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Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen »Feierstunden" undUnsere Heimat"

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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage

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Nr. 67

Gegründet 1827

Dienstag, den 22. März 1827

Fernsprecher Nr. 29

181. Jahrgang

Tagesspiegel

3u F.Luden stad i fand die Hauptversammlung des Schwab. Sängerbunds stall, dem jetzt IÜ5l> Vereine mit nahezu 46 OVO Sängern allgehören. Die würti. Sängerschaft soll sich e:wa 5066 Mann stark am Deutschen Sängersest in Wien be- keiligcn. Die nächste Bucidestagung findet in Hall stall.

Das Kapitel des bayerischen Maximiliansordens ernannte den ehemaligen Straßburger Professor der kirnstaeschichte, De. Georg Dchio in Tübingen, zum Mitglied.

In Schanghai wurden 1560 Mann japanische Seefoldalen gelandet. Ein französischer Vorposten wechselte Schöffe mit einer kleinen chinesischen Abteilung. 3m Verlauf des Nach­mittags gelang es, die Chinesen zu vertreiben. Aus der Rich­tung »er Chinesenstadt ist dauernd Gefechkslärm vernehmbar. In der internationalen Siedlung sind verschiedene Personen verwundet worden.

Verwicklungen auf dem Balkan?

Cs scheint, als ob es auf dem Balkan zu neuen Verwick­lungen kommen soll, in deren Mittelpunkt wieder einmal Albanien steht. Ausgangspunkt ist die natürliche und seit langem bestehende Gegnerschaft zwischen Ita - lien und Südslawien, die ihren besonderen Aus­druck in dem italienisch-albanischen Vertrag von Tirana von Ende November vorigen Jahrs gefunden hat. In diesemFreundschaftsvertrag" verbürgt Italien Alba­nienin der Absicht, die gegenseitigen Beziehungen der Freundschaft und die Sicherheit ihrer geographischen Lage Kl stärken und zur Festigung des Friedens beizutragen", den politischen, rechtlichen und gebietlichen bisherigen Gebiets­stand Albaniens im Rahmen der von den Vertragsteil­nehmern Unterzeichneten Verträge. Artikel 1 des Vertrags besagt, Italien und Albanien erkennen an, daß jede Stö­rung, die gegen den politischen, rechtlichen- und gebietlichen Bestand Albaniens gerichtet sei, ihren gegenseitigen politischen Interessen widerspreche, und in Artikel 2 verpflichten sich beide Staaten zur gegenseitigen Unterstützung und herzlichen Zusammenarbeit. Mit diesem Vertrag begab sich Albanien mit seiner Außenpolitik vollkommen unter die italienische Führung, denn Albanien verpflichtet sich in Art. 2 weiter, mit andern Mächten keine politischen oder militä­rischen Abkommen abzuschließen, welche die Interessen der anderen Partei schädigen könnten.

Dieser Vertrag war ein weiterer Schritt in den lang­jährigen Bemühungen Italiens um di« Vereinzelung Südsla Wiens und zurfriedlichen Durchdringung" des Balkons. Die unmittelbare Folge des Abschlusses war der Sturz des südslawischen Ministers des Aeußern Dr. Nin- tschitsch. Jetzt, nachdem Italien durch den Beitritt zum Bessarabischen Protokoll auch Rumänien noch enger an sich gefesselt hat, hält Mussolini die Zeit offenbar für gekommen, an die Verwirklichung seiner Balkanpläne zu gehen, zumal er sich dabei der wohlwollenden Duldung Englands erfreut, dem er in der Politik gegenüber Rußland treue Gefolgschaft leistet, sei es in bezug aus die russische Westgrenze, sei es im Hinblick auf die Vorgänge in China. Da nun aber Südffawien das Werkzeug Frankreichs aus dem Balkan ist, dürfte jede weitere politische Betätigung Mussolinis aus diesem un­ruhigen^ Boden auch das italienisch-französische Verhältnis nicht gerade fördern, wie anderseits dadurch auch die französisch-englischen Beziehungen stark beeinträchtig! werden könnten. Da Südslawien auch dem Kleinen Verband angehört und in dieser Gruppe an der Seite Rumäniens steht, das jetzt auch mit Italien einen Freundschaftsvertrag hat, anderseits sich eine italienisch­ungarische Verständigung anbahnt, ferner Süd- llamien und Ungarn sich einander zu nähern beginnen, liegt die Sprengung des Kleinen Verbands als Folge der Balkanpolitik Mussolinis sehr nahe. Besonders in diesem Punkt werden die Interessen Frankreichs sehr stark berührt, vor allem insofern, als der Arm Frankreichs an der deutschen Ostgrenze, Polen, dadurch in seiner Bewegungsmöglichkeit gehindert würde. Gelänge der italienische Plan, so würde das eine schwere diplo­matische Niederlage Frankreichs und den teil­weisen Zusammenbruch seines östlichen und balkanischen Bündnissystems bedeuten.

