SÜDWESTDEUTSCHE CHRONIK
WIRTSCHAFT
Einfuhrsperre wirkt sich aus Bodenseeäpfel finden gnte Abnahme TETTNANG. Auf dem Bodenseeobstmarkt beginnt sich jetzt die neue Einfuhrsperre für Kernobst auszuwirken. Das zu den Tettnanger Versteigerungen angeführte Obst findet bei steigenden Preisen recht gute Abnahme. Gefragt sind vom Großhandel vor allem bestsortierte Qualitäten. Bei der Dienstagversteigerung wurden für 1 Zentner Goldparmänen in sehr guter Aufmachung bis zu 38 DM bezahlt. Die Preise für A-Ware je nach Sorte lagen zwischen 15 und U DM.
Für die Agrar-Union
Die Europa-Union zum Grünen Plan ESSLINGEN. (EP.) Anläßlich der 4. Jahrestagung der Europa-Union in Eßlingen vom 24. bis 26. Oktober wurde in einem besonderen Ausschuß „Grüner Plan“ die positive Perspektive der Agrarunion herausgestellt. Schon in nächster Zukunft komme es darauf an, in allen Teilen Europas jeden Quadratmeter Boden und jede Arbeitskraft gleich rationell zu nutzen. Um aber dieses Ziel nicht durch künstliche Maßnahme oder Zwangsmethoden, sondern über eine freie Entwicklung zu erreichen, sei es unerläßlich, zunächst einen einheitlichen europäischen Agrarmarkt zu schaffen
Börsen: Lustlose Haltung
STUTTGART. Die Börsen in der Bundesrepublik verkehrten auch am Dienstag in lustloser Haltung. Das an den Markt kommende Material wurde zumeist nur zu niedrigeren Notierungen aufgenom- men. Anhaltender. Verkaufsdruck in TG-Farben- Aktien ließ den Kurs für effektive Stücke bis l*/i und Girostücke bis 3 Prozent absinken. Auch Montanwerte büßten durchschnittlich 1—3 Prozent ein; lediglich Hoesch und Gutehoffnungshütte konnten ihre Kurse befestigen. In Stuttgart war die Tendenz am Markt der heimischen Werte uneinheitlich. NSU mußten vier und Daimler drei Prozent nachleben.
FRANKFURT. Pkw-Oktober-Produktion annähernd gehalten. — Mit einer Produktion von etwa H 000 Personenkraftwagen konnte die Automobilindustrie der Bundesrepublik im Oktober ihren im September erreichten Nachkriegshöchststand von M 328 Einheiten (einschließlich Kleinomnibussen und Krankenkraftwagen) in etwa behaupten. Die einzelnen Werke produzierten (soweit gemeldet): Daimler-Benz 5397 (Vormonat 5112) Fahrzeuge, davon 3663 (3302) Pkw, 1290 (1387) Lkw, 169 (149) Omnibusse und Obusse, sowie 275 (274) Unimog; Auto-Union : 2378 DKW „Meisterklasse 1 ', ferner 1631 DKW-Motorräder und 621 DKW-Schnellaster •h-Tonner; Bremische Automobillndu- Itrie insgesamt 3299 (3368) Fahrzeuge, und zwar Borgward 1266 (1232), Goliath 1033 (1136) und Lloyd 1000 (1000) Fahrzeuge; Tempo: 1033 Fahrzeuge; Maglrus: 419 (451) Lkw Typ S 3500 105 (15), Lkw Typ S 6500: ferner 33 (28) Omnibusse O 3500.
Warum stürzte die Fabrik in Pfullingen ein?
Das Ergebnis der Untersuchungen zweier Sachverständigen
Reutlingen. Zwei Monate lang führten Bausachverständige eingehende Untersuchungen über den Einsturz des Fabrikgebäudes der Firma Gebrüder Wendler in Pfullingen am 12. März 1952, dem sechs Menschenleben zum Opfer fielen. Nunmehr liegen die Sachverständigengutachten von Prof. Dr.-Ing. Kurt Walz, Stuttgart, und Dipl.-Ing. Louis Wintergerst, Eßlingen, vor, die auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Tübingen angefertigt wurden.
