HEIMATBLATT FÜR STADT UND LAND
CALWER ZEITUNG
Verlagsort Calw
ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG
10. JAHRGANG / NR. 33
DIENSTAG, 9. FEBRUAR 1954
Hinter verschlossenen Türen
Die Hoffnung der Welt richtet sich nun aut die Berliner „Geheimsitzungen"
Berlin. Die vier Außenminister der USA, der Sowjetunion, Großbritanniens «nd Frankreichs sind am Montag um 15 Uhr im Gebäude des ehemaligen Kontroilrats ln Westberlin zu ihrer ersten Geheimkonferenz und damit zugleich zu ihrer 13. Sitzung zusammengetreten. Thema des Gesprächs ist Punkt •ins der Tagesordnung — Verminderung der internationalen Spannungen, Fünferkonferenz mit China und die Abrüstungsfrage. Wenn auch Asienprobleme bei dieser geschlossenen Sitzung im Vordergrund stehen, so ist doch zu erwarten, daß sich die Außenminister auch über die Behandlung des Punktes drei der Tagesordnung, der österreichfrage, klar werden wollen und damit entscheiden, ob die Deutschlanddebatte zunächst von der Tagesordnung abgesetzt werden soll.
Der französische Außenminister Georges B i d a u 11 führte den Vorsitz der „Geheim-Konferenz“. Die Sitzung fand nicht in dem großen Konferenzsaal unter dem Deckenge-
Oesterieich am Freilag
BERLIN. Die Außenminister der Westmächte und der Sowjetunion haben in der ersten geschlossenen Sitzung der Berliner Konferenz am Montag beschlossen, die Verhandlungen über die österreichfrage am kommenden Freitag zu beginnen. Vertreter der österreichischen Bundesregierung sollen zu den Beratungen eingeladen werden.
Das kurze amtliche Kommunique über die Montagsitzung läßt offen, ob heute wieder die Deutschlandfrage erörtert wird. Offizielle Hinweise hierüber liegen bislang nicht vor.
mälde mit der allegorischen Darstellung der Gerechtigkeit statt. Die Außenminister haben es vorgezogen, sich mit ihren wenigen Beratern in den
Abgelehnt wurde vom Parlament der südafrikanischen Union ein Mißtrauensantrag gegen die Regierung Malan.
Die Kontaktdelegation der Bundesrepublik in Berlin wird auch in dieser Woche über den Stand der Viermächtebesprechungen ständig unterrichtet werden. Daran soll auch die Tatsache nichts Indern, daß die Sitzungen jetzt nicht öffentlich sind.
Trotz der spanischen Proteste wird Königin Elizabeth II. auf der Rüdekehr von ihrer Weltreise am 10. und 11. Mal den britischen Stützpunkt Gibraltar besuchen.
kleinen Raum zurückzuziehen, der bei den bisherigen Sitzungen als Aufenthaltsraum während der Pause bestimmt war.
Alles wird davon abhängen, so erklären westliche Delegationsmitglieder, ob Molotow in der geheimen Beratung zu erkennen gibt ob er wirklich echte Verhandlungen über Deutschland will. Sollte er dies bejahen, seien die Westmächte selbstverständlich bereit, die deutsche Frage weiter zu erörtern. Westalliierte Kreise nehmen aber an. daß Molotow die internen Sitzungen der
BONN. Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Dr. von Brentano, berichtete am Montag dem Bundeskanzler und dem Fraktionsvorstand der CDU/CSU über den bisherigen Verlauf der Berliner Konferenz. Brentano, der sich Mitte der Woche wieder nach Berlin begeben wird, hob in seinem Bericht besonders hervor, daß die Westmächte bei der bisherigen Behandlung der deutschen Frage vorbehaltlos und energisch den Standpunkt vertreten hätten, den Bundestag und Bundesregierung festgelegt hatten.
Von Teilnehmern der Besprechung wurde erklärt, die CDU/CSU sei unverändert der Auffassung, daß die EVG ein geeignetes Mittel Ist, um auch das sowjetische Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen. Die letzten sozialdemokratischen Erklärungen zu den Fragen der Berliner Konferenz müßten so verstanden werden, daß die SPD bereit sei, für einen Friedensvertrag die EVG zu opfern.
