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Weihnachtsmann und Christkind

Von Dozent Dr. H. Schmidt (Ebhausen)

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Der Weihnachtsmann ist, so kann man wohi sagen, eine nord- oder niederdeutsche Angelegenheit. Er ist natürlich überall in deutschen Landen bekannt; dafür sorgen schon die Bilderbücher und die vielen schö­nen Geschichten in den Zeitungen. Was da manchmal über die Herkunft des Weihnachts­mannes aus vorchristlichen germanischen Glaubensvorstellungen gesagt wird, ist noch heftig umstritten. Die zuständ'gen Gelehrten zerbrechen sich selbst und beinahe auch ge­genseitig d e Köpfe darüber. Wir wollen uns aber e ! nfach mit der Tatsache begnügen, daß der Weihnachtsmann da ist und daß er mit großer Wahrscheinlichkeit auch aus dem ger­manischen Altertum stammt

Es ist immerhin auffallend, daß, wie er­wähnt, es hauptsächlich in Norddeutschland der Weihnachtsmann ist, der am He : ligabend den Kindern d e Geschenke bringt. D ! e Kin­der in Westfalen und Thüringen, in Sachsen und im westlichen Schlesien kennen ihn noch; aber die Kinder in Os+schlesien und Ober­schlesien. im Rheinland und in ganz Süd- deutschlnnd kennen ihn nicht. Selbstverständ­lich gibt es auch in d : esen Landstrichen, in die kc'n Weihnachtsmann kommt, zu Weih­nachten Geschenke. Diese Ge-chenke werden aber hier vom Christkind gebra"ht. Das Chris*kmd muß bri den K : ndmn offenbar sehr behebt s°in. Man k-nn das verstehen: Der Weihnachtsmann m-'t seinen schweren Stiefeln, dem großen Mantel, mit dem langen B-mt und den busclvgen Augenbrauen ist, wenn er auch no"h so freundl'oh auftritt. ebm ein Mann, der irgendwom Hmt^rg^u^d ve-borTn do"h die strafende Rute hat. So ist ein edler Wettstreit entstanden zwischen Weihnachtsmann und Christkind, der :'m deut­schen Norden auseelragsn wi-d. Auf der einen Seite steht d>e germanisch-männliche Gcs+alt des Weihna"htsmann's, auf der anderen d ; e christlich-milde des Christkindes. Beide wett­eifern nrtemarder um die Zuneigung des deutschen Kindes.

Wie sich in vielen Erscheinungen die Eigen­arten der deutschen Stämme erkennen lassen, so auch bei den Gestalten, die nach der Mei­nung der Kmder zu Weihnachten die Ge­schenke bringen Denn neben Weihnachts­mann und Christkind gibt es noch andere Bezeichnungen, d e d^sebe Gestalt meinen, und aurii noch and re Gestalten überhaunt. D^m Chris'kind gleichbedeutend ist das Kinjees <K : nd Jesus) der Schleswig- Holsteiner ode- derheilige Christ in Thüringen und Sachsen. In Südbad'm kommt das Weihnachtskind, die Thüringer und Erzgebirgler kennen auch no'-h das B o r n k i n d. DiesesBorn dürfte von dem mittelhochdeutschen WortBarn für Krippe herkommen, alsoKrippenkind. Einen W eihnachtsschenker gibt es auch, nämlich in der Nähe von Stettin. Wiederum in Thüringen und in Sachsen gesellt sich zu den bisher genannten noch derKnecht Rup- r e c h t, der manchmal auchH ans Rup­recht genannt wird. Der Ruprecht ist ja

sonst auch als Begleiter des Nikolaus, des Christkindes und des Weihnachtsmannes be­kannt.

Aus der Adventszeit mit ihren mannig­fachen Bräuchen kommen derPelzmärte (Pelz-Martin) im badischen und württember- gischen Franken und derP e 1 z n i c k e 1 (Pelz-Nikolaus) im Hunsrück. Das Christkind wird in Niederschlesien von seinem Vater, demJussuff (Josef), äbgelöst. Im Bayeri­schen Wald erscheint nun der Geschenkebrin­

ger zu Weihnachten als eine recht sonderbare Gestalt. Da kommt in der Weihnacht das goldene Rösse 1, während sich im Tschechischen drüben, in der deutschen Sprach­insel Iglau, die Kinder von einemgolde­nen Wagerl erzählen, das die schönen Gaben am Heiligabend heranfährt. Da wir gerade bei den Deutschen außerhalb der Reichsgrenzen sind, noch einige hübsche Bei­spiele: In Oesterreich ist es natürlich das Christkind, in der Zips dasJesulei n. Bei den Siebenbürger Sachsen kennen d : e Kinder denC hr i s t m a n n, denCh rist- eng e 1 oder gar dasChristferke 1!

(entstanden 1932)

reichen sächsischen Erzgebirge finden wiFcten Weihnachtsbaum bei der ländlichen Bevöl­kerung erst von der Mitte des 19. Jahrhun­derts ab.

Im Jahre 1807 konnte man in Dresden fer­tig geschmückte Weihnachtsbäume kaufen, die

Tanne und Mistelzweig

Können wir uns eine Weihnachtsfeier ohne den geschmückten Christbaum im Glanz sei­ner Kerzen vorstellen? Er steht im M : ttel- punkt dieses Festes, das gerade in Deutsch­land als das schönste Fest der Famil'e ge­feiert wird. Oft schon hat man gehört, daß Deutsche, die im Ausland leben, kerne Mühe und Kosten gescheut haben, um an Weih­nachten ein geschmücktes Tannenbäumchen in ihr Zimmer stellen zu können. Schon vor Jahrhunderten kannte man den C'iristbaum, auch damals behängte man ihn, ähnlich wie heute, mit glitzerndem Tand, bunten Bänd-rn und Back- und Zuckerwerk; snäter brachte man auf seinen Zweigen noch Kerzen an und ließ ihn im Lichterglanz erstrahlen.