Prof. Walz stellt in seinem Gutachten fest, daß der Einsturz durch den Bruch einer oder einiger Säulen am Kopf eingeleitet wurde. Die ermittelte durchschnittliche Druckfestigkeit des Säulenbetons von 63,5 kg je qm stelle nur etwa ein Drittel der geforderten Festigkeit von 180 kg je qm dar. Abschließend heißt es in dem Gutachten, daß bei sachgemäßer Bauüberwachung die von Anfang an bekannte ungenügende Festigkeit der Säulen Anlaß für baupolizeiliche Maßnahmen und
Aufmerksamkeit dem Bau gegenüber hätte sein müssen. Als wesentliche Ursache für den Einsturz des Gebäudes bezeichnet Dipl.-Ing. Wintergerst Fehler bei der Bauausführung und statischen Berechnung sowie größere Eigengewichtslasten, als in der Berechnung angenommen. Wintergerst betont die „ungenügende Sachkenntnis oder Verantwortungslosigkeit des Bauunternehmers und die mangelnde Sorgfalt bei der Bauüberwachung“.
Auch nach Vorliegen der beiden Gutachten ist der Fall des Gebäudeeinsturzes noch keineswegs geklärt. Die Stadt Pfullingen, die von der Firma Wendler auf Schadenersatz in Höhe von 2 Millionen DM verklagt wurde, brachte u. a. zum Ausdrude, daß der § 33 der Württ. Bauordnung von 1910 maßgebend sei, wonach die Bauherrschaft die Verantwortung für die Ausführung des Bauwerks trägt. Die an der Ausführung des Baus beteiligten Personen seien inzwischen sämtlich verstorben.
Aus Südwürttemberg
Gefängnis für eine Zahnärztin Hechingen. Nach einer langwierigen Voruntersuchung verurteilte das Landgericht Hechingen eine Zahnärztin wegen fortgesetzten Betrugs zu drei Monaten Gefängnis. Die Zahnärztin hatte den Krankenkassen Leistungen berechnet, die sie nie ausgeführt hatte. Dem Strafverfahren folgt nunmehr eine Schadensersatzklage der geschädigten Krankenkassen. Das betrügerische Verhalten der Zahnärztin führte außerdem zum Verlust der Kassenpraxis.
Südost-Vertriebene wehren sich Ehingen. Gegen die Umrechnungsbestimmungen des Lastenausgleichs,, durch die sich die aus den Südoststaaten Ungarn, Jugoslawien und Rumänien stammenden Heimatvertriebenen benachteiligt fühlen, wandte sich die Landsmannschaft der Donauschwaben auf einer Tagung in Ehingen. In einer Entschließung an die zuständigen Stellen bezeichnen es die Donauschwaben als ein untragbares Unrecht, daß die Werte ihrer Vermögen zu Umrechnungskursen abgegolten werden sollen, die nach der Besetzung der Heimatländer von der Besatzungsmacht einseitig und willkürlich festgesetzt worden seien.
Tagung der Wirtschaftsprüfer
Sigmaringen. Die Kammer der Wirtsehafts- und Steuersachverständigen in Württemberg- Hohenzollern hält am Samstag In Sigmaringen eine ordentliche Mitgliederversammlung ab. bei der außer der Neuwahl des Kammerpräsidiums Fragen des Lastenausgleichs und der Wirtschaftsfinanzierung behandelt werden.
ln der Holzladung versteckt Friedrichshafen. Durch Klopfgeräusche aufmerksam geworden, holten kürzlich Bahnbeamte aus einem mit Holz beladenen Eisenbahnwaggon zwei junge Burschen heraus. Sie waren aus der Ostzone geflüchtet. Ein mit Brettern abgedecktes Lager hatte ihnen als schmales und wenig komfortables Versteck gedient. Sie waren seit zehn Tagen unterwegs und sehr erstaunt, daß sie bereits in Friedrichshafen am Bodensee, weit entfernt von der Zonengrenze, gelandet waren. Aber
Wo steckt der Mörder?
