen Konferenzen diese Frage aus. Und sie wurde auch aus der Inter­nationalen Arbeitskonserenz in Gens lebhaft erörtert und mit einem gewissen Kompromiß erledigt. Das ist nicht erst von gestern so. Schon bei der ersten Völker­bundsratssitzung im Jahre 1920 hat Frankreich den Antrag gestellt, das Französische zur einzigen Verhand­lungssprache zu machen. England lehnte den Antrag rund­weg ab, schon unter Berufung auf die Doppelsprachigkeit des Volkerbundspaktes. Und als Deutschland in den Völkerbund ausgenommen wurde, hat Dr. Stresemann seine Be­grüßungsrede sofort in deutscher Sprache gehalten, und auch von der letzten 45. Ratstagung wird gemeldet, daß unser Außenminister seine Erklärungen deutsch abgab. Desglei­chen sprechen auf Äer Wirtschafts- und der Arbeitskonferenz die deutschen Vertreter in ihrer Heimatsprache, und wieder­holt haben aufmerksame Beobachter die Wahrnehmung ge­macht, daß merkwürdig viele Fremde das Deutsche ver­standen.

Und mit Recht. Allerdings gibt es Sprachen, die weiter verbreitet sind als die deutsche Sprache. So verstehen etwa 153 Millionen Menschen Chinesisch und 230 Millionen die indischen Sprachen. Aber Chinesen und Inder sind Völker, die, in sich abgeschlossen, noch nicht in Welt- politik machen. Darum können für eine internationale Ver­handlungssprache nur europäische Sprachen in Betracht kommen. Und unter ihnen steht oben an das Englische, das von 163 Millionen gesprochen und von etwa 190 Millio­nen verstanden wird. Dann aber folgt sofort unsere Sprache: Deutsch sprechen 91 Millionen und verstehen 100 Millio­nen. Spanisch 80 Millionen, Russisch 70 AMivnen. Französisch sprechen 15 Millionen und wird verstanden von etwa 80 Millionen. Italienisch sprechen 11 Millio­nen und weitere 9 Millionen sind Nichtitaliener.

Wir haben also, zahlenmäßig beurteilt, das gute Recht, unsere Sprache als Verhandlungssprache neben der weniger verbreiteten französi­schen Sprache anzufordern. Wenn auch das Französische mit seiner Anmut eine werbende Kraft aus­strahlt, so wird doch die deutsche Sprache von einer doppelt so großen Seelenzahl als ihre Muttersprache getragen, ge­liebt und gepflegt. Wohl gibt es 35 Millionen Nichtfranzo­sen, die dennoch französisch sprechen, aber sie befinden sich meist in der Oberschichte der Völker, allerdings in führenden Kreisen der Gesellschaft. Die deutsche Sprache ist jedoch mit wenigen Ausnahmen da, wo sie gebraucht wird, Volks­sprache.

Es liegt also an uns, mit allem Nachdruck unfern An­spruch geltend zu machen und durchzusetzen. Unsere Welt­geltung hängt daran. Freilich kommen andere noch wich­tigere Faktoren für die politische Propaganda in Betracht. Denn die Politik ist nicht bloß dieKunst des Möglichen", sondern auch die Ausnützung der Machtmittel eines Staates: seiner Heeresmacht und seiner Wirtschafts­kräfte. Unsere alte Armee mit der stolzen Flotte baden sie uns genommen, unsere Wirtschaftsquellen verstopft oder ge­schwächt. Aber unsere Sprache mußten sie uns lassen. So sollen denn auch die Völker auf den internationalen Kon­ferenzen diese Sprache in ihrer Ursprünglichkeit, und nicht bloß durch die Vermittlung des Uebersetzers hören. Das ist unser gutes Recht, das uns niemand einschrönkcn soll.

