SOOWESTDEUTSCHE CHRONIK

Kurze Umschau

An einer abschüssigen Stelle stürzte beim Ak- kerwalzen in der Nähe von Uttenweiler, Kreis Saulgau, der Traktor um und begrub den 41 jäh­rigen Fahrer unter sich. Der Unglückliche, dem der Brustkorb eingedrückt wurde, starb im Kran­kenhaus in Riedlingen.

Ein Heidelberger Arzt fand am Sonntag bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn bei Bruchsal den Tod. Seine Frau wurde schwer ver­letzt. Als ein Pkw eine Parkstelle unvorschrifts­mäßig verließ, wollte der Arzt ausweichen, wobei sein Wagen ins Schleudern kam und sich über­schlug.

Im Rhein geendet hat der Sonntagsausflug ei­nes 15jährigen Mannheimer Jungen mit seinem Freund auf der Beiwagenmaschine des Vaters. Auf dem Rheindamm der Friesenheimer Insel verlor der illegale Fahrer die Gewalt über seine Maschine und fuhr den steilen Damm hinab in den Rhein, aus dem er sich ebenso wie sein Bei­fahrer schwimmend ans Uufer retten konnte. Das Motorrad müßte von der Feuerwehr aus dem Strom geborgen werden.

Auf einen Baum geprallt ist ein 43jähriger Mann mit seinem Motorrad in Unterglottertal bei Freiburg. Er war auf der Stelle tot. Sein Bei­fahrer mußte mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Ebenfalls auf einen Baum gefahren sind mit ihrem Motorrad zwei Brüder am Sonntagabend auf der Straße Breisadi-Burkheim im Landkreis Freiburg. Die beiden waren sofort tot.

Wie wird das Wetter?

Aussichten bis Mittwochabend: Tagsüber hei­ter, trocken und warm. Tagestemperaturen bis 20 Grad ansteigend, nachts bis nahe 0 Grad zurückgehend, in gefährdeten Lagen leichte Bo­denfröste. Schwache, von Nordost nach Südost drehende Winde.

Rottenburg feierte Priesterjubiläum des Bischofs

Bischof Dr. Leiprecht: Katholiken und Protestanten werden Zusammenhalten

Rottenburg. Wie vor kurzem am Tag der Kon- Rottenburger Gemeinderat mit Bürgermeister sekration von Weihbischof Wilhelm Sedlmeier Adis an der Spitze und von vielen kirchlichen verschönte strahlendes Frühlingswetter das Fest und weltlichen Organisationen begleitet. Tau- des Silbernen Priesterjubiläums von Bischof Dr. sende bildeten Spalier.

Leiprecht, das über das Wochenende in Rot­tenburg begangen wurde.

Am Samstagabend war auf dem festlich ge­schmückten und illumi­nierten Marktplatz eine großeMenschenmenge er­schienen, um den Zap­fenstreich der Bürger­wache und die Serenade zu Ehren des Jubilars mitzuerleben. Der Bischof selbst und die beiden Weihbischöfe Dr. F i - scher und Wilhelm Sedlmeier, ferner Staatspräsident a. D. Dr.

Gebhard Müller, Ju­stizminister a. D. Bey- e r 1 e und zahlreiche an­dere Gäste beteiligten sich an diesem volks­tümlichen Abend. Bür­germeister Adis über­reichte dem Bischof als Ehrengeschenk der Stadt den Notenband einer Tonschöpfung von Mu­sikdirektor Karl Ben­gel, der HymneTreue-

f elöbnis, die anschlie- end von der Stadtkapelle uraufgeführt wurde.