Mannheim. Bei dem Täter, der in der Nacht zum 2. November bei Altlußheim, Landkreis Mannheim, ein 19jähriges Mädchen aus sexuellen Motiven ermordet hat, handelt es sich nach Ansicht des Oberstaatsanwalts beim Landgericht Mannheim um einen reisenden Verbrecher, der wie folgt beschrieben wird: Alter zwischen 23 und 28 Jahren, 1,68—1,70 m groß, kräftige Gestalt, ovales Gesicht und blasse Hautfarbe, spitze Nase und hellblondes, dichtes, langes Haar. Er spricht Schriftdeutsch mit leicht pfälzischem oder sächsischem Einschlag.
Hunger und noch mehr der Durst, den sie vergeblich durch in ihr Lager eingesickertes Hegenwasser zu stillen versuchten, hatten sie aus ihrem Versteck getrieben.
Brände durch zündelnde Kinder
Ravensburg. Zündelnde Kinder setzten am Samstag einen Heuschober in der Nähe des Rahlenhofes in Weißenau, Kreis Ravensburg, in Brand. Da die Feuerwehr rechtzeitig eingreifen konnte, verbrannten nur 55 von insgesamt 800 Zentnern Heu. In der letzten Zeit sind im Oberland fast Woche für Woche Brände durch zündelnde Kinder verursacht worden.
Trauerfeier für Helene Junghans
Schwenningen. Im Krematorium von Schwenningen fand am Dienstag die Einäscherung der im Alter von 71 Jahren verstorbenen Ehrenbürgerin und Wohltäterin Schrambergs. Frau Helene Junghans, statt. Neben Vertretern der beiden Städte, des Kultministeriums und der Firma Junghans würdigte Bürgermeister Kolb, Schramberg, die guten Werke der Verstorbenen zum Wohl der Uhrenstadt Schramberg.
Aus Baden
Kurse Umschau im Lande
Ein französischer Soldat wurde in der Nähe von Mengen, Kreis Saulgau, am Montagabend von einem Lastzug angefahren und tödlich verletzt. Der Fahrer will den Fußgänger erst im letzten Augenblick bemerkt haben.
Becks Jahre Zuchthaus erhielt ein 28jähriger Einbrecher in Stuttgart. Bei seinen 14 Einbrüchen in Stuttgarter Textilgeschäften hatte er Waren im Wert von 25 000 DM erbeutet. Der Mann hat sich in den Geschäften meistens noch die Zeit genommen, sich Spielsachen anzusehen und sogar damit zu spielen.
Fluchtartig brachten sich am Dienstag in Lörrach die Passanten in Sicherheit, als ein betrunkener Kraftfahrer sein Auto im Zickzackkurs durch das belebte Stadtzentrum steuerte. Der Wagen prallte schließlich vor einem Geschäft fegen den Bürgersteig und kippte um. Der Fahrer, der unverletzt blieb, wurde sofort festgenommen. Sein Führerschein wurde eingezogen.
Eine stundenlange Schlägerei bildete den Abschluß einer Hochzeitsfeier in Perouse im Kreis Leonberg. Als die Streife der Landespolizei eintraf, war die Einrichtung der Gastwirtschaft bereits teilweise demoliert.
Ein Todesopfer und zwei Schwerverletzte forderte ein Verkehrsunfall auf der Autobahn zwischen Karlsruhe und Heidelberg, als ein amerikanischer Personenwagen eine Absperrung durchfuhr, ins Schleudern geriet und gegen einen entgegenkommenden Lastzug prallte.
Ihren Verletzungen erlegen ist die Beifahrerin •Ines 27jährigen Landwirts, der mit seinem Mo
torrad auf der Straße Nellingen—Eßlingen von einem überholenden Pkw auf dem überhöhten Fahrdamm der Straßenbahn abgedrängt wurde. Motorradfahrer und Beifahrerin hatten Schädel- brüche erlitten.
80 000 DM Sachschaden entstand bei einem Ver- kehrsunfail in Kirchheim am Neckar, als ein Lastzug gegen eine Scheune prallte und zuvor einen Pkw demolierte. Die Zugmaschine des Lastzugs stürzte um und wurde vom auffahrenden Anhänger zertrümmert. Der Fahrer blieb unverletzt
Einsturzgefahr bei einem Bahnhof Appenweier. Das Obergeschoß des während des Krieges schwer beschädigten Bahnhofs in Appenweier mußte kürzlich wegen Einsturzgefahr abgebrochen werden. Der Wiederaufbau des Bahnhofs, der ein wichtiger Knotenpunkt der Rheintal- und Renchtalstrecke ist, verzögert sich, da die finanziellen Mittel bisher nicht aufgebracht werden konnten.