Neuestes vom Tage

Starkes Befremden in Deutschland Berlin, 20. Juni. Poincares große Rede in Luneville hildet den Austakt zu dem Auswirkungen zu Genf. Die völlige Hoffnungslosigkeit der deutschen auswärtigen Politik kömmt in ihr zum Ausdruck. Nicht einmal die letzte amt­liche Mitteilung der Reichsregierong, daß im Osten alle Beckonunterstände zerstört feien, wird von Poincare als wahr an^nommen. Wenn sich die Schweizer Meldungen aus Lunejville, daß die gesamte Generalität Frankreichs anwesend war und lebhaft Beifall klatschte, sich bestätigen, dann: versteifen sich Poincares schwere Anschuldigungen gegen^ Deutschland zur offenen Absage an Locarno. Die Fraktionen des Reichstags haben sich schon heute früh eingehend mit Poincares Rede befaßt. Die lleberrsafchung ivar in allen Fraktionen groß, und allgemein schließ?, man aus der Tatsache, daß Poincare wieder in die außenppolitische Arena getreten ist, darauf, daß etwas Be­sonder "es bevorfteben müßte. .Zweifellos bereitet Doinrares

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Die Verhandlung von der Presse Mißverstanden"!

Paris, 20. Juni.Journal des Debüts" kritisiert die Verhandlungsmcthodcn des Völkerbundsrats, indem es un­ter Erumerung an den Schluß der letzten Hauptversammlung schreibt: Die Beendigung der Session wurde mit bedauer­licher lieber st ürzung herbeigeführt. Am einem ein­zigen Tage erledigte man ohne Diskussion eine Menge von Beschlüssen, die die Kommissionen vorgeschlagen hatten und von denen mehrere gewiß einen nützlichen Meinungsaus­tausch erforderten. Die Hauptversammlung wurde so eine Registrierkammer. Zweifellos würde es übel sein, wenn sie zu einer Klatschgesellschaft würde, in der jeder darauf los­schwatzen könne, aber es ist beklagenswert, daß ein Dele­gierter, mur um sich nicht dem Gezeter der großen Herren auszusehen, die es eilig hatten abzureisen, nicht um das Wort bitten kann, um seine Ansicht über eine weittragende Angelegenheit zu äußern. Jedes Mal wird die beinahe automatische Vertagung mehrerer Fragen, die auch nicht im September weiter voran gekommen sein wer­den als jetzt, zu einem Skandal. Zweifelsohne können Minister gute Gründe haben, schnell nach Hause zu reisen, aber sie werden von einem derartigen Gemeralstab begleitet, daß sie sich vertreten lassen könnten. Vielleicht schreitet man zur Einrichtung einer Ratsdelegation, die in Perma­nenz rn Genf tagt und der die Hauptfragen und Angelegen­heiten von großer Wichtigkeit Vorbehalten bleiben- ^ .

Deutsche Erklärung über Genf Berlin, 20. Juni. Amtlich wird milgeteilt: Nach der Rückkehr von Genf wird in Kreisen der deutschen Genfer Abordnung darauf hingewiesen, daß der Gesamtaspekt, unter dem in der deutschen Presse die diesmaligen Genfer Be­ratungen gesehen worden sind, vielfach mißoer stan­den ist. Bei den diesmaligen Verhandlungen haben weniger die deutschen Angelegenheiten, als vielmehr die durch den Abbruch der englisch-russischen Beziehungen geschaffene europäische Gesamtsituation zur Debatte ge­standen. Die ausführlichen Aussprachen über diesen Fragen­komplex sind nicht von England inauguriert worden und haben nicht die Abficht verfolgt, irgendwelche Verpflichtungen für oder gegen England zu schassen. Daß die deutschen Belange innerhalb dieses Rahmens ein be­sonderes Interesse geweckt haben, ist angesichts der beson­deren Lage, in der sich Deutschland befindet, verständlich. Jedoch ist auch in diesen Dingen der Gedankenaustausch nicht darüber hjnausgegangen. mehr als eine Entspannung