Achmed-Bej Zog», der Staatspräsident von Alba­nien, ist stets ein Anhänger -er italienfreundlichen Richtung Albaniens gewesen, aus der dann schließlich der Vertrag von Tirana hervorging. Dieser Vertrag hat keineswegs die Zu- Mnmung des ganzen albanischen Volks gefunden, und die Folge davon ist, daß die Gegner Achmed-Bej Zogus sich ^reinigten, um ihn zu stürzen, zumal er sich mit der vom Dolk längst nicht einhellig gebilligten Absicht tragen soll, sich zum König ausrufen zu lassen. Wenn es auch nicht sicher ist, so ist es doch immerhin wahrscheinlich, daß die Gegner Achmed-Bej Zogus bei ihrem Kampf gegen ihn sich der Eigen oder doch zum mindesten der ideellen Unterstützung Sübflawiens erfreuen. Nachdem ein Aufstand gegen den Staatspräsidenten im November vorigen Jahrs gescheitert war, sollen letzt nach römischen und englischen Meldungen «fl südslawrschsm Boden Vorbereitungen für eine Wieder- deiebm-.g de« Aufstand«, getroffen werden. Einen Einsall »on Komitadfchibanoen in albanisches Gebiet aber Ent« Itaste» zun, Anlaß nehmen, gemäß dem Vertrag von Tirana zvgimsien Albaniens, das beißt der aeaemvärtiaen

Niederlage der Nordchinesen

Schanghai, 21. März. Den sehr gut geführten Südchine- sen ist es in den Kämpfen bei Sunkiang gelungen, eine nach deutschem Vorbild eingeleiteie Umgehungsbewe­gung der nordchjnesischen Front durchzuführen. Das nord- chin-sische Heer war nun in Gefahr, ausgerollt und vernichict zu werden, und es mußte daher einen eiligen und verlust­reichen Rückzug antreten.

Ueber den dieser Tage in Peking abgehaltenen Kriegsrat, an dem auch Tschangtschungtschang teilgenominen hat, ver­lautet, daß die Schantungtruppen auf den Hoangho zurück­gezogen werden Men, um einen letzten Versuch zu machen, das Eindringen des Südheeres in die Provinzen Schantung und Tschili zu verhindern. Nach Meldungen aus japanischer Quelle haben die Niederlagen der Schantungtruppen in Muk den eine derartige Schreckensstimmung geschaffen, daß bereits mit einem Gewaltstreich gegen Tschangtsolin ge­rechnet wird. Der sinkende Einfluß Tschangtsolins drückt sich auch in der mandschurischen Papierwährung aus, die jetzt auf den zehnten Teil ihres nominellen Werts herunterge­glitten sei.

Aus Peking meldet derDaily Telegraph", daß die Zen­tralregierung erneut gegen die Anwesenheit ausländischer Kanonenboote in den südchinsischen Gewässern Einspruch er­hoben und deren Zurückziehung gefordert habe.

Die Spaltung in der Kuomintang

London, 21. März. Nach hier eingegangenen Berichten soll cs beim Einzug des siegreichen Oberbefehlshabers des Südheers, T s ch a n c> t a i s ch e k, in Kiukiang zwischen sei­

nen Anhängern (den Gemüßigten) und den von dem Mos­kauer Agenten Borodin ausgereizten Raditale» zu blutige» Zusammenstößen gekommen sein. Tjchangkaischek s«U darauf das Kriegsrechr verhängt haben.

Zwischen indischen Truppen und chinesisä)en Arbeiter« kam es nach einer Londoner Meldung in Schanghai z» einem Zusammenstoß, wobei mehrere Inder verletzt wur­den, davon einer tödlich. Wieviele Chinesen erschossen >»»tz verwundet wurden, berichtet die Meldung nicht.