Am Sonntagmorgen zelebrierte der Bischof im Dom ein Pontifikalamt. Auf dem Weg vom Bi­schöflichen Palais zum Dom und zurück wurde er von den Weihbischöfen, dem Domkapitel, dem

Aus Nord Württemberg

93 Personen vor dem Ertrinken gerettet

Heilbronn. Der Landesverband Württemberg der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft veran­staltete am Samstag und Sonntag in Heilbronn »eine diesjährige Jahreshauptversammlung. Der Landesvorsitzende, O. Zimmermann (Stutt-

S art), und die anderen Mitglieder des Vorstan- es wurden in ihren Ämtern bestätigt. In einer Feierstunde am Sonntagvormittag gab Zimmer­mann einen Rechenschaftsbericht des Landes­verbandes für das abgelaufene Jahr. Nach seinen Ausführungen konnten im Berichtsjahr 93 Per­tonen aus Wassernot gerettet werden. Es wur­den 15 811 Freischwimmer- und 8117 Fahrten- »chwimmer-Prüfungen abgelegt, ferner 3630 Gruppenscheine, 485 Leistungsscheine und 799 Jugendscheine ausgegeben. Zimmermann erklärte, eine wichtige Aufgabe sei es, auch die Frauen für das Rettungsschwimmen zu interessieren.

Landeskonferenz der Naturfreunde

Geislingen/Steige. Hier ist am Wochenende die württembergische Landeskonferenz des Touri- »tenvereinsDie Naturfreunde abgehalten wor­den. An der Tagung nahmen 170 Delegierte und

der zweite Vorsitzende der Bundesleitung, Ek- k e r t, teil. Der Landesvorstand mit Emil Bir­kert an der Spitze wurde wiedergewählt. Die Delegierten nahmen gegen die Absicht Stellung, die Naturfreundehäuser für Sowjetzonenflücht- linge zu beschlagnahmen. Eine Entschließung wendet sich dagegen, daß Wanderwege zu Fahr­straßen, und daß Berggipfel durch Skilifts zu Vergnügungsstätten naturfremder Reisender gemacht werden. Die Delegierten wollen beson­ders die Bildungs-, Jugend- und Kindergruppen­arbeit fördern.

Der Konferenz hatten die Regierungspräsiden­ten von Nord- und Südwürttemberg, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Bruderorganisation in Holland Begrüßungsschreiben übermittelt.

Pinoniertreffen in Ulm

Ulm. Die ehemaligen süddeutschen Pioniere, deren Truppenteile in Württemberg, Baden, Bayern und in der Pfalz stationiert waren, tref­fen sich am 6. und 7. Juni in Ulm. Zweck de» Treffens ist vor allem die Klärung von Ver­mißtenschicksalen. Anmeldungen mit Angabe des Feldtruppenteils an den Verein ehemaliger Pio­niere. Ulm-Söflingen, Meinlohsirnße 13. erbeten.

Der Bischof wird durch die festlich geschmückte Stadt zum Dom geleitet.

Foto: Deyhle

Den äußeren Höhepunkt bildete am Sonntag- naehmiltag eine Feierstunde in der überfüllten Rottenburger Festhalle, bei der das innige Ver­hältnis der Rottenburger Bevölkerung zum Bi­schof besonders sprechenden Ausdruck fand. Bi­schof Dr. Leiprecht dankte für die große Anteil­nahme der Bevölkerung und der ganzen Diözese in herzlichen Worten, wobei er auch einen Gruß an die evangelischen Brüder richtete. Katholiken und Protestanten würden Zusammenhalten und sich nicht, wie dies zum Teil gewünscht werde, sich gegeneinander ausspielen lassen. In diesem Zusammenhang sprach der Bischof auch seinen Dank an den evangelischen Landesbischof D. Haug aus für die Worte, die dieser vor einigen Tagen in Stuttgart über die Bedeutung der Be­kenntnisschule gesprochen hat. Er sei dem evan­gelischen Landesbischof dafür von Herzen dank­bar. Protestanten und Katholiken hätten das gemeinsame Ziel, das Abendland zu erhalten und den christlichen Glauben zu sichern. Der Feierstunde wohnten auch die Mutter und die Geschwister von Bischof Dr. Leiprecht h°i

Rhomben sollen werben

Herrenalb. Am Samstag und Sonntag führte der Schwarzwaldverein seine diesjährige Haupt­ausschußtagung in Herrenalb durch. Oberforstrat Dr. Schweigier, Freiburg, der als stellver­tretender Präsident des Schwarzwaldvereins den Vorsitz führte, konnte unter den Vertretern von rund 60 Ortsgruppen des gesamten Schwarzwal­des mit besonderer Freude auch den Vertreter der im Entstehen begi iffenen Ortsgruppe Kehl begrüßen.

Als Hauptziele des Vereins, der am 31. Dezem­ber 1952 18 595 zahlende Mitglieder umfaßte, wurden die Instandsetzung der Wegmarkierun­gen, der Bau und die Instandhaltung von Wan­derheimen sowie die Gewinnung der Jugend für den Wandergedanken herausgestellt. Hauptver­einswegwart T ü c h 1 e wies darauf hin, daß jede als Wegmarkierung angebrachte Rhombe zugleich auch eine Werbung für den Schwarzwaldverein darstelle. Mit Sorge und Beunruhigung wird das Vorgehen der Länder beobachtet, die bei der Einweisung von Ostzonenfiüchtlingen auch vor den Wanderheimen, die hervorragendem Maß der Ertüchtigung der Jugend und der Pflege des Heimatgedankens dienen, nicht haltmachen. Im Verlauf der Tagung wurden die neu ausgearbei­teten Vereinssatzungen diskutiert und nach ge­ringfügigen Abänderungen angenommen. Den Ausklang der Tagung bildete eine landschaftlich reizvolle Fahrt zum Teufelsmühleturm, an dem zur Zeit Umbauarbeiten ausgeführt wer­den, die eine Hebung der Aussichtsplattform um 8 Meter zum Ziel haben.

Mit Pulvermächer ins Ruhrgebiet

Stuttgart. Eine in die Mergentheimer Tracht gekleidete junge Schwäbin wurde am Montag vom Landesverkehrsverband Württemberg in Stuttgart auf eine 14tägige Rundreise durch das Bundesgebiet entsandt, um bei allen größeren Reisebüros für das Reise- und Bäderland Baden- Württemberg zu werben. Bei ihrer Verabschie­dung in Stuttgart versicherte der Vertreter des badisch - württembergischen Wirtschaftsministe­riums, Ministerialrat S e i f r i z , daß sein Mini­sterium bestrebt sei, alle Voraussetzungen schaf­fen zu helfen, um das neue Bundesland Baden- Württemberg zu einem wirklichen Reise- und Bäderland zu machen.

Als besonderes Reisepräsent hat die junge Schwäbin, die einmal zu der Gruppe der sieben Schwabenmädel gehörte, einige Flaschen Stette- ner Pulvermächer und Schwarzwälder Kirsch­wasser mitgenommen, um die westdeutschen Rei­sebüros auch mit diesen edlen Tropfen des Schwa­benlandes vertraut zu machen. Hauptziel der Werbeaktion des Landesverkehrsverbandes Ist das Ruhrgebiet.

Aus Süd Württemberg

Quer durch den Upert

Ehrenvolle Erwähnung Weltrangliste des Boxsports

Die National Boxing Association hat am Montag die neueste Ausgabe ihrer Weltrangliste des Box­sports veröffentlicht, in der Europameister Heinz Neuhaus im Schwergewicht und der deutsche Meister Gerhard Hecht im Halbschwergewicht ehrenvolle Erwähnung finden.

Schumann-Debatten

Stürmische ADAC-HanptVersammlung

Ein überraschendes Ende nahm die vierte Haupt­versammlung des ADAC-Gaues Württemberg am Sonntag ln Stuttgart. Bereits vor dem Versamm­lungslokal wurden Flugblätter verteilt, in denen eine Rehabilitierung des früheren Gauvorsitzenden Hans Schumann gefordert wurde. Schon bei der Abgabe der Rechenschaftsberichte zeigte sich, daß die Versammlung in zwei Lager gespalten war, von denen die Schumann-Anhänger sich recht stimmge­waltig bemerkbar machten. Nach zahlreichen ge­genseitigen Vorwürfen forderte schließlich ein Mehrheitsbeschluß der Versammlung, daß der frü­

here Gauvorsitzende Har.s Schumann gerufen wer­den solle, um einige Fragen zu beantworten. Dem Gesamtvorstand wurde die Entlastung verweigert. Als man neue Wahlen vornehmen sollte, war die Zeit wegen der zahlreichenSchumann-Debatten so weit vorgeschritten, daß das Lokal schließlich geräumt werden mußte, um einer anderen Veran­staltung Platz zu machen. Eine neue Hauptver­sammlung wird nun vom ADAC-Gau Württemberg einberufen werden müssen.

Guter Schwimmnachwuchs

Das hervorstechendste Merkmal der Jugend-Prü­fungskämpfe des DSV in der leider schlecht be­suchten Düsseldorfer Halle ist, von den ebenso er­freulichen einzelnen Spitzenleistungen zunächst ab­gesehen, die überraschende Leistungsdichte in bei­den Altersklassen; bei den Mädchen sogar noch deutlicher als bei den Jungen. Es ist offensichtlich gelungen, in allen Jahrgängen eine solide breite Basis aufzubauen. Im Brustschwimmen der Klasse B belegte die Reutlingerin Bockmeier den 1. Platz.

Vorläufige Totogewinne

West-Süd-Block: Zwölferwette: 1. Rang Je 53 536 DM, 2. Rang Je 1075 DM, 3. Rang je 75 DM; Zeh­nerwette: 1. Rang je 2800 DM 2. Rang Je 116 DM, 3. Rang je 11 DM.

2000 Schülcrarbeiten

Reutlingen. Im Spendhaus in Reutlingen er- öffnete am Freitag der Reutlinger Dichter und Kunsterzieher Dr. Gerd G a i s e r eine Aus­stellung mit über 2000 Einzel- und Gemein­schaftsarbeiten von Schülern sämtlicher Reutlin­ger Volks-, Mittel- und Höheren Schulen. Die Ausstellung, die bis zum 3. Mai geöffnet ist, zeigt zeichnerische, malerische und handwerk­liche Arbeiten von Mädchen und Knaben ver­schiedener Altersstufen

400 FrerndenbcUen mehr ais 1952

Freudenstadt. Durch den Wiederaufbau und die Wiederinstandsetzung bisher zweckentfremdeter Betriebe stehen in der Sommersaison Freuden­stadt 400 Fremdenbetten mehr zur Verfügung als im letzten Jahr. Dabei wirkt sich vor allem aus, daß Anfang Mai das neben Lindau einzige Posterholungsheim Württembergs mit annähernd 70 Betten eröffnet wird. Bisher waren in dem geräumigen Haus französische Dienststel­len untergebracht. Am 1. Juni eröffnet außerdem das bis vor einiger Zeit noch von Besatzungs­truppen belegte Sanatorium Hohenfreuden- Stadt mit 40 Betten. Insgesamt hat Freuden­stadt danach im Sommer einschließlich der Pri­vatzimmer 2400 Betten. Dies entspricht 70 Pro­zent der Vorkriegszeit

Neue Schulen

Biberach. Nach einer Bauzeit von IV« Jahren ist am Stadtrand von Biberach der erste Bau­abschnitt einer neuen Schulanlage fertiggestellt

Klassen der katholischen Volksschule und die gewerbliche Berufsschule aufnehmen. Bei der Einweihungsfeier am Sonntag betonte Kultus­minister Dr. Schenkel, daß die Volksschule die Grundlage der gesamten Volksbildung sei.

Auch die mit einem Aufwand von 750 000 DM in Tettnang neu erbaute Friedrich-Schiller- Volksschule ist am Samstag eingeweiht worden. Mit der Fertigstellung dieses Baus ist die Schul­raumnot in Tettnang behoben. Beim Festakt überbrachte Kultusminister Schenkel die Glück­wünsche der Landesregierung

Regierung für Rentenerhöhungen

Ravensburg. Arbeitsminister Hohlwegler hat am Wochenende in einer Besprechung mit Vertretern der Kriegsopfer in Ravensburg er­klärt, die Regierung des Landes Baden-Wür- temberg werde sich nach wie vor mit Nachdruck für Rentenerhöhungen einsetzen. Das Arbeitsmi- nisteTium sehe es als seine vornehmste Aufgabe an, alles zu tun, was die Notlage der Kriegs­opfer und Sozialrentner lindern könne

Vorwitziges Spiel mit Pulver

Wangen. Ein 17 Jahre alter junger Mann ver­suchte in Wangen etwa 200 Gramm Schwarzpul­ver zu entzünden, das er in einer alten Kon­servenbüchse entdeckt hatte. Das Pulver fing nicht gleich Feuer, und so wollte der Vorwitzig« nachsehen, was eigentlich damit los sei. In dem Augenblick, als er sich über die Konservenbüch­se beugte, explodierte das Pulver. Der junge Mann trug erhebliche Verletzungen im Gesiebt davon

Stuttgarter Ooer In Paris

Mit WagnersMeistersinger" und Mozarts Figaro haben das Ensemble und das Orche- ter der Stuttgarter Staatsoper eine Woche lang in dem PrivattheaterChamps Elysöes ln Paris gastiert. Die zwei Werke gelten als typisch deutsch und wurden gerade deswegen von der Pariser Direktion gewählt. Es ist nicht zuviel behauptet, wenn man feststellt, daß die fünf Vorstellungen, die nahezu ausverkauft waren, alle französischen Freunde der deutschen Ooer »ngezogen haben, ein Publikum also, das eine völlig andere Zusammensetzung hat als das der großen Oper, des Mittelpunkts der französi­schen Musikbühne. Wie in Gesprächen wäh­rend der Pausen zu erfahren war, kannten die meisten der Besucher die Werke im Original, *us Schallplatten oder von Bayreuth her. Das deutsche Textbuch zu den Meistersingern, vor Ilern in den Händen der Jugend, war keine Sel­tenheit, und ohne Gefahr konnte man sogar phi­lologische Fragen über das Hans-Sachs-Deutsch rörtern. Die Aufgeschlossenheit für ein tieferes Verständnis war bei dieser Hörerschaft stärker ls bei einer durchschnittlichen Aufführung in Deutschland. Die Spannung und Gebanntheit ließ keinem Augenblick nach, es war nicht Wohl­erzogenheit und Geduld wenn selbst in dem lehrhaften ersten Akt der Meistersinger, der liegen seiner Längen und Wiederholungen auch bei uns oft nicht ohne Widerstand hingenom- wird, die Aufmerksamkeit bis zum letzten Akkordschlag auf einer fast verzauberten Höhe heb. Kein Zweifel, von dieser Hörerschaft wird Wagner ln einer Weise geschätzt, die schon an Liebe grenzt, und die sich der Einmaligkeit des Oeutschen Gastgeschenke« bewußt war.

Wenn nun doch ein Boulevard-Blatt war oas einzige unter einem halben Dutzend von Iw un< ^ Fehlern Wagners geschrieben

bat. dann ist das von den französischen Freun­den als journalistischer Snobismus nur mit KODfschütteln beantwortet wordenLe Monde üdLe Figaro, die führenden Blätter, bezeug­en einhellig, daß sich die Schatten Bayreuths tv t) le »Champs Elyeöes" verlängert haben.

Rezense nten hielten es für angebracht, den ayreuther Standard der Stuttgarter Oper zu­

zusprechen und von einerperfection zu schrei­ben, an der der Schöpfer selbst nichts auszuset­zen gehabt hätte.

In der französischen Denkweise ist Stuttgart eine Provinzstadt. Kein Wort faßt darum die Bewunderung, daß das Ensemble einer deut­schen Provinz eine Leistung bietet, die kaum von einer Metropole erwartet werden darf. In weitem Abstand, so schreibtLe Figaro", ver­glichen mit dem Stuttgarter Ensemble, ordnen sich französische Provthztheater ein, ob sie nun in Marseille, Lyon oder Bordeaux Opern auf­führen. Und man zieht daraus die unbequeme Folgerung, daß die Deutschen mehr für die Kul­tur tun als die Franzosen, und wer wollte sie tadeln, meintLe Monde, wenn sie Ihre Über­legenheit auf diesem Teil der Kultur in der Hauptstadt der Franzosen voll zur Geltung brin­gen? Nebenbei gesagt: die Überlegenheit hat die Stuttgarter Oper ungedeckte 30 000 DM gekostet, aber imvornherein hat man die Gastspiele unter das Zeichen des kulturellen Austausches und des Zusammengehörigkeitsgefühles zwischen Deut­schen und Franzosen ln Sachen einer gemein­samen Tradition gestellt.

Indessen Ist die Aufführung der Meistersinger unbewußt auch an Standard-Aufführungen der Großen Oper zu Paris gemessen worden. Zu­grundegelegt wurde ein Wagner-Ideal, das bei uns und insonderheit bei dem Stuttgarter Mu­sikdirektor Ferdinand Leitner, der Vergangen­heit angehört Nicht die äußere Brillanz, nicht das konzertmäßige Musizieren, nicht die ekstati­schen Offenbarungen des Orchesters hörten die Franzosen, sie stellten fast mit einer Art von be­wunderndem Schock fest, daß unter Leitner kam­mermusikalisch zurückhaltend, glasklar durch­sichtig unter Rücksichtnahme auf das Melos der Sänger trotz sehr ungünstiger Lage de s Pros­zeniums. mit höchster Einfachheit und dramati­scher Harmonie in den Bindungen der Groß-Pe- rioden musiziert worden ist. Man hat willig das Neue des unromantischen Stiles der Stuttgarter Aufführung anerkannt, obwohl man es nicht ge­wöhnt war und hat es auch verstanden, daß die VIelzüngigkeit der orchestralen Stimmen und

die Wechsel der Farbmischungen des Klanges langsamere und schwerere Zeitmaße bedingte, die der geistigen und seelischen Vertiefung der singenden Charaktere dienten Man hat begrif­fen, inwiefern die Kurve des Musikdramas stän­dig nach oben geht und als Steigerung erst dann zur Wirkung kommt, wenn das Orchester das Crescendo und Diminuendo des Rhythmus voll­kommen beherrscht ausführt. Die aufmerksam­sten Hörer merkten dann auch, daß der dritte Akt die Mitte und das Zentrum des Ganzen ist, in dem die poetische Idee des Stückes vom Vor­spiel bis zum Tumult der Festwiese auf höherer Ebene die zwei ersten Aufzüge wiederholt und zu Ende führt. Man verdankte der Stuttgarter Oper diese Erkenntnis und sprach sie auch aus.

Der singende Darsteller ist zu seinem vollen Rechte gekommen, da das Orchester das aus­sagt. was der Sänger verschweigt und der Ge­sang weit über den bloßen Sprechgesang oder die Wiederholungen der Motive hinaus, seine eigene Domäne hat. in die ihn das Orchester einführt. So wurde vor allem von der Rezen­sion die Einheit von Wort und Ton in der Dar­stellung des Hans Sachs, von Wilhelm Schirp mit letzter Hingabe geboten, des Beckmesser von Gustav Neidlinger. dessen gewaltige Stimmfülle und dessen weit über das buffone Element hin­ausgehende dämonische Gegenspielernatur be­wundert wurde, das Evchen von Lore Wißmann und die Reinheit des Tenortimbre von Wolfgang Windgassen (Walter Stolzing) typisch franzö­sisch rechnete man Windgassen zu den Baritonen die edle Würde Veit Pogners von Otto von Rohr mit allem Nachdruck hervorgehoben. Die ungezierte und ungestellte Natürlichkeit des Cho­res ln der Prügelszene und auf der Festwiese Ist gleichfalls als besonders deutsch und wagnerisch empfunden worden.

Mozart war von jeher für die Franzosen ein Problem, mit dem sie nie recht fertig wurden. Sie spielen ihn meistens zwischen Cimarosa und Rossini. Ihre Vernünftigkeit müht sich verge­bens mit der Mischung von opera seria und opera buffa. mit der Mischung von empfind­samster Lyrik, der rezitativischen Halbmusik, den dramatisierten Kanzonen, Liedern, Duet­ten, Sextetten und Ensembleszenen des Figaro. In der Darstellung der wst

aber das Problem gelöst, eine durchgängige, frisch musizierte Einheitlichkeit war das Kenn­zeichen der Aufführung. Wiederum war alles auf die Darstellung und den Sänger ausgerichtet. Beaumarchais erklang ins allgemein Menschlich« verwandelt und getragen von einer Musik, die all« Schattierungen der Liebe wie aus einer Fon­täne im Garten zu Versailles in den nächtlichen Park strahlt. Die Klagen der Gräfin (Trude Eip- perle), der verliebte Narzismus des Cherubin (Lore Wißmann), die polternde Rache und di« Blamage des Grafen (Karl Schmitt-Walter) auf der Ebene der feudalen Standespersonen harmo­nierten und konstrastierten vollendet zu der schlauen Beweglichkeit der Susanne (Rita Streich) und zu dem alle Intrigenfäden zusammenhalten­den prachtvoll gelöst und sonor singenden Figaro Gustav Neidlingers. Eine buffone Figur, die, hätte sie statt des Beaumarchais der Hof Lud­wigs XVI. gehört, den König keinen Kopf geko­stet haben würde. Mozarts Musik hätte dieses Stück blutiger Weltgeschichte vielleicht verhin­dert. Dr E. M.

Kulturelle Nachrichten

Mitte Mai wird im Kristall-Palast des Madri­der Retiro-Parkes eine Internationale Kunstgewerbe-Ausstellung eröffnet, an der auch deutsche K'instler teilnehmen. Zahl­reiche Preise sind vorgesehen, unter anderem zehn Groß-Preise, zehn Ehrenpreise, zwölf Ehren-Diplome erster Klasse, ebensovieie zwei­ter Klasse und fünfzehn dritter Klasse; außer­dem fünfzig Geld-Preise ln Höhe von je 5060 Peseten mit einer Medaille erster Klasse. 55 Geldpreise mit je 2000 Peseten und einer Me­daille zweiter Klasse und einige Spezialpreise in Höhe von 15 000 Peseten

In der Juristischen Fakultät der Madrider Universität hat Professor Dr. Hans Karl Nip­pe r d e y von der Universität Köln eine Gast­vorlesung über das deutsche Betriebsgesetz ab­gehalten. die über den Hörsaal hinaus in der Tagespresse ein lebhaftes Echo gefunden hat. In der Philosophischen Fakultät geben Professor Hermann Trlmborn. Bonn, und Dozent Hel­mut Petri. Frankfurt, einen Zyklus von Vor­lesungen. Prof. Trimborn wurde von der spani­schenAcademia de Historla zum korrespon-

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