Ein Versprechen eingelöst Offenburg. Im Frühjahr 1945 gelobte die Gemeinde Nußbach im Renchtal, wenn sie vom Krieg verschont bleibe, werde sie dem heiligen Judas Thaddäus eine Kapelle errichien. Unweit der viel besuchten Wallfahrtskapelle St. Wendel am Ortenauer Weinpfad entstand nun eine kleine Kapelle, die in den letzten Tagen fertiggestellt wurde. In unmittelbarer Nachbarschaft liegen noch die Trümmer der ehemaligen Westwallfestung Meisenbühl.
Villinger Stadtrat protestiert Villingen. Der Stadtrat von Villingen protestierte in einer öffentlichen Sitzung gegen den Plan, das ehemalige deutsche Munitionslager bei den Villinger Schießständen um das Zehnfache zu vergrößern. OBM Kern verlangte eine Sicherheitsgarantie für die 30 000 Einwohner zählende Stadt und wies außerdem auf die ernstliche Gefährdung des Kur- und Fremdenverkehrs bei einer Erweiterung des Lagers hin.
„Hindernisrennen“ auf der Hauptstraße Freiburg. Mit seinem Wagen galoppierte ein scheuendes Pferd, das in einer Hauptverkehrs-
Quer durch den Sport
Stand der beiden Sechstage-Rennen
Beim Münchener Sechstage-Rennen kam es am gestrigen letzten Nachmittag nicht zu den erwarteten Kämpfen der Spitzenmannschaften. Zu Beginn des letzten Abends waren nur noch neun der gestarteten zwölf Mannschaften im Rennen. Der Dortmunder Gustav Kilian stieg am Spätnachmittag wegen schwerer Hautschäden vom Sattel. Nach 138 Stunden waren 3314,95 km zurückgelegt, eine außerordentliche Strecke, mit der andere Rennen meist abgeschlossen wurden. Es führen: Strom/Hörmann 298 F., eine Runde zurück: 2. Carrara/Forlini 534 P., zwei Runden zurück: 3. Zehnder/Preiskeit.
In Frankfurt hielten Hugo Koblet/Armin von Büren auch gestern nachmittag die Spitze. Am Spätnachmittag waren nach 91 Stunden 1987 km zurückgelegt mit folgenden Mannschaften auf den vorderen Plätzen: 1. Koblet/von Büren 338 Punkte, 2. Roth/Bucher 307 Punkte, 3. Terruzzi/Intra 290 P.
Kurz berichtet
Der 46jährige Autorennfahrer Toni Ulmen, mehrfacher deutscher Wagenmeister, will vom aktiven Autorennsport zurücktreten. Ulmen saß von 1925 an bei zahlreichen Rennen hinter dem Volant,
In der Novemberrangliste des amerikanischen Box-Fachblattes „The Ring" ist als einziger Deutscher unter den ersten Zehn von acht Gewichtsklassen nur Europameister Heinz Neuhaus (Dortmund) hinter dem Engländer Johnny Wiliams auf dem neunten Platz vertreten. Der Belgier Karel Sys steht auf dem zehnten Platz.
Bei einem weiteren Start in Irland konnte die deutsche Amateurboxstäffel in Enniskillen einen 5:1-Sieg erringen. Deutsche Punktsiege holten Kor- schewski, Rienhardt, Schilling, Wemhöner und Kistner.
Der deutsche Fußball-Vizemeister FC Saarbrücken schlug gestern eine holländische Fußball-Nationalmannschaft mit 3:2 (1:1) Toren.
Straße Freiburgs „parkte“, davon, blieb nach 30 Meter mit dem Wagen an einem parkenden Lieferwagen hängen, riß sich los und stürmte mit der naehschleifenden Deichsel weiter. Als das völlig verstörte Tier einen die Fahrbahn überquerenden Personenwagen zu überspringen versuchte, blieb es an der Kühlerhaube hängen, übersehlug sich auf dem Dach des Wagens und stürzte auf die Fahrbahn. Trotzdem kam es sofort wieder auf die Beine und konnte von zwei Passanten angehalten werden. Während das Pferd bei dem ungewöhnlichen „Hindernisrennen" nur leichte Verletzungen erlitt, entstand an den Fahrzeugen ein Schaden von etwa 1500 DM.
