HEIMATBLAT? FÜR STADT UND LAND

CALWER ZEITUNG

DIENSTAG, 4. NOVEMBER 1952

ÜBERPARTEILICHE TAGESZEITUNG

8. JAHRGANG / NR. 216

Tito verteidigt in Agram Rechte der geschlagenen Nationen

Der Marschall fordert Wiederherstellung der deutschen Einheit

AGRAM. Marschall Tito verteidigte ge­ltem die Rechte der kleinen and der geschla­genen Nationen, als er vor dem Kongreß der kommunistischen Partei Jugoslawiens in Agram einen langen Rechenschaftsbericht ver­las. Er kündigte gleichzeitig an, daß die ju­goslawischen Kommunisten zu einer engeren Zusammenarbeit mit den sozialistischen Or­ganisationen des Westens bereit sind.

Auf dem zweiten Parteikongreß seit dem Bruch Jugoslawiens mit Moskaü wandte Tito sich gegen eine imperialistische Politik der Großmächte in Ost und West und gegen die Aufteilung der Welt in Interessengebiete. Er nannte Deutschland, Österreich. Triest und Korea als Beispiele für die schweren Folgen derimperialistischen Konzeption, die bei den Konferenzen in Teheran. Jalta, Moskau und Potsdam befolgt worden sei.

Er forderte die Wiederherstellung der deut­schen Einheit und erklärte, die imperialisti­sche Aufteilung deutscher und polnischer Ge­biete zugunsten der Sowjetunion müsse re­vidiert werden. Dabei müßten die nationalen Interessen Deutschlands und Polens den Aus­schlag geben.

Tito hält eine Zusammenarbeit zwischen der kommunistischen Partei Jugoslawiens und der internationalen sozialistischen Bewe­gung für möglich. Er sagte jedoch, daß die Partei der Bewegung gegenwärtig nicht bei­treten könne, da über wichtige Fragen große Meinungsverschiedenheiten bestehen. Die bis­herige jugoslawische Volksfront, die künftig den NamenSozialistischer Bund des arbei­tenden Volkes Jugoslawiens tragen soll, wird wahrscheinlich hauptsächlich für den Kontakt zwischen Jugoslawien und den westlichen So­zialisten sorgen.

Ein kleines Plus für Eisenhower

Es werden doch Prognosen gewagt / Ergebnis hängt von Wahlbeteiligung ab

Wer wird die Küche im Weißen Haus regieren?

Die gesamte Welt erwartet mit Spannung den Ausgang der heutigen Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten. Überall kennt man die Gesichter der beiden Männer, die in das Weiße Haus einziehen wollen. Kaum jemand aber kennt die beiden Frauen, die die Chance haben, die Herrschaft in der Küche des Weißen Hauses zu übernehmen. Die eine der beiden Anwärterin­nen ist Mrs. lfe, die Schwester des Gouver­neurs Adlai Stevenson, die dem demokra­tischen Kandidaten den Haushalt führt. Links geht sie mit ihrer Köchin Ola McLaunin an die Zubereitung eines Kirschenauflaufs, des Lieb­lingsgerichts ihres Bruders Adlai. Rechts Mam i Präsidentschaftskandidaten, die mit ihrem Koch naise, der Lieblingsspeise des Generals, besprich

e Eisenhower, die Gattin des republikanischen William die Zubereitung der Sauce Bear- \ und vorbereitet. rövis: dpa.

"-2 ^

IM

mm

WßiM.

YSSSSsSjV.-V.fXf.

mmm.

WM

mm

ili

Eisenhower und Korea

NEW YORK. Drei amerikanische Institute zur Erforschung der öffentlichen Meinung stel­len gestern fest, daß Eisenhower immer noch größere Chancen habe, zum nächsten amerikanischen Präsidenten gewählt zu wer­den, die Zahl der unentschlossenen Wähler aber noch groß genug sei, um Stevenson gewinnen zu lassen. Das größte Unternehmen, derGallup-Poll, hat seine Voraussage noch nicht bekanntgegeben.