Der Ausländer-Sladtrat von Schanghai hat de» Aus - n ahmezustand erklärt. Alle Kriegsschisse hoben Trup­pen gelandet. Das englische Deoonshire-Regiinent ist ov« Hongkong nach Schanghai gebracht worden, wo nunmehr der allgemeine Streik ausgerusen worden ist.

Die Lhinesenstadt von Schanghai von den kantonejen besetzt

Die Südkruppen sind in die Chinesen st adt von Schanghai eingedrungen. Der Kommandeur der Schantungtruppen in Schanghai hat sich in die fran­zösische Konzession geflüchtet. Die Südtruppen habe« Tschangk schau, 40 Meilen nordwestlich von Surschau, eingenommen und dadurch die Eisenbahnlinie Schanghai Nanking abgeschnitken.

In Echmghai herrscht ungeheure Erregung. Di« Fremden-Freiwilligen sind zu den Waffen einberusen wor­den. Die Kriegsschiffe sind klar zum Gefecht, die Geschütze auf die Chinesenstadt, das Arsenal und den Bahnhof gerich­tet. Die Verteidigungslinie der Fremdennieder!assung ist stark besetzt.

Regierung, »'nzugreisen. Um die Vorbereitung eines solchen EingreisenL Italiens scheint es sich bei der Meldung des Giornale »'Italic»"' zu handeln, wonach angeblich die süd- Müwische Regierung bas Heer aus Kriegsstärke bringe und umfangreiche Mobilmachungen, besonders an der italienischen und ockbanrschen Gren.ze, vornehme. Die italienische Re­gierung, von der die Mitteilung desGiornale d'Italia" zweifellos beeinflußt ist, hat gleichzeitig der britischen Re­gierung und den andern Mächten mitgeteilt, sie habe Nach richten erhalten, daß aus südslawischem GebietVorberei- mngen in gewaltigem Maßstab" für einen Einbruch nach Albanien gemacht würden, um die albanische Regierung zu stürzen, und es verlaute, so sagt dieTimes", daß die albcmffche Regierungnicht gleichgültig" bleiben werde. Die südslawische amtliche Agentur Avala erklärt dem allem gegen­über die Mitteilung desGiornale d'Italia"als in jeder Beziehung erfunden". Nach der Times ist kein Zweifel, daß England Italien bei dem Abenteuer, dem es auf dem Balkan entgegensetzt, freieste Hand zu lassen gedenkt.

Es erübrigt sich, alle die Möglichkeiten, zu denen di« gegenwärtige Lage aus dem Balkan führen kann, im ein­zelnen ausguspirmen Man kann der Entwicklung nur mit großer Sorge entgegensehen.

*

Eine italienische Note an die Mächte

Die italienische Regierung hat in Berlin und Paris durch die Botschafter gleichlautende Noten überreichen lassen, in denen ans Angriffsabsichten Südslawiens gegen Albanien hiugewiesen und erftärt wird, Italien werde eine Verletzung Albaniens nicht dulden und dagegen Schritte unter­nahmen.

Deutscher Reichstag

Berlin, 21. März.

Bei der Fortsetzung der zweiten Lesung des Haushalts des Reichsministeriums des Innern kommt Abg. Weg- in a n (Z.) auf die Frage der Rückkehr des früheren Kaisers zu sprechen, wobei er die Meinung seiner Partei dahin kundgab, die Rückkehr könnte von erheblicher politischer, auch außenpolitischer Bedeutung sein. Das Zenirum wünsche, daß die Ratgeber des früheren Kaisers so viel poli­tische Einsicht und Takt besäßen, der deutschen Politik und dem deutschen Volk die schwere Beunruhigung zu ersparen, die eine Rückkehr des Kaisers aller Wahrscheinlichkeit nach mit sich bringen würde. Wenn diese Einsicht nicht vorhan­den wäre, werde man die Stellungnahme seiner Partei Klipp und klar erfahren.

Abg. Lemmer (Dem.): Eine junge Republik könne gegenüber dem Kaiser niemals liberal sein.

Reichsminister des Innern von Keudell beantwortet alsdann die Interpellation bezüglich der deutschnationalen Anfrage nach der Nachtübung des ReichÄxmners im August o. I. bei Donaueschingen. Diese sei allerdings über den Rah­men einesAusflugs" hinausgegangen. Der Gauvorstand des Reichsbanners habe der badischen Regierung erklärt, er habe nicht gewußt, daß es sich um eine militärische Uebung handeln solle. Der badische Innenminister habe den Gau- vorstand verwarnt und für den Wiederholungsfall mit Ein­schreiten gedroht. Di« völkische Interpellation über das Rede­verbot gegen Hitler in Hamburg werde schriftlich beantwortet. Auf eine weitere Anfrage wogen der Grundsätze für die volitflche Betätigung der PolhÄveamkeu erklärt der Minister, das Recht der Beamten, sich Parteivereinen anzuschließen, soll« nicht cmg,tastet werden Es könne »der nicht gedrödet

werden, daß solche Kreise sich innerhalb der Polizei bildeten. Ueber die Notwendigkeit einer Neichskriminalpolizeistelle be­stehe Einigkeit. Es solle damit aber kein Eingriff in die PÄizeihoheit der Länder, vorgenoormen werden. Die feit 1920 bestehenden Richtlinien fkft die Technische Rokhilfe seien' in der Umarbeitung begriffen. Er hoffe, daß sich Hie Tech­nische Nothilfe auf Eingreifen bei Naturereignissen beschränke.

Das Haus tritt alsdann in die zweite Lesung des Post- etats ein. Reichspostminister Schätzl: Das Wirtschafts­programm seines Vorgängers werde er fortsetzen. Wirtschaft­lichkeit des Betriebs erfordere Disziplin und Autorität, aber nicht mechanischen Abbau, sondern Steigerung der Qualität und Quantität der Leistung des Personals, also Ausbau des Verkehrs und der Verkehrsanstalten, namentlich auch aus dem Land«.

Neuestes vom Tage

Ablehnung des Volksbegehrens über Auswertung Berlin, 21. März. Gemäß einem Beschluß des Reichs­kabinetts hat der Reichsminisler des Innern den Antrag aus Veranstaltung eines Volksbegehrens über eine Reuregelunc der Auswertung abschlägig beschieden. Der eingcreichr« Aufwertungsplan bedeute ein neues Abgabengesetz, nach der Reichsversassnng stehe es aber »ur dem Reichsprcffidenten zu, über Abgabengesetze eine Volksabstimmung zuzulastcn.

kommunistischer Ilebersall

Berlin, 21. März. Als am Sonntag abend etwa 250 Nationalsozialisten mit dem Borortzug von einer Versainin- lung in Trebbin zurückkehrten, wurden sie von Kommunisten auf dem Bahnhof Lichterfelde-Ost mit Revolvern angegriffen. 14 Mann wurden verwundet, 6 wurden mit lebnsgefähr- üchen Verletzungen ins Krankenhaus eingeiiefert. Wie stark das Feuer war, geht daraus hervor, daß sämtliche Fenster­scheiben des Zugs und die Inneneinrichtung der Wagen durch Schüsse zerstört waren. Der Zug konnte mit halb­stündiger Verspätung weitersahren, die nachfolgenden Züge wurden Sicherheits halber vor dom Bahnhof zum Hasten gebracht. Nette Zustände!

Die 60-Iahrseier der Nationailiberalen Partei Hannover, 21. März. Gestern fand hier eine Feier zum Gedächtnis der Gründung der Nationalliberalen Partei (jetzt Deutsche Volkspartei) durch Rudolfvon Bennig­sen statt. Reichsminister Dr. Stresemann hielt die Festrede: Niedersachsen sei die Geburtsstätte Bennigsens und des Nationalliberalismus. Große Schöpfungen gehen von Persönlichkeiten ans. Nicht der Wille der Massen reiße de» einzelnen hin, sondern der einzelne wisse mit leinen Gedanken die Massen an sich heranzuziehen.

«trejemann feierte die beiden für die Partei so bedeut­samen Männer Rudolf von Bennigsen und Ernst Bas­se r m a n n. Ein neues Deutschland 'ei erstanden als Folge eines unglücklichen, verlorenen Kriegs. Immer war Deutsch­land am größten, wenn es kämpfen mußte um ein« bessere Zukunft. Geschichtlich gesehen werde man einst be­wundern, was das deutsche Volk nach tiefstem Fall in we­nigen Jahren für seine innere Festigung geleistet hat. Dieses Werk herrischen Wiederaufbaus könne nicht von einer Partei erreicht werden. National sei, wer seine Pflicht tut gegen- über seinem Vaterland und es hochbringen will. Auf Helgo­land entstand einst das Lied der Deutschen; möge die Zeit kommen, in der ein großes Volk, einig in seinen Stämmen, sich verbindet in Mitarbeit am deutschen Volkstum, in dem Bekenntnis zu Einigkeit und Recht und Freiheit.