Fahrzeuge auf dem Präsentierteller
Lörrach. Die Zollfahndungsbehörden im deusch- schweizerischen Grenzraum haben jetzt an der wichtigen Übergangsstelle Lörrach-Riehen bei Basel ein neues System entwickelt, um den motorisierten Kaffeeschmugglem auf die Schliche zu kommen. Es wurde eine betonierte Auto- Kontrollgrube angelegt, die es ohne Umständlichkeiten gestattet, Kraftfahrzeuge auch von unten her genau zu „durchleuchten". Bisher mußten sich die Kontrollbeamten bei schmuggelverdächtigen Kraftfahrzeugen meist auf das Abklopfen der Fahrzeugböden beschränken oder jeweils unter den Wagen kriechen.
Blick über die Grenzen
Schrankenwärterin rettet sechs Personen
Straßburg. Mit einer Laterne eilte eine geistesgegenwärtige Schrankenwärterin an einem Bahnübergang zwischen den elsässischen Ortschaften Issenheim und Cemay einer herannahenden Lokomotive entgegen, brachte sie durch Lichtsignale zum Stehen und rettete dadurch sechs Personen das Leben. Der Lenker eines vollbesetzten Personenwagens hatte nämlich zu spät das rote Licht der niedergehenden Bahnschranken bemerkt und war in voller Fahrt gegen die Barriere gefahren. 300 Meter vor dem herannahenden Zug blieb das stark beschädigte Fahrzeug mitten auf den Gleisen stehen. Die sechs- Insassen des Kraftwagens, die teilweise verletzt wurden, waren infolge des Schocks nicht ln der Lage gewesen, den gefährdeten Wagen zu verlassen.
Wie wird das Weiter?
Aussichten bis Freitagabend: Am Donnerstag wechselnd zum Teil stärker bewölkt mit vereinzelten leichten Niederschlägen. Tagestemperaturen um 10 Grad, mäßige südwestliche Winde. Nächtliche Tiefsttemperaturen um 3 Grad. Am Freitag wieder Wetterberuhigung.
Svend Fleuron
Ming und der Rattenkönig
Wie ein weißer Strich mit einem schwarzen Klumpen am Ende huschte das Hermelin in einer Ackerfurche dahin. Es hielt häufig inne, hob sich •uf die niedrigen Vorderläufe und reckte einen kleinen Kopf, der ganz oben am Ende eines lan- ® en > schlanken Halses saß, in die Höhe. Die klei- hen nachtdunklen, aber spielenden Augen forschten in der Runde, während die rattenhaften Ohr- klptel horchten. Seine Jagdwechsel liefen strek- kenlang am Fuß der Zäune dahin, und es wäre stockdunkel gewesen, wenn Ming nicht hier und aa ,*h r e Aus- und Einstiegröhren gehabt hätte.
Mings Jagdgebiet gehörte zu einem Gut, dessen Herrenhaus unten hinter den Hügeln zwischen einigen kleinen Seen lag. Die Abflüsse die- »er Seen trieben eine Wassermühle. Das Haus “Ut seinen Ställen und seiner Scheune war nicht Srcui an sich eine .große Rattenstadt, auch die wi i 6, wo alles K ° rn zur Fütterung vermahlen wurde, zog die leckersüchtigen Nager an. Besser
der Gutsherr kannte Ming den ganzen Be- trieb und nutzte ihn auf ihre Weise. t z °g näher zum Hof und versteckte sich un- dn uf n B]u mentopfstapeln des Gärtners, in den aunklen Geräteschuppen oder unter eingefahre-
cn Schilfbündeln. Von jetzt ab lebte sie aus- «Wießlich von Ratten.
