Anitst-und ÄirzeiyeblltLtt kür

Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen Zeierstunden" undUnsere Heimat"

eseUIcli alter

Bezugspreise:

Monatlich einschließlich Lrögerlobn >,St Einzelnummer 10 ^

erscheint an jedem Werktage

verbreitetste Zeitung tm O.fi.-Sezirk Nagolä

»chrtftlettung, vrncki ».Verlag »an S.W.Sat>er<UarI Salser) Nagolä

NsSHlAx

den Svcnmrtsvczirk Mayors

Mit cler landwirtschaftlichen wochenbeilagt

Haus-, Sorten- und Landwirtschaft"

Anzeigenpreise:

vi« einspaltige Seile au» gewöhnlicher Schrift oärr deren kaum IS L, Familien-Knzeigen 12 ^ keklame-Seile 45 Sammelanzeigen SO"/, Aufschlag

Zur äa» Lrschoinrn von Anzeigen in bestimmter^ AruHadon und

und

Lelegramm-Bäreffe: Sesellschaster Nagolä. ^jn Zöllen höherer Gewalt besteht kein Einspruch auf Lieferung äer Zeitung ober auf Rückzahlung äe» Bezugspreise». Postscheckkonto Stuttgart 61 IS

Nk. 123 Gegründet 1827

Nontag, den 3V. Nai 1927 Fernsprecher Nr 2 S 101. Jahrgang

Tagesspiegel

In Breslau fand die Iahreskagung des Reichs verbünd» der deutschen Presse in Anwesenheit von 260 Vertretern statt

Der Wiener Gemeinderak hat einem Programm zuge stimmt, nach dem innerhalb 5 Jahren 30 000 Wohnungen errichtet werden sollen.

Der Lisenbahnerstreik in Wexiko, der mehrere Monate dauerte, ist beendet worden.

Zwischen den mitkelamerikanischen Staaten Salvador, Guatemala und Honduras ist ein Vertrag zustande gekom men, in dem sich diese Staaten verpflichten, zu allen Mitkel- amerika berührende« Aragen gemeinsam Stellung zu neh­men. Die Anszenminister werden regelmäszig Besprechungen abhalten.

Ein Nachwort zur Weltwirtschafts­konferenz

Mit vielen Komplimenten untereinander u«d reichliche« Selbstlob hoben di« Teilnehmer an der Genfer Wästwirt- schaftskonserenz ihre Sitzungen geschlossen. Das von de» drei Ausschüssen für Handel, Industrie und Landwirtschaft bearbeitete Material wurde alsEmpfehlung" der Wirt- schastsabteilung des Völkerbunds zur weiteren Behandlung überwiesen. Wenn man von vornherein von der Konferenz »ur eine wissenschaftliche Aussprache und Klärung und nicht eine praM^e Lösung der Fragen erwartete, ist man auch wohl nicht enttäuscht worden. Die Konferenz hat wissen­schaftlich tüchtig gearbeitet. Auch die im SchluHbericht der Dach-Entschließung" nieder gelegten Grundcmschauungen werden wenig Widerspruch finden. Die Konferenz hat sich nachdrücklich für weitgehende Erleichterungen des inter­nationalen Güteraustausches erklärt; sie hat neben de»' Er­zeugern auch an die Interessen der Verbraucher und der Arbeitnehmer gedacht, sind sie hat» sogar das Kunststück sertiggebracht, eine gemeinsame Formel wohlwollender Be­urteilung für das russische kommunistische Wirtschaftssystem und für die kapitalistische Wirtschaftsordnung der übrigen Welt zussieich zu finden.

Wäre die Weltwirtschostskonserenz eine richtige Tagung des Völkerbunds selbst gewesen, wären ihre Beschlüsse bindend und mühten sie krM völkerrechtlichem Zwangs schon heute und morgen durch die Gesetzgebung von Mrs,zig Län­dern und mehr unmittelbar in Sie Praxis mngesetzt werden, so würde die ganze Welt zugeftehen, daß noch niemals tu solchem Maß zum Wahl der gesamten Menschheit gearbeitet worden sei wie auf der Weltwirtschaftskonferenz. Aber leider will es die rauhe Wirklichkeit ganz anders. Vorsichts­halber hatten die amtlichen Vertreter keinerlei verpflichtende Anweisungen mit ans den Weg bekommen. Sie sprachen in Genf nur ihre private Meinung aus.

Aber selbst eine rein beratende Weltwirtschaftskonferenz hätte doch tiefe Wirkungen aus die wirtschaftspolitische Prcycis «nsüben können, wenn sie den Mut gehabt hätte, die Fragen der heutigen Wefiwirtschastsnot unerschrocken auch wirklich bis zur äußersten Folgerung zu erörtern. Dos hat aber Ke Genfer Weltwirtschaftskonferenz nicht getan. Sie ist um die Hauptursachen der internationalen Finanzschwierigkeiten

Dawesplan, Kriegsschulden sorgsam hersmgegangen;

auch die ÄrbeitslofiAeit und die Auswanderung hat man kaum im Borüberoehen gestreift. Zweifellos sah man an sich durchaus ein, daß die Dinge, mst denen man sich rn Gens ausführlich beschäftigte, wie insbesondere die inter­nationale Handelspolitik, nichts anderes sind als Begleit- «scheinunqe», die erst von sensu Grundfragen her ihren Ansgcmg nahmen. Aber man scheute sich, davon mit der notwendigen OHentzMt zu sprechen. Vielleicht bestand die Torge, daß die über tiefgehenden Meimrngs-

wrfchiedeilhesten »»Wegen würde.

Die handekspoMksche« Empschlungen der Konferenz sind Hv aller Beachtung wert, aber es fehlt ihnen das innere «wicht, das sie rechst csis bloßeEmvfehttmq" besitzen wür- «n, wenn sie durch eine gcn^z rückhaltlose Aus- rP rache zustande gekommen wären, die sich nicht davor Kchhevt häkle, gerade die finanz- und Wirtschafts, politischen Gewaltakte, die den politischen stewaltmaßnahmen der verschiedenen Friedens- pe r träge würdig zur Seite stehen, frei und offen als «fachen des lleb^s beim richtigen Namen zu nennen.

Statt Brot und Arbeit für die leidenden Böller hat die «nser Konferenz nur trockene Allen erzeugt. Der Vorwurf AU wohl weniger die Konferenz als vielmehr sene, die die ^Merenz embertssen und ihre Aufgaben bestimmten. Man «t ein rhetorisch-wisse uichaftliches Briüwntseuerwerk ver, «stallet; aber «m so drückender wird henke, irachdem der ^chtr Funke erloschen ist, das völlige D»nkel der llngewißhM Eier wellwirtschafilsiben Zukunftsausfichten empfunden, chshokb wird «n so dringender beute dos Verlangen, isi« "Kenrollonalen Streitfragen der Wirtschaft endlich von den «nmiwvrtRchen Staatsmännern selbst erörtert zu sehen, M in einer großen Konferenz, die nur den Kino-Machern Ahnende Aufgaben stellt, sondern im kleineren Kreis der Asonen, dfe tatsächlich über die Richtlinien der Wirtschafts- ^i^ in den einzelnen Ländern entscheiden haben.

- Da ist zunächst das internationale F i n a n z v r o bl e m «r Dawes v l.a n ist so. wie heute ist. nicht dur ch-

Verlegung derArcos" nach Deutschland

Berlin, 29. Mai. Die russische diplomatische Vertretung hat für di« aus England ausgewiesenen Mitglieder der Arcos um di« Einreiseerlaubnis in Deutsch­land nachgesucht. Londoner Matter hatten bereits berich­tet, daß die Moskauer Regierung beabsichtige, die Arcos nach Berlin z« verlegen. Dazu wird bemerkt, daß auf Grund des Berliner Vertrags zwischen Deutschland und Sowjetrußland di« Einreiseerlaubnis wohl nicht verweigert werden könne. Man werde aber die ruffischen Unterhänd­ler nachdrücttich darauf Hinweisen müssen, daß man erwarte, die MitAiÄur der Arcos werden nicht länger in Deutsch­land bleibe«, als bis ihre etwa noch schwebenden englischen Geschäfte cckgewickelt smd. Von der Regierung in Moskau sei so viel Taktgefühl zu erwarten, daß sie Deutschland nicht auf längere Zeit Besucher zumute, die in einem andern Staat als unerwünschte Gäste entfernt worden seien.

Die Londoner Sowjekverkreker als Gäste der Arbeiterpartei London, 29. Mai. Aufsehen erregt die Tatsache, daß eine Anzahl von Mitgliedern der Arbeiterpartei und Gewerk­schaftsführern dem russischen Geschäftsträger Rosenholz, dem Leiter der Handelsabordnung, Kintschuk, und dem ersten Sekretär der Sowjetgesandtschaft im Unterhaus gestern ein Abschiedsessen gab, dasDaily Telegraph" in einem Leitartikel eineüberlegte, aber charakteristische Unverschämt­heit" gegenüber dem britischen Parlament nennt, das sich soeben für die Entfernung der Russen ausgesprochen hat. DemDaily Mail" zufolge hat Mac Donald es ab­gelehnt, an dem Essen teilzunehmen.

^ ringe,reui yaven.

Der Sowjethairdelskommifsar i« Kanada, Hirs "0" Moskau die Weisung, di« Handeisstelle schließen und nach Moskau zurückzukehreu.

Verminderung der Besatzung um 10 OSO Mann Berlin, 29. Mai. Aus Paris wird berichtet, die fran­zösische Regierung habe eingewilligt, die Besatzungstruppe« im Rheinland um 10 000 Mann zu vermindern unter der Bedingung, daß die Zerstörung der deutschen Ostfeftunge« durch BerbandsoffiKere visiert und bestätigt werde. Im Auswärtigen Amt wird erklärt, daß von einer scsichen Be­dingung m Berlin nichts bekannt sei. In Locarno wurde verspräche«, daß die Besatzung auf den Stand der deutsche« Garnifonsstörke vor dem Krieg, also 4856 000 Mann, ver­mindert werde. Die Besatzung zählt heute noch 8-5 000 Man», sine Verminderung um nur 10 000 Mann würde also de« Locarno-Abkommen noch lange nicht entspreche».

Sie Forderungen der geschädigten Ausländsdeutsche« Beels», 29. Mai. Der Aingoerband der geschädigte« Ausländsdeutsche« und Verdrängten hak an Reichsregiernng und Reichstag eine Denkschrift gerichtet, in der er soforttge gesetzliche Regelung der gesamten Entschädigungssrage ver­langt. In einem Anhang an diese Denkschrift schlägt der Ringverband zur völligen Schadloshaltung der Geschädigte« eine bprozentige Amorkisationsanleihe in Höhe von,500 M>- llonen Mk. vor. Die jährliche Etatbelastung. die dabei ent­stehe« wmde, «erde auf 181 Millionen RM. beziffert.

zuführen. Die Schuldenregelung mit Amerika kommt ficht, Wer TuEmaßn^MnfiaürLl^ngs Zänkereien hinaus, 8kl diese Dinge gehen keineswegs nur Schuldner und Mäubiger cm, sondern auch die übrige W-lt. Als ssnnerzcst der Rühreinbruch der Papiermark den Todesstoß gab, da verloren beispielsweise die Markbesitzer in Holland, in der Schweiz, in Südamerika genau so Hr Geld wie wir in Deutschland selbst.

Den freien Weg des Welthandels Hot die Konseresz »st fast rührendem Glauben an ihre eigenen Worte verkündet, Uifterdesien mauert Amerika sein Schrch- zollgebSsde immer höher, herrscht immer noch kurzfristiges, imsicheres ZoSkompromiß zwischen Deutschland und Frank­reich, wird lsie Wirtschaft Osteuropas nach wie vor durch den deutsch-polnischen Zollkrieg gelähmt, m«ß der Welt­markt noch immer der vollen Teilnahme Rußlands am all­gemeine« Gödsrvnstausch entbehren. Wo bleibt da der est- ihekdende Ewkschkuß. der noch dem Versagen des politi­sche»Locarno" mit mehr Mut zur Folgerichtigkeit mrd zu« ««parteiischen Interessenausgleich das wirtschaft­liche Locarno schafft? Wo sind die starken Männer, Pie « M stge« Seelen, die die gewaltige Frage gerechter Ver- iestUWg der Rohstoffquellen und der Siedftmgsraum-Reser- »en Erde Angelpunkte der Weltvokitik zu be­

sprechen rmd gar zu entscheiden wagen? Staubige Akten- istndel, die in Archiven verschwinden, machen keine« Hun­gernden satt, schaffen keinem Erwerbslosen Arbeit, bringen »ie Well nicht weiter, find nur bequeme Rückendeckung für «iehohe" Politik, die fick vor der letzten Offncheit oo««t- ««Mcher Aussprache scheut.

Die schöne Geste genügt uns nicht mehr, uns, die wir dl Hölle des Weltkriegs und mehr noch die entnervende Qual der Nachkriogsjahre durchschritten haben. Der kleine Mann, der Werttätige, der schöpferische Unternehmer leidet unter der heutigen Bfirrsal der Weltwirtschaft i» Deutschland genau so wie m öHcgtcnrd, in Frankreich, m achtM anderen Ländern. Wer wird da hekssn?

Neuestes vom Tage

Ae «»IW MednW m Sie,mit NWzl

^London, 29. Mai. Der nunmehr veröffentlichte amtliche Bericht der englischen Admiralität Wer die Seeschlacht am Skagerrak, der 1919 aufgesetzt umrde, gibt u, daß die englische Flotte die Schlachkverloren hat. Die Schuld sei dem Admiral Beatty, dem jetzigen Ober­befehlshaber der britischen Flotte, zuzuschreibeu. Der Ber- jaffer, Admiral Harper, stellt fest: D«rch die Taktik sei der damalige Oberfehishaber 3 ellicoe irregeführt wor­den. Beatty habe in der Schlacht infolge schlechter Takiik, schlechten Signalisierens und schlechten Schießens fine Nie­derlage erlitten. Harper schildert die Einleitung des Kampfes, als Beatkys Skreitkräste in Stärke von 10 Grohkamps- schiffen auf fünf Großkampfschisfe des deutschen Admirals von Hippel stießen: ein britisches Geschwader, das so­wohl a« Zahl wie an Geschühstärke dem Gegner ganz erheb­lich überlegen gewesen sei, habe eine Riederlage durch * r n en schwächeren Feind erlitten, der sich nicht nur mcht begnügt Hobe, dem Kamps auszuweicheu, sondern auch « Verlauf von 50 Missten das britische Geschwader zum Rückzug gezwungen habe, was als eine .teilweise Riederlage' bezeichnet werden könne. Beatty habe ein Zu- I

sammenireffen mit dem Gegner südöstlich erwartet, dennoch habe er die schwersten und langsamsten Schifte seiner Streit- Kräfte fünf Meilen nordwestlich stationiert, so daß diese nur verdatet hätten eingreifen können. Er Hobe den Fehler ge- machk, seme Streitkräfke zu verteilen, so daß er nur einen Teck habe, benutzen können. Der Bericht erklärt, die Folge« mußten als verheerend bezeichnet werde«.

Air Zoliomou mit Deutschland Wie», 2" . Mai. Der Nationalrat führte die erste Lesnng der drifte« Zolltarifnovelle zu Ende. Der Landbüni^ei T a u- schitz verlangte, daß die deutsche Zollgrenze faste. Diese Forderung des Landbunds sei nunmehr Gemeinen der Arbeiftigemeinschaft des Hauses geworden. Der Lcmistnmd erstrebe dis Zollunion mit Deutschla »L, weil die- jes d«: natürliche Absatzmarkt für das österreichische N«G- u»d Zuchtvieh, besonders für österreichische Pferde, sei. H« der Zollunion erblicke der Landbund die endgültige Rek- MLg, wobei diese natürlich nur die Vorstufe für den end­gültigen Anschluß sein könne, den der Landbrmd «»» nationalen Gründen sehnsüchtig erwarte.

Die Kämpfe in China

London, 29. Mai. Nach Meldungen aus Schanghai fast die Stellung Ts ch a n g t s o l i n s in Peking tatsächlich er­schüttert sein. In der Mandschurei selbst soll sein bisheriger Staatsches «nd zuMjch Nebenbuhler Aangjuting ei« Heer sammeln, mn e«re« Staatsstreich auszustihren. Die i« der Mandschurei von Tschangtsolin eingesührte Papierqekd- wirtschast habe ihn bei der Kaufmannschaft unbestellt -o- macht. Tschangkais che k hoff«, in 14 Togen Tsiua »- fu, die Hauptstadt der Provinz Schantung, und in eine» Monat Tientsin besetzen .zu können. Zunächst soll der wichtige Eisenbahnknotenpunkt Sötschaufu an der Be»- buidungsbah« der beiden großen Nord-Südbahnen Tienhi« Pukau und PekingHank au genvmnren werden. General Fenjusiang sMTschengtschau dicht südlich des Hoangho s^Eber Fluß) bereits erreicht haben, Bon Peking a»s wird dagegen bestätigt, daß die 8. Heeresgruppe der Natio­nalisten in der Provinz Honan von Tschangtschung- tschang geschlagen worden sei.

Wendung in der japanischen Chinapolitik London, 29. Mai. DieTimes" meldet aus Tosto, Ministerpräsident General Tanaka wolle die nationa­listische Regierung Tschangkaischeks in Nanking an­erkennen. währen- bisher Tschangtsolin unterstützt wurde. Tschangkaischeks Macht und Einfluß in China scheine jetzt der größer« zu sein. Der Rankinger Außenminister W u habe auch zugescnst, daß die Nankinger Regierung die japanische« IntereGe« in der Mandschurei achten werde. Tschangtsolin werde sich voraussichtlich nach Mukden i» der Mandschurei zurückziehe«, uni wenigstens seine Herrschast «hpr die Letztem drei Puoomge« des Norde»-, zu rette».

Württemberg

Stuttgart. 29. Mai. B cmi Landtag. Der Londtaas- Ausschuß für Perwattung und Wirtschaft besichtigte unter Führung des Erbauers Oberbaurat Groß die Anlager.- der Landeswafferversorgung bei Niederstotzingen und nahm die Dr weitergehende Pläne der Stadt Stuttgart gemachte« LondavMvst u« Longenaver Gebiet i« Augenschein. Ver­treter der Stadtgemeinde Langem« brachten ihre Beschwer­de« «er die Auskäufe vor. Die sachliche Berakmeg der Ao- «elegescheit wird in Stuttgart erfvloe«.