Das Crossley-Institut ermittelte Mitte ver­gangener Woche folgenden Stand: Eisenhower 47,4 Prozent, Stevenson 42,3 Prozent, andere 0,4 Prozent, unentschlossene Wähler 9,9 Pro­zent. Das Ergebnis werde voraussichtlich von der Wahlbeteiligung abhängen, fügte das In- »titut hinzu. Crossley hatte 1948 für Dewey 49,9 und für Truman 44,9 Prozent errechnet.

Der Elmo-Roper-Poll kam zu dem Ergeb­nis, daß Eisenhower noch Anfang Oktober weit in Führung gelegen, seitdem aber Steven­ion ständig aufgeholt habe. Besonders in den

SEOUL. In der Schlacht um die Dreiecks­höhe im Mittelabschnitt der Front in Korea bestimmt weiterhin die chinesische Artillerie das Kampfgeschehen. Frische südkoreanische Truppen waren am Sonntag bis auf den Gip­fel der Höhe gestürmt und verbluteten im Sperrfeuer der chinesischen Geschütze. Die kommunistischen Batterien nahmen dabei keine Rücksicht auf eigene Truppen.

Unterschiedliche Baukosten

< #1*1

«Sit

msmmk:

X'XCvW/i-

mm

i <Vy :

488

Ui günstigsten baut man in Düsseldorf, geht , ®* ne r vom Statistischen Landesamt Hamburg j, eT0 ff entlieh ten Übersicht hervor, in der die Bund * en VOn verschiedenen Großstädten der den v einander gegenübergestellt wer-

, ? swar sind die Baukosten im Vergleich zum Te - * n dem sie durchschnittlich 45 000 RM J etn Reihenhaus mit sechs Wohnungen betru- stioö um mehr als das Doppelte ge-

ÜntD n. 0< * zeigt die Statistik 1952 wesentliche Bdi S » j** 6, ^ ie si< ^ aUs den jeweiligen ört- Trnn 8et * i7 igungen Lohnniveau. Preisgefüge, b s T>ßrtkosten für Baumaterial usw. erge- Am teuersten baut man in Westberlin.

Copyright: dpa.

Städten mit mehr als einer Million Einwoh­ner, die möglicherweise das Ergebnis der Wahl entscheiden könnten, hätten sich mehr Men­schen entschlossen, für Stevenson zu stimmen.

Das Samuel-Lubell-Institut meint, Steven­sons einzige Siegeschance liege darin, viel­leicht die dichtbevölkerten Staaten, die die meisten Wahlmänner stellen, zu gewinnen und auf diese Weise Präsident zu werden, ob­wohl Eisenhower vielleicht mehr Stimmen er­halten werde.

In London ließen sich am Montag nur der liberaleStar und der labour-freundliche Daily Mirror auf Voraussagen ein, die beide auf Stevenson lauteten. Bei dem Londoner Buchmacher Douglas Stuart dagegen ist Ei­senhower mit 4:6 Favorit. Stevenson steht mit 4:5 zu Buch. Nach dem anglo-amerikanischen Wettsystem bedeutet das, daß man sechs Dol­lar auf Eisenhower setzen muß, um vier zu gewinnen, dagegen nur fünf Dollar auf Ste­venson.

Gestern setzten die Südkoreaner ihre An­griffe in diesem Abschnitt fort. Viermal tra­ten sie zum Sturm an, aber jedesmal blieb der Angriff vor den chinesischen Stellungen im Granatwerfer- und Artilleriefeuer liegen. Batterien der UN-Streitkräfte, die am Sonn­tag vor dem Angriff der Südkoreaner das schwerste Trommelfeuer seit dem zweiten Weltkrieg entfesselt hatten, verwandelten am Montag den Gipfel der Dreieckshöhe in eine Trichterlandschaft. Als die Abenddämmerung des Montag hereinbrach, hielten die Kämpfe mit unverminderter Wucht an.

Der Oberbefehlshaber der UN-Streitkräfte in Korea, General van Fleet, erklärte ge­stern, die Truppen der Vereinten Nationen seienvöllig Herr der Lage. Seine Truppen besetzten all das Gelände, das sie zu beset­zen wünschten, und würden fortfahren, die in die Schlacht geworfenen Rotchinesen auf­zureiben.

Bei den Kämpfen im Mittelabschnitt hätten Einheiten der achten amerikanischen Armee den Kommunisten im Oktober 36 285 Ausfälle an Toten und Verwundeten zugefügt. Das ent­spreche etwa drei kommunistischen Divisio­nen.