v , . Tages um die Zeit, als der große Guts- i»t * ie ° Mittagruhe hielt und die Mühlsteine ihre _i?. ,ii Bmd rehung machten, schoß das Hermelin ejjX 1 * die Mühle hinein und hinter einige . Gleich darauf schoß eine große Ratte her- o ?' „ e fing an zu schreien, und in der nächsten nrnfl 111 , sa ® Ming ihr im Nacken, biß sich fest, nmcU 1 ® den Rat tenhals mit den Vorderbeinen und tr n . par ™te den Rücken mit den Hinterläufen, der c, a ü erte nur ein en Augenblick, dann hatte kinrrf^ e ”Idieb sein letztes Urteil angerichtet, er
Mirf ai ’ f . die Seite, wurde schlaff und verendete. mar*!* 8 nörte ein Trampeln auf dem Boden, laa«r w er keine Miene, die Ratte fahren zu BencP' , !t kräftigem Ruck schleppte sie die dno „i ™°kwärts durch das Loch hinaus, durch
Ein ® herein gekommen war.
Eine R P *t? r ^ age s Pät er zeigte sie sich wieder. versf 4 r atte J * la * > zu schreien an. und kurz darauf tt 0 i, CT vJf and sie mit jener im Maule. Sie trug sie
wie ein Jagdhund einen Fuchs.
Soviel sah der Müllergeselle am Tage.
Des Nachts aber ging es ärger zu, und namentlich in einer Nacht, als eine Schlacht zwischen Ming und dem großen Rattenkönig ausgetragen wurde. Sie begegneten sich auf einem Balken. Ganz zufällig. Und damit war der Kampf unausbleiblich, wenn nicht der eine vor dem anderen flüchten wollte. Aber daß es gerade ein Balken war, gab Ming Aussichten auf den Sieg.
Der Rattenkönig war ein großgliedriger, kräftiger Teufel, im besten Alter, mit einem Fell braun und schimmernd, wie bei einem Baummarder. Er schwoll von Mut und Kraft und konnte mit Leichtigkeit eine Handvoll Hermelin umrennen. Sein Kampfgeschrei verkündete scharfgeschliffene Mordwaffen. Schon allein das zischelnde Pfeifen, das hin und wieder zwischen den Vorderzähnen hervordrang, war darauf gerichtet, zu warnen. Ehe er es sich aber versah, hatte er einen Biß quer über der Nase, wodurch Ming sich sogleich gegen die langen Messerzähne ihres gefährlichen Gegners gesichert hatte.
Was aber unfehlbar wirkte, das war des Wiesels blitzschneller Griff, mit dem es sein Opfer über den Balkenrand warf, so daß es die Ratte unter sich baumeln hatte. Hier zappelte sie sich das Leben aus den Knochen. Draußen wirbelte der Schnee. Der Fuchs hungerte. Ming litt keine Not — große Rattenschlachten wurden ausgetragen in den Winternächten unterm Schweinekoben. Und für die Ferkel gab es Freßruhe und Schlaf.
Stubenvögel während der Zugzeit
Manchem Vogelfreund dürfte In den Herbstmonaten das sonderbare Verhalten seiner Lieblinge aufgefallen sein. Da hören sie frühzeitig auf zu singen. Sie fressen nicht mehr wie früher, sitzen dick und aufgesplustert auf den Sitzen und manche gehen ein. Dies ist die Zeit während des Vogelzuges, der die uralten Instinkte in ihnen wachruft, die sie zwingen fortzuziehen. Besonders die noch nicht lang im Käfig befindlichen, die sogenannten Wildlinge, leiden sehr darunter. Was muß nun der Vogelfreund tun, um sich und die Vögel vor Schaden zu schützen?
Vor allem soll in dieser Zeit peinliche Sauberkeit im Käfig herrschen. Einmal mehr den Käfig gereinigt ist besser als zu wenig und vor allem müssen die Vögel täglich frisches Trink- und Badewasser erhalten. Um den Vögeln viele vitaminreiche Nahrung zuzuführen, soll ihnen Jeden Tag frischer Samen verabreicht werden von Salat. Wegwarten. Disteln usw. Die Samen sollen diese mitsamt den Stengeln an den Käfig gesteckt werden, so wie man sie vom Felde holt. Dadurch bleiben die Vögel nicht nur gesund, sondern werden auch abgelenkt und vergessen dadurch Ihre Gefangenschaft. Weiterhin ist es zweckmäßig, in dieser Zeit die Käfige mit einem dunklen Tuch zu verhängen, besonders abends beim Lampenlicht, damit die Vögel Ruhe haben. Bei solchen Vögeln, die in der Gefangenschaft geboren wurden, z. B. Kanarienvögeln, ist dies
Hans Reimann
Ordnet eure Bücher neu!
Die meisten Bibliotheken sind falsch angelegt. Das Sortieren nach einem originellen Gesichtspunkt lohnt sich. Durch Zufall bin ich da hineingeraten. Und weil es klappte, wurde ich von Hand zu Hand gereicht. Bei einer steinalten Baronin fing ich an — bei einer schöngeistigen Exzellenz hörte ich auf. Zunächst mal verwarf ich die üblichen Methoden und rangierte die Bestände nicht nach dem Abc oder nach der Größe und auch nicht nach Stoffgebieten. Die Bibliothek der Exzellenz, eines Haudegens, hatte, als ich von dannen zog. etwas Wildes, Dramatisches.
Denn alles, was nicht zusammengehörte, das reihte ich aneinander. Stefan George an Edgar Wallace. Ganghofer an Brecht. Hemingway an Bonseis. Villon an Mörike. Exzellenz waren hingerissen. Die Bibliothek der Baronin dagegen erhielt eine zu dem ehestifterischen Wesen der antiken Dame passende Note. Paarweise ließ ich sie aufmarschieren, halb männlich, halb weiblich: Wilhelm Busch und Gertrud von le Fort. Sartre und die Undset, Eichendorff und Agatha Christie, Nietzsche und Vicki Baum. Und langten die Autoren nicht, so’ griff ich zu den von ihnen geschaffenen Figuren und kopulierte beispielsweise Raabes „Hungerpastor“ mit Kathleen Winsors „Amber“.
Kinder, ordnet eure Bücher neu!
nicht notwendig, denn bei diesen ist der Instinkt durch die lange Gefangenschaft verlorengegangen. Sie haben sich mit ihrem Los abgefunden. Wenn man die Käflgvögel so behandelt, so kann man sie jahrelang in der Gefangenschaft halten, ohne daß sie darunter leiden M. Fortenbacher
Kulturelle Nachrichten
Die neuen Grabungen im Wanwiler Moos haben nach einer. Meldung des „Aargauer Tageblattes“ (Schweiz) ergeben, daß die Steinzeitdörfer im Raume dieses Moors Land- bzw. Ufersiedlungen und nicht Pfahlbauten waren. Prof. Dr. Emil Vogt, Zürich, der die Grabungen leitet, hält nach den Ergebnissen der Grabungen die Pfahlbau-Theorie für erschüttert. Bei den Grabungen wurden feste Feuerstellen, Holzkonstruktionen sowie guterhaltene, als Bodenbelag benutzte Baumrindenstücke freigelegt.
DeT bekannte schweizerische Neutestamentler Professor D. Dr. Emil Brunner (Zürich) hat einen Ruf an die neue Internationale Christliche Universität in Tokio erhalten, wo er ab Herbst kommenden Jahres drei Jahre lang Vorlesungen über systematische Theologie halten wird.
In den europäischen Staaten leben von den 376 Millionen Anhängern des Islam 3,5 Millionen.
Für den Bücherfreund
Von Mensch und Tier
Walter Kirsch-Medvey, „Fernes Paradies“. Verlag Das Bergland Buch Salzburg, 293 S. — Frank Stuart, „Rauschende Schwingen", Münster Verlag Reutti bei Neu-Ulm, 230 S.
In „Fernes Paradies* erzählt Walter Kirsch- Medvey eine Fülle von Jagderlebnissen in drei Ländern. Neben prachtvollen Tierschilderungen kommt auch die Natur und der Mensch dieser Gegenden nicht zu kurz. — Mitten in die Welt der uns wenig bekannten Wildenten führt Frank Stuart in seinem Buch „Rauschende Schwingen“. Man erlebt den Zug der Enten aus dem Süden Frankreichs bis zu ihrer sommerlichen Brutstätte im Lande der Mitternachtssonne und verfolgt mit Spannung den Rückflug. deT vor dem drohenden Winter angetreten wird. - Kr «