der bestehenden Loge zu schaffen. Daß derartige Bespre­chungen nicht in der Oeffentlichkeit des Völkerbundes ge­führt werden konnten, ist infolge ihrer besonderen Notur ohne weiteres klar, da eine Uebereinstimmung in solchen Fragen nicht in öffentlicher Debatte erzielt werden kann. Es hat sich nicht darum gehandelt, eine Anti-Sowjetfront in Gens zu schaffen. Auch mit den Beziehungen der ein­zelnen Nationen zum russischen Staat und russischen Volk an sich hat diese Aussprache nichts zu tun gehabt. Die Frage, um die es sich gehandelt hat, ist somit allein das allgemeine Empfinden, daß gewisse Auswirkungen der revolutionären Weltpropaganda und gewisse Methoden des Sowjetstaates nicht international gebilligt werden können. Der deutsche Standpunkt hat dementspre­chend allgemeine Anerkennung gefunden und die deutsche Auffassung der unbedingten Aufrechterhaltung der Neu- tratität ist gestärkt aus den Verhandlungen hervorgegangen.

Au den Fragen, die im Völkerbund unmittelbar be­handelt worden sind, wird darauf hingewiesen, daß es ge­lungen ist, in der Memelfrage den litauischen Minister­präsidenten durch das eingeschlagene Verfahren stärker zu binden, als dies durch einen Völkerbundsbeschluß der Fall wäre, insbesondere da auch andere Großmächte als Deutsch­land sich einwandfrei dahin geäußert haben, daß dies das letztemal sein müsse, daß Memeibeschwerden vor dem Völker­bund verhandelt würden.

Skresemann berichtet

Berlin, 20. Juni- Heute vormittag ist die deutsche Ab­ordnung aus Genf zurückgekehrt. Noch heute wird Ar. Stresemann über seine Genfer Besprechungen Bericht er­statten. Der Kanzler hat auf 4 Uhr nachmittags eine Kabi- nelkssitzung anberaumk. DieB. Z." erwartet, daß das Kabinett heute nachmittag die Haltung Stresemanns i» Genf in aller Form billigen wird, was außenpolitisch um so notwendiger sei, als es jetzt gelte, dem deutschen Außen­minister für die kommenden diplomatische« Verhandlungen, bei denen die restlichen Teilfragen geklärt werden sollten, den Rücken zu stärken- Diese diSv- matische Fühlungnahme werde schon sehr bald erfolgen.

Die heutige Kabinettssitzung findet nicht unter de« Vorsitz des Reichspräsidenten statt, melmehr wird ReichsminiMr dem " - - - -

vor der Ka

Rede auf einen Beschluß des Botschasterrates in Sachen der deutschen Entwaffnung vor.

kurzer Reichstag

Berlin, 20. Juni. In der Samstagsitzung des Reichs­tages wurde die Novelle zur Pacht schutzordnung dem Siedlungsausschuß überwiesen. Der sozialdemokratische An­trag aus Erklärung des 11. August zum Ratio nalfeier- t a g ging an den Rechtsausschuß. Hierauf folgte die zweite Lesung des Gesetzentwurfes über die Abtretung von Ve- amtenbezügen zum Heim statten bau. Das Gesetz will Sparorganifationen schaffen, denen auf Wunsch der Be­amten ein Teil ihres Gehaltes zum Zwecke des Heimstätten­baues überwiesen werden soll. Das Gesetz wurde in zwei­ter und dritter Lesung in der Ausschußfassung gegen die Stimmen der Wirtschaftlichen Vereinigung und der Kom­munisten angenommen. Hierauf vertagte sich das Haus auf Montag 3 Uhr. Tagesordnung: Bevgleichsordnung zur Ab­wendung des Konkurses, ferner Schankstättengesetz.

Eine neue Vorlage über die Portoerhöhuag

Berlin, 20. Juni. In der letzten Vollsitzung des Ver­waltungsrats der Deutschen Rerchspost legte der Reichspostminister die Gründe dar, die für die Zurück­ziehung der Gebührenvorlage bestimmend gewesen sind. Aus der Mitte des Verwaltungsrats wurde von verschiedenen Mitgliedern zum Ausdruck gebracht, daß nach dem Reichs­postfinanzgesetz in letzter Linie der Verwaltungsrat verant­wortlich sei für die Wirtschaftsführung der Deutschen Reichs­post. Es ist für die Mitglieder des Verwaltungsrats nicht möglich, unter politischem Druck wirtschaftliche Verhand­lungen zu führen. Nach längeren Beratungen fand diese Auffassung ihren Niederschlag in einer mit großer Mehrheit angenommenen Entschließung folgenden Inhalts:

Durch die Zurückziehung der Gebührenvorlage wird die Frage, wie der im Beharrungszustand von 1928 ab nach der Vorlage und den Feststellungen des Arbeitsausschusses vorhandene Fehlbetrag von mehreren 100 Millionen RM. im Haushalt der Reichspost seine Deckung finden soll, in keiner Weise gelöst. Der Verwaltungsrat kann sich mit Hinblick auf die gefährdete Finanzlage der Reichspost mit diesem Zustand keinesfalls einverstanden erklären! er for­dert deshalb, daß die Frage, ob und in welchem Ausmaß eine Gebührenerhöhung das unumgängliche Mittel zur Deckung des Fehlbetrages ist und von welchem Zeitpunkt ab eine solche Gebührenexhöhung Platz zu greifen hat, durch eine neue Vorlage -es Reichspostministeriums ihrer schleunigen Klärung zugeführt wird Gegenüber der für die Zurücküeduna der Boriooe oeaebenen Bearünduna. daß

an der in der Sitzung des Reichstags am 15. ds. Mts. zur Gebührenvorlage erfolgten Stellungnahme der Mehrheit des Reichstages nicht vorbeigegangen werden könne, wird festgestellt, - nach dem Reichspostfinanzgesetz der Verwalkungsrat und nur er sachlich für die Entscheidung über die ganze Finanzgebarung der Reichspost und damit über die Notwendigkeit sowie die Einzelheiten der Gebüh­renvorlage zuständig ist. Außerdem stellt der Verwalkungs- rat Leitsätze auf, die weitgehende Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit im Betriebe der Deutschen Reichs­post zum Ziele haben.

Die Beamtenbesoldungserhöhung

Berlin, 20. Juni. Im Haushaltsausschuß des Reichstages erklärte heute bei Beratung von Anträgen über Besoldungserhöhung für Beamte der Reichsfinanz­minister, daß die Regierung bereit sei, ab 1. Oktober eine Besoldungserhöhung vorzunchmen, sofern nicht katastrophale wirtschaftliche Verhältnisse eintreten. Dabei soll eine grundlegende Aendcrung der Besoldungsordnung vorgenommen und nicht nur prozentuale Zuschläge gewährt werden. Eine Anleihe komme für die Besoldungsregelung selbstverstnädlich nicht in Frage. Post, Eisenbahn, den Ge­meinden und Ländern müsse eine Neuregelung selbst über­lassen bleiben. Demnächst würde eine gemeinsame Sitzung der Läuderfinanzminister mit dem Reichsfinanz­minister in Berlin über diese Frage stattfindeu. Der preußische Finanzminister habe ihm uütgeetilt, daß eine Er­höhung der Beamtengehälter in Presßdn vor ü«» 1. Otzt. gleichfalls nicht in Frage käme.

Evangelischer Kirchentag

Königsberg, 20. Juni. Die Beratungen über das Ge­neralthema des Königvberger Kirchentages wurde am Samstag durch einen großangeiegten Vortrag von Prof. Dr. Kahl überKirche und Vaterland" fortgesetzt- Bevor Dr. Kahl das Wort erteilt wurde, erledigte die Ver­sammlung mehrere geschäftliche Dinge. Außerhalb der Tages­ordnung nahm der Präsident der österreichischen eva»- «lischen Kirche, Dr. Capesius, das Wort, um feine« Dank obzustatten für die herzliche Begrüßung, die ihm als Repräsentant -er österreichischen Kirche von sek«« de» Kirchentages zuteil geworden sei. Er schilderte kurz -tt geschichtliche Entwicklung, die zum Anschluß der Öster­reicher geführt habe. Gmstnmnig habe damals die oberste Vertretung seiner Kirche den Willen zum Anschluß bekundet und jetzt, wo die Verbindung vollzogen sei, Me die evan­gelische Glaubensgeminschast, weit hinausgreisend über die Kultur und Stommesaemeinschast, immer fester wachsen.