Unsere Urahnen schmückten ihre Häuser an den besonderen Festen des Jahres mit grünen, oft auch blühenden Bäumen und Zweigen. So war es bei d~n alten Germanen üblich, am Fest der Wintersonnenwende grüne Tannenzweige in den Behausungen an- zubringen. Als man dann das christliche Weihnachtsfest zu feiern begann, blieb dieser Brauch bestehen, die Wohnungen mit Tannen­grün oder auch mit künstlich getriebenen Blumenzweigen zu schmücken, bis sich später allgemein der Christbaum einbürgerte.

Ebenso undenkbar, w : e bei ffns das Weih- nachtsf'st ohne Tannenbaum ist, so ist es in England ohne den altherkömmlichen, immer­

grünen Mistelzweig. Auch dieser Brauch geht auf eine uralte Sitte zurück. Schon im Alter­tum stand die Mistel bei den Kelten und Griechen wie auch bei den Germanen in ho­hem Ansehen. Man sagte ihr Heilkraft gegen verschiedene Krankheiten nach. Ebenso glaubte man, daß ihr eine belebende Kraft innewohne, die allerlei Uebel und Zauberei banne. Ihre gegabelten Zweige sollen das Vor­bild der Zauberrute und auch der Wünschel­rute gewesen sein. Auch als Svmbol der w e- der zunehmenden Kraft des Sonnenlichts ist der immergrüne Strauch betrachtet worden.

Selbst in unseren sogenannten aufgeklärten Zeiten erblickt der Aberglaube in manchen Ländern in der Mistei eine geheimnisvolle Segenspenderin. Ein Ring aus Mistelholz soll den Träger vor Krankheiten bewahren, so nimmt man in einer Gegend Schwedens an. In Teilen Südfrankreichs wird in die Wiege des Säuglings ein Mistelzweig gehängt, damit er dem K : nd Glück bringe. Wenn auch die Mistel im Lauf der Zeit von ihrem geheimnis­vollen Zauber eingebüßt hat, so ist sie doch in England nach wie vor sehr beliebt. Ihre frischen grünen Zweige, m t weißen Beeren reich behängt, dienen als Schmuck zur Weih­nachtszeit für Zimmer und Tafel. Nach einem alten Brauch darf sogar das unter einem auf­gehängten Mistelzweig überraschte Mädchen ohne Strafe geküßt werden. H.B.

Wann brannte der erste Weihnachtsbaum?

Um das heidnische Fest der Wintersonnen­wende aus der jungen Kirche zu verdrängen, führte der römische Bischof Liberius das Jesusgeburtstagsfest ein, dessen Feier zum ersten Male im Rom am 25. Dezember 354 begangen wurde. D e Synode zu Mainz ord­nete 813 für Deutschland die Feier dieses Festes an. Um das Jahr 1000 kam die Bezeich­nungWeihnachten auf. S e stammt aus dem mitteldeutschenwich = he : l : g undnaht = nacht, offenbar eine freie Verdeutschung von ,.nox sanctissima = heiligste Nacht. Es ins 14. Jahrhundert hinein hat d e Kirche kämp- f n müssen, um aus ihrer krchlichen Feier ein wirkliches volkstümliches Fest zu machen.

In Indien kennt man seit vielen Jahrhun­derten ein ähnliches Fest. Reisende berichten schon 1503, daß sie in Tempeln viele Bäume

fanden, an denen Lichter angebracht waren. Inwiefern dieser indische Lichterbaum mit der christlichen Weihnacht zusammenhängt, w ssen wir nicht.

Die älteste Nachricht über unsern deutschen Weihnachtsbaum stammt aus dem Jahr 1605, aus Straßburg im Elsaß. Vierzig Jahre später wird die von dort übernommene Sitte, den Baum nrt Aepfeln, Zischgold, Zuckersachen usw zu behängen, bereits bekämpft. Nur ganz langsam breitete sich der Weihnachtsbaum über ganz Deutschland aus. Goethe berichtet inWerthers Leiden von einer Weihnachts­feier in Leipzig, bei derder aufgeputzte Baum mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Aepfeln in paradiesische Entzückung versetzt. In Ost- und Westpreußen, in Pommern, Meck­lenburg, Schleswig-Holstein und im wald-

mit allem möglichen Zierrat versehen und mit Kurzen geschmückt waren.

Die Zigeuner feiern Weihnachten bei einer Tanne und bei einem Weidenbaum. Nacn ihrem Glauben wird am Tage der Winter­sonnenwende der Allsamenbaum sichtbar. Es ist das jener heilige Baum Indiens, der die Samen aller Pflanzen trägt.

Unser Weihnachtsbaum, ohne den wir uns Weihnachten gar nicht vorstellen können, > s also eine noch verhältnismäßig junge Sitte.

Weihnachtsglocken

O Winterwaldnacht, stumm und hehr, mit deinen eisumglänzten Zweigen, lautlos und pfadlos, sclmeelastsdiwer- wie ist das groß dein stolzes Schweigen!

Es blinkt der Vollmond klar und kalt; in tausend funkelharten Ketten sind festgeschmiedet Berg und Wald, nichts kann von diesem Bann erretten.

Der Vogel fällt, das Wild bricht ein, der Quell erstarrt, die Fichten beben; so ringt den großen Kampf ums Sein ein tausendfaches banges Leben.

Doch in den Dörfern traut und sacht, da läuten heut zur Welt hienieden die Weihnachtsglocken durch die Nacht ihr Wunderlied vom ewgen Frieden.

Karl Stielet