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NaaoUter Tagblau „Der Gesellschafter"
Dem Reichsrat und dem Reichstag sind gestern Einladen des Bundes der deutschen Mietervereine .zugegangen, worin dos dringliche Ersuchen ausgesprochen wird, die V^rordmtng der Reichsregierung abzulehnen.
Mittwochsitzunq in Genf
Gens. 9. März. Zu Beginn der heutigen öffentlichen Ratssitzung verlas der englische Außenminister «>r Austen Chamberlain eine Erklärung, die auf die britische Reichskonserenz vom vergangenen Herbst Bezug nimmt und den Wunsch ausspricht, daß aus konstitutionellen Gründen den Regierungen des britischen Jmperums die Annahme von Verträgen, die unter de» Auspizien des Völkerbunds zustande kommen, durch eine Aenderung der Form dreier Vertragsinslrumeiue erleichtert werden könnte, indem die Verträge anstatt der neuen Form der Vertrage zwischen den Staaten, wie sie zum ersten Mal für den Vertrag von Versailles angewendet wurde, wieder die früher übliche Form von Verträgen zwischen Staatsoberhäuptern erhalten. Die Erklärungen wurden vom Völkerbundsrat diskussionslos zur Kenntnks genommen. ^
Im weiteren Verlauf der öffentlichen Ratssitzung wurde ei» Bericht Chamberlains über die Ergebnisse eines im Jahr 1923 eingesejzte» Sonderausschusses zum Studium der Ausdehnung des internationalen Frauen- und Kinderhandels angenommen. Ein weiterer Beschluß des Rats sehr das Datum der in Genf abzuhaltenden dritten internationalen Verkehrskonferenz aus den 23. August an. Schließlich wurde ein Bericht über die Rechtslage bezüglich der ausstehenden Mitgliedsbeiträge entgegengenommen, der zu dem Ergebnis kommt, daß ein automatischer Ausschluß aus dem Völkerbund lediglich wegen Nichtzahlung von Beiträgen nicht eintreten könne. Es müsse vielmehr die absichtliche Verletzung der Paktverpslichtungen dargetan sein.
In der anschließenden nichtöffentlichen Sitzung wurde aus Vorschlag Scialojas beschlossen, den Vorsitz bei der sür Juli nach Genf einberufenen Konferenz zur Gründung einer internationalen Katastrophenhilfe einem Deutschen zu übertragen, dessen Benennung dem Ratspräsidenten, Reichsminister Dr. Stresemann, überlassen bleibt.
Zaleski bei Dr. Stresemann
Genf. 9. März. Die Unterredung zwischen Stresemann und Zaleski, die kurz nach 5 Uhr begann, dauerte über eine Stunde und wurde, da Zaleski deutsch nicht versteht, in englischer Sprache geführt. Der deutsche Gesandte in Warschau, Ulrich Rauscher, war während eines Teiles der Unterredung zugegen. Das Ergebnis ist. wie aus oein Kommunique hervorgeht, ein der Erwartung entsprechendes und grundsätzlich nicht unerfreuliches Ergebnis im Sinne einer materiellen Verständigung, lieber die schwebenden Fragen selbst sind jedoch mit Rücksicht auf die kurze, zur Verfügung stehende Zeitspanne und die Notwendigkeit,. noch mehr Fachreserenten für eventuelle Verhandlungen zuzuziehen, in Gens wohl nicht zu erwarten.
Die deutsch-polnischen Fragen in Genf Genf. 8. März. Sowohl in dem Programm der Ratstagung wie in den politischen Besprechungen der führenden Staatsmänner nehmen die deutsch-polnischen Fragen in Genf den ersten Platz ein. Diese Tatsache wird auch nicht verwischt dadurch, daß Chamberlain, wie gemeldet, in einer Besprechung mit Pressevertretern den rumänisch-ungarischen Konflikt als den einzig ernsten Punkt der Tagesordnung be- ,zeichnet hat. Mit der Ankunft des deutschen Gesandten in Warschau, Ulrich Rauscher, dem die des Leiters der Abteilung für die Fragen der Wanderarbeiter im preußischen Ministerium des Innern, Ministerialrat Rathenau, voranbegangen war, und mit der ersten Behandlung der ober- xhtcsischen Schulsrage in der heutigen Ratssitzung ist der Auftakt sür die Erörterung dieser Angelegenheiten gegeben.
Seil gestern weiß man von Bemühungen, die deutschen ,und die polnischen Vertreter an einen separaten Verhandlungstisch zu bringen, und man darf vielleicht prophezeien, daß diese Bemühungen sicherlich von Erfolg gekrönt sein werden. Ob es darüber hinaus zu einem sachlichen Ergebnis
kommt, steht keineswegs fest. Abschließend darf mit Rücksicht auf dj« Vielheit und Kompliziertheit der Probleme für Genf nichts erwartet werden, wo höchstens die Wiederaufnahme unterbrochener Verhandlungen vereinbart und vielleicht gewisse Richtlinien abgesprochen werden könnten. In der Angelegenheit des Handelsvertrages und des Niederlassungs- rschtes, die beide nicht als politisch angesehen werden dürfen, würde eine etwaige Verständigung bei einsichtsvollem Verhalten Polens allenfalls denkbar sein. Dagegen ist in der S ch u l f r a g e ein reiner Rechtsfall zu entscheiden, dessen Regelung dem Rat auch dann obliegt, wenn die übrigen deutsch-polnischen Angelegenheiten aus dem Genfer Inter- efsenkreis, dem sie offiziell nicht angehören, wieder auf das Gebiet direkter Verhandlungen getragen werden sollten.
Frankreich lehnk das Saarkompromifz ab Genf, 9. März. Stresemann empsing gestern nachmittag nacheinander den Besuch des belgischen Außenministers Ba«- dervelde und des englischen Außenministers Chamberlai«. Ueber die Unterredung zwischen Stresemann und Bander- velde wird gemeldet, daß dabei die oberschlesische Frage, sowie die Lösung des Saarproblems erörtert worden sind. Die Regelung der Saarfrage bereitet gegenwärtig wieder ernste Schwierigkeiten. Von französischer Seit« werden der Herabsetzung von 800 Mann des Internationalen Bahnschutzkorps im Saargebiet die größten Schwierigkeiten bereitet. Die bisherige deutsche Forderung auf Festsetzung einer Zahl von 200 Mann ist abgelehnt. Welchen weiteren Verlauf die ein- geleiketen Kompromißverhandlungen nehmen werden, ist ungewiß, da man deutscherseits dem von Frankreich geforderten Bahnschutz in Höhe von 800 Mann unter keinen Umstünden zustimmen kann.
Ein Fremdenleaionstranspork angehalten.
Frankfurt a. M.. 9. März. Die deutsche Gendarmerie hat aus dem Bahnhof von Landau wieder einen Trupp Deutscher angehalten, die sich für die Fremdenlegion verpflichtet haben. Es handelt sich um 6 junge Leute, die nach Feststellung ihrer Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. Als Führer kommt diesmal ein Deutscher in Frage, der es aber verstand, sich der Feststellung zu entziehen, indem er einen gerade in der Richtung Neustadt a. Hardt abfahrenden Zug bestieg, von dem er unterwegs absprang, weil er befürchten mußte, in Neustadt verhaftet zu werden.
Die Ziele der kantonesen
Paris. 9. März. Das Mitglied der Kontrollkommission der Kuomintang, S h a o L i - t s e. der gegenwärtig in einer politischen Mission im Auftrag der Kantonesenregierung die europäischen Hauptstädte bereist, erklärte gestern französischen Journalisten gegenüber, daß Schanghai nach feiner Ansicht in einem Monat in die Hände der Kantonesen fallen werde. Die Kantonesen herrschten gegenwärtig über 12 Provinzen mit 200 Millionen Einwohnern. Ueber die inner- politische Orientierung der Kuomintang befragt, erklärte Shao, daß nach dein endgültigen Siege der Kantonesen eine Nationalversammlung darüber entscheiden werde. Die Kommunisten seien als Mitglieder der Kuomintang zugelassi-n, aber nur individuell, nicht ofsiziell als geschlossene Partei. Die außenpolitischen Ziele aller Kantonesen seien die gleichen, nämlich die Befreiung vom Auslande. Aus diesem Grunde betrachteten sie die Russen als ihre größten Freunde und die Engländer als ihre ärgsten Feinde. China sei berufen, eines Tages das mächtigste Reich des Erdballs zu werden. Gegen Jndochina habe China keine aggressiven Absichten.
Die Bessarabien-Konvention in Kraft
Rom. 9. März. Mussolini hat dem Sowjetbotschafter Kamenew persönlich die Note übergeben, durch die er Moskau von der italienischen Ratifizierung des Pariser Vertrages über die Anerkennung der rumänischen Souveränität in Bessarabien unterrichtet. Kamenew hat die Note ohne jede Bemerkung entgegengenommen. Mussolini hat mit seinem Vorgehen vermeiden wollen, daß die Sowjetregierung diesen wichtigen Beschluß Italiens zuerst durch die Zei-
Sporl und deutsche Zukunft
Bon Generalmajor a. D. Graf v. d. Goltz.
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß seil oem Zusammenbruch des alten Staates Turn- und Sportbehörden, ebenst» wie Staats- und Gemeindebehörden sehr viel für die Belebung «Ad Verbreitung der Leibesübungen getan haben. Der Fortfall izer allgemeinen Militär-Dienstzeit schuf den Gedanken, zur körperlichen Kräftigung Ersatz durch Leibesübungen zu schaffen. Hast noch mehr Hot die industrielle Entwicklung rmferes Volkes Mr Verbreitung dieses Gedankens beigetragen. Die in lichtlosen i»rd der Natur fernen Wohnungen lebenden Millionen deutscher "Angestellten aller Berussklassen müssen in ihren Freistunden an die frische Lust u«d zur körperlichen Stählung geführt werden, damit unsere körperliche Volkskraft nicht verkümmert.
Die Frage ist nur, ob genug geschieht und ob der jetzige Weg der allein richtige ist, um die deutsche Zukunft ficherzu- stelleu. Gegen die gediegene stille Arbeit der Deutsche« Turn erschuft und des Deutschen Turnerbundes vo« 1819 ist »eines Erachtens wenig zu sagen, besonders, wenn beide aus dem schon betretene« Wege fortfahren, ihr Arbeitsprogramm den Forde- M««gen der Zeit entsprechend zu erweitern. Aber unser Sport- ketrieb leidet doch oft etwas unter der Zeitkrankheft der Re- Mame und des Bluffs. Der Schaulust eines Gafserpublikums besn Sonutagssportbetrieb »nd der flachen und hohlen Sensationslust eines oberflächlichen Leserpublikums wird in gewissen Grotzstadtblättern aus Geldgewinnriicksichten so nachgegeden, daß der seelische und geistige Verlust größer ist als der Gewinn der körperlichen Ertüchtigung. Gewiß dient der Wettbewerb als gesunder Antrieb. Auch die Rekordleistungen mögen nicht zu entbehren sein. Ader beide «üffen sich doch auswirken in der Sportarbeit des ganzen Volkes. Da bleibt noch sehr viel zu tun. Die Ansicht ist doch weit verbreitet, daß es einzelnen Sportvereinen und Führern »»eiliger daran liegt, gute Gesamtleistungen zu erzielen, als durch Einzelersolge die Augen auf ihren Verein und unser Volk zu ziehen. Das gute Abschneiden bei der nächsten internationalen Olnmpiadc ist für manchen Führer fast das einzige Ziel. Damit wird aber unser Volk weder körperlich gesund noch srei. Die Leistungen Peltzers, Rademachers und Vierkötters mögen andere auseuern, sür Deutschlands innere Gesundung ist damit nichts, Mr sein Ansehen in der Welt fast nichts getan. Im Gegenteil, wir begeistern uns übertrieben an unseren Landsleuten und reden uns vor, daß es nun wieder auswärts geht.
Doch genug der Kritik. Wenn wir wollen, daß das ganze Volk Leibesübungen treibt, müssen wir mit den einfachsten und billigsten Plätzen und Sportmitteln arbeiten, müssen imöglichst in der Nähe jeder Arbeitsstätte den Sportbetrieb ermöglichen und im Mehrkampf Mannschaftskonkurrenzen ausschreiben, bei denen keiner aussallen darf. Das Spezialistentum hat geringen Wert.
Aber auch die Leibesübungen dürfen kein Spezialistentum in der Gesamt-Gesundnngsarbeit sein. Sie gehören zur geisti - gen und seelischen Volksgesundung als ein Teil. Gewiß ist es sehr gut. daß bei Berussprüsungen auch nach der Veherrsckuna des Körpers aefraat wird, aber auch Svortbctrieb
lind Sportverein sind nur dann nicht einseitig, wenn von ihren Mitgliedern auch geistige und seelische Vertiefung verlangt wird. Jeder mutz.wissen, daß er nicht für sich, sondern sür Volk und Vaterland sich ertüchtigt, und daß Manneszucht und Kameradschaft auch deshalb die wichtigsten Eigenschaften jedes Verbandes sind, weil dadurch die wertvollsten staatsbürgerlichen Pflichten gepflegt werden.
Wir müssen aber nichl nur ei» vaterländisch und deutsch- kameradschaftlich empfindendes Volk werden, sondern auch ein wehrhaftes. Wir sind ja „gleichberechtigt" im Völkerbund. Also steht uns auch das gleiche Recht auf Rüstung. Verteidigung zu. Dieser Gedanke und diese Forderung müssen Gemeingut unseres Volkes werden. Gewitz will kein Mensch einen neuen oder gar baldigen Krieg. Aber Deutschland darf doch nicht wehrlos bleiben, wenn es von schwer bewaffneten Nachbarn umgeben ist, die Millionen Deutscher zu ihrem fremden Volksstaat gezwungen haben. Dieser Ueberzeugung mutz jeder Turner und Sportler dienen, ihr muh das Arbeitsprogramm angepaßt werden.
Dazu gehört auch der Natur spart. Was wir auf dem Spielplatz gelernt haben, mutz in der Natur angewendet werden. Reben dem Wassersport mutz Geländesport aller Art getrieben werden. Waldlauf. Schneeschuhlauf, Radfahren, Reiten, Gepäckmärsche, Bewegungen außerhalb der Wege, Ueberwinden schwierigen Geländes. Ausnutzen der Besonderheiten des Geländes, schnelles Erkennen, kurz alle Jäger- und Pfadsinderkünste. Das hat mit militärischer Ausbildung nichts zu tun.
Auch derjenige, der vom Wiederwehrhaftwerden nichts wissen will, sollte erkennen, datz das Erwähnte unbedingt zu jedem Mann und jeder Frau gehört, die nicht als Großstadt-Treibhauspflanze verkümmern wollen. Sollen wir uns im Ortssinn von jedem Pferde übertreffen lassen? Sollen unsere Augen verkümmern. weil sie nur noch an die gegenüberliegende Häuserreihe gewöhnt sind? Wollen wir uns nicht mehr erfreuen an der schönen Gottesnatur, an ihren Blumen, Pflanzen. Vögeln, am Sonnenblick und Sternenhimmel? Wir müssen wieder naturoerwachsen werden: in der Natur sind unsere Wurzeln, wenn wir nicht nur zivilisatorisch, sondern auch kulturell eine Zukunft haben wollen.
Bismarck hat einmal gesagt: „Ich würde Herrn o. Ca- privi manchen politischen Fehler verzeihen, aber datz er die alten Bäume im Reichskanzlergarten hat fällen lassen, verzeihe ich ihm nie", und ein anderes Mal: „In der Großstadt habe ich mich oft einsam gefühlt, aber alleine im Sachsenwalde niemals." Ich kann dies nur bestätigen. Meine einsamen Waldspaziergänge mit meinem Hunde sind neben Familienleben, Geschichte und körperlichem Morgen-Training die Jungbrunnen meiner Kraft.
Die deutsche Zukunft beruht gewitz sehr wesentlich aus der Erhaltung der körperlichen Volkskraft, aber ebenso sehr aus des Volkes gesundem, wehrhaftem Denken und Empfinden, aus seiner geistigen, seelischen und sittlichen Gesundheit.
Die Macht der Gedanken
Gedanken sind Kräfte, den« es find Geistesaußernligen. Wir verbinden uns durch unser Denken entweder mit Mächten der Finsternis oder des Lichts. Lhohky.
_ Donnerstag, 10. Mürz 1V27
tungen erführt. Die Bessarabien-Konventioii vom 28. Okt. 1920 ist seinerzeit von Frankreich, England, Italien, Japan und Rumänien unterzeichnet, jedoch bisher lediglich von England und Frankreich ratifiziert worden. Nach den Bestimmungen der Konvention tritt das Abkommen erst nach Ratifizierung dreier Staaten in Kraft. Durch die Ratifizierung der italienischen Regierung ist somit nunmehr die Bessarabien-Konvention in Kraft getreten und die Einverleibung Bessarabiens in Rumänien international sanktioniert morden. Nach Artikel 5 der italienischen Verfassung erfolgt die Ratifizierung von internationalen Abkommen in Italien durch ein einseitiges Dekret des Königs. Eine Ratifizierung durch das Parlament ist in Italien nicht erforderlich.
Amerika wünscht eine Dreimächtekonferen.;
Washington, 8. März. Die Vereinigten Staaten haben Großbritannien und Japan endgültig vorgeschlagen, daß Wer die Frage der Einschränkung der Flottenrüstungen eine Dreimächtekonferenz, und zwar frühestens am 1. 3uni in Genf stattfinden soll.
Württemberg
Stuttgart, 9. März. Fachgewerbliche Landesausstellung Stuttgart. Die einlausenden Anmeldungen zu der vom 22.—25. April stattfindenden fachgewerü- lichen Landesausstellung für die verschiedenen Zweige der Landwirtschaft und des Metzgereigewerbes übertreffen alle Erwartungen, so daß der Schluß der Anmeldefrist endgültig aus 15. März festgesetzt wird.
Zur Erinnerung an den Grafen von Zeppelin. Anläßlich des 10. Todestags des Grafen von Zeppelin wurde heute von der Stadt auf seinem schön geschmückten Grab ein Kranz niedergelegt. Weitere Kranzniederlegungen erfolgten durch die Stadt Friedrichshafen, durch den Offizierverein des Ulanenregiments 19 und durch eine Abordnung des Württ. Luftfahrtverbands, vom Luftschiffbau Zeppelin, von der Traditions-Eskadron des 18. Reiterregiments und vom Jungdeutschland-Bund. Von Böblinger Fliegern wurde ein Kranz über dem Grab abgeworfen.
Der württ. Luftverkehr im Jahr 1927. Vom 18. April ab wird der Flugplan des Sommers 1927 in Kraft treten. Es ist gelungen, unserer Stadt den gebührenden Platz im internationalen Luftverkehr nicht nur zu sichern, sondern es war auch möglich, einige weitere Linien über Stuttgart zu führen. Somit werden im Sommer drei große Linien über Stuttgart gehen: 1. Berlin — Halle — Erfurt — Stuttgart — Zürich — Lausanne — Genf: 2. Kopenhagen — Hannover — Frankfurt a. M. — Stuttgart — Zürich <mit Anschlüssen über Brüssel nach London und über Köln nach Paris): 3. Saarbrücken — Karlsruhe — Stuttgart — München — Budapest mit Anschlüssen i» München nach Prag und Breslau und evtl, späterem Anschluß in Budapest nach Konstantinovel: ferner vier kleinen Linien: 1. München — Stuttgart — Baden-Baden: 2. München — Stuttgart — Mcmnbeim — Kaiserslautern — Saarbrücken: 3. Stuttgart — Freiburg mit geplanter späterer Fortsetzung nach Basel: 2. Essen — Köln — Frankfurt a. M. — Stuttgart — Zürich. Im ganzen werden künftighin jeden Werktag auf dem Flugplatz Böblingen je 11 Flugzeuge ankommen und abqehen. Diesen Winter galten niederere Flugpreise, die im Jnlandsverkehr auch für den Sommer beibehalten werden.
Landesverbandsiagung württ. Wagnermeisier. Der Verband württ. Wagnermeister bat beschlossen, seinen Verbandstag in Stuttgart vom 14. bis 16. Mai abzuhalten. Die Tech». Abteilung des Württ. Landesgewerbemuseums wird für diese Tagung in Verbindung mit der Verbandsleitung eine Sondei-cnisstellunq für das Wagnergewerbe vorbereiten.
Der Fleischverbrauch in Stuttgart im Iahr 1926. Im Jabr 1926 betrug der Fleischverbrauch in Stuttgart 18 807 720 Kilo gegen 18 784 576 Kilo im Jahr 1925 und 18 250 584 im Jahr 1913. Der Kopfvsrbrauch an Fleisch betrug in Stuttgart im Jahr 1905 63,07 Kilo, im Jahr 1913 60,82, im Jahr 1925 55,74 und im Jahr 1926 54.12 Kilo. Was die einzelnen Fleischsorten anlangt, so fand der größte Verbrauch in Schweinefleisch statt, nämlich 39,59 Prozent, ferner entfielen auf Rindfleisch 30,27, Kalbfleisch 17,70. Ochsenfleisch 5.62, Kuhfleisch 4,75, Schaffleisch 1,37, Bullenfleisch 0,62 und Ziegenfleisch 0,08 Prozent. Auf Auslandsfleisch entfielen im ganzen 5,25 Prozent.
Der bestrafte Turmkletterer. Der kühne Turmkletterer, der die Narrenkappe vom Turm der Leonhardskirche herunterholte, hat von der Polizei eine Haftstrafe von 7 Tagen erhalten. Für die Aburteilung des ersten Turmkletterers, der sich nicht bloß wegen groben Unfugs, sondern auch wegen Sachbeschädigung zu verantworten hat, ist das Gericht zuständig.
Hohenstadt OA. Aalen, 9. März. Ehrung eines treuen Dieners. Anton Wiedmann, Diener in der Familie des verst. Grafen Heinrich Adelmann v. AÄel- mannsfelden auf Schloß Hohenstadt, konnte am 1. März sein öOjähriqes Dienstjubiläum feiern. Mit welch großer Liebe die Kinder und Enkel seines verstorbenen Herrn an dem treuen alten Mann hängen, zeigte die Feier seines goldenen Dienstjubiläums in besonders schöner Weise. Die Witwe des verst. Grafen Sigmund Adelmann. Köln, Ministerialdirektor Graf Rabun Adelmann, Koblenz. Gräfin Mechthild v. Soden, Friedrichshafen, und Gräfin Elisabeth Adelmann, Ellwangen, waren eiaens zu dem Jubelfest hergereist. Dem Jubilar wurde im Auftrag des württ. Staatspräsidenten ein schöner silberner Pokal mit eingravierter Widmung und ein Glückwunschschreiben überreicht. Unter den zahlreichen anderen Geschenken ist noch besonders sine kostbare Uhr seines verstorbenen Herrn zu erwähnen.
Gmünd, 9. März. Todesfall. Montag nacht ist unerwartet rasch im Marienhospital in Stuttgart Studiendirektor Dr. A. Rombold, Vorstand des Lehrer- und Lehrev- mnenssminars, im Alter van 58 Jahren verschieden.
Rottenburg. 9. März. Zusammentritt der Diözesansteuervertretung. Wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, tritt die Diözesansteuervertretmrg wieder am 15. März d. I. hier zusammen, um auf Grund des den einzelnen Mitgliedern bereits zugestellten Haushaltsplans für die Diözese über die für 1927 zu erhebende DiS- zesansteuer zu beraten und zu beschließen.
Bödelshausen OA. Rottenburg, 9. März. Diebstahl. Hirschwirt Rieker hier hatte sein Bargeld im Betrag von 1200 Mk. in seinem Bettkissen aufbewahrt in der Annahme, daß es hier am sichersten aufgehoben sei. Er sollte sich aber getäuscht haben. Mittwoch abend übernachtete bei ihm ein .Handwerksbursche. Seit dieser weg ist. ist auch das Geld verschwunden.