Dazu erklärte ein Sprecher des SPD-Vorstandes unserer Bonner Re
Außenminister benutzen will, um konkret zur Frage der europäischen Sicherheit Stellung zu nehmen.
Molotows letztes Wort?
BERLIN. Der sowjetische Außenminister Molotow soll nach einer Meldung des Informationsbüros West vor Mitgliedern des SED-Politbüros ln verschiedenen Besprechungen die Endposition aufgezeichnet haben, die von der sowjetischen Delegation auf der Berliner Konferenz in der Deutschlandfrage angestrebt wird.
Als Voraussetzung für den Abschluß eines Friedensvertrages will die Sowjetunion angeblich fordern, daß sich Deutschland für eine „bestimmte Zeitdauer“ — mindestens für 10 Jahre — keinem Bündnis irgendwelcher Art anschließen und nur begrenzte Verteidigungsstreitkräfte besitzen darf. Die bisherige sowjetische Forderung nach gesamtdeutschen Wahlen ohne ausländische Kontrolle soll abgeschwächt werden.
daktion, es treffe durchaus zu, daß die SPD die deutsche Wiedervereinigung und einen Friedensvertrag für wichtiger als den auf das halbe Deutschland begrenzten EVG-Ver- trag halte. Darüber hinaus lehne die i SPD den EVG-Vertrag auch als Lö- ! sung für die Bundesrepublik ab. Bei-; des erkläre sie schon seit Jahren und es sei einigermaßen erstaunlich, wenn Sprecher der Koalitionsparteien nun darüber überrascht seien.
Erhöhte Alarmbereitschaft
BERLIN. Für die Einheiten der kasernierten Volkspolizei und die örtlichen Volkspolizei-Einheiten ln der Sowjetzone ist erhöhte Alarmbereitschaft angeordnet worden. In mehreren Betrieben soll es in der letzten Woche zu lebhaften Diskussionen über die Viererkonferenz gekommen sein, wobei die Arbeiter mehrfach freie Wahlen gefordert hätten. Verschiedentlich seien SED- und FDJ- Funktionäre von den Arbeitern verprügelt worden.
CDU/CSU: Nicht ohne EVG
Die Auseinandersetzung mit der SPD schwelt unter der Decke weiter Von unserer Bonner Redaktion
Scelba soll italienische Regierung bilden
Unterstützung de Gasperis gesichert / Die Stellenbesetzung macht noch Schwierigkeiten
ROM Als fünfter Politiker seit ver- langenen Juni ist der christliche Demokrat Mario Scelba am Mon- tag von dem italienischen Staatspräsidenten E i n a u d i mit der Neubildung der Regierung beauftragt worden Der 52jährige frühere Innen minister, dessen energisch durchgreifende Bereitschaftspolizei Kommunisten und Faschisten zu seinen erbitterten Gegnern gemacht hat, hat
Vietminh immer aktiver
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den Auftrag mit Vorbehalt angenommen und wird sich endgültig wohl erst entscheiden, wenn er sicher ist. ein Koalitionskabinett der vier Mittelparteien zusammenzubringen.
Die Beauftragung Scelbas kam nicht ganz unerwartet, nachdem der linke Flüge] der christlichen Demokraten gegen eine Nominierung ihres Generalsekretärs AJcide de Gasperi Einwände erhoben hatte Auf ein gemeinsames Grundsatzprogramm mit starker Betonung der Sozial- und Wirtschaftspolitik hatten sich die christlichen Demokraten, die Sozialdemokraten, Liberalen und Republikaner bereits am Wochenende geeinigt
Die Stellen besetzung des Koalitionskabinetts. das als erste Regierung seit vorigem Juni im Parlament über eine Mehrheit von IR Stimmen ver
fügen würde, dürfte jedoch noch Schwierigkeiten bereiten.
