AUS ALLER WELT

Riesiqe BLUTSTROPFEN am Himmel

Wir heute Lebenden haben keinen jener mächtigen Scbweifsterne gesehen, die das Inter­esse, aber auch die Furcht unserer Vorfahren erregten. Große Kometen sind selten; es wäre für die Astronomen der Gegenwart von außerordentlichem Wert, wenn ein langes sichtbares Gestirn dieser Art auftauchte, dem man mit den Forschungsmitteln der Neuzeit zu Leibe gehen könnte, denn die Kometen gehören zu den rätselhaftesten Objekten des Sternen- raumes. An kleinen Kometen ist kein Mangel, aber an ihnen lassen sich die wichtigsten und interessantesten Erscheinungen nicht im wünschenswerten Maße beobachten. Uralt und immer neu ist aber der Kometenaberglaube. Und seien wir übrigens nicht zu selbstsicher! Wenn heute einer der Riesenkometen über die Welt hinzöge ... ich weiß nicht recht, ob wir nicht manche Überraschung erleben würden in unseremaufgeklärten Zeitalter".

(Bruno H. Bürgel)

Im Mai des Jahres 1910 erschien plötzlich ein haariger Stern am Himmel. Von den Astro­nomen wurde er alsPidoux Komet regi­striert; er bot einen großartigen und erschrek- kenden Anblick. Der Kern seines stärksten Glanzes oder derKopf war heller als der Vollmond und wechselte mit phantasti­scher Geschwindigkeit die Farbe, während sein Schwanz Millionen von Meilen lang 6ich gleich einem glitzernden Henkersschwert über den Himmel erstreckte und sich dann wieder wand und rollte wie eine kosmische Riesenschlange.

Zur Zeit dieser Erscheinung lag der Leich­nam König Edwards VIII. von England aufge­bahrt in der Westminster Abbey, in vielen Staaten brachen Aufstände aus. Tausende von Mexikanern pilgerten, von Panik ergriffen, zum Altar von Talpa, die Unruhen in China gipfelten in blutigen Massakern von Christen, und die internationale politische Lage ver­schlechterte sich zusehends, um kurz darauf im Ausbruch des Ersten Weltkrieges den Höhe­punkt zu erreichen.

Riesen-Spiegelteleskop des Observatoriums auf dem Mt. Palomar

Kometen haben fast immer militärische oder politische Katastrophen angekündigt. Jahr­tausendelang haben Wahrsager und Könige sie gleichermaßen gefürchtet und sie als schlechte Vorzeichen genommen.

Erzählungen von Kometen, die die Ge- echichte beeinflußten, gehen bis aufs Alte Testament zurück. Die Überlieferung von Da­vids Vision des Engels des Herrn, der in der einen Hand ein Schwert hielt, wird von Wissenschaftlern als die Beschreibung jenes Kometen gedeutet, der kurz vor der furcht­baren Pestepidemie auftauchte. Die Beziehung zwischen dem Kometen von 1732 vor Christi

Aus fernen Vielten

Sternen-PS

Die Energieausstrahlung eines roten Sternes auf einen Quadratzentimeter seiner Oberfläche soll 0,1 PS betragen, die der gelben Sterne 20 PS und die der weißen Gestirne 100 PS.

Bunte Sterne

Sehr interessant sind die Farben, in denen einzelne Sterne leuchten. Im Sternbild der Kassiopeia, und zwar im Bereich des Sternes Jota, geht am Mor­gen eine violette Sonne auf, dann eine weiße, um die eine azurblaue Sonne kreist. Gelangte man weiter in immer neue Systeme, so würde man dort rubin­rote, aschfarbene und lasurene Sonnen einander umkreisen sehen. Denn unter 1030 Doppelstemen, bei denen der Hauptstern weiß erscheint, hat man 744 weiße, 18 gelbe, 1 roten, 11 purpurne, 159 blaue, 7 grüne und 90 Begleiter un­bestimmter Farbe gefunden.

Größe des Weltraumes

Ein Schnellzug mit 108 km Stunden­geschwindigkeit würde den Planeten Neptun in 3840 Jahren, den nächsten Fixstern (Alpha im Zentaur) in 40 Mil­lionen Jahren, die Grenze des Milch­straßensystems in einer Billion Jahren und die Weltinsel Andromeda in 2 Bil­lionen Jahren erreichen. Nach Eddington beträgt der Durchmesser des Weltalls 39 Trilliarden Kilometer, die zu durch­eilen ein Lichtstrahl, der bekanntlich 300 000 Kilometer in der Sekunde durch­läuft, 4 Milliarden Jahre brauchen würde.

und der großen Hungersnot Ist ebenfalls bib­lisch verbürgt.

Zur Zeit der Judenverfolgung in Ägypten 19. Jahrhundert vor Christi wurde ein ungeheurer Komet beobachtet. Ein anderer er­schien vor der Austreibung der Juden aus Ägypten im Jahre 1515 vor Christi. Ebenso kündete ein Komet den Fall Trojas an, als, wie man bei Hyginus lesen kann,eine der Pleja- den den Himmel entlang raste mit fliegen­dem Haar . . .