Auf beiden Seiten guter Wille

KÖLN. Die Delegation der Arabischen Liga will zunächst noch in der Bundesrepublik bleiben und weiterhin mit der Bundesregie­rung über eine Revision des deutsch-israeli­schen Wiedergutmachungsabkommens ver­handeln. Der Leiter der Delegation, der liba­nesische Botschafter in Paris, Ahmed el D a o u k, erklärte gestern in Köln einem dpa-Vertreter,unsere Mission in Deutsch­land ist noch nicht beendet. Wir werden un­sere Sache mit allem Emst vertreten und zu einem Abschluß bringen.

Er sei davon überzeugt, sagte el Daouk, daß auf beiden Seiten guter Wille bestehe und daher doch noch ein Ergebnis erreicht werden würde. Die arabischen Delegierten seien er­freut über das Verständnis, das Vertreter der deutschen Industrie und Wirtschaft der arabi­schen Sache gezeigt hätten.

Die ägyptische Regierung hat der deutschen Bundesregierung eine Note übermittelt, in der schwere Bedenken gegen den Abschluß des deutsch-israelischen Wiedergutmachungsab-

K. H. Nichts hat denkenden Menschen dies­seits des Atlantiks den Präsidentschaftskan­didaten Eisenhower so desillusioniert wie seine unverantwortlichen Bemerkungen über den Koreakrieg. Wenigstens der Korea-Krieg ist doch ein Thema, über das der General in­formiert sein müßte, wie groß auch seiner in der Tat beträchtliche Ignoranz in poli­tischen und wirtschaftlichen Fragen sonst sein mag.

Zuerst deutete er an, die Südkoreaner wür­den ihrer Aufgabe nicht gerecht; sie könnten und sollten an die Stelle amerikanischer Trup­pen rücken. Nun, es ist nicht wahr, daß die Südkoreaner nicht voll eingesetzt seien; ihr Beitrag nimmt ständig zu.

Dann versprach Eisenhower, er würde einen intelligenten und ehrenhaften Weg finden, um die tragische Liste amerikanischer Gefal­lener in Korea zu beenden. Nunmehr hat er erklärt, er werde, falls er Präsident wird, persönlich nach Korea gehen, um zu sehen, was zu tun sei.

All das ist Stimmenfang auf niedrigstem Niveau und sticht unerfreulich von Steven­sons robuster Erklärung ab:Ich will mit Krieg und Frieden keine Wahlpolitik machen. Unsere Soldaten kämpfen in Korea, damit sie nicht in Alaska, Spokane oder Omaha kämp­fen müssen. Sie werden aus Korea zurück­kehren, so schnell es unsere nationale Sicher­heit gestattet. Was mich angeht, so bedauere ich den Vorschlag, sie eher zurückzuholen. Der Koreakrieg läßt sich nicht durch einen Trick beenden wie der General sehr wohl weiß.

Inzwischen liegen keinerlei Anzeichen dafür vor, daß der Koreakrieg seinem Ende zugeht. Die UN-Streitkräfte einschließlich der Süd­koreaner haben Verluste in Höhe von 350 000 Mann erlitten, davon 50 000 Gefallene. 130 000 Mann Verluste sind seit dem Beginn der Waf­fenstillstandsverhandlungen zu verzeichnen. Die feindlichen Streitkräfte sind jetzt etwa eine Million stark, davon zwei Drittel Chinesen. Die UN-Streitkräfte sind ebenfalls verstärkt worden, und das UN-Oberkommando ist zu­versichtlich, einer größeren Offensive begeg­nen zu können.

Die Gruppierung der UN-Streitkräfte und ihre Stärke können aus naheliegenden Grün-

/ Ägyptische Note überreicht

kommens geltend gemacht werden. Die ägyp­tische Regierung stellt darin fest, daß der Staat Israel mit Hilfe der deutschen Indu­strie ein wirtschaftliches Übergewicht im na­hen Osten erhalten werde. Ägypten bitte da­her die Bundesregierung, das vorgesehene Ab­kommen zu überprüfen.

Ägypten weist auch auf die Tatsache hin, daß sich der Staat Israel mit den arabischen Ländern noch im Kriegszustand befinde und daß die Bundesregierung durch ihren Ver­trag einennoch kriegführenden Staat be­günstige.

