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Naaolder TasdlattDer Gesellschafter"

Mittwoch, S. März 1927

Die Vormittagssitzung des Völkerbundsrates Genf, 8. März. Die heutige Vormittagsjitzung des Völkerbundsrates begann gegen 10)4 Uhr und schloß wenige Minuten nach 11 Uhr, wobei sieben Punkte erledigt wurden. Einiges Interesse bot dabei die Frage des Presse­komitees des Völkerbundes, in Bezug auf die, entsprechend dem Anträge VanderocldeS, beschlossen wurde, am 24. Au­gust dieses Jahres eine Konferenz von etwa 40 Pressesach­verständigen nach Genf einzuberusen. Die Ernennung des Vorsitzenden soll noch in dieser Tagung durch den Rat er­folgen.

In der Frage der o st o b e r s ch l e s i s ch e n Schulen wurde ohne Diskussion die Bildung eines Unterkomi- teeS von drei Ratsmitgliedern, bestehend auS Urrutia- Eolumbien, van Troestewijk-Holland und Scialoja-Italien, beschlossen, -aS noch im Verlaufe dieser Tagung über die beiden Punkte, nämlich Beschwerde des deutschen Volks- bundes und Petitionen von 7041 polnischsprechenden Ost­oderschlesiern, deren Kindern der Besuch der deutschen Schule versagt worden war, berichtet werden soll. Die Schulfrage dürfte in einer der nächsten Sitzungen den Gegenstand^ öffentlicher Auseinandersetzungen bilden.

Heue Kämpfe in China

Paris. 8. März. Die Agentur Jndo-Paoifigue berichtet aus Peking: In der Provinz Honan haben Känipfe zwischen den Mukdeiurnppen und den Truppen Wupeit'ns begonnen. Seit 3 Tagen wird bei Kaifong gekämpft. Die Mukden- truppen scheinen im Vorteil zu sein. Ein Sowjethandels­schiff ist von Weißgardisten der Schantungtruppen beschlag- nahmt worden. Die Passagiere wurden gefangengenommen, darunter Frau Borodin. Die Sowjetmission in Peking so» deri in einer Protestnote ihre sofortige Freilassung.

Württemberg

Stuttgart, 8. März. Erhöhung der Arzthono­rare. Von zuständiger Seite wird mitgetenn Die Er­höhung der seitens der Krankenkassen in Württemberg zu gewährenden Vergütung für die ärztliche Tätigkeit war eine «umgängliche Folge des entsprechenden Vorgangs in Preu­ßen und den anderen Ländern. Das für die Festsetzung dieser «Gebühren zuständige Schiedsamt war bestrebt, die Erhöhung für die Krankenkassen so erträglich wie möglich zu gestalten «sd gleichzeitig doch den billigen Forderungen der Aerzte- fchaft gerecht zu werden. Eii^ verantwortungsvolle Ausgabe -er Organe der Krankenkassen ist es nun, ihre Einnahmen « Einklang mit den gesteigerten Ausgaben zu bringen. Sie «erden in erster Linie zu prüfen haben, ob die Mehrbelastung mcht auf andere Weise als durch Beitragserhöhung aus­geglichen werden kann: nur wo solcher Ausgleich sich als unmöglich erweist, darf zur Beitragserhöhung geschritten «erden. Die Versicherungsbehörden sind angewiesen, bei Behandlung von Anträgen auf Beitragserhöhung diesem Gesichtspunkt besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Antworten aus kleine Anfragen. Auf die Kleine Anfrage des Adg. Dr. Hölscher betr. Abbau von Werkstätten bei der Reichsbahn hat das Wirtschaftsministerium geantwortet, daß von dem Abbau in den Werkstätten der deutschen Reichs­bahn auch Württemberg betroffen wird. Der Reichsbahn- Lirektion Stuttgart ist der Abbau von. 130 Arbeitern aufer­legt worden: diese Zahl wird sich durch den normalen Ab­gang um etwa ein Drittel vermindern. Unter den abzubauen­den Arbeitern befindet sich eine Anzahl Handwerker. Deren Entlassung wird dem Handwerk im ganzen insofern zugute kommen, als das verbleibende Personal möglichst voll für die Unterhaltung der Bahnanlagen und der Fahrzeuge in An­spruch genommen werden muß. Die sonstigen Arbeiten wer­den daher mehr als bisher dem selbständigen Handwerk zu- sallen.

Mehrbelastung des würkk. Gewerbes. Der Abg. Dr. Wider (BPI hat folgende Kleine Anfrage gestellt: Nach der Rede des Reichsfinan.zministers besteht der Plan, die Be­wertung der Betr'ebsarundstücke n"ir ein me>ter»« Jnhr nach

den bisherigen Sätzen beizubehalten. Dadurch wird die Mehrbelastung des württ. Gewerbes gegenübe>- einigen nord­deutschen Industriezentren auf ein weiteres Jahr festgelegt und seine Konkurrenzfähigkeit vermindert. Was gedenkt di« württ. Regierung hiegegen zu tun?

Ehrung. Der preußische Kultusminister Becker sprach Professor Carl von Bach seine herzlichsten Glückwünsche zum 80. Geburtstaa aus. Der G>>meinderat Stuttgart hat Bnstnnmifl beschlossen, Staatsrat Dr. ing. E. von Bach W seinem 80. Geburtstag das Ehrenbürgerrecht zu verleihen.

Vorirag von Artur Mastraun. Der Hochmeister des Jung­deutschen Ordens, Artur Mahraun, der durch seine Ver­handlungen über die Aufhebung des Versailler Vertrags, die er mit nationalen Kreisen in Frankreich geführt bat, in letzter Zeit stark heroorgetreten ist, spricht am nächsten Sams­tag, den 12. März, abends 8 Uhr. im Saakbau Dinkelacker in Stuttgart über ..Jungdeutsche Ziele".

Betriebstechnische Ausstellung Stuttgart 1S27. Die Ar- beitsgemeinschaft Deutscher Betriebsingenieure, Ortsgruppe Stuttgart, veranstalte in Zusammenarbeit mit dem Arbeits­ausschuß für Rationalisierung im Handwerk mit dem Württ. Landesgewerbeamt und maßgebenden technischen Pereinen und Jndustrieverbänden im Mai und Juni des Jahrs auf dem Gewerbehallengelände in Stuttgart eine betriebstech­nische Ausstellung.

Kunstausstellung. Die Stuttgarter Sezession veranstaltet gemeinsam mit der Berliner Sezession in diesem Frühjahr von Mitte April bis Ende Mai ihre 4. Ausstellung im neuen Ausstellungsgebäude im Schloßgarten. Ausgestellt werde,i Werke der Malerei, Plastik und Graphik.

Der Mord in der Hasenbergstraße. Zu dem Mord, den her frühere Maler Paul Keil an der 30 I. a. Verkäuferin Julie Sachs in der Wohnung ihrer Eltern in der Hasenberg, ftraße verübt hat, wird noch berichtet, daß Keil zuletzt als Kantineverwalter tätig war und als solcher sich Verfehlun­gen gegen die Kasse zuschulden kommen ließ, weshalb er ent­lassen wurde. Keil hat hier Frau und Kinder, die aber ge­trennt von ihm leben und gegen die er sehr roh auftrat. Als Kantineserwalter hatte er die Julie Sachs kennen gelernt, die ihn zu ihren Eltern brachte. Als die Eltern erfuhren, daß Keil verheiratet ist, traten sie den Beziehungen ihrer Tochter zu Keil entgegen, dem die Sachssche Wohnung ver­boten wurde. Am Samstag mittag erschien Keil, nachdem er schon vorher mehrmals der Sachs aufgelauert hatte, in der Wohnung. Sie begaben sich in die Küche, wo die 60 I. a. Frau Sachs das Geschirr spülte, während der Vater des Mädchens auf der Veranda die Stiefel putzte. Ohne viel Umstände versetzte Keil der Geliebten vor den Augen der entsetzten Mutter zwei furchtbare Stiche ins Genick Die Mutter und Sachs kamen zu Hilfe und wollten Keil das Messer entwenden. Dieser war aber stärker und stach weiter simüos auf das Mädchen ein, dessen Leiche nicht weniger als ^5 Stiche aufweisen soll. Der Mörder suchte sich dann die Pulsader aufzuschneiden, er wurde verhaftet.

Aus dem Lande

Zuffenhausen, 8. März. Ueble Folgen einer Schwarzfahrt. Zwei junge Leute unternahmen am Samstag abend mit einem Auto, das vor einem Gasthaus stand, eine Schwarzfahrt ohne Licht und stießen dabei auf das Fuhrwerk des Stadtboten Raith auf. Dieser wurde vom Bock gescisteudert und von den scheuenden Pferden eine Strecke weit geschleift, wobei er schwere Verletzungen erlitt. Die Schwarzfahrer konnten verhaftet werden.

Böblingen, 8. März. Besuch des Reichswehr­ministers. Reichswehrminister Dr. Geßler besuchte Samstag nachmittag 3.30 Uhr mittelst eines Sonder-Flug- zeugs den hiesigen Flughafen. Nach kurzem Aufenthalt hat Dr. Geßler die Rückfahrt wieder angetreten.

Tübingen, 8. März. 7 0. Geburtstag. Am 9. März begeht der bekannte Jndologe und Sanskritist, Professor Dr. Garbe, seinen 70. Geburtstag. Seit 1895 in Tübingen, bot er eine aanre Generation zu seinen Füßen gesellen.

Trauung in der Hofburg

Aus alten Familienarchioen erzählt von Gabriele Hartenstein-Wien.

Rudolf von Riese, Dragonerleutnant zu Diensten der Kai­serin Maria Theresia, hatte im Mutwillen seiner zwanzig Jahre derartige Tollheiten verübt, daß der Wiener Hof den Atem an­hielt: mit seinem Schimmel wap er bei einer Uebung in Dörn­bach verwegen über einen Sarg gesprungen, den Bauern auf I ihren Schultern zum Friedhöf trugen, und eine Woche spater > verunzierte er bei einem Liebesmahle aus eitel Uebermut ein ! Bildnis des Ministers von Kaunitz, indem er dem freundlichen Kopf auf der Leinwand einen Backenbart von Kartoffelbrei I anschmierte.

Genug der Streiche!" rief die Kaiserin, und drei Tage später war der Leutnant strafweise in die Garnison Hartberg be­sohlen. Verdrossen bewegte er sich in dem alten Städtchen, und da eben Sonntag war. als er Hartberg näher besah, stellte er sich unter die Nußbäume am Hauptplatz, um die Bürgersleute in ihrem Staate zu beschauen, wenn sie vom Hochamt kamen. Die Gruppen waren vorübergewallt, als ein junges Mädchen, ganz allein und zu allerletzt, aus dem gotischen Torbogen trat: sie war in schwarzem Tuchkleide, ohne Hut, doch schöner als ein Kopfputz waren ihre rostgoldenen Haare, die in so schwerer Fülle gediehen, daß sie das zarte Haupt zu neigen schienen. Milde, versunken, gleichsam umweht noch von Weihrauch, er­schien sie wie ein Heiligenbild der Renaissance. Die bildhafte Erscheinung verschwand im Tore des giebeligen Gasthofs am Platze. Eine Frage an den Schankdiener, und Rudolf wußte, daß die Liebliche dort zu Hause war.

Bon da ab umschwärmte der Freiherr den Gasthof wie ein Sperber einen Taubenschlag: trank abends seinen Wein in der Wirtsstube und näherte sich der Blonden. Diese, kaum achtzehn Jahre alt geworden, erwiderte seine Werbungen zuerst mit Be­fangenheit, dann inZt einer Innigkeit ohnegleichen. Die Lieben­den wußten sich zu finden, wenn auch die Eltern noch so hart aus der Lauer lagen, und Monate heimlicher Seligkeit glitten an ihnen vorüber.

Da brachte einmal abends rin Kurier zwei Briefe für Ru­dolf, der erste, ein Amtsschreiben, befahl die Rückkehr in die Garnison Wien: der zweite trug die Schriftzüge der Gräfin Ilma, Rudolfs Verlobten. Diese, eine Hofdame, hatte die Ver­zeihung für den Freiherrn erwirkt und wartete voll Sehnsucht, Rudolf in ihre Arme zu schließen. Des Freiherrn Hände zit­terten, als er das Schreiben hinlegte: Ilma! Ach, ihr Bild war schon verdämmert in seinem Inneren!...

Eine gar dunkle Nacht brach herein über den Leichtfertigen, und am kommenden Morgen trat er mit seinem Geständnis wie ein Verurteilter vor Maria. Sie hörte ihn an mit einer Ruhe, als versteinere sie sich langsam, und als Rudolf die Fassungs­lose zu beschwichtigen suchte, erklärte sie ihm mühselig, daß die Folgen ihrer Liebe schon da wären.-

Mit kaltem Atem rauschte der Herbst einher, hob das Blatt­werk von den Aesten und verwandelte die leuchtenden Gras- leppiche in Asche.

Maria barg sich im Hause, seit Rudolf fort war: wohl hatte er ihr geschrieben, daß seine Verlobung gelöst sei. aber sie mochte daran nicht glauben. Ihr Gang hatte die Leichtigkeit verloren.

und die Herzensnot stand wie lodernde Verzweiflung in ihren grauen Augen. Die Mutter wurde nachdenklich bei solcher Wandlung ihrer Einzigen, drang in sie und vernahm das Un­faßbare.Der Vater wird Dich erschlagen!" rief sie und stand jetzt selbst in Heller Ratlosigkeit. Am Abend war beschlossen, daß Maria unter einem Vorwand nach Wien fahren solle, zu einer Tante, die oben einen Gasthos besaß. Mit der Kutsche ihres Vaters langte sie dort an. und die gute Verwandte nahm sie aus wie eine Tochter.

Am Nachmittag, nachdem die Müde der Ruhe gepflogen, stahl sie sich fort aus dem Hause. Wohin das wußte sie nicht. Straßen öffneten sich vor ihr, Plätze. Gärten; jetzt stand sie aus einer Brücke und sah befrachtete Schisse ziehen. Die Donau rauschte auf, und ihr Blick verhing sich schwer und schwerer in der Tiefe... Als ein Mann auf die düster Hingeneigte zukam, eilte sie stadtwärts, ins Ungewisse.

O welche Schönheiten rauschten jetzt an ihr vorüber! Pelz­werk, Diamanten hinter Scheiben, Goldschuhe, Spitzen. In den Kutschen saßen gepuderte Frauen und lächelten sanft, und über den Palästen wogte wie ein Schleiergebilde purpurner Dunst, der Kaiserstadt den Schein des Traumhaften verleihend. Die Einsame malte sich aus, wie strahlend erst die Welt sein mußte in der Kaiserburg, und jäh begann ein inneres Lachen sie zu schütteln: sie sie, die Arme, in Liebe verbunden mit einem Kavalier vom Hofe! Schwäche siel sie an; vor ihren Augen öffnete sich das Portal einer Kirche, und sie wankte hinein in den Stefansdom. In der Nähe des Hochaltars brach sie in die Knie, beugte sich tief und verhüllte das Haupt...

Die Stunden vergingen, und die Versunkene merkte nicht, wie dunkel und einsam die Kirche wurde. Jetzt knarrte ein Beicht­stuhl, und die hoheitsvolle Gestalt eines Priesters trat heraus: Monsignore d'Arezzo, der Erzbischof von Wien. Halb schon der Sakristei zugewandt, erblickte er die. Frauengestalt, welche reglos hingestreckt in einem seelischen Leid zu vergehen schien. Sanft rief er sie an. Sie hörte nicht. Da legte er ihr die Hand aus die Schulter.

Die Versunkene schrak zusammen. Betroffen von dem gramvollen Ausdruck der Züge, fragte sie der Bischof nach der Ursache ihrer Verzweiflung. Maria wollte sprechen: aber Trä­nen erstickten ihre Stimme. Nicht lange erwägend, bat sie der Hohe, am kommenden Morgen im bischöflichen Palaste vorzusprechen; er wolle sie in Privataudienz empfangen.

Und da erfuhr er ihr herbes Schicksal. Empörung loderte aus seinen Zügen, und er befahl dem Mädchen, auf der Stelle mit ihm zu kommen. Gütig wie ein Vater nahm er sie bei der Hand, führte sie über die Straße und kam bald in einen mäch­tigen Hof, wo Ofsiziere und Soldaten in ihren Paraderöcken so feierlich standen, als erwarteten sie die Kaiserin selbst.

Das alte Gebäude im Hintergrund war die Hofburg.

Noch war das Lever der Kaiserin nicht beendet. Eingehüllt in psaublauem Damast, die Puderquaste in der Hand, besah sich die Mächtige in einem Handspiegel aus Venezianer Glas. Ihre Lippen standen halb geöffnet. Sie lächelte.

Bei der Nachricht, daß der Kardinal dringend eine Audienz wünsche.cntließ sie eine Anzahl Hofdamen. Mit dem Bürger­mädchen an der Hand, trat der Bischof in das kaiserliche Gemach.

Maria erkannte, wer vor ihr war und verlor so sehr die Fassung, daßl'ie sich aus de» Teppich wari und da reglos, ivie zertreten. liegen blieb. Die e: üaunie Kaiserin vernahm, daß ein

Dr. Theo Beste, Prlvatdözent der Betriebswirtschafts­lehre an der Universität Bonn, wurde an Stelle von Prof. Dr. Eisfeld hierher berufen.

An der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen ist die Lehröerechtigung erteilt worden dem Assistenzarzt an der Chirurg. Klinik Dr. Emil Schempp für das Gebiet der Chirurgie, dem Assistenzarzt an der med. Poliklinik Dr. Freiherrn von Berschuer für das Gebiet der med. Ver­erbungslehre.

Rottenburg. 8. März. G e in ä l d e a n k a u f. Die Stadt­gemeinde Rottenburg a. N. hat das von Kunstmaler Alfons N a e g e l e - Bieringen gemalte prächtige Porträt des ver­storbenen Bischofs Paul Wilhelm von Keppler von Rotten­burg angekauft.

Hohenheim, 8. März. Schweres Fernbeben. Gestern vormittag 10 Uhr 40 Min. 8 Sek. begannen die hiesigen Erdbebeninstrumente ein schweres Fernbeben auf- zuzeichnen. Die Wellenbewegung dauerte etwa 2)4 Stunden. Die Berechnung der Erdentfernung ergibt sich zu 9200 Km. Der Herd ist in den nördlichen Randgebieten des Pazifischen O.zecms zu suchen.

Hausen ab Rottweil, 8. März. Waldbrand. Am Sonntag nachmittag entstand in einem zum Hofgut Ober­rotenstein, Gemeinde Hausen ab Rottweil, gehörender Wald­teil an der Eschach ein Brand. Von dem Feuer wurde eine Fläche von etwa 4 bis 5 Morgen ergriffen und der etwa 12 Jahre alte Forchen- und Fichtenbestand teilweise vernichtet. Der Braus) wurde von sog.Wandervögeln", vermutlich aus Schwenningen, durch Fahrlässigkeit ver­ursacht.

Balingen, 8. März. ErrichtungeinesArbeits- gerichts. Iui Rathaus fand unter dem Vorsitz des Ober­amtsvorstands eine zahlreich besuchte Versammlung statt, die sich mit der Frage der Errichtung eines Arbeitsgerichts im Oberamtsbezirk Balingen befaßte. Der Vorsitzende wies in seinen einleitenden Ausführungen u. a. darauf hin, daß sich zurzeit im Oberamtsbszirk Balingen 2750 selbständige Gewerbetreibende, etwa 25 009 Arbeitnehmer im Oberamts­bezirk Arbeit finden. Es wurde einstimmig eine Entschlie­ßung angenommen, in der zum Ausdruck gebracht wurde, daß die Versammlung der sicheren Ueberzeugung ist, daß im Hinblick auf die wirtschaftliche Bedeutung des Oberamts­bezirks demnächst ein Arbeitsgericht im hiesigen Bezirk er­richtet werden müsse. Diese Entschließung soll dem Justiz­ministerium uckd dem Wirtschnftsministerium vorgelegt werden.

8. Uärz. Das ersteGewitter- In den Rachrnktt»»Wfknch«i ballten sich am Sonntag schwarze Wol- kenmcMvn Mammen und heftiges Donnerrollen konnte man hören Da» Gewitter zog dem Härtsfeld zu und entlud sich unter Blitz und Donner mit starkem Hagelschlag. Auch Hei- denhenn wutckr mit dem Hagel noch leicht gestreift.

Alm, 8. Mörz. F u n k e n s o n n t a g. Dem alten Brauch, aus Freude über den zunehmenden Tag Feuer zu entzün­den. wurde auch sm vergangenen Sonntag, dem sogen. Fun­kensonntag, im Bayerischen und im Oberland wieder vieler­orts gehuldigt. Mächtige Feuer sah man zum abendlichen Himmel emporlohen.

Diberach, 8. März. Jubiläum. Am 1. März 19A konnte die G.m.b.H.Anzeiger vom Oberland" aus eine 25jährige Gründungszeit zurückblicken.

Weingarten, 8. März. Der 7. Vertretertag der G e m e i n d e p o l i z e i b e a m t e n im Zentralverband württ. Gemeinde- und Körperschaftsbecimter wurde am Sonntag hier abgehalten. In einer Entschließung wurde die Aenderung des Körperschastsbesoldungsgesetzes dankbar an­erkannt, andererseits soll aber auf eine Verbesserung in der Eingruppierung der nicht polizeischulmäßig vorgebil­deten Gemeindebeamten hingewirkt werden. Schwenv wurde einstimmig wieder zum Vorsitzenden gewählt.

Kavalier vom Hofe die Unglückliche betört und verführ: habe.

Wer ist der Schurke?" brauste sie auf.

Der junge Freiherr von Riese" lautete die Antwort.

Mit ihren Knappen, herrischen Schritten bewegte sich die Kaiserin durch den Raum und als sie, hochaufgerichtet inne hielt, stand Unerschütterliches in ihren Mienen; der Befehl lautete, daß Rudols von Riese aus der Steile vor ihr zu erschei­nen habe. Einer Hofdame sagte sie etwas in französischer Sprache, und die anmutige Person hob die Hingestreckto auf und führte sie in den angrenzenden blauen Salon,

Eine halbe Stunde später trat, kindhaft sorglos, Rudolf ein. Mit ihren Hellen, gescheiten Augen musterte ihn die Kai­serin und fragte, ob er sich schuldig bekenne, ein Mädchen ver­führt zu haben. Der Freiherr erbleichte, trat einen Schritt zu­rück: doch leugnete er.

Dringender klang die Frage der Kaiserin, Die Hand auf der Brust, bekräftigte Rudolf seine Aussage, Ta machte die Fürstin eine Bewegung, und die Flügeltüren rauschten auf vom blauen Salon.

Eine scheue, holdselige Braut wandelte langsam über den Teppich, umwallt von Schleiern und Myrthen ... Wie vor einer spukhaften Erscheinung wich der Freiherr zurück:Maria!"

Dunkel und streng klang die Stimme der Kaiserin, da sie befahl:Die Trauung wird auf der Stelle vollzogen."

Der Sakristan hatte kaum Zeit gehabt die Kerzen zu ent­zünden, als schon die Brautleute eintraten, mit der Kaiserin und zwei Hofkavalieren im Gefolge.

Im Chorhemd trat Monsignore d'Arezzo auf den Altar, und durch die Stille der Hofkapelle fielen ernste, tiefe Worte von der Liebe, die nimmer aufhören soll. Als dann der Kir­chenfürst das Treuwort verlangte, erstickte fast die Antwort der Braut in den tränendurchnäßten Schleiern; aus dem Munde des Freiherrn aber kam ein entschlossenes, klingendesJa", und ein jeder fühlte, daß er dem Mädchen, dem er seinen Na­men gab. mit allen Fasern des Herzens zugeneigt war. Als die Ringe gewechselt waren, führte der Kardinal die Vermählten vor den Betstuhl der Kaiserin. Die Strenge lächelte jetzt, streifte ihren herrlichen Rubinring vom Finger und steckte ihn der Braut an die Hand, mit den Worten:Seid beide glücklich und be­wahret den Ring zum Andenken an diese Stunde."-

Familienbücher erzählen, daß die Vermählten das strah­lendste Paar an der Kaiserin Hofe wurden. Ein Knabe kam zur Welt, das Ebenbild des Vaters, ein glückliches Kind der Liebe. Als die Kaiserin im Chorhause erschien, den Kleinen aus der Taufe zu heben, meinte sie scherzend zum Kardinal:Mit Was­ser nicht gespart, Eminenz! Wir wollen ihm den Leichtsinn gleich vom Leibe waschen, dem kleinen freiherrlichen Riese!"

Nur Fingerzeige.

Wer Unrecht leidet, sinne nicht aus Rache: Vergeltung bleibt am besten Schicksalssache.

Er lasse sich genügen an den, Borne Der sprudelnd spricht von einem Recht zum Zorne! Vollendet aber wäre, wer noch Liebe In Feindes Not zu üben fähig bliebe!

Nur Fingerzeige sind das, keine Pflichten;

Ter Edle aber wird sich danach richten.