Der wichtigste historische Komet aller Zei­ten war vielleicht jener große Stern, der die Geburt Christi anzeigte. Da dies ein gesegnetes Ereignis war, scheint es ein Paradoxon zu sein, wenn man glaubt, Kometen brächten Unheil doch erinnern wir uns, daß kurz darauf der bethlehemitischen Kindermord folgte und dreißig Jahre später die Kreuzigung Christi.

Daß dieser Stern ein Komet war, scheint nach den vielen Beschreibungen seiner enor­men Größe und des starken Glanzes, den er ausstrahlte, festzustehen.

Ein anderer riesiger Komet, dessen Schweif einem Schwert glich, erschien vor der Belage­rung und Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 69 nach Christi am Firma­ment.

Unheilvollster Herold des Himmels

Halleys Komet hat sich durch sein beharr­liches wiederholtes Erscheinen den Ruf des unheilvollsten der astronomischen Herolde verdient. Sein Auftauchen wurde auf Jahrtau­sende zurückverfolgt, hauptsächlich von den Chinesen, die genaue astronomische Tabellen führten. Laplace, der große Sternkundige, glaubte daran, daß dieser besondere Komet selbst die Sintflut schon angekündigt hatte.

Buchstäblich Hunderte von Beispielen ließen sich aufzählen, da Kometen große Verände­rungen vorausgingen. Eines der berühmtesten war die Ermordung Julius Cäsars im Jahre 44 vor Cristi, zu der Calpurnia sagte:Wenn Bett­ler sterben, sieht man keinen Kometen; die Himmel selbst flammen auf beim Tod des Für­sten.

Kometen zeigten den Tod Neros, Konstan­tins, Attilas, Mohammeds und vieler anderer Kaiser und Religionsführer, nicht wenige der Päpste einbegriffen, an. Sie prophezeiten die Christenverfolgung von 307, den Schwarzen Tod und die Hungersnot von 1347, die Pest von London 1665, einen allgemeinen europäischen Krieg 1689, kriegerische Wirren, die auf den Tod Karls VII. 1744 folgten, das Erdbeben von Lissabon 1755 mit seinen 40 000 Toten, und das kalifornische von 1906.

DerNapoleonsstern

Einer der größten Kometen aller Zeiten wurde in den Jahren 1811 und 1812 während siebzehn Monaten gesehen; sein Erscheinen kündigte den Zug Napoleons nach Moskau und den Beginn seines endgültigen Untergangs an. Der Schwanz dieses Haarsterns wurde auf 110 Millionen Kilometer Länge geschätzt.

Unheimlich genug dieserNapoleonstern erschien im Jahre 1821 für eine einzige Nacht wieder: in jener, in der derkleine Korse auf der weltfernen Insel St. Helena starb. Flam­mende Kometen tauchten auch vor dem Aus­bruch des amerikanischen Bürgerkrieges und seinen blutigsten Kämpfen in diesem Bruder­zwist auf.

Es läßt sich nicht anzweifeln, daß große Ko­meten erschreckend wirken. Manche sollen Schweife von vielen Millionen Kilometer

ji***»

Zwischen Himmel und Erde . . . die Wolkenmassen gleichen einer stürmischen See. Die Luft ist dünn . . . aber die Sonne ist stark und nahe. Ewig geheimnisvolles Wirken der Kräfte im

unendlichen Universum.

Länge aufgewiesen haben und Köpfe, die ein Mehrfaches des Vollmondes ausmachten. Sie erzeugten phantastische Gebilde am Himmel, große Kreuze, Säbel, rasende Pferde, Drachen, riesige Blutstropfen, menschliche und götter­ähnliche Antlitze und andere Symbole.

Kein Wunder, daß Kometen immer als Vor­boten schlimmer Ereignisse galten! Homer zum Beispiel beschreibt sie alsVerderben, Pest und Krieg aus ihrem flammenden Haar schüt­telnd. St. Thomas von Aquin, der keineswegs dem Aberglauben ergeben war, ließ sie als Vor­zeichen gelten, ebenso Martin Luther, John Knox und viele andere religiöse und philoso­phische Führer.

Sir Isaac Newton, der Entdecker des Gravi­tationsgesetzes und einer der größten Mathe­matiker der Welt, glaubte fest daran, daß Ver­änderungen in der geistigen Natur der Mensch­heit planetarischen Passagen der Erde durch den Schwanz eines Kometen zuzuschreiben seien. Rein vom physikalischen Standpunkt aus betrachtet, wäre es denkbar, daß die Ko­meten verantwortlich wären für Veränderun­gen in der Erdatmosphäre, die ihrerseits das Verhalten des Menschen beeinflußt.

Seit der Entdeckung von Wasserstoffgas im Cunningham-Kometen von 1941 hat man auch herausgefunden, daß Kometenschwänze jedes bekannte Gas enthalten das tödliche Zyan, Stickstoff, Magnesium, Sodium, Eisen und Kal­zium.