Konkurrenz-Angebot

Sowjetzone schaltet sich ein KAIRO. Unter Ausnutzung der zwischen der Bundesrepublik und den arabischen Ländern entstandenen Meinungsverschiedenheiten über das deutsch-israelische Wiedergutmachungs­abkommen hat die Sowjetzone Ägypten am Sonntag angeboten, Maschinen im Werte von etwa 14 Millionen Dollar zu liefern.

den nicht veröffentlicht werden; aber die Tat­sache, daß die Streitkräfte für ausreichend gehalten werden, um eine größere Offensive von einigen 70 Divisionen abschlagen zu kön­nen, zeigt das gewaltige Ausmaß, in dem sich die Vereinten Nationen dort gebunden haben. Das ist kein kalter Krieg. Das i s t der dritte Weltkrieg, gegenwärtig auf ein bestimmtes geographisches Gebiet beschränkt.

Es geht darum: haben die demokratischen Nationen den Willen und die Entschlossenheit, das Eingeständnis zu verweigern, daß eine nackte Aggression sich lohnt, oder nicht?

Die Intervention der Vereinten Nationen in Korea wird später vielleicht einmal als ein Wendepunkt in der Geschichte angesehen wer­den; im Augenblick ist es schwer, den Wald vor lauter Bäumen zu sehen; aber in kom­menden Zeiten wird der große Dienst, der mit dem Eingreifen in Korea der internationalen Ordnung erwiesen wurde, sicher erkennbar sein.

Sollte der nächste Präsident der USA Gene­ral Eisenhower sein, so kann man mit größter Zuversicht prophezeien, daß er, wenn er ein großer Präsident sein soll, viel Zeit wird da­mit verbringen müssen, einige der Stand­punkte aufzugeben und einige der politischen Linien zu verlassen, die er einnahm, um Stimmen zu fangen.

Tsdiuikow-Protest abgelehnt

BERLIN. Die alliierten Hohen Kommissare haben gestern den Protest des Vorsitzenden der sowjetischen Kontrollkommission, Armee­generals Wassilij Tschuikow, gegen die von ihm alsSpionage- und Terrorzentralen be- zeichneten antikommunistischen Organisatio­nen Westberlins alsunbegründet zurückge­wiesen.

Die Westberliner Kampfgruppe gegen Un­menschlichkeit, der Untersuchungsausschuß freiheitlicher Juristen, die Vereinigung politi­scher Ostflüchtlinge, das Ostbüro der CDU und die ZeitungTelegraf seien Organisa­tionen, die, von Deutschen selbst gebildet, nur die Interessen des deutschen Volkes wahr­nähmen, stellen die Hohen Kommissare in ihrer Antwort fest.

Weihnachtszulagen

STUTTGART. Die Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (OETV) hat am Montag den in mehrfachen Verhandlun­gen erzielten Vereinbarungen mit den Ge­meinden, den Ländern und dem Bund über die Weihnachtszulagen für Arbeiter und An­gestellte im öffentlichen Dienst zugestimmt.

Danach bekommen ledige Arbeiter und An­gestellte beim Bund und bei den Ländern je 30 DM. die Verheirateten 50 DM Bei den Gemeinden betragen die Zulagen 40 und 60 DM. Für jedes zuschlagsberechtigte Kind kom­men zusätzlich 15 DM zur Auszahlung. Ter­min ist der 1. Dezember

9577 Gemeinden wäh en

hf. BONN. Am 9. November werden in den Ländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland- Pfalz und Niedersachsen die Vertretungen von 9577 Gemeinden und von einigen hundert Kreistagen neu gewählt. Die drei Länder ha­ben zusammen rund 23 Millionen Einwohner, von denen etwa 15,5 Millionen wahlberechtigt sind. Etwa Zweidrittel der 9577 Gemeinden sind Dörfer bis zu 1000 Einwohnern Von den Großstädten über 100 noo Einwohnern liegen 23 in Nordrhein-Wesi falen 6 in Niedersach­sen und 1 in Rheinland-Pfalz.

Blutige Matenalsdiladiten

Trommelfeuer Angriffe und Gegenangriffe Schwere Ansfälle

Araber-Delegation verhandelt weiter