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Die aufgewärmteEntente cordiale"

Tagesspiegel

Die in Paris geführten fpanifch-sranzöjifchcn Verhand­lungen über die Tanger-Frage werden abgebrochen, da sich zu starke Meinungsverschiedenheiten ergeben haben.

Die Spanier haben in einem blutigen Kampf mit dem Sumatasiamm in Marokko über ZOO Mann an Toten ver­loren und mehrere hundert Verwundete gehabt. Es soll gelungen sein, die Mehrheit des Stamms zu umzingeln und zu entwaffnen. Der Führer ist aber entkommen.

Die Franzosen melden von neuen Kämpfen in Syrien, bei denen die Eingeborenen 70 Mann verloren haben sollen. Die eigenen Verluste werden nicht angegeben.

Die Amerikaner halten mit einem Aufstand von Einge- bsrenen auf den Philippinen z« kämpfen. Auf beiden Setten gab es Verluste.

2n Santiago Chiles wurden 73 Kommunisten verhaftet und große Mengen kommunistischer Druckschriften beschlag­nahmt.

Nach einer Metdunq aus Nenyork habe« die Truppen der radikalen Regierung hankau geräumt. Die Stadt wurde von den nsrdchinefifchen Truppen besetzt.

Wie Polen

BolkerbundsraLsbeschlüsse respektiert

Der oberschlesische Schul st reit ist immer noch nicht zu Ende. Mit einer Keckheit, die einer besseren Sache wert wäre, spricht Polen den bestehenden, vom Völker­bundsrat beschlossenen Anordnungen Hohn oder weiß sie schtau zu umgehen. Die bekannte GenferKonvention. welche u. a. die Rechtsverhältnisse der deutschen Min- derheitsschulen regelt, hat die sonnenttare BeWmmung getroffen, daß nur die Eltern das Recht haben, Erklärungen darüber abzugeben, welches die Unterrichtssprache ihrer Kinder sein soll.

Die polnischen Schulbehörden aber kümmern sich keinen Deut um diese Abmachung, sondern wiesen Tausende von Kindern, deren Eltern es waren ärgerljcherweise nicht wenige polnische auch dabei ausdrücklich die deutsche Schule gewählt hatten, zwangsweise in polnische Schutzen. Man rief den Spruch des Völkerbundskommissars Calo»- der an. Und dieser sprach nach Recht und Gerechtigkeit, daß diese Kinder wieder herauszugebew seien. Wer Polen rührte sich nicht, und so wurde der Bölkerbundsrat an­gerufen.

Nun hat diese oberste Instanz am 12. März entschieden. Allerdings nicht so, wie es recht und billig war. Man wollte vielmehr die Polen nicht vor den Kopf stoßen, sondern braute wieder einmal ein Mittelding zusammen. Hiernach sollte der schweizerische Schulbeirat der Gemischten Kommission des Völkerbunds, Schulinspektor Maurer, mehr als 2000 Kinder darauf prüfen, ob sie der deutschen Sprache so weit mächtig sind, daß sie dem Unterricht in den deutschen Min- Äerheitsschulen folgen können! Maurer ging an seine Auf­gabe. Aber es war klar, daß er mit seiner Arbeit unmöglich bis Ende Juni, wo das Schulsahr schließt, fertig wird. Diese Kinder sind dann um ein volles Jahr ihrer Schulausbildung zu kurz gekommen. Also wird die Absicht des Völkerbunds­rats, dem unseligen Schulstreit ein möglichst rasches Ende zu bereiten, wieder einmal vereitelt.

Dasselbe gilt von der Einstellung des Straf­verfahrens, die der Rat mit sofortiger Wirkung be­schlossen hatte. Und dies am 12. März. Was tat der Woi - wo de? Er verfügte die Einstellung erst auf den 9. April. Dos stand aber nur auf dem Papier. Die Behörden machten ruhig weiter, und als man darüber bei dem Woiwoden vor­stellig wurde, erklärte er lächelnd, er habe keinen Einfluß auf die Gerichtsbehörden. Das sei Sache des Iustizministers in Warschau. Man wird aber dem sozialistischenVolks­wart" recht geben müssen, wenn er fordert, daß den Eltern die Strafgelder wieder zurückbezahlt werden müßten.Es mag dies für die polnischen Behörden peinlich sein, aber sie »erden nicht um diese Notwendigkeit herumkommen."

