Sette 2 - Nr. 119

Stuttgart. 23. Mai. G r o ß p r e i s. Aus der Genfer Internationalen Musikausstellung hat die Firma Schied- mayer Pianosortesabrik, die jetzt sechs große Preise be­sitzt. wieder den Grobpreis, die höchste Auszeichnung, er­halten.

ep Die Jahresfeier des Stuttgarter Diakonissenhauser findet wie gewohnt am Himinelsahrsfest statt: 39 Schwestern, hie ihre Ausbildung vollendet haben, werden eingesegnet.

Rottenburg. 23. Mai. Staatsbeiträge zu Kir­chen- und Pfarrhausbauten. Aus Kapitel 46 Tiiel 6 des Staatshaushaltsplans 1926 sind verwilligt wor­den für die kath. Kirchenbauten in Heilbronn, Kuchen, D! esenstetten je 1000 »tt, Obertürkheim und Isenburg je 1500 -st, Obernheim 2000 -tl, für den Pfarrhausbau in Fellbach 2500 k, für das Pfarrhaus in Apfelbach 500 ,tt.

Sulz a. R.. 23. Mai. Eisenbahnunsall. Am Samstag kurz nach 5 Uhr nachmittags ist auf dem hiesigen Bahnhof eine Lokomotive auf den Schluß des Güter,zügs Rr. 8882 aufgefahren. Führer und Heizer der Lokomotive wurden leicht verletzt. Der Materialschaden ist nicht un­bedeutend. Das durchgehende Gleis war 2)4 Stunden ge­sperrt. Der Unfall ist darauf zurückzuführen, daß die Schluß­wagen des Güterzugs in die Fahrstraße der Lokomotive hineinrogten.

Metzingen. 23. Mai. Ehrende Auszeichnungen. Aus Anlaß seiner 50jöhrigen Dienstzeit als Buchdruckerei- Kaktor im Verlag desMetzinger Anzeigers" G. Köllreutter Aeßen der Reichspräsident v. Hindenburg und Staats- prSschont Bazille dem Gustav Kittelberger durch Vermittlung des hiesigen Stadtschultheißenamts kunstvoll ousgeführte Ehrenurkunden überreichen. Auch seitens der Handelskammer und Handwerkskammer wurde der Jubilar durch entsprechende Ehrenurkunden erfreut und aus­gezeichnet.

Schwenningen, 23. Mai. Annahme des Schieds­spruchs. Der vom Schlichtungsausschuß Rottweil am 12. Mai gefällte Schiedsspruch in Sachen der Angestelltengchäl- 1er bei der Uhrenindustrie ist von sämtlichen beteiligten Par­teien angenommen worden. Hiernach werden die tariflichen Grundgehälter vom 1. April ds. 3s. an um etwa 6 Prozent und vom 1. Oktober ds. 3s. ab um ein weiteres Prozent erhöht.

Küfermeister 3akob Eppler fr. hat das in der Ge- werbeausslellnng ausgestellte und von ihm angefertigte Weinfaß mit Schnitzereien, 300 Liter haltend, dem Gesang­verein Liederkranz in das Beethooenhaus zum Geschenk gemacht. Der Verein hak mit Dank für den Stifter das Ge­schenk angenommen. '

Mahlstetten OA. Spaichingen, 23. Mai. Seitener Kund. Als der Landwirt Ludwig Achter dieser Tage auf seinem Kartoffelfeld mit Hacken beschäftigt war, fand er l^en Ehering seiner vor 6 Jahren verstorbenen Frau, der in einem W-urzelbün-del verwachsen war. Bor 16 Jahren hatte die Frau den Ring verloren.

Aus Stadt und Land

Nagold, 24. Mai 1927.

Das Haus zum angenehmsten Aufenthalt der Fa­milie zu machen und darin durch fromme Liebe, durch Anmut und weibliche Würde eine magnetische Kraft auszuüben, das ist eine Kunst, welche die Männer an den Frauen viel höher schätzen a!S alle Gelehrsamkeit.

Henriette Davidis.

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Schwarzwaldverein Nagold

Die Frühwanderung am letzten Sonntag war, wie bereits kurz berichtet wurde, überaus stark besucht. Der sonnenklare Morgen und der vorgesehene Vortrag des Herrn Forstmeister Birk über moderne Waldbewirtschaftung" brachten wider Uebung und Erwarten etwa 50 Mitglieder auf die Beine. Vom Sam­melplatz Stadtbahnhof gings im Eiltempo auf die Teuselshiru- schale. Wenn dir die Schönheit unseres Tales genießen willst, so mußt du auf die Höhen steigen. O Täler weit o Höhen, du schöner grüner Wald. Daß es nicht immer so gewesen ist, das ließ uns Herr Birk sogleich vernehmen. Dort wo sich heute auf den Kuppen und den Hängen der Wald ausbreitei, war einst vorwiegend Heide und Buschwerk vorhanden. Der alte bekannte Kupferstich von Nagold zeigt uns den "Anblick der Landschaft in jener -seit. Ich glaube annehmen zu können, daß das Laudschaftsbild durch die Bewaldung erheblich gewonnen hat: die Skifahrer hatlens allerdings besser gehabt als heute. Nach weiteren interessanten "Ausführungen gings über den Sattel hinüber zuin Lemberg und auf lauschigen Waldwegen durchs Buchschlägle zu den städtischen Pflanzschulen. Wer sich an Sauberkeit und peinlicher Ordnung erfreuen will, der beschaue sich die "Anlage einer solchen Pflanzschule. Sachkundige Erlau terungen erzählten uns vom Wachsen und Gedeihen des jungen Waldbaumes in seiner Säuglingszeit. Nach Besichtigung einer Kahlhiebfläche, die selbst den Laien erkennen ließ, wie der Wald nicht bewirtschaftet werden soll, gings hinab durchs Buch wieder dem Städtchen zu. Der Vorstand, Herr Rechnungsrat Lenz, sprach unserem Bize-Borstand für seine vorzüglichen Ausfüh­rungen den Dank der Mitglieder aus, der in einem Hoch auf unfern schönen Schwarzwald ausklang.'

3a der 5irma Schnepf« Möbelfabrik

ist die "Arbeit nunmehr mit gestrigem Montag wieder ausgenom­men worden und zwar unter dem Gesichtspunkt, daß Firma Schnepf die neuerdings von der Schreiper-Jnnung festgesetzte Lohnerhöhung ebenfalls bewilligt.

Besitzwechsel

Das Anwesen des Tuchmacher Gottlob Günther in der Marktstraße ging zum Preise von 37 000 in den Besitz des Kaufmanns Christian Schwarz über.

Die Hauptversammlung des Laudw. Bezirksverein

findet Heuer am Donnerstag, den 26. Mai, nachmittags 2 Uhr, im Gasthaus z.Traube" in Nagold statt. Es wird im eigen­sten Interesse der Landwirte liegen, diese Tagung nicht zu ver­säumen, da sehr wichtige Fragen zur Besprechung kommen. Leiver mußte die Versammlung auf das Himmelfahrtsfest gelegt werden, da die Redner für einen andern Tag nicht verpflichtet werden konnten.

Aeuderung des Mietegesetzes. Ein Berliner Zeitungs­dienst glaubt zu wissen, daß das Reichskabinett vorschlagen werde, das Mieterschutzgesetz, das am 30. Juni abläuft, mit einigen Abänderungen auf «ine gewisse Zeit zu verlängern. So soll künftig zu einer Wohnungskündigung keine Klaa- mehr nötig sein.

Ragolder TagdlatlDer Gesellschafter"

Sommerausflüge der Latein- u. Realschule

Kl. l und II.

In der Frühe des 17. Mai sammelte sich in der Vorstadt eine Schar jugendlicher Wanderer, deren lebhaftes Treiben manch ehrsamen Schläfer aufgeschreckt haben mag. Es waren die Schüler von Kl. I und ll der Latein und Realschule, die sich als Ziel ihres Schulausflugs den Lichtenstem gewählt hatten. Zunächst ging es zwar nicht auf Schusters Rappen, sondern wie bei feinen Leuten im Auto in den duftenden Früh­lingsmorgen hinein. Durch das Neckartal führte die Fahrt nach Pfullingen an den Fuß des Schönbergs. In strahlendem Son­nenglanz begann der Anstieg zur Alb. Bald führte der Weg durch den smaragdgrünen Frühlingswald, durch den die Sonne wie flüssiges Gold zu tropfen schien, zum Aussichtsturm auf dem Schönberg. Hier bot sich eine überraschende Aussicht. Dann gings zu den beiden Nebelhöhlen. Während die neue Höhle durch ihre merkwürdigen Tropfsteingebilde, aus denen geschäftige Phantasie alles mögliche herauslesen kann, Bewun­derung erregte, imponierte die alte Höhle durch die majestätische Weite der unterirdischen Hallen und die geheimnisvoll aus der Tiefe schimmernden Gewässer. Doches freue sich, wer da atmet im rosigen Licht": herauf wieder aus der unheimligen Tiefe in den lachenden Sonnenschein! Bald ist das Endziel, der Lichtenstein, erreicht. Doch zunächst muß der knurrende Magen beschwichtigt werden und es wird ausgiebig gefuttert. Nach eingehender Besichtigung des Schlosses geht es am alten Lichienstein mit seinem überraschenden Ausblick vorbei durch die romantische Dobelschlucht zur Echazquelle mit ihrem kristall­klarem Wasser. Rasch ist Honau erreicht. Nochmals grübt das kühne Felsenschloß hernieder, dann nehmen die Kraftwagen die Wanderer auf und bringen sie in flotter Fahrt wieder der Heimat zu.

Klasse III

fuhr im Kraftwagen über Aliensteig, Simmersfeld nach Enz- klösterle. Von da erfolgte der Aufstieg auf die langgestreckte, wald- und urwaldbedeckte Hochfläche zwischen Enz- und Murg­tal. Das Hochmoor mit seinen an den höchsten Stellen vom überreichlichen Niederschlagswasser ausgekolkten Seen bot den Kindern viel Neues. Die Nässe von oben verschonte uns zwar, aber mit der Nässe von unten machten alle mehr oder weniger Bekanntschaft. Das gehört nun mal zum Moor und verstärkt die Anschauung. Der Hohlohturm zeigte uns leider nur das Wäldermeer ringsum und vorübergehend einige Gipfel jenseits der Murg. Bei anfklsrendem Wetter zogen wir über den Som­merberg nach Wildbad, von wo unser Wagen uns über Hirsau und Calw wohlbehalten zurückbrachte.

Kl. IV

Mancher Bub und manches Mädel schaute früh um 5Uhr noch besorgt zum Himmel. Wird uns der Wettergott einen Strich durch die Rechnung machen? Als gegen 6 Uhr einer um den andern mit dem Rucksack bewaffnet dem Bahnhof zu­steuerte, da sah der Himmel schon freundlicher aus. Neue Hoff­nung belebte uns. Voll Erwarten drängt die junge Schar auf den Bahnsteig und in den Wagen. Nun gehts hinaus in die herrliche, maiengeschmückte Welt. Die Perlen des Nagoldtales lasten wir eine um die andere hinter uns. Pforzheim! Um­steigen nach Mühlacker.Der Mai ist gekommen".Das Wan­dern ist des Müllers Lust". Gesungen wird, geplaudert und gescherzt. Es herrscht ein Leben und Treiben in dem fahren­den Völkchen. Einzelne geborene Humoristen produzieren sich. Kleine Gruppen Gleichgesinnter finden sich da und dort zu­sammen. Mühlacker ist da. Nach 2 ständiger Wanderung durch frischen, frühlingsgekrönten Buchenwald meldet die Vorhut

Varabfindungen aus dem Rokopferhärkefonds, Am 31. März 1927 lief die Frist ab, innerhalb der bedürftige Personen Barabfindung für das seinerzeit in Kriegsanleihe entrichtete und noch nicht erstattete Reichsnotopfer bean­tragen konnten. Der Reichsminister der Finanzen hat sich damit einverstanden erklärt, daß die Anträge noch als rechtzeitig angesehen werden, wenn sie bis zum 31. Mai 1927 beim Finanzamt eingereicht sind. Später eingehende Anträge können nicht mehr berücksichtigt werden.

Hausgeld für uneheliche Kinder. Nach einer Entschei­dung des Reichsversicherungsamts erhalten im Fall der Er­krankung eines Versicherten künftig außer den seither ge­setzlich alsAngehörige" des Versicherten zu bezeichnenden Personen, die der Versicherte vor seiner Erkrankung aus seinem Arbeitsverdienst ganz oder überwiegend unterhalten hat, nunmehr auch uneheliche Kinder das gesetzliche Haus­geld, wenn die Vaterschaft des Versicherten festgestellt ist und er bis zum Beginn seiner Krankheit den Ankerhalt des unehelichen Kinds aus seinem Arbeitsverdienst bestritten hat.

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Vom Sangerfest in Rotfelde«

(Schluß.)

Nun begann die eigentliche Fahnenweihe. Zwei Festdamen, Fräulein Maria Herterund FräuleinLuise Bach mann, trugen sehr wirkungsvolle Gedichte über Schönheit und Zweck der Fahne vor. Als die Fahne enthüllt wurde, sah man überall staunende Gesichter. Sie stach in ihrem schmucken neuen Kleide sehr von ihren älteren, auf der Tribüne sichenden Schwestern ab. Hierauf wurde sie dem Fahnenträger, Herrn K. KübIer, übergeben, der im Namen des Vereins dankte und Treue zur Fahne und zum deutschen Liede gelobte. Ein von den Festjungfrauen gestiftetes Fahnenband, sowie zwei auf Sängerwettstreiten errun­gene erste Preismedaillen wurden an der Spitze des Vereins- kleinods befestigt.

Nachdem der schwäbische Sängerwahlspruch und der Massenchor:Deutschland, dir mein Vaterland", unter Leitung von Herrn Gaudirigent Grieb verrauscht waren, begannen die Chorvorträge der Gastvereine. Die Palme des Tages ge­bührt dem Ver. Lieder- und Sängerkranz Nagold für die vor­bildliche Darbietung eines sehr schweren Chores. Doch zeigten auch eine ganze Anzahl anderer Vereine ein sehr beachtens­wertes Können.

Etwa um 4 Uhr war der offizielle Teil des Programms beendet. Auf dem Festplay setzte ein buntes Treiben ein. Gelegenheit, Hunger und Durst zu stillen, war reichlich vor­handen. Auf die jungen Männer übte die Schießbude ihre Anziehungskraft aus, während hie Jugend sich an Karussell und Schiffschaukel belustigte. Leiver ließ die von Zeit zu Zeit einsetzenden Regenschauer und die im ganzen etwas kühle Wit­terung ein frisches, fröhliches Festgetriebe nicht recht auskommen.

Als die Dämmerung hereinbrach, hatte sich der letzte Verein verabschiedet. Den Beschluß des schön verlaufenen Festes bildete das Festbankett, bei dem sich in der Hauptsache das Jungvolk zu ernigen Stunden gemütlichen Beisammenseins vereinigte.

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Dienstag, 24- Mai LS27

Maulbronn, das sich bis zuletzt in einem sanften Tal den Blicken verborgen hielt. Staunend stehen wir vor der stillen Größe und ernsten Erhabenheit dieses herrlichen Klosterbaues. Ins Innere eingetreten, offenbart sich uns der Uebergang vom romanischen zum gotischen Baustil ohne weiteres. Kirche, Kreuzgang, Refektorium, wertvollste, riesige Holzschnitzarbeiten, die Geheimnisse des Cisterzienser Klosterlebens wirken mit ihrem Zauber aus die jüngsten Gemüter. Eines der wichtigsten Kapitel auf dem Schulausflug ist die Verpflegung. So tun wir uns an einem hübschen Fleckchen beimTiefen See" güt­lich. Zurück gehts über Oetisheim. Gesang und Mundhar­monikabegleitung, lustige Bemerkungen der Keckeren begleiten die sorglose Schar. Ja. wir verstehen das Lied! Mit deut­scher Jugend im Maien zu wandern, ist Freude, ist Lust. Hie und da noch ein anfeuerndes Wort für die Säumigen der Herde und dann nimmt uns nach kurzem Talmarsch das am Hang liegende Enzberg auf. Nun atmen sie doch auf und zu einem kleinen Erkundigungsspaziergang in dem hübschen Ott sind nicht mehr alle zu haben. Befriedigt treten wir die Heim­fahrt an. Näher unv näher rückt unser Nagold. Da, schon der Schloßberg und 1 Stunde später träumt der oder jener von dem vielen Schönen und wer weiß, vielleicht auch vvn den Mühen deslangen" Marsches. Zahlreich sind die Reize des Maiausflugs, einer der Höhepunkte im ganzen Schulleben. Wer von uns denkt nicht gern an ihn zurück?

Kl. V

fuhr um 6 Uhr morgens mit dem Magiruswagen der Firma Benz <L Koch über Altensteig, Besenfeld, durchs tief eingeschnit- lene, formenreiche Murgtal ans Schwarzenbachkraftwerk. An­kunft 8 Vs Uhr. Das imposante Riesenwerk moderner Technik und der ansehnliche, gegen 2Vs km lange Stausee, inmitten weltferner Berg- und Waldeinsamkeit verfehlte nicht den Ein­druck auf das empfängliche Gemüt der jugendlichen Beschauer. Gegen Mittag war die Badener Höhe erstiegen. Leider be­hinderte Nebel die sonst so umfassende Rundsicht. Um so ge­nußreicher war der Abstieg nach Forbach, vorbei an dem leider immer mehr verlandenden Herrenwieser See. Die Sonne Halle sich endlich durch die grauen Nebelschwaden durchgerungen. Und nun entfaltete der Scdwarzwald all seine Reize, seine ganze wundervolle Stimmung. Tannendunkel. Sonnengold, schwarz­braune Wasser, maifrisches Wiesen- und Buchengrün: ein un­vergleichlich entzückender Farben- und Itimmungsakkord. Nach gründlicher Rast in Forbach, der Perle des Murgtals, erfolgte im Abendsonnenschein die Heimfahrt durchs blühende Murgtal über Freudenstadt. Die Heimfahrt im Auto war mit das Schönste, was der an unvergeßlichen Eindrücken so reiche Tag geboten hat.

Klaffe VI

In der 6. Kl. war das Endziel des Schulausflugs Sig­maringen. Für diesen Ausflug wurden wegen der ungünstigen Bahnverbindung morgens 2Vs Tage angesetzt, so wurde Diens­tag um 12.30 Uhr die Bahnfahrt nach Spaichingen angetreten. Marsch über Dreifaltigkeitsberg nach Böttingen. (Nachtlager). Am zweiten Tag Abmarsch über Bärental nach Beuron: Be­sichtigung der Sehenswürdigkeiten von Beuron, unterhalb der Mauruskapelle wurde die Donau in 4 Abteilungen auf schwanken­der Fähre überquert: nun Marsch an das Endziel des zweiten Tages auf den Wildenstein mit Nachtlager in der Jugendher­berge. 4.30 Uhr unfreiwilliges frühzeitiges Aufstehen verursacht durch neuankommende Gesellschaft: Abmarsch 5.45 Uhr nach Hausen. Von hier aus mit der Bahn nach Sigmaringen, Be­sichtigung der Kunstsammlungen im Schloß: dann bei strömen­dem Regen zum Bahnhof: Heimfahrt mit Aufenthalt in Tutt­lingen. Müde gings um 22.30 nach Hause.

Im Anschluß an das Sängerfest am Sonntag fand gestern das Kinderfest

statt. Jung und Alt nahm regen Anteil an den Veranstal­tungen. Um 1 Uhr begann die Ausstellung des Festzuges beim Schulhaus. An der Spitze desselben ritten auf stattlichen Pfer­den 4 schmucke Festreiter. Ihnen folgten die Wildberger Mu­siker und die Festdamen, der Sängerbund und der Kriegerverein. Die Gruppen beider Schulklassen zeigten in bunter Reihenfolge: Frühlings-Einzug, Hänsel und Gretel mit einem prachtvollen Herenhäuschen, Dornröschen bei der Zauberei, Schneewittchen mit den 7 Zwergen, Rotkäppchen mit dem Wolf, 6 niedliche aber schwer bewaffnete Negerlein, zwei Indianer, die 7 Schwaben mit dem großen Spieße, eine Holzhauergruppe und ein mit 2 Ziegenböckeu bespanntes Heuwägelchen. Durch die Haupt­straßen des Orts gings zum Festplatz, wo auf der Tribüne fröhliche Lieder und Gedichte vorgetragen wurden. Herr Haupt­lehrer Hetzer und Herr Schultheiß Rentschler hielten An­sprachen. Letzterer dankte besonders den beiden Lehrern und ihren Frauen für die Bemühungen um das Zustandekommen des Festes. Der Sängerbund sang hierauf den ChorTrau nicht den Frühlingstagen". Es folgten Wettläufe, Sack­hüpfen und Eierlaufen. Die Oberklasse führte einige schöne Reigen auf. Jedes Kind erhielt einen kleinen Preis. Die besten Sackhüpfer und Läufer bekamen außerdem besondere Beloh­nungen. Schon am Vormittag war dasGretle von Strümp­felbach" (Frau Redakteur Tschorn) aus Stuttgart gekommen. Sie erzählte auf dem Festplatz Kindern und Erwachsenen ein Märchen. Im Augenblick hatte sie den Kontakt mit den Schwarzwäldern gefunden und sich die Herzen der Zuhörer erobert. In der Pause erhielt jeder Schüler eine schöne Wurst und eine Brezel. Nachher gings in den Walvhornsaal, wo die Ruudfunktante, Gretle, in ihrer lebhaften, kindergemäßen Art zwei ihrer GeschichtenVom Tölpelhans" undVom dummen Jakob" vortrug und prachtvolle farbige Märchenlichtbilder nach Zeichnungen von I. Seipp-Hedelfingen zeigte und zwar Hänsel unr> Gretel, Schneewittchen und das tapfere Schneider­lein. Reicher Beifall lohnte die unermüdliche, raschbeliebte Er­zählerin. Dem Gretle konnten von einer auf dem Festplatz stattgefundenen Geldsammlung für blinde Kinder, zusammen mit dem vorher von Schülern durch eine Haussammlung Auf­gebrachten, im ganzen 193,50 ^ mitgegeben werden.

Zwischen 9 und IO Uhr abends fand ein Kinderfackelzug mit über IVO buntfarbigen Lampions statt. Zum Teil waren auch die Häuser mit Lampions illuminiert. Damit hatte ein Festtag sein Ende gefunden, der die Erwachsenen so recht in die Welt des Kindes blicken ließ und sicher viel schöne dauernde Erinnerungen für später geschaffen hat.

Wildberg, 24 Mai. Nnglücksfall. Gestern trug man den in der ganzen Umgegend wohlbekannten Metzgermeister Johann Röhm zur letzten Rubestätte. Eine außerordentlich große Leichenbegleirung zeugte von der innigen Anteilnahme an dem schweren Leid, das die Familie durch den unerwarteten Tod des noch sehr rüstigen, fleißigen und freundlichen Geschäfts­mannes traf. Am Montag letzter Woche in aller Frühe ging er auf den Einkauf nach seinem Heimatort Sulz. Schon auf dem Heimweg begriffen, bot ihm ein dortiger Landwirt nocb ein Rind zum Kauf an. Bei der Besichtigung desselben schlug das Tier aus und traf Röhm mit voller Wucht auf den Bauch. Auf einem Wagen hiehergebracht, führte ihn aber der Arzt, die Schwere der Verletzung erkennend, mit dem Auto ins Kranken-

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