Von den Koalitionspartnern der Christlichen Demokraten werden insgesamt sechs Sitze im Kabinett beansprucht, was von den Christlichen Demokraten angesichts ihrer zehnfachen Stärke im Parlament als hart empfunden wird. Die Sozialdemokraten verlangen dabei drei Ministerposten und legen besonderen Wert auf die Ressorts Arbeit. Finanzen und öffentliche Dienste, mit denen sie ihr Sozialprogramm durchzusetzen hoffen, die Liberalen wollen zwei und die Republikaner ein Ministeramt.
Scelba, der zweifellos mit der Unterstützung de Gasperis rechnen kann, begann seine Beratungen über die Regierungsbildung mit dem christlich demokratischen Kammerpräsidenten G r o n c h i
Langsame Milderung
HAMBURG Mit einer Milderung des strengen Frostes rechnet am Montag der deutsche Wetterdienst in Hamburg Ausläufer eines atlantischen Tiefdruckgebiets brachten eine solche Milderung bereits für das linksrheinische Gebiet und ließen in Aachen die Temperaturen auf ein Grad über Null ansteigen
Für Norddeutschland wird allerdings noch nicht mit einer wesentlichen Frostmilderung gerechnet Die tiefste Temneratur im Bundesgebiet wurde In der Nacht zum Montag ln München und anderen baverischen Orten mit minus 18 Grad gemessen Auch ln Berlin zeigte die Quecksil
bersäule noch 13 Grad unter Null In Schleswig-Holstein wurden acht bis zehn. In Hamburg zehn und im übrigen Bundesgebiet zehn bis 15 Grad Kälte gemessen.
„Steuerreform dringend"
HAMBURG „Es gibt kein dringenderes und wichtigeres Problem als eine Bereinigung der Steuerpolitik“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Erhard vor Vertretern der Wirtschaftsvereinigung Groß- und Außenhandel am Montag in der Hamburger Musikhalle Es lasse sich exakt nach- weisen daß eine Fortführung der gegenwärtigen Steuerpolitik zu einer
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Die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen der CDUICSU, der SPD und der FDP weilten am Sonntag in Berlin, um sich an Ort und Stelle über den Ablauf der Viererkonferenz zu orientieren. Die Fraktionsvorsitzenden stehen in ständiger Verbindung mit der deutschen Kontaktdelegation. Von links nach rechts: von Brentano, der Berliner Bundesbevollmächtigte Dr. Heinrich Vockel, Dr. Thomas Dehler und der Leiter der deutschen Delegation in Berlin, Botschafter Herbert Blankenborn Bild: AP
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Bemerkungen zum Tage
Praktischer Föderalismus
th. STUTTGART. Wenn sich der deutsche Föderalismus als das präsentiert, was uns an Verschiedenartigkeit der Schulverhältnisse in den einzelnen Bundesländern auffällt, so ist der Ruf nach einer sinnvollen Ordnung nicht verwunderlich. Aber gerade die Kulturpolitik, mithin auch die Schulfrage, fällt ln das Ressort der Länder. Der Bund darf sich nicht einmischen. Es ist Sache der Länder, der berufenen Sachwalter des Föderalismus, am praktischen Beispiel lebendige Initiative zu entwickeln.
Das Treffen der Regierungschefs in München sollte in diesem Sinne den Föderalismus als schöpferisches Element spürbar machen.
So gesehen hatte die Konferenz der „kleinen Zehn" einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Offiziell wurden Erziehungsfragen, Probleme des Rundfunks und des Verfassungsschutzes besprochen und einheitliche Lösungen vorbereitet. Bindende Vereinbarungen für ihre Länder können auch die Regierungschefs nicht treffen, sie sind dem Kabinett verantwortlich, und die Regierungen wiederum müssen, soweit es sich um Staatsverträge handelt, das Plazet ihrer Landtage einholen. Was sie tun konnten, war, Wege zu finden und gemeinsame Richtungsweiser aufzustellen. Das ist geschehen.
Das will heißen: die Regierungschefs haben über eine Vielfalt von Problemen in wenigen Stunden eine Einigung erzielen können, weil es leichter Ist, Auffassungen zu koordinieren, als sie in der Praxis zu verwirklichen. Die
das Erziehungswesen betreffenden Beschlüsse sind am ehesten als ein Erfolg der Konferenz zu bezeichnen. Die Frist, die der „ständigen Konferenz der Kultminister“ gestellt wurde, praktische Vorschläge zur Vereinheitlichung des Schulwesens in den Ländern auszuarbeiten, läßt erwarten, daß die Regierungschefs gegebenenfalls die Lösung des Problems selbst in die Hand nehmen. Was den Beschluß zur Frage des Rundfunkwesens betrifft, so ist er auf Sand gebaut. Die geplante Vereinbarung zwischen den Ländern wird hinfällig, sobald sich herausstellt, daß die Gestaltung des Rund funk wesen* Sache des Bundes ist.
Ganz im argen liegt es nach Ansicht der Regierungschefs mit der „demokratischen Erziehung“, für deren Zwecke auf ihren Beschluß in sämtlichen Ländern besondere Einrichtungen geschaffen werden sollen. Die staatsbürgerliche Erziehung ist wesentlich abhängig von der Information der Öffentlichkeit. Diese obliegt den Zeitungen. Wird der Presse der Zugang zu den Nachrichten eingeengt, und dies« Tendenz macht sich zusehends breit, so ist schwer zu sehen, wo mit der demokratischen Erziehung angefangen werden soll.
Wie Immer man die Konferenz der Ministerpräsidenten beurteilen möge, sie hat diesmal mit dem Blick auf die Viererkonferenz in Berlin eine wichtige Aufgabe erfüllt. Sie hat einmal die gefestigte Einheit der Bundesrepublik demonstriert und zum anderen gezeigt, daß es im Unterschied zerr Sowjetzone noch ein breites Feld für di« Politik der Länder gibt.
Pleven nach Indochina
Mit Sondervollmachten zur Bereinigung der kritischen Lage
PARIS. Verteidigungsminister Pleven, der sich zur Zeit auf dem Flug nach Saigon befindet, ist nach Darstellung der Pariser Presse Träger außerordentlicher Vollmachten. In Indochina seien sowohl auf politischem. militärischem als auch auf finanziellem Gebiet weitreichende schnelle Entscheidungen notwendig.
Auf französischer Seite hat nicht nur die militärische Entwicklung in Laos große Besorgnisse hervorgerufen, sondern auch der Umstand, daß die Vietnamesische Nationalarmee
Lähmung der wirtschaftlichen Energie führen müsse.
Papst Pius aulgestanden
VATIKANSTADT. Papst Pius XII. hat am Montag erstmals sein Krankenlager verlassen und einige Zeit in einem Lehnstuhl verbracht, wie aus der Vatikanstadt gemeldet wird Es ist seit dem 25 Januar das erste Mal. daß der Heilige Vater länger aufzu- stehen vermochte Gleichzeitig nahm der Panst auch wieder feste Nahrung zu sich
Sowohl der Arzt des Papstes als auch das vatikanische Presseamt haben am Montag festgestellt daß sich der Gesundheitszustand bessere
anscheinend weder ihrer Kampfmoral noch ihrem militärischen Ausbildungsstand nach das gehalten hat, was man sich von ihr versprach. Es wird sogar behauptet, daß auch ln der letzten Zeit Verbände dieser Armee zum Feinde übergelaufen seien.
Die aus Dien Bien Phu eintreffenden Berichte besagen, daß die auf französischer Seite bei den schweren Kämpfen am Wochenende eingetretenen Verluste ebenso erheblich gewesen seien wie bei den Vietminh. Nach dem Abzug der 308. Vietminh- Division aus dem Elinschließungsring (diese Division befindet sich zur Zeit auf dem Vormarsch gegen die laotische Hauptstadt Luan Prabang) versuchten die französischen Trunnen den Einschließungsring um Dien Bien Phu aufzubrechen Dieser Versuch mißlang.
Endlich warmer
Bericht des Wetteramtes Stuttgart
Die atlantischen Störungen dringen nun weiter in das Festland ein and fuhren uns mildere I.uftmassen zu. Heute wolkig,' zeitweise Schneefall, Später zum Teil Regen. Tageshöchsttemperaturen über null Grad Nachts leichter Frost. Morgen bei wenig veränderten Temperaturen noch unbeständig