Noch stehen etwa 2000 Kinder im Schulstreik. In weni­gen Wochen werden wieder etwa 10 000 Kinder angemeldet werden. Soll auch diesen das gleiche Unrecht zugefügt werden wie ihren Vorgängern? Mit Entrüstung fordert das schon genannte sozialistische Blatt:Der immer mehr Ekel erregende Schacher um die Seelen der Kinder muß ein Ende finden. Es ist ein unhaltbarer Zustand, daß Eltern ihre Kinder ernähren und mit den schwersten Mühen auf- ziehen müssen, und daß dann irgend eine Kommission ent­scheidet, welche Schule ihr Kind zu besuchen hat."

Aber was fragt der fanatische Pole um Recht oder Un­recht gegenüber den Deutschen? Die Rybniker Gewalt­taten vom 16. Mai zeigen aufs neue, wie der Pole alle Schutzbestimmungen in füeckster Weise mit Füßen tritt. Das Traurigste aber dabei ist, daß die Großmächte und die Herren vom Völkerbund nicht imstande sind, endlich einmal diesem rechtswidrige« und rücksichtslosen Gebäre« Einhalt zu gr­össten.

Vorgehen gegen Sowjetrußland

Die Nachricht der PariserChicago Tribüne" über das Handelsgeschäft zwischen Chamberlai« und Briand in London wird von der Pariser und Londoner Presse totgeschwiegen. Man kann daraus schließen, daß die Nachricht amtlich nicht bestätigt worden, es wären aber auch noch andere Schlüsse zulässig, denn Briand und Chamberlain würden sich wohl hüten, jene Nachricht, auch wenn sie zutreffend wäre, ausdrücklich zu bekräftigen und einzugestehen. Haoas wendet sich in halbamtlichem Auftrag dagegen, daß die Bedeutung der Zusammenkunft in London verkleinert werde: die Beziehungen zwischen Frankreich und England seienso gut organisiert", daß man gar nicht zu versuchen brauche, sie zu verbessern. Trotzdem ist aber doch die Aussprache in London nötig gewesen.

Ein wenig lüftet die LondonerMorning Post' den Schleier des Geheimnisses, sichern sie sich aus Paris melden läßt, daß von der Sowjetunion nichts zu er­warten sei und daß ein engeres Einvernehmen zwischen Frankreich und Rußland nicht mehr in Frage komme. Die Regierung Poincarss hat vor kurzem dem Kommunis­mus in Frankreich den Kampf angesagt. Dies scheint der Auftakt zu dem in London getroffenen Abkommen gewesen zu sein, nachdem Frankreich nunmehr im Anschluß an die englische Politik auch den Kampf gegen Sowjetrußland auf­nimmt. Das hatte auch dieChicago Tribüne" behauptet. In Paris ist man übrigens mißgestimmt, daß in Deutschland

Lockung und Drohung an Deutschland?

DieMünchen-Augsb. Abendzeitung' erfährt über die Londoner Abmachungen, der wichtigste Punkt sei das ge­meinsame Borgehen gegen Sowjetrußland gewesen. Wegen der Gefahr der Bolschewisierung Indiens, wo bereits der Boykott englischer Waren verkündet wird, setzt England alles ein, um die Sowjetrepublik lahmzulegen oder womöglich ganz zu unterdrücken. Da dieses Ziel aber un­erreichbar ist, solange Deutschland neutral ist. soll es in den Bund gegen Rußland hineingezwungen werden. Dies kann auf zweierlei Weise geschehen: indem man durch Hoffnungen und Versprechungen zum ..freiwilligen' Beitritt bewegt, oder indem man die äußer­stenSanktionen' gegen Deutschland anwendet. 3m erskeren Fall soll Deutschland, wie das Blakt berichtet, sil Aussicht gestellt werden oder worden sein, daß der Verba«- den Ausbau der Reichswehr in gewissem Umfang gestatten werde und daß Danzig und derpolnische Korridor', d. h. das von Ost- und Weskpreußen lps- gerissene Gebiet, das Polen den Zugang zur Ostsee verschafft, später' wieder dem Reich zurückgegebem werden können. Verweigere aber Deutschland die Aufgabe seiner Neutrali­tät, so solle ganz Deutschland besetzt und nach Ber­lin ein Generalgouverneur des Verbands bzw. des Völkerbunds gesetzt werden.

Vorstehende Nachricht mag zutreffend sein oder nicht, m jedem Fall wird Deutschland wissen, wie es sich zu ver­halten hak. Wer heute noch daran glaubt, daß England oder Frankreich ihre Versprechungen holten, dem wäre nicht mehr zu helfen. ^

3n merkwürdiger Uebereinstimmung mit dieser Meldung schreibt die Moskauer .Prawda': Die Haussuchungen bei -er russischen Handelsgesellschaft in London sind der An­fang eines neuen Feldzugs zur Einkreisung des Rätebunds. Eine solche Herausforderung des Bruchs ist eine offene Vor­bereitung z«m Krieg. Wenn Briand und Cbamberlain zu

die Londoner Vereinbarungen als eineBeiseiteschiebnng der Locarnopolitik" gedeutet werde. Nun, es kommt eben darauf an, wie man den BegriffLocarnopolitik" auslegt, und da hat sich zwischen der deutschen und der französischen Auslegung seit 1925 denn doch schon ein recht großer Unter­schied herausgestellt.

Die Pariser Presse stellt mit Befriedigung fest, daß Eng­land nach langenIrrungen und Wirrungen' den Weg zurEntente cordiale" zurückgefunden habe. I« England babe man in boben Kreisen die Aniicktüber Deutsch» lano geanoert. Insbesondere habe die EinstellMW Deutschlands Rußland gegenüber in England Mb»- trauen heroorgerusen, und so suche London für sM» Politik gegen Sowjetrußland wieder Anschluß an Pa» . i s. Das englische Kriegsmmisterlum widersetze sich jede« Zugeständnis beAsisiich der Räumung. England habe er­leben müssen, daß es mit einem diplomatischen Anschluß o» die Vereinigten Staaten nichts sei, und so habe es sich aus seine europäische Vorkrlegspolitik, d. h. auf di« e»ge Zusammenarbeit mit Frankreich zurückbesonnen.

DasEcho de Paris" schreibt: Wenn das Verhältnis zwi­schen England und Rußland sich verschlimmert, wird da» Auswärtige Amt in London sich bemühen, eine europMste Blockpolitik zustande zu bringen und erklären, daß Deutsch­land dem russischen Einfluß entzogen werde» müsse. In dieser Frage darf England den französische» Standpunkt nicht vergessen: Deutschland helfe» heißt Rußland helfen und umgekehrt. ...

einer Einigung gekommen sein sollten, so würden Italien und Deutschland die Kosten bezahlen. Ohne Deutschland ist eine Blockade Rußlands unmöglich, deshalb macht die englische Diplomatie Deutschland dunkle Hoff­nungen auf eine Regelung seiner Ostgren­zen. Was wird Skresemann dazu sagen? Wenn Eng­land Deutschland solche Hoffnuraen macht, so muß das die Eifersucht Pilsudskis wecken. Wenn Frankreich, Deutsch­land und Polen wirklich den Frieden wollen, so müssen sie wissen, wohin sie die englische Politik treibt.

In Moskau beobachtet man in letzter Zeit besonders sorgfältig das Verhältnis Englands zu Italien u den steigenden Einfluß Frankreich-' in den Bolkanlän- dern, und man glaubt, daraus eine Entfremdung zwischen England und Italien feststellen zu können.

Neuestes vom Tage

Beschwerde der Reichsregierung gegen Hörsing

Berlin, 22. Mai. Vor einer Woche hielt der Bundes­vorsitzende des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Hörsing (Soz.), Oderpräsident der Provinz Sachsen, in einer Reichs­banner-Versammlung in Königsberg (Ostpreußen) ein« Red«, <n der er die fetzige Reichsreqierung aufs heftigste angrist und sich in beleidigenden Aeußerungen gegen Reichsminist« und den Reichskanzler erging. Der Reichskanzler hat mm i« einem Schreiben an den preußischen Ministerpräsidenten Braun gemäß einem Beschluß des Reichskabinetts bei der preußischen Regierung Beschwerde erhoben, da ein de», artiges Auftreten eines hohen Staatsbeamten unmöglich svt und das Ansehen der Reichs- und der Staatsbehörden schä­dige. Die preußische Regierung wird ersucht, ihrerseits Schritte gegen Hörslng zu unternehmen.

Der demokratische Reichstagsabgeordnete Erkele»z hatte in ein« Rede auf dem Reichsbaiin« rtag in Hambung Ende Avril dem Sinn noch Ministern des gegenwärtigen

Ende gut. alles gut

Genf, 22. Mai. Der Verbind ungsausfchuß der Welt - Wirtschaft skonferenz einigte sich auf eine Formst, die den entgegengesetzten Standpunkten der Staaten und Rußlands (in allen Ländern verlangt man Freiheit des Handels, während Rußland in kommunistischem Sinn das Alleinrecht des Staatswesens zum Außenhandel nicht aich geben will) Rechnung trägt. Die Formel lautet:

In Anerkennung der Wichtigkeit der Belebm^ de» Welthandels und unter absolutem Verzicht auf ein- Ein­mischung in die politischen Fragen, betrachtet die W«twirt- fchaftskonferenz die Teilnahme der Mitglieder aller hier ver­tretenen Länder, was auch die Unterschiede in ihren Wirt­schaftssystemen sein mögen, als ein glückliches Vorzeichen für eine friedliche wirtschaftliche Zusammenarbeit aller Völker. Es herrscht selbstverständlich Einvernehmen darüber, daß, nachdem die sowjetrussische Delegation nur für die Entschließungen A, B, C und D gestimmt hat, die übrigen Entschließungen der Weltwirtschastskonferenz für die Sowjet­union keine Wirkung haben."

Nach Annahme dieser Formel dankte Balfour dem Füh­rer der sowsetrussischen Abordnung, Ossinski, der seinerseits für die Mitarbeit des englischen Vertreters dankte.

Die Weltwirtschastskonferenz wurde am Samskag abend gescklosftn.

Ar London schmiedet inan Kriegspläne gegen Rußtzmd uuib in Genf drücken sich Engländer und Russen die Hand von Geschäfts wegen. Was übrigens bei der Wettwirt- jchafkskonferenz außer einem Wust von Entschiisßvnge» noch hcrauskommen soll, wird die Zukunft zeigen.

Die Franzosen suchen nach einem Vorivsnd Varis, 22. Mai Halbamtlich wird erklärt, die deutsche Meldung von der Vollendung der Zerstörung der deutschen Ostfestungen sei mit größtem Mißtrauen anfzunehmen. An» 48. Juni werde die Frist abgelaufen sein. Wenn dis dahin Deutschland den Botschafterrat nicht befriedigt habe, so werde sich Deutschland der Nichterfüllung übernom- mener Verpflichtungen schuldig machen. Die deutsche Regie­rung habe die Pflich t, sich mit den militärischen S a ch v e r st ä n d i g e n der Verbündeten ins reine zu bringen. Dagegen bemerke man dos Bestreben, die Unter­suchung durch die Verbands-Sachverständigen unmöglich zu machen.

Frankreich hat nun glücklich wieder den Borwand gesun­de!.' nm sich den Räumungsverpflichtungen von Locarno und des Versailler Vertrags zu entziehen.