Im Jahre 1910 versahen sich Hunderte von

ängstlichen Bürgern mit Sauei-stoL-Flaschen. als es schien, daß die Erde durch den Schweif des Halleyschen Kometen durchgehen sollte. Soweit wir es beurteilen können, war dies« Maßnahme keineswegs töricht. Aber der Ko­metenschwanz teilte sich, als er sich der Erda näherte, in zwei getrennte Teile, und unser Planet glitt zwischen ihnen hindurch.

Es gibt übrigens reichlich Anhaltspunkte da­für, daß viele weitverbreitete Epidemien von den großen Influenza-Epidemien, die peri­odisch und rätselhaft wieder auftauchen, bi* zu den Grippe-Epidemien, die ganze Länder gleichzeitig erfassen Überresten von Kome­ten, die in die Erdatmosphäre gelangen, zuzu­schreiben sind.

Kometen-,, Impf ung"

Es besteht Grund genug, das Annähern von Kometen zu fürchten, besonders derjenige der großen, deren Schweife sich oft über die drei­fache Distanz von der Erde zur Sonne erstrek- ken. Die Geschichte beweist, daß Kometen di* Weltgeschichte ungünstig beeinflussen.

Mit zunehmender Kenntnis der Beschaffen­heit der Kometenkerne und -schweife wird di* Menschheit imstande sein, Mittel ausfindig zu machen, um diese nachteiligen Wirkungen aus­zuschalten. Vielleicht ist der Tag nahe, da da* Menschengeschlecht gegen die Kometen ge­impft oder isoliert wird, wie wir uns heut* schon gegen ansteckende Krankheiten impfen lassen.

Alte Liebe zum Hundertjährigen JCulender

Nach den Priestern wurden die Mönche die besten Kalendermacher / Alte Weisheiten und tollster Aberglaube

An der Spitze der Büchererscheinungen mar­schiert alljährlich in ungeheuren Massen der Kalender. Er ist eben nun einmal ein unent­behrlicher Zeitmesser für das Wirtschafts- und Familienleben. Aber nicht nur, weil er wie eine genau gehende Uhr die Geschäftszeit regelt, sondern noch aus einem anderen Grunde, welcher der mystischen Veranlagung der Menschen entspricht. Der Kalender war Ratgeber und Prophet für alle Fragen der Zu­kunft, über Ausfall der Saaten und der Ernte, über das Eintreffen von Krankheit und Ge­staltung des Schicksals. Man soll nicht über jene Menschen lächeln, die den Kalender zur Richtschnur ihres Lebens machten, denn auch wir Modernen haben unseren Aberglauben.

Die ersten Kalendermacher waren die Prie­ster, und da ist es keineswegs verwunderlich, daß die Religion und Kalenderwesen eng mit­einander verknüpften. Schon bei den alten Griechen war die Zeitbestimmung eine wich­tige Angelegenheit der Priester. Denn sie muß­ten den ersten Tag eines jeden Monats öffent­lich ausrufen. Das Wort für Ausrufen lautet im Griechischenkalein, das unseren Kalen­dern den Namen gab.

Ein neuer Kulturabschnitt in der Geschichte des Kalenders begann im 15. Jahrhundert mit dem steigenden Ansehen der Astronomie und Astrologie. Unter dem Einfluß der Sterne wurde der Kalender zum Tummelplatz tollsten Aberglaubens.

Eine allgemeine Zutat zu dieser Kalender gattung ist die Lehre von der Kunst, den Pla­

neten eines Menschen zu finden. Nach dieser Anschauung wurden auch die Tage in gute, mittlere und böse geschieden und ihre Einflüsse auf die menschlichen Unternehmungen und Handlungen bezeichnet. Danach kam man zu der auch heute noch verbreiteten Anschauung, die den Planeten auf den menschlichen Cha­rakter einräumt.

Der im Januar geboren wird, so schreibt ein Kalender,der wird bald zornig und tot doch gütig und züchtig. Er gewinnt Frauen­liebe und ist den schönsten Künsten hold. Er wird wenig Kinder haben und sein erstes ver­lieren. Das Wasser wird ihm Gefahr bringen, alles was er unternimmt, wird ihm sauer wer­den. Wenn er aber 23 Jahre alt wird, so wird er reich und glücklich.

Erreicht er das 35. Jahr, so wird er auch da* 90. erreichen . . . Noch heute schwört mancher Bauer auf seinen Hundertjährigen Kalender, der 1663 zum erstenmal erschien. Das war das Werk des Abtes Mauritius Knauer, der um die Mitte des 17. Jahrhunderts im Kloster Lang­heim bei Bamberg lebte.

Es gibt heute noch landläufige Wetterregeln, die zwar nicht immer und überall in treffender Weise die Witterung Voraussagen, bei denen aber die Zahl der wirklich eintreffenden Fälle überwiegt. Zwar hat der Volkswitz diese Re­geln nicht einmal mit vollem Unrecht zum Ge­genstand des Spottes gemacht und ihren Wert mit dem humoristischen Beispiel gekennzeich­net.Kräht der Hahn auf dem Mist, so ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist.

Doch sind auch heute noch in den Kalendern diese Regeln üblich und angesehen

Was die Sterne nicht alles beeinflussen sol.enl AderlafimSnnchen aus einem Kalender des 